Lebenslinien von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 131: Zeit des Erwachens ------------------------------- Lebenslinien Kapitel 131 Autor: Herzfinster Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ Der Kyuubi warf den Kopf in den Nacken und atmete keuchend. Langsam beruhigte sich der Fluss seines Chakra wieder und das erdrückende Gefühl schwand. Sasuke beobachtete dies irritiert. Er war sich nicht sicher, was dort geschah. Gerade eben hatte er den Kyuubi noch so stark gespürt, und nun war sein Chakra beinah verschwunden, so als hätte er gerade einen harten Kampf ausgefochten und keine Kraft mehr übrig. Der blonde Junge erhob sich nun langsam. "Lästiges Menschenkind...", schimpfte er und kam nun auf Sasuke zu. Die roten Augen wirkten glanzlos und seine ganze Erscheinung sehr erschöpft. "Und du bist der Nächste..." "Was meinst du damit?", fragte der Shinobi und rutschte in den Schatten des Baumes. Der Kyuubi leckte sich das Blut von den Lippen. Das Ganze wurde ihm zu dumm. Er packte Sasuke am Knöchel und schleifte ihn hinüber zu der Stelle, an der Naruto seinen Mantel hatte fallen lassen. "Warte nur... Ich hänge dich hier an einen Baum und verkaufe deine Haut an einen Pergamentmacher. So bist du vielleicht einmal auch zu etwas nütze...", knurrte er. Als er sich bückte um die Sachen aufzuheben, trat Sasuke ihm mit aller Kraft in die Kniekehle. Der andere Junge ging in die Knie und ließ ihn reflexartig los. Doch Sasuke hatte nicht damit gerechnet, um wie viel schneller der Kyuubi war. Kaum stand er wieder auf den Beinen, da traf ihn Narutos Tasche mit voller Wucht mitten im Gesicht. Sasuke strauchelte und schon hatte der Kyuubi ihn wieder am Kragen gepackt und schlug mit bloßen Fäusten auf ihn ein. Beide Jungen stürzten zu Boden. Wie zwei Schuljungen rangen sie mit einander. "Du musst dir selbst helfen, Naruto." Erschrocken blickte er sich um. Wo war diese Stimme her gekommen? "Hallo?" Narutos Herz schlug plötzlich schneller. Da war jemand. Irgendjemand, der mit ihm sprach. Und der seinen Namen kannte. Doch es war nicht Sasuke gewesen, der da gesprochen hatte, da war er sich sicher. "Solange du hier drin bist, kann dir niemand helfen, außer dir selbst", antwortete die Stimme. Es war eine Männerstimme. Und sie kam ihm irgendwie bekannt vor... "Wer ist denn da? Hol mich hier raus!", rief Naruto. "Das kann ich nicht. Nur du kannst das." Naruto verstand das nicht. "Aber..." "Diesen Raum hast du selbst dir geschaffen. Wenn du es willst, dann kannst du dich auch befreien! Lass dich nicht von dem Kyuubi hier einsperren!" Von dem Kyuubi? Dann waren diese Hände...? "Soll das heißen... was hier passiert, ist mein Wille?" Wenn das so war, dann hatte er die Macht, sich aus dieser Situation zu befreien. Doch im Augenblick konnte er sich nicht bewegen. Also brauchte er Hilfe. Da ging ihm ein Licht auf. Naruto schloss die Augen. Er sammelte alle Konzentration und stellte sich vor, wie er nicht hier am Boden lag, sondern in einer Ecke des Raumes stand. Keine Erde lag auf ihm. Keine Hände hielten ihn fest. Er stand aufrecht auf beiden Beinen, frei sich zu bewegen und frei zu entkommen. Als er die Augen wieder öffnete, sah er sich selbst dort liegen, halb begraben und bewegungsunfähig. Kurz blickte er sich irritiert um. Hatte er das wirklich nur durch seine Vorstellung geschafft? Naruto betrachtete seine Hände. Er war wirklich hier. "Ich hab´s geschafft...", murmelte er zu sich selbst. "Schnell, du musst diesen Raum verlassen, Naruto!", unterbrach die fremde Stimme