Wintersonett von Rakushina (Which dreamed it?) ================================================================================ Konzert VI - MAD TEA PARTY, 2. Satz, Presto non molto F-Moll ------------------------------------------------------------ 𝄡   „Noch mehr von diesen komischen Zetteln? Was für eine Papierverschwendung“, maulte Cho-Hakkaimon und hielt das Stück Papier gegen die Sonne. Zumindest meckerte sie nicht mehr, dass der Weg auf die Spitze Grey Mountains zu weit wäre. Das Meiste hatten Sanzomon und ihre Schüler bereits hinter sich und schlimmer wie manch anderen Weg, den sie schon bestritten hatten war es nicht. Sie waren schon tagelang durch Wüsten gelaufen und durch Gebirge, die höher und gefährlicher waren wie Grey Mountain. Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon hatten ihr erst nicht geglaubt, dass hier eine so große Bergkette sein sollte, geschweige denn ein Schloss auf der Spitze. Vom Ewigen Wald aus hatte man gar nichts gesehen. Als die Bergpfade näher kamen, sah man dann schon die ersten Abhänge, die der Nebel verdeckt hatte. Der Nebel selbst war zwar dicht, aber das Wetter war an dem Tag klar - selten in diesem Teil Servers -, dass die Nebelwand im tiefen Azurblau schimmerte. Cho-Hakkaimon faltete den Zettel und stopfte ihn in das Seil, dass ihr als Gürtel diente. Vor gut drei Wochen hatte Sanzomon sich entschlossen, nach Grey Mountain zu gehen. Einerseits um Jijimon und Babamon ihren Schülern vorzustellen, anderseits auch um zu sehen, wie es ihnen ging. Auf ihrem Heimweg hingen und lagen unzählige dieser Zettel in der Gegend, in Dörfern und Wäldern und kein Digimon, dass sie gefragt hatten wusste, was das zu bedeuten hatte. Aber ein paar wenige, darunter auch sie, erkannten das Abbild - ein Kupferstich aus dem Buch ALICE IM WUNDERLAND, als sie vor der Herzkönigin stand. Den Sinn dahinter verstand niemand wirklich und auch nicht, wieso diese Tettel überhaupt vom Himmel regneten. Oder wer dies zu verantworten hatte. „Wie sind Jijimon und Babamon eigentlich?“, fragte Gokuwmon seinen Meister. Ihre Unterhaltung pausierte auch schon, als sie ein Unimon sahen, dass aus einem der kleinen Bergteiche trank. Das war das Erste, dass sie an diesem Tag sahen und das war merkwürdig. Sanzomon meinte sich zu erinnern, dass früher viel mehr Unimon hier gelebten. Nicht direkt am Schloss, aber es flogen ganze Herden herum, die Jijimon als Lieferanten aushalfen, wenn man ihnen dafür eine gute Behandlung versprach. „Sie sind ein wenig schrullig. Sie verhalten sich und reden etwas eigen. Aber es sind sehr herzliche Digimon, denen viele junge, verlassene Digimon ihre zweite Chance verdanken.“ „Und Ihr wurdet auch von ihnen aufgezogen?“, fragte Sagomon, während sie weiter den Bach flussaufwärts folgten. Wenn sie so weiter gingen, kämen sie ins Tal, zwischen den zwei Bergspitzen, wo die Acker waren. „Wie kam es?“ „Ich weiß es nicht mehr. Wie die meisten Digimon bin ich im oder kurz vor dem Ewigen Wald zusammengebrochen. Ich hatte kein zu Hause, kein Essen, keine Aussicht auf eine Zukunft. Aber dafür Glück.“ „Ähm, Meister“, rief Cho-Hakkaimon und deute hinter sich. Das Unimon lief ihnen hinterher , aber es machte keinen aggressiven Eindruck. Cho-Hakkaimon, von jeden Digimon immer so angetan, die nicht ganz wie sie waren, streckte ihren Arm aus und das Pegasus-Digimon schubste den Kopf gegen ihre in Rüstung verpackte Hand. Die Gegend wurde Sanzomon langsam vertrauter. Die Reihen der Steine, die Form der Abhänge hatte sich in all den Jahren nicht verändert. Seerosen flossen im Wasser. Dennoch war etwas komisch. „Seht mal, da ist jemand“, rief Gokuwmon, mit der offenen Hand schützend über den Augen. Die drei anderen beschleunigten ihr Tempo, um sich neben ihn zu stellen und um das zu sehen, was er sah. Unter ihnen erstreckt sich die Felder mit Reihen an Salat, Kohl und Rüben, alles üppig und voll. Ein schöner Anblick könnte man meinen, so zwischen dem Gestein und dem Wasser Grünes zu sehen, aber Sanzomon sah, dass dieses Bild so nicht richtig war. In ihren Erinnerungen waren die Felder immer mindestens halbleer, weil viele Digimon eben Nahrung brauchten und immer war ein Beet dunkler wie alle anderen, weil es umgegraben war. Aber alles war voll und die Erde darunter trocken. Am Kohl-Feld sah Sanzomon auch Jijimon und Babamon mit Hacke und Spaten arbeiten und obwohl sie sich freuen sollte, war auch das merkwürdig. Babamon hatte nie auf dem Feld gearbeitet, dass war allein Jijimons Aufgabe sich mit den Ausbildungs- und Rookie-Digimon darum zu kümmern. Wo waren diese überhaupt? Als sie als D'arcmon ging, hatten Jijimon und Babamon über fünfzig Findelkinder. Jijimon hatte sie zuerst bemerkt, sah stumm über die Schulter auf die Gruppe dieser vier Digimon (fünf, wenn man das sich spontan angeschlossene Unimon dazu zählte), die nun neben ihnen standen. „Babamon, sieh, wir haben Besuch“, rief Jijimon ihr zu und auch sie hob sofort den Kopf. Sie standen beide nebeneinander, blickten erst zu Cho-Hakkaimon, dann zu Sagomon, zu Gokuwmon und abschließend zu Sanzomon. Sie tat nichts, wartete nur darauf, dass Babamon irgendetwas sagte. Jijimon schien sie nicht zu erkennen, merkte aber, dass seine Gattin über das Mönch-Digimon grübelte. Unter ihrem Pony hoben sich, nach einer ganz Weile ihre Augen. Sie hatte ihr Täubchen erkannt. „Du bist also wieder zurückgekommen. Sanzomon nennst du dich nun, habe ich Recht?“ Sanzomon nickte zurückhaltend. Sie hatte nicht erwartet überschwänglich begrüßt zu werden. „Wer sind deine Begleiter?“ „Digimon, die sich mir auf meiner Reise angeschlossen haben. Sie möchten als meine Schüler bezeichnet werden.“ Die drei Digimon ballten eine Hand zur Faust und legten die andere darüber, ehe sie sich, fast zu ehrfürchtig tief vor Jijimon und Babamon verbeugten. „Schüler? Eine Traumtänzerin mit Schülern. Gemahl, hast du das gehört?“ „Habe ich. Hat man das schon gesehen? Wisst Ihr denn, was für ein Digimon ihr euch da angelacht habt?“ Alle drei nickten eifrig, wenn auch eingeschüchtert von diesem Verhalten. Meister Sanzomon hatte sie zwar vor ihrem Aufbruch nach Grey Mountain schon als ein wenig verrückt beschrieben. Aber das hatten sie nicht erwartet, dass sie sich so schroff gaben, und das vor ihrer ehemaligen Schülerin. „Wir haben sehr viel von Meister Sanzomon gelernt. Sie kümmert sich gut um uns und unsere Ausbildung“, antwortete Sagomon, auch noch überrumpelt davon, dass sie indirekt Sanzomon beleidigt hatten. „Und das Unimon?“ „Kam eben zufällig mit. Es mag uns wohl“, antwortete Cho-Hakkaimon. Sie wollte das Unimon streicheln, es empfand allerdings den blühenden Kohlkopf weit aus interessanter. Jijimon und Babamon schienen sich daran weniger zu stören. Weniger zumindest, als über den Besuch. „Tja, kann man nichts machen. Besuch ist Besuch, oder, mein debiler Gemahl?“ „Gewiss, gewiss, mein störrisches Weib“, sagten beide, und zumindest bei Jijimon wirkte dieser argwöhnische Ton mehr wie befremdend. „Im Gegenteil, wir hatten schon lange keinen Besuch. Und sollten wir uns dann trotz allem nicht wie im Gegenteil benehmen?“ „Rede weniger, setze Tee auf.“ „Aber hier ist keine Küche.“ „Dann gehe in eine Küche und koche dort.“ Das klang schon mehr nach den beiden, wenn auch immer noch sehr kühl. Babamon sagte es zwar nicht, aber sie wollte, dass diese Vierergruppe ihr zum Schloss folgte und sie taten es auch, schweigend und beklemmend, als hätten sie etwas angestellt und wüssten, sie würden dafür Tadel bekommen. Grey Mountain war ungewohnt ruhig und erschreckend leer und als sie das Schloss erreichten - ihre Schüler waren kurz darüber sehr erstaunt, da sie es immer noch nicht geglaubt hatten - wusste Sanzomon auch warum. Sie hatte nach möglichen Findelkinder Ausschau gehalten, nach Digimon auf dem Baby-, Ausbildung- oder auch Rookie-Level, aber sie trafen kein anderes Digimon hier. Weder um, noch im Schloss. Die Vor- und Innenhöfe auf den verschiedenen Ebenen, früher immer voll mit Gelächter gewesen, wirkten nun in dieser Leere trostlos und geisterhaft und weit größer, wie Sanzomon sie in Erinnerung hatte. Ebenso fiel ihr auf, dass alles bedeckt war mit einer dicken Schicht aus Staub, Sand und Laub. Die beiden waren wohl nicht nur schon länger alleine, sondern kamen auch nicht mehr mit ihrer Arbeit nach. „Babamon, seid ihr allein hier? Wo sind die Digimon, um die ihr euch sonst kümmert?“, fragte Sanzomon, kaum dass sie durch das große Haupttor ins Innere gelangt waren und auch hier merkte man, dass es an Leben und Gelächter fehlte. Das Echo ihrer Stimme klang schrecklich in diesem großen Eingangsbereich. „Na, was wohl? Sie haben Flügelchen bekommen und sind ausgeflogen, wir alle kleinen Küken. Müsstest du doch am besten wissen.“ „Aber habt ihr keine weiteren Digimon aufgenommen?“ „Wie, wenn es keine gibt?“ Sie log. Sanzomon und ihrer Schüler hatten das Chaos außerhalb des Ewigen Waldes gesehen. Ein Dorf, gar nicht so weit weg von hier war komplett von den Truppen der Meister der Dunkelheit ausgelöscht worden, weil man dort einen rebellischen Stützpunkt vermutete. Man hatte Lager aufgestellt, um die verletzten Digimon zu versorgen. Die vier waren darauf gestoßen und hatten einige Tage ausgeholfen, bis jedes Digimon wieder in einem stabilen Zustand war. Dennoch wurden immer noch Digimon vermisst, teils sogar sehr kleine, aber Sanzomon sagte sich, dass sie vielleicht nicht nur sicher seien, sondern auch von Jijimon - der oft den Ewigen Wald verlassen hatte um eben solche Digimon zu suchen - und Babamon gefunden und versorgt wurden. Ihr Radius war damals schon viel größer, wie er später bei Sanzomon sein würde und zu dieser Zeit waren die Meister der Dunkelheit auch weit aggressiver. Dass sie keine Findelkinder hatten, weil sie keine fanden oder keine gab glaubte sie nicht. Sie suchten schlicht nicht mehr. „Habt Ihr beide dieses Schloss erbaut?“, fragte Sagomon, darauf ausgelegt das Thema zu wechseln, um die dicke Luft zu lockern. „Nein. Es existierte bereits, als mein Gemahl und ich diesen Berg fanden.“ „Wem gehörte es davor?“ „Ist das so interessant?“ „Durchaus.“ Sagomons Augen wanderten über Boden und Decke, sogar die Kerzen an den Wänden schien er genau zu studieren. „Ich finde die Bauart beeindruckend. Sie ist simpel, aber wenn man genau hinschaut, sieht man, dass dieses Schloss bereits mehrmals, ich sage mal, umstrukturiert wurde. Eine Alpha-Variante, deren Daten immer wieder neu umstrukturiert wurden, bis es in einer Beta-Version überging und schließlich und selbst in seiner Vollendung immer wieder mit neuen Daten erweitert wurde. Der Bauweise der Fenster und der Decke zu urteilen, wurde dieses Schloss während der Typus-Apartheid erbaut. Dann aber -“, Sagomon pausierte, und sah sich die Galerie an, durch die sie gingen, fuhr mit der Hand über den Fenstersims, der wie ein Geländer die ganze Wand an den Seiten der Fenster entlang ging, „- sieht man sich die Muster an. Verschnörkelt, aber einfach, fast floral, wenn nicht so pompös. Klassisch für Nachkriegsarchitektur, merkt man auch an dem Gestein. Dabei ist das der Mauern ein ganz anderer. Da saß jemand nicht nur sehr lange an diesem Bauwerk, sondern hat es über die Jahre immer wieder und immer wieder neu- und umgebaut.