Wintersonett von Rakushina (Which dreamed it?) ================================================================================ Konzert V - ##### ME, 2. Satz, Largo accelerando ------------------------------------------------ 𝄡 Babamon hatte meist ihre wirren, aber guten Tage. Ihr Gedächtnis litt etwas – wenn auch nicht so sehr wie das von Jijimon – , aber schließlich wusste jeder, dass sie die Herrin des Schlosses war, daher respektierte jeder sie ohne auch nur einen Hauch von Zweifel. Um Jijimon und Babamon scharten sich nicht so viele Anhänger wie um Sanzomon später, aber das brauchten sie auch nicht sonderlich. Alles was benötigt wurde, besorgte Jijimon. Unimon lebten auf dem Berg zu ihrer Herrschaftszeit, aber ansonsten war es eher still. Kaum zu glauben, dass Babamon zu der Zeit schon Bekanntschaft mit Gennai, seinen Brüdern und den vier Souveränen in Verbindung stand. Babamon hatte ihre wirren, aber guten Tage, war unheimlich streng, besonders zu Tinkermon und verteilte ihre Tadel, dennoch liebte Tinkermon dieses alte Digimon wie eine Mutter, wenn sie denn genau verstehen würde, was eine Mutter war. Ihre guten und ebenso klaren Tage waren selten und ebenso selten, worum es aber nicht schade war, waren Babamons schlechte und wirren Tage. Da stand sie draußen, nachts, bei Wind und Wetter und sie rief wehleidig ins Tal hinunter. „Gänslein! Gänslein, wo seid ihr? Es ist spät, kommt nach Hause! Gänslein! Gäääänslein!“ Aber es kam nie etwas oder jemand. Egal wie laut sie rief. Tinkermon hörte Babamon oft in der Nacht, da ihre Rufe sie aus dem Schlaf rissen. Tinkermon hatte schon jeher einen schwachen Schlaf. Jahre später, als sie endlich Sanzomon war und die Stimmen ihrer Findlinge sie weckten, mit der Bitte das dieser Albtraum vorübergehen sollten, glaubte sie manchmal auch Babamon noch zu hören. Doch Tinkermon konnte Babamon nicht in den Arm nehmen und sie in ihr Bett bringen, dazu musste sie immer Jijimon wecken, dass er dies übernahm. Sie hätte ohnehin auf kein anderes Digimon reagiert. „Wo sind sie nur? Wo sind meine Gänslein hin, Wisemon? I-ich finde sie nicht“, stammelte Babamon nur immer und immer wieder, während Jijimon sie bei der Hand nahm, um sie wieder ins Schloss zu bringen. „Wieso kommen sie nicht, wenn ich sie rufe? Wo sind sie? Sind sie den anderen Gänschen nach? Ist ihnen etwas zugestoßen? Bitte, Wisemon, wo sind unsere Gänslein hin?“ „Sie kommen wieder. Du siehst doch, es ist Nacht und brave Gänslein schlafen in der Nacht. Und du solltest auch schlafen, Rosemon. Ich lege mich zu dir und halte dich warm.“ Tinkermon stand zwar immer am Eingang um die Szene zu beobachten, wurde aber stets von Babamon ignoriert. Dabei hätte sie gerne geholfen, hätte gerne gefragt, tat es aber nie, da Jijimon davon abriet. „Vergiss, was du gesehen und gehört hast, Tinkermon. Oder - Nein, im Gegenteil, merke es dir genau, damit du dich stets erinnerst, nicht davon zu reden. Frage sie nicht. Erzähle nichts davon. Wenn du ihr wirklich helfen willst, dann erlaube ihr, entscheiden zu dürfen. Und sie hat sich entschieden vergessen zu wollen.“ Und Tinkermon respektierte das, wenn es auch für sie so paradox schien, dass Digimon, dass ihr eintrichterte beharrlich zu sein praktisch hängen zu lassen. Dafür aber kam ihr der Gedanke, dass Babamon vielleicht gerade deswegen so streng zu ihr war, damit sie irgendwann nicht auch so endete. Also ließ sie Jijimon mit seiner Gattin allein, spähte nur manchmal in das Zimmer hinein, das später mal ihr Zimmer sein würde, um dann festzustellen, dass sie beide auf dem Bett saßen oder lagen, Babamon eingenickt war und Jijimon (bei ihm war es noch schwerer festzustellen, ob er schlief oder nicht) sich an sie lehnte und dabei ihre Hand hielt. Am nächsten Tag war es, als sei nie etwas gewesen. Babamons Gänslein kamen niemals nach Hause und ihre herzzerreißenden Rufe kehrten Nacht für Nacht wieder. ♩♯ Sirenmon war kein Findelkind, für solch eine Bezeichnung war sie auch wirklich schon viel zu weit digitiert, anders wie die beiden Sistermon. Sie waren junge, unerfahrene Digimon, so süß und anhänglich wie Zuckerguss und wie Zucker mochten sie Regen nicht. Sagomon fand sie, nachdem Rabbitmon auf die beiden in einem schweren Regenschauer stießen und den Schwarzen Bischof riefen, um sie auf die Spitze von Grey Mountain zu bringen. Sie waren verängstigt, Blanc mehr wie Noir. Wohl, so wie sie erzählten, waren sie Zeugen des Sommersturmes geworden, dessen Name Piedmon war. Sie kamen davon, weil er sie rennen sehen wollte. Einfach nur rennen und wehe dem, sie blieben stehen. Keine Ahnung ob dieser Sturm ihnen folgte, sie wagten es nicht einmal sich umzudrehen, sondern rannten bis zur Erschöpfung. Sistermon Blanc war sehr scheu, Sistermon Noir misstrauisch, mit Cho-Hakkaimon aber verstanden sie sich gut. ´ In der Zeit, in der Sirenmon nun hier war tauten die beiden etwas auf. Zudem ideale Kindermädchen. Vielleicht nannte Sanzomon die beiden deswegen auch Weißkaninchen und Grinsekatze. Sanzomons Andeutungen und Witzeleien über ihr Lieblingsbuch verstand nicht jeder, aber sie waren ansteckend. Sirenmon war kein Findelkind, sie wurde ganz formell und wie es sich gehörte eingestellt, wenn auch mit einer Rettungsaktion verbunden. Sirenmon war zuvor mit ihrem alten Freund Digitamamon unterwegs, doch trennten sich ihre Wege nach der Kochausbildung und kaum dass sie alleine war, wurden die Meister der Dunkelheit auf sie aufmerksam. Machinedramon, den Sanzomon abwertend als den Käfer aus dem Reim vom ermordeten Rot' Robin bezeichnete, und seine Untergebenen waren hinter ihr her, hatten es auf ihre musikalische Begabung abgesehen, was auch immer ein Digimon wie Machinedramon mit Musik zu schaffen hatte. Wer weiß, was sie mit ihr gemacht hätten, wäre Gokuwmon nicht gewesen, der gerade auf dem Heimweg von einem Handel war. Wenn er auch gegen Machinedramon keine Chance hatte, gegen seine Armee aus Maschinen-Digimon kam er an, somit war ihre Flucht erfolgreich. Für Gokuwmon war es selbstverständlich Sirenmon mitzunehmen, ohne zu zögern oder Fragen zu stellen. Sie war ein Digimon, dass Hilfe brauchte und solche waren bei Meister Sanzomon immer willkommen. Sanzomon war ein ruhiges und pflichtbewusstes Digimon, gerecht und ehrlich, Tugenden die man in Zeiten wie diesen selten fand. Geschweige denn ein Digimon, dass Schriften in Umlauf brachte, die die Prinzipien und Dogmen der Meister der Dunkelheit nicht nur ablehnten, sondern regelrecht verhöhnten, dafür aber die vier Souveränen preiste, die hier und dort noch mit Skepsis beäugt wurden. Obwohl sie selbst schon ein Ultra-Level war, durfte sie bleiben. Etwas reifere Gesellschaft zwischen den ganzen kleinen Digimon täte gut, sagte man Sirenmon. Und sie war mehr wie nützlich. Sanzomon kümmerte sich bereits um neun Mündel, als Sirenmon gerade einzog und weder sie, noch ihre Schüler waren begabt darin zu kochen und brachten nur über Umwege und Unfälle etwas Essbares zu Tisch. Dank etwas Nachhilfe von Sirenmon gab es unter ihnen allen schließlich Fortschritte, aber für Sirenmon selbst war es besser, wenn man einen Bogen um ihre Küche machte und sie alleine Arbeiten ließ. Nur die Ausbildungs-Digimon durften ihr ab und an helfen, etwas Gemüse und Obst zu putzen, aufzuräumen und Geschirr abzutrocknen (feste Aufgaben, die einen Zweck erfüllen wären ein guter Nährboden für Elan und Selbstvertrauen, so Sanzomons Weisheit, die sie selbst von Jijimon übernahm). Sirenmon war kein Findelkind, noch ein Verbündeter, da sie nichts von dem ahnte (wie die Sistermon auch), was Sanzomon in den geheimen, unterirdischen Räumen trieb, aber sie war der Greif, ihr Synonym, dass Sanzomon jedem Verbündeten gab. So wie Myotismon. Man wusste es, weil Sanzomon hin und wieder Sirenmon um Hilfe bei ihren verschlüsselten Briefen bat. Mit Mutter-Gans-Reimen kannte sie sich zwar aus, aber Reimen selbst war nicht Sanzomons Stärke, da war Sirenmon als begabte Sängerin besser betucht. In ihrem letzten Brief, der noch gar nicht so lange her war und an den Siebenschläfer gehen sollte, schrieb Sanzomon ganz unten: Wir haben einen Schwarzen König auf unserem Spielbrett. Man hoffte unter den tagaktiven Schlossbewohnern, dass Myotismon seinen Synonym gerecht wurde und brav und seelenruhig schlief, wie es der Schwarze König in ALICE HINTER DEN SPIEGELN tat. „Guten Morgen, Sanzomon“, pfiff Sirenmon, ein wenig trällerte sie auch dabei, als sie Sanzomon sah. Diese rieb sich die Schultern. Die letzten Tage waren kühl gewesen, nun aber war es bitterkalt geworden. Sogar Sirenmons Atem war zu erkennen. Der frühe Morgen war die Lieblingstageszeit der beiden Digimon. Es war angenhem hell auf Grey Mountain. Das Schloss lag noch im Schatten, aber die Sonne berührte die Gipfel. Durch den Winkel der Sonne schimmerten die Wolken der Nebelwand wie von Permutt überzogen. Die Luft hier oben auf dem Gipfel war immer kühler wie im Wald oder zur Mittagsstunde, aber sie schmeckte frisch, was bei dem ein oder anderem Digimon nicht nur das Gemüt aufhellte, sondern auch den Appetit anregte und die Freude auf Frühstück war groß. „Ihr seid spät heute.“ „Ich hatte ein paar längere Gespräche.“ Sanzomon war schon etwas überrascht, dass sie plötzlich doch so hellwach war, trotz des matten Lichtes, der Frische und der noch morgendlichen Stille. Von ihrem Standpunkt an den Mauern aus sahen sie beide gerade Sistermon Noir mit den Ausbildung-Digimon, die sich auf den Weg Richtung Tal machen wollten. Sanzomon rief zweimal nach der Gruppe, bis sie sich umdrehten. Sistermon Noir winkte ihr zu, die Ausbildungs-Digimon hüpften freudig. Sie waren schon ein ganzes Stück entfernt, aber man hat sie noch hören können. „Sanzomon! Wir gehen zu den Feldern!“, rief die Gruppe Digimon ihr zu. Auf den unteren Reihen Grey Mountains, im inneren Tal, wo der Wind nicht so stark war, war tatsächlich noch Ackerbau möglich. Jeden Tag ging einer von ihnen mit den Ausbildungs-Digimon dorthin, um zu ernten und zu gießen, anzupflanzen und umzugraben. Sistermon Noir war aber verhältnismäßig früh losgegangen, vermutlich wollten sie dass, was sie angepflanzt hatten einsammeln, ehe die Kälte alles ruinierte. „Habt ihr das Fleisch für die Reppamon, Kyubimon und die Devidramon mitgenommen?“ „Natürlich!“ „Sehr gut! Bringt bitte so viel mit, wie ihr könnt. Die Goatmon brauchen sicher auch etwas!“ Sanzomon würde ihnen und den Rabbitmon eine Nachricht zukommen lassen, dass sie etwas Holz aus dem Wald bräuchten, denn so kalt wie es nun war würde ihr Vorrat nicht reichen. Und wenn die Goatmon schon so nett waren und das alles noch hier hoch brächten, konnte sie sie auch gleich dafür belohnen und sie konnten neue Kraft schöpfen. Den Rabbitmon konnten sie vielleicht etwas mitgeben. Die waren immer so verrückt auf gelbe Rüben. Hoffentlich wuchsen trotz Frost überhaupt welche, geschweige denn genug, dass auch die Schlossbewohner etwas davon hatten. Sie und die Swanmon waren mit der Wäsche dran, aber vorher musste noch nachsehen, ob die Seerosenblüten getrocknet waren, ihre Medizin und ihr Tee gingen ihr allmählich aus. Wann stand Digitamamons nächste Lieferung überhaupt wieder an und während Sanzomon versuchte sich daran zu erinnern, rieb sie sich über die Augen. Sistermon Noir hob den Daumen, als Zeichen, dass alles angekommen war, dann gingen sie und die Ausbildungs-Digimon weiter. Leormon war auch dabei. Er wollte bis zum Schluss seinen Pflichten, nachkommen. Bei dem Gedanken, dass Leormon wirklich gehen wollte wurde Sanzomons Herz wieder schwer. „Sirenmon, ist Gokuwmon eigentlich wieder da?“ „Bisher nicht.“ Ein weiterer Stein band sich an ihre Brust. Es sah ihm nicht ähnlich. Dennoch, Gokuwmon war manchmal ein Wildfang. Er wurde ruhiger und gewissenhafter nachdem er sich D'arcmon anschloss, aber er war ein wilder Kämpfer und dieses Wilde musste er manchmal ausleben. Und wenn es ein Wetttrinken mit irgendwelchen dubiosen Gestalten in Cyber Hollow war. „Hey, Meister!