Wintersonett von Rakushina (Which dreamed it?) ================================================================================ Konzert IX - WONDERLAND, 1. Satz, Lento molto incalzando C-Dur [ spring ] ------------------------------------------------------------------------- 𝄢   Eines war gewiss: die Serums hatten nichts damit zu tun – es war aber auch nicht ganz allein die Schuld der Viren. Die Digiwelt war eine junge Welt und wie alles was jung war leicht zu beeinflussen und zu manipulieren. Sie war der Schatten der Realen Welt, ernährte sich von dem, was die Technik der Menschen hergab und je weiter dieser technische Fortschritt kam, um so mehr Form nahm die Digiwelt an. Was sie, abwegig von allerlei seltsamen Gestalten von der Realen Welt unterschied war, dass die Digiwelt nicht lernte. Sie war dazu verflucht immer und immer wieder die gleichen Fehler zu begehen. Die brannte aus, fiel in sich zusammen und wurde dann m richtigen Moment neugestartet. Dann lasse einige Zeit vergehen und es wiederholte sich. Das geschah natürlich nicht von selbst. Die Zerstörung handelte durch die Digimon. Es sollte eine schlichte Dreifaltigkeit sein: Serums kontrollierten, Dateien arbeiteten, Viren löschten. Doch wie erwähnt, konnte man Junges schnell vom sicheren Pfad wegführen. Die Dunkelheit wurde schnell auf die unerfahrene Digiwelt aufmerksam. Statt Ordnung geriet alles ins Chaos und die Viren, die eigentlich nur jene Daten löschen sollten, die nicht mehr gebraucht wurden und veraltete waren, gingen auf die anderen Digimon los. Die Serums, die die Ordnung überwachen sollten attackierten schließlich die Viren und des Vorteils mächtig konnte sie diese, die immer mehr Macht gewannen und Formen von Dämonen annahmen, wie es sie nur in den tiefsten Albträumen der Menschen gab, besiegen und verbannen. Die entstandene Paranoia machte aber auch die Serums anfällig für all die düsteren Gedanken, bis das, was einst heiliggesprochen wurde selbst der Finsternis verfiel. Aus Engel wurden Teufel, aus Kriegern wurden Meuchler, aus Fabeltieren Ungeheuer. Ehe sie, die einst für Ordnung kämpften selbst alles vernichteten, erblickten die nächsten gesegneten Kämpfer das Licht der Welt und vernichteten, was dem Wahn verfiel. Es wiederholte sich. Immer und immer und immer wieder. Denn die Digiwelt lernte nicht, wie auch die Digimon. Sie begingen immer wieder die gleichen Fehler und verrannten sich in den immer gleichen Gedankengängen. Was blieb, war der Absturz und dann ein Neustart. Doch ihr fehlte Erkenntnis. Ihr fehlte Empathie. Ihr fehlten Träume. Ihr fehlten Gefühle. Doch in einer Welt, die strickten Bahnen und Programmen folgte und es an Einsicht mangelte, konnte das nicht existieren. Dann lud die Digiwelt neue Daten und gab ihr eine Form. Eine rein akustische. Musik. Man hörte sie zwischen raschelnden Blättern, aus Höhlen erklingen oder mit Wasser plätschern. Man wusste nicht woher es kam, aber sicher war, dass dies von keinem Digimon stammte. Digimon, die diese Klänge jedoch hörten reagierten darauf. Es entspannte sie, hob ihre Launen und so manches brach in Tränen aus, wenn es auch nicht erklären konnte wieso. Einem Wesen – so nannten Digimon es, obwohl es nicht mehr war wie ein Bewusstsein - entging das natürlich nicht. Es folgte dem Pfad dieser Daten und entdeckte somit eine direkte Verknüpfung zu einem Computer, der einem Yusuhito Gozuma gehörte, während eine der Dateien die Bezeichnung CHELLO_VIVALDIAUTUMM_RENTA.audio trug. Vom ähnlicher Größe und Dateiart fanden sich noch weitere. Insgesamt sieben:   CHELLO_VIVALDIAUTUMM_RENTA.audio CLARINTE_VIVALDIAUTUMM_SOICHIRO.audio FLUTE_VIVALDISPRING_KANAKO.audio GUITAR_VIVALDISUMMER_KOUTA.audio PIANO_VIVALDIWINTER_HISAKI.audio TRUMPET_VIVALDISUMMER_NATSU.audio VIOLIN_VIVALDISUMMER_TOUKO.audio So erfuhr die Digiwelt von der Menschenwelt. Die Menschen konnten lernen. Die Menschen waren zu Einsicht fähig. Sie waren zu aufrichtiger Empathie fähig. Sie hatten Gefühle. Als sich durch die Apartheid unter den drei Typen bereits die nächste Katastrophe anbahnte, entschieden sich die erhobenen Mächte, die keine eigene Form und keine eigene Stimme hatte diesen ewigen Kreislauf zu durchbrechen. Es war an der Zeit der Digiwelt das näher zu bringen, an dass es ihr so viele Generationen mangelte. Diese sieben Sounddateien, die sieben verschiedene Melodien von sieben verschiedenen Menschenkindern in sich trugen sollten der Schlüssel sein.   𝅝♯   Hisaki blinzelte. Tokomon, in seinen Armen, blinzelte ebenfalls. Das Frigimon-Dorf lag zwei Monate hinter ihnen und in diesen zwei Monaten hatten sie viel an verschiedenen Terrains gesehen, die man sonst nur auf einer ganzen Weltreise hätte zu Gesicht bekommen können. Die Tundra ließen sie schnell hinter sich, fanden sich in einen düsteren Nadelwald wieder, dann durch einen überaus bunten Mischwald – wenn man die Bäume hochkletterte sah man die Grenze zu einer Wüste – und nun, nach acht Wochen Fußmarsch und absolut keiner Orientierung standen sie hier, mitten in einem Dschungel, der dafür, dass er ein Dschungel war doch sehr im herbstlichen Braun, Gold und Orange gehalten war. Gab es überhaupt Jahreszeiten im Regenwald? Hisaki konnte sich nicht entsinnen, dass es so sei. Aber nach diesen großen, sprechenden Schneemännern im Schneegebiet, lebenden Bäumen und Pilzen und Wesen, die er nicht mal mit Worten beschreiben konnte wunderte ihn nichts mehr. Von seinem kleinen Freund in den Armen ganz abgesehen. Hisaki hatte sich mit dem Gedanken abgefunden, dass er sicherlich nicht mehr in Tokio war, geschweige denn in Japan. Bis er die Frigimon sah, die ihm klipp und klar sagten, dass dies die Digiwelt sei, und sie kein Tokio kannten, dachte er, er wäre in Sibirien gelandet. Er war nicht in Japan. Vermutlich nicht einmal mehr auf der Erde. Die beiden standen mitten in einem Herbst-Dschungel an einer Kreuzung. Ausgeschildert war diese zwar, aber es war absolut nicht hilfreich. Auf jeden Schild stand NICHT DIESEN WEG NEHMEN!, die bei einzelnen Exemplaren noch durch ein BLOSS NICHT oder AUF GAR KEINEN FALL einen besonders mulmigen Unterton bekamen. „Und jetzt?“, fragte Tokomon. Hisaki blies überfragt Luft aus. „Ich habe keinen Schimmer.“ Tokomons Knopfaugen blickten in Hisakis hellblaue. Immer wenn er Tokomon ansah, überlegte Hisaki, was er von ihm denken sollte. Dieses Digimon – oder was auch immer – war aus seinem eiförmigen Spielzeug gekommen. Es hatte sich in ein Ei verwandelt und daraus war dann Poyomon geschlüpft. Poyomon war nicht mehr wie eine Qualle ohne Arme gewesen, wenn auch eher vergleichbar mit einem geschmolzenem Marshmallow. Als Tokomon nun sah er aus wie eine Kreuzung aus Meerschweinchen und Kaninchen. Eigentlich sogar süß und Hisaki wollte schon immer ein Haustier, wenn er auch weder Poyomon, noch Tokomon wirklich als Tier bezeichnen würde. „Sollen wir hier warten?“ „Das weiß ich auch nicht, Tokomon. Ich glaube aber nicht, dass es etwas bringt, wenn wir einfach an Ort und Stelle stehen bleiben. So finden wir die anderen doch nie.“ Weiter rätselnd sah Hisaki die Wege auf und ab. Keine Abzweigung sah sonderlich vielversprechend aus. „Hisaki“, rief Tokomon, drehte sich um und versuchte sich an seinem Hemd hochzuziehen, um Hisaki besser ins Gesicht schauen zu können. „Wie sind deine Freunde so?“ „Nun, Kouta und Touko kenne ich schon lange und die beiden sind echt gute Freunde. Kouta kenne ich schon ewig. Er ist mein bester Freund.“ „Bester Freund?“ Tokomons schwarze Knopfaugen schienen größer geworden zu sein, während er zuhörte (Hisaki hatte für sich beschlossen, dass Tokomon männlich war, auch wenn er von seinem Verhalten sich nicht großartig von einem Kindergartenkind unterschied). In Hisaki kam das Bedürfnis hoch, wie immer wenn er in das Gesicht sah ihm über den Kopf zu streicheln, ganz besonders am Ansatz seiner Fühler (oder was immer das auf seinem Kopf war), da mochte er es ganz besonders gern. Er überlegte, wie er seine Freunde weiter beschreiben sollte. „Renta ist auch echt in Ordnung, ihn kenne ich durch die Schulband, wie Natsu, Kana und Soichiro. Ich dachte immer, weil Rentas Eltern viel Geld haben wäre er voll hochnäsig, aber dass ist er kein bisschen.“ Tokomon legte fragend den Kopf zur Seite. Er wusste nicht, was Geld war. „Natsu ist immer so ängstlich, er braucht lange um aus sich rauszukommen. Aber wenn er das mal geschafft hat, kannst du echt alles mit ihm unternehmen, obwohl er der Jüngste von uns ist. Mit Kana ist es auch so. Kana und Soichiro sind etwas eigen, aber so sind Zwillinge eben.“ „Was sind Zwillinge?“ „Das sollen dir die beiden erklären, wenn wir sie finden. Nur darfst du Kana nicht ärgern, sonst schimpft ihr Bruder. Oder er spielt dir fiese Streiche. Er ist was das angeht sehr kreativ.“ Weiter Tokomon streichelnd sah sich Hisaki jede Gabelung noch einmal genau an. Seine Intuition sagte ihm, dass der linke Pfad (ausgeschildert mit UM HIMMELS WILLEN NICHT DIESEN WEG NEHMEN) kein so verkehrter sein könnte. Zumindest besser wie stehen zu bleiben. „Gehen wir.“ „Sicher? Das Schild sagt, dass man den nicht nehmen soll.“ „Das sagen alle Schilder. Selbst der Weg, von dem wir gekommen sind soll man nicht nehmen. Und ist uns etwas Schlimmes passiert?“ Abgesehen davon, dass sie von Sukamon mit Dreck beworfen wurden, aber darüber schwieg man besser. „Nein.“ „Siehst du. Vielleicht ist das bloß nicht in dieser Welt ja das auf jeden Fall in meiner Welt“, sagte Hisaki nachdenklich. „Und wenn wir ohnehin schon auf dem Falschen waren und da ganz gut weggekommen sind, warum nicht weiter den Falschen nehmen?“ „Das klingt kompliziert“, seufzte Tokomon. „Ist es aber eigentlich gar nicht. Das ist wie Mathe. Zweimal Minus gibt Plus.“ Tokomon verstand nun noch weniger, schwieg aber. Sein Gesicht sagte bereits genug. Sie sahen beide den linken Pfad an, der Weg bedeckt mit gelbbraunem Moos und kupfernem Farn am Rande. „Wir werden schon irgendwo hinkommen, Tokomon. Keine Angst.“ „Hm... Gut. Ich glaube dir, Hisaki.“ Wir sahen sich in die Augen. Ein Lächeln huschte über beide Gesichter. „Stehen bleiben! Keine Bewegung!“ Hisaki tat wie ihm befohlen, wenn er auch nicht wusste, wer es ihn befohlen hatte. Er drehte sich um und war im ersten Augenblick geplättet. Da standen Digimon hinter ihm. Ziemlich viele sogar und sie waren alle von gleicher Art. Sie ähnelten weiß-goldenen Hunden, aber Hisaki fiel das richtige Wort gleich ein. Sie sahen wie Shisa aus. Das waren Schutzgeister. Sicher ein Zeichen. „Oh, ihr kommt wie gerufen. Wir haben uns etwas verlaufen und -“ „Stehen bleiben, haben wir gesagt!“, rief eines der Shisa. Den Schritt, den Hisaki nach vorn gewagt hatte ging er gleich doppelt wieder zurück. Tokomon zuckte zusammen, schaute aber nicht ängstlich, eher grimmig aus. Ganz besonders, als aus den Reihen der weißen Shisa noch eines hervortrat. Zwar sah es auch wie ein Shisa aus, war aber bläulich. Größer. Und vor allem sah es nicht aus wie ein besonders freundlicher Schutzgeist. „Hauptmann Caturamon, zwei Verdächtige gesichtet. Ein vermutlich unregistriertes Tokomon und eine nicht bekannte Lebensform“, berichtete eines der kleinen Shisa. Ihr Hauptmann sah mit fletschenden Zähnen Hisaki und Tokomon an und etwas sagten ihnen beiden, dass sie gewaltig in der Tinte steckten. „Ihr zwei“, begann Caturamon und obwohl er ganz normal sprach, knurrte er gleichzeitig drohend und rau. „Was glaubt ihr, was ihr hier macht? Besonders du, Mensch.“ Hisaki war überrascht, dass Caturamon wusste, dass er ein Mensch war. Als er den Frigimon das sagte, haben diese damit nichts anfangen können und sich fragend am Kopf gekratzt. „Wir wissen das selbst nicht so genau. Aber ihr habt nicht rein zufällig noch andere Menschen gesehen? Wir suchen meine Freunde, wisst ihr.“ „Nein. Haben wir bisher nicht“, antworte Caturamon, sein bisher jedoch klang wie eine subtile Drohung. „Und wo hast du das Tokomon her?“ „Er ist aus einem Ei geschlüpft, seitdem sind wir zusammen.“ „Und wo hast du das Ei her? Hast du es etwa gestohlen?“ „Nein, hab ich nicht!“ „Lügner!