“ „Streber“, warf Cho-Hakkaimon Sagomon an den Kopf und peinlich gerührt war er auch schon still. Vielleicht war es auch nicht so falsch gewesen, Babamon schien Sagomons Kenntnis beunruhigt zu haben. Sanzomon hatte nie darauf geachtet und fragte sich, nun, da sie das hörte, warum jemand einem Schloss, das keinen besonderen Zweck erfüllte, so oft neue Daten hinzufügte. Das Zimmer, was später Sanzomons sein sollte, war zu der Zeit eine Art Hobbyraum für Babamon gewesen. Das Bett, das auch für zwei Digimon gereicht hätte - praktischerweise, denn auch wenn Jijimon und Babamon ihre eigenen Zimmer hatten, blieb er, wenn Babamon ihre wirren und schlechten Tage hatte nachts bei ihr liegen -, Sitzunterlagen und ein kleiner, flacher Tisch waren schon da, aber früher standen hier noch ein Schaukelstuhl (den Sanzomon ins Spielzimmer ihrer Findlinge brachte, damit sie sich mit ihnen dort hineinsetzen konnte, wenn sie ihnen etwas vorlas), Körbe mit Näh- und Strickzeug und natürlich Bücher, wenn auch unordentlich aufeinander gestapelt. Sie hatte schon lange nicht mehr hier gesessen. Das letzte Mal, kurz vor ihrem Aufbruch. Kurz vor ihrer Digitation zum Champion. Wie war das damals nur...? Obwohl Babamon Jijimon beauftragt hatte Tee zu kochen, war sie es, die ihn der Vierergruppe servierte, die aneinander gereiht vor diesen alten, mehr nun als schrulligen Digimon saßen. Dem Geruch zu urteilen war das ein Kräutertee, dessen Name Sanzomon in all der Zeit entfallen war, aber sie erinnerte sich an diesen herben, scharfen Geschmack. Babamon und Jijimon mochten ihn selbst nicht, besaßen ihn aber, weil er gerade unter jungen Pflanzen-Digimon sehr beliebt war - wohl wegen der vielen verschiedenen Kräuter - und sich gut als Medizin eignete. Dass sie gerade den auftischen war genauso merkwürdig, wie so einiges. „Sag nun, warum bist du zurückgekommen?“, fragte Babamon. Sie hatte ihren Tee nicht einmal angerührt, während Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon entweder aus Höflichkeit oder Verunsicherung schon die Hälfte getrunken hatten (und einzig Gokuwmon machten den Eindruck, ihm würde es schmecken). „Ich wollte meinen Schülern nur die Digimon vorstellen, die mich aufgezogen haben.“ „Ja, Meister Sanzomon hat sehr viel von euch erzählt“, sagte Cho-Hakkaimon begeistert, aber weder Jijimon noch Babamon konnte sie damit zu irgendeiner erfreuten Mimik motivieren. Beschämt nippte sie weiter an ihrem Tee. „Außerdem dachte ich, ihr wolltet wissen, was aus mir geworden ist.“ „Wenn ich diesen Wunsch bei jedem meiner Findelkinder hegen würde und sie würden alle so denken wie du, würde ich mit dem Tee kochen gar nicht mehr nachkommen.“ „Ich dachte nur -“ „Du denkst zu viel“, schimpfte Babamon weiter. Jijimon, zwar nie so redselig wie seine Gattin, war nichtsdestotrotz auffällig ruhig. Er hielt seine Keramiktasse in seiner großen behaarten Hand, trank aber nichts. „Aber ich muss dir lassen, ich hätte nicht erwartet, dass du zu so einem Digimon wirst. Das ist also der Weg, den du gehen willst?“ „Ich bitte um etwas Klarheit, Babamon.“ „Klarheit ist, dass du, genauso wie ich wissen, was Sanzomon für Digimon sind.“ Endlich hatte Babamon sich aufraffen können, etwas von dem Tee zu trinken. Sie verzog das Gesicht. „Sanzomon sind wissbegierige Digimon. Du bist aber ein neugieriges Digimon. Denk an meine Worte, Neugier ist des Täubchens Tod. Neugier ist unvernünftig und unberechenbar. D'arcmon hat schon nicht zu dir gepasst.“ „Ich habe mir nicht ausgesucht, zu was ich digitiere. Und habt ihr nicht gesagt, dass eine Art nichts über den Charakter sagt?“, sagte Sanzomon und Babamon hörte den Trotz Tinkermons darin. „Aber dein Charakter hat Einfluss auf deinen Pfad. Weißt du, was ich auch denke? Dass du deinen Geschwistern doch nicht verziehen hast. Du hast dich geschämt ein Virus zu sein, stattdessen wurdest du nicht nur zu einem Serum, sondern auch zu einem angesehenen Digimon mit heiliger Macht.“ „Ich leugne das auch nicht.“ Sanzomon bemerkte die fragenden und dennoch vielsagenden Blicke ihrer Schüler. Sie wussten zwar, dass sie als Rookie Tinkermon war, aber von Geschwistern wussten sie nichts. „Aber ich habe vergeben.“ „Nur Idioten vergeben alles. Oder ist dir etwas wie Hass zuwider? Hass ist auch nur ein Gefühl, dass zur Bereicherung seiner eigenen Wahrnehmung gehört. Nicht alle Seiten an einem Herz sind so schön, wie du dir das in deinen Träumen vorstellen magst.“ Aber sie können hinderlich sein, dass war genauso wenig bereichernd. Ehe Sanzomon dies aber sagen konnte, warf ihr eigenes Gedächtnis sie in die Vergangenheit, in eine ganz bestimmte Nacht zurück, als sie mit nassen Augen neben einem anderen Digimon geschlafen hatte und seine Flügelohren sich wie eine dünne Decke auf ihren damals winzigen Körper gelegt hatten. „Ist Tsukaimon einmal wieder hier aufgetaucht?“ Die Sehnsucht war deutlich in Sanzomons Stimme zu hören und das schien Babamon nur mehr zu erzürnen. Sie knallte die Tasse regelrecht auf den Tisch. „Wieso? Was willst du von diesem unheilvollen Digimon? Habe ich dir nicht damals schon gesagt, dass du dir Tsukaimon aus dem Kopf schlagen sollst?“, schimpfte Babamon, wollte mit ihrem Besen herumwirbeln, aber Jijimon hielt diesen fest. „Ich fragte nur.“ „Du hast gehofft, ihn auf deiner Reise vielleicht zu sehen, oder dass er in der Zeit etwas von sich hat hören lassen, nachdem du damals versagt hast.“ „Er wollte gehen!“ , sagte Sanzomon laut. Ihre Fäuste auf ihrem Schoß hatten sich so stark verkrampft, dass die Knöchel herausragten. Ihre Schüler kamen nicht mehr mit, sie verstanden kaum etwas von dem, was diese beiden Digimon redeten. Da aber nun nicht nur Babamon, sondern auch ihr Meister immer erboster wurde, traute sich auch keiner mehr etwas zu dieser Unterhaltung beizutragen. „Wieso sollte ich ihn aufhalten? Du hast mich doch auch gehen lassen, als ich gehen wollte.“ „Tsukaimon war nicht bereit dafür. Neinneinnein, du hast nicht versagt, du hast nicht gehorcht. Hättest du versagt, hätte ich denken können, dass Tsukaimon einfach nur zu stur war, aber du hast dich weichklopfen lassen.“ „Ich habe mich für das entschieden, was ich für das Beste hielt. Und wenn du mir die Ehrlichkeit erlaubst, gestehe ich, dass ich es gut fand, dass er seinen eigenen Weg gehen wollte, egal was wir sagten.“ Babamon atmete tief und laut ein. Jijimon hob noch die Hand, um sie festzuhalten, nahm sie aber gleich auch wieder runter, aus Angst, Babamon würde sie ihm in ihrer Rage abreißen oder etwas in der Art. Wäre Babamons silbergrauer Pony nicht so lang, wer weiß was man in ihren Augen gesehen hätte. „Ungehorsames Ding! So eine Digitation passt nicht zu dir. Sanzomon sind Digimon, die ihre Kraft vom eigenen Leid herausnehmen. Sie erdulden und überwinden Qualen, die sie auf sich lasten. Körperlich. Seelisch. Sie leben von nichts außer dem, vom Schmerz ihres Herzens. Was will ein Traumtänzer wie du damit, der immer noch glaubt, er finde irgendwann das Kaninchenloch? Du hast es zu gut bei mir gehabt, welches Leid willst du verstanden haben?“ Das war Spott. Aggression in seiner reinsten Form. Babamon wusste genau, dass das Sanzomons wunder Punkt war. War dies ein Test? Anders konnte Sanzomon sich das nicht erklären. „Ich habe das Leid vieler Digimon gesehen. Und begriffen, dass es nicht immer nur um mich geht. Wie soll ich mich finden, wenn es nichts zu finden gibt, außer dem Selbstmitleid, in dass ich mich als Tinkermon gewälzt habe? Leid wirklich zu überwinden ist die wahre Qual. Ich bin eben ein Außenseiter, entweder ich akzeptiere oder ignoriere es, aber ich war meine eigene Trauer und meinen schöngeredeten Hass Leid, wie echt diese Gefühle auch waren. Manchmal muss man Gefühle auch beiseite legen können. Deswegen bin ich zu Sanzomon digitiert. Aber ich bin immer noch ich. Warst du es nicht, die sagte zu Emotionalität gehöre auch Rationalität?“ Babamon war aufgestanden und für einen Moment dachte Sanzomon, sie wollte ihr eine Ohrfeige geben, wie damals beinahe, als Tsukaimon gegangen war. Tinkermon hatte an jenem Abend damit gerechnet, dass sie Ärger bekommen würde, wenn sie ohne ihn zurückkäme, aber so wütend hatte sie Babamon nie erlebt. Sie hatte zwar nichts gesagt, aber sie hatte getobt. Innerlich und man hatte ihr angesehen, dass sie Tinkermon am liebsten gepackt und geschüttelt hätte, wäre Jijimon nicht gewesen. Dabei hatte Babamon kaum mit Tsukaimon außerhalb des Unterrichtes agiert. Eher hatte es für Tinkermon den Eindruck gemacht, dass Babamon ihn mied. „Typisch, typischtypischtypisch, da denkt man ich hätte dich gut erzogen und doch gibst du Widerworte. Artige Kinder tun das nicht. Artige Kinder horchen. Ich habe dir alles beigebracht, was ich wusste und doch verspottest du meine Lehren?“ „Ich bin kein Rookie mehr. Du wolltest, dass ich diese Reise mache, damit ich Ich werden kann. Ich mag deine Meinung nicht vollkommen teilen, aber ich verspotte nicht, was du mich gelehrt hast. Im Gegenteil, ich habe sie stets verteidigt, egal wie viele Digimon mich ausgelacht haben.“ Die Worte, so gut gewählt sie auch sein mochten, hatten nichts bewirkt. Babamon blieb erbost und noch immer verstand Sanzomon nicht weshalb. Dann erinnerte sie sich, wie es war, als sie vom Rookie zum Champion wurde. Da hatte sie sich auch mit Babamon gestritten. Ging es um Tsukaimon? Nein, um etwas banaleres, etwas, was Babamon sich aus der Luft gegriffen hatte, nur um sie zu provozieren, nachdem sie Tinkermon erst wochenlang ignorierte nach Tsukaimons Flucht. Sie stritten sich heftig, was das sollte und auch da schimpfte Babamon sie, sie verstehe gar nichts und Tinkermon hatte weiter darauf behaart, dass sie sehr wohl verstand, vieles sogar. Wofür hatte sie denn gelernt? Was nütze lernen, hatte Babamon gesagt, wenn sie sich nicht einmal traue das Schloss allein zu verlassen? (Und ob ich das kann Und ich kann nicht nur lernen ich kann auch erfahren)  Als sie sich aufgerichtet hatte, hatte sich ihre Gestalt schon verändert. Dann erst war Babamon zufrieden. Wenn das hier wieder einem solchen verborgenem Ziel diente? „Hat sie euch dreien auch diesen Hohn beigebracht?“ „Klaro. Sonst wären wir Meister Sanzomon doch nicht gefolgt“, sagte Cho-Hakkaimon mir stark rausgestreckter Brust. Gokuwmon und Sagomon enthielten sich, aber der Glanz in ihren Augen reichte vollkommen als Antwort. „Sieh nur, Babamon, nun ist dein Tee kalt“, maulte Jijimon, als hätte es diese Auseinandersetzung eben nicht gegeben. „Welch Ärgernis. Kinder stehlen einem eben Zeit und Nerven. Bewegt euch endlich, Marsch, Marsch!“, dabei klatschte Babamon ungeduldig in die Hände, während Sanzomon, Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon erst nur verdutzt sitzen blieben. „Ihr habt doch gar nicht gesagt, dass wir aufstehen sollen.“ „Dann steht auf und bewegt euch dann endlich!“, keifte Babamon Gokuwmon an. Das Unverständnis blieb, aber sie taten, was man ihnen befahl, nicht, dass das sonderbare Verhalten dieses alten Digimon-Paares weiter ausartete und folgten schweigend. Von Babamons Zimmer, hinunter in den ersten Stock, durch die Korridore, durch die wirren Gänge. Sanzomon kam dieser kleine Spaziergang durch die steinigen Gänge wie eine Ewigkeit vor. Die Bibliothek zu sehen erfüllte sie mit Nostalgie, sie meinte sogar ihre eigene Stimme gehört zu haben, wie sie als Rookie hier gesessen und laut gelesen hatte. Die Frage, warum sie gerade hier waren stellte sich Sanzomon erst viel später, als sie sah, wie Jijimon zu einem der Regale ging und mit seinem Stab, an dessen Ende eine Katzenpfote befestigt war dagegen klopfte. „Niemand zu Hause“, stellte er fest. „Der Mann im Mond sollte Gennai eine neue Uhr einprogrammieren. Sie geht immer noch zwei Tage und acht Stunden nach.“ „Du musst aber auch gestehen, dass du dich um eine ganze Woche, fünf Stunden und siebenundzwanzig Minuten verschätzt hast, werte Gattin.“ „Aber der Wochentag ist der Richtige, also habe ich mich ganz gewiss nicht verschätzt.