“, rief Cho-Hakkaimon zu Sanzomon und Sirenmon hoch. Sie fegte mit Sistermon Blanc den Innenhof der überseht war von vertrockneten Herbstlaub, beobachtet von den Baby-Digimon, die größtenteils eng aneinander standen, da ihnen auch zu kalt war, wie den drei Choromon, Paomon, Yuramon, Nyokimon - grad sie beide, die so stark an Pflanzen erinnerten litten besonders an der Kälte - und SnowBotamon. Kiimon und Puffmon saßen auf den Besen, den Cho-Hakkaimon schwang, während zwei Pupumon und Torikaramon um Sistermon Blanc im Kreis flogen und Lieder summten und Puwamon auf Sistermon Blanc Kopf saß. Die Baby-Digimon hüpften aufgeregt auf und ab, als sie Sanzomon sahen und sie von den oberen Schlossreihen zu ihnen in den Innenhof herunter schwebte. Sirenmon flog ihr dabei hinterher. Sanzomon berührte nicht mal den Boden, da sprangen alle Baby-Digimon ihr an den Hals, so eng wie möglich und erinnerten an einen sehr üppigen und bunten Patchwork-Schal. „Die Frage, ob ihr gut geschlafen habt erübrigt sich wohl“, sagte Sirenmon, die Baby-Digimon nickten, weiter an Sanzomon geklammert, die damit kämpfte die Balance zu halten. Cho-Hakkaimon und Sistermon Blanc unterbrachen ihren Kehrdienst, wenn Letztere auch erst nur zu Boden schaute und Rot im Gesicht wurde, als ihr wieder einfiel, was ihre Schlossherrin zuvor noch gemacht hatte, bei dem sie unfreiwillig Zeuge wurde. Es war ihr so peinlich gewesen. Sanzomon, die davon nichts bekommen hatte zuvor, wunderte sich über Sistermon Blancs plötzliches Schamgefühl. „Ist Sagomon nicht bei euch? Oder ist er schon losgegangen?“ „Der holt Mäntel. Wir frieren uns hier alles ab!“, jammerte Cho-Hakkaimon schlotternd. „Ohne Euch wollte er auch nicht zur Patrouille. Die Bakemon haben etwas von Moosemon erzählt, die sich auf dem Gipfel breitgemacht haben. Ausgerechnet bei den Grizzlymon. Streit ist schon vorprogrammiert.“ „Myotismon hat mir schon alles berichtet“, seufzte Sanzomon. Die Baby-Digimon um ihren Hals wurden langsam schwer, was auch sie zu bemerken schienen und die ersten lösten sich wieder von Sanzomon. Die beiden Pupumon und Puwamon flog eng an Sirenmon, während andere, wie die Choromon sich wieder an Sistermon Blanc schmiegten. „Aber die ersten Tage ist es besser, diese Digimon etwas zu beobachten. Da sie wohl vor Machinedramon geflohen sind, sollten wir zuerst vorsichtig mit ihnen umgehen. Vielleicht stehen sie noch immer unter Schock. Sagomon und ich werden uns das ansehen. Und wenn ich wieder zurück bin, reden wir über deinen Stundenplan, Cho-Hakkaimon.“ Sagomon kam in dem Moment zurück, als Cho-Hakkaimon unter ihrem großen Schweinekopf heftig mit den Augen klimperte. Die Mäntel waren überwiegend aus dem Fell der Goatmon und den wenigen Sheepmon, die bei ihnen lebten und ihr Fell zur Verfügung stellten, dafür dass die Digimon, die im Schloss lebten dieses für sie bei viel zu warmen Wetterstauungen, ausgelöst durch die Ansammlung entsprechender Daten, stutzten. „Ich habe mir gedacht, dass es nicht schaden könnte, dich ein wenig in Verantwortung zu schulen. Du bist immerhin eine gute Schülerin, die auch irgendwann ein Lehrmeister werden könnte. Genauso wie Sistermon Blanc und Sistermon Noir auch bald Schüler sein könnten.“ Sistermon Blanc erhob plötzlich ihren Kopf und schaute ebenso aufgeregt drein wie Cho-Hakkaimon. Sie hatte sogar den Film in ihrem Gedächtnis vergessen. Dafür wurde ihr bewusst, was Sanzomon eigentlich gesagt hatte. „S-Schüler? Ich und meine Schwester?“, sagte sie aufgeregt. „A-Aber Meister Sanzomon, dass geht doch gar nicht. Ihr habt doch viel zu viel zu tun. Außerdem sind Sistermon Noir und ich gar nicht so weit und erfahren, wir würden nur stören.“ „Darum wird sich auch überwiegend Cho-Hakkaimon um euch kümmern“, antwortete Sanzomon mit anhaltender Überzeugung, dann widmete sie sich ihrer immer noch verdutzten Schülerin. Diese war immer noch überfordert, während Sagomon und Sirenmon aussahen, als zweifelten sie an der vollen Funktionsfähigkeit ihres Gehörs. „Cho-Hakkaimon, du hast durchaus die Begabung, keine Frage. Es benötigt aber zwei wichtige Komponenten für einen Meister, innere Ruhe und Balance“, erklärte Sanzomon weiter und je mehr sie sprach, um so größer wurden Cho-Hakkaimons Augen. „Ich weiß, Ruhe ist keine deiner bevorzugten Tugenden. Aber was die Balance betrifft, brauchen wir nur ein passendes Gegenstück zu deiner Energie. Verantwortung bedeutet schließlich, einen klaren Kopf und Vernunft zu bewahren. Du möchtest doch den Sistermon ein gutes Vorbild sein, oder nicht, Cho-Hakkaimon?“ Und ob sie das wollte, aber sie war zu perplex gewesen, um es herauszuschreien. Ihr Kopf bewegte sich nur ganz hektisch hin und her, dann sprang sie auf Sistermon Blanc zu und beide hüpften, Hände halten in die Luft. Sistermon Blanc zögerte zwar noch, aber durch Cho-Hakkaimons Freude motiviert, verlor auch sie sich schließlich in Vorfreude. „Hast du das gehört?“ „Das ist so irre! Das muss ich Phantomon erzählen! Von wegen, ich hätte nur Watte im Kopf!“, jubelte sie beide, die Baby-Digimon mit ihnen, obwohl die Kleinen wohl kaum etwas von dem, was Sanzomon erklärte hatte verstanden haben. „Ob das so gut ist, diese drei Kindsköpfe aufeinander loszulassen, Meister?“, fragte Sagomon, aber er meinte es offensichtlich scherzhaft. „Vielleicht gerade deswegen. Man hatte dir und Gokuwmon auch nicht zugetraut, dass ihr Ausbildungs- und Rookie-Digimon im Kampf erziehen könntet. Und doch habt ihr euch zu hervorragenden Babysittern gemausert.“ Sagomon blickte etwas verlegen drein, als Sirenmon neben ihm kicherte. Sie saß auf seinen Schultern, da der Poncho aus Goatmon-Fell doch etwas beim Fliegen störte. „Klingt für mich eher nach einem Job als Betreuer“, bemerkte Sirenmon. „Unsinn. Zusammen zu lernen und zu wachsen ist der beste Weg. Ich bin sicher, Cho-Hakkaimon wird dies meistern.“ „Ich danke dir so sehr für dein Vertrauen, Meister Sanzomon“, sagte Cho-Hakkaimon gerührt, strahlend und großen Augen, dann packte sie Sanzomons Hände. „Meister Ophanimon hatte niemals so viel Vertrauen in mich.“ „Weil du faul, ungeduldig und verfressen warst. Die Swanmon haben alles erzählt, Cho-Hakkaimon“, schimpfte Sistermon Blanc. Cho-Hakkaimons Laune fiel und nun machte sich Trauer breit. Sie sank, vielleicht sogar vor Scham zu Boden. „Ophanimon hat mir nur die Sache mit den Digi-Armoreiern nie verziehen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass das Reliquien mit solch einer Macht sind. Das konnte doch niemand ahnen.“ „Doch. Jeder. Selbst wir Dämonen-Digimon aus dem hintersten Winkel von North Brigde Island wussten das. Jetzt stell dich nicht dümmer wie sonst“, sagte Sagomon forsch. Daraufhin fing Cho-Hakkaimon fast an zu weinen. „Das war selbst für dich herzlos“, bemerkte Sirenmon. „A-Aber ich… ich wollte doch… nicht…“ Seufzend ließ Sagomon den Kopf hängen. Cho-Hakkaimon aber, nicht nachtragend und auch nicht mehr weinend klopfte ihm ruppig auf die Schulter. „Hey, schmoll’ nicht. Nichts ist aufbauender wie das Wissen, dass man nicht als Einziger immer ins Fettnäpfchen tritt.“ „Die Meinung teile ich allerdings nicht“, nörgelte Sagomon. Während Sanzomon sich den weichen Mantel über die Schultern warf und die Bänder unter ihrem Hals verschnürte, blickte sie sich nachdenklich um. Lange blieb ihr Blick am Himmel hängen. Wohl selbst wenn kein Nebel wäre, würde man nur graue Abstufungen über ihnen sehen. Selbst für Spätherbst war es doch verhältnismäßig dunkel und kalt. In einer von Sanzomons langen Haarsträhnen waren kleine Schriftrollen eingewickelt, eine nahm sie an sich und riss zwei Stücke Papier davon ab. „Du kannst schon vorgehen und die östliche Richtung kontrollieren, Sagomon“, sagte sie, dabei schrieb sie etwas auf das Papier, indem sie es nur mit ihrem Fingernagel berührte und ignorierte dabei gleichzeitig, wie er und Cho-Hakkaimon sich gegenseitig anstachelten. Man sah die Spuren schwarzer Tinte, obwohl sie ohne Feder schrieb, dann begann Sanzomon beide Stücke zu Falten, bis dass eine Papierstück wie ein Schmetterling, das andere wie ein Vogel aussah. Sie warf beide sanft in die Luft, und als hätte der Schreck des Falls ihr Herz in Bewegung gebracht, flogen sie hoch und davon. Die Baby-Digimon jagten den beiden Origami-Figuren noch etwas nach, bis sie außer Sichtweite waren. Damit hatte sie ihre Nachrichten für die Goatmon und Rabbitmon auch abgeschickt. „Ich möchte noch ein wenig auf Gokuwmon warten. Wenn ich nicht weiß, dass es ihm gut geht, habe ich keine Ruhe.“ „Hoffentlich ist ihm nichts passiert“, sagte Sistermon Blanc besorgt, aber Cho-Hakkaimon winkte ab. „I wo, dem geht's sicher gut. Unkraut vergeht nicht.“ „Dein Wort in Shakamons Ohr. In Zeiten wie diesen sollte man das nicht zu leicht nehmen“, seufzte Sanzomon erneut. Sagomon warf ein paar der dicken Decken aus Sheepmon-Wolle auf den Boden, damit sich die Baby-Digimon darin einkuscheln konnten. „Wenn es Euch beruhigt, Meister, gehe ich gerne schon einmal vor. Aber macht Euch nicht zu viele Sorgen. Ihr kennt Gokuwmon doch. Es würde mich nicht wundern, wenn er einen Zwischenstopp in einer Bar gemacht hat. Manchmal braucht er eben doch etwas raue Gesellschaft.“ „Und das nächste Mal kommst du mit, Sagomon!“ Gokuwmons Stimme zu hören erleichterte Sanzomon, so sehr, dass sie vor Freude springen wollte. Glauben wollte sie es aber erst, wenn sie ihn auch wirklich und leibhaftig sah und wirklich, er kam die paar Stufen in den Innenhof hoch gelaufen und auf die in Fell eingehüllte Gruppe zu, beladen mit Kisten und Säcken, die er mit Mühe zusammenhielt. Einen weiteren hielt er in der Hand. Noch mehr wie Sanzomon aber noch freuten sich die Baby-Digimon, sie riefen „Gokuwmon, Gokuwmon!“ und hingen schließlich als bunter und schief gestrickter Schal getarnt an seinem Kragen, Nasen und Schnauzen an seinem weißen Halsfell reibend. Sanzomon lief ebenso auf ihn zu, sie blieb aber kurz vor ihm stehen. Sie wollte Gokuwmon umarmen, aber er wirkte kaum, als wollte er dies zulassen. Er sah Sanzomon immer noch mehr als Meister, statt als Freund und mit seinem Meister so herumzualbern gehörte sich seiner Ansicht nach nicht. Vielleicht wurde ihm auch einfach der Ballast zu schwer. Wozu sich Gokuwmon jedoch erweichen konnte, war ihr seinen Arm entgegenzustrecken, während er verzweifelt versuchte sein Gleichgewicht zu halten. Mit der Erleichterung, dass ihrem Schüler und Freund nichts passiert war, nahm Sanzomon diese Geste an, indem sie ihren Körper an Gokuwmons von kratzigen Haaren bedeckten Arm lehnte. Kurz darauf kam auch Cho-Hakkaimon und hielt sich an Gokuwmons Arm fest, ebenso erleichtert. Sagomon ersparte ihm das zusätzliche Gewicht und die Rührseligkeit. „Da bist du ja endlich. Wir fürchteten schon, wir müssten dich nach Zapfenstreich vom Boden kratzen“, bemerkte Cho-Hakkaimon spöttisch, aber über diesen offensichtlichen Sarkasmus lachte Gokuwmon nur. „Ein paar Schluck Sake hauen mich nicht vom Hocker.“ Ein paar Schluck war eine Untertreibung, denn es spiegelte so gar nicht Gokuwmons freizügigen Konsum wieder. Die erhobenen Augenbrauen reichten als Kommentar. „Ja gut, vielleicht waren’s auch ein paar Krüge, wer zählt das denn schon? Das ist aber nicht der Grund für die Verspätung! Ich hing leider ziemlich lange bei den Gekomon fest.“ „Was ist passiert?“, fragte Sanzomon. „Ihr König ist passiert, Meister. Er ist einfach eingeschlafen. Vor Schock. Hat vor ein paar Tagen ein Gesangswettbewerb oder so ähnlich veranstaltet. ShogunGekomon ist ohnehin so 'n eitler Kauz, aber als er ein Digimon singen hörte, dass besser sang als er und er das nicht einmal leugnen konnte, ist er zur Salzsäule erstarrt und pennt seitdem. Die Gekomon sind verzweifelt und haben gehofft, ich könnte mit meinen Fähigkeiten etwas bewirken, aber nichts dergleichen. Nicht mal ein Blitzschlag in den Allerwertesten hat diesen Fettsack geweckt.“ Gokuwmon legte die Säcke ab, ein paar der Baby-Digimon gleich mit, während Sanzomon begann zu überlegen. Vor ein paar Tagen also? War vor ein paar Tagen nicht noch eines der hier lebenden Digimon fort gewesen, weil es seinen Freund Digitamamon besuchen wollte, der das Buffet für eine größere Feier im Schloss ShogunGekomons organisierte? „Sirenmon! Möchtest du uns nicht etwas erzählen?