“, fauchte eines der Shisa sofort, einige um dieses herum knurrten ebenfalls, wenn auch keines von ihnen so schrecklich klang wie Caturamon. „Ruhe, Soldat!“ Zwar wurde nur eines direkt angesprochen, doch die ganze Gruppe schreckte auf und versteifte ihre Haltung. Tokomon legte sein Gesicht in noch tiefere Falten. Das man Hisaki als Lügner bezeichnete hatte das bisher so besonnene Digimon verärgert. „Hauptmann Caturamon, erlaubt uns jedoch die Frage, was wir mit den beiden machen sollen“, fragte das Shisa-ähnlich Digimon und Caturamon überlegte nicht lange. „Nehmt den Menschen gefangen. Das Tokomon soll in der Hauptstadt gründlich gescannt und wenn erforderlich rebootet werden.“ „Re-was?“, wiederholte Hisaki entsetzt. Er wusste nicht, was rebooten hieß, aber gut klang es nicht. Tokomon, nun sichtlich erzürnt zwängte sich aus Hisakis Armen und sprang auf seine eigenen Beine. „Ihr macht gar nichts. Weder mit mir oder mit Hisaki, kapiert?“, knurrte er, mit den übertrieben großen Gebiss und den ebenso großen Zähnen knirschend. Er stand direkt vor Caturamon, der würdigte Tokomon aber nicht einmal eines Blickes und lachte stattdessen. „Ziemlich große Klappe für ein Ausbildungs-Level.“ „Ein Großmaul wie du hat es nötig so was zu sagen.“ Eine kurze Stille herrschte. Dann, als Caturamon erbost mit einem Augenlid zuckte, schnappte Hisaki nervös nach Luft. „Tokomon, was machst du? Du handelst dir Ärger ein.“ „Mir egal!“, sagte Tokomon trotzig. „Die werden uns nichts tun. Ich beschütze dich.“ Ungläubig sah Hisaki auf sein Digimon, dass vor diesen vielen anderen Digimon stand, die bei weitem stärker und größer waren wie er und schüttelte in Gedanken den Kopf. Das war irre. Aber Tokomon meinte es ernst. Vielleicht überschätzte er sich zu sehr, anderseits hatte er Recht. Sie würde sich doch nicht einfach so herumkommandieren, verspotten und gefangen nehmen lassen. Bestimmt nicht! „Gut, zeigen wir es denen, Tokomon!“, und kaum, dass Hisaki diese Worte aussprach, sah er Licht aus dem Augenwinkel. Die Quelle dessen war in seiner Hosentasche, in dieser er sein Spielzeug gesteckt hatte, nachdem es von seiner Ei-Form in eine etwas eckigere gewechselt war, ähnlich einer Uhr. Aber diese Uhr zeigte keine Zeit an, sondern leuchtete nur. Und Tokomon mit ihr. „Tokomon digitiert zuuuuu – Tsukaimon!“ „Also doch...“, knurrte Caturamon, während Hisaki mit großen Augen nur das Digimon ansah, dass nun wie eine Mischung aus Meerschweinchen, Kaninchen und Fledermaus aussah. An Tsukaimons Haltung und dem Blick hatte sich aber gar nichts geändert. „Ein Virus-Typ, wie zu erwarten. Alle Seasarmon, los, eliminiert es!“ „Heeeeeeey!“ Statt auf Caturamon zu hören, starrten alle Seasarmon zur Seite, ebenso auch Hisaki und Tsukaimon. Nicht weit von ihnen war ein überaus großer, dicker Baum. Nicht ungewöhnlich, in diesem Dschungel gab es viele, deren Wurzel allein schon größer waren wie so mancher Baum, den Hisaki kannte. Aber auf einem von ihnen sprang ein kleines, grünes Digimon, eine keimende Zwiebel auf Beinen, auf und ab. „Hallooooo, hier sind wir!“, rief dass Digimon weiter aufgeregt. „Was will dieses Tanemon?“, fragte sich Caturamon. Er stockte, als hinter diesem Tanemon noch jemand auftauchte. Die ordentlichen gekämmten, braunen Haare und die feinen, teuren Klamotten erkannte Hisaki sofort. „Renta?“, rief er überrascht, als dieser gerade die Wurzel hochgeklettert kam und dicht bei Tanemon stand. Hisaki schloss daraus, dass dieses Tanemon zu Renta gehörte und auch aus dem Spielzeug stammte. „Hey, Hisaki!“, rief Renta und winkte. „Endlich! Ich bin so froh dich zu sehen. Ist alles in Ordnung bei dir?“ „Gerade nicht, wir haben hier ein Problem!“, rief Hisaki zurück. Im selben Moment sprang Caturamon vor Hisakis und Tsukaimons Augen in die Luft, verwandelte sich im Flug in einen einen Hammer und steuerte direkt auf Renta und Tanemon zu. Sie konnten gerade noch hinunterspringen, ehe Caturamon sie erwischte, die Wurzel zusammenbrach und durch die Wucht des Schlags der gesamte Baum in sich zusammenfiel. Renta, mit Tanemon im Arm, fiel mit der Wurzel hinunter. Dann erstrahle erneut ein goldenes Licht. „Tanemon digitiert zuuuu – Koemon!“ Das zwiebel-ähnliche Digimon veränderte seine Form noch im Flug und als es sicher auf dem Boden landete, die Arme um Renta geklammert, sah es nun nach einem Affen aus. „Noch ein Virus-Typ?“, rief Caturamon verärgert von den Resten des Baumes hinab. „Wenn dem so ist – Soldaten, vernichtet sie beide und nehmt die Menschen in Gewahrsam!“ Die gezackten Mähnen der Seasarmon stellten sich auf, Licht sammelte sich in und zwischen den spitzen Strähnen. Koemon griff nach seiner Zwille, die an seinem Rücken befestigt war, kam jedoch nicht dazu abzufeuern, da Tsukaimon dazwischen ging und rief: „Dunkler Nebel!“ Besagter, lilafarbener Nebel aus seinem Mund hüllte alle Seasarmon ein und versperrte ihnen die Sicht. „Lauf, Hisaki!“, rief Renta, hob Koemon hoch und rannte, nachdem Hisaki sich kurz gesammelt hatte los, Tsukaimon flog ihm nach. Sie waren nicht weit gelaufen, da versperrte ihnen Caturamon, der ihnen trotz der dicken, lila Wolke gefolgt war den Weg. In einer scharfen Kurve – Hisaki hielt sich dabei an Renta fest, um nicht auszurutschen und zu fallen – wichen sie Caturamon aus, als dieser nach ihnen schlug. Renta zerrte die Gruppe durch die Büsche, direkt auf einen Baum zu. Gerade, als Caturamon nach vorne sprang um sie zu schnappen, knallte er mit seinen Gesicht nur gegen den Baumstamm, unter dem ein Loch war, durch das Renta mit Hisaki und den beiden Digimon hindurch rutschten. Das Loch endete direkt vor einem Abhang. Die beiden Jungen schrien, wie auch Koemon (Tsukaimon flog schnell hinterher) und bis sich Caturamon wieder gesammelt hatte, waren sie fort. Er hörte sie noch, aber in dem dichten Geäst waren sie nicht sichtbar. Dann, als sie unten angekommen waren endeten die Schreie und ihre Spur verlor sich. „Sind wir den los?“ „Na hoffentlich!“, sagte Hisaki zu Renta und warf nochmal einen Blick zurück. Dennoch rannten sie beide weiter, nicht dass sie doch noch eingeholt wurden. „Mann, ich bin so froh dich zu sehen.“ „Und ich erst“, lachte Renta. „Ich war schon richtig verzweifelt. Tanemon und ich sitzen schon seid fast zwei Monaten in diesem Dschungel.“ „Und ihr habt nicht versucht ihn zu verlassen?“ „Nein. Schließlich haben wir in der Schule gelernt, dass man, wenn man nicht weiß, wo man ist soll man an Ort und Stelle stehen bleiben.“ Dann war es ja gut, dass zumindest er sich auf die Suche gemacht hatte, dachte sich Hisaki. Hoffentlich dachten die anderen nicht auch so, sonst könnte das eine lange Suche werden. „Du bist Hisaki? Ich bin Koemon!“, sagte das Affen-Digimon mit einem breiten Grinsen und großen, weit aufgerissenen Augen. Etwas überrascht sah Renta sein Digimon an und fragte sich, wie aus einer Pflanze ein Primat werden konnte und was die Lehrer dazu sagen würden. Tsukaimon hatte sie eingeholt und flog nun direkt neben Hisaki her. „Hi, ich bin Koemon!“, sagte er zu Tsukaimon, der jedoch weniger interessiert schien. „Habe ich deutlich mitbekommen.“ Hisaki sah Tsukaimon mahnend an und obwohl er beschäftigt war weiter zu rennen und genügen Sauerstoff einzuatmen, damit ihm die Puste nicht ausging schüttelte er den Kopf. Sein Digimon verzog kurz das Gesicht, dann sah er wieder zu Koemon. „Ich bin Tsukaimon. Freut mich.“ „Hi, Tsukaimon! Freut mich auch.“ Sie wurden etwas langsamer, liefen aber weiter und stoppten erst, als sie das Bellen und Knurren der Seasarmon nicht mehr hörten.   𝅘𝅥𝅮   Bis sie erneut Anhänger ihrer getrennten Clique wiederfanden, sollte noch ein weiterer Monat vergehen. In dieser Zeitspanne durchquerten und verließen sie den Dschungel und landeten sehr bald an der Küste. Keiner war sich sicher, ob sie an der Ost- oder West, geschweige denn an der Südküste waren, aber ihnen fiel nichts anderes ein, als sie entlangzulaufen, in der Hoffnung einen Volltreffer zu landen. Wie im Dschungel befanden sich auch an der Küste nicht sonderlich viel, ein paar einzelne Hütten mit einzelnen Digimon, die sie bewohnten, die aber, anders wie die Frigimon überaus argwöhnisch und misstrauisch gestimmt waren. Insbesondere in Anbetracht der beiden Digimon, die Renta und Hisaki bei sich hatten. Wenn ihnen ein Platz für eine Nacht angeboten wurde, so war es Koemon und Tsukaimon verwehrt und sie sollten draußen bleiben. Der Grund sei ihr Typus. Was daran so schlimm sei, dass sie Viren waren (mittlerweile hatten die beiden begriffen, dass es drei Typen unter den Digimon gab) erklärte man ihnen nicht. Weder Hisaki, noch Renta ließen sich aber auf diese Forderungen ein und so schliefen sie meist draußen, dafür aber mit ihren Digimon vereint. Viren selbst trafen sie wenige und wenn, waren sie meist nicht freundlich. Schlussendlich, nachdem sie den Anblick von Wellen und hellen Sand schon satt hatten trafen sie, zusammen mit einer Schule Dolphmon spielend Touko mit ihrem Digimon Betamon (ebenfalls ein Virus, was die Dolphmon aber nur minder störte). Das kleine, grüne Ding mit den Flossen und dem großen Maul war wie Touko nicht nur etwas in sich gekehrt, sondern auch recht schüchtern. Er machte sich, wie Touko auch, um vieles einen Kopf, sprach das Meiste aber nicht aus. Für Tsukaimon eine willkommene Abwechslung. Koemon war ihm zu aufgedreht und er wollte lieber seine Ruhe haben, wenn Tsukaimon selbst ebenso wenig introvertiert war. Er war, wie Hisaki sagte, sehr eigen und genauso sehr von sich überzeugt. Und direkt, was bei Koemon und Betamon oftmals schon für Verwirrung sorgte. An sich ergänzten sie sich aber dann doch. Tsukaimon konnte Koemon etwas bremsen und Betamon aus der Reserve locken, wenn die Digimon unter sich waren. Tsukaimon hatte schnell gelernt, wie er mit ihnen umgehen musste, damit es einigermaßen friedlich ablief (und unweigerlich stellte sich Hisaki die Frage, ob Tsukaimon auch solche Tricks hatte, wie er mit ihm umgehen musste). Unter Menschen und Digimon verlief es weitgehend harmonisch. Renta mochte Koemons verspieltes Selbst und ließ zu, dass er es vollst ausleben konnte, musste aber auch schnell lernen, ihn im richtigen Moment zurückzuhalten. Dies klappte mit fortgeschrittener Zeit besser. Touko, die schon seit der dritten Klasse Babysitter für die Nachbarskinder spielte, kümmerte sich ebenso fürsorglich um Betamon. Sie liebte es den Digimon Märchengeschichten zu erzählen. Momo und die grauen Herren war Toukos Lieblingsgeschichte. Hisaki hingegen war sich ein wenig unsicher. Aber hätte man ihn gefragt, würde er behaupten, Tsukaimon hielt Hisaki für ein wenig meschugge. Wundern tat ihn das nicht, schon Lehrer und Nachbarn sagten, dass Hisaki eine eigene Fantasie und eigene Denkweise hatte. Und wie sie konnte auch Tsukaimon einzelne Gedankengängen nicht wirklich folgen. Doch er hörte immer stets interessiert zu, gab hier und da sein eigenes Kommentar ab. Dann schlief er, meist auf Hisakis Kopf liegend, ein. Hisaki fragte Tsukaimon mal, was denn ein Digimon so träumte und sein Digimon sagte nur, dass es nicht viel war. Er träumte oft von Hisaki und der Schneewelt, wo sie sich trafen. Irgendwie, wenn er Tsukaimon so in der Sonne schlafen sah, erinnerte er ihn an den Schwarzen König in Alice im Wunderland, der die ganze Partie verpennte. Die Nächste, die zu der Gruppe stieß war Kana, die sie mitten im Wald fanden. Der Wald, auf dem sie auf Hilfe gewartet hatte, mit den vielen blühenden Kirschbäumen und vereinzelten, verwitterten Bauwerken aus asiatischer und europäischer Architektur, erinnerte die Kinder ein wenig an den Shinjuku Gyoen Park zu Hause. So sehr Kana der Anblick von pastellfarbenen Blüten und Blättern zum schwärmen brachte, lief sie Touko, Renta und Hisaki fast weinend in die Arme. Mit bei ihr war Yokomon. Und Yokomon war so ziemlich das Gegenteil von dem, was die scheue, empfindsame Kana war. „Jetzt guck doch nicht mehr so, Kana. Es wird alles gut.“ Yokomon wurde von ihr im Arm gehalten. Der gekringelte Blütenstempel berührte zärtlich Kanas Gesicht, das unter ihrem Sommerhut verborgen war, um sie etwas zu trösten. „Deine Freunde sind doch jetzt hier. Du musst doch keine Angst mehr haben.