Liebe? Wer braucht das schon! von Luinaldawen (Ryoki) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Liebe? Wer braucht das schon! Autorin: Luinaldawen Genre: Drama, Romance Pairing: Ryoki Disclaimer: Bis auf die Idee ist nix meins, leider. Vorwort: Diese Short-Fic ist vor fast einem Jahr auf der knapp 10stündigen Rückfahrt von meiner Studienfahrt entstanden, und ich habe jetzt endlich gründlich überarbeitet. Für alle, die die erste Fassung gelesen haben: Entschuldigt das schlechte Ende, diejenigen, die mich kritisiert haben, hatten vollkommen Recht. Deswegen habe ich mir noch mal drangesetzt und gut drei Seiten (je nach Schrift und Schriftgröße) drangehängt. Der Anfang ist allerdings gleich geblieben. Sorry, dass es so lange gedauert hat, bis ich mich dazu aufraffen konnte, aber mir fehlte einfach die Inspiration, aber ich denke, jetzt ist es besser als vorher. An alle anderen: Wie ihr vielleicht schon mitgekriegt habt, ist dies schon die zweite Version. Die erste hatte ein total unrealistisches Ende, das ich bei einer Fanfic die ich irgendwo gelesen hätte, nicht unkritisiert gelassen hätte. Also habe ich diese hier überarbeitet und komplett neu hochgeladen. Ich hoffe, es gefällt euch! Wenn ihr Rechtschreib- und Kommafehler findet, könnt ihr sie gerne behalten ^.^° Nja, viel Spaß beim Lesen. Dat Luina ^.^ ~*~*~*~*~*~* Es war schon später Abend, was in der Millionenstadt Tokyo aber nichts heißen sollte. In Japans Hauptstadt pulsierte das Leben auch die ganze Nacht hindurch, besonders in den Vergnügungs- und Partyvierteln. Gruppen von Jugendlichen streiften scherzend und lachend durch die Straßen, immer auf der Suche nach der nächsten guten Disco, gingen zu einer Party oder ganz einfach zum Karaoke. Verliebte Pärchen schlenderten Arm in Arm umher und flüsterten sich Liebeschwüre in die Ohren, wobei sie die Vorbeieilenden und -torkelnden entweder ignorierten oder gar nicht erst wahrnahmen, was an sich wahrscheinlicher war. Wer aber alleine unterwegs war, suchte nach einem Date für die noch junge Nacht. Immerhin war es Samstag und somit Wochenende und dann auch noch vor Mitternacht. Einige waren erfolgreich, andere weniger, wie ein junger Mann, der ein besonders hübsches Mädchen entdeckt hatte, das alleine an einer Wand lehnte und das Treiben mit kühlem Blick beobachtete. Sofort ging er auf sie zu, kam aber gar nicht erst zu Wort, sondern wurde sofort angefaucht: "Zieh Leine!" "Ein einfaches ,Nein' hätte auch gereicht...", murmelte der Abgeblitzte und verschwand zwischen einer Gruppe Mittelschülerinnen, die ihren Eltern vermutlich mit der Ausrede zum Nachhilfe zu gehen entwischt waren. Das Mädchen kümmerte sich nicht weiter darum, sondern fuhr fort, mit finsterem Blick alles zu beobachten. Aber ihre Gedanken waren ganz offensichtlich woanders. Mit einem abfälligen Geräusch strich sie sich ihr schulterlanges rotes Haar aus dem Gesicht. Sie hasste es, angemacht zu werden. Liebe? Pah! So ein Unsinn! Das endete doch wieder mit Schmerz und dann stand man ganz alleine da. Rika sprach da aus Erfahrung, schließlich blockierte ihre Mutter mal wieder den Fernseher und vernichtete sämtliche Schokoladenvorräte, weil einer ihrer Typen mal wieder Schluss gemacht hatte. Immerhin hatte diese Beziehung diesmal länger gedauert als sonst, nämlich einen Monat. Sonst hatten die Kerle