“ Das angesprochene Digimon war schon dabei gewesen sich davonzuschleichen, aber bei Sanzomons erhobener Stimme blieb sie stehen und drehte sich sofort wieder um. „Verzeiht, Sanzomon, ich habe mich hinreißen lassen. Ich hatte doch so lange nicht mehr vor großen Publikum gesungen“, jammerte sie, beinah so als würde sie gleich weinen. „Ich konnte zudem diesen Krächzen von diesem ShogunGekomon nicht zuhören, geschweige denn, wie er Musik spielte. Ich konnte doch nicht weiter mit anhören, wie er Schuberts der Tod und das Mädchen so verschandelte, so tief und so hohl. Und erst Caccinis L Euridice! Welch Tragödie. ShogunGekomon mag eine vielseitige Stimme haben, aber er kann doch nicht Bass, Tenor und Sopran singen! Wie irrsinnig! Welch Eitelkeit!“ Sirenmon schimpfte so sehr, dass sie wild mit ihren Flügeln aus Federn und Fischhäuten zappelte und allein dass sie wieder in die Lüfte beförderte. Musik war kostbar in die Digiwelt, weil sie selten war und seltener noch Digimon, die das Prinzip von Musik verstanden. Sanzomons einziger Sinn für akustische Kunst waren ihre alten Kinderlieder, doch von der Theorie verstand sie nicht viel. Also taten sie und die anderen so, als verstünden sie das, was Sirenmon ihnen sagte, obwohl keiner von ihnen die Begriffe jemals gehört hatte. Sanzomon glaubte zu wissen, dass ein Sopran ein Sänger war, aber was war dann ein Tenor? Sirenmon war beschämt und dennoch wütend zugleich. Irgendwie war der Anblick, wie sie ihr Federkleid aufplusterte und sie noch dicker und auch flauschiger aussehen ließ schon sehr amüsant. „Digimon wie ich wurden aus den Daten der Musik erschaffen, was wäre ich für ein Digimon, wenn ich nicht zeigen würde, wie ein richtiger Mezzosopran zu sein hat? Woher sollte ich wissen, dass er so empfindlich ist?“ „Du hättest auch nichts tun können. Dass ShogunGekomon nicht das kritikfähigste Digimon ist, ist durchaus bekannt, deswegen sagt auch keiner etwas, nicht mal sein Volk“, bemerkte Gokuwmon an. „Aber... Opern! Caccini! Caccini, Gokuwmon!“ „Ich weiß doch nicht einmal was dieses Caccini ist!“ „Ist doch gut jetzt. Ich werde mir dennoch etwas als Entschädigung einfallen lassen müssen. Immerhin sind sie unsere besten Handelspartner“, sagte Sanzomon kopfschüttelnd, während Sirenmon sich mit zusammengefalteten Händen vor ihr verbeugte. „Die Gekomon und Otamamon sind schon am planen. Sie sagen, wenn er eine Stimme hört, die mindestens genauso wohlklingend ist wie Sirenmons, würde er wieder erwachen“, erklärte Gokuwmon, er setzte den Rest der Baby-Digimon, zusammen mit seinem Gepäck ab. „Und woher wollen die wissen, dass das funktioniert?“, fragte Sistermon Blanc, wenig überzeugt von dieser Methode. „Keine Ahnung. Aber sie sind davon überzeugt. Deswegen verkaufen sie auch gerade all ihre Instrumente, um Geld für eine Karaoke-Maschine zusammenzukratzen und Werbung zu machen. Ich dachte, ich unterstütze sie etwas dabei und hab etwas davon abgekauft.“ Sich jedoch fragend, warum sie die Violinen nicht rausrücken wollten, holte Gokuwmon aus seinen Leinensäcken langsam jedes einzelne Instrument heraus und legte es auf den Boden ab, damit jedes Digimon einen Blick erhaschen konnte. Da war eine Oboe und eine Klarinette dabei, Blockflöten und ein Fagott, Trompeten und Posaunen, sogar ein kleines Klavier, zwei Bratschen und zwei Cellos. Etwas klein geraten natürlich, aber alles in einem guten Zustand. Die Baby-Digimon bekamen große Augen und stürzten sich sofort auf das neue Spielzeug, Sirenmon ermahnte sie noch, vorsichtig damit zu sein, Instrumente seien empfindlich. Zwar waren sie vorsichtig, aber die Neugier nach neuer Erfahrung und nach Musik war größer. Auch die größeren Digimon nahmen schnappten sich etwas. Vorsichtig tippte Sagomon auf ein paar Trommeln, dann fing er an mit der Faust auf sie zu klopfen. Cho-Hakkaimon hielt ein Saxophon in der Hand und schaute durch die große Öffnung des Korbus hinein und rief laut: „Halloooo?!“ „So funktioniert das nicht. Du musst in das Mundstück da oben hineinblasen“, ermahnte Sirenmon sie und misstraurig schaute Cho-Hakkaimon sie und dann das Blasinstrument an. „Ach komm, du nimmst mich auf den Arm.“ „Sehe ich so aus, als würde ich das tun?“ Sistermon Blanc zupfte auf einer Harfe herum, die erst aber wohlwollende Klänge annahm, als ihr Sirenmon zeigte, wie sie richtig an den Sainten zupfte. Die Baby-Digimon jubelten und Sanzomon klatschte. Vor ihr lagen zwei, mit einer dicken Schnur verbundene Blechglocken, die Sanzomons Aufmerksamkeit erlangten. Sie zog die Glocken an der Schnur hoch und schwing sie hin und her, dabei prallten sie immer wieder aneinander und erzeugten ein hellen Klingeln. „So spielt man die aber nicht, Meister Sanzomon“, ermahnte Sirenmon. „Also mir gefällt der Ton. Und euch?“, fragte sie die Baby-Digimon, die zustimmten und wie ein Armband wickelte Sanzomon die Schnur um ihr Handgelenk. Nun auch begannen die Baby-Digimon sich an den Instrumentne zu schaffen zu machen, zogen sachte an den Sainten und pusteten in die Blasinstrumente. Dieses erste Konzert klang absolut grauenerregend, aber man beschwerte sich nicht. War ja irgendwie süß der Anblick. Und interessant. Sanzomon schrieb gerne Bücher, auch über Psychologie und Verhalten. Ihre Findlinge waren die Inspiration für diese. Alles, was sie an ihnen beobachtete, schrieb Sanzomon auf. Aber mit Musik hatte sie sich nie beschäftigt. Wenn ihre Findlinge nun so früh mit Instrumenten in Berührung kamen, vielleicht lernten sie dann auch damit umzugehen. Ob es Auswirkungen auf ihre Digitation hätte? Die Frage, ob Digimon überhaupt in der Lage waren Musik richtig zu erlernen war in der Digiwelt bloß eine Theorie, die Sanzomon nun aber vielleicht genauer unter die Lupe könnte. Und selbst wenn es ohne Ergebnisse bleiben würde, zumindest hätten die Kleinen ihre Freude daran. „Das werden grässlich laute Tage“, schnaubte Cho-Hakkaimon etwas, während Sanzomon sich bereits Arbeitstitel für ihre zukünftige Lektüre überlegte. „Die brauchen dringend Nachhilfe.“ „Das wäre doch etwas für Sirenmon. Dann kannst du deiner musikalischen Ader auch deinen Lauf lassen.“ „Dürfen ich und meine Schwester auch?“, fragte Sistermon Blanc, als sie Sanzomons Vorschlag hörte. Und wie Sistermon Blanc auch, als sie zur Antwort ein Nicken bekam, erhob sich Sirenmon ebenso freudig in die Lüfte, drehte dabei eine Pirouette, bei dem ihr Poncho wie der Rock einer Tänzerin aufwirbelte. Dann stoppte sie, auch Sistermon Blanc ächzte erschrocken und beide Digimon sprangen zu Sanzomon, genauso wie die Baby-Digimon sich hinter ihr und ihren Schülern versteckten. Nicht weit von ihnen stand Myotismon und sah sie erbost an. Oder hing vielmehr. Er stand an den Seiten der Schlossmauer wie eine aufgesteckte Fahne und als sei es absolut normal im Neunzig-Grad-Winkel da zu hängen und die Mauer hinunterzulaufen. Einzig sein Umhang, die Haarsträhnen und seine Gürtel, die im Gegensatz zu ihm steil herabhingen zeigten, dass die physikalischen Gesetze noch ihrer gewohnten Richtigkeit folgten. „Könntet ihr mir freundlicherweise erklären, was das für ein Krach ist?“ „Kein Krach. Musik!“, warf Cho-Hakkaimon ein, wenn auch sie eingeschüchtert von diesem Blick war. „Als ob ein Digimon wie du wüsste, was das sei. Wie Musik klang das zumindest nicht. Eher wie die Schreie gehäuteter Digimon.“ Cho-Hakkaimon knurrte beleidigt, wenn aber auch Myotismon sich zurecht beschwerte. Er war wohl erschöpfter wie er zugab und dass r mitten am Tag aufstand war nie zuvor passiert. Nichtsdestotrotz, etwas Freundlichkeit, so dachte nicht nur Sanzomon, hätte ihm nicht geschadet. Er stieß sich von der Mauer ab, entschied sich im Fall sich wieder der Schwerkraft zu unterwerfen, ehe er auf dem Boden landete und vor der Truppe stand. Die Baby-Digimon rücken noch näher zusammen, schauten teilweise zu Boden. „Wo habt ihr das alles überhaupt her?“, fragte Myotismon, warf dabei aber nur einen kurzen Blick auf die Instrumente, ehe er sich dem Haufen Digimon vor ihm wandte. Alle zwischen Furcht und Missgunst, einzige Ausnahme blieb die ehrfürchtige Hohepriesterin. Sie war auch die Einzige, der Myotismon wirklich Beachtung schenkte. „Souvenirs, wenn man es so nennen kann“, antwortete Sanzomon an Stelle ihrer Schüler. Sie stand regelrecht schützend zwischen ihm und ihrer Gefolgschaft. „Nett. Wenn wenigstens einer von euch in der Lage wäre anständig zu spielen. Habt ihr keine Rücksicht vor Digimon, die um die Zeit schlafen wollen?“ „Seit wann denn so empfindsam? Über den Krach, der sonst über Tag geschieht beklagst du dich auch nicht.“ „Nur weil ich mich nicht beklage, bedeutet es nicht, dass ich das nicht höre. Und solch schrecklich, schiefen Töne würden sogar Digimon wieder erwecken, die im Koma legen. Seht zu, dass ihr den Schrott loswerdet.“ Man war Myotismons bestimmenden Ton gewohnt, aber dass übertraf so einiges und gesamte Gefolgschaft von Grey Mountain warfen sich rätselnde Blicke zu. Sonst gab er sich ja noch Mühe, vor Sanzomon immer ruhig und charmant zu bleiben und sich weniger aggressiv zu. Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon hatten sich nicht die Anstrengung gemacht seine Gemüte zu studieren, aber selbst sie erkannten, wie untypisch das war. So sehr, dass es selbst ihrem Meister die Sprache verschlug. Sie hatte ihn immer ganz adäquat einschätzen können, selbst wenn sein äußeres Auftreten im Widerspruch mit seinem Gemüt lag. Aber nun war sie verwirrt. „Warum?“, fragte sie, vorsichtig, sogar schon fast zu freundlich und doch reizte Myotismon es umso mehr. „Weil ich das sage.“ „Du wirst ja selbstverständlich einen Grund für deine Motive haben, oder nicht? Es wäre daher sehr freundlich, wenn du uns über diese unterrichten würdest.“ „Meine Motive liegen nicht in eurem Interesse.“ „Und wenn wir uns dagegen entscheiden?“, sagte Sanzomon weiter, nun weniger freundlich, aber noch bemüht darum neutral zu wirken. „Musik ist ein kostbares Gut in der Digiwelt, das geschätzt gehört. Für die Kleinen ist dies eine bedeutende und vor allem neue Erfahrung. Eine Gelegenheit die man nutzen sollte. Außerdem wissen wir alle, dass du schläfst wie ein Stein, das wissen wir alle. Du hast dich auch nie über Krach beklagt.“ Myotismon wurde nur noch wütender darüber. Er kam ihr zwar näher, mit verschränkten Armen, die sich aber diesmal nicht hinter seinem Rücken, sondern vor seiner Brust kreuzten. Sie tat es ebenso. Beide standen da, stocksteif und nur ihre Umhänge wehten im Wind. Der Rest schluckte. Eine deutlichere Körpersprache hätte es zwischen ihnen nicht geben können. „Krach mag eine Sache sein. Musik -“, dabei warf er einen sehr erbosten Blick zu Sirenmon, die sich dann auch gleich hinter Sagomon versteckte, „- eine andere. Insbesondere schlechte Musik.“ „Klingt, als wüsstest du, wie gute Musik zu sein hat“, bemerkte Sanzomon und gleichzeitig bemerkte sie noch etwas, nämlich dass nichts zu bemerken war. Sie hatte ihm oft und lang genug in die Augen gesehen, wusste, wie nur mit einem Zucken der Muskeln sich die ganze Aura um ihn herum ändern konnte. Aber da war nichts. Das war nichts sonderlich Neues für Sanzomon, Myotismon verstand wie man ein Pokerface aufrecht erhielt. Aber irgendetwas gefiel ihr daran nicht. Etwas verärgerte ihn offensichtlich und doch zeigte sich keine Emotion. Es wirkte fast anormal. Es war kälter geworden. Man hoffte, es wurde nur so kalt, weil der Tag es so wollte und nicht weil der Schneesturm, verkörpert durch dieses bedrohliche Digimon im schwarzen Umhang mit diesem im Bunde stand. „Ich will keine Musik hier hören. Euren dämlichen Kindergesang akzeptiere ich vielleicht noch, aber nicht das. Es schmerzt in meinen Ohren. Und es ist mehr wie nur großzügig von mir, dass ich diese dämlichen Kinderlieder von Babamon ertrage.“ „Ich habe dir gesagt, dass du keine Sonderbehandlung bekommst. Die Kleinen mögen die Lieder. Und Sirenmon mag es zu singen, also wirst du dich daran gewöhnen müssen.“ „Ich soll mich daran gewöhnen?