“ „Ich weiß, Yokomon. Es ist nur -“, schniefte sie kurz, die. „Ich mache mir solche Sorgen um meinen Bruder. Wenn ihm etwas passiert ist? Mama schimpft uns dann bestimmt aus.“ „Ach, wir finden Soichiro schon“, sagte Renta. Touko passte ihr Schritttempo dem von Kana an und hielt sie an der Schulter. „Du weißt doch wie er ist.“ „Ja, Unkraut vergeht nicht. Der taucht bestimmt hinter irgendeinem Busch auf und macht sich darüber lustig, weil wir uns zu Tode erschreckt haben“, sagte Hisaki. Die Kinder lachten, Kana wenn auch erst verzögert. „Oh, darauf freu ich mich“, jubelte Koemon, der auf Rentas Schulter saß. „Ich mag Streiche.“ „Denk bloß nicht daran, das auch zu machen, Koemon“, ermahnte er sein Digimon auch gleich. Koemon ließ erst enttäuscht den Kopf hängen, dann knickte Renta doch ein. „Okay, zwei, drei sind in Ordnung. Aber nicht übertreiben.“ Koemon lachte zufrieden, dafür grummelte Tsukaimon – der so tat, als schliefe er – bei dem Gedanken. „Touko! Du, Touko!“, rief Betamon aus dem Wasser. Zu Land war er aufgrund der Trockenheit nicht nur sehr träge, auch die Flossen machten sein Vorwärtskommen schwer. Also hatte Touko ihn ins Wasser gesetzt, damit er der Gruppe folgen konnte. Zwischen seinen grünen Schuppen klebten Blütenblätter, die von den Bäumen gefallen waren und fast den ganzen Fluss bedeckten. „I-Ich frage wirklich nicht gerne, aber hast du etwas zu essen? Ich sterbe gleich vor Hunger“, fragte er und offensichtlich genierte Betamon sich, dass er überhaupt gefragt hatte. Touko tastete die Taschen ihres gelb-grünen Kleides ab, ob sie noch etwas für ihr Digimon hätte. Renta und Hisaki, denen just auch einfiel, dass sie und ihre Digimon auch schon ewig nichts mehr gegessen hatten suchten ebenfalls. Sie fanden nichts. „He, Yokomon und ich kennen ganz viele Ecken hier, wo es Beeren und Nüsse gibt, genug für alle“, sagte Kana und nicht nur Koemon drehte sehnsüchtig den Kopf zu ihr, auch Tsukaimon spitzte seine geflügelten Ohren. „Ja, kommt, ich zeig's euch“, rief Yokomon und sprang aus Kanas Armen. Koemon und Tsukaimon gingen dem rosa Digimon nach, Betamon hingegen benötigte Hilfe, da er die kleinen, aber steilen Abhänge am Flussufer nicht selbst hochklettern konnte (und zu untrainiert, um hochspringen zu können). So versuchte Touko ihn herauszuziehen, Renta und Hisaki hielten sie fest, damit sie selbst nicht abrutschte und ins Wasser fiel, die drei Digimon gingen voraus. Aus dem Sichtfeld ihrer menschlichen Partner verschwunden, standen Yokomon, Koemon und Tsukaimon vor einem dichtbewachsenen und hohen Baum und obwohl er in Weiß und Apricot blühte, hingen runde, dunkelrote Früchte dran. „Hier, bedient euch“, sagte Yokomon freundlich, und steuerte auf eine Frucht zu, die auf den Boden gefallen war (und wie es aussah auch schon länger dalag), aber Koemon hielt sie zurück. „Warte, ich klettere hoch und hol für uns alle die besten runter!“ Mit einem Satz sprang Koemon gegen den dicken Stamm und verschwand flugs unter der Baumkrone. Es dauerte nicht lange, da fielen die ersten Früchte vor Yokomon und Tsukaimon zu Boden. Faszinierend sahen sie dem Obstregen zu und ihnen lief das Wasser im Munde zusammen, dann stoppte es plötzlich. „Hey, w-was soll das, hört auf!“, schrie Koemon aus der Baumkrone, ein Schrei folgte, dann flog er hinaus und im hohen Bogen weg. Kana kam gerade angerannt, zusammen mit den anderen, die noch sahen, wie Koemon durch die Luft flog. „Koemon!“ „Yokomon, pass auf!“, schrien Renta und Kana und beschleunigten ihr Tempo. Mit Renta steuerte auch Tsukaimon direkt zu dem Affen-Digimon, schnappte es im Flug um den anschließenden Fall zu bremsen. Renta fing sie beide auf, Kanako lief an ihnen vorbei und zu ihrem Digimon, als undefinierbare Geschöpfe in der Baumkrone es mit einem entsetzlichen Gejaule attackierten. „Yokomon!“ Kanas Uhr, befestigt an ihrer Brust zwischen den Falten ihrer kurzen Bluse reagierte. „Yokomon digitiert zuuuuuu – Floramon!“ „Sporenregen!“, rief sie, und aus Armen, wie mehr länglichen Krokus ähnelten und sie mit ihrer Digitation erhalten hatte strömte ein goldgelber Pollennebel, der sich in die Baumkrone verzog. Man hörte Jammern und Geschrei, die Äste bewegten sich unruhig und mit Blüten und Obst fielen drei kleine Digimon aus der Baumkrone und landeten vor Floramon ins Gras. „Na, schau mal an“, sagte Touko überrascht, als sie mit Kana bei Floramon stand und feststellte, dass diese drei Digimon Tsukaimon waren. Floramons Pollen hatte ihre Körper betäubt, aber ihre Sinne waren klar und sie knurrten die Kinder und Digimon böse an. „Lasst das. Ihr habt unseren Freund angegriffen, ihr seid selbst schuld!“, fauchte Tsukaimon seine Artgenossen an. „Ach ja, und euer Freund hat sich einfach an unserem Baum bedient!“, fauchte eines der Tsukaimon, dass in einer Reihe mit den anderen beide auf dem Boden kauerte. „Euer Baum? Wer sagt, dass das euer Baum ist?“, erwiderte Floramon und ihrem Ton nach, war mit ihrer Digitation nicht nur ihre Größe, sondern auch ihr Temperament gestiegen. „Wir bestimmen das!“, fauchte nun ein anderes Tsukaimon. „Dieser Baum und alles was da wächst ist uns.“ „Ihr habt das überhaupt nicht zu entscheiden! Euren Baum könnt ihr ja behalten, aber Essen muss man teilen!“, keifte Hisakis Partner. Hisakis Augen wanderten von Tsukaimon und seinen drei Artgenossen hin und her. Vom Aussehen waren sie absolut identisch, die Stimmen ähnelten sich und unterschieden sich (so wie Hisaki dies heraushörte) vielleicht um ein oder zwei Oktaven. Aber sein Tsukaimon war dennoch irgendwie anders. Beschreiben hätten es Hisaki nicht können, aber er war sich sicher, unter einem Haufen von ihnen würde er sein Tsukaimon wiedererkennen. „Genau“, warf Hisaki nach langem Starren ein. „Wir nehmen nur ein paar Früchte und lassen euch in Ruhe.“ „Wir wussten nicht, dass ihr darin wohnt. Koemon wusste es auch nicht und ihm tut das sicher auch Leid“, warf Renta ein. „Ja. Entschuldigung“, sagte Koemon, er hatte sich von den Schlägen erholt und saß auf Rentas Schultern. „Lügner!“, schrien die drei Digimon. Die Kinder schreckten zurück und zogen ihre Köpfe ein, ihre Digimon nur bedingt. Wer allerdings sich kaum davon einschüchtern ließ war Tsukaimon. „Warum sollten wir euch trauen? Ihr seid keine richtigen Digimon.“ „Ja, selbst dieses Tsukaimon ist komisch. Das ist nicht wie wir!“ „Es ist nicht normal. Diese ganzen Digimon sind nicht normal!“ Floramon, Betamon, Koemon und Tsukaimon starrten sich unverständlich an und warfen ihre Köpfe in die Richtung ihrer Partner. Und diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit nutzen diese drei Digimon. Man sah sie noch kurz finster grinsen, dann riefen sie „Dunkler Nebel!“ Die dreifache Menge an lilafarbenen Qualm hüllte alles ein. Hisaki wedelte die Wolken aus seinem Blickfeld, es half ihm jedoch kaum. Er hörte nur das Lachen der drei Digimon, dann flogen sie weg. „Ihr bleibt gefälligst hier!“, rief ihnen Tsukaimon nach und flog ihnen hinterher. „Tsukaimon, bleib da!“ Blind lief Hisaki los, fand auch schnell aus der Wolke und sah sein Digimon zwischen den Hecken verschwinden. Sofort rannte er hinterher, sah Tsukaimon vor sich fliegen, holte ihn aber nicht ein und er reagierte nicht auf seine Rufe. Provoziert durch die unverschämten Worte und dem vehementen Gelächter flog Tsukaimon den dreien nach und kurz bevor der Wald in einem lichten Winkel mündete, holte er sie beinah ein, während Hisaki kaum hinterher kam. Er holt nach Luft, um nochmal nach seinem Partner zu rufen, dann blieb dieser stehen. Jedoch nicht durch den Ruf. Hisaki selbst sah nur Licht und wie Tsukaimon getroffen wurde. Der Streifschuss schleuderte ihn ins Gras, in dem er auch liegen blieb. „Tsukaimon!“, rief Hisaki trotz brennender Lunge, rannte weiter und fiel neben Tsukaimon auf die Wiese. „Tsukaimon, sag was. Bist du schlimm verletzt?“ „Um-uhmm. Alles gut“, stöhnte er. Er hatte tatsächlich nur ein paar Kratzer, was ihm mehr zusetzte war der Schock dieses Überraschungsangriffes. In der Luft schwirrten Datenpartikel in der Luft, wie Fliegen im Sommer. Hätte Hisaki nicht gesehen, dass die drei anderen Tsukaimon sich eben in diese aufgelöst hatten – aufgelöst, einfach zerfallen! - würde er nicht glauben, dass diese kleinen, bunten Partikel Digimon waren. Und hätte sich sein Tsukaimon auch aufgelöst, wäre er nur etwas schneller gewesen? „Keine Bewegung! Bleibt wo ihr seid“, rief ein Digimon zu ihm hinüber, ein pferdeähnliches, goldenes und mit Flügeln. Ein Pegasus und davon gleich ein ganzes Duzend. „Hisaki, ich glaube die gehören zu Caturamon“, flüsterte Tsukaimon. Renta, Touko und Kana kamen mit ihren Digimon angerannt und blieben stehen, als sie die Pegasus sahen. Diese Digimon wirkten nicht gefährlich oder sonderlich reizbar, wie Caturamon, aber jeder von ihnen spürte sofort, dass diese Situation keine besonders Gute war. „Erstattet General Valkyriemon Bericht. Die drei geflüchteten Virus-Digimon wurden aufgespürt und eliminiert. Vier weitere Digimon gesichtet, drei Viren, ein Datei. Die Viren tragen keine Bänder, sie sind nicht registriert.“ Aus den hinteren Reihen flogen auch sogleich zwei fort – wie auch immer sie wussten, wer denn nun angesprochen worden war -, um ihren Obergeneral, der hoffentlich freundlicher wie Caturamon, von den Ereignissen zu berichten. „Und was seid ihr?“, fragte eines der Pegasus-Digimon an vorderer Front. „Sind dies vielleicht diese Menschen, von denen Caturamon sprach?“ „Dies könnte sein. Seiner Beschreibung nach hatten sie ein Tsukaimon und ein Koemon dabei.“ Die Kinder schluckten schwer. Natürlich gehörten sie zu Caturamon. „Was habt ihr mit den drei anderen Tsukaimon gemacht?“ „Ausgelöscht“, antwortete das Digimon auf Rentas Frage und Hisakis Arme, die um sein Tsukaimon lagen verkrampften sich. „Aber warum?“ „Virus-Digimon die sich der Registrierung verweigern werden ausgelöscht, ehe sie auf höhere Stufen digitieren und den Frieden in der Digiwelt stören.“ „Zerstören? Warum sollten sie das tun?“, fragte Renta weiter, Koemon, den er dabei ansah, war auf seinen Armen gesprungen und saß wieder auf seinen Schultern. „Weil es in ihrer Natur liegt.“ „Blödsinn“, protestierte nun auch Hisaki. „Tsukaimon hat nie etwas zerstören wollen. Und Koemon und Betamon auch nicht.“ „Genau, was bildet ihr euch eigentlich ein, so was zu behaupten?“, schimpfte Renta nun ebenso. Kana hingegen, die zu schüchtern war um ihren Mund aufzumachen konnte sich allerdings dazu aufraffen böse die Nase zu rümpfen. „Weil wir die heilige Armee sind! Wir schützen und erhalten die Ordnung in der Digiwelt!“ Die Kinder erschraken allesamt, die Pegasus-Digimon schritten im Gleichschritt auf sie zu. „Wer die Ordnung stört, wird verhaftete, verurteilt und gerichtet!“ Sie gingen noch einen Schritt. Ein weiterer wurde abgebrochen. Etwas über ihnen brachte sie zum stehen, und erst hielten die Kinder es für einen Blitz, bis dieser eben noch ein weiteres Mal zuschlug. Das war kein Blitz, nur eine Peitsche, die drohend zuschlug, aber niemanden traf. Dennoch brachte es die fremden Digimon dazu, einige Schritte zurückzugehen und beinahe ehrfürchtig auf jenes Digimon aufzusehen, dass sie mit besagter Peitsche bedroht hatte. Auch die Kinder sahen sie und hielten sie für den ersten Moment für einen Menschen. Ihre Digimon starrte sie mit offenen Mündern an. „Woah, ist die schön. Fast wie Dornröschen. Findet ihr nicht auch?“, flüsterte Kana zu Touko rüber und sie nickte. „Was wollt Ihr hier, Rosemon? Mischt Euch nicht ein.“ Das Digimon, dass augenscheinlich Rosemon war, schenkte den Pegasus-Digimon keinerlei Beachtung. Sie konzentrierte sich nur auf die Kinder. Die dazugehörigen Digimon mussten nicht grübeln, sie wussten, dass dieses Digimon Rosemon war und instinktiv genauso, dass dieses Digimon unheimlich stark war, stärker wie alles, was sie bisher sahen. Während Floramon ein wenig schwärmte, so wie ihr Partner, starrte der Rest einfach nur. „Heeeey, Leute! Da seid ihr ja endlich!