“ Während die beiden weiter diskutierten, stellten sich ihre vier Gäste via Blickkontakte die Frage, ob sie nachharken sollten, da keiner von ihnen verstand, was sie sagten. Sie ließen es vorerst. „Kann man nichts machen“, seufzte Jijimon, dabei schob er einige Bücher zur Seite und brachte damit eine Steintafel zum Vorschein. Sanzomon kannte dieses Konstrukt noch, aber Jijimon hatte ihr damals verboten, an den Ziffern und dem Zirkel rumzuspielen und sie hielt sich daran. Nun sah sie zu, wie Jijimon mit dem stumpfen Ende seines Stabes die Beine des Zirkel einzeln positionierte. Man hörte leise irgendwo Zahnräder und sah, wie sich zwei der Regale zur Seite bewegten. Sie blickten in die Schwärze eines geheimen Ganges, der sich dahinter versteckt hatte. „Wollt ihr Wurzeln schlagen? Kommt jetzt“, schimpfte Babamon die vier Digimon an, die mit offenen Mündern dastanden und ihr dann auch folgten, wenn sie auch noch etwas brauchten um ihre Kiefer zu schließen. Trotz Dunkelheit konnte man die Stufen - Sagomon stellte fest, dass, so wie die Stufen aussahen sie noch von der Alpha-Version stammten - ganz gut sehen, da dass Licht von unten so grell war, dass es alles erleuchtete. Aber das war kein Kerzenlicht, dafür wirkte es zu kalt und unnatürlich und die Schatten, die erzeugt wurden flackerten gruselig. Das Tor hatten sie zuerst gesehen und waren davon schon so überrascht und überwältigt gewesen, dass sie die Maschinen und den Brutkasten gar nicht erst wahrgenommen hatten. Im Brutkasten befanden sich Digieier, acht Stück, aber allesamt farblos. Und auch keine Digivice. Zu dieser Zeit war Gennai erst dabei gewesen sie zu bauen. Einige halbfertige Exemplare lagen neben ein paar Werkzeugen auf einem Arbeitstisch. „Was ist das hier? Und vor allem, das da?“, fragte Gokuwmon und zeigte dabei auf das Tor. „Unser Kaninchenloch, wenn man es so nennen möchte. Schon seit der Entstehung der Digiwelt steht es hier auf diesem Berg. Weiß der Geier, wieso“, antwortete Babamon der staunenden Menge. „Aber der Mann im Mond hütet es wie seinen Augapfel und hat dieses Schloss drumherum errichtet. Ein Tor in fremde Wunderländer. Ist das nichts für dich, Sanzomon?“ „Fremde Welten?“, sagte sie, mehr jedoch zu sich selbst und es schon auszusprechen klang komisch. Sie dachte an Alice, als sie durch den Spiegel kletterte. „Natürlich lockt dass Schaulustige an. Deswegen darf so etwas kostbares auch nicht unbeobachtet lassen. Wir achten schon lange darauf und dafür lässt der Mann im Mond uns hier leben“, erklärte Jijimon. Er ging zum Brutkasten und sah sich die Digieier an. „Gerade sie brauchen sehr viel Schutz. Wenn die falschen Digimon von ihnen erfahren, wer weiß, was geschieht. Gegen alle Meister der Dunkelheit kämen selbst wir nicht an.“ „Was wollen denn die -“ Aber ehe Gokuwmon seine Frage vollständig aussprechen konnte, hatte die Erkenntnis nicht nur ihn, sondern alle bereits erwischt. „Ihr gehört doch nicht etwa zum Widerstand?“, fragte Sanzomon und nun wusste sie auch, wer dieser Feind war, wegen dem Babamon nachts mit kreisenden Armen draußen stand. „Widerstand klingt so rebellisch und jugendlich und das sind wir beide nicht. Widerstand ist was für Grünschnäbel und Jungspunde“, erklärte Babamon, sie ging dabei langsam auf Sanzomon zu, die überlegte, welchen Blick sie ihrem ehemaligen Vormund schenken sollte. „Ist doch genau das Richtige für dich.“ „I-Ich verstehe nicht“, stammelte Sanzomon verunsichert, wechselte ihre Blicke rasch zwischen Jijimon und Babamon. „Ich dachte, du wärst ein kluges Kind. Du enttäuschst mich. Ich zeige dir das hier sicher nicht zur Belustigung. Das hier ist nun alles deins.“ „Meins?“, wiederholte sie ungläubig. „Deins. Ich habe Gennai gefragt, er hat nichts dagegen. Er kennt dich schon, seit ich dich aufgenommen habe und weiß, dass ich dich zu einem brauchbaren Digimon erzogen habe. Dass ihr Findlinge ihn damals als Gespenst bezeichnet habt, nimmt er euch auch nicht übel. Wenn er denn weiß, was das ist.“ „U-und was soll das jetzt alles? Ich verstehe immer noch nichts. Was meint ihr damit, dass wäre meins? Das ist doch euers. Wo geht ihr hin?“ Mittlerweile klang Sanzomon nicht nur verwirrt, sondern auch durch diese Verwirrung ziemlich verzweifelt. Was immer passiert war, während sie weg war, die beiden mussten den Verstand verloren haben. Noch mehr oder erneut. Und dass dieses Schloss ein Teil dieses Widerstandes sein sollte, wollte Sanzomon noch weniger glauben. Diese beiden sollten diese rebellischen Digimon sein - oder zumindest ein Teil dieser Gruppierung - nach denen die Meister der Dunkelheit suchten? Die vier Souveränen - Ebonwumon, Zhuqiaomon, Azulongmon und Baihumon, das Gesprächsthema schlechthin in der Digiwelt seit einigen Jahren stellten sich öffentlich gegen die Meister der Dunkelheit und strebten nach einem Zusammenleben beider Welten im Gleichgewicht. Das Licht, dass sie in sich trugen sei das Licht, dass die Menschen ihnen gegeben hatten und nun, da Sanzomon darüber nachdachte, klang das wirklich, als hätte es aus einem von Babamons Büchern stammen können. Digimon lehnten die Lehren und Ideen dieser vier Digimon ab, sei es Angst, sei es Abneigung. Andere sympathisierten mit den Ideen der Souveränen, hielten sich jedoch ruhig. Wieder andere stellten sich auf ihre Seite. Sympathisierten mit der Vorstellung der Menschenwelt und Sanzomon gestand, dass, was sie über die Souveränen hörte, klang wie etwas, auf dem man eine Zukunft aufbauen konnte. Auch sie wollte an den Segen glauben, den die Digiritter bringen sollten. „Zum Krocket“, antworteten beide synchron, ebenso hielten beide je einen dieser ominösen Flyer in der Hand, den schon Cho-Hakkaimon auf dem Weg hierher eingesteckt hatte. „Krocket? Ihr zeigt uns das alles und geht zum Krocket?“ „Na ja, wir können das Schloss schließlich nicht alleine lassen“, antwortete Jijimon und zwirbelte eine Bartsträhne. Babamon hatte ihre rosane Perlenkette abgenommen und drückte sie ohne Vorwarnung Sanzomon in die Hand. „Jemand muss doch auf das alles hier Acht geben. Du bist zum besten Zeitpunkt wieder zurückgekommen. Jetzt ist das dein Schloss, Sanzomon. Da du ja glaubst so gescheit zu sein, wirst du sicher im Nu herausfinden, was du zu tun hast.“ Sanzomon stand der Mund unter ihrem Halstuch offen, ihre drei Schüler rissen mit ihr die Augen auf. „M-mein Schloss?“ „Nicht nur dein Schloss. Dein Berg, deine Pflichten, deine Aufgaben. Mach was du willst, solange du artig auf den Mann im Mond horchst“, fügte Babamon streng hinzu und wandte sich mit Jijimon von den vier Digimon ab. „Vielleicht taugst du auch als Mutter Gans. So viele Dörfer wie die Meister der Dunkelheit zerstören, finden sich sicher genug kleine, einsame Digimon, die ein zu Hause suchen. Mach ruhig. Das Schloss hat schon lange kein Gesang und keine Reime mehr gehört. Mir selbst ist es vollkommen egal, was du treibst.“ Man versuchte sie noch aufzuhalten, aber ehe sich irgendein Digimon in Bewegung setzen konnte, klopften beide mit ihren Stäben auf den Boden. Dicker, weißgrauer Rauch stieg auf, nahm die komplette Sicht ein und kratzte in den Lungen und Husten und das wilde Schnappen nach Luft erfüllte den Raum. Ehe der Rauch sich vollständig gelichtet hatte, sahen sie schon, dass sowohl Jijimon als auch Babamon spurlos verschwunden waren. „Ich tippe mal darauf, dass das nicht zu ihrem gewohnten Verhalten zählte?“, fragte Sagomon Sanzomon sachte, die noch gänzlich mit ihren eigenen Fragen beschäftigt war, für die sie selbst keine Antwort hatte, Babamons Perlenkette klappernd in der Hand mit ihrer eigener um den Hals. Das, was sie sagten klang so vorsintflutlich. Es war mehr wie merkwürdig. Es klang wie ein Abschied. „Und dann lassen sie auch noch die Digieier hier alleine“, sagte Cho-Hakkaimon, mit dem Blick zum Brutkasten, aber trat erst näher heran, als Sanzomon dies ebenfalls tat. Acht Digieier, sahen jedoch mehr aus wie aus Stein. Die Daten waren nicht vollständig. Aber warum nicht? War überhaupt etwas darin, dass später mal lebendig sein sollte? Aber die Tatsache, dass sie, noch bevor sie geboren waren schon verlassen wurden, stimmte Sanzomon traurig und sie hätte gerne mit ihrer Hand zumindest eines von ihnen berührt und gehofft, dass das, was darin sein könnte spürte, dass es nicht alleine war. Die rätselnden und besorgten Gesichter ihrer Schüler spiegelten sich im Glasdeckel des Brutkastens. „Wo Jijimon und Babamon nur hin sind?“, fragte sich Gokuwmon und sah sich dabei die Maschinen an. Die Meisten waren aus, so blieb sein Blick schließlich an Cho-Hakkaimon hängen, wo noch das Stück Papier zwischen Seil und Hüfte klemmte. Hastig nahm er es an sich und hob beim Betrachten die Augenbrauen. „Krocket. Was haben diese Zettel mit Krocket zu tun?“ „Das ist eine Szene aus Alice im Wunderland, einer Geschichte, die Babamon mir oft vorgelesen hat“, erklärte Sanzomon, dabei fragend wie eine Menschengeschichte in die Digiwelt kam, während sie alle um Gokuwmon und den Flyer versammelten. „Alice, also die Hauptfigur gelangt an den Hof der Herzkönigin und diese lädt sie zum Krocket ein.“ „Dann kannte derjenige, der diese Zettel gemacht hat diese Geschichte?“, fragte Gokuwmon. Eine interessante Frage tatsächlich. Menschenmärchen waren in der Digiwelt nicht gerade etwas Gängiges. Woher hatte Babamon die eigentlich? Ob dieses Tor die Antwort darauf war? „Wie ging das noch? Die Herzkönigin hatte Alice bemerkt, sie fragte den Herzbuben, wer das sei“, murmelte Sanzomon, mit gesenkten Blick und sehr nachdenklich, was man eigentlich nur zu sehen bekam, wenn sie über neue Sachlektüre über Bewusstseinslehre nachdachte. „Aber er sagte nichts und lächelte nur. Sie wurde wütend und fragte Alice selbst. Sie sagte ganz höflich Ich heiße Alice, zu dienen, Eure Majestät und machte einen Knicks, was sie unnötig fand, da es nur Spielkarten waren.“ „Spielkarten? Wieso sind dann da Digimon?“ Sanzomon warf einen genaueren Blick auf das Stück Papier. Gokuwmon hatte Recht. Alice und die Herzkönigin waren, wie sie es von früher noch kannte. Im Hintergrund standen jedoch nicht der Herzbube oder die anderen Spielkarten, was man beim ersten Hingucken nicht sah, aufgrund des geringen Farbschemas und der mittelmäßigen Druckqualität. Da standen Chessmon im Hintergrund. „Schachfiguren bei der Königin der Spielkarten?“ „Ein Hinweis? Einen, den Jijimon und Babamon verstanden hatten?“, fragte Sagomon, aber eher sich selbst, als seinen Meister. „Vielleicht ja. Aber ich habe niemals Chessmon getroffen. Ich wüsste nicht einmal, wo ich suchen könnte.“ „Das Puppenland!“, rief Cho-Hakkaimon laut auf, schrie dabei Gokuwmon und Sagomon direkt ins Ohr. „Das kenne ich, das ist auf File Island! Mein letzter Meister hat mich erst dahin verbannt, als ich aus den heiligen Hallen der alten Armor-Akademie rausgeworfen wurde.“ Cho-Hakkaimon sagte dies mit einer merkwürdigen Gelassenheit in der Stimme, dass unter den anderen dreien die Frage aufkam, ob ihr ihre Verbannung wirklich so viel ausgemacht hatte. Immerhin mochte sie auch diese Gestalt, die sie als Ultra-Level-Digimon hatte irgendwie. „Früher hat ein QueenChessmon dieses Land reagiert, aber sie fiel kurz nach der Apartheid. Soll dieser Herzkönigin wohl nicht ganz unähnlich gewesen sein.“ „Nun gut, aber was machen wir nun mit diesem Wissen?“, fragte Sagomon, dann starrten alle Sanzomon an, die allerdings den Digieiern mehr Beachtung schenkte. „Das Richtige wäre -“, begann sie nach langer Zeit, „- hier zu bleiben und hoffen, dass dieser Gennai vielleicht kommt und uns näher erläutern könnte, was dies alles zu bedeuten hat. Und wenn die Meister der Dunkelheit wirklich nach dem hier allen suchen, muss es gut beschützt werden.“ „Und was wäre das, was Ihr ehrlich tun wollt, Meister Sanzomon?“ Das wussten sie alle drei schon, sie hätten nicht fragen müssen, dafür kannten sie ihren Meister nun doch schon zu gut. Aber Sanzomon rang mit ihrer Besorgnis und ihrem Pflichtbewusstsein. Der Nebel könnte noch einige Stunden halten. Aber die Digieier alleine lassen? Wenn Jijimon und Babamon aber etwas zustieß? Wie aber nach File Island so schnell kommen? „Wir könnten das Unimon nehmen“, sprach Cho-Hakkaimon, als hätte sie Sanzomons Gedanken gehört. „Wir alle auf einem Digimon, bis du irre?“, maulte Gokuwmon sie an. „Du hast doch deine fliegende Wolke, was willst du also? Wir sind außerdem schon unbequemer gereist.“ Und während die beiden noch diskutierten, warf Sanzomon noch einmal einen Blick in den Brutkasten, mit der Hand auf dem Glas. Unter ihrem Halstuch bildete sich ein Lächeln. „Keine Angst. Wir beeilen uns. Wir lassen euch nicht lange alleine.