im Wochenrythmus gewechselt. Trotzdem saß Rumiko jetzt im Wohnzimmer und schaute sich dämliche Schnulzen an, während alles voller vollgeheulter Taschentücher lag und, wie schon erwähnt, bald ein neuer Schokoladenvorrat nötig war. Nicht zu vergessen der Wein von dem sie inzwischen wohl schon die zweite Flasche geleert hatte. Rika seufzte. So lief das immer, und sie hasste das. Diese ewige Ich-bin-unglücklich-habt-alle-Mitleid-mit-mir-Tour. Widerlich. Peinlich! Aber wehe, man sprang nicht sofort drauf an, dann wurde es nämlich noch schlimmer. Das war der Grund, warum Rika es sich inzwischen angewöhnt hatte, bei den ersten Anzeichen von Liebeskummer das Weite zu suchen. Sollte sich doch Seiko damit rumärgern, die konnte das besser. ... ~Nicht schon wieder!~ Wieder kam ein Typ auf sie zu und wurde genauso schnell abgefertigt, wie seine zahlreichen Vorgänger. Wie viele waren es inzwischen gewesen? Sie wusste es nicht. Rika wusste, das sie hübsch war, auch wenn sie sich nichts daraus machte. Immerhin wurde es ihr oft genug unter die Nase gerieben. Vor allem, von dem Idioten Ryo, wenn er mal in der Stadt war, was zum Glück nicht allzu häufig war... wirklich zum Glück? Das war eine Frage, die sich die Rothaarige in letzter Zeit häufiger stellte. Wenn Ryo da war, würde sie ihn am liebsten auf den Mond schießen... und wenn er nicht da war, erst recht, eben weil er nicht da war. ~Verdammt, ich will mich nicht verlieben! Und schon gar nicht in Ryo!~ dachte sie trotzig, unwillig sich einzugestehen, das es bereits passiert war. Sie war in ihn verliebt. Und sie vermisste ihn wahnsinnig... diese dunkelblauen Augen, die sie je nach Tagestimmung mal spöttisch, dann wieder freundlich und liebevoll musterten. Jen hatte Rika vor ein oder zwei Wochen mal erzählt, das Ryo voll in sie verliebt sei aber die Rothaarige hatte ihre Freundin nur ausgelacht. Warum sollte Mr. Ich-bin-so-toll-und-ich-kann-jede-haben Ryo Akiyama sich ausgerechnet in sie, die Ice Queen vom Dienst verlieben? Das war lächerlich!! Und selbst wenn... irgendwann würde auch ihre Beziehung - wenn sie denn zustande kam - zerbrechen und Rika würde so enden, wie ihre Mutter. Unglücklich. Einsam. Enttäuscht. Schwach. So war das immer und so würde es immer sein. Also sich lieber gar nicht erst verlieben und deshalb auch nicht verletzt werden. Leider war das so wahnsinnig schwer.... ~Geben die denn nie auf?~ Wieder wurde angesprochen, diesmal waren es zwei Typen. "Hey Süße. Ganz alleine?", fragte der eine, ein großer blondierter junger Mann Anfang 20. Rika verdrehte die Augen. War das nicht offensichtlich? "Lasst mich in Ruhe!", fauchte sie als Antwort und schenkte ihnen einen ihrer kältesten Blicke. Und zwar einen von der Sorte, die sogar Ryo zum Schweigen brachten... aber hier wirkungslos waren. Und den Grund roch Rika sofort, als ihr der kleinere der Kerle näher auf die Pelle rückte. Zumindest er hatte mehr getrunken, als gut für ihn war. Sie rümpfte angewidert die Nase. "Sei doch nicht so, wir sind echt nette Typen oder etwa nicht?" "Darüber lässt sich streiten...", brachte Rika hervor, der langsam etwas mulmig wurde. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, ausgerechnet hierher zu flüchten um sich nicht das Gejammer ihrer Mutter anhören zu müssen. Nervös überlegte sie, wie sie sich aus dieser Situation retten konnte, als eine vertraute Stimme rief: "Hi Rika-chan! Sorry, das ich zu spät bin!" Die Kerle, die Rika angemacht hatten drehten sich verwirrt um. Hinter ihnen stand ein schlanker Jugendlicher um die 18 mit hellbraunem Haar, dessen dunkelblaue Augen sie misstrauisch musterten. Ruhig sagte Ryo: "Lasst meine Freundin in Ruhe und verschwindet!" Der größere, der im Gegensatz zu seinem Kumpel wohl noch einigermaßen nüchtern war, murmelte: "Okay, okay. Viel Spaß noch mit der Kratzbürste." Dann verschwand er mit dem anderen in der partylustigen Menge, die immer noch in unverminderter Zahl unterwegs war. Rika atmete erleichtert auf. Sie hatte mehr Angst gehabt, als sie sich eingestehen wollte. "Alles in Ordnung?", fragte Ryo plötzlich. ~Ach ja, der ist ja immer noch da...~ "Ja... äh... danke." "Kein Problem. Aber warum stehst du hier so alleine rum?" "Was geht dich das an?" Sofort schaltete Rika wieder auf Abwehr, auch wenn sie es eigentlich gar nicht wollte. "Ne Menge! Immerhin musste ich dich gerade vor ein paar Betrunkenen retten, schon vergessen?" ~Wo er Recht hat...~ Irrte sie sich, oder blitzte es in seinen dunklen Augen plötzlich wütend auf? Als Rika nicht antwortete, fuhr Ryo mut deutlich kühlerer Stimme fort: "Weißt du nicht, wie leichtsinnig es ist, hier alleine rumzulaufen? Noch dazu um diese Zeit!" Jetzt war Rika sich sicher. Ryo war wütend. Aber warum? Das war doch nicht seine Angelegenheit. Als sie ihm das auch sagte, reagierte er vollkommen unerwartet. Blitzschnell griff er nach ihren Handgelenken und drückte sie gegen die Wand. "Du weißt es wirklich nicht, oder?" "Lass mich los!" Rika versuchte sich zu befreien, der andere war aber zu stark für sie. "Nein. Du hörst mir jetzt zu! Ich hätte auch einfach weitergehen können, wenn dir das lieber ist, aber ich habe es nicht getan! Verdammt wann merkst du es endlich? Es gibt Menschen, denen du verdammt wichtig bist! Warum lässt du mich einfach nicht an dich heran?" Der letzte Satz klang fast bittend und Rika riss erschrocken ihre violetten Augen auf. Ohne es eigentlich zu wollen stammelte sie: "Ich... weiß es nicht..." Ryo lockerte seinen Griff, ließ sie aber nicht los. Leise fragte er: "Wovor hast du angst?" ~Oh nein, das sagst du ihm nicht!~ "Weil..." ~Klappe! Er wird doch nur über dich lachen!~ "...ich nicht wie meine Mutter enden will..." ~ ... ~ Erst jetzt begriff Rika wirklich, was sie da eigentlich gesagt hatte und sie wich Ryos Blick verlegen aus. Aber er lachte nicht. Als sie ihm schüchtern in die Augen sah bemerkte, das er lächelte. Und zwar auf eine unglaublich liebe Art. "Deine Mutter hat schon wieder mit einem Lover Schluss gemacht?", vermutete er. "Umgekehrt", entgegnete Rika und Ryo murmelte: "Darum bist du also hier..." Rika nickte, woraufhin Ryo seinen Griff um ihre Handgelenke löste, wenn auch nur, um sie vorsichtig in den Arm zu nehmen. "Du bist nicht wie deine Mutter. Und du wirst es auch nie sein. Bitte... öffne dich mir. Ich würde dich nicht im Stich lassen. Niemals." Alles was Rika antwortete war ein abfälliges: "Ja klar. Und jetzt lass mich los, verdammt noch mal!" ~Ich werde niemals jemanden vertrauen! Nie!~ Mit einer ruckartigen Bewegung riss sie sich los und sah Ryo kühl in die wunderschönen Augen... er wirkte verletzt... Ihr Herz begann zu rasen... schließlich hatte er ihr gerade indirekt gestanden, dass... ~Na und?