“, rief eine Stimme, die verdächtig nach Soichiros klang zu ihnen und, Tatsache, er war es wirklich. Er kam mit wedelten Armen angerannt und, wie fast zu erwarten, hielt ein Digimon – ein dinosaurierähnliches, mit lila Pelz – mit ihm Schritt. Direkt hinter ihm sowohl Natsu, als auch Kouta. „Soichiroooo!“, heulte Kana und rannte mit offenen Armen ihm Bruder entgegen, bis sie sich in die Arme schlossen. Sie weinte vor Erleichterung, gleichzeitig schimpfte sie jedoch mit ihrem Zwilling, der ihr aber nur auf die Schultern klopfte. „Mann, wir sind so froh auch gefunden zu haben“, seufzte auch Natsu, als er vor Renta und Touko stand. „Kein Grund zu weinen, Natsu.“ „Wir sind doch jetzt wieder alle beisammen.“ Touko streichelte dem Kleinen über den Rotschopf. Kouta kam nur langsamen Schrittes dazu, schüchtern, taute aber etwas auf als er Hisaki sah, mit Tsukaimon im Arm. „Alles gut bei euch allen?“ „Klar doch, jetzt wo wir uns auch wieder gefunden haben“, lachte Hisaki, aber es verstummte, als erst er, dann auch der Rest merkten, dass die Pegasus-Digimon nicht erfreut über den Zuwachs waren. Sie schnaubten wütend, schreckten jedoch beim Anblick von Rosemon, die zwischen ihnen und den Kindern schwebte. Ihre Rosenkrone hing tief im Gesicht, man sah die Augen nicht, aber dennoch hatte sie eine Ausstrahlung, die diesen geflügelten Pferden Angst machte. „Gehören die etwa zu Euch?“ „Wie man's nimmt“, antwortete sie recht emotionslos. „Aber man kann davon ausgehen. Dem Finder gehört's, so heißt es doch. Und ich habe sie gefunden.“ „Dann seid Euch bewusst, im Namen der Hohen Digimon und der Serumischen Demokratie nehmen wir diese Menschen mit in die Hauptstadt, zusammen mit diesen unregistrierten Digimon!“ „Menschen?“ Rosemon legte den Kopf zur Seite, dann sah sie die Kinder an, dann wieder die Pegasus-Digimon. „Seid ihr Pegasusmon denn von Sinnen? Das sind doch Gänse.“ „Gänse?“ Pegasusmon und dessen Artgenossen tauschten ungläubige Gesichter aus, wechselten ihren Fokus zwischen den Kindern und Rosemon hin und her. „Ja, Gänse“, sagte Rosemon weiter hartnäckig. „Aber Hauptmann Caturamon sagte, hier würden sich Menschen rumtreiben. Er hat nichts von Gänsen gesagt.“ „Wisst ihr denn, was Gänse sind und wie man sie von Menschen unterscheidet?“ Wieder Schweigen, diesmal etwas peinlich berührt und wieder nur Anstarren. „Seht ihr. Nun wisst ihr was Gänse sind. Und da Caturamon keine Gänse will, habt ihr keinen Grund sie mitzunehmen.“ „Ja, aber -“, aber eher das Pegasusmon weiter sprach, zeigte wieder etwas in Rosemons Gesicht Argwohn, also hielt es den Mund. „Freilich. Wenn dem also so ist, werden wir weiter ziehen.“ Sie knickten zwar ehrfürchtig, aber so argwöhnisch Rosemon sie beäugte, fixierten sie die Digimon, die neben den vermeidlichen Gänsen standen oder von ihnen in den Armen gehalten wurden. Tsukaimon in Hisakis Armen brummte wütend, wie auch Koemon und Floramon. Betamon und Dorumon, Soichiros Digimon zogen ihre Köpfe ein. Die Digimon von Kouta und Natsu standen hinter ihnen und waren für Hisaki kaum sichtbar, aber man konnte sagen ihre Reaktion lag in der Mitte. „Was ist mit diesen Digimon? Es besteht Meldepflicht für alle Viren, dass ist Euch hoffentlich bekannt.“ „Ich kümmere mich darum. Ich nehme sie unter meine Obhut“, antwortete Rosemon, sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Ihr habt bereits ein Virus-Digimon in Eurem Gewahrsam.“ „Unterlasst solche Worte. Wisemon ist nicht mein Gefangener oder Leibeigener.“ Rosemon war auf dem Boden gelandet, aber hielt ihre Arme weiterhin verschränkt und ihren Kopf hoch. „Außerdem gibt es für Mega-Level keine Obergrenze, egal ob Serum oder Datei. Ich kann so viele Virus-Typen unter meiner Fittiche haben, wie ich will und das vollkommen legal. Ihr könnt euch natürlich bei Ophanimon beschweren, wenn ihr wollt.“ „Ähm, Nein... Werden wir nicht...Wirklich nicht.“ Weiterhin überaus ehrfürchtig gingen sie zurück. Hisaki sah in der Ferne noch ein Digimon, dass im Baum saß. Vielleicht war der Schatten ungünstig und zu viel Blattwerk im Weg, aber für Hisaki sah dieses Digimon, wie Rosemon nicht nur sehr menschlich aus, sondern schien auch weiße Federn zu besitzen. Ein goldener Falke saß auf dessen Schultern. Ob dass dieser General der Pegasusmon war? Valkyriemon? Es beobachtete alles kritisch und die Pegasusmon schienen auf einen Befehl zu warten, der nicht kam. Dieses Digimon flog fort, dann, nach und nach die Pegasusmon hinterher. Rosemon hielt solange ihren Blick auf dieses goldenen Schwarm, sah zu wie er kleiner und kleiner wurde und sich sicher war, dass so schnell keiner von ihnen kehrt machen würde, dann erst widmete sie sich, wie Hisaki wieder dem doppelten Siebenergespann zu. Kana hielt Dorumon im Arm. „Oh, du bist aber ein niedlicher Dino. Dein Fell ist wie Hundepelz“, jauchzte sie und Hisaki bekam selbst das Bedürfnis mal Dorumon zu streicheln, schließlich mochte er Hunde. Floramon jedenfalls tat es schon und auch Koemon. Hisaki, Renta und Touko hingegen schenkten den beiden Digimon hinter Natsu und Kouta mehr Beachtung. Natsus Digimon sah wie eine lebende Kerze auf einem Kerzenhalter aus. Koutas Digimon konnte Hisaki schwer beschreiben. Es hatte aber etwas dämonisches an sich. „Sind das eure Freunde, von denen du erzählt hast, Natsu?“ „Ja, Candlemon.“ Candlemon trat etwas vor, beäugte die Kinder, viel mehr interessierten ihn aber die Digimon. Neben ihn stellte sich auch Koutas Digimon, dass anderes wie Candlemon nicht im geringsten schüchtern wirkte. „Freut uns, euch kennen zu lernen. Ich bin übrigens Dracmon“, sagte es ganz nett und grinsend. Seine klauenhaften Hände versteckte es kurz hinter dem Rücken, und als es diese wieder ausstreckte, hielt er einen Bund Luftballons in der Hand. Weiter grinsend gab es diese an Floramon weiter, die auch gleich in die Höhe stieg. Ehe sie aber davonflog, wurde sie von Renta und Koemon geschnappt und Kana wieder in die Arme gedrückt. „Das war aber ein cooler Trick.“ „Ja, Dracmon kennt lauter solche lustigen Zaubertricks“, antwortete Candlemon Koemon, der sprang auch gleich zu ihnen. „Magst du auch Zaubertricks, Koemon?“, fragte Dracmon begeistert. „Ja und wie“, jubelte er, die anderen beiden mit. Es mochte ein tiefer Instinkt oder ein siebter Sinn sein, aber etwas in Renta befürchtete, dass diese drei ihnen noch eine Menge Ärger einhandeln würden. Ähnlich dachte Natsu auch, jedoch aus Angst, und Dorumon, der schon sah, wie sich Soichiro freudig die Hände in Gedanken rieb. Dorumon mochte Soichiros Elan, er selbst war etwas ruhiger und sanfter, aber schüttelte bei so manchen unvernünftigen Handeln seines Partners den Kopf. „Da haben sich ja genau die Richtigen gefunden“, seufzte Betamon, der schon befürchtete etwas von diesen Zaubertricks abzubekommen. „Keine Angst, Betamon, ich werde auf dich achten.“ Behutsam strich Touko Betamon über den Kopf, dann war auch er zufrieden. Tsukaimon hingegen hielt sich mit seinen Beschwerden zurück, aber Hisaki sah ihn an, dass er sich vorstellte dieses viel zu laute Trio in einen Sack zu stecken und dann in den Fluss zu werfen. „Ich bin auch froh, dass euch nichts passiert ist“, sagte Kouta zu Hisaki und riss ihn damit aus seinen Gedanken, genauso wie Tsukaimon. „Hast du dir Sorgen gemacht, Hisaki?“ „Ein wenig schon. Aber irgendwie auch nicht wirklich. Ich wusste, wir finden uns schon.“ Wobei er jedoch gestehen musste, wo er Caturamon sah hatte er sich doch Sorgen gemacht, dass sie sich zumindest nicht unbeschadet finden würden. „Und du bist Hisakis Digimon?“, fragte Kouta Tsukaimon freundlich. Ehe er etwas sagen konnte, stand auch Dracmon da, der vor Überschwänglichkeit triefte und dass allein missfiel Tsukaimon schon. „Du bist ein Tsukaimon, richtig? Auch nett, dich kennen zu lernen.“ „Sehr erfreut...“, quälte Tsukaimon heraus. „Komm schon, Tsukaimon. Das kannst du besser.“ Hisaki setzte Tsukaimon vor Dracmon ab und die beiden Digimon standen sich gegenüber, Nase an Schnauze. Dracmon lächelte, Tsukaimon verzog etwas das Gesicht. „Du gefällst mir. Dich mag ich“, sagte Dracmon sehr beschwingt, zu Tsukaimons Unverständnis. Nachfragen konnte er nicht, denn Dracmon nahm ihn bereits so fest er konnte in den Arm und hob ihn hoch, dass Tsukaimon den Boden nicht mehr berühren konnte. Er schimpfte, Dracmon aber blieb unbeeindruckt. „Ich merk schon, du bist auch einer von diesen Spaßbremsen“, bemerkte Dracmon, aber weiter fröhlich. „Aber was soll's, so einen Miesepeter wie dich bring ich auch zum Lachen.“ „Ich will aber nicht! Hisaki, mach was!“, motzte Tsukaimon weiter, während Dracmon ihn mit der Wange ins Gesicht rieb. „Ich finde, es tut gut wenn du auch mal mehr an einem Digimon rumhängst, statt mit mir“, antwortete Hisaki, lächelte zwar dabei, aber er klang gleichzeitig überaus ernst, was sein Digimon doch erschütterte. „Und du, Dracmon, sollst nicht immer so übereifrig sein. Die Meisten mögen es nicht, wenn man sie einfach in den Arm nimmt, wenn man sich erst ein paar Minuten kennt. Lass bitte Tsukaimon los.“ Dracmon tat, was Kouta von ihm verlangte und setzte Tsukaimon ab, lächelte aber weiter, erwartungsvoll und zuckersüß (und irgendwie genauso zwielichtig) wie er konnte. Tsukaimon rümpfte nur die Nase, spürte aber regelrecht Hisakis Bitte, dem Digimon etwas entgegen zukommen. Etwas sträubte er sich, dann, nach einem langen Seufzen raffte Tsukaimon sich dazu auf Dracmon kumpelhaft auf die Schultern zu klopfen. „Siehst du, ich sagte doch, wir werden uns verstehen“, sagte Dracmon, mehr wie erfreut. Obwohl Tsukaimon wieder seufzte, wurden sie von den anderen fünf eingekreist. Sieben Digimon standen beieinander, lächelten, lachten und nach einer Weile schaffte es auch Tsukaimon miteinzustimmen, wenn es bei ihm auch noch ein wenig gezwungen aussah. Aber Hisaki war erleichtert, ihn so zu sehen. Schritte ließ sie verstummen. Rosemon hatte sich ihnen genähert. „Oh, wir habe euch noch gar nicht bekannt gemacht. Das ist Rosemon“, stellte Kouta sie vor, während sie selbst weiter die Gruppe prüfend ansah. Während die beiden Mädchen sich geistig einig waren, dass Rosemon die Elfenkönigin sein musste, verfielen Renta und Hisaki in eine Art präpubertäre Schwärmerei, die aber so schnell, wie sie kam genauso wieder gehen würde, wenn auch nicht sofort. „Rosemon hat uns aufgegabelt, als wir herumgeirrt sind“, erzählte Kouta weiter, da sprach Rosemon, „Ihr meint, ich habe euch den Hals gerettet.“ „Gerettet?“, wiederholte Hisaki, sah wieder Kouta an. „Nun, ich und Dracmon wurden, als wir das Puppenland verlassen wollten von Chessmon geschnappt und gefangen genommen. Wenig später ist es Natsu und Soichiro genauso ergangen.“ „Aber Rosemon hat uns rausgeboxt. Ihr hättet sehen müssen wie sie die KnightChessmon und BishopChessmon fertig gemacht hat. Dann hat sie sich mit QueenChessmon angelegt.“, sagte Soichiro ganz energisch. Während Hisaki noch in infantiler Bewunderung feststeckte, dass es selbst Tsukaimon auffiel und sich fragte, was Hisaki nun wieder für dubioses Gedankengänge ausbrütete, war Renta wieder etwas klarer im Kopf und als Ältester sah er es als seine Pflicht, zusammen wieder mit Koemon auf den Schultern sich im Namen der ganzen Gruppe als dankbar zu zeigen. „Freut uns sehr, Sie kennen zu lernen“, sagte schließlich Renta und verbeugte sich leicht, Koemon ahmte ihn nach. „Und natürlich, dass Sie uns vor diesen Digimon beschützt haben.“ „Ich tue dies nicht aus Freundlichkeit oder weil ich Dank erwarte“, antwortete Rosemon. „Ich wurde darum gebeten, mich um euch zu kümmern.“ „Um uns kümmern?“, wiederholte Touko, wurde aber vorerst ignoriert. „Ihr seid sieben. Ich denke, damit ist unsere Gruppe endlich vollzählig?“ „Ja, aber Wisemon fehlt!“, rief Candlemon, Natsu schrak auf. „Ja, wo ist Wisemon? Er war doch hinter uns!“ Ehe jemand der Neuzügler fragen konnte, wer oder was Wisemon war, hörte man bereits, wie jemand (sehr wahrscheinlich ein Digimon) näher kam und das ziemlich abgehetzt und schnaufend. Was Hisaki aber in der Weite als erstes sah, war ein Stapel eingerolltes Papier und Karten, die eben von einem Digimon getragen wurden. Den Ansatz einer dunkelroten Kutte sah man nur bedingt. Dem Digimon (sehr wahrscheinlich Wisemon) wurde die Last zu viel und eingenommen durch die fehlende Sicht, die sein Papierstapel versperrte geschah es, dass er ungeschickt auf den Boden trat und ächzend hinfiel. „Wisemon! Bist du verletzt?