“   ♬   Bevor Jahre später ein Monzaemon auf die letzten Reste des Puppenlandes stieß und aus Mitgefühl für die Spielzeuge und Puppen-Digimon, die der Gewalt der Typus-Kriege zum Opfer fielen, sie unter den neuen Namen Spielzeugstadt wieder aufbaute, glich das Puppenland einer Geisterstadt. Das was noch stand war lediglich der letzte Rest der Hauptstadt, mehr hatte die vielen Bürgerkriege nicht davon übrig gelassen und selbst dieser Rest stellte sich als überraschend wenig heraus, wie Sanzomon, Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon feststellen mussten. Dieser Ort hatte etwas unheimliches, beklemmendes an sich, dass selbst dem armen Unimon Angst und Bange wurde. Es wurde unruhig und ungehalten, kaum dass sie auf File Island gelandet waren, dabei war es während der Reise kaum Beschwerden von sich gab, hatte sogar alles an Kraft herausgeholt, was es hatte um sie so schnell wie möglich an ihr Ziel zu bringen. Sagomon und Cho-Hakaimon hatten die ganze Zeit auf seinem Rücken gesessen, während Sanzomon mit Gokuwmon auf den Wolke vorausflog. Unimon waren schnelle Flieger und File Island lag damals noch nicht all zu weit von der Küste Servers entfernt. Das würde sich erst mit den kommenden Jahren und der Herrschaft Devimons ändern. Cho-Hakkaimon hatte noch versucht Unimon zu beruhigen, da dies aber nicht funktionierte, ließ sie es davonfliegen, ehe sein Wiehern und seine Angst sie in Schwierigkeiten bringen würde. „Dann müssen wir uns eine andere Rückfahrtgelegenheit suchen“, sagte Sagomon, dem Unimon nachschauend gen Himmel, dann auf die Reste des Puppenlandes. Unimon hatte sie auf dem Dach eines der wenigen Häuser abgesetzt, dass noch heil gewesen war und auch recht hoch, so hatten sie einen guten Blick auf diese Stadt in Zuckerwattefarben, die aber von Zerstörung dominiert wurde. Trümmer und Steine und dazwischen verbrochenes, zertrümmertes oder verbranntes Spielzeug, zuhauf in den Ecken, denen der Zahn der Zeit ebenso wenig gut getan hatte. Sie fragten sich, warum sich diese zerstörten Daten nicht auflösten. Vielleicht hielt der Zorn der ehemaligen Bewohner sie hier fest, als eine Art Warnung. Ein trauriges Bild des Horrors, das Paranoia weckte, wenn man zu lange in die leeren Gesichter kaputter Puppen sah oder glaubte, Schatten in den zerbrochenen Fenstern und Spiegeln zu sehen. Der Himmel über ihnen allen war klar und türkisblau. Auch über Jijimon und Babamon in der Stadtmitte. Die Reste der Hauptstadt hatte nur vier kerzengerade Straßen, die sich in der Mitte zu einem runden Platz zusammentrafen, besetzt mit bunten Pflastersteinen, deren Farbe über die Zeit jedoch verblasst war. Sie saßen schon länger dort, beide wirkten ungeduldig. Aber sie spielten tatsächlich Krocket. „Seine Gäste so lange warten zu lassen ist sehr unhöflich“, schimpfte Jijimon, klang aber dabei doch fast zu besonnen, und schlug mit seinem Stab einen Puppenkopf weg, durch einen umgefallenen Balken, den er als Bogen zweckentfremdete. Der Puppenkopf ging gerade so hindurch und kaum, dass er gegen eine Wand schlug, lösten sich dessen Daten auf. Sanzomon, Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon saßen tief geduckt hinter der halbzerfallenen Wand des Hauses, auf dem sie gelandet waren und blickten vorsichtig hinunter. Man hatte sie nicht bemerkt, zumindest hofften sie das. Die Vibration des Aufeinandertreffens von Puppenkopf und Wand, hatte das Holz darüber bewegt und eine Box mit einer Kordel fallen gelassen, gemustert mit den Farben und Symbolen von Spielkarten. Auf dem Deckel ein Abbild von Dideldum und Dideldei. „Ich glaube, das ist für uns“, sprach Jijimon und nahm die Box in die Hand. Babamon, die die ganze Zeit auf einem großen Würfel gesessen hatte (auf dem aber weder Zahlen noch Buchstaben, sondern Augen und Zungen aufgezeichnet waren), kam nun Jijimon entgegen, nahm die Box an sich und ohne großartig zu zögern drehte sie die Kordel. Aus der Box kam eine Melodie heraus, ein sehr hektischer Takt. Jijimon und Babamon kannten sie, wenn sie auch erst etwas brauchten, um darauf zu kommen. Vivaldis Sommer im dritten Satz. Der Deckel der Box sprang auf, doch statt eines Springteufel kam nur lila Rauch heraus, zusammen mit Konfetti und Luftschlangen. Babamon war erschrocken und bewegte sich nicht, Jijimon schlug die Box mit seinem Stab aus der Hand seiner Gattin. Die Box überschlug sich mehrmals, aber sie spielte ihr Musikstück weiter und blieb, mit der Öffnung nach oben abrupt stehen. Finger, ummantelt in weißen Satin ragten aus der Box. Dann eine ganze Hand. Und noch eine. Aus der Box stiegen grelle, orangene Locken, ein roter Ärmel zwang sich dazwischen heraus. Ein ganzes Digimon stieg aus dieser Box, die kaum knapp handgroß war und erst, als sich dieses Clown-Digimon komplett, mit abstrakten Verrenkungen aus dieser Musikbox gequetscht hatte, mit Schwertern bewaffnet und grinsend vor Jijimon und Babamon stand, fiel die Box in ihre Einzelteile auseinander und schließlich in Datenreste. „Scheiße... Es ist Piedmon“, knurrte Gokuwmon und obwohl es sein drohendes Knurren war, klang er verängstigt. Sanzomon hörte, dass der Anführer der Meister der Dunkelheit und gleichzeitig der Schlimmste von ihnen ein Piedmon sei. War das etwa wirklich dieses Piedmon? Die Aura, die ihn umgab, erdrückend, stickig und heiß, sprach dafür. „Dachte ich mir, dass das eine Falle ist , sagte Babamon und klang dabei weniger beeindruckt, wie man es eigentlich hätte annehmen können. Sie hatte dieses Digimon, wie Jijimon auch lange schweigend angestarrt und sich, wie Piedmon auch, kaum dabei bewegt. „QueenChessmon ist vor ewigen Gezeiten im Krieg gefallen. Auch sie liebte die Menschenmärchen und kaum ein Digimon wie ich kennt dieses so gut. Eine Einladung zur Hinrichtung. Ein geschmackloser Scherz, passend für einen Narren.“ „Es hat seinen Zweck erfüllt. Kein Digimon würde verstehen, welche Bedeutung hinter diesem Bild stecken würde. Dass ihr gekommen seid, wundert mich vielmehr.“ Piedmons Aussprache erfüllte Sanzomon, als auch alle ihre drei Schüler mit einer Gänsehaut. Seine maskuline Stimme klang, als würde er jedes Mal, wenn er auch nur ein Wort ausgesprochen hatte sofort loslachen wollen. Wie ein Digimon, dass verrückt geworden war. „Vielmehr wundert mich...“, begann Jijimon, hielt aber so plötzlich inne, wie er zu reden begonnen hatte. „Bist du du? Oder nicht du? Oder du er? Oder im Gegenteil? Diese Stadt, Vivaldis Sommer. Weib, was denkst du? Er oder er?“ „Was ich denke? Ist das nicht offensichtlich?“, keifte Babamon, sah aber Jijimon nicht an. „Nur ist es nicht sinnig. Unmöglich. Wie willst du, ja du, das angestellt haben? Nach all diesen Scheußlichkeiten, die diese Welt ertragen musste? Nachdem, was geschehen war?“ „Was ist in der Welt der Märchen, Fabeln und Reime schon möglich und unmöglich, Tante Rhody? Onkel Remus?“ Weder Jijimon noch Babamon reagierten auf diese Namen sofort. Dafür wurde Sanzomon hellhörig und das wurde zumindest von Gokuwmon bemerkt. Das waren Anspielungen auf Kindergeschichten. Sie konnten alle vier sehen, wie Babamons Lippen zitterten und Piedmons Grinsen wurde breiter. „Nun schaue doch nicht so kläglich drein. Das war meine eigene Entscheidung. Ich bin wie Humpty Dumpty eine große Mauer hinuntergefallen, in einen ziemlich tiefen Abgrund. Aber jemand war gnädig mit mir, hat mich wieder zusammengeflickt und mich zum Teil seines Orchesters gemacht. Ist das nicht nett und zuvorkommend?“ „Und die anderen?“, fragte Jijimon, Babamon hatte es noch immer die Sprache verschlagen. „Du stellst ungewöhnliche Fragen. Wir sind natürlich alle vereint. Nun, sechs von uns. Du weißt ja, wie eigensinnig unser Pianist ist...“ , seufzte Piedmon und auch das klang mehr, als würde er sich totlachen. „Aber sonst sind wir ein sehr bemerkenswertes Orchester. Schade, das nur nicht jedes Digimon es so sehen mag.“ „Wo sind meine Gänschen? Jene, die so schön spielen und singen konnten, die der Mann im Mond uns schenkte? Sind sie bei euch? Seid ihr ihnen etwa nach? Deswegen das alles?“ Dies war der erste Mal, dass Babamon nach langer Zeit wieder von ihren Gänschen sprach, zumindest mit diesem unterschwelligen Ton von Traurigkeit. Diese Emotionalität und Aufgebrachtheit in der Stimme passte nicht zu Babamon, geschweige denn zu ihrer sonst so rauen Art. Selbst Jijimon musste sie zügeln, hielt sie an ihrem Ärmel fest und trat einen Schritt vor sie. „Arme, arme Mutter Gans. Ich bringe leider schlechte Nachrichten für mein armes Tantchen Rhody. Aber ich fürchte, deine Gänschen sind nicht mehr.“ Babamon senkte den Kopf und Sanzomon konnte sich in ihrem Geiste ausmalen, wie die runden Augen, die man fast nie sah unter ihrem silbergrauen Pony glasig wurden. Die Unterlippe zitterte noch stärker, doch noch eher irgendeiner klagender Laut ihren Lippen verließ, schien sie sich gefangen zu haben. Und doch wollte Sanzomon nichts mehr, wie zu ihr hinunter zu gehen. „Tu nicht so reumütig, Tante Rhody“, lachte Piedmon, aber amüsiert klang es nicht. Vielmehr wütend. „Ich weiß, dass du schnell Ersatz gefunden hast. Die vier Souveränen sind doch auch deine Gänslein. Ich sah es so klar in ihren Augen, dass ich deine albernen Mutter-Gans-Reime darin regelrecht ablesen konnte. Still und heimlich arbeitest du sogar nach der Apartheid immer noch für den Troubadour - Oh, Nein, den Mann im Mond, so nennt ihr ihn ja. Darüber ist der Herr Dirigent sehr erzürnt. Er mag es nicht, wenn man ihm in sein Konzert pfuscht.“ „Was redet der eigentlich?“, flüsterte Cho-Hakkaimon zu Sanzomon hinüber, aber mehr wie ein Kopfschütteln brachte sie nicht zustande. Zumal sie mehr damit beschäftigt war, Jijimon und Babamon zu analysieren, die, so wie sie dastanden und ihre Stäbe hielten, allein wie sie sich auf Grey Mountain benommen und alles vernachlässigt hatten, ganz genau wussten, dass diese Vorstellung nicht lange gehen würde und der Ausgang des Finales ihnen bereits bekannt war. „Und was gedenkst du nun zu tun?“, fragte Jijimon vorsichtig, aber er schien die Antwort bereits zu wissen. „Nun, warum seid ihr hier und habt euer sicheres Zuhause hinter den Spiegeln verlassen?“ „Ach, weißt du -“, Babamon schnappte einmal tief nach Luft und presste die Lippen fest zusammen, ehe sie weiter sprach, „- das geht dich nichts an. Wisse einzig, dass ich unartige Kinder verschmähe. Aber das dürfte für dich nicht neu sein. Unartige Kinder, die nicht auf Onkel und Tante hören müssen ohne eine Gute-Nacht-Geschichte zu Bett.“ Die zurückgekehrte Entschlossenheit in Babamon amüsierte Piedmon nur. Und weckte in Sanzomon, wie auch ihren Schülern Sorge. Die beiden hätten vielleicht eine Chance. Eine geringe, aber sie wäre ein Hoffnungsschimmer, wenn Sanzomon nicht in ihrem Verhalten gemerkt hätte, dass die beiden etwas belastet hatte. Sie standen in irgendeiner Beziehung zu diesem Digimon und was immer sie war, das hatte sie aufgewühlt und dazu gebracht, ihr Schloss zu verlassen. Sie wollten... „Meister, wir müssen etwas unternehmen“, flüsterte Gokuwmon Sanzomon zu und wollte mit Cho-Hakkaimon aufstehen, aber beide wurden von ihr festgehalten. „Aber Meister. Jijimon und Babamon werden kaum alleine gegen dieses Digimon bestehen.“ „Das weiß ich doch. Aber...“ Sie konnte nicht weiter sprechen. Es war nicht einmal die offensichtliche Tatsache, dass sie, wenn auch zu viert als Ultra-Level kaum eine Chance hätten. Mehr das drum herum, dieses Theater, dass Jijimon und Babamon veranstaltet hatten und Sanzomon bereute es, ihnen gefolgt zu sein. Sie sollten nicht hier sein. „Wir bringen uns nur so selbst in Gefahr. Das hätten sie nicht gewollt. Dafür haben sie nicht dieses Theater veranstaltet.“ „Meister... Ihr denkt doch nicht, die beiden wollen -“ Das alte Holz knarrte viel zu laut unter ihren Füßen, vor Schreck achteten sie nicht mehr auf ihre Deckung. Steine und Putz rasselte hinab. Irgendwo hinter ihnen viel etwas laut, zu laut, um. „Klingt, als hätten wir Zuschauer. Sich einfach in eine Vorstellung zu schleichen gehört sich nicht.