“ „Ja, weil du der Einzige bist, der sich beschwert. Deinen Bakemon, wie auch Phantomon ist es absolut egal, der Einzige der seine Laune an anderen auslässt bist du und ich bin enttäuscht darüber, dass ich nicht einmal eine Erklärung für dein Verhalten bekomme.“ Wieder kamen sich die beiden näher, und wie es bei Wärme und Kälte üblich war, wenn sie aufeinandertrafen, wurde die Luft dicker und man hörte schon von weiten Donnerschläge. „Sollen wir was machen?“, flüsterte Cho-Hakkaimon in die Runde. Sie schüttelten alle den Kopf und wussten nicht, was ihnen mehr Angst bereitete – Myotismons eigentlich gewohnte Launen oder Sanzomons plötzliches Temperament, dass wie aus dem Nichts erschienen war. „Schaff dieses Zeug weg. Sofort.“ „Nein.“ Bei ihrem forderten und deutlichen Nein blinzelte Myotismon, hob die Augenbrauen und schien sich zu fragen, ob er sich eventuell gerade verhörte und dieses Nein wirklich und wahrhaftig ein Nein war, fasste sich aber noch, ehe seine Entsetzen über diese Widerworte zu deutlich wurde. „Tse, sonst bist du doch immer für ein friedliches Miteinander. Wenn du also weiter willst, dass es friedlich bleibt, schaffst du diesen Kram hier weg“, knurrte Myotismon Sanzomon an. Zwar leise, aber gerade deswegen war es noch bedrohlicher. Schon wie er dabei sprach, machte dieses Ruhige weit schlimmer, als wenn er herum brüllen würde. „Friedlich heißt nicht, dass wir uns von dir herumkommandieren lassen. Sage mir doch einfach, was dein Problem ist, dann finde ich sicher einen Kompromiss, mit dem wir weitgehend alle zufrieden sind.“ „Ich habe es bereits gesagt – mir schmerzen die Ohren bei diesem Krach.“ Erst deutete Myotismon mit einem rechten Zeigefinger auf sein ebenso rechtes Ohr, dann kam er Sanzomon noch ein Stück näher, um nicht nur leiser reden zu können, sonder auch zu flüstern. „Meine Ohren sind empfindlich. Aber das weißt du schließlich.“ „Und warum glaube ich dir dann nicht, dass es hierum den Krach geht? Was ist wirklich dein Problem?“ Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon, die mit Sirenmon und Sistermon Blanc sich weit genug von der Szene entfernten, blickten weiter gespannt zu ihrem Meister und dem grusligen Vampir-Digimon rüber. Sie hörten zwar kaum was, konnten aber die Gesichter sehen und hofften daran abschätzen können, wann man wieder etwas sagen oder sich bewegen durfte, ohne Angst haben zu müssen vom Blitz erschlagen zu werden. Myotismons starres Gesicht aber stellte sie, wie Sanzomon auch vor weitere Rätsel. „Rede“, forderte Sanzomon weiter, nun so leise, dass es mehr einem Hauchen glich. Vergeblich versuchte sie irgendwas aus Myotismon herauslesen zu können – in seinem Augen, in seinem Gesicht – aber scheiterte. Alles war einfach nur starr. „Ich will keine Musik hier hören. Also schaff das Zeug weg oder ich werde es tun.“ „Dann sage mir endlich warum und das glaubhaft, wenn du nur einen Funken Vertrauen in mich hast.“ Doch die Antwort blieb die absolute Starre. FÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖT Sämtliche anwesenden Digimon fuhren zusammen, einige ließen sich sogar zu einem Satz in die Luft hinreißen. Dieser schiefe Ton, der über sämtliche Bergketten zu hallen schien hing einigen von ihnen noch in den Gliedern, als sie in die Richtung blickten, wo der Ursprung dessen zu vermuten war. Die Baby-Digimon standen auf einem Haufen, aber nicht mehr hinter Gokuwmon, Sagomon und Cho-Hakkaimon versteckt, sondern sie hatten sich wieder den Instrumenten gewidmet und spielten weiterem damit. Der Streit zwischen Sanzomon und Myotismon interessierte sie nicht besonders und ihre Angst verhielt sich rezessiv zu ihrem Spieltrieb. Kiimon war das Erste von ihnen, dass eingeschüchtert mit seinen Ohr auf SnowBotamon zeigte, dass sich eine der Blockflöten genommen und ziemlich kräftig hineingeblasen hatte. Als Myotismon es finster ansah, wichen alle Baby-Digimon ein gutes Stück von SnowBotamon fort, nur es selbst blieb mit hängenden Gesichtszügen an seinem Platz, während es ein verängstigtes Jammern von sich gab. Myotismon sah dieses kleine, weiße Digimon lange an, man hörte ihn schließlich ärgerlich knurren, dann setzte er sich in Bewegung, direkt auf das Baby-Digimon zu. Sanzomon hielt noch seinen Arm fest, die beiden sahen sich nur kurz an, schienen aber in den vielleicht zwei Sekunden ein ganzes Gespräch zu führen, dass kein anderes Digimon um sie herum verstand. Ihren Schülern gegenüber wurde Sanzomons Gestik deutlicher. Mehr aber wie ein Schulterzucken bekamen sie von ihrem Meister nicht, doch schien sie keine Gefahr zu wittern, ansonsten würde sie ihn nicht gehen lassen. Sie hoffte eher, dass sie vielleicht so eher verstehen würde, warum er Musik so hasste. Bei jedem Schritt, mit dem Myotismon SnowBotamon näher kam duckte es sich immer mehr (wie das auch immer gehen sollte bei einem so unförmigen Körper), es wirkte, als wollte es gleich losweinen. Sirenmon überlegte schon einzugreifen, aber sie sah dabei Sanzomon an, die zwar ernst dreinblickte, aber nicht besorgt. Sie war sich sicher, so unheimlich Myotismon auch war, er würde dem kleinen Digimon nichts tun und Sanzomons Einschätzung beruhigte Sirenmon etwas. Wenn jemand dieses Digimon einschätzen konnte, dann ihre Schlossherrin. Die Flöte legte SnowBotamon sachte auf die Pflastersteine, gänzlich eingeschüchtert, als Myotismon vor ihm in die Hocke ging. Da es nicht sprechen konnte, sollte das seine Art der Entschuldigung sein, weiter mit Kulleraugen und herunterhängenden Ohren. Die anderen Baby-Digimon blickten abwechselnd zu SnowBotamon und zu dem bösen schwarzen Boogymon und rechneten schon damit, dass SnowBotamon in dieser Nacht wieder Albträume haben und damit alle um den Schlaf bringen würde. Schließlich war es nicht nur das jüngste Digimon von ihnen, sondern auch eine Heulsuse. „Wie erbärmlich...“, brummte Myotismon nur über SnowBotamons Reaktion. Es wimmerte laut, als Myotismon seine Hand ausstreckte, aber er griff nur nach der Flöte. „Kannst du deine Zunge nach hinten rollen?“, fragte er, dabei die Blockflöte weiter im Blick und SnowBotamon nickte. Dann öffnete es den Mund, um so beweisen zu können, dass es seine Zunge wirklich nach hinten rollte, bis die Spitze fast den Gaumen berührte. „Kannst du auch die Lippen spitzen? So, als würdest du pusten. Aber die Zunge bleibt, wo sie ist.“ Auch das konnte SnowBotamon, wenn es auch erst überlegte, ob es das auch wirklich hinbekam. Dann legte Myotismon das Mundstück auf die Lippen von SnowBotamon. „Mund zu, Lippen und Zunge genau so halten. Sanft pusten und nicht auf das Mundstück beißen, verstanden?“, erklärte er, etwas streng, aber nicht so emotionslos wie gewohnt, dabei hielt er die Flöte fest, gleichzeitig verdeckte er mit Zeige- und Mittelfinger zwei der Grifflöcher. SnowBotamon schaute lange zu Myotismon auf und blies nach einer gefühlten Ewigkeit sehr zurückhaltend in das hölzerne Blasinstrument. Es kam tatsächlich ein Ton raus, der akzeptabel klang. SnowBotamon blies noch einmal etwas kräftiger zu, aber nicht zu fest, wie man ihm ja sagte, versuchte den Luftstrom etwas länger aufrecht zu erhalten, so dass der Ton lang genug hielt, dass Myotismon die Position seiner Finger und damit auch die Geräusche, die erzeugt wurden verändern konnte. Es klang noch immer laienhaft, aber annehmbar. Tatsächlich wie Musik, statt nur Lärm. SnowBotamon, dass noch immer die Flöte in seinem Mund hielt, hatte auch seine Angst vor dem Digimon vor ihm vergessen und war entzückt von dem, was es gelernt und geleistet hatte in die Luft gesprungen. „Hörst du jetzt auf zu flennen?“, fragte Myotismon gereizt und SnowBotamon nickte überglücklich. Es legte die Flöte ab, sprang eilig zu dem Berg Instrumente und zog etwas heraus, dass der Form der einer Flöte glich und hielt es, während SnowBotamon im Mund hielt Myotismon entgegen. „Das ist eine Klarinette, die spielst du fast genauso wie die Flöte. Du hältst sie übrigens falsch herum.“ SnowBotamon wollte aber offensichtlich kein ähnliches Instrument, sondern etwas neues. Also sprang es wieder zu den Musikinstrumenten und zog eine Violine heraus, die es ebenso Myotismon präsentierte. „Ohne Hände kannst du das gar nicht benutzen, also was willst du damit?“ „Wie benutzt man das denn?“, rief Kiimon plötzlich, dass auch ganz vergessen hatte, dass sie ja eigentlich alle Angst vor Myotismon hatten. Das merkte es allerdings erst, als die anderen Baby-Digimon mit Fassungslosigkeit ächzten und Paomon sogar noch mit seinen Ohr Kiimon einen leichten Klaps auf den Hinterkopf gab. Myotismon, zwar wenig begeistert griff dennoch nach einem der Bögen und nahm SnowBotamon die Violine ab, um sie selbst auf seinen Schultern zu platzieren. „So spielt man das“, sagte er harsch, strich mit dem Bogen über die Saiten und auch hier kamen akzeptable Töne heraus und nicht nur die Baby-Digimon staunten darüber. Auch bei den älteren, die Abseits standen und vergessen worden zu sein zeigte sich Überraschung und mit ihr staunten sich Fragen. Die beiden Puwamon und Pupumon, im glauben eine sehr große Violine geschnappt zu haben schleppt zu dritt ein Cello mit sich um es Torikaramon zu geben, doch es war zu schwer und schreiend flog das kükenähnlichen Digimon weg, um nicht davon erschlagen zu werden. „Das ist keine Violine, sondern ein Cello“, seufzte Myotismon und legte kopfschüttelnd sein Gesicht in seine Hand. „Das streicht man auch, aber man klemmt dies zwischen die Beine.“ „Spiel das auch.“ „Ja, spiel, spiel!“, forderten Yuramon und Nyokimon. „Ich spiele keine Chordophone!“, schimpfte Myotismon und als Kiimon eine Trompete in den Mund nahm fügte er hinzu, „Und Aerophone erst recht nicht!“ Kiimon brummte enttäuscht. „Was hat er gesagt? Ich versteh nur Trailmon-isch“, flüsterte Cho-Hakkaimon in die Runde, doch gefesselt von diesem bizarren Anblick erhielt sie von keine eine Antwort, nicht einmal von Sirenmon, die mit solcherlei Wörtern vertraut war. „Was kannst du denn spielen?“, fragte Paomon fordernd und die anderen stimmten mit ein. „Ja, sag schon, sag, sag, sag.“ „Lasst mich in Ruhe!“ „Mach Musik für uns! Bitte, bitte, bitte, bitte!“ „Nein!“ Beim Anblick, wie Myotismon sich mit den Baby-Digimon stritt und von ihnen zurück schritt, während sie ihm nachliefen fing erst Cho-Hakkaimon, dann auch Gokuwmon und Sistermon Blanc an zu kichern. „Er tut mir ja schon Leid“, gab Sagomon zu und klang gehässiger, wie eigentlich wollte. „Och, ist doch entzückend, dass sie plötzlich gar keine Angst vor ihm haben“, meinte Sistermon Blanc, auch wenn sie nicht sicher war, ob man solches Verhalten begrüßen sollte, geschweige denn fördern, gerade bei einem Digimon mit einem solch gefährlichen Ruf. Sanzomon überlegte schon, wie sie die Kleinen zu sich zurückrief und wie sie Myotismon für diese Unannehmlichkeit entschädigen konnte, wen auch sie zugeben musste, dass der Anblick komisch, geradezu ulkig war. Bei dem verzweifelten Versuch Abstand zu gewinnen stieß Myotismon an ein Instrument, dass noch vom Leinensack bedeckt war und daher erst keine Aufmerksamkeit genoss, doch statt es zu ignorieren, warf er den Sack beiseite und ein ein kleines Piano kam zum Vorschein. Für ein Gekomon die optimale Größe, für die Baby-Digimon schon wieder zu groß und für Myotismon ohne Zweifel zu klein. Es war ganz schwarz ohne jedes Muster, fast ordinär aber Myotismon schien so gefesselt davon, dass selbst die Baby-Digimon es bemerkten, ihr Betteln unterbrachen und sich selbst nun fragten, warum Boogeymon auf einmal so abwesend war. Erst als Myotismon das Instrument hochnahm kam mit ihren Staunen ein „Oooh“ dazu. Um so genauer beäugte nun auch Sirenmon, die auf Sagomons Schultern saß, wie Myotismon mit den Instrumenten umging und allein wie behutsam es hochnahm verriet, dass er sich auskannte, überdurchschnittlich gut sogar. Kaum ein Digimon verstand etwas von Musik oder wie man mit ihr umging, geschweige denn mit Instrumenten, außer Digimon wie die Gekomon, die entsprechende Daten besaßen, so wie Sirenmon Daten für Gesang und Oper in sich trug, ansonsten hielt sich die These dass Digimon keine hohen Künste wie Malerei, Poesie oder Musik erlernen konnten. Die Flöte und die Violine hielt und spielte Myotismon wie jemand, der in der Theorie verstand wie diese Instrumente funktionierten, doch die Praxis nicht wirklich beherrschte. Im Fall des kleinen Flügelklavier wirkte dieses Bild schon anders und Sirenmon begann etwas aufzufallen. Zuerst sah Myotismon sich jeden Winkel des Pianos genau an, schaute in das Gehäuse hinein und selbst die Tasten schien er genau zu kontrollieren und ging dabei so genau und fast schon respektvoll damit um. Dann begann Sirenmon zum ersten Mal in all der Zeit, die er schon hier war, Myotismon richtig anzusehen und sie blieb an seinen Händen und Fingern hängen. Gerade weil die Handschuhe so dünn waren sah sie es genau. Lang, schmal, aber nicht ganz gerade. Könnte er etwa… „Kannst du damit spielen?