~, schalt sie sich in Gedanken, ~Ich weiß wohl, wo das hinführt!~ Sie durfte es ja in regelmäßigen Abständen live und in Farbe bewundern. Nein danke. Die Typen waren doch alle gleich! Und Ryo sollte bloß nicht denken, dass er mit dieser lächerlichen Liebeserklärung bei ihr durchkam! So etwas wie Liebe existierte einfach nicht und damit basta! Rika wusste wohl, dass Rumikos ,Beziehungen' nur auf eines aus waren: Sex. Und bei einer einsamen, allein erziehenden Mutter rechneten solche Kerle sich eben die besten Chancen aus. Und Rumiko war natürlich so bescheuert, auch noch darauf reinzufallen! Selber schuld! ~Aber ich werde nicht so enden! Niemals, niemals, niemals!~ Sie würde nicht schwach werden! Egal, was ihr Herz ihr sagte, sie war stark! Stark genug um nicht auf den nächstbesten Kerl reinzufallen, der Schwachsinn von sich gab. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und wollte gehen. Ryo hielt sie an der Schulter zurück. "Wo willst du hin?" "Wohin wohl", entgegnete sie ohne sich umzudrehen, "Nach Hause. Mama ist jetzt wahrscheinlich betrunken genug, dass sie es nicht mitkriegt." "Be-betrunken?" Er klang wirklich verwirrt, als bequemte Rika sich zu einer Erklärung: "Sie hat schon die zweite Weinflasche aufgemacht, als ich gegangen bin... vor knapp vier Stunden." Gleichzeitig fragte ein Teil von ihr, warum sie es ihm eigentlich erzählte, es ging ihn schließlich nichts an. Aber er wusste auch so schon genug, da machte diese Einzelheit nichts weiter aus... "Oh..." Verwirrung wandelte sich in Betroffenheit. Rika kümmerte es nicht. "Hast du jetzt bitte die Güte mich loszulassen?" Hatte er nicht. Stattdessen sagte er vollkommen überraschend: "Ich bringe dich nach Hause." Rika fuhr herum. "Was? Ich finde den Weg auch alleine!" "Damit so was wie gerade noch mal passiert? Vergiss es!" Rika war sprachlos. Was bildete der sich ein, wer er war? Nur weil er sich einbildete in sie verknallt zu sein, musste er sich noch lange nicht als ihr Beschützer aufspielen! "Bilde dir bloß nicht ein, dass ich auf dich angewiesen bin! Ich bin bis jetzt immer alleine klar gekommen!" "Das kann ja sein, aber gerade hast du meine Hilfe gebraucht." Treffer, versenkt. Leider musste Rika gestehen, dass er Recht hatte. Es hätte übel enden können, wenn Ryo nicht plötzlich aufgetaucht wäre. Trotzdem. Sie wollte nicht auf ihn angewiesen sein! Sie wollte auf niemanden angewiesen sein! Ryo deutete ihr Schweigen als Zustimmung und nickte zufrieden. Rika gab es auf. Sie würde den Idioten ja doch nicht loswerden... also warum ihn nicht seinen Willen lassen? Besser als alleine mit dem Bus oder der U-Bahn fahren war es allemal. Ihre Entscheidung hielt in etwa solange, bis Ryo sie zu einem roten Motorrad führte und ihr wenig später einen Helm hinhielt. "Hoffen wir mal, dass ich keinen Unfall baue oder in eine Kontrolle fahre...", witzelte er grinsend, worauf Rika lieber nicht antwortete. Stattdessen warf sie der Maschine einen skeptischen Blick zu. Sie war noch nie auf einem Motorrad mitgefahren... plötzlich erschien die Aussicht auf eine Busfahrt doch ganz reizvoll... "Seit wann hast du einen Führerschein?", fragte sie misstrauisch, nur um irgendwas zu sagen. "Einem dreiviertel Jahr. Vergiss nicht, ich werde bald 19. Und unfallfrei bin ich auch noch, keine Sorge." "Seh