“ Piedmons Gelächter und die Erkenntnis, das er sie bemerkt hatte, ließ Sanzomon, Gokuwmon, Cho-Hakkaimon und Sagomon erstarren. Sie bemerkten nicht einmal die zahllosen, bunten und mit grotesken Gesichtern gezierten Ballons über ihnen. Erst als die Schnüre an ihnen, dünn, aber beweglich wie herunterhängende Schlangenleiber sich um Sagomons Hals wickelten und das Dämonen-Digimon in die Luft hob. Sie versuchten noch Sagomon an den Beinen zu packen und zurückzuziehen, doch es führte nur dazu, dass auch Gokuwmon und Cho-Hakkaimon, zum Schluss schließlich auch Sanzomon an ihren Kehlen von den Seilen um ihren Hals festgehalten wurden, während die Ballons unheimlich zu ihnen hinuntergrinsten. Jijimon und Babamon ächzten erschrocken auf, als sie die vier Digimon in der Luft wie an einem Galgen hängen sahen. Sanzomon, mit der Atemluft ringend, konnte Babamon nun deutlich sehen, da sich die Ballons etwas hinunter zum offenen Gelände bewegt hatten. „Das ist aber ein sehr amüsantes Quartett. Gehören die euch, Tante Rhody und Onkel Remus?“, sagte Piedmon, immer noch mit diesem Tonfall zwischen Spaß und Wahn. Er sah sich jedes der Digimon an, die würgend in der Luft hingen. Sein Blick ruhte jedoch am längsten auf Sanzomon. „Lass diese Digimon in Ruhe! Du bist wegen uns hier“, rief Jijimon. „Wieso soll ich sie in Ruhe lassen? Ist einer von ihnen etwa der Grund, warum ihr meine Einladung angenommen habt? Sie vielleicht?“ Sein Blick blieb weiter an Sanzomon haften. Auch sie hatte sich dazu aufraffen können, trotz, dass sie kaum atmen konnte in Piedmons Auge zu sehen. Mit ihrer Digitation auf das Ultra-Level hatte sie gelernt, nach dem gewissen Etwas im Herzen eines Digimons zu suchen, dazu reichte ein Blick tief in die Augen. Aber in Piedmons Augen sah sie nichts und dass bereitete ihr noch mehr Angst, als der zunehmende Schwindel durch den Mangel an Luft und das quälende Stöhnen ihrer Schüler im Hintergrund. Sie sah nichts, aber nicht weil dort nichts war. Eher als versperrte ihr etwas die Sicht. „Dann bist du ihr Nachfolger, nehme ich an? Welch Ehre dich kennen zu lernen. Ich hoffe auf eine angenehme Feindschaft.“ „Wage es nicht einen von ihnen umzubringen!“, schrie Babamon zu ihm hinüber. „Aber, aber. Ich will sie nur austesten. Wenn schon jemand Tante Rhody und Onkel Remus ersetzen soll, muss das Digimon auch zu etwas taugen. Für kleine Spielchen ist man schließlich nie zu alt. Findet ihr vier nicht auch?“ „Mit dir wollen wir aber nicht spielen!“, schrie Cho-Hakkaimon zu Piedmon hinab. Er zuckte nur mit einem Augenlid, doch die Folge dessen war, dass zwei Ballons, an denen Cho-Hakkaimon hing platzten. Sie fiel ein kleines Stück ruckartig tiefer, der Zug der restlichen Ballons und der Schnüre um ihren Hals schmerzte entsetzlich. „Bist du okay? Sag was, Cho-Hakkaimon!“, rief Sagomon zu ihr. Antworten konnte sie nicht, nur ein Gurgeln kam heraus, aber sie hob, wenn auch mit Schmerz verzerrten Gesicht die Hand und den Daumen. „Wieso seid ihr hergekommen?! Habe ich dir nicht gesagt, dass -“ „Und das einfach hinnehmen?“ Sanzomon bekam auch nicht mehr wie ein Gurgeln heraus, versuchte aber still zu halten, damit der Zug um ihren Hals nicht enger wurde. Nur die Ringe an ihrem langen Ärmeln hörte man durch den Wind klappern. Nur ein Auge konnte sie öffnen und damit Babamon ansehen. „Lass sie. Wir wehren uns nicht, aber tu ihnen nichts“, bat Jijimon Piedmon, dieser schenkte dem aber keine Beachtung, dafür gefielen ihm diese neuen Spielzeuge zu sehr. „Ich sagte doch, ich will sie nur austesten. Ich will wissen wie viel, besonders sie, aushält.“ Über Gokuwmon und Sagomon platzten je zwei Luftballons. Der Zug wurde strammer. „Lass meine Schüler da raus! Ich allein bin der Nachfolger, also lege dich gefälligst mit mir an!“ „Eben. Du bist der Nachfolger. Die anderen drei sind nichtig.“ Wieder platzten über den dreien je ein weiterer Luft Ballon. Das Würgen der drei Digimon wurde lauter, jeder von ihnen hing nur noch selbst an gerade vier Ballons. Die Fäden drückten sich fest in die Haut und Sanzomon hatte selbst kaum Luft, um vernünftig zu atmen, geschweige denn ein Sutra sprechen zu können. „Bricht es dir das Herz, sie leiden zu sehen? Fühlst du ihren Schmerz? Wünschst du dir, mit ihnen tauschen zu können?“, lachte Piedmon - er lachte sie aus. „Du hast viel Leid erfahren, nicht? So funktionieren Digimon wie du doch. Als ob du verstehst, was Leid ist. Ein Digimon, dass von seiner Ziehmutter behütet, umsorgt und geliebt wird, ein Digimon, dass schon drei Meilen gegen den Wind nach Blumen stinkt und zu einem Digimon wurde, dass allseits geschätzt wird, kann kein wahres Leid kennen. Du weißt nicht, was die Apartheid alles zerstört hat.“ „Die Apartheid hätte die Digiwelt fast zerstört! Wegen ihr kam es zu diesen Bürgerkriegen! Dies hat die Seelen der Digimon zerstört! Ihr Leid habe ich gesehen!“ Sanzomon wartete nur darauf, dass auch sie ein Stück nach unten Fallen würde, mit dem Gefühl, als würde ihre Kehle zerquetscht werden. Doch statt ihr platzte einer von Sagomons Ballons. „Da merkt man, dass Tante Rhody dich nicht nur gelehrt, sondern erzogen hat. Idealistisches Geschwätz.“ „Was weiß einer wie du davon, der ganze Landstriche dem Erdboden gleich macht!“, brüllte Gokuwmon das Clown-Digimon an. Der Ballon, der daraufhin platzte nahm er in Kauf. Jedoch, wenn sein Gewicht allein nur noch von einem Ballon gehalten werden würde, dann erstickte er noch. Ebenso Sagomon und Cho-Hakkaimon. „Digimon wie ihr, die ganze Landstriche zerstören entwürdigen nur die Mühen aller Digimon, die versuchen weiterzumachen!", schimpfte Sagomon ächzend, und auch Cho-Hakkaimon zog mit.  „Und Meister Sanzomon mit uns zu erpressen ist so was von link!“ „Schnauze endlich auf den billigen Plätzen. Und ihr beide denkt nicht einmal daran euch einzumischen, verstanden?“, dabei warf Piedmon einen scharfen Blick zu Jijimon und Babamon, denen man schon angesehen hatte, dass sie einen Plan hatten den vieren zu helfen. „Und was dich angeht, Sanzomon. Merk dir eins, wenn du dich in Zukunft mit mir anlegen willst.“ Beide hatten direkten Augenkontakt. Sanzomon sah in diese roten Augen, Rot wie Blut, Rot wie die Herzkönigin, die sie schreien hörte. (Den Kopf ihr ab!) „Du kannst so viel reisen und in deinen Büchern lesen wie du willst, du wirst diese Welt nie verstehen. Diese Welt und jede andere Welt besteht nur aus Schmerz und Leid. Deswegen erleidet und erduldet man ihn auch. Schmerz ist der Beweis dafür, dass man noch lebt.“ „Nur -“ , trotz, dass Sanzomon noch an allen ihren Ballons hing, war der Druck stärker geworden. „ - nur Barbaren und Narren glauben, dass das Ertragen von Schmerz eine Tugend ist!“ Sie hatte es geschafft, beide Augen zu öffnen und sah Piedmon genauso an, wie er sie ansah. Jedoch war bei Sanzomon weit mehr, wie nur Wut darin gewesen. Es war die Entschlossenheit darin, etwas, dass man aus Piedmons Sicht nur hassen konnte. Sämtliche Ballons außer einem letzten platzten über Sanzomons Kopf. Der Fall hatte fast genug Kraft gehabt, ihr das Genick ausrenken zu können. Stattdessen hing sie, wenige Zentimeter zwischen Boden und Zehenspitzen, würgend, mit den Händen an den Fäden, um sich hochzuziehen und Luft zu bekommen. „Meister Sanzo-“, rief Sagomon noch, wurde aber unterbrochen, als auf seine letzten Ballons außer einem zerplatzten. Cho-Hakkaimons Fall folgte kurz darauf, ebenso Gokuwmons, wenn sie auch mehr etwas über ihrem Meister hingen. Babamon und Jijimon hoben ihrer Zepter, aus der Starre der Entsetzung befreit, wurden aber durch Piedmons Schwerter, die hinter seinem Rücken gewahrt wurden, attackiert. Die Klingen bohrten sich durch die Kleider der beiden alten Digimon und hielten sie bewegungsunfähig am Boden fest. „Es ist gleich zu Ende. Ich habe nicht vor, Tante Rhody und Onkel Remus so lange zappeln zu lassen. Wir haben uns doch gerne. Und ihr dürft von den besten Plätzen aus zusehen, wenn das keine Ehre ist.“ „Du -“, begann Sanzomon, aber dann wurde der Druck um ihren Hals noch stärker. Ihr wurde schwindlig vom Luftmangel. Sie konnte Babamon nach ihr schreien hören. „Schluss endlich! Hör auf! Denkst du wirklich, das ist, was Humpty Dumpty wollte?“ Doch brachte es nichts. Außer dass ein Sturm aufkam. Ein Sommerorkan. „Humpty Dumpty wollte eine Welt ohne Krieg. Und die soll er bekommen.“ Der Sturm wurde stärker, aber der Wind kam nicht von Piedmon selbst, wenn man es auch hätten denken können. Diese Windhose nahm die vier Digimon, die ächzend und mit dem Atem ringend wie ein Fisch an einer Angel mit sich. Die Schnüre um ihre Hälse hatte es in Fetzen gerissen, auch Jijimon und Babamon wurden von dem Griff der Schwerter befreit, wenn sie auch noch erst verstört auf dem Boden liegen blieben. Jemand hielt Sanzomon fest, aber dass war eins der Dinge, die ihr später auffielen. Das Erste war, dass auch ihre drei Schüler befreit waren und das machte ihr erst überhaupt das Atmen wieder möglich. Das Zweite war das Digimon, dass sie gerettet hatte. Ein großes Digimon schwebte über ihnen, oder zumindest dessen drachenartiger Kopf. Der Körper so lang, riesig und blau, dass sie alle auf eine seiner Klauen passten, sie und derjenige, in einer weißen Kutte gekleidet, aber darunter so human aussah, der Sanzomon stützte. Er war kein Digimon, dass war ihr sofort klar. Er sah aus wie die Gespenster, die angeblich im Schloss herumspukten und von Tinkermon und den anderen Findelkindern gesehen wurden. „Meister, ist das...?“, stammelte Gokuwmon, nachdem seine Lungen sich auch wieder mit Luft gefüllt hatten und starrte auf dieses Digimon, dass sie behütet und schützend bei sich hielt. „Ja. Das ist einer der vier Souveränen.“ „Das ist Azulongmon“, sagte diese Gestalt in der weißen Kutte zu ihnen. „Wir sind hergekommen, um euch zu helfen.“ „Auch mir wurden einst die Mar der Mutter-Gans-Reime vorgelesen und mit ihren Liedern in den Schlaf gewiegt“, begann Azulongmon zu sprechen. Seine Stimme war rau, aber warm, passen dazu dem Licht, dass ihn umgab. Piedmon selbst schien es jedoch mehr wie nur zu blenden, er hielt sich den Arm über das Gesicht und knurrte erbost. „An wen, wenn nicht Mutter Gans war diese Nachricht gerichtet und wenn nicht von dem Sturm selbst, der der Herzkönigin gleicht?“ „Welch reizender Spitzname“, und zum ersten Mal klang Piedmon nicht mehr amüsiert, sondern einfach nur bösartig, während Azulongmons heiliges Licht ihn weiter blendete. „Bist du in Ordnung?“, sprach Jijimon zu Babamon und half ihr wieder auf. In ihren Gewändern sah man noch die Risse und Löcher, die Piedmons Trumpfkarten hineingebohrt hatten. Sie schien jedoch mehr über Azulongmon und dieses andere Wesen im weißen Gewand wütend zu sein. „So viele unartige Kinder auf einem Haufen. Müsst ihr immer nur Ärger machen? Und das du diesen Ungehorsam unterstützt nehme ich dir sehr übel, Gennai.“ „Ich bat ihn darum. Mein Ungehorsam ist einzig ein Resultat meiner Sorge“, sagte Azulongmon und klang so schrecklich ehrfürchtig dabei und im Unterschied zu ihm und zu Babamon wirkte es so paradox. „Sorge dich nicht um uns. Kinder sollten sich nicht um ihre Eltern kümmern müssen. Wir sind alt. Lasst uns wenigstens selbst entscheiden, wie wir abtreten wollen.“ „Dann hatte ich also Recht? Deswegen dieses Theater, deswegen nahmt ihr keine Digimon auf? Ihr wollt einfach so diese Welt verlassen?“, rief Sanzomon zu Babamon hinab, schon bereit von Azulongsmons Klaue abzuspringen, aber nicht nur Gennai, sondern auch Cho-Hakkaimon hielt sie fest. „Nicht einfach so. Wir haben gewartet, dass unser Nachfolger bereit ist sein Erbe anzutreten. Und dieser einen Sache, der ich mich vergewissern wollte, die mein Herz so schwer machte. Nun können wir in Frieden abdanken. Es ist längst überfällig.