“, rief Kouta zu dem Digimon hinüber. Er trug eine lange Kutte mit Kapuze und unter der Kapuze war es so finster, dass man nur die Augen sah, die aber nicht mehr waren wie leuchtende, gelbe Kugeln. „Natürlich, mir geht es gut, habt keine Angst“, sagte Wisemon, lachte dabei gezwungen und war dabei, die Blätter wieder einzusammeln, die er bei seinem Sturz verloren hatte. „Wir helfen dir, Wisemon“, sagte Dorumon und ging mit Candlemon und Dracmon schon auf ihn zu, doch Wisemon verneinte. „Lasst Kinder, ich komme zurecht.“ „Wieso schleppst du dies auch alles mit?“ Ein paar der Schriftrollen, die Wisemon fallen gelassen hatte waren bis zu Rosemon gekullert. Mit ihren Stiefeln fing sie diese ab, hob sie aber nicht auf, das überließ sie ihrem Begleiter. „Ich sagte doch, lass das zu Hause.“ „Aber ich muss doch mein Wissen stets mit mir tragen. Wenn ich das nicht tue, geht es noch verloren und dann vergesse ich alles.“ „Du hast dafür deinen Kopf.“ „Aber da passen die Schriftrollen doch gar nicht rein.“ Was erst wie der Wind klang, war Rosemon, die tief Luft durch die Nasenlöcher zog und durch selbigen Weg diese wieder ausblies. Wisemon reagierte darauf nicht. „Wir glauben, die gehen miteinander“, flüsterte Soichiro zu Kana und Hisaki rüber, von beiden kam ein leises „Ah“. „Kana, was heißt miteinander gehen?“, fragte Floramon, die gar nicht flüsterte und zog Kana dabei an einem Fitzel ihres rosa Rocks. Ehe Kana überhaupt etwas sagte, stand Rosemon, die alles gehört hatte direkt vor den beiden. Eingeschüchtert schauten sie zu dem Digimon hoch, dass nicht nur absolut menschlich aussah und sehr hübsch dazu, sondern auch eine gewisse kühle Dominanz ausstrahlte. Rosemon stemmte die Arme in die Hüften. „Nun, da ihr vollzählig zu sein scheint, bleibt mir eben keine Wahl als euch zu registrieren, wenn wir Ärger weitgehend vermeiden wollen.“ „Was ist das? Registrieren?“ „Ist das was Schlimmes?“, fragten Betamon und Koemon, Rosemon schüttelte sachte den Kopf. „Ich bin dann nur euer offizieller Vormund. Heißt, wenn ihr Ärger macht, werde ich informiert und dann liegt es an mir, euch für euer Fehlverhalten die Leviten zu lesen. Habt ihr verstanden?“ „Jawohl!“ Sämtliche Digimon versteiften sich, salutierten und keines von ihnen schien auch nur einen Moment daran zu denken, Widerworte zu geben. „Und die Menschenkinder?“, fragte Wisemon. „Ich denke nicht, dass wir sie einfach mitnehmen können. Das könnte Probleme geben, wenn wir mit einer fremden Spezies auftauchen.“ „Wohin mitnehmen?“, fragte Hisaki, Rosemon anstarrend. Sie war wirklich hübsch, aber ihre ganze Anwesenheit wirkte erdrückend und auch irgendwie herrisch. Ihr Rosenduft wirkte im Kontrast dazu eher wie ein Versuch, diese Dominanz zu verschleiern. Wisemon war das krasse Gegenstück. „In die oberen Ebenen. Nach Beriah.“   𝅘𝅥𝅯   Wisemon war ein guter Lehrer, dass zumindest musste man ihm lassen. Auf ihrer Reise, die wohlgemerkt sehr lange ging, hat dieses Digimon versucht den sieben Kindern wie auch den sieben Digimon einige Dinge näher zu bringen, angefangen von der Geographie bis hin zur Politik. Die Digiwelt wurde von den ominösen Hohen Digimon in mehrere Gebiete eingeteilt und Wisemon regte sich auf, dass dies so asymmetrisch war, dass seiner Meinung nach das Digimon, dass dies als gute Idee empfunden hatte gesteinigt gehörte. Die untere Hälfte sei für sie sieben erst einmal uninteressant, wichtig sei der mittlere Teil (Assiah) und alles was darüber war. Im Breitengrad Jezirah bewegten sie sich überwiegend, mit mehr Wäldern als Dörfern. Man erkannte aber Anfangsstadien einer gewissen Infrastruktur und je weiter nördlich sie kamen (zumindest tippten die Kinder darauf, dass sie Richtung Norden gingen), um so dichter wurde die Zivilisation. Obwohl sie immerzu Gen Norden gingen, änderte sich das Klima kaum. Als sie Beriah erreichten war es immer noch mild. Die Klimazonen hatten ihre eigenen Ordnung und richteten sich nicht wirklich nach gewissen Breitengraden. Alles blühte in Pastell, aber man sah in der Ferne Nordlichter und Hisaki fragte sich, ob das Dorf der Frigimon weit weg von hier war. Scheinbar war er mit seinem Digiei wirklich nah an die Grenze gekommen. Ging Caturamon deswegen vielleicht auf ihn los? Wie sie feststellten wurden die Grenzen überwacht und weil er nun einmal ein Mensch war, hatte Caturamon ihn als Bedrohung wahrgenommen. Sie kamen durch die Grenzkontrollen, in Form von Wachtürmen und Digimon, bei manchem problemlos, bei anderen schwieriger. Rosemon war schon davon ausgegangen, das der Trick mit den Gänschen auf Dauer nicht funktionieren würde. Also blieb den Kindern nichts, als sich zu tarnen und es ging mehr oder minder gut aus. Mit insgesamt fünf Virus-Digimon einzumarschieren war etwas komplizierter, aber Rosemon umso überzeugender. Im Gegensatz zu dem, was sie in Jezirah sahen war Beriah nicht nur dichter besiedelt, sondern auch wesentlich moderner. So viele Digimon auf einmal zu sehen grenzte, selbst für ihre eigenen an einen Kulturschock. Die Stadt Beriah wirkte aus der ferne, als lege sie auf der Wasseroberfläche, auch einige der Straßen waren Flüsse, die sich ihren Weg durch die Gassen bahnten, gepflastert in matten rot und ocker. „Verhaltet euch am besten möglichst unauffällig, ja, Gänschen?“, sagte Rosemon zu der Truppe, die ihr wie besagtes Tier auch hinterherliefen. Den Augenblick wann sich ihre fixe Ausrede zu etwas wie einen Running-Gag entwickelte hatten sie alle irgendwie verpasst. Zuhören tat kaum einer, Kinder wie Digimon waren überwältigt. Kana und Floramon blieben hier und da an einigen Ständen stehen und als gerade Rosemon sagte, sie sollten nicht auffallen, klebten ihre Blicke auf einer Sammlung von Bücher. „Schau Floramon, so viele Grimm-Bücher. Ein paar von den Märchen kenne ich selbst noch gar nicht“, jauchzte Kana begeistert. Floramon ließ sich von der Begeisterung schnell anstecken. Nur das Tapirmon, dem der Stand wie auch die Ware gehörte blickte fragend drein. Doch Kana schien es nicht als Mensch zu erkennen. Wisemon hatte sie, aufgrund der hellbraunen, langen Haar unter anderem mit Umhang und Spitzhut ausgestattet und gab sie als Wizardmon aus, um nicht erkannt zu werden. Neben ihr stand Touko,  vom Kopf bis Fuß einem pinken Hasenkostüm verkleidet, mitsamt einem Schal um als (wenn auch etwas zu großes) Cutemon durchzugehen, mit Betamon im Arm. „Da, dass ist die Geschichte von Momo und den grauen Herren. Und die Unendliche Geschichte!“ „Darf ich schauen?“, fragte Betamon aufgeregt und beide blätterten im Buch herum, stockten aber nach einiger Zeit. Auch Kana und Floramon verzogen das Gesicht. Die Seiten waren teilweise nur halb oder gar nicht beschriftet. Bei den anderen Büchern das selbe Phänomen wie sie feststellten, als sie zum Vergleich dies von Aschenputtel oder einer Märchensammlung von Hans Christian Anderson durchschaute. „Was ist denn mit den Büchern? Die sind ja unfertig.“ „Keine Ahnung“, antwortete das Tapirmon, es zuckte dabei nur mit den Achseln. „Ich verkaufe sie nur. Wollt ihr sie jetzt, oder nicht?“ Touko sah fragend Betamon an, Kana überlegte noch, da wurden sie aber schon von Rosemon zurückgepfiffen. Vor Schreck ließ Kana das Buch fallen und mit Floramon an der Hand, wie Touko mit Betamon im Arm eilten sie ihrer Gruppe nach. „Habe ich nicht gesagt, ihr sollt nicht trödeln?“, schimpfte Rosemon. „Tut uns Leid.“ „Wir wollten Floramon und Betamon nur mal unsere Lieblingsgeschichten zeigen“, entschuldigten sich die beiden Mädchen. „Wenn ich euch hier verlieren sollte, denkt nicht, dass ich dann die Stadt nach euch absuche. Ich will eure Digimon so schnell wie es geht registrieren lassen, um uns in Zukunft Ärger zu ersparen. Zumindest horchen die Jungen.“ Hinter Rosemon begann Soichiro zu jubeln, wenige Augenblicke später Hisaki. Als Wisemon die Euphorie der fünf Kinder und deren Digimon bemerkte, ließ er sich mitreißen und drückte wie sie sein Gesicht an eine der Glasscheiben. Rosemon schnaufte und brummte dabei. „Was ist das, was ist das?“ „Renta, was ist das?“, jauchzten Candlemon und Koemon, die neben Renta standen. „Musikinstrumente.“ „Und was sind das?“ „Na, damit kann man Musik machen.“ „Musik?“ Hisaki, als Witchmon verkleidet, ging etwas zurück, um die Allee, durch die sie liefen besser anschauen zu können. Die Gebäude waren weiß, in dem die Digimon lebten, genauso wie das Podium vor ihnen. Am faszinierendsten fand er jedoch wie die verschiedene Instrumente eingearbeitete waren. Die Stufen waren Klaviertasten und das Geländer mussten mal Flöten oder Oboen gewesen sein, die man gewunden und zusammengeschmolzen hatte. Auf dem Podium selbst strahlten Flügel, Cello, Harfe und Tuba, Geigen und Bratschen hingen an einer steinigen Wand, bestehend aus verschiedenen Hölzern, von schwarz bis fast ganz weiß, von silbern bis gold. Selbst an den Stadtmauern konnte man sie sehen, die das Sonnenlicht reflektierten und die gesamten Stadt strahlen ließ. „Zu Hause machen wir Konzerte oder spielen zusammen mit dem Schulchor auf Festen“, erzählte Touko. „Spielen? Ihr könnt das?“, fragte Betamon verblüfft, dann sprang Dorumon auf. „Soichiro, sag, was kannst du spielen?“ „Ich spiele Klarinette.“ Daraufhin zeigte er – in einem ExTyranomon-Kostüm – auf eine dunkelbraune Klarinette, die auf einem anderem Podium stand. Natsu, als Pumpkinmon verkleidet, sah durch das Glas und lief einmal um das Podium herum, bis er fündig wurde. „Guck Candlemon, siehst du die Trompete? Die spiele ich“, sagte er stolz und so wie Natsu gingen alle Kinder mit ihren Digimon um das Podium umher und die daneben. Nur Kouta (als Kotemon getarnt) blieb stehen, er deutete nur auf einen Teil der Stadtmauern und zeigte Dracmon die Holzgitarre, die zwischen den Violinen hing. „Und du, Hisaki? Was kannst du spielen?“ „Ich spiele das Klavier. Dass ist das ganz große da, mit den weißen und schwarzen Tasten“, erklärte er, daraufhin flog Tsukaimon in die Höhe, um über die Glaswand schauen zu können. Pflanzen wuchsen über das Glas. Wie unvorteilhaft, denn, wenn es regnete, hatten die Instrumente kein Dach über dem Kopf. Tatsächlich aber wirkte Tsukaimon absolut hin und weg, als er sich den fast weißen Flügel ansah. Bisher hatte Hisaki nur zweimal diese Verzückung in Tsukaimons Gesicht gesehen – als er Hisaki das erste Mal sah und als er die Sanftheit und Kühle des Schnees kennen lernte. „Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Bei den Frigimon hast du ja auch gespielt.“ „Ja, habe ich. Fühlt sich wie eine Ewigkeit an.“ „Kann ich das auch?“ Verdutzt hob Hisaki die Augenbrauen unter dem roten Hut seiner Witchmon-Verkleidung. Die anderen Digimon und Kinder horchten auf. „Das weiß ich nicht, ob du das kannst.“ „Kann ich es denn lernen? Ich will auch spielen können.“ „Nun...“, seufzte Hisaki. Er würde Tsukaimon zutrauen, dass er es lernen könnte, aber in Anbetracht seiner mickrigen Finger würde es überaus schwierig werden. „Ich will auch Musik spielen“, jauchzte auch Dracmon mit. „Ja, ich auch. Du bringst es mir doch bei, oder Soichiro?“, fragte Dorumon ihn, aber auch er blickte etwas fragend drein. „Kann ich auch Violine spielen, Touko?“ „Wird schwierig“, sagte sie nachdenklich zu Betamon. „Aber vielleicht lässt sich ja etwas machen.“ „Dann lasst uns gleich anfangen. Wir nehmen einfach die Instrumente hier. Je früher, um so besser“, jubelte Koemon und sprang in die Luft, jedoch wurde er von Wisemon geschnappt, ehe er hoch aufs Podium springen konnte. „Tut mir Leid, aber dass geht nicht. Diese Dinge sind nicht dazu da, dass man auf ihnen spielt.“ „Hä? Wieso nicht?“ Wisemon sprach erst nicht weiter, sondern verwies mit einem Kopfnicken zu den anderen Digimon, die durch die Allee und die anlegenden Gassen liefen und die Gruppe argwöhnisch ansah. Einige tuschelten. Als diese Digimon aber merkten, dass ihr Starren bemerkt worden war, drehten sie die Köpfe weg. „Wieso sind diese Instrumente nicht zum spielen da, Wisemon?