“, fragte Torikaramon vorsichtig, doch es erhielt von Myotismon keine Antwort. SnowBotamon gab besorgte Geräusche von sich, als versuchte es nach Myotismon zu rufen und bitten, dass er etwas sagte, was an Mangel an Linguistik jedoch scheiterte. Er starrte nur weiter stumm auf diesen schwarzen Kasten in seinen Händen. „Guckt mal, guckt mal!“, rief Paomon plötzlich auf und deute mit seinen pinken Ohren gen Himmel. Man sah es schlecht durch den weißgrauen Nebel, aber wenn man lang genug hinschaute, bemerkte man wie etwas runter fiel, zu langsam aber, dass es hätte Regen sein können. Die Flocke landete wie eine Feder direkt von der Schar Baby-Digimon, die das weiße Etwas ansahen wie ein Objekt aus einer anderen Welt. Kurz darauf folgten mehr, die nicht mal verschwanden, kaum dass sie den Boden berührte, sondern liegen blieben. „Es schneit?“ „Kein Wunder, bei der Eiseskälte“, bemerkten Sistermon Blanc und Gokuwmon, während sie wie alle anderen die Köpfe in den Nacken legten. Allein in dieser kurzen Zeit war aus den Fall einzelner Flocken ein leichter Schauer weißer Punkte geworden, der über dem Schloss ausgebrochen war. Wäre nicht alles am Himmel ohnehin schon ein Gemisch aus Weiß und Grau, hätte man die Schneeflocken besser sehen können. Die Baby-Digimon waren noch ganz außer sich, als das Geräusch von Klaviertasten sie aus dem Staunen riss. Wie begeistert und von Neugier erfüllt sie die Schneeflocke begutachten, starrten sie nun genauso Myotismon an. Er kniete vor dem kleinen Klavier, tänzelte mit den Fingern die Tasten auf und ab, um zu prüfen ob irgendeine von ihnen stumm war. Die Tasten waren wie das Klavier selbst eigentlich zu klein für ein Digimon wie ihn, aber er schien kaum Probleme zu haben oder über diesen Umstand hinwegzusehen. Aus dem Auf und Ab der Klänge entwickelte sich ein Rhythmus, dann eine Melodie. Sanzomon erkannte sie sofort. Das war die Melodie von Meines Großvaters Uhr, eines von Babamons Kinderliedern, über die er vorhin noch meckerte. Auch die Kleinen erkannten diese vertraute Melodie (die Myotismon trotz allem in einer recht tiefen Tonlage spielte), wagten sich näher an ihn heran, bis sie im Halbkreis vor ihm und dem Klavier standen. „Du spielst toll“, quiekte Pupumon. SnowBotamon brummelte etwas, dass Zustimmung andeuten sollte. „Kannst du noch mehr spielen?“ „Ja, spiel die Melodie von Tante Rhody, bitte!“, jauchzte Nyokimon, bibbernd aufgrund der Kälte. Sanzomon und sämtliche Digimon, die das Spektakel von weiten beobachteten wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Für Sanzomon würde es Sinn machen, wenn er einfach nur spielte, damit die Kleinen Ruhe gaben. Mal abgesehen von den Frage, seit wann er spielen konnte. Nicht zu vergessen, dass ihm Babamons Kinderlieder und Mutter-Gans-Ferse besser im Kopf geblieben waren, wie er zugegeben wollte. Jedoch wirkte er auf einmal auch so anders. Tief in Gedanken versunken und nicht für irdisches greifbar. Was auch immer ihn dazu brachte, Myotismon tat, um was sie ihn baten, ohne jeden Hauch von Widerstand und die Digimon jubelten. „Wie schön, wie schön!“ „Kannst du auch Die Beerdigung vom roten Robin spielen?“ „Und Schnell, das Mondmon kommt?“ „Und Meine Liebste Clementine?“ „Und Drei blinde Chuu’?“ Ohne ein Wort, spielte er jeder einzelne davon. Wirklich alle und in Sanzomons Erinnerungen erwachte von ganz weit weg Babamons Stimme und irgendwo dazwischen ihre eigene, die dazu sangen. Die Begeisterung unter den Baby-Digimon über Myotismons kleines Konzert war so groß wie die Fassungslosigkeit der Älteren. „Du, kannst du auch noch mehr spielen?“, fragte Kiimon ungewohnt schüchtern. Statt aber gleich loszuspielen sah Myotismon zum Himmel auf und seine Augen schienen den Schneeflocken zu folgen. Dann erst begann er zu spielen, eine Melodie, die Sanzomon nicht kannte, die von keinem on Babamons alten Kinderliedern stammte und sicherlich auch keines war. Und doch spielte Myotismon sie, als kenne er sie schon seit Anbeginn seiner Zeit.   ♪ Das Gehirn, selbst das eines Untoten lernte mit der Zeit Wichtiges vom Unwichtigen zu trennen. Darum störte sich auch keiner von ihnen bei dem Krach, den so manches kleine Digimon am Tage verursachte und die Geist-Digimon schliefen so alle seelenruhig. Das galt für die Bakemon und Soulmon, als auch für Phantomon und - eigentlich - auch für Myotismon. Anders wie sein Meister bekam Phantomon den Krach aus einem wirren Kanon, erzeugt von Blasinstrumenten nicht mit und ruhte stattdessen weiter. Was er jedoch mitbekommen hatte war, dass Myotismon davon aufgewacht war und zornig aus seinem Zimmer stürmte, dass nicht so weit weg von dem seiner Handlanger entfernt war und dass riss Phantomon doch schließlich aus seinem Schlaf. Denn wenn Meister Myotismon nicht nur wütend, sondern regelrecht wutentbrannt war, dann hieß das nichts Gutes. Und als oberster Heerführer war es seine Pflicht seinem Meister nachzugehen, ohne Wenn und Aber. Das war seine Pflicht als Geist-Digimon gegenüber dem Herr der Untoten und abgesehen davon tat er es gerne für seinen Meister. Er hatte Ordnung in die chaotische Truppe Bakemon und Soulmon gebracht, gab ihnen Aufgaben und ein Ziel, dass einen Zweck erfüllte. Einem, dass Myotismon zwar mehr nützte als ihnen, aber sei's drum. Meister Myotismon hatte Ziele und Pläne, wenn auch komplex und der Weg dahin ging oftmals über tausende Ecken, aber gerade weil sein Denkschema nicht das Simpelste war, aber dafür Hand und Fuß, hing man an seinen Worten, ob untot oder nicht. Und immerhin war Meister Myotismon für allerhand Überraschungen gut. Seine Stärke und sein Denken überraschte Phantomon, besonderes Zweiteres unterschied sich doch etwas von der Art, was man ihm als kleines Zurumon erzählte oder was er später in den Typus-Kriegen zu sehen bekam, als er Soldat für ein anderes Myotismon war (dieses Myotismon hatte Phanotmon aber selten zu Gesicht bekommen, da er stets an der Front war und Myotismon sich allesamt versteckt hielten, was ihnen auf langer Sicht ohnehin nicht half). Damals, als Phantomon das einzige Geist-Digimon in der Armee war. Nun waren seine Kameraden nicht nur tot, sondern teilweise sogar untot. Seine ethischen Ansichten hatten Phantomon überrascht, hielt sich doch hartnäckig das Gerücht, Myotismon seien nur blutrünstig und sadistisch. Sein Charisma hatte ihn überrascht, wie er andere Monarchen in der Digiwelt (die aber mit der Zeit alle von den Meister der Dunkelheit eliminiert werden würden) zwar für sich gewann, aber gleichzeitig das Fürchten lehrte. Auch Myotismons Plan, wie er das Schloss übernehmen wollte überraschte ihn. Noch mehr die plötzliche Umstrukturierung. Alles nur um das herauszufinden, was Piedmon gern wissen würde. Alles, um herauszufinden ob hier das war, von dem in der alten Prophezeiung nur beiläufig Erwähnung fand. Alles, um herauszufinden was es mit jenem, unter dem Schutz des Tifaret, die Engel des Lichtes und Hoffnung auf sich hatte und diesen rechtzeitig zu vernichten. Um herauszufinden, wie man in andere Welten kam, um alles in die totale Gleichheit zu stürzen. Und dass Sanzomon, als Unterstützerin der vier Souveränen und Schülerin Babamons ganz sicher das Wissen besaß, was er brauchte und was er machen würde, hätte er erst einmal alle Informationen. Nur schien der Plan nicht nur sehr langsam voran zu gehen, sondern entwickelte sich in eine komische Richtung und es begann auf Myotismon abzufärben, wenn er es auch nicht zugab. Die Bakemon und Soulmon waren wirklich nicht die Hellsten, aber selbst sie sahen es und Phantomon hatte gleich am ersten Tag bemerkt, wie Sanzomon ihren Meister ansah und allmählich fiel auch auf, wie Myotismon das erwiderte. Er hatte Myotismon gefragt, ob das noch zum Plan gehören würde. Natürlich, hieß es. Kamen sie denn überhaupt vorwärts? Sicher, aber eben langsam, die Digimon, die hier lebten waren schließlich nicht dumm. Was war mit den Meister der Dunkelheit? Wen kümmerte die schon. Und Sanzomon? „Wahnsinn. Sie ist schlichtweg wahnsinnig. Kein Grund zur Sorge“, hatte Myotismon darauf geantwortet. Ja, wahnsinnig war Sanzomon wohl wirklich. Und ihr Wahnsinn war offensichtlich ansteckend. Phantomon hatte sie auch schon gesehen, beim Diskutieren, beim Anstacheln, beim Küssen und entweder schauspielerte Myotismon fast zu gut, oder, was eher zu befürchten war, dass da gar nicht mal so viel Schauspielerei dahinter war und er war sich noch nicht sicher, wie er darüber denken sollte. Aber selbst das hatte Phantomon nicht so sehr überrascht, wie der Anblick, seinen Meister Klavier spielen zu sehen und zu hören, umzingelt von Baby-Digimon, die ganz hin und weg waren und dazu Sanzomon, ihre Schüler und Bediensteten zu sehen, die an der Wand lehnten und mit verschränkten Armen, genauso verblüfft wie er es war zuhörten. „Was genau geht hier vor?“, fragte Phantomon, noch nicht ganz sicher, ob er nicht doch noch schlief und wandte sich an Sagomon. „Wir hofften, du könntest uns das sagen.“ „Würde ich dann fragen?“ Nicht wissend, was er machen sollte, aber selbst zu neugierig um sich wieder hinzulegen entschied Phantomon sich der staunenden und sprachlosen Gruppe anzuschließen, obwohl er sich dämlich dabei vorkam. Standen die hier schon lange? Und wie lange saß Myotismon da schon und spielte? Dem Schnee zu urteilen, der sich auf seinem Umhang gesammelt hatte bereits länger. Das war für Phantomon nicht nur überraschend, sondern auch ziemlich gruselig. Die Melodie klang aus, die Baby-Digimon riefen erfreut auf und, wenn es ihre simple Anatomie zuließ, klatschten sie. Wer jedoch nicht genug davon bekam, obwohl Myotismon aussah, als wäre ihm die Lust vergangen, war SnowBotamon. Es war Myotismon ganz nah gekommen und seine Augen wanderten zum Klavier, zu Myotismon und zum Himmel. Da es aber nicht sprechen konnte, tat Puffmon es an seiner Stelle. „Kannst du noch etwas spielen? Ein Lied über den Schnee, vielleicht?“ „Bitte!“, riefen alle Baby-Digimon im Chor. Er ließ sich zu dem Gedanken hinreißen, aber nicht weil die Kleinen darum bettelten. Sirenmon sah es kurz, als Musik-Profi und Sanzomon ebenso, als ein Digimon, dass alles studierte und analysierte. Da war ein Zögern in seinen Händen, während er die Tasten ansah, gleichzeitig ein Leuchten in den Augen, dass ihn doch dazu brachte die Finger zu bewegen. Der Anfang klang eintönig, nur langsam kamen weitere Noten hinzu. Es klang schwermütig. Tief. Als würde die Klänge ihn beschreiben, statt den Schnee. (Ein Schneesturm) Aber dann wurden die Klänge schneller und klang nicht mehr schwer. Hektisch, so dass man Myotismons Fingern kaum mehr folgen konnte, die Klänge so komplex, dass die Kinderlieder, die sie alle kannten und gewohnt waren so plump und einfältig wirkten. Sie kamen alle aus dem Staunen nicht heraus. Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon nicht, die sich sonst kaum für ihn interessierten, Sirenmon und Sistermon Blanc nicht, die sonst nur Angst ihm gegenüber kannten, Phantomon nicht, der versuchte sich ein Kommentar zu kneifen und auch Sanzomon nicht, die dachte, sie kenne ihn. Er war wirklich immer für Überraschungen gut. „Okay. Das ist tatsächlich beeindruckend.“ „Das ist weit mehr!