“ Sie hatte dabei nur Piedmon angesehen und Sanzomon hätte schwören können, dass Babamon dabei geweint hatte. „Jijimon. Babamon, man braucht euch noch“, rief nun Gennai zu ihnen hinab. „Uns braucht niemand mehr. Wir sind alt, schwach und krank. Die Rote Königin und der Rote König sind Schachmatt. Dafür hat die Weiße Königin nun das Sagen. Für den Kampf ungeeignet. Aber sie taugt zu anderen Dingen.“ „Also geht. Erfüllt eure Pflicht, wie wir unsere erfüllt habe, Kindchen“, rief Jijimon. Azulongmon, auf die beiden herabblickend schloss seine Lider nach einer ganzen Weile und schweren Herzens und reumütig, wenn genauso widerwillig wich er von Jijimon und Babamon fort. „Ihr bleibt hier! Trumpfka-“ „Todesangst!“ Steine und Sand flogen Piedmon um die Ohren und seine Schwerter wurden mit ihnen fortgerissen. „Nicht mal am Tag unser Exekution willst du etwas Anstand zeigen?“, schimpfte Babamon, in ihrem so gewohnten tadelnden Tonfall, den sowohl Sanzomon, wie aber auch Azulongmon so gut kannten. Jijimon stand schützend vor ihr, mit der Katzenpfote, die an seinem Stab befestigt war auf Piedmon gerichtet. „Das ist gar nicht höflich. Willst du bis zum Schluss deinem Tantchen Rhody und deinem alten Onkelchen Remus Schmerz und Kummer bereiten?“ „Aber nicht doch.“ Er lachte wieder, aber diesmal klang das Lachen dieses Clowns sogar aufrichtig. „Wenn dies euer letzter Wunsch ist, verschone ich euer Täubchen und ihre Anhängsel. Zumindest für heute“, sagte Piedmon, mit einem letzten Blick zu Azulongmon und zu den Digimon, die noch schützend an ihm hingen. Selbst sein langer, weißer Bart schien sie zu umhüllen zu wollen, damit nichts geschah. Trotz der großen Distanz wirkte es, als wäre es Sanzomon alleine, die von Piedmon fixiert wurde. Vermutlich war es auch genauso. „Moment... Moment einmal! Wir können sie doch nicht einfach hier lassen!“ „Es ist ihr Wunsch“, sagte Gennai zu Sanzomon, er packte sie dabei fester an den Schultern. „Aber -“ „Geh jetzt endlich!“ Wie Piedmon schon, schien auch Babamon Sanzomon nun allein anzusehen. Und Sanzomon war absolut sicher, als Babamon sie das letzte Mal ansah, strömten Tränen über ihr Gesicht. „Sei ein braves Kind und tu, was ich dir sage. Zwinge mich nicht zu dir zu kommen und dir mit dem Besen eine überzuziehen. Du bist zu alt für so etwas, Täubchen.“ Sanzomon versuchte noch ein weiteres Mal sich von Gennai fortzureißen, doch diesmal hielten auch Gokuwmon und Sagomon sie zurück, um zu verhindern, dass sie nicht doch noch hinunter sprang. Azulongmon entfernt sich weiter, wenn er genauso wenig gehen wollte wie Sanzomon und ihnen allen war, als hätten sie dieses heilige Digimon einmal schwer seufzen hören. „Liebling, wir müssen“, sagte Jijimon und reichte seiner Gattin die Hand und als sie ihn, wenn auch noch mit Tränen verschmiert ansah, erkannte er dennoch, wie all die Zeit schon jenes Rosemon vor sich, dass er so hingebungsvoll geliebt hatte, wie Babamon, ob schlechte oder gute Tage, wirr oder nicht, das viel zu gutmütige Wisemon. „Weißt du noch, was auch hier auf File Island war? Wir haben hier geheiratet. Erinnerst du dich an unser Lied?“ „Ja, langsam dämmert es wieder. Blauer Lavendel und grüner Rosma-rin, sollt ich König werden, sei du meine Köni-gin“, sang sie, dabei zu Jijimon und dann zu Piedmon blickend, aus dessen Gesicht jeder Hauch eines Sturmes oder eines Unheil entschwunden war. „Kennst du es auch noch, diesen Mutter-Gans-Reim?“ „Natürlich doch. Ich bin doch selbst ein Mutter-Gans-Reim. Und schließlich haben die Gänschen es für euch gespielt. Aber wenn ihr erlaubt, solch herzzerreißende Abschiede passen nicht zu euch. Wo ist eure schroffe Art hin?“ „Wir sind eben alt geworden. Da bekommt das Herz Falten“, sagte Jijimon schluchzend und obwohl Azulongmon, mit seinen fünf Passagieren fast über der Stadt schwebten, bekamen sie es mit und sahen es. Er schluchzte. Vor dem Feind. Und Babamon mit ihm. „Ich bin froh, dass ihr uns nicht vergessen habt. Und die anderen? Hätten sie uns auch erkennt? Kennen meine Gänslein mich noch?“ „Gewiss doch. Sie haben hier und da ihre Probleme es vielleicht sofort zu merken, aber sei sicher, sie kennen ihren Onkel Remus und ihre Tante Rhody noch.“ Diese Szene, die sich unter ihnen abspielte war grotesk. Es fühlte sich an wie ein schlechter Traum, dem sie zusahen. Zu sehen, wie Piedmon vor den beiden kniete, sie ihm in die Arme liefen - und er diese Umarmung auch noch erwiderte. Piedmon hielt sie beide fest an sich gedrückt, die verheulten Gesichter auf seinen Schultern. „Zu wissen, dass ihr noch lebt, war alles was wir je wollten. Wir haben gehofft, jeden Tag, dass ihr noch lebt.“ „Und wenn uns schon ein Digimon vernichtet, dann bin ich froh, dass es eines meiner Gänslein ist.“ „Darüber bin ich auch sehr froh. Glaubt mir, es war nie unsere Absicht euch Sorgen zu bereiten. Wir haben euch genauso vermisst, Onkel Remus und Tante Rhody.“ Erleichterung. Einfach nur Erleichterung in allen drei Gesichtern. Nie hatte Sanzomon geglaubt, jemals so etwas in Jijimons und Babamons Gesicht zu sehen. Sie hatten immer dreingeblickt, als quälte sie etwas. Anders kannte Sanzomon sie gar nicht. Auch später, wenn Sanzomon daran zurückdachte und sich an Piedmon erinnerte, konnte sie sich - nachdem, was sie so von seinen Schandtaten und denen seines Orchesters hörte - dieses Gesicht ebenso wenig wieder an ihm vorstellen. Diese Erleichterung und Reue. Sie sahen nur noch, wie Piedmon, während er Jijimon und Babamon noch in den Armen hielt, Dolche, kleine Version seiner Schwerter, aus den Ärmeln zog. Doch dann wurde die Distanz größer und die drei Digimon waren kaum mehr wie bunte Flecken in der Ferne. Dann sah man nur noch Datenpartikel, zwischen den pastellfarbenen Trümmern in den Himmel steigen, ehe sie sich verstreuten. Azulongmon wurde langsamer, blickte traurig zurück nach File Island, der Wolke aus Daten hinterher, bis sie ganz verschwunden war. „Mutter Gans...“, seufzte er und versank in Gedanken. „Sie zog auch uns groß, bis jene Kinder zu uns fanden. Vergebt mir, dass ich nichts tat. Aber auch ich bin nur eines ihrer vielen Kinderchen, denen sie Reime beibrachte. Ich konnte meinen Zieheltern diesen Wunsch nicht verwehren, nachdem ich sie für eine höhere Mission verließ.“ „Das war eine sehr großzügige Geste“, sagte Cho-Hakkaimon seufzend. Sie dachte, ihr Meister würde noch etwas sagen wollen, doch während sie über das Meer zurück nach Server flogen und die File Insel immer weiter schrumpfte, verkrampften sich ihre Hände, die auf dem Schoß lagen zu Fäusten. Als Gennai von ihr abließ und durch den Gegenwind sein Gesicht enthüllte, dass so menschenähnlich war, konnte sich Sanzomon dazu aufraffen ihn anzusehen. Sie sagten nichts und Gennai schien zu überlegen, was er sagen sollte. Schließlich verbeugte er sich nur höflich. „Ihr könnt Euch an mich wenden. Ich werde Euch ebenso in Eure Aufgabe einführen, wie ich und meine Kopien es damals bei Jijimon und Babamon taten, als sie noch Wisemon und Rosemon waren. Bald werden die nächsten Digiritter hierher kommen. Sie und ihre Digimon zählen auf uns.“ Sanzomon fühlte bei den Worten nichts und hätte sie in diesem Augenblick nicht gespürt, wie nah ihre Schüler an sie rückten, und wie auch Azulongmon seine Krallen, auf der sie saßen enger schloss, hätte sie geglaubt ihr Körper wäre komplett taub. Sie blickte nur zum Horizont. File Insel war nicht mehr zu sehen. „Jijimoooon! Babaaaamooooon!“   𝅝   Als Tsukaimon wusste er schon, dass Außenseiter zu sein nicht so schlimm war, wie Tinkermon glaubte. Schon damals wusste er, wie wichtig es ist das Karten verdeckt blieben, sonst überlebte man als Außenseiter nicht. Und diese Karten mussten gut ausgewählt werden, aber wie man das tat lernte Tsukaimon erst, als er mit der Digitation zum Champion-Level auch die Daten erhielt, die es ermöglichten etwas weiter über den Tellerrand zu denken, wie er es eh schon tat. Wenn man digitierte, eröffneten sich einem völlig neue Sichtweisen und Blickwinkel, als hätte die Erkenntnis einen wie einem Zug überrollt. Dobermon lernte zu beobachten und zu sortieren. Er lernte, wie wichtig Haltung war und er brauchte diese Haltung, um sich nicht in die Karten gucken zu lassen. Die Karten finden jedoch, dass ging nur durch Beobachtung und jede Information gleichwertig zu sortieren und abzuspeichern, für den Fall das man irgendwann doch diese Karte bräuchte. Seine Kenntnisse über Gift und Medizin und auch die Devidramon waren gute Karten, wenn aber auch nicht seine Trumpfkarten. Eine von Dobermons kostbarsten Trumpfkarten war ein Leafmon. Das Wappen, dass Yuki bei sich trug, war nicht das erste Wappen, das für ihn keinen Sinn machte, nur als Dobermon, als der Schneesturm noch nicht ausgebrochen war, war er nicht in der Lage so darüber nachzudenken. Er sah dieses Digimon, dass fast von den Devidramon gefressen wurde, die ihm folgten und es reichte ein lautes Knurren, um sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Es saß einfach da, auf einem Stumpf irgendwo ganz verborgen in einem der unzähligen namenlosen Wälder Servers. Und neben ihm, mit Spielkarten, einem Springclown, einem Spielzeugkarussell mit Spieluhr darin und Bällen, lag ein Digivice und ein Wappen in zarten Lilatönen. Freundlichkeit. „Du bist aber ein großer Hund“, sagte das Leafmon, dabei zog es aufgeregt an seinem Schnuller, der an seinem Mund angewachsen war. „Komm, setzt dich so mir. Ich hatte schon lange keinen Besuch mehr.“ „Ich sitze oder lege mich nur hin, wenn es sein muss.“ „Warum?“ „Damit die Devidramon nicht auf dumme Gedanken kommen.“ Dobermon warf dabei einen strengen Blick zu ihnen. Sie versteckte sich in den Bäumen und verstanden nicht, was ihr Rudelführer da tat, aber rauszukommen getrauten sie sich nicht. „Wenn ich stehe und den Kopf hebe, wissen sie, dass ich sie beobachte, jeder Zeit bereit sie anzugreifen, um meinen Platz als Anführer zu verteidigen. Sie sind nicht intelligent genug um klare Machtworte zu verstehen, aber sie verstehen Körpersprache.“ „Dann bist du also auch ein sehr schlauer Hund. Bestimmt so schlau wie mein Freund.“ Eigentlich interessierte ihn dieses Digimon nicht. Aber die Sachen, die es bei sich hatte. Dobermon sah das Wappen an und musste, ob er wollte oder nicht an den Abgrund denken. „Und wer ist das?“ „Oh, mein Freund ist ein ganz lustiges Digimon. Seinen echten Namen sagt er nicht, er gibt sich immer andere. Mal Pogo, mal Penny W. Neuerdings aber Pence der Sechste. Also sag ich Pency zu ihm. Er ist ein ganz lustiges Digimon, er verkleidet sich als Clown und bringt mich zum lachen und spielt mit mir.“ „Und wo ist dein Freund? , fragte Dobermon, wenn eher desinteressiert, aber Leafmon war so aufgekratzt, dass es das gar nicht mitbekam. Stattdessen machte es ein paar Sprünge in die Luft. „Pency ist immer beschäftigt. Er kann nicht so oft kommen. Er sagte, wenn die anderen vom Zirkus wissen, dass er so einen tollen Zuschauer hat, werden sie ganz neidisch, also soll ich mich verstecken.“ Mit seinem Blatt nahm Leafmon das Digivice an sich und warf es mit Kopfstößen hoch. „Ich hoffe, er kommt bald wieder. Pency kann ganz toll Gitarre spielen. Ich mag die Gitarre. Oder war es eine Zither? Laute? Ich weiß nicht mehr - Aber Pency sieht immer so traurig aus, wenn er spielt.“ „Hast du ihn einmal gefragt, warum?“ „Ja, habe ich. Aber ich habe das nicht verstanden. Er sagte, er muss dann immer an Humpty Dumpty denken. Kennst du Humpty Dumpty?“ Klar kannte Dobermon Humpty Dumpty. Das war eine Figur aus Alice hinter den Spiegeln, eine Figur aus einem dieser dämlichen Mutter-Gans-Reime. (Humpty Dumpty war so munter, Humpty Dumpty fiel die Wand hinunter) Noch auf Grey Mountain lebend, hatte Tsukaimon sich das schließlich oft genug anhören müssen, wie Jijimon die Reime während seiner Arbeit vor sich hin sang und Babamon die Geschichten, wie eben die von Alice - Tinkermons Lieblingsgeschichte, was man wissen musste - den kleinen Digimon vorlas. „Und seitdem frage ich nicht mehr. Ich habe Angst, dass Pency dann nicht mehr kommt. Dabei macht es das Warten so viel leichter, wenn er da ist.