seine Gedanken. Jetzt hatten auch die vielen Hände gemerkt, dass der Junge ihnen entkommen war. Sie tauchten in die Erde ab und reckten sich dicht um ihn herum wieder empor. "Das könnte euch so passen..." Den schneeweißen Fingern waren Krallen gewachsen, die sich wie Nägel in Narutos Fleisch schlugen. Lange Arme wuchsen aus den Wänden links und rechts von ihm, schlossen sich um seinen Körper und pressten ihn in die Ecke. "Nein, loslassen!", schrei Naruto, doch er war erneut gefangen. Die Hände begannen nun an seinem Körper zu ziehen, genauer gesagt an seinen Knöcheln. Sie wollten ihn in die Erde hinab ziehen, aus der sie gekommen waren. Panik stieg in ihm auf. Dieses Mal würde er sich nicht so leicht befreien können, das wusste er. Dieser Ort würde zu seinem Grab werden. Endgültig. "Hilfe... Hilfe!" Sasuke wurde von seinem Gegner mit dem Gesicht in die weiche Erde gedrückt. Die Zähne des Kyuubi senkten sich in seinen Nacken, rissen wild an der weißen Haut. Der Junge bekam ihn an den Haaren zu fassen und zerrte mit aller Kraft daran. Der Kyuubi ließ ihn los und Sasuke schaffte es, ihn abzuschütteln. "Verfluchter Bastard...", spuckte der blonde Junge ihm entgegen. Sasuke lief rückwärts, ein Kunai in der Hand. Der Kyuubi hockte auf allen Vieren da und sein Blick huschte unkonzentriert zwischen Sasuke und einem imaginären Punkt vor sich hin und her. Es war fast so, als könne er noch einen weiteren Gegner sehen, der für den Shinobi aber unsichtbar blieb. Knurrend leckte sich der Fuchs das Blut von den Zähnen. Die roten Augen fixierten Sasuke. Dieser erwiderte den Blick lauernd. Er fühlte sich wie damals, als Lee ihn kurz vor der Chuu-Nin-Prüfung verdroschen hatte. Dieses Wesen war viel schneller und stärker als er selbst, da machte Sasuke sich nichts vor. "Ihr beiden Gören seid ganz schön lästig", meinte der Kyuubi dann und preschte plötzlich los. Bis zum Knie war Naruto schon im festen Untergrund versunken und die Hände zerrten immer energischer an seinen Kleidern, an seinem Körper, drückten seine Schultern nach unten. Naruto versuchte mit den Fingern an den Wänden Halt zu finden, doch das feine Netz der Wurzeln konnte sein Gewicht nicht tragen. "Du hast die Kraft, dich zu befreien", hörte er wieder die fremde Stimme, doch die Worte kamen ihm naiv und scheinheilig vor. "Verdammte Scheiße!", brüllte er zurück, "Sieht das vielleicht so aus, als könnte ich mir selbst helfen!" Fingernägel kratzten durch sein Gesicht. "Halt dich nicht an deiner menschlichen Form fest", erwiderte die Stimme mit einer Selbstsicherheit, wie Naruto sie noch nie in einer Stimme gehört hatte. Dieser besondere Klang ließ ihn für einen Moment verstummen. "Was... Was soll ich denn tun?", fragte er leise. Was sollte das heißen, seine 'menschliche Form'? Sollte er sich etwa in etwas anderes verwandeln um zu entkommen? Aber klar doch, wieso auch nicht? Immerhin hatte er es auch geschafft, sich auf der anderen Seite des Raumes einen neuen Körper zu schaffen. Naruto schloss die Augen. In was konnte er sich verwandeln, damit die Hände ihn nicht mehr festhalten konnten? In seinen Gedanken nahm eine unbestimmte Form Gestalt an. Es war ihm unmöglich, sie wirklich zu beschreiben. Es war keine wirkliche Form, eher eine Art Bewegung. Leuchtend, schwebend, flatternd. Naruto spürte, wie seine Hände zu dieser Bewegung wurden, seine Arme, seine Beine, wie sein ganzer Körper sich aufbäumte und zu Licht wurde, zu Nebel, zu einem Ton. Dieser Ton erfüllte sein ganzes Bewusstsein. Ein anhaltender, warmer Ton. Naruto fühlte