“, jauchzte Sirenmon ganz fasziniert. Nie hätte irgendein Digimon im Schloss jemals erwartet, dass sie solche Töne über Myotismon verlieren würde, so wie er sich ihr gegenüber immer verhielt. „Antonio Vivaldis Winter, Allegro non molto im Dreiachtel Takt, das vierte Stück seiner vier Jahreszeiten . Und Myotismon gibt einem fast reinen Violinstück so einen schönen Klang, wie es nur ein echter Pianist könnte." Nun, da Sirenmon auch noch im Gesicht zu glühen begann, wurde es allen anderen Digimon um ihr herum unheimlich. Genauso unheimlich, wie Myotismon spielte. Auch wenn sie nicht so viel Ahnung besaßen wie Sirenmon, merkten sie, vor allem hörten und sahen sie, dass Myotismon wirklich kein Anfänger oder ein Gelegenheitsmusiker war. Das Stück und der Takt waren schnell, aber seine Finger fuhren gezielt und grazil über die Tasten, ohne den Hauch von Unsicherheit. Er wusste ganz genau was er tat. Und Sanzomon begann in Myotismons halb geöffneten Augen, die sich nur auf die Tasten konzentrierten und sonst von Abgründen und Schneesturm eingenommen waren etwas zu sehen. Das kleine Publikum beobachtete ihn weiter, die Baby-Digimon um ihn herum, die in ihrer Faszination vergessen schienen, dass sie eigentlich große Angst vor ihn hatten. Vielleicht waren es auch die weichen Schneeflocken, die diesen beruhigenden Effekt erzielten. Die Melodie begann sich zu verändern, zusammen mit dem Tempo, was aber immer noch sehr schnell war und man fühlte regelrecht mit, wie man mit sich mit den Klängen im Kreis drehte, nicht mehr so stürmisch wie vorher. Sirenmon sagte ja, es war der erste Satz, also musste es mehrere geben. Doch schien sie unzufrieden. „Myotismon, ich darf doch bitten!“, rief sie ganz aufgebracht. Myotismon reagierte auf sie, hörte aber nicht auf zu spielen. „Das ist doch dritte Satz, den Ihr da gerade einstimmen. Warum überspringt Ihr den Zweiten?“ „Er ist zu langsam“, gab er nur knapp wieder, immer noch spielend, immer noch sein Blick nur auf den Tasten, aber dass er einen Teil des Stückes übersprang, schien Sirenmon mehr zu ärgern, als seine Ignoranz. „Der zweite Satz ist gerade so langsam, weil das geringe Tempo des Largo den sanften Charakter des Winters doch einfangen soll, statt nur über Eis und Stürme zu musizieren! Oder möchtet Ihr andeuten, Ihr seid seiner breiten, zarten Klänge nicht mächtig?“ Ihr Ton kratzte doch etwas an Myotismons Stolz, sonst hätte er nicht mitten im Spiel aufgehört und sie eines Blickes gewürdigt, so finster dieser auch war. Die kleinen Digimon hielten die Luft an, wollten Myotismon eigentlich darum bitten, dass er weiterspielte, trauten sich aber nicht. Sirenmon wirkte aber ungewohnt engstirnig, keines der Digimon hier im Schloss oder auf Grey Mountain hatte sie je so erlebt. Es hatte aber auf Grey Mountain auch nie eine Diskussion zum Thema Musik gegeben. Myotismon überlegte überraschend lange, so kam es zumindest Sanzomon vor. Was immer er gegen den zweiten Satz hatte, er schien aber darüber nachzudenken, ob dass ein Zweifel an seiner Ehre wert war und wenn er auch nur ein wenig wie Sirenmon war, würde er nicht zulassen, dass man sein musikalisches Können und Empfinden anzweifelte. Alleine schon, weil Myotismon äußerst viel Wert auf seinen Ruf legte. Er begann wieder zu spielen. „Oh, das klingt total schön!“ „Spielt weiter, spielt weiter!“, jauchzten die kleinen Digimon und ihre Augen wurden ganz groß vor Begeisterung, genauso wie Sirenmon. Zwar hatte sie an Myotismon gezweifelt, aber offensichtlich nicht wirklich, sonst wäre sie nicht wieder so schnell in die Schwärmerei verfallen. Dieser Takt war wirklich sehr langsam, die Töne klangen sanft ab, als wären sie der Tribut an die Schneeflocken, die langsam herunterkamen und in Myotismons schwarzen Umhang zu sehen waren. Das, was Sanzomon erst nur hat aufblitzen sehen wurde immer klarer, während sie Myotismon weiter beim Spielen zusah, wie er immer weiter in die Melodie verfiel und der weiße Schnee seinen Körper streifte oder liegenblieb. Der Schneesturm in seinem Abgrund schien mit dem Klavierspiel ruhiger zu werden, sie wirkten so klar, so sanft wie die Klänge, so sanft wie der Schnee es selbst war. Sie begann immer mehr in diesen Augen zu sehen, obwohl sie nicht einmal direkt in diese schaute. Sie konnte es zwar immer noch nicht benennen oder irgendwie beschreiben, aber sie war sich absolut sicher, in diesem Moment, während Myotismon spielte, dieses Irgendetwas in ihm gesehen zu haben, so deutlich, so intensiv, dass sie fast den Halt verlor. Sanzomon hielt sich die Hände vor den Mund und lehnte sich gegen die Wand. Ihr Herz, erfasst von der Melodie machte hohe Sprünge, dann schlug es mit dem Rhythmus der Noten. Ein Gefühl berührte ihr Innerstes, Melodien die sie nicht kannte und mit nichts verband weckten Emotionen, die sie sonst nur bei ihren schönsten Erinnerungen empfand und sie geradezu zu Tränen rührte. Überrannt von ihren Chaos aus Gefühlen und Gedanken, hatte Sanzomon als Letzte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sirenmon zuerst, schließlich hatte auch sie das Gehör dafür. Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon mochten Laien sein, aber auch ihnen war es schnell aufgefallen. Sistermon Blanc, zusammen mit Phantomon und den kleinen Digimon kamen kurz vor Sanzomon darauf, dass dieses Spiel nicht mehr wie gewohnt klang. Nicht mehr sanft. Eher verkrampft. Allerdings war sie die Einzige die sah, dass der Schneesturm wieder zu wehen begann. Myotismon spielte nicht nur immer langsamer, sondern wiederholte stetig die selben drei Noten und es klang eben nicht danach, als wäre dies wirklich so Teil des Stücks. Seine rechte Hand war gänzlich zum Stillstand gekommen, nur die linke Hand spielte weiter und weiter auf den drei gleichen Tasten, c, dann e, dann g, und erneut, c, e, g, c, e, g, c, e, g, c - „Hängt... er fest?“, flüstere Cho-Hakkaimon zu Sagomon und Phantomon, aber sie gaben ihr keine Antwort, sondern rätselten selbst. Fast mitleidig und damit überfordert sahen die Baby-Digimon zu Sanzomon hinüber. Sie war doch die Einzige, die mit dem bösen Boogymon reden konnte. Sie schlich näher zu ihm, als dass sie wirklich ging, den Umhang aus Sheepmon-Wolle eng an ihrem Körper. Seine Hand spielte immer noch weiter, als hätte sie ein Eigenleben entwickelt, während der Körper dazu irgendwohin abdriftete, und weiter g, c, e, g, c, e, g, c, e, - Da Sanzomon nicht wusste, was sie sagen sollte, wagte sie es die Hand nach Myotismon auszustrecken, nur um kurz die Schultern zu berühren, um ihn so aus seiner Trance zu holen, in die das Klavier und der Schnee ihn befördert hatte, dass vielleicht dieses Gesicht, dass wie eingefroren schien wieder auftaute. „Myotismon?“ Mit beiden Händen schlug er gleichzeitig und mit aller Gewalt in die Tasten. Der Klang, der dabei erzeugt wurde war entsetzlich. Die Baby-Digimon, die vor kurzem noch so voller Freude waren sprangen hinter Sanzomon und sahen Myotismon nach, als er sich erhob und ohne einem Digimon in die Augen zu schauen ging. Seine Mimik war immer noch verkrampft, wütend und die Stirn in tiefe Falten gelegt, aber er sagte nichts, wunderte sich nicht einmal, dass Phantomon wach war. Er ging einfach an allen vorbei und über die Treppen wieder ins Innere des Schlosses, während alle ihm noch nachsahen. Der Schneefall wurde stärker, die Flocken größer und tauchten den grauen Steinboden in Weiß. „Ist er böse auf uns? Haben wir was falsch gemacht, Sanzomon?“, fragte Puwamon, aber Sanzomon schüttelte nur den Kopf. Was immer es war, es war untypisch. Sie hatte Myotismon noch nie mit so einer Haltung gesehen. Verkrampft, gebeugt, den Kopf gesenkt, bedacht niemanden anzusehen. Er war geflohen, sie verstand nur nicht vor was. „Vielleicht sollte mal jemand doch nach ihm sehen?“, schlug Cho-Hakkaimon vor und ihr Blick fiel als erstes auf Phantomon, der entsetzt abwinkte. „Nein, nein, nein, nichts da. Sehe ich aus, als sei ich lebensmüde? Regel Nummer Zwei, lass den Meister in Ruhe, wenn er schlechte Laune hat. Und das werde ich auch tun!“ „Und was ist Regel Nummer Eins?“ „Ja, was wohl? Vermeide es, dass der Meister schlechte Laune hat. Wenn ihr euch mit diesem Blizzard anlegen wollt, bitteschön, ich lege mich wieder hin.“ „Och, komm schon“, quengelte Cho-Hakkaimon und klammerte sich dabei an Phantomons Leinenkutte. Er versuchte davonzuschweben, trotz dass sich Cho-Hakkaimon an ihm festhing und wild durcheinander sprach, dass man außer einzelnen Wortfetzen so gut wie nichts verstand. „Und wer kümmert sich nun um Myotismon?“, fragte Sistermon Blanc in die Runde. Sofort fielen alle Blicke aus Sanzomon.   ♫ Irgendetwas in Sanzomon sagte, dass das eine dumme Idee sei. Sie sollte ihn gehen lassen. Es war wie mit Babamon früher. Manchmal war sie in ihren irrsinnigen Gedanken und Handlungen gefangen und vertieft und es war das Beste, sie ganz für sich sein zu lassen, bis sich diese Stimmung wieder legte. Ebenso hatte sich Sanzomon sagen lassen, dass auch sie manchmal solche Momente hatte, wo sie erst von einem Geistesblitz getroffen wurde, Dinge vor sich hin sagte und ehe man sich versah versank ihr Arbeitszimmer im Chaos. Und auch da entschieden sich ihre Schüler, sie einfach machen zu lassen, bis es vorüber war. Sanzomon sollte warten bis es dämmerte, dass wäre das Vernünftigste gewesen. Aber sein Gesicht, seine Haltung ging ihr nicht aus dem Kopf und bereitete Sanzomon Sorgen. Er würde sie verfluchen. Schon zu sachte klopfte Sanzomon gegen die viel zu hohe Holztür, dabei fragte sie sich, was hier in diesem Raum war, als sie noch Tinkermon war. Vieles vermutlich. Jijimon verfiel genauso wie seine Gattin seinen merkwürdigen Phasen und räumte Räume gerne komplett um, in und aus und auch hier war es besser, ihn in Ruhe zu lassen. Sie war zu sehr in ihren Gedanken und Erinnerungen vertieft, als dass sie Myotismons Stimme verstanden hätte, aber sie hatte ihn definitiv gehört und entschloss sich allein deswegen hineinzugehen. Das Zimmer war stockfinster, man sah nicht einmal die Hand vor Augen. Absolute Schwärze, selbst das Licht, dass vom Flur hereinfiel half kein bisschen. Auf gut Glück klatschte Sanzomon zweimal in die Hände, in der Hoffnung ihre magischen Fähigkeiten könnten etwas Licht machen. Tatsächlich stand ein Kerzenständer, auf den gerade mal drei Kerzen passten, auf einem Tisch in der Ecke und mit Sanzomons Klatschen entflammte sich der Kerzendocht. Dort stand auch noch die Rotweinflasche. Sie war angebrochen worden, aber viel fehlte nicht an Inhalt. Das Licht half herzlich wenig, dafür war der Raum zu groß und von Tisch und ein paar Bücherregalen ziemlich leer. Myotismon bevorzugte schon immer ein eher minimalistisches Leben. Aber man sah die Fledermäuse. Sie hingen wie ein riesiger, dunkler Kronleuchter an der Decke, schlafend über dem Sarg in der Mitte des Raumes, der auf einem Steinpodest lag, für Sanzomon hüfthoch, dass sie direkt in den Sarg blicken konnte, der sich wie von Geisterhand öffnete. Das Innere war bedeckt mit roten Samt und Myotismon lag darin, eingewickelt in seinem eigenen Umhang, der sich aber wieder von seinem Körper löste, als er seinen Oberkörper aufrichtete. Er sah müde aus, aber nicht, als hätte er versucht zu schlafen. „Du wieder, ehrfürchtige Hohepriesterin?“ Sie wollte etwas zu diesem Spottnamen sagen, aber ihr Blick und auch ihr Kopf blieben bei dem Sarg. „Wie kommt man darauf in einem Sarg zu schlafen?“, platzte es schließlich aus ihr heraus und stellte sich vor, wie es wäre darin zu liegen. „Hast du mich wirklich deswegen geweckt?“ „Nein, aber ich darf mich doch wundern. Und wo hast du den überhaupt her?“ „Ein kleines Geschenk der Bakemon zu meiner Krönung. Für Geister sind Digimon wie ich eben die Herrscher der Unterwelt und natürlich drücken sie so ihren Respekt aus. Ich empfand es beim ersten Mal auch als gewöhnungsbedürftig, aber es ist gemütlich.“ Das hämische Lächeln zierte seine Lippen und mittlerweile kannte Sanzomon ihn gut genug um zu wissen, was das bedeutete. Entweder er machte sich über ihre Ahnungslosigkeit lustig oder er wollte sie abwimmeln. Sie tippte auf Zweiteres. „Du darfst es auch gerne einmal ausprobieren.“ „Bestimmt nicht. Nicht einmal eine Herde Monochromon würde mich da reinkriegen“, sagte Sanzomon und sie bekam eine Gänsehaut bei der Vorstellung. „Ich will nur wissen, was das eben war.