“ „Und auf was wartest du?“ Die Devidramon wurden ungeduldig, verstanden nicht, was ihr Anführer so lange mit diesem Baby-Digimon trieb. Sie fletschten die Zähne, aber Dobermon musste sie nur ansehen, schon waren sie still und senkten die Köpfe in die Schultern. „Das mag komisch klingen, weil das eigentlich keinen Sinn macht. Genauso wie meine Träume. Dass ich Humpty Dumpty wäre und in einen Abgrund falle und es macht dabei ganz laut Platsch!“, und als Leafmon dieses Geräusch machte, schossen Seifenblasen aus seinen Mundwinkeln. „Und ich erschrecke mich, aber Pency sagt dann, dass alles gut sei. Dass das niemals passiert sei. Dann spielt er wieder Gitarre. Der dritte Sommer, oder so ähnlich war das. Aber es klingt sehr schön. Und dann warten wir zusammen, dass Humpty Dumptys Neffe kommt. Damit ich ihm diese Dinge geben kann, die mal mir gehört haben, als ich noch Humpty Dumpty war. Damit wir das tun können, was Humpty Dumpty nicht konnte.“ Alles an diesem Digimon klang nach Schwachsinn, also hatte Dobermon ihm auch keine Beachtung mehr geschenkt und war nach einiger Zeit wieder gegangen, nachdem es eingeschlafen war. Aber vergessen hatte er es nicht. Ein Digimon mit solch interessanten Spielzeug blieb interessant. Also entschied er Leafmon als eine kleine Karte in seinem Stapel zu behalten. Wer weiß, wann es mal nützlich sein würde. Es hatten sich schon banalere Dinge als nützliche Information erwiesen und aus einer ungünstigen Lage ein gutes Blatt gemacht. Man musste nur warten und dann zuschlagen. Und sich nicht in die Karten gucken lassen.   𝅗𝅥   Das Orchester der Meister der Dunkelheit lebte in strenger Hierarchie. Sie waren vier Mega-Level, das Mosaiques Quatuor und die standen dem Herr Dirigenten am nächsten. Die anderen drei, zu denen Myotismon nun einmal auch gehörte, hatten zu horchen, wenn sie es schon nicht schafften auf das Mega-Level zu kommen. Devimon und Etemon folgten dieser Regel widerstandslos, welche Wahl hatten sie denn, als ihr Solo klein zu halten? Devimon spann hinter Piedmon seine eigenen, dunklen Machenschaften, was Myotismon fast schon beeindruckte, wenn man bedachte, dass er der Schwächste von ihnen allen war. Wenn nicht diese Speichelleckerei wäre, die er zu seinem Besten gab, damit Piedmon vielleicht eher ein Auge zudrückte, wäre Devimon für ihn fast sympathisch. Etemon war eine Klasse für sich, aber gerade deswegen duldete Myotismon seine Anwesenheit und sein schreckliches Gerede mit diesem furchtbaren Süd-Server-Slang der Gazimon. Myotismon hingegen war einfach zu stur und zog damit natürlich Piedmons Zorn auf sich, den er als Spielerei tarnte. „Willkommen zur Teeparty. Freut mich, dass du meine Einladung angenommen hast“, grinste Piedmon, als er Myotismon im Stuhl sitzen sah, erschienen aus einem der langen, schwarzen Schatten, die die Lichter im Atrium warfen. Er schaute grimmig und war heilfroh, dass ein langer Tisch zwischen ihm und diesem Digimon stand. Je weiter weg von Piedmon, um so besser. Aber so hübsch hergerichtet alles war, so lieblich roch es nicht. Teller und Kannen im viktorianischen Stil, verdeckt und verschlossen, glänzend und sauber, aber es roch verdorben und verrottet, selbst das Blumengesteck roch nach Verwesung. Alles roch nach Tod, selbst der Kerzenqualm, aber nicht nach diesem Frischen, dieses paradoxe Zwischending von Leben und Ableben, der fast zu schön war, sondern nach dieser Art von Tod, der schon zwei Wochen alt war und irgendwo im Sommer offen rumgelegen hatte. Gehäutete Fledermäuse im Blumenbouquet. Augäpfel in der Zuckerdose. Der Süßkram sah wie der frischgebackene Süßkram aus, den Piedmon auch gern aß, Charlotten und Petit Fours, aber wenn man rein biss sah man ihr verfaultes, fleischiges Innenleben. Ekelerregend. „Ich bin nur wegen des Abendprogramms hier“, sagte Myotismon genervt und schielte auf ihren Gast, für den jedoch kein Platz am Tisch war. Ein Agent der Opposition, gefesselt auf einem normalen Holzstuhl, die Kapuze tief im Gesicht und Wunden auf der Haut. „Wo hast du den her?“ „Puppetmon hat ihn geschnappt. Auf deinem alten Friedhof. Mit einer handvoll Digizoid bei sich“, sprach Piedmon amüsiert. Myotismon erinnerte sich, was Phantomon über diese Kuttenträger erzählt hatte. In der alten Kirche und in einigen Grabmalen war Digizoid verarbeitet worden, auf dass diese Kuttenträger so scharf waren. Warum aber wusste weder Phantomon, noch Myotismon. „Ich habe ihn überaus höflich gefragt, was er denn damit vor hätte, allerdings weigert er sich vehement, mir etwas zu erzählen“, erzählte Piedmon weiter. Myotismon widmete sein Interesse mehr den Büchern, die um diesen Agenten standen. Auf einigen Einbänden war ein Muster, dass einer Seerose ähnlich sah. Das waren Sanzomons Bücher. „Für was die ganzen Bücher?“ „Müllentsorgung“, antwortete Piedmon, dabei packte er den Agenten am Kinn, damit dieser den Kopf hob. „Ich dachte, ein gemütliches Feuerchen zur Teeparty würde sich positiv auf die Gäste auswirken. Möchtest du auch?“ „Nein, danke“, sagte Myotismon, konzentrierte sich aber nicht auf Piedmon. Vielmehr um das Auge, dass er aus seiner Tasse fischte, nachdem es ihn angeblinzelt hatte. Myotismon zermalmte es mit der bloßen Hand und nicht sicher, was noch alles in dem Tee sein sollte, schüttete er den Rest auf den Boden. „Ich amüsiere mich nicht an Gewalt. Lieber an den Anblick, wenn sie bettelnd in der Ecke kauern und um Gnade winseln.“ „Tse. Langweiler. Versteh einer was Sanzomon an dir findet.“ Der Agent stockte. Er versuchte zu reden, was sich als problematisch erwies, solange Piedmon sein Kinn so festhielt. „Ihr... Ihr seid das Digimon, von dem sie gesprochen hat?“ „Also gibst du zu, dass du für die Weiße Königin arbeitest?“, schmunzelte Piedmon. Bibbernd versuchte der Agent seinen Kopf aus dem Griff zu befreien, scheiterte aber. „Da wir dies nun geklärt haben, kannst du uns sicher auch erzählen, was ihr so im Verborgenem treibt. Für was das ganze Digizoid? Hat Zhuqiaomon MetalSeadramon deswegen angegriffen? Sein Körper besteht schließlich auch aus Digizoid, dass ihr gut gebrauchen könntet.“ „I-Ich bin nur ein Programm. Ich wurde gemacht um zu arbeiten, nicht um zu reden. Ich habe keinen Zugriff auf diese Daten.“ „So dogmatisch? Wer sich so verkrampft an Regeln hält, verpasst den ganzen Spaß. Und mit Spaß kenne ich mich aus.“ Piedmon packte fester zu. Nun sah Myotismon auch, was das für Verletzungen waren. Die Wunden auf der Haut waren keine Spuren eines Kampfes. Musiknoten wurden ihm hinein geritzt. „Kennt ihr Kuttenträger euch mit Kunst aus? Es gibt ein Gemälde, das mir sehr gefällt. Es nennt sich die musikalische Hölle. Kennst du es auch, Herr Pianist?“ Myotismon schwieg nur. Kein einziges Zucken in seinem Gesicht. Dennoch blieb dieses abfällige Grinsen auf Piedmons knallroten Lippen. „Jedenfalls – dieses Bildchen bietet allerhand Inspirationen. Wer hätte gedacht, was man mit Instrumenten alles anstellen kann. Natürlich glaube ich nicht sofort alles, was man mir versucht weißzumachen. Daher würde ich gerne selbst ausprobieren, ob dass alles wirklich so umsetzbar ist – und wie schmerzhaft es ist.“ Auch wenn er nur ein Programm war, das Befehle ausführte, verstand er, was Folter und Schmerz hieß. Das Gesicht des Agenten gefror im Schatten seiner Kapuze. „Ich könnte mir natürlich auch jemand anderen dafür suchen. Vorausgesetzt natürlich, du erweist dich als nützlich und trällerst uns etwas vor.“ „Ich habe keinen Zugriff auf diese Daten!“, sagte der Agent wieder, musste sich aber dazu zwingen, es auszusprechen, hin und her gerissen zwischen Angst und dem Pflichtgefühl. „Dann werde ich nochmal etwas klarer. Entweder du redest freiwillig, oder aber wir beide probieren aus, ob man jemanden wirklich in eine Harfe einspannen kann und wie lange man es aushält.“ Der Agent zitterte so stark, dass selbst der Stuhl, auf dem er saß wackelte. Mit aller Kraft biss er auf seine Zähne und wenn er wirklich einen Organismus hätte, könnte Piedmon spüren, wenn nicht gar hören, wie der Pulsschlag in seinen Gliedern hämmerte. Der Agent öffnete den Mund – dann erstarrte er. „Zugriff. Verweigert.“ Urplötzlich löste er sich ins Nichts auf. Was blieb, waren Daten. Schockiert starrten sowohl Myotismon, als auch Piedmon auf dem Stuhl, wo nur noch das lose Seil lag. „Ein Selbstvernichtungsprogramm. Die Opposition ist klüger wie ich dachte.“ „Und was nun?“, fragte Myotismon Piedmon, der auf ihn zukam und nach der Porzellankanne griff. Myotismon selbst hatte sich keinen Millimeter bewegt. „Ich sage es ungern, aber scheinbar kommt nun alles wirklich auf dich an. Du bist die Schachfigur mit der besten Position. Das heißt, wenn du endlich einmal in die Gänge kommst.“ „Ich lasse mir eben Zeit.“ „Du trödelst!“ „Ich bin nur vorsichtig.“ „Also ein paranoider Trödler.“ Piedmon lächelte, aber seine Worte passten wie so oft nicht zu seiner Mimik. Aber dafür konnte Myotismon auch immer davon ausgehen, dass Piedmon etwas im Schilde führte und nichts Gutes im Sinn hatte, selbst als dieser ihm noch einmal Tee nachschenkte. Myotismon machte sich nicht die Mühe genau hineinzusehen, sondern kippte den Inhalt der Tasse gleich darauf auch wieder aus. Mit dem Geräusch von plätschernden Nassen folgte das von etwas kleinen, klapperten, wie Glas oder Keramik. Zähne. Da waren Zähne im Tee. Weiß der Teufel ob Attrappe oder nicht. „Lass endlich diese billigen Gruseleffekte.“ „Billig? Du beleidigst mich. Meine Darbietungen sind allesamt gut durchdacht“, lachte Piedmon, aber als Myotismon den Kopf wieder hob, sah er nicht in Piedmons Gesicht, sondern in Sanzomons. Direkt vor sich. Die Arme legten sich um ihn. Nein. Das war nur irgendein Sanzomon, in dass sich Piedmon verwandelte hatte. Nicht sie. „Deine Verkleidung ist genauso unauthentisch. Du hast nichts von ihrer Eleganz.“ „Oh, dabei habe ich mir solche Mühe gegeben selbst ihr kleines Stimmchen zu imitieren“, lachte Piedmon. Er klang wirklich wie Sanzomon und gleichzeitig so überhaupt nicht. „Halt einfach den Mund. Deine Stimme ist grässlich. Du hast das passende Instrument, aber weder Oktave, noch Tempo oder Takt sind mit den Noten stimmig“, knurrte Myotismon, nun da Piedmon sich auch noch auf seinen Schoß setzte. „Ich will dir nur helfen. Ich mache mir Sorgen um dich, alter Freund. Deine Diät scheint dir nicht gut zu bekommen.“ „Danke, aber ich esse ausreichend.“ „Ich rede nicht nur vom Essen.“ Piedmons Hände lagen auf seine Brust und Myotismon lief es eiskalt den Rücken runter. „Nimm die Finger weg. So nötig habe ich es nicht und Sanzomon ist nicht so unschuldig, wie du glaubst. Ich kann zu ihr, wann ich will und so ziemlich alles mit ihr machen, wonach mir ist.“ „Gevögelt hast du sie trotzdem noch nicht“, kicherte Piedmon und Myotismon verkrampfte sich innerlich noch mehr. „Gewöhne dir diesen ordinären Ton ab, wenn du schon Sanzomons Stimme imitierst! Das ist eine Beleidigung für jede Ästhetik.“ „Nicht mein Problem, wenn du so zimperlich bist. Was hält dich davon ab?“ „Vielleicht die Tatsache, dass sie zum Widerstand gehört und Fähigkeiten besitzt, die mir zum Verhängnis sein könnten?“ „Und was soll das sein? Was tut sie denn?“ „Sie... sie gräbt.“ Piedmon schwieg, aber seine Hände lagen immer noch auf Myotismons Oberkörper und er wünschte sich nichts mehr, als dass Piedmon wieder auf die andere Seite des Tisches zurückkehrte, wo er hingehörte. Oder am besten noch ans Ende der Welt. Dann fing Piedmon an ungehalten zu lachen, was durch seine Sanzomon-Imitation mehr nach der krächzenden Lache von LadyDevimon klang. „Das macht dir Angst?“ „Mir ist nicht danach aufzufliegen. Außerdem habe ich eine Aversion gegenüber Digimon, die versuchen mir in den Kopf zu schauen“, und dabei funkelte Myotismon Piedmon scharf an und dieser stellte belustigt fest, dass er mit dieser Andeutung auch gemeint war. Er grinste amüsiert. „Für mich reicht ein Blick in dein Gesicht. Du könntest wenigstens mir gegenüber zugeben, dass es dir und deinem riesigen Ego gefällt, von ihr umschwärmt und geküsst zu werden.