“, fragte Dorumon, Wisemon setzte dabei Koemon auf dessen Rücken ab. „Weil man hier in der Digiwelt keine Musik spielt. Digimon können keine Musik spielen.“ „Wieso nicht?“, fragte nun Kouta verblüfft. „Wie soll ich es sagen... Uns Digimon fehlt die Muse dafür. Für Musik, für Poesie, für Kunst. Inspiration. Die Gabe, etwas damit auszudrücken. Musik, die ein Digimon spielt ist nur eine hohle Aneinanderreihung von Tönen. Mehr auch nicht.“ „Aber die ganzen Instrumente -“ „Reine Zurschaustellung“, unterbrach Rosemon Hisaki. „Prestige. Die Digimon wissen nicht, was sie damit machen sollen, also stellen sie sie aus und verarbeiten sie in ihren Bauwerken, um sie damit aufzuwerten.“ Traurig schaute Hisaki sich um, blieb letztendlich beim Klavier hängen und die Tatsache, dass noch nie jemand vielleicht darauf mal gespielt hatte machte ihn noch trauriger. Was war denn ein Instrument, wenn es nicht genutzt wurde? Touko und Kana erinnerte sich an die leeren Bücher. Auch für Märchen und Literatur hatten Digimon einen mangelnden Sinn. Eine Welt ohne Musik, ohne Lieder, ohne Geschichten. Wie trostlos, beinah steril. Beinah wie die Welt der Erwachsenen. „Hört, hört, Digimon! Erhebt Euer Haupt! Die Krone unserer Welt ist hier um Recht zu verkünden und Ordnung zu bringen!“ Ein Pegasusmon flog über sie hinweg und die Kinder schreckten zusammen. Aber es hatte sie weder gesehen, noch schien es sie zu suchen. Es flog weiter und wiederholte seinen Ruf, dann flog es die Allee wieder hoch. Am anderen Ende mündete diese, wie die meisten Straßen hier in Beriah in einen großen, runden Platz im Zentrum des ganzen. Digimon ließen Sack und Pack stehen, einige verließen ihre Stände, nur um dort hinzurennen und die Gruppe Kinder, mitsamt Partner war nicht anders. Von weitem sah Hisaki Valkyriemon umherfliegen, der das Pegasusmon wieder zu sich rief und es in den westlichen Teil der Stadt schickte. Direkt auf der anderen Seite schwebte ein riesiges Digimon, dass wie ein weißer Dogu aussah und die Digimon beobachtete, die sich bereits auf dem Platz versammelt hatten. Die Hauptattraktion des ganzen befanden sich jedoch in der Mitte. Denn zwischen den beiden bereits genannten Digimon und denn vielen Truppen von heiligen Tier-Digimon schwebten drei Digimon über ihnen allen. „Das sind... Engel?“, flüsterte Hisaki und blieb, wie seine Freunde mit offenem Mund stehen, die mit gleicher Überwältigung diese Digimon ansahen. Aber es waren ohne Zweifel Engel. Der Rüstung und dem Erscheinen nach ein männliches, eins weiblich, aber die Flügel golden. Das dritte war ein Tier. Ein Hase. Oder gar ein weißes Kaninchen (allein wegen dem Vergleich mochte Hisaki dieses Digimon schon am liebsten). Auch Tsukaimon, wieder in Hisakis Armen, ließ den Mund vor Staunen offen. Er spürte die heilige Macht, eine große Macht, die ihn fesselte. Dann bemerkten beide, wie Rosemon abfällig schnaufte. „Natürlich muss meine Schwester gerade dann hier aufkreuzen, wenn ich in der Stadt bin. Das kann nichts Gutes heißen.“ „Schwester? Du hast noch eine Schwester?“, fragte Soichiro erstaunt, während Kana sich das weibliche Engel-Digimon in der grünen Rüstung ansah und sie mit Rosemon verglich. „Was heißt Schwestern? Wir Digimon haben keine Eltern und keinen Nachwuchs. Ophanimon, QueenChessmon und ich gehörten nur einst der selben Art an. Wir waren drei Puttimon, die in einen Sirup-Brunnen fielen. Erst klebten unsere Leiber aneinander, und dann klebten auch unsere Geister zusammen und blieben es auch lange, zumindest bis wir Rookies wurden und uns in verschiedene Typen spaltete.“ Die Kinder sahen Rosemon an, wartend, ob sie noch mehr sagte oder eine körperliche Reaktion ihr Empfinden widerspiegelte. Hisaki kam zur Erkenntnis, dass ihn diese Geschichte stark an die von Else, Celia und Tilli erinnerte. Aber war dies nicht die Geschichte vom Siebenschläfer (und Hisaki fiel wieder ein, dass er Tsukaimon unbedingt mal die Geschichte von Alice in Wunderland erzählen musste)? „Digimon, aller Arten, aller Typen, hört mich an. Wir, Ophanimon, Cherubimon und ich kommen heute zu euch auf eure Bitte.“ Seraphimons Stimme – dass dieses Digimon Seraphimon hieß hörte Hisaki, da andere Digimon ziemlich laut tuschelten – klang nicht sehr tief, ruhig, aber es mochte Intuition sein, die Hisaki verriet, dass an diesem Digimon selbst nicht beruhigendes war. Und wie ihm ging es der gesamten Siebenergruppe. „Der Krieg zwischen uns und jenen unheiligen Digimon, die von Gehenna aus unsere Heimat angreifen und ausbeuten weilt schon so viele Jahre und bisher war es uns nicht möglich, diesen Krieg zu beenden. Doch neben dem Willen, dies irgendwann zu beenden, bestreben wir weiterhin die Sicherheit des Volkes, dass uns so viel Vertrauen entgegenbringt.“ Hisaki schaute in die Menge. Augen hoben sich, Ohren wurden gespitzt und streckten sich in die Höhe, Schweife (wenn vorhanden) pendelten achtsam, aber nervös hin und her. „Auch eure Kritik ist uns nicht entgangen und es stimmt. Der Schutz der Hauptstadt und der oberen Grenzen lag immer im unseren Hauptfokus. Vergessen wurden jedoch jene, die weiter weg von den dichtbevölkerten Arealen leben, obwohl auch ihre Ressourcen zu Neige gehen.“ „Wir haben daher beschlossen, -“, sprach Ophanimon weiter. „- dass wir das Volk und die Bindung der Digimon in diesem Reich stärken. Arbeitsgruppen sollen einen Teil der Ressourcen in die weiter entfernen Städte und Dörfer ausliefern.“ „Mit dem damit stärkeren Kontakt zu diesen Städten soll auch den dort lebenden Digimon die Möglichkeit geboten werden, in der Akademie aufgenommen zu werden.“ Digimon schnaubten überrascht nach Luft, Augen weiteten sich, als sie Cherubimon dies sagen hörten. „Wisemon“, flüsterte Touko zu ihm und zog an seinem Schal. „Was ist die Akademie?“ „Sie nimmt Digimon auf, die dort ein bestimmtes Lern- und Trainingsprogramm absolvieren. Wer dieses mit Bravour meistert, erhält von den Hohen Digimon die heilige Macht, auf das Armor-Level zu digitieren und damit Mitglied der heiligen Truppen zu werden. So wie die Pegasusmon.“ „Armor-Level?“, wiederholte Betamon. Auch Hisaki stutzte, da Wisemon ihnen eigentlich beigebracht hatte, dass es nur sechs Level in einer festen Reihenfolge gab und Armor war keines davon. Unter den Digimon bereitete sich Begeisterung aus. Den Status Armor überreicht zu bekommen galt als überaus große Ehre. „Durch die Zunahme von großen, tierischen Digimon entwickelt sich, wie man uns berichtete, weitere Probleme. Die Digimon tragen Kämpfe aus, streiten sich um Essen und Revier und oft nehmen Dörfer dabei Schaden“, sprach Seraphimon weiter. „Wir können diesen Digimon diesen Rahmen nicht entsagen. Ein wilder Geist benötigt den entsprechenden Platz. Um allen Digimon aber den Freiraum bieten zu können und Konflikten vorzubeugen, werden unsere Truppen sich am Bau weiterer Dörfer in bestimmten Teilen des Kontinentes beteiligen. Den Viren wird zukünftig auch gestattet sein, in den tieferen Breitengraden zu verweilen, auch außerhalb der Region Assiah, ohne Verfolgung oder Kontrolle fürchten zu müssen. Damit würde auch die Registrierungspficht für die betroffenen Viren wegfallen.“ „Außerhalb von Assiah? Aber da ist doch die große Grenze...“, flüsterte ein Gazimon besorgt zu einem Artgenossen. Was immer die große Grenze war, Hisaki stellte anhand ihrer Gesichter fest, dass es nicht so gut war, wie Seraphimon versuchte es zu verkaufen. Beide Digimon überlegten und zogen dann an einem Armband rum, weiß mit einem schlichten, goldenen Dreieck. Sie waren also schon registriert. „Wir Digimon handeln zum Wohle des Volkes. Doch das Volk ist groß und lebt einfach und ist somit viel näher an den einfachen Problemen unserer Gesellschaft, als wir es je sein könnten. Das Volk soll mitentscheiden dürfen und damit einen aktiven Teil für unser Miteinander beitragen. Bisher war es nur Digimon erlaubt, die das Ultra-Level erreicht haben oder Serums ab dem Champion-Level. Wir werden das Recht auf Wahl und Mitbestimmung erweitern. Serum-Digimon sollen bereits ab dem Rookie-Level erlaubt sein zu wählen und zu entscheiden. Dateien soll dies ab dem Champion-Level erlaubt sein, Virus-Typen weiterhin ab dem Ultra-Level, sofern sie registriert sind und sich einer Überprüfung ihrer Daten unterzogen haben.“ Digimon jubelten aus mehreren Ecken, es klatschte Beifall. Einzelnen Digimon klatschten nur langsam mit, mit eingezogenen Köpfen, offensichtlich Virus-Typen. Sie ließen Gesichter und Ohren hängen, wenn vorhanden, schauten nervös um sich, aber wagten es nicht, sich zu beschweren. Die Kinder bemerkten auch, wie Rosemon scharf Luft einzog, als sie Seraphimons Worte hörte. Unerwartet packte sie Wisemons Hand, ohne aber ihn anzuschauen. Dennoch erwiderte er es. „Diese Gesetze gelten ab sofort. Und wir werden auch in naher wie ferner Zukunft die Rechte und Pflichten unser aller Leben nicht nur auf Papier schreiben, sondern sie in Stein meißeln. Wir, die das Chaos sahen und bekämpfen werden mit allen Mitteln dafür einstehen, dass unsere Digiwelt die Heimat sein kann, in der nichts diese Ordnung und unser System zerrütten kann. Jeder Fehler, der sich einschleicht wird von uns und den heiligen Truppen ausgemerzt. Zum Schutz des Volkes. Zum Schutz der digitalen Ordnung! Omnia autem honeste et secundum ordinem fiant!“ Sie klatschten. Alle gleichzeitig begannen zu klatschen, zu jubeln, zu pfeifen, Serums und Dateien nickten sich zu, doch die Viren, die, wenn sie dazu in der Lage waren ihre Schultern hochzogen, auf die achtete niemand und merkte, dass sie nur mitklatschen um nicht noch weiter negativ aufzufallen. Hisaki sah sie versteckt stehen, besorgt und wütend, mit dem Versuch es sich nicht anmerken zu lassen und ratlos, was sie tun sollten – Exil oder ein Leben in Ketten. „Omnia autem honeste et secundum ordinem fiant!“ Hisaki sah Tsukaimon zittern. Er blickte sich um, beobachtete die applaudierende Menge. Zum ersten Mal sah Hisaki in diesem Gesicht Unsicherheit, sich die Frage stellend, wieso die anderen Digimon klatschten, weil ein Typus von ihnen unterdrückt wurde. Ein Typus, dem Tsukaimon selbst angehörte. Ob es falsch war, ein Virus zu sein. Ob an ihm selbst einfach etwas falsch war, einfach von Geburt an und diese Ungerechtigkeit vielleicht sogar rechtens war. „Seid ihr denn alle komplett übergeschnappt?!“ Absolute Stille. Nichts passierte, nichts bewegte sich, außer, ebenso still, die Häupter vieler Digimon, hinüber zu dem Witchmon. Und nun, da es seinen Hut auf den Boden geworfen hatte, sah man, dass es kein Witchmon war. Hisaki stand schnaufend da, das Gesicht Rot vor Zorn. „Bist du bescheuert?“, zischte Tsukaimon zu ihm. Im Augenwinkel sah er dann, dass die drei Engel-Digimon, nachdem sie Hisaki lange angestarrten direkt auf ihn zukamen. Seraphimon machte sogar direkt vor ihm Halt und weil Hisaki nervös schluckte, traten seine Freunde zu ihm und nahm Masken und Hüte ab. Ihre Digimon kamen hinzu und Empörung machte sich unter den Zeugen der Szene breit. Seraphimon stand prüfend vor der Gruppe, sah noch zu wie Tsukaimon von Hisaki fester in die Arme genommen wurde und wandte sich dann zu Wisemon, der hinter den Kindern stand. „Was – ist – das?“ „Ein Kind, Eure Heiligkeit“, antwortete Wisemon nervös, seine Arme legte er auf Hisakis Schultern ab. „Und gleich sieben davon. In voller Größe und absolut natürlich.“ „Sagtet Ihr nicht, das seien Gänse?“, antworte Valkyriemon irgendwo hinter dem royalen Trio. Cherubimons lange Ohren senkten sich nachdenklich. „Vielleicht sind sie beides.“ „Das sind keine Gänse. Sie sehen aus wie Menschen!“, zischte Seraphimon erbost. Sein Gesicht war komplett verdeckt und doch zweifelte Hisaki keinen Augenblick, dass dieses Digimon ihn verachtend anstierte. Andere Digimon schauten besorgt, aber die Mehrheit sehr abwertend. Und ihre Digimon spürten diese Ablehnung. Betamon zitterte. Rookies lehnte sich an die Körper des Kindes, dass von Geburt an an ihrer Seite war. Hisaki drückte Tsukaimon noch fester an sich, als auch dieser eingeschüchtert in Seraphimons Schatten stand. „Schreien und flüstern können sie ja“, stellte Ophanimon fest und so wie sie dastand, sah man ihr doch eine gewissen Verbundenheit zu Rosemon an. „Aber können sie auch sprechen?