sich, als wäre er nie etwas anderes gewesen, als dieser Ton. So als sei er von Anfang an dieser Laut gewesen, der jetzt durch seine Gedanken strich. Die Hände spürte er nicht mehr. Auch nicht die kalte Erde. Nicht einmal mehr seinen Körper konnte er spüren. Naruto fühlte sich, als sei er ein Tuch, das der Wind in den Himmel hinauf wirbelt. Und gleichzeitig fühlte er sich wie eine dünne Membran, welche die ganze Welt umschloss. Es war ein wunderbares Gefühl, doch es hielt nur einen Moment lang an. Als er die Augen wieder öffnete, kniete er in dem Loch, welches er in die Wand gegraben hatte. Ein kühler Schauer strich über seinen Körper und alle Empfindungen kehrten zurück. Naruto blickte über seine Schulter zurück. Die Hände lagen schlaff über einander, wie verwelkte Blumen. Nur vereinzelte Exemplare richteten sich wieder auf und krochen auf ihn zu. "Schnell! Komm hier durch!", hörte er nun wieder die fremde Stimme. Jedoch erklang sie nicht mehr in seinem Kopf, sondern unmittelbar vor ihm. Eine weitere Hand ragte ihm aus dem Loch entgegen. Doch es war kein porzellanweißes, unwirkliches Glied, sondern eine lebendige menschliche Hand. Ohne darüber nachzudenken ergriff Naruto sie. Mit einem Ruck wurde er durch die Wand gezogen. Der Baum zerbarst wie in einer Explosion. Splitter flogen Sasuke ins Gesicht als er sich gerade noch unter dem Schlag des Kyuubi wegducken konnte. Der Fuchs schien seine Kraft wiedergefunden zu haben. Er hetzte den jungen Shinobi wie ein Tier durch den Wald, jagte ihn mal in die eine, dann in die andere Richtung. Sasuke konnte ihn nicht angreifen. Der Kyuubi war zu schnell für ihn und seine stärkeren Jutsu hätten ihn wohlmöglich ernstlich verletzt – vorausgesetzt, er bekam die Chance, zurückzuschlagen. Doch er konnte Naruto nicht wie einen Feind angreifen. So versuchte er, den Kyuubi wenigstens auf Abstand zu halten. Doch gleich, was Sasuke auch versuchte, der Fuchs schien schon von vornherein zu wissen, welchen Schritt er als nächstes tat. Ihm war, als kenne der Kyuubi seine Technik in und auswendig. Eine Sekunde lang schwebte Naruto frei im Nichts, körperlos und ohne Kontur, dann setzte sich sein Körper wieder in seiner ursprünglichen Form zusammen. Er landete auf einem Steinboden, so als hätte ihn jemand dort abgesetzt. Der Ort kam ihm bekannt vor, doch er war sich sicher, noch nie hier gewesen zu sein. Naruto stand in einem Korridor, kalt und zweckmäßig wie in einem Hospital. Neonröhren spendeten in regelmäßigen Abständen Licht von der Decke aus. Die Wände waren mit einer abwaschbaren Farbe angestrichen worden. Alles war grau in grau. Es gab keine Fenster und auch keine Türen. Naruto blickte sich um. Nur wenige Meter des Ganges waren beleuchtet. Der Rest lag in Dunkelheit. Er fand nicht, dass sich seine Situation bedeutend verbessert hatte. "Und jetzt...?" "Du musst erwachen." Keuchend suchte Sasuke Halt an einem dünnen Ast um nicht von dem Baum zu stürzen, auf den er sich gerade gerettet hatte. Der Kyuubi zog sich ein Shuriken aus der Schulter als wäre es nicht mehr als ein Splitter und warf es hinter sich. "Warum machst du es uns beiden so schwer?", rief er zu Sasuke hinauf. Sasuke konnte sehen, wie sich die Wunde wieder schloss. Mit jeder Minute, die er die Kontrolle über Narutos Körper hatte, schien seine Kraft zuzunehmen. "Du hast keine Ausdauer, Mensch. Euer Hokage, der Yondaime, der war ein angemessener Gegner für mich. Aber du? Wenn ich nicht in diesem jämmerlichen Körper eingesperrt wäre..." Mit zwei Sprüngen saß er auf dem Ast über