“ „Was?“ „Das mit dem Klavier.“ Die Häme im Gesicht verschwand. Absolute Ausdruckslosigkeit. „Wo hast du das gelernt? Wieso kannst du das?“, fragte sie weiter, wenn Sanzomon auch im gleichen Moment schon die Erwartung verlor, eine Antwort zu erhalten. Nichts an Myotismon deutete auf einen Wunsch nach Distanz hin, aber Sanzomon glaubte, dass es kälter um sie herum geworden war. „Ich habe ein paar Noten günstig getroffen, dass es ganz annehmbar klang.“ „Du hast sämtliche Kinderlieder durchgespielt, die uns Jijimon und Babamon beigebracht haben.“ „Das sind sehr leichte Melodien, jeder Schwachmat mit ein wenig Taktgefühl könnte das.“ „Und die Stücke danach?“ Dann tat Myotismon etwas ungewöhnliches. Er schnaubte genervt, warf seinen Umhang um seinem Körper und wollte sich einfach kommentarlos wieder hinlegen. Einzig was ihn hinderte weiterzuschlafen, war Sanzomon, die den Stoff des Umhangs packte und ihn herausfordernd ansah. Aber Myotismon war mehr als offensichtlich nicht in der Stimmung dieser Herausforderung nachzukommen, wo er sie sonst nie scheute. „Nicht der Rede wert. Es ist unwichtig. Kann ich jetzt bitte schlafen?“ „Unwichtig? Hast du dich einmal spielen hören? Sirenmon war beeindruckt von dir.“ „Ich stecke eben voller Überraschungen. Wenn du mich also entschuldigst, ich würde gerne weiterschlafen“, zischte er und legte sich hin. Der Sargdeckel wollte sich schließen, aber Sanzomon steckte die Hand dazwischen und schob das schwarze Holz wieder zurück. Verständnislos riss Myotismon die Augen weit auf, nachdem er sich wieder aufrichtete. Aber Sanzomon ließ sich nicht abschrecken, so genervt er schien und sie setzte sich schon fast entspannt auf den Rand des Steinpodestes. „Schau dir die Gekomon an. Sie können spielen, haben aber kein Gefühl darin. Wenn die spielen, klingt es hohl, deswegen mag Sirenmon sie nicht. Und als ich das hörte, was du gespielt hast -“ Sanzomons Gedanken fielen kurz in der Zeit zurück, versuchte sich an die Melodie wieder zu erinnern. „- es hatte irgendetwas.“ Keine Reaktion, nicht mal ein Zucken. Nachdem Myotismon Sanzomon nur sehr lange in die Augen blickte und merkte, wie sie sich an diesem Thema nun festgebissen hatte, verdrehte er nur seine eigenen und versuchte sich wieder hinzulegen und den Sargdeckel mit Telekinese zu schließen. Aber wieder ging Sanzomon dazwischen, packte Myotismon am Arm und den Sargdeckel schob sie zur Seite. „Was willst du von mir, Sanzomon?“ „Dass du für ein paar Minuten überlegst, wieso ein Digimon wie du perfekt Klavier spielen kann.“ „Wieso willst du das wissen? Wieso hat das überhaupt irgendeine Relevanz?“ „Weil es ein Hinweis darauf sein könnte, was mit dir geschehen ist. Du weißt, bevor ich dich fand?“ „Nicht das schon wieder“, schnaufte er nur, deutlich angewidert von diesem Thema und versuchte wieder sich kommentarlos hinlegen. Als Sanzomon aber wieder den sich schließenden Sargdeckel packte und zurückwarf, schreckte Myotismon, mehr als deutlich schlecht gelaunt wieder hoch. „Ich habe kein Interesse, dass habe ich dir schon ein paar Mal gesagt!“ „Wie kann man sich selbst gegenüber eigentlich so ignorant sein?“ „Ich bin nicht ignorant, ich bin nur der Überzeugung, dass es mir nicht nützen würde. Mich interessieren diese Dinge nicht, die irgendwo, irgendwann einmal passiert sind. Ich habe es weder als Tsukaimon, noch als Dobermon gebraucht und das wird sich auch jetzt nicht ändern! Also halte dich aus meinen Angelegenheiten raus!“ „Es ist aber wohl oder übel ein Teil deiner Vergangenheit und damit ein Teil deines Ichs. Wie will jemand einen Zukunft haben, der nicht einmal eine Vergangenheit hat. Und willst du nicht vielleicht doch, nach all der Zeit und all vergeblichen Suche nicht doch ein klein wenig wissen, wer du einmal warst?“ Sanzomon beugte sich weiter vor, zu weit, dass er fast nicht anders konnte wie in ihr Dekolleté zu schauen. In seinem Hinterkopf hörte er Piedmons Stimme, die ihm zurief, dass er sie in den Sarg ziehen und durchnehmen sollte, bis sie nicht mehr wüsste wo oben und unten sei. Es war so laut und so deutlich, dass es Myotismon fast anwiderte. Er konzentrierte sich wieder aufs Wesentliche. „Du weißt, ich halte von deinen Sophismen nichts. Gute Nacht.“ Sein Lächeln war so schlecht gekünstelt, dass selbst Sanzomon davon enttäuscht war. Sie war Besseres von ihm gewohnt. Obwohl Myotismon merkte, dass er damit nicht überzeugend gewesen war, versuchte er sich wieder hinzulegen und wurde wieder von Sanzomon aufgehalten. Diesmal jedoch packte sie ihn sogar am Kragen. „Hör mir zu - Auch wenn es dich nicht interessiert und du meine Weisheiten Sophismus schimpfst, bin ich der Überzeugung, dass es besser ist sich mit seinen eigenen Abgründe zu beschäftigen, um Seelenfrieden zu erlangen. Früher war es dir wichtig, also warum gibst du dem, was immer es auch ist nicht noch eine Chance? Du hast doch jetzt so viele Möglichkeiten.“ „Lese es mir von den Lippen ab: -“, und dabei lehnte Myotismon sich etwas nach vorn, etwas weiter zu ihr, dass sein Atem ihr Gesicht streifte: „Ver – Giss – Es! Und jetzt lass mich endlich mit deiner krankhaften Wissbegierde in Ruhe!“ Myotismon nahm den Kopf wieder zurück und verzog das Gesicht. Aber dieses Leuchten in den goldenen Augen blieb, das Leuchten ihrer Neugier, dass sie dazu brachte seinen Kopf zu packen und wieder zu ihr zu drehen. „Ich meine es doch nur gut. Ich will nicht, dass du dich so plagst wie früher. Ich habe genug Digimon gesehen, die Erinnerungen mit aller Macht verdrängen. Irgendwann frisst es den Geist innerlich auf. Glaube mir. Diesmal bin ich auch stark genau, dich zu unterstützen und zu helfen.“ „Ich will keine Hilfe“, zischte Myotismon weiter verärgert, aber Sanzomon gab nicht auf. „Denk doch wenigstens einen Moment darüber nach. Als Ausgleich dafür wenn du dich kooperativ zeigst, mache ich auch alles, was du von mir verlangst.“ Erst als sie ihren Satz ausgesprochen hatte, begriff Sanzomon, dass diese Worte nicht unbedingt günstig gewählt waren. Die Ernsthaftigkeit, die sie sie in ihre Worte hineingelegte, wurden von Myotismon ebenso ernsthaft aufgefasst, bemerkbar daran, dass auch er ihren Kopf in seine Hände nahm. „Was heißt bei dir alles?“ Mit alles das, was ihr durch den Kopf schoss. Alles, was dieses Ziehen in ihren Bauch verursachte, wenn sie in ihrem Bett lag und schlafen sollte, aber stattdessen weiterhin an Myotismon dachte. Alles, was sie als junges D'arcmon beobachtete, was Digimon, die so feminin wie sie es war, taten. Sie sah, wie sie mit ihren meist maskulinen Opfern in Büschen verschwanden, entweder zum reinen Zeitvertreib oder weil das ihre Methode war, an Beute zu kommen. Digimon, die der Grund waren, warum Gokuwmon eben solche, die sich weiblich zeigten und ihre Reize im Kampf ausnutzen so verabscheute. Die Hohen Digimon auf der Seite der Serums würden zu Sanzomon sagen, sie gehöre umprogrammiert. Ein anderes Sanzomon hätte gesagt, sie sei wahnsinnig und sollte in Demut versinken. Babamon würde schlicht sagen, dass sie dumm sei und zu neugierig, und Neugier war des Täubchens Tod (wenn sie auch schwören konnte, dass der Spruch anders ging). Aber das war sie eben. Und wäre ihre Neugierde nicht, dass dem Wort Begierde sehr ähnlich klang, würde sie hier nicht in tiefster Dunkelheit vor einem Sarg stehen und einem Digimon in die Augen sehen, dass als absolut gefährlich galt und nicht gegensätzlicher zu ihr sein konnte. Vielleicht könnte sie dann nicht nur endlich verstehen, sondern auch... mehr wissen. Begreifen, warum sie sich ihm gegenüber so fern vorkam, obwohl sie ihn küssen konnte, soviel sie wollte. Nicht, dass Sanzomon sich beschweren würde, sie mochte es schließlich bei Myotismon zu sein. Da vergaß sie, wenn auch für ein paar Sekunden ihre Pflichten und ihre Arbeit, in der sie manchmal ertrank. Sie war zwar ein Digimon, dass Aufgaben und Pflichten im Leben brauchte, aber dies für eine gewisse Zeit beiseite zu legen, sich fallen und auch mal tragen zu lassen tat gut. Bei ihren Schülern fiel ihr das etwas schwerer. Sie war ihr Meister, eine gewisse Autorität lag immer um sie und das brachte Distanz. Dafür ging es in Myotismons Anwesenheit immer so leicht. Gerade deswegen und weil Myotismon auch Tsukaimon war, wollte Sanzomon weit mehr, wie nur wissen. Wenn, dann alles. Nicht nur die Vergangenheit, sondern sie sah sich seine blasse Haut an, das Gesicht hinab, blieb am Kragen hängen und fragte sich, wie es weitergehen würde. Was würde passieren, wenn sie seinen Kragen lockern würde? Wie würde er sie ansehen? Was würde sie zu hören bekommen? Was würde sie fühlen können? Sie musste es wissen. Alles. (Neugier ist des Täubchens Tod) Sei es drum. Die Krone fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden, gefolgt von dem Rascheln der Papierbänder. Ihr Halstuch glitt dafür fast lautlos von seinem Platz. Die Knöpfe von Myotismons Anzug zu öffnen war nicht ganz so leicht, aber Sanzomon schaffte es, ohne dass sich ihre Lippen von seinen trennen mussten. Sanzomon hatte ihr Gleichgewicht verloren, ließ sich aber von Myotismon tragen und näher zu ihn und in den Sarg ziehen. Obwohl sie das nicht wollte, konnte sie auch nicht widerstehen, denn darin war sein Geruch, den sie immer um sich haben wollte, alles in diesem Raum roch nach ihm, alles, alles - Sie lockerte das Tuch um seinem Kragen, seinen Anzug hatte sie so weit geöffnet, um die Haut darunter ertasten zu können, . Dabei vergaß Sanzomon komplett, dass es ihr eigentlich hätte mulmig werden müssen. Myotismons Lippen hingen schon viel zu lange an ihrer Kehle. Das seine Zunge schon fast zu fest über ihre Haut glitt. Aber sein Gesicht lag im Schatten ihres Halses, so hätte sie auch gar nicht sehen können, wie gierig Myotismon sie ansah und er die Zähne fletschte, während er noch am letzten Rest seiner Selbstdisziplin zappelte. Er war es Leid zu warten und seine Triebe zu unterdrücken. Sei es drum, sei es um den ganzen Plan, sei es um die Opposition, sei es um die Orchestergruppe der Meister der Dunkelheit. Sei es sogar um ihren Dirigenten. Er brauchte Daten. Er brauchte ihr Blut. Er hatte es satt nicht zubeißen zu dürfen, obwohl ihr Hals förmlich ISS MICH und TRINK MICH schrie. Er war es Leid, sie in ihr Zimmer zu tragen, wenn sie wieder mal bei ihrer Arbeit eingeschlafen war und sie einfach nur ihren Schülern zu übergeben, nachdem der Versuch, ihre Gedanken im Schlaf zu manipulieren genauso erfolglos blieb. Er war es so Leid, dass sie ihn mit diesen Augen, diesem Blick ansah. (Folter sie ficke sie friss sie) Und wenn sie sich schon so anbot, es so sehr wollte, dann sollte sie es auch bekommen. Die langen Zähne schimmerten im matten Kerzenlicht. Er konnte diese süße Wärme schon schmecken... Dann war es plötzlich kalt geworden. Eiskalt, wie ein kleiner Stich in den Finger, doch der Schmerz zog sich durch den ganzen Körper und weckte die Sinne. Seine Hand, die sich in Sanzomons Haar krallte war kalt. Schnee hing noch in ihren blonden Strähnen und nun auch an seinen Handschuhen, kleine, weiße, kalte Kristalle. Schnee. Und blonde Haare. Myotismon hörte das Klavier irgendwo in der Ferne, was unmöglich war, denn so, wie er Vivaldis zweiten Satz des Winters hörte, konnte es kein anderes Digimon spielen, außer er selbst. Seine ganze Arbeit wäre fast umsonst gewesen und fast panisch packte Myotismon Sanzomon an den Schultern und schob sie weg, als die plötzliche Kälte langsam wieder wich und das Klavierspiel leiser wurde, mit einer Hand noch auf ihrer Schulter, die andere noch um ihren Körper. Sie blickte drein, als wäre ihr selbst nicht ganz klar gewesen, was sie tat und Myotismon schüttelte den Kopf, anstatt zu lachen. Es war unfassbar. Er hatte sich tatsächlich verführen lassen. Dieses kleine, verdorbene Digimon hatte ihn beinah zu etwas Dummen verführt. Myotismon blickte kurz auf Sanzomons Hals, aber nichts, nicht mal ein Kratzer und er war erleichtert, Nein, froh darüber, dass er ihr nichts getan hatte . Nicht wegen dem Plan, an den dachte Myotismon nicht, nur daran, dass Sanzomon kein Opfer seines