“ „Selbstverständlich können sie. Das sind sehr kluge Kinder – Ähm, ich meinte, Gänse... Also Küken... Gänschen... Ich meinte...“ Wisemon verhaspelte sich immer weiter, Rosemon schlug die Hand ins Gesicht. Seraphimon beugte sich etwas zu Hisaki und Tsukaimon hinunter. „Dann sprich, du... Geschöpf.“ „Ihr habt meine Frage immer noch nicht beantwortet“, sagte Hisaki überaus trotzig und irgendwie stellte er sich vor, er sei Alice und Seraphimon die Herzkönigin oder irgendeiner andere Hoheit des Wunderlandes. „Solch respektlosen Äußerungen schenke ich kein Gehör. Ein Gänschen sollte wissen, dass man Jubel nicht zu unterbrechen hat.“ „Welcher Jubel? Ihr habt so viel widerliches Zeug geredet und die Meisten wissen gar nicht, was das heißt! Ihr solltet euch schämen.“ Seraphimon schaute nur weiter auf Hisaki herab und der Junge ärgerte sich, dass er diesem Digimon nicht ins Gesicht sehen konnte. Dennoch verriet etwas in der Luft, dass Seraphimon nicht von plötzlichen Gewissensbissen geplagt wurde, sondern dass genau das Gegenteil passierte und es war für alle spürbar. Renta und Touko zeigten Hisaki mit Handgestiken, dass er aufhören sollte, ehe die Situation aus dem Ruder lief. Hingegen Soichiro mit selbigen ihm signalisierte, dass er weiter machen sollte. „Und was ist mit euch, Digimon?“, fragte Ophanimon und festzustellen, dass die angesprochener Siebenergruppe in der Mehrheit aus Virus-Typen bestand widerte sie an. „Gehören diese Kreaturen euch?“ „Sie gehören uns nicht“, entgegnete Floramon. „Wir... na ja, wir gehen eben mit ihnen mit.“ „Wieso?“ „Warum denn nicht?“, fragte Dorumon. „Ich mag Soichrio. Ich bin gerne bei ihm, auch wenn es manchmal anstrengend mit ihm ist.“ Dorumon wollte mit der Schnauze an Soichiros Schulter tippen – der kurz beleidigt war, aber es Dorumon verzieh -, um ihn dazu zu bringen, ihn zu streicheln, aber als die drei Engel-Digimon ihn fixierten, versteckte er sich hinter seinen menschlichen Freund. „I-Ich bin auch gerne bei Hisaki“, sagte Tsukaimon, so überraschend ängstlich beim Anblick der drei Mega-Level. Sein Körper war stockstreif, seine kleinen Finger krallten sich in Hisakis Arm. Doch keiner der drei beachtete ihn länger wie nötig, stattdessen widmeten sie sich Rosemon. „Deine?“ „Vielleicht“, antwortete Rosemon Ophanimon ziemlich hochnäsig, sie selbst rümpfte die Nase. „Sieht dir ähnlich. Du hast dich schon immer nur mit Problemfällen abgegeben und hast Gesetze ignoriert.“ „Zu deiner Information, ich wollte diese Digimon alle registrieren lassen. Wie das Gesetz verlangt.“ „Es wäre vernünftiger, wenn man sie wegschickt. Hinter die große Grenze“, sprach Cherubimon, die Gefolgschaft um es herum nickten zustimmend. „Noch mehr Viren und Digimon, die zu potenziellen Problemen führen konnten brauchen wir hier nicht.“ „Potenzielle Probleme? Wir machen doch gar nichts!“, schrie Floramon empört, hielt dabei aber Kana an der Hand. „Das sagen alle Rookies, und dann digitieren sie und zerstören unsere Städte und Dörfer!“ „Genau!“ Eine undefinierbare Meute an Digimon schrie aus der Menge heraus, aus einzelnen Anklagen wurden mehrere und sie fanden immer mehr Zustimmung. Und mit jeder Bejahung stieg der Geräuschpegel. Die Kinder schritten zurück, bis sie eng beieinander standen, die Digimon an sich gedrückt und nur Rosemon und Wisemon um sie, um ihnen ein wenig das Gefühl von Schutz zu geben. „Und das da sind die schlimmsten Digimon!“, schimpfte ein Gotsumon und zeigte dabei auf Dracmon. „Hä? Ich?“ „Ja du! Jeder weiß, dass Dracmon anderen Digimon das Blut aussaugen! Sie sind hinterhältig und haben Spaß daran andere zu quälen.“ „Gar nicht. Ich mag kein Blut, dass ist doch total ekelhaft“, sagte Dracmon beleidigt. „Ja, Dracmon übertreibt vielleicht, aber er ist nicht hinterhältig.“ „Und frisst den ganzen Tag nur Süßigkeiten, wenn er könnte“, verteidigten ihn Dorumon und Candlemon. „Lügner! Lügner seid ihr. Felsenfaust!“ Der Stein flog direkt auf Dracmon zu. Er stand erschrocken da, doch Kouta breitete die Arme aus und stellte sich schützend vor sein Digimon. Dafür traf der Stein ihn, direkt am Kopf. Blut lief über seine Stirn. „Kouta, was machst du?“ „Tut es sehr weh?“, rief Hisaki auf, ebenso Touko und reichte Kouta ein Taschentuch aus der Tasche ihre Kleides. Er biss sich nur auf die Zähne, der Stein hatte ihn böse erwischt. Wisemon kniete neben ihm und Dracmon und das Digimon sah sich die rote Blutspur an, die Kouta über die Stirn bis zu den Augenbrauen lief. Das Volk, wie die Hohen Digimon schluckten, gingen einige Schritte zurück, beobachteten weiter Dracmon, der ihrer Logik und ihrem Wissen nach nur Opfer seiner Triebe war und jede Sekunde über dieses, was immer es nun war, Mensch oder Gans, herfallen würde. Dracmon streckte die Hand aus. Ihre Beobachter, sogar Rosemon und Wisemon hielten den Atem an – und bekamen nicht mehr zu sehen, wie Dracmon seinem Freund über den Kopf streichelte. „Du bist so ein Dummkopf, Kouta. Das tut doch weh.“ „Es geht schon. So schlimm ist es gar nicht“, sagte er lächelnd und nahm sein Digimon in den Arm. Der Rest der Gruppe kniete sich zu ihnen, um selbst zu sehen, ob es ihnen gut ging und bekamen das Entsetzen und die Sprachlosigkeit derer, die sie umzingelten nicht mit. „Aber... es hätte doch...“, sagte Cherubimon verblüfft und schaute dabei erst zu Ophanimon, dann zu Seraphimon. „Wieso tut dieses Dracmon das?“ „Die Daten. Mit den Daten stimmt etwas nicht. Nehmt es in Gewahrsam, seinen Freund auch!“ „Nichts da!“ Obwohl Tsukaimon Angst vor Seraphimon hatte, war er der Erste, der vor die Hohen Digimon sprang und mit grimmiger Mine und einem Feuer in den Augen vor ihnen stand. Betamon, so schüchtern er war, sprang als nächster zu Boden, genauso voller Elan. Dann standen alle sieben Digimon im Kreis, zwischen den Kindern und der aufgebrachten Menge. „Was tun sie da?“, fragte sich Ophanimon. „Vermutlich stimmt mit allen Digimon etwas nicht. Diese Geschöpfe üben einen schlechten Einfluss auf sie! Diese Digimon sind verrückt. Um so besser, wenn sie gelöscht werden“, sprach Seraphimon, Rosemon protestierte, indem sie mit ihrer Peitsche ausholte und in der Luft, knapp über Seraphimon der Schlag zu hören war. „Finger weg von ihnen!“, zischte sie und Kana klammerte sich an ihren Umhang. „Rosemon!“ „Bleib zurück!“ Erschrocken tat Kana das, bis sie gegen ihren Bruder stieß und wieder hinter Floramon stand. Sie alle standen Rücken an Rücken und die Digimon um sie herum kamen näher, der Schatten Shakkoumons breitete sich über ihnen aus. „Löscht sie! Alle!“ „Niemals!“ Gerade als die Menge auf die Gruppe losgehen wollte, hielt ein Licht sie auf. Sieben Lichter, deren Ursprung sich in Hosen- oder Jackentaschen befanden. Wider hielt Hisaki sein Spielzeug in der Hand und leuchtete, wie damals, als Caturamon vor ihm stand und dieses Licht ging auf sein Digimon über. „Floramon, digitert zu -“ „Candlemon, digitert zu -“ „Betamon, digitert zu -“ „Dracmon, digitert zu -“ „Koemon, digitert zu -“ „Dorumon, digitert zu -“ „Tsukaimon, digitert zu -“ „Kiwimon!“ „FlameWizardmon!“ „Seadramon!“ „Sangloupomon!“ „Apemon!“ „Reptildramon!“ „Piddomon!“ Entsetzte Schreie von Digimon kamen aus allen Richtungen und sie versuchten Abstand zu gewinnen. Selbst die Hohen Serums waren mit ihren Soldaten und Generälen in die Höhen geflohen um besser auf diese Gruppe Digimon schauen zu können, die allesamt vor ihnen plötzlich zu Champions geworden waren. Und jedes einzelne Kind sah mit Unglauben auf sein Digimon, zu was es nun geworden war. Manche brachte so gar keinen klaren Gedanken zustande, andere, zu denen auch Hisaki gehört musterte sein Digimon und konnte kaum glauben, dass dieses Digimon nun, dass den Hohen Serums da gar nicht mehr so unähnlich war, Tsukaimon sein sollte. „Wie konnten sie digitieren?“, schrie Cherubimon entsetzt auf. Eine kurze Panik brach aus, bis die Armor-Truppen eingriffen, kampfbereit, ihre eigenen Digimon blieben unerschrocken, selbst als sie Valkyriemon und Shakkoumon vor die drei Engel-Digimon stellten. „Löscht diese Digimon, ohne Ausnahme!“ „Niemand löscht uns! Gänschen, wir gehen! Verbotene Versuchung!“ Grelles, Pinkes Licht blendete die Truppen. Schwerer Rosenduft flog ihnen entgegen, selbst als das Licht verschwunden war. Es war erstickend, einige Digimon schnappten nach Luft. Als Cherubimon wieder sehen und Ophanimon und Seraphimon wieder atmen konnten, waren die Gruppe Gänschen fort.   𝅘𝅥𝅰   „Kana?“ Kanako stand einfach vor ihren Freunden und sagte nichts. Nach dem Aufstand in der Hauptstadt hatte sich die Gruppe mit Rosemon und Wisemon davon gemacht und versteckte sich nun vor den Truppen der Hohen Digimon. Rosemon schien viele Kontakte zu haben oder wurde einfach sehr geachtet, ansonsten hätte sie sicherlich nicht so leicht Unterschlupf bei anderen Digimon gefunden. Ihr aktueller Aufenthaltsort war jedoch ein Fleck Erde mitten im lichten Wald und auf diesem Fleckchen standen einsam und verlassen eine verwitterte und kleine Lokomotive für kleine Rundfahrten, wie man sie von Jahrmärkten und Vergnügungsparks kannte und ein Karussell im gleichen Zustand. Hier und da gab es größere Flächen, die aussahen, als würde man da etwas bauen wollen (keiner hatte eine Ahnung ob das Digimon taten oder die Digiwelt selbst), aber viel getan hatte sich nicht, also war auch nicht ersichtlich, was da hinkommen sollte. Es würde sich aber mit der Zeit ändern. Die Kinder, samt Digimon entweder auf Schultern oder im Schoß sitzend hatten sich auf eines der weißen Pferde geschwungen, um ihnen zu zeigen warum Menschenkinder diese Maschine so sehr mochten und Wisemon war dabei diese Gerätschaft in Bewegung zu setzen, weniger aber zur Freude der Kinder, vielmehr weil er wissen wollte, was dieses Ding konnte und die Begeisterung dafür ihn vielleicht ersichtlich werden würde. Floramon hatte Kana, die die ganze Zeit bei Rosemon gesessen und sich von ihrem Partner hat beibringen lassen, wie man Puppen nähte an die Hand genommen damit sie auch mitmachen konnte, dann war sie aber einfach stehen geblieben. „Kana? Was ist denn?“, rief Touko nochmal zu ihr rüber, aber sie sagte nichts. „Was hat sie denn?“, fragte Betamon. Floramon begann nun an Kanas Hand zu ziehen. „Kana, was hast du? Du machst mir Angst.“ „Digi... ritter...“ Die Kinder stiegen mit ihren Digimon vom Karussell und standen im Halbkreis vor und um Kana und Floramon. Rosemon und Wisemon standen mit eineenm gewissen Abstand neben dieser Szenerie, schien aber als Einzige nicht ganz überrascht. Eine Aura umhüllt das Mädchen. Ihr Geist stand da und bekam alles mit, aber Kana war nicht in ihrem Körper. Es war jemand oder etwas anderes. „Digiritter. Wir versuchen schon so lange, mit euch in Kontakt zu treten. Verzeiht Uns, dass es Uns erst jetzt gelang, wo ihr schon im Fadenkreuz der Hohen Digimon steht“, sprach Kana, die nicht Kana war. Floramon stand daneben, sichtlich überfordert und weil sie nicht wusste, was sie tun sollte und auch ein rascher Blick zu Rosemon oder auch zu den anderen Digimon ihr nicht half, wusste sie nichts, als die Hand ihrer Partnerin fester zu halten. „Hab keine Angst, Floramon. Kanako geht es gut. Wir mussten uns nur ihren Körper leihen, ansonsten wären Wir nicht in der Lage mit euch zu sprechen.“ „Und wer seid ihr? Du? Oder Ihr?“, fragte Natsu, irritiert wie der Rest der Gruppe. „Wir sind ein Wesen, dass sich nichts mehr wünscht, dass die Digiwelt ihr inneres Gleichgewicht wiederfindet.“ Niemand wagte es etwas zu sagen, während dieses Etwas, dass durch Kana sprach jedes der Kinder und der Digimon ansah. Selbst der Wald schien stumm geworden zu sein. Nicht ein Blatt raschelte. Nicht einmal der See, ganz in der Nähe von ihnen gab einen Laut von sich. „Die Digiwelt ist in Vergleich zu der euren sehr jung, doch hat sie bereits viele Epochen hinter sich. Stets folgte sie dem selben Verlauf. Zu Anfang hatten Serum, Datei und Virus ihr Aufgaben, die nötig waren um dieser Welt Stabilität zu geben. Doch mit der Zeit verloren die Viren die Kontrolle über sich. Sie gerieten in die Fänge der Dunkelheit.