“ „Sollte ich?“ „Och, komm schon. Du bist der Einzige von uns allen, der so etwas nachvollziehen kann. Die anderen haben weder das Bedürfnis, noch das Verständnis für solche Dinge.“ „Geh dein LadyDevimon damit nerven“, knurrte Myotismon, aber statt mehr Distanz zu gewinnen, verringerte sich diese. Sie sahen sich in die Augen und auch wenn es nicht Piedmons rote Augen waren, die Myotismon sah, sondern golden, wie Sanzomons, fehlte ihnen der Glanz. Aber der Geruch... Ja, die Blumen auf den Tisch waren Seerosen. Die gleiche Sorte, die Sanzomon so mochte. Der Geruch der Blumen - Ihr Geruch lag in diesem Raum. „Wenn du nicht reden möchtest, lasse ich eben meine Fantasie spielen. Ich nehme es dir nicht übel, dass sie dir gefällt. Als Monarch vereinsamt man, obwohl man von so vielen Untertanen umgeben ist. Je mehr, um so schneller. Der Wunsch nach einem passenden Gegenstück ist groß. Gerade für Digimon wie uns.“ Myotismon versuchte wegzuschauen, nicht sicher ob aus Ekel oder Scham. Aber Piedmons Hand auf seiner Wange reichte, um sein Gesicht wieder noch vorne zurichten. „Du küsst sie lieber, wie du zugibst. Jetzt erzähl schon. Wie schmeckt die ehrfürchtige Hohepriesterin? Welche Farbe haben ihre Lippen? Kräftig und rosa oder doch eher zart und rot?“ „Das geht dich nichts an“, sagte Myotismon zwar, aber er klang weniger erbost wie zuvor. Der Blumenduft war erdrückend. Beruhigte aber. Myotismon hatte es gewusst, in diesen Pflanzen war irgendetwas psychotropes. „Aber es sind schöne Lippen, nicht wahr? Und die kleine, unschuldige Sanzomon liebt es dich zu küssen. Vielleicht nicht nur deinen Mund, oder deinen Hals. Bestimmt würde sie alles von dir küssen, während du dir vorstellst, noch ganz andere Körperteile, wie nur deine Zähne in sie reinzustecken.“ In diesen Moment spürte Myotismon nicht nur einen Schauer, sondern auch einen Blitzschlag in seinem Körper. Die Hände, die nicht Sanzomons waren, aber sich wie ihre anfühlten fuhren seinen Körper hinab und als Myotismon diese Hände in seiner Leiste spürte, packte er mit aller Kraft Piedmon und schleuderte ihn regelrecht über den langen Tisch. Aber Piedmon lachte. Seine Verkleidung hatte sich aufgelöst, er saß zwischen Scherben, Blumen und verdorbenem Essen auf dem Boden. Und lachte nur. „Wage es nie wieder mir zu nahe zu kommen!“, brüllte Myotismon ihn an, war dabei aufgestanden, zog hastig Luft durch Mund und Nase, während Piedmon immer noch nur lachte. „Warum so ungehalten? Hat's dich etwa angemacht?“ „Du, verdammter...! Albtraum-!“ Wieder ein Stromschlag, diesmal aber von Myotismons Arm bis zu seinen Kopf. Kein Stromschlag von einem Schock oder dem Gefühl der Abscheu, sondern eine Warnung. Eine Erinnerungsstütze, für Orchesterregel Nummer Drei – kein Mord unter Musikern. Kein Selbstmord. Erzürnt darüber, Piedmon nicht das geben zu können, was er verdient hätte, setzte Myotismon sich widerwillig zurück in den Sessel. „Ich habe ja einen Verdacht, alter Freund. Ich vermute, dass du schon lange nicht mehr vor hast sie zu töten. Vielmehr würdest du die Weiße Königin lieber behalten“, sagte Piedmon zu ihm, stand vor ihm und sah auf ihn herab, was in Myotismon die Weißglut nur mehr zum kochen brachte. „Ehrlich gesagt, es wundert mich nicht. Du hattest schon immer einen Faible für jene, die irgendwo zwischen Kaninchenloch und Spiegelwelt ihren Verstand als Pfand zurückgelassen haben.“ Piedmons Lachen klang falsch, wie herabwürdigend und genauso klatschte er Myotismon auf die Wange, ehe dieser Piedmons Hand weg schlug. „Vielleicht bist du es, der ihr etwas ganz bestimmtes sagen möchte, aber sich geniert. Oder bist du besorgt? Wir kämpfen immerhin auf verschiedenen Seiten. Was denkst du sagt sie, wenn sie es erfährt?“ Myotismon sagte nichts. Er konnte sich denken, wie Sanzomon reagieren würde. Mehr Sorgen machte ihn, wenn sie es zu früh erfahren würde und mit dem Gedanken wich er Piedmons Blick aus. „Angst, dass sie dich dann ablehnt? Soll ich dir behilflich sein? Ich spiele gerne den Bösen. Ihren Verstand zu brechen macht sicher Spaß. Jedes Digimon hat Schwachstellen und sie zu finden ist mein liebster Zeitvertreib. Du hast erzählt, sie war mal ein Virus-Typ und wurde verstoßen. War sie einsam? Wurde sie ausgelacht? Bestimmt hat sie Albträume. Ich kann diese aber noch etwas, sagen wir, detailreicher gestalten. Soll ich sie mal nachts besuchen? Kannst ja zuschauen.“ Myotismon wollte eigentlich schreien, aber unterdrückte es. Stattdessen krampften seine Fingerglieder und ein markerschütterndes Geräusch ertönte, als genau diese Finger den Stoff des Ohrsessels mit einem Ruck zerrissen und das Futter aus den offenen Nähten herausquoll und zu Boden fiel. „Aber, aber“, sagte Piedmon entspannt, in Myotismons noch blass er gewordenes Gesicht schauend. „Ich nehme sie dir schon nicht weg. Mit Digimon wie ihr kann ich nichts anfangen. Ich lockere nur ein paar Schrauben und die einzige Hoffnung die sie hat, wirst du ganz alleine sein. Nicht nur Furcht kann ein Digimon sehr loyal machen. Mir fällt sicher ein schönes Musikstück ein, dass zu deinem Klaviergeklimper passt. Als Ausgleich verlange ich nur, dass du ein ganz artiges Fledermäuschen bist und das tust, was ich dir befehle.“ „Nicht einmal über meine Datenreste“, knurrte Myotismon, weiterhin ohne Piedmon anzuschauen. „Außerdem hast du geschworen ihr nichts zu tun, solange sie nicht im Weg steht.“ „Da mag was dran sein. Andererseits, was wird der Herr Dirigent davon halten? Warum sollte mein Wort, dass ich dir gegeben habe dem obliegen, was ich dem Dirigenten schwor, der uns allen eine zweite Chance gegeben hat?“ „Weil der Herr Dirigent und all unsere anderen Mitglieder sicher nicht von deinen Privatkonzerten begeistert sein werden, die du für dieses kleine Leafmon spielst, oder, Pency?“ Die Ohrfeige kam zu schnell und tatsächlich auch unerwartet, obwohl Myotismon Piedmon oft genug wütend erlebt hatte. Er war eben launisch, wie ein Clown, der der war. Wie die Herzkönigin eben. Die Affekthandlung hatte aber so gar nichts von einem Sommerorkan, wenn dieser auch deutlich in Piedmons Augen zu sehen gewesen war, und wie er sich kurz lichtete, in dem Moment, als er Myotismon mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht verpasste. Piedmon hatte eben auch Schwachstellen. Er war schlecht darin, so zu tun als sei niemals etwas passiert. „Wenn du auch nur einem Digimon davon erzählst!“, brüllte nun Piedmon los und viel zu gern, hätte er Myotismon etwas anderes, etwas scharfes und spitzes ins Gesicht gerammt, wenn nicht jener Stromschlag, der zuvor schon Myotismon gezügelt hatte, nun auch ihn klein hielt. „Dann lass mich weiter auf meinen Tasten klimpern und du kannst an deinen Sainten zupfen. Jedes Solokonzert sein eigen. Klingt doch fair. Lass mich weiter mein Duett mit meiner hübschen Primadonna spielen. Dann lass ich auch dieses Digimon in Ruhe.“ „Das wagst du nicht! Du wirst es nicht wagen. Unnötige Tode sind doch gegen dein ästhetisches Empfinden.“ „Stimmt durchaus. Ich würde es aber nicht als unnötig bezeichnen, wenn es dazu dient, dass die Herzkönigin endlich den Mund hält.“ Piedmon packte Myotismon am Kragen, mehr schaffte er nicht, ohne dabei eine Orchesterregel zu brechen. Myotismon musste sich beherrschen, um nicht selbst loszulachen. Piedmons Augen sahen aus wie zwei Stücke glühende Kohle, sein Gebiss, die von den knalligen Rot umrahmt waren, wirkte wieder so übertrieben groß. Und doch zitterten die Lippen dieses Clowns. Vor Zorn. Vor Panik. „Du widerwärtiger, stinkender, vergammelter Haufen Restdaten willst mir also drohen?“ „Verhandeln.“ Verhandeln war nicht wirklich das richtige Wort. Im Grunde blieb Piedmon nichts, als darauf einzugehen. Denn ihm lag sehr viel an diesem Leafmon, weil es eine Verbindung zu ihm und Humpty Dumpty gab. Und es war besser, wenn ihr Orchester nichts davon erfuhr. Sie mochten einander nicht und jeder von ihnen hatte schon darüber nachgedacht, wie es wäre das Orchester zu hintergehen. Was sie zusammenhielt war das Wissen, dass sie alle so viel Unglück hatten. Außer ihr Pianist, dem tatsächlich ein wenig Glück vergönnt war und ihm dafür alle erdenklichen Qualen wünschten. An seinem Glück konnte man nicht allzu viel ändern. Aber wenn sie erfahren würden, dass noch einer von ihnen etwas Glück vergönnt wurde, wäre dass das Ende des Orchesters. Da konnten sie alle noch so viel Angst vor ihrem Gitarristen haben. Solange er genauso unglücklich blieb wie sie alle, wäre es ihnen jede Angst, Qual und Scham wert gewesen. Andererseits, weil er ja des Dirigenten Liebling war, was hatte Myotismon schon zu sagen? Er war ein Außenseiter und kein Orchestermitglied würde zu ihm halten. Aber Außenseiter übersah man leicht, musste Piedmon mit Schrecken feststellen und vielleicht hatte Myotismon sich so heimlich die besten versteckten Karten rausgesucht. Leafmon könnte seine einzige gute Trumpfkarte gewesen sein, oder eben nur eine von vielen und Piedmon begann sich zu fragen, wie viel der Schwarze König in seinem Schlaf eigentlich mitbekam. Was wusste er wirklich noch und was nicht? Wusste er, wie sie alle ins Orchester kamen? Zum Herr Dirigenten? Wenn er es wüsste und es vor allen ausplauderte, wäre Piedmon der neue Außenseiter und er war nicht so verrückt, um nicht zu wissen, dass er gegen sechs wutentbrannte Digimon ebenso wenig Chancen hatte wie Myotismon. Piedmon fragte sich, ob er bluffte. Das konnte diese Fledermaus gut. Myotismon könnte diese eine gute Karte gehabt haben und der Rest waren nur einzelne, lausige Zweien und andere niedere Zahlen, die selbst zu blöd waren die richtige Rosensorte zu pflanzen. Es könnte aber auch nur sein Kicker gewesen sein und auf seinem Blatt tummelten sich lauter gute Straßen und Vierlinge, zum Beispiel Buben, die Piedmons Lieblingstörtchen stahlen. Wenn gar ein Royal Flush, nicht nur mit Buben, sondern mit einer Karodame. Bluffte Myotismon oder nicht? Zweien oder Buben? Rosen oder Törtchen? „Schön. Mach doch was du willst“, fauchte Piedmon ihn an und biss dabei demonstrativ in ein blutiges Stück Charlotte, das noch auf einem zerbrochenem Porzellanteller lag. „Von mir aus verhungere bei diesem Miststück! Sie glaubt, sie wäre so ein besonderes Vögelchen, dabei ist sie ein Nichts im Vergleich zu uns und den vier Souveränen! Sie ist weniger wert wie der Dreck unter den Fingernägeln! Aber gut, lass dich von ihr an der Leine ziehen, wie ein treuer Wachköter!“ „Ich würde es begrüßen, wenn du es unterlässt Sanzomon zu beleidigen. Du willst doch nicht riskieren, dass der Wachhund zurück beißt, oder?“ Im dem Stück Gebäck mussten Scherben hineingelangt sein, denn man hörte deutlich, wie Piedmon auf diese biss. Doch er wagte nicht etwas zu sagen, fletschte nur weiter die Zähne, während Myotismon sich aus dem Sessel erhob und erfüllt von Triumph an Piedmon vorbeilief, direkt auf den Bücherstapel. Myotismon griff nach dreien, blätterte etwas in ihnen herum und legte sie wieder zurück. Außer einem, eines mit einem dunkelblauen Einband. Der Autor des Buches hatte mit Sanzomon unterschrieben, aber Schrift und Wortlaut verrieten Myotismon, dass dieses Buch nicht aus der Feder der Weißen Königin stammte. Die Themen waren aber identisch mit denen, über die seine Primadonna so gern schrieb. Viel Philosophie. Viel Soziologie. „Wenn es dich nicht stört, nehme ich das hier mit. Es sieht interessant aus. Du wolltest es ja ohnehin verbrennen.“ „Steck es dir sonst wo hin!“, bellte Piedmon nur. „Wenn Alice wüsste, was du treibst!“ Lächelnd verschwand Myotismon wieder in die Dunkelheit. Den Rest der Nacht schwieg die Herzkönigin und in den Hallen hörte man nichts außer dem Knistern brennender Bücher im Feuer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)