Sasuke. "Ich würde dich auf einer Kralle aufspießen und von dir würde nichts übrig bleiben." Hektisch sah sich Naruto nach dem Besitzer der Stimme um. "Wo zur Hölle bist du? Jetzt zeig dich endlich und hör auf, mir ständig solche schwammigen Anweisungen zu geben!" Dann sah Naruto jemanden im Schatten am Ende des Ganges stehen. Er war sich nicht sicher, ob die Person die ganze Zeit schon dort gestanden hatte oder erst jetzt auftauchte. "Es tut mir Leid. Mehr konnte ich nicht für dich tun", sagte der Mann, "Dieses Zimmer war unzugänglich für mich. Du musstest es aus eigener Kraft verlassen, es verlassen wollen." Ja, das war eindeutig die Stimme, welche die ganze Zeit schon zu ihm sprach. Naruto trat einige Schritte auf ihn zu. "Wer bist du?" Als der Mann nun in das Licht der Neonröhren trat, blieb Naruto stehen. "Scheiße..." Kyuubis Faust traf Sasuke frontal im Gesicht. Etwas knackte in seinem Ohr und er konnte sich nicht mehr halten. Rückwärts fiel er von dem Ast, auf dem er gekniet hatte. Der Kyuubi nahm seinen Platz ein und hielt den fallenden Jungen am Knöchel fest. "Du bist nicht mal als Spielzeug zu gebrauchen...", meinte er zu dem nun kopfüber wie ein Fisch am Haken baumelnden Shinobi. Sasuke stöhnte und tastete die geschlagene Stelle ab. Irgendetwas in seinem Gesicht war gebrochen, doch er konnte nicht genau bestimmen, wo. Der Schmerz war überall. "Du weißt also, wer ich bin?", fragte der Yondaime und blickte auf seinen Sohn herab als wüsste er nicht, wie er reagieren sollte. Naruto wusste dies ebenso wenig. Er schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. "Was machst du hier? Ich meine... – du bist tot! Und nun... Nun..." "Naruto..." "Nein!" Der Junge deutete mit dem Zeigefinger auf seinen Vater. "Nein... Wenn du jetzt denkst, ich akzeptiere das einfach so, dann bist du auf dem Holzweg... Vater!" Minato lächelte ihn schuldbewusst an. "Ich verstehe dich. Du hast jedes Recht, wütend auf mich zu sein." Schnaufend winkte der junge Shinobi ab. "Ich bin nicht wütend. Doch, ich bin es – ach, was weiß ich... Das ist alles so – hast du eine Ahnung, was ich durchgemacht habe?!" Der Yondaime legte eine Hand auf Narutos Schulter. Narutos Blick ruhte auf der Hand seines Vaters. "Ich hätte dich gebraucht...", meinte er leise. "Ich weiß", erwiderte Minato, "Ich wollte dich nicht allein zurücklassen." Das Licht über ihnen flackerte. "Naruto, wir haben keine Zeit über die Vergangenheit zu reden. Du musst zurückkehren." Der Junge hob den Blick. "Ich hab so viele Fragen an dich." Minato nickte verstehend. "Nicht dieses Mal, Naruto." "Und wann dann?" Enttäuschung überkam ihn. Jetzt begegneten sie einander endlich und sein Vater wollte ihm nicht Rede und Antwort stehen. "Ich bin immer hier, wenn du meine Hilfe brauchst." "So lasse ich mich nicht abfertigen!" "Naruto. So Leid es mir tut, doch das geht jetzt nicht." Naruto verstummte. "Du musst zurück, sonst wirst du es bereuen. Du wirst gebraucht." Was sollte das denn schon wieder heißen? Wieso konnten sich die Erwachsenen nicht klar ausdrücken? "Wer braucht mich denn schon?", gab Naruto patzig zurück. Minatos Blick wurde ernst. "Dein Freund braucht dich." Jetzt fiel es Naruto wieder ein. "Sasuke?" Minato nickte abermals. "Wenn du nicht zurück gehst, wird der Kyuubi ihn töten. Und er wird die völlige Kontrolle über deinen Körper gewinnen, sodass du nie wieder zurück kannst." Naruto fühlte sich plötzlich schuldig so kindisch reagiert zu haben. "Dann zeig mir den Weg." TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)