“ „Dunkelheit?“, wiederholte Renta verwundert. „Es existieren neben eurer und der Digiwelt sehr viele Welten. Manche, so wie unsere liegen dicht beieinander. Die Dunkelheit wird von Instabilität und Chaos angezogen. Und die Virus-Typen, die ihre Gestalt und ihr Gemüt von dem herleiten, was ihr in eurer Welt als Dämonen, Ungeheuer und Plagen kennt wurden von ihr angezogen.“ Kouta drückte Dracmon enger an sich. Auch Dracmon selbst fühlte sich angesprochen. Sie beide hatten nicht vergessen, wie man in der Hauptstadt über ihn geschimpfte. Hisaki sah es im Augenwinkel und seine Hand wanderte über Tsukaimon, den er im Arm hielt. Er dachte an Caturamon und die Pegasusmon. „Immer wenn die Viren dabei waren die Oberhand zu gewinnen, entstiegen Serum-Digimon aus dem Volk und trieb die Dunkelheit zurück. Dann stellten sie die Digiwelt bis zu einem gewissen Punkt zurück und bauten sie erneut auf. So geschah es immer wieder in der Historie der Digiwelt.“ „Benehmen sich die Hohen Digimon deswegen so -“ Soichiro schluckte den Rest seines Satzes runter, als Touko ihn anstierte. Wie sie hatte auch Hisaki gemerkt, dass das, was er sagen wollte nicht nur nicht nett, sondern auch ziemlich vulgär war. „Auch die jetzige Typus-Apartheid ist ein Resultat dieses Kreislaufes. Die Digiwelt ist nicht fähig aus ihren Fehlern zu lernen und wiederholt ständig die gleichen Handlungen. Und sehr bald schon wird auch die Apartheid kippen. Und die Digimon, die einst Retter waren, werden dem Wahnsinn verfallen. Aus diesem Grund haben Wir euch auserwählt.“ „Auserwählt?“, sprachen alle, wirklich verstehen tat es jedoch keiner. Die Kinder sahen ihre Digimon an, überwiegend zuckten sie aber auch nur mit ihren Schultern, da sie nicht einmal sicher waren was auserwählt eigentlich hieß. „Aber... Wie? Und warum habt Ihr uns auserwählt?“, fragte Kouta so höflich er konnte. „Wir haben nichts gemacht. Wir sind doch nur Kinder.“ „Musik“, sprach die Existenz und da hörte man nicht nur, dass es sich dabei um jemand anderes, als um Kana handelte, sondern die monotone Stimme und Redensart löste sich auf. Das, was immer es war klang nicht mehr so streng. „Was die Digiwelt von eurer Realen Welt unterscheidet ist, dass ihr Lernen könnt. Ihr seid in der Lage Gefühle zu erlernen und zu verstehen. Schon lange versuchen Wir der Digiwelt dies einzuprogrammieren, doch bisher gelang es Uns nicht. Dann hörten Wir Musik. Sie kam von überall her und sie klang so echt, so lebensfroh und sehnsüchtig, wie nichts vergleichbares in der Digiwelt. Wir fingen die Daten auf um ihre Herkunft zu ermitteln und erhielten Zugriff zu einer Sammlung von Musikdaten, die einem Administrator namens Yusuhito Gozuma gehören.“ „Das ist mein Vater!“, rief Renta unerwartet auf, Koemon auf seiner Schulter, wie auch Natsu und Candlemon die neben ihm standen schreckten zusammen. „Hä, wieso hat dein Vater Daten von uns?“, fragte Soichiro mit hochgezogener Augenbraue. „Erinnert ihr euch noch an die Weihnachtsfeier, als wir unser Konzert mit dem Schulchor hatten? Mein Vater hat die Solos und die Teile, in denen nur die Orchestergruppe gespielte aufgenommen.“ Nicht nur das. Hisaki erinnerte sich, dass Rentas Vater, dem eine Firma gehörte die irgendwas mit Computer machte, auch nach dieser Feier öfter zu den Proben kam und diese mit einem Tongerät aufnahm, mal zusammen, mal einzeln. Auch Hisakis Übungen am Klavier hatte er öfter aufgenommen. „Für was hat er das eigentlich gebraucht?“, fragte Natsu. „Arbeitet dein Vater nicht mit Computern?“ „Ja, und ich habe ihn auch gefragt. Vater hat gesagt, er arbeitet an einem Programm, dass in der Lage ist gespeicherte Noten wiederzugeben und Musik abzuspielen. Die Noten soll man sogar selbst am Computer eingeben können. Und er hat uns aufgenommen, damit das Programm möglichst viele Instrumente, Töne und Takte kennt.“ Renta hielt inne und dachte selbst über seine Worte nach und ob er es auch richtig wiedergab. Er kannte die Computer aus der Firma seines Vaters und er konnte sich schwer vorstellen, dass diese klobigen Dinger mit den grellen Bildschirmen zu so etwas überhaupt in der Lage sein könnten. Bewusst wurde ihnen allen auch in dem Moment, wie groß das Thema Daten in dieser Welt war. Computerdaten. Dieses Wesen hatte sie auch anhand von Daten gefunden. Die Digiwelt war Daten. Waren sie alle in einem Computer? Vielleicht sogar in dem von Rentas Vater? Aber wie? Sie waren doch nur auf dem Weg zur Musikprobe gewesen. „Da sehr viele Daten mit euren Namen vorhanden waren, analysierten wir diese genauer. Digimon, die eure Musik hörten begannen zu fühlen. Sie waren glücklich und entspannt. Manche weinten und wussten nicht warum. Also entschlossen Wir euch in die Digiwelt zu bringen, damit diese Gefühle, die ihr in eure Musik legt direkt der Digiwelt überbringen könnt.“ „Aber wie habt Ihr uns hierher gebracht?“ „Ich glaube, ich weiß wie“, antwortete Hisaki dem immer noch verwirrten Natsu. Ein Griff in seine Hosentasche reichte und Hisaki holte das Gerät heraus, dass einst das kleine Spielzeug war, dass ihnen der freundliche Herr vom neuen Datai Lawson geschenkt hatte. „Damit, oder?“, fragte Hisaki und hielt dem Unbekannten das Gerät entgegen. „Richtig. Das Digivice hat euch in unsere Welt geführt. Wir haben sie so entwickelt, dass sie nur auf das ihnen zugeschriebene Kind reagieren. Doch erst, als sie in euren Besitz gelangten, waren sie vollständig. So auch erst konnten eure Partner geboren werden. Sie wurden aus euren Daten gemacht. Sie sind die Manifestation von dem, was ihr seid und dem, was ihr werden wollt.“ „Echt?“ Alle Kinder starrten ungläubig ihre Digimon an. Hisaki nahm Tsukaimon in die Hände, hielt ihn etwas von sich weg, um ihn gänzlich betrachten zu können. Dann sah er Tsukaimon in die grünlichen Augen, die je nach Lichteinfall mal eher Gelb oder mal eher Blau aussahen. „Dann bist du so etwas wie ein Traum, Tsukaimon?“ „Ich weiß nicht“, sagte er deutlich überfragt. „Woher weiß ich denn, ob ich ein Traum bin?“ „Im Fernsehen kneifen sich die Leute immer.“ Das tat Tsukaimon dann auch, erst in eine, dann in beide Wangen, bis sie rot waren. „Mach ich das richtig? Ich merke keinen Unterschied.“ „Vielleicht geht das nicht, wenn man das bei sich selbst macht“, sagte Candlemon, beschwor eine Flamme in seiner Hand und hielt sie Tsukaimon entgegen. „Fass mal in die Flamme, vielleicht ist das besser.“ „Bestimmt nicht“, keifte Tsukaimon zurück. Dracmon sah auf seine Hände mit den spitzen Krallen dran, aber als ob Kouta die Gedanken seines Digimon gelesen hätte, sah er ihn tadelnd an. „Gut, Ihr habt uns hierher gebracht“, sagte Touko, teils zu dieser Existenz, teils zu sich selbst. „Aber was wollt Ihr von uns? Wir sind bis vor ein paar Monaten nur Schüler gewesen. Ich glaube, bisher war noch nie einer von uns überhaupt einmal ohne seine Eltern aus der Stadt. Wieso holt Ihr keinen Erwachsenen?“ „Oder warum macht Ihr das nicht?“, mischte sich Soichiro ein. „Letztendlich sind auch Wir nur Daten. Wir verstehen nicht, was Gefühle sind. Wir haben den Digimon die Gabe geschenkt selbst zu digitieren, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen. Und die Digimon wieder unter Kontrolle zu setzen hieße ihnen nicht nur diese Gabe wieder wegzunehmen, sondern auch den freien Willen. Eine Welt ohne freien Willen ist eine kalte, tote Welt. So hoffen Wir, dass ihr die sein werdet, die die Sinne der Digimon erweitern. Eure Digimon machen bereits gute Fortschritte. Sie digitieren durch eure Gefühle.“ Von den Kindern war sich keines so ganz sicher, ob es ganz folgen konnte. Ebenso, ob sie sich ihrer eigenen Gefühle manchmal klar waren. Hingegen schienen ihre Digimon verstanden zu haben, oder zumindest mehr wie ihre Partner. Tsukaimon und Betamon sprangen aus den Armen von Hisaki und Touko und mit dem Rest standen sie schließlich vor der fremden Existenz, neben der noch besorgten Floramon. „Ihr Digimon entstammt aus den Daten dieser Menschen. Ihr besitzt das Potenzial Gefühle zu verstehen und zu erlernen. Als Rookies mögt ihr noch schwach und unerfahren sein, doch die Türen zu euren Herzen sind offen und ihr könnt so große Macht erhalten. Durch Träume und Hoffnungen. Die Hohen Serums haben nach vielen Kriegen ihr Inneres verschlossen. Sie haben ihre Träume aus den Augen verloren, die ihnen einst einmal das Licht der Digitation gab, da se nicht erkennen, wie wichtig sie doch für einen selbst sind und für andere sein können.“ Augenpaare wanderten durch die Gegend, entweder zu einem anderen Digimon oder nachdenklich zu Boden, wie im Falle von Tsukaimon. Er versuchte sich an den Augenblick zu erinnern, als er zum Champion digitiert war. Oder zum Rookie. Hisaki war immer der Auslöser gewesen. Hisaki, der ihn seit dem Augenblick der Geburt behütete und ihn überschüttete mit Verhaltensweisen, Berührungen und Worten, die für das Überleben und stärker werden keinen ersichtlichen Mehrwert hatten, aber sich gut und richtig anfühlten und das, wo sie doch ganz unterschiedliche Spezien waren. Hisaki hätte ihn nicht einmal mitnehmen und sich um ihn kümmern müssen. Niemand zwang ihn, aber er tat es. Es war so irrational. Wie der Wunsch, den nicht nur Tsukaimon in sich trug, sondern alle Digimon, dass diesen Kindern kein Unheil geschah. „Ihr werdet alle, Menschen wie Digimon noch lange brauchen um alles zu verstehen. Ihr müsst euch geistig entwickeln, um über euch hinauszuwachsen und euren Platz finden. Das können Wir euch nicht abnehmen. Ihr müsst das alleine schaffen. Nur so könnt auch ihr der Digiwelt helfen, indem ihr durch euer Handeln zeigt, dass es mehr gibt wie absolute Kontrolle oder niedere Triebhaftigkeit“, sprach die Existenz weiter und dann, zum ersten Mal während dieses Gespräches nahm dieses Etwas Rosemon und Wisemon ins Visier, die schweigend daneben gestanden hatten. „Es gibt bereits Digimon, die langsam anfangen zu verstehen, doch sie sind eine kaum spürbare Minderheit. Wir baten daher diese beiden euch auf euren Weg zu begleiten.“ „Ihr habt aber eine überaus schlechte Wahl getroffen“, entgegnete Rosemon. Sie lachte nicht nur, es klang schon, als wollte sie die Worte, die der Unbekannte sprach verspotten. „Ihr wisst doch, was man über mich sagt? Wie mich meinesgleichen nennt. Und ein Digimon wie ich soll Babysitter spielen?“ „Du hast bereits einem Fremdling Schutz und Halt gegeben, Rosemon. Warum solltest du dein Herz nur für Wisemon öffnen können? Wir sind überzeugt, du kannst genauso viel von diesen Kindern und diesen Digimon lernen, wie sie von dir.“ „Homeostasis, ich -“ Rosemon kam nicht dazu etwas zu sagen und es lag nahe, dass auch nicht mehr wie wildes Gestammel herausgekommen wäre. Wisemon hatte sie angestupst, sah ihr ins Gesicht und streifte mit seiner dunklen Hand mit den langen Krallen kurz ihre. Noch bevor Wisemon sie aber wieder zurücknahm, griff Rosemon danach und hielt sie fest. „Dummkopf...“, schnaubte sie und versuchte mit allen Mitteln dabei abfällig zu klingen, aber es kam allein dadurch nicht glaubhaft rüber, da Haltung und Geste genau das Gegenteil sprachen. Hisaki hörte, wie einer seiner Freunde ein langgezogenes „Aw“ von sich gab, konnte aber nicht sagen, von wem es kam. „Wir warten auf den Tag, an dem die Digiwelt endlich begreift und die Welt sein kann, die sie sein sollte. Eine Welt, die wahrhaftig und aufrichtig lebt. Eine Welt, die Träume in sich trägt, statt stetig in Flammen zu stehen. Ihr alle seid der Anfang...“ Kanas Augen rollten nach oben. Sie knickte ein, Floramon wollte sie noch halten, hatte aber nicht die Kraft. Rosemon sprang zu ihr und fing sie auf, ehe sie zu Boden fiel. Sie hatte das Bewusstsein verloren. Die Existenz, die (so vermuteten sie zumindest) alles in der Digiwelt zu bestimmen schien und plante, war verschwunden. Die Kinder hielten es für einen Gott, Wisemon meinte jedoch, dass sei unangemessen und Homeostasis wollte als solcher nicht bezeichnet werden. Daraufhin tauften die Kinder es den Troubadour. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)