ich aus, als würde ich mir Sorgen machen?" Das was eine dumme Frage gewesen, wie sich sofort herausstellte. "Wenn ich ehrlich bin... ja. Wenn's dich beruhigt, ich werde vorsichtig fahren." "Das will ich hoffen", rutschte es Rika heraus, bevor sie es verhindern konnte. Das Grinsen ihres Gegenübers wandelte sich in ein leichtes Lächeln als er ihr noch mal auffordernd den Helm entgegen hielt. Wütend über sich selbst nahm Rika ihn und setzte ihn auf. Warum brachte der Typ sie immer wieder dazu, Dinge über sich selbst preiszugeben, die sie nicht einmal sich selbst gegenüber zugab? Sie hatte keine Zeit, weiter über diese Frage nachzudenken, denn kaum war sie ungeschickt hinter Ryo auf das Motorrad geklettert, rief er auch schon: "Halt dich gut fest!", und gab Gas. Erschrocken klammerte Rika sich an den anderen fest und wünschte sich, sie hätte sein Angebot doch ausgeschlagen. ~Verdammt, was versteht der unter ,vorsichtig fahren'?~ Jetzt fuhr er auf jeden Fall schneller als es in der Innenstadt erlaubt war und nahm die Kurven ein wenig gewagter als nötig. Zwischen ihren Gebeten, dass sie diese Höllenfahrt heil überstand schwor sie sich, diesem Lebensmüden vor ihrem Ableben die Quittung dafür zu präsentieren! Endlich, endlich wurden die Straßen leerer als sie die Wohnviertel erreichten und eine halbe Stunde, die Rika am liebsten wieder aus ihrem Leben streichen würde, nachdem sie losgefahren waren hielt Ryo sein Motorrad vor einem traditionell japanischen Wohnhaus an und half Rika grinsend dabei, abzusteigen. Eine Hilfe die sie nur widerwillig annahm, aber sie hatte so wackelige Knie, dass ihr die Aussicht, vor Ryos Nase hinzufallen schlimmer erschien. "War doch gar nicht so schlimm oder?" Rika ersparte sich die Antwort, stattdessen warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu - nachdem sie den Helm abgenommen hatte, versteht sich. Mit einem perfekten Dackelblick legte Ryo den Kopf zur Seite und fragte: "Nicht gut?" "Wenn du das vorsichtig nennst, will ich nicht wissen, wie du normalerweise fährst..." "Ich kann sich ja morgen... ääh heute Nachmittag abholen und es dir zeigen." "Danke, ich verzichte." "Schade. Du... wegen eben... du sagtest, dass du bis jetzt immer alleine klar gekommen bist." "Bin ich auch!" "Das kann sein... aber... warst du dabei immer glücklich? Oder bist du nur alleine klargekommen, weil du keine andere Wahl hattest? So wie ich die Verhältnisse bei dir einschätze hast du nie gelernt, dass man manchmal einfach um Hilfe bitten muss. Korrigier mich bitte, wenn ich falsch liege." Während er das sagte, sah er Rika bewusst nicht an, sondern sah sich neugierig in der dunklen Straße um. Tat er das? "Nein... du hast schon Recht... ich habe bis jetzt nie darüber nachgedacht..." Verwirrt ließ sie sich auf den Bordstein sinken. Ryo tat es ihr gleich, aber mit einem Abstand von gut zehn Zentimetern, wofür Rika dankbar war. Geduldig wartete er, bis sie ihre Gedanken geordnet hatte und fortfuhr: "Aber es ist nicht so, als ob... es Mamas oder Omas Schuld wäre. Es ist einfach so, dass Mama immer so mit sich selber beschäftigt ist, dass ich... dass es keinen Platz für mich gab. Und Oma... sie... gibt sich Mühe, aber... sie ist immer so nachgiebig... immer darauf bedacht, die Harmonie aufrechtzuerhalten..." endlich fand Rika die richtigen Worte: "Mama war