Hungers wurde, obwohl es seinen Bauch fast zerriss, dass man sich eigentlich kaum vorstellen konnte, dass Hunger so schmerzte. Schmerz, der für Hunger eigentlich absolut untypisch war. Dann, urplötzlich begann Myotismon sich zu fragen, wann er denn das letzte Mal wirklich Hunger hatte. Wann hatte er das letzte Mal irgendetwas an Blut zu sich genommen, schlicht weil er sich schwach fühlte und sein Magen leer war, ohne dabei an sie zu denken? Wann tat er überhaupt noch etwas, ohne dass er an Sanzomon dachte? (Wer bist du? Sprach das Raupentier) (Ich bin ver-) -rückt. Er war absolut verrückt. Nur das Seit wann? blieb offen. Seit kurzem? Seit er einen Fuß in dieses Schloss gesetzt hatte? Hier konnte man schließlich nur verrückt werden. Verrückt genug, dass sich Myotismons Gedanken kreisten und tatsächlich überhaupt die Option in Erwägung zog, Sanzomon nicht zu töten, wenn alles erledigt war. Ja. Wer sagte, dass er das müsste? Er könnte es auch sein lassen. Der Plan konnte weiter laufen wie gedacht, nur das Ende wäre ein wenig anders. Warum fiel ihm das erst so spät ein? Was, wenn er Sanzomon nicht tötete, sondern sie einfach behielt? Immerhin war sie auf seinem Niveau. Ein Digimon, dass so dachte wie sie und ähnlich zu ihm, das wusste wie man redet und wie er Weisheit und Ordnung zu schätzen wusste war selten geworden. Zudem war sie auch ansehnlich. Wäre doch eine Verschwendung. Dieses zarte Rot auf den Lippen. Ihre Augen. Ihr zartes Stimmchen... Ihre kleinen albernen, aber irgendwo doch auch sehr interessanten Weltbilder, die seinen in mancher Hinsicht gar nicht so unähnlich waren. Sie waren überaus gegensätzlich zu einander und gleichzeitig irgendwie ähnlich. Warum Sanzomon nicht an seiner Seite behalten? Nichts sprach dagegen. Es wussten doch ohnehin schon alle, dass sie zueinander gehörten. Sie waren wie König und Königin dieses Schlosses. Sie wollte es doch auch. Er sah es. Und was wäre denn eine Klavierballade des Schreckens ohne eine Primadonna? Vielleicht in Allegro? Oder eher Vivace? Eine D-Dur wäre sicher treffend, oder sogar in Ces? Er würde den richtigen Takt und das richtige Tempo für ihr Duett schon noch finden... Wenn sie ihm ohnehin schon so verfallen war, würde sie sich sicherlich nicht darüber beklagen. Sanzomon könnte hierbleiben und kein Digimon würde jemals erfahren, dass sie bei ihm war, nicht einmal Piedmon würde sie finden, nicht mal der Herr Dirigent. Myotismon könnte jeden Tag von ihrem Blut trinken, könnte sie jeden Tag beißen wo er wollte und jeden Tag von den Dingen hören, die ihr durch ihren hübschen Kopf gingen, selbst wenn es die reinste Unsinnigkeit wäre. (Ich bin -) Bei diesen Vorstellungen lief Myotismon fast das Wasser im Munde zusammen. Er musste sich beherrschen. Am besten war, er tat vorerst weiterhin das, was er auch am besten konnte - so tun, als sei das niemals passiert. Schweigend, ohne auf Sanzomons Schamgefühl einzugehen, zog er den Kragen ihrer Robe hoch und zog seinen eigenen zurecht, ehe er wieder ihren Kopf mit beiden Händen festhielt. „So verführerisch das klingt und dein Blick so reizvoll ist, dass er Tote wiederbeleben könnte - Meine Antwort bleibt unverändert. Ich habe absolut kein Interesse daran vergossener Milch hinterher zu trauern oder auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Vielleicht im nächsten Leben, ehrfürchtige Hohepriesterin.“ Zwar wollte Myotismon ihr noch einen Kuss geben, aber nachdem er sich beinah hat zu mehr verleiten lassen, ließ er es. Mit dem Gefühl der Frustration im Magen, warf er seinen Umhang wieder um seinen schlaksigen Körper um endlich ruhen zu können. Wie auch Myotismons Hunger unbefriedigt blieb, begann auch Sanzomon der Frust zu packen, um ihre ungestillte Neugierde. Die war Sanzomon schließlich immer wichtig gewesen, wenn der Wunsch nach Wissen und Erkenntnis machte sie aus und deswegen war sie ja auch zu Sanzomon digitiert. Der Drang nach Wissen und Verstehen wollen hatte sie immer weiter gebracht und sie war dadurch reifer und stärker geworden. Der Drang nach Wissen hatte ihr auch stets den Mut gegeben sich in die tiefsten Tiefen eines Digikernes zu begeben. Verstehen. Das war oberste Priorität. Dieses Digimon zu verstehen war das, was sie immer wollte. Und dies nun schweifen zu lassen, einfach zu vergessen, so wie Myotismon predigte verstieß gegen alle ihre Prinzipien. Vergessen war der falsche Weg. Sie sah doch, was Verdrängung mit Babamons Psyche machte. Er würde verärgert sein, vielleicht strafte er sie mit Ignoranz. Aber sei es drum. Ihr Frust wandelte sich in physisch Kraft. Ihre Krone setzte Sanzomon noch vorsichtig auf, ihren Schal jedoch warf sie einmal über die Schulter, aber kräftig genug, dass er sich komplett um ihren Hals legte. Schließlich warf Sanzomon den sich schließenden Sargdeckel wieder weg, sehr weit weg und wollte Myotismon am Kragen packen, wenn es sein musste aus dem Sarg ziehen, egal wie sehr er sich wehrte. Bisher war keine Wut in ihrem Gesicht, dafür die Verwunderung, als sie im Sarg nur roten Samt sah, aber kein Vampir-Digimon. Hinter ihr hörte sie Fledermäuse pfeifen und wie hinter diesem schwarzen Schwarm die Türe zufiel. „W-Warte! Wo willst du hin? Bleib hier! Myotismon!“   ♬ „Lass mich endlich, du gehst mir auf die Nerven!“, moserte Phantomon und hob drohend seine Sense. Das half ihm zwar etwas Abstand zu Cho-Hakkaimon zu gewinnen, los wurde er sie aber nicht. Sie blieb mit den Händen hinterm Rücken stehen und stand mit Phantomon in der Mitte des Turmes und in alle vier Richtungen hinweg erstreckten sich Treppen, die nach Norden und Süden nach oben, die nach Westen und Osten nach unten. Über ihnen auch nur Treppen und mattes Licht von unbekannten Quellen. Auf dem Boden sah man alte Symbole, deren Bedeutungen sich keinen von beiden gänzlich erschloss, aber die Markierungen für die vier Himmelsphären erkannte man deutlich. „Tschuldige. Ich wollte nur -“ „Was?“, zischte Phantomon, die blauen Augen im Schatten seiner Kapuze kaum erkennbar. Statt weiter zu sprechen streckte Cho-Hakkaimon ihre Armen nun Phantomon entgegen. Sie hatte einen Keramikbecher mit Tee in den Händen. „Hier, damit du besser wieder einschlafen kannst. Sag nur Sirenmon nicht, dass ich in ihrer Küche war, sonst macht sie Spanferkel aus mir“, erklärte sie reumütig. Er nahm die Tasse an, dennoch überlegte Phantomon, ob er ihr die Tasse nicht an den Kopf zu werfen sollte, vielleicht würden seine Drohungen dann endlich in ihren Schädel gehen. Nur um den Tee wäre es schade. Was das für ein Tee war wusste Phantomon nicht, aber irgendetwas in seinem schattenhaften Innerem sagte ihm, dass diese zwielichtigen Seerosen mit ihrem penetranten Geruch einen großzügigen Teil davon ausmachten. „Wegen einer Tasse Tee jagst du mich durch das halbe Schloss?“ „Allein wegen Tee doch nicht. Ich wollt’ nur nett sein, ihr sollt euch schließlich hier wohl fühlen.“ „Mein Wohlbefinden liegt nicht in deinem Interesse“, keifte Phantomon und trank mit einem Zug den Tee leer. „Oh, durchaus tut es das“, sagte Cho-Hakkaimon bestimmend und stellte sich dabei auf die Zehen. „Wenn man harmonisch miteinander zusammenleben will, muss man das.“ „Für unser Wohlergehen ist Meister Myotismon zuständig.“ „Aber er kann ja nicht immer nur nach euch schauen. Und ist es da nicht gut zu wissen, dass auch andere Digimon einem bei der Arbeit unterstützen?“ „Ich bezweifle, dass Meister Myotismon Unterstützung von euch will.“ Cho-Hakkaimon ließ Mundwinkel und Schultern enttäuscht hängen, so schnell aber hoben sie sich wieder. „Vielleicht war Unterstützung das falsche Wort. Wir achten einander. Ihr beschützt uns schließlich auch“, sprach sie, nichts ahnend, was sich Phantomon insgeheim bei ihren Worten dachte. „Und wenn dein Meister sieht, dass wir euch genauso unter die Arme greifen wie ihr uns, vielleicht hat er dann etwas mehr Zeit.“ „Zeit für was?“ „Zeit um, nun, sie mit Meister Sanzomon zu verbringen?“ Wenn auch Phantomons Gesichtszüge nicht erkennbar waren – was vielleicht auch daran lag, dass er keine hatte, erkannte Cho-Hakkaimon Unverständnis in seinem Gesicht. „Warum sollte er?“ „Es muss doch keinen Grund haben. Aber es wäre nicht schlecht. Meister Sanzomon arbeitet immer schrecklich viel und Gokuwmon, Sagomon und ich können ihr nicht so viel Arbeit abnehmen, wie wir gerne würden. Wir machen uns manchmal wirklich Sorgen, dass sie zu viel arbeitet“, seufzte Cho-Hakkaimon. Phantomon stellte fest, dass sie plötzlich ernster klang und weniger im Slang, wenn sie so von Sanzomon redete. Eine doch überraschende Erkenntnis für Phantomon. Er könnte Cho-Hakkaimon fast ernst nehmen. „Ich weiß nicht, wie er das macht, aber seit Meister Sanzomon Dank euch nicht nur mehr Zeit für die Baby-Digimon hat, sondern sie auch mit Myotismon verbringt, sieht sie viel besser aus. Sie schläft ruhiger, sie isst besser. Wir mögen nur ihre Schüler sein, aber wir bekommen mit, was in ihr vorgeht, auch wenn sie es uns nichts sagt. Und -“, Cho-Hakkaimon schnaufte einmal tief, „ - wir möchten nur, dass sie glücklich ist. Myotismon tut ihr gut. Und deinem Meister kann's auch nicht schaden. Dann ist er auch etwas lockerer drauf.“ „Zügle deinen Ton, wenn du über Meister Myotismon redest.“ „Als ob's nicht stimmen würde.“ Phantomon hätte gern widersprochen, konnte aber nicht. Sie hatte leider Recht und Cho-Hakkaimon wusste, dass es so war, wie ihr Grinsen verriet. Solange zumindest bis sie sicher erinnerte, dass ihr etwas unüberlegter Ton sie schon einmal in Schwierigkeiten gebracht hatte und erkannte, dass Phantomon auch Recht hatte. „Trotzdem, ‘tschuldigung.“ „Pass einfach auf, dass es nicht die falschen Digimon mitkriegen. So manches ist nicht so großzügig wie ich“, motzte Phantomon, Cho-Hakkaimon nahm die Kritik mit einem Lächeln entgegen. „Siehste, so grummelig seid ihr gar nicht. Das hätte Meister Ophanimon mal erfahren müssen. Sie hat immer ziemlich böswillig von Virus-Typen geredet. Aber ihr Geist-Digimon seid echt ulkig.“ „Wir Geist-Digimon sind nicht -“, begann Phantomon, wurde aber von lauten Schritten über ihnen unterbrochen, wie auch einem Schrei, der verdächtig nach Meister Myotismon klang: „Bist du jetzt völlig übergeschnappt?!“ Die beiden Digimon sahen hoch. Ein paar Treppen über ihnen liefen Myotismon und Sanzomon gerade die Treppen nach oben. Laufen war allerdings die falsche Bezeichnung. Vielmehr versuchte Sanzomon Myotismon mit sich zu ziehen, er selbst wehrte sich ziemlich dagegen. „Du sollst hierbleiben! Ich bin noch nicht fertig mit dir!“ „Lass mich in Frieden! Und hör auf so zu ziehen!“ „Hör du auf ständig davonzufliegen“, brüllte Sanzomon zurück, Myotismon wehrte sich weiter. Sie ließ ihn los, aber nur um sich hinter ihn zu stellen und ihn nun zu schieben. Das machte die ganze Sache nicht schneller, jedoch schaffte Sanzomon es so, Myotismon, der sich immer noch mit aller Gewalt wehrte zum Gehen zu bringen. „Hör endlich auf damit! Zwing mich nicht dazu dich anzugreifen!“ „Zwing du mich nicht dazu, dir meine Gebetskette um den Hals zu legen!“ „Wenn du das wagen solltest, dann - !“ Myotismons Protest erstickte, er merkte noch rechtzeitig, dass ihn ansonsten noch unflätige Worte über die Lippen gekommen wären. Stattdessen löste er sich wieder in einen Schwarm Fledermäuse auf und flog über Sanzomon hinweg den Turm nach oben. Sanzomon versuchte noch nach ihm zu schnappen, auch wenn es zwecklos war. „Fliehen ist sinnlos! Wir wissen beide, dass du das Schloss für die nächsten Stunden ohnehin nicht verlassen kannst“, rief sie ihm nach und eilig lief sie die Treppen auf, zu beschäftigt um Phantomon oder Cho-Hakkaimon zu bemerken, die mit Unglauben die Szene beobachten hatten. „Hör zu“, begann Phantomon, nachdem er sich wieder gesammelt hatte. „Ich werde jetzt in mein Zimmer gehen und mich wieder schlafen legen. Du gehst wieder das machen, was du sonst auch immer machst. Und wir reden niemals darüber, was wir hier eben gesehen haben. Klar?“ „Klar wie Kloßbrühe...“, seufzte Cho-Hakkaimon zustimmend, dann gingen beide Digimon schweigend ihrer Wege.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)