immer... schwach. Immer wieder hat sie sich von anderen abhängig gemacht. Ich habe das immer verabscheut. Nie wollte ich so werden wie sie." "Ich verstehe... weil deine Mutter nicht alleine klarkam und immer wieder auf irgendwelche Leute hereinfiel, die ihr Halt boten, sie aber letztendlich nur ausnutzten hast du gelernt, dass nur jemand, der so schwach ist wie sie Hilfe braucht." Das traf es so ziemlich genau auf den Punkt. Unfähig zu antworten, senkte Rika den Blick gen Straße. "Der Einzige, von dem du dir je hast helfen lassen, war Renamon, oder?" Sie nickte. Aber bei Renamon war es auch etwas anderes gewesen... das Digimon war ihr Partner, ihr Freund gewesen. Der Einzige, dem sie wirklich vertraut hatte. Konnte sie Ryo vertrauen? Gut, es war ein wenig spät, um sich diese Frage zu stellen... aber trotzdem... war es ein Fehler gewesen, sich ihm so zu öffnen? "Pfff... wenn ich das gewusst hätte..." Ryo legte den Kopf in den Nacken und sah zu den Sternen hinauf, die man von diesem Viertel aus wesentlich besser sehen konnte, als in der Innenstadt, wo die Lichter niemals erloschen. "Wenn du was gewusst hättest?", hakte Rika nach, als er nicht weitersprach. Mit einem verschmitzen Lächeln sah er sie an und sagte: "Wenn ich gewusst hätte, dass du so ein Problemkind bist, hätte ich mich nie in dich verliebt." Dann wurde er von einer Minute auf die nächste ernst. "Nein... ich wusste schon, worauf ich mich einlasse. Rika... ich gebe ehrlich zu, als wir uns kennengelernt haben, hätte ich dich erst am liebsten auf den Mond geschossen. Immer hast du mir in allem widersprochen, ob du nun im Recht warst oder nicht... und du warst selten im Recht, ob du es wahrhaben willst oder nicht. Aber dann... irgendwann hat sich geändert. Keine Ahnung, wann. Ich glaube, kurz bevor wir D-Reaper fertig gemacht haben... bei den seltenen Momenten, wo du anders warst. Nicht die Digimonqueen, sondern einfach Rika. Ein Mädchen mit einem Haufen Problemen. Naja, und jetzt ist es zu spät. Ich liebe dich einfach... auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es dich nervt..." "Tut es nicht." Mit allem schien Ryo gerechnet zu haben, aber nicht damit. Prompt verlor er das Gleichgewicht und musste sich blitzschnell mit den Armen abstützen um nicht auf dem harten Pflaster zu landen. "Wie?", krächzte er vollkommen überrumpelt. "Du hast mich schon verstanden. Ich muss jetzt reingehen... schauen, wie es Mama geht... Danke, dass du mich nach Hause gefahren hast." "Kein Ding. Und? Was ist jetzt mit heute Nachmittag?" "Nur wenn du nicht fährst wie ein Selbstmörder." "Alles klar. Ich bin gegen... zwei Uhr da, okay?" "Gut. Bis dann... und bau keinen Unfall." Rika stand auf und ging einen Schritt auf das Gartentor zu, aber Ryo hielt sie noch einmal an der Schulter zurück. Mit klopfenden Herzen sah sie in seine blauen Augen, die in der Dunkelheit fast schwarz wirkten. "Werde ich nicht, versprochen." Kurz dachte Rika, er würde sie küssen, dann ließ er sie aber los und setzte seinen Helm auf. Sie konnte spüren, wie er ihr nachsah, als sie auf das dunkle Haus zuging. Vielleicht... war es doch nicht so schlimm, auf andere angewiesen zu sein... ~*~~*~ Owari ~*~~*~ Sooo... ich hoffe, ich habe es diesmal besser hingekriegt. Schreibt mir eure Meinung, okay? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)