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Wintersonett

Which dreamed it?
von

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Konzert IX - WONDERLAND, 3. Satz, Adantino attacca H-Dur [ autumn ]


 

𝄢

 

Der größte Teil der Digiwelt, der sich hinter der großen Grenze befand und auf diversen Landkarten mit dem Schriftzug GEHENNA markiert war bestand aus Meer. Doch war das Wasser nicht wie Touko es kannte tief azurblau, so wie als sie an Tag Eins mit Puchimon am Strand erwachte, sondern schwarz. Eigentlich, wenn man es genau nahm war alles in Gehenna schwarz. Man wollte fast depressiv werden, wenn es dieser Krieg nicht schon wäre. Wie einige Digimon der Serumischen Armee es hier über Jahre aushielten verstanden weder Touko, noch Renta, die hier an diesem Stützpunkt standen.

„Und? Siehst du etwas, Momo?“

„Nein. Scheint ruhig zu sein“, entgegnete Touko. Mit ihrem Fernglas, das ihr Wisemon mitgab beobachtete sie die Wellen und das Wasser, nicht zuletzt die Bohrinseln, die man selbst ohne Fernglas gut von der Küste aus sehen konnte. Doch anders wie man es von Bohrinseln kannte, suchten diese und die Digimon, die diese erbaut hatten nichts im Meer, sondern sie pumpten dunkle Energie (sprich, korrupte Daten) in den Meeresboden. Die Digimon im Meer starben oder sie wurden gezwungen zu Virus-Typen zu digitieren und mittlerweile wirkte sich diese Dunkelheit auf das Land aus.

Um dem entgegen zu kommen musste man nur die Leitungen zerstören. Dies war jedoch weitaus problematischer. Denn wie Touko und Renta erfuhren schwamm ein riesiges Unterwasser-Digimon durch die Meere. Es war ungeheuer schnell, angeblich schaffte es in nicht einmal einer Stunde von der Ost- bis zur Westküste zu schwimmen und fraß die Soldaten der Serumischen Armee. Die Bohrinseln über Wasser anzugreifen war Zeitverschwendung. Die Dunkelheit lag wie ein Stromfeld über ihnen und jedes Digimon, dass zu nahe kam wurde von einem Blitz meist tödlich getroffen. Touko nahm das Fernglas runter.

„Nichts zu sehen von diesem Ungeheuer.“

„Dann können wir ja loslegen, ehe es auftaucht.“

Makuramon, der auf der Spitze einer Sirene mit vier Lautsprechern balancierte, um von dort einen Überblick auf die Bucht zu haben sprang mit einem Salto zu Renta und Touko hinunter.

„Wenn wir uns beeilen, ist dir Bohrinsel weg, ehe es etwas merkt.“

„Glaube ich nicht“, sagte Touko, weiter über das Meer schauend und verwundert blinzelte Makuramon mit den großen Augen. „Es ist egal, wann wir anfangen, es wird uns bemerken. Vielleicht weiß es bereits Bescheid.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Renta.

„Ich habe mir die Berichte der anderen Einheiten durchgelesen, die den Angriff entkommen konnten. Es war einfach immer viel zu schnell vor Ort, das konnte kein Zufall sein. Dieses Digimon ist laut Beschreibungen riesig und entsprechend verbraucht es Unmengen Energie. Auch wenn es schnell schwimmen kann, wäre es absolut unvorteilhaft, wenn es ständig durch die Ozeane schwimmt, um die Truppen abzufangen.“

„Du meinst also, es lauert irgendwo?“

Touko nickte. Am Strand sammelten sich immer mehr Submarinmon. MegaSeadramon war bei ihnen und wartete, dass seine Partnerin kam.

„Meine Theorie ist, dass es einen inneren Radar besitzt, der die Meere scannt und ihm genau sagt, wo feindliche Truppen sind. Vielleicht elektromagnetische Wellen, die durch die Bohrinseln verstärkt werden. Sobald wir der Bohrinsel zu nahe kommen sind wir in seinem Visier. Das muss alles schnell und reibungslos laufen.“

„Du kennst dich gut aus“, lobte Renta sie. Obwohl Touko fand, dass der Zeitpunkt etwas ungünstig war, wurde sie verlegen und fing an nervös an ihren rotbraunen Zöpfen rumzuspielen.

„Na ja, mein Papa ist doch bei der Marine. Er erzählt hin und wieder etwas und hat mich mal mit in ein U-Boot genommen.“

„Ich finde es toll, wenn Eltern ihre Kinder für ihre Dinge begeistern wollen.“

Weil Renta kurz nachdenklich wirkte, verkniff Touko es sich anzumerken, dass ihre Eltern ihr viel zeigten, aber ihre Motivation keine elterliche Liebe war. Da fiel ihr ein, dass sie Rentas Eltern gar nicht kannte. Immer wenn sie mal zu Renta nach Hause gingen waren sie weg und nur seine älteren Geschwister waren anwesend. Wenn Touko so überlegte, waren selbst die kaum zu Hause. Nie war jemand zu Hause.

„He, wird’s bald!“, kläffte Caturamon wütend zu ihnen hinüber. „Die Truppen warten!“

„Sofort, Genosse!“, salutierte Makuramon übertrieben, dann schnappte er sich Renta und setzte ihn auf seine Schultern. Makuramon war kaum größer wie sie alle, aber seine Kraft und seine Geschwindigkeit war enorm.

„Das heißt immer noch Hauptmann, hast du gehört?!“, brüllte Caturamon weiter. „Und so was will ein heiliges Tier-Digimon sein. Ist bei dir so viel Stroh im Kopf, dass du nicht weißt, wie du dich zu benehmen hast?“

„Was interessieren mich andere Makuramon und andere heilige Tier-Digimon?“

„Wir wurden geschaffen, um Huanglongmon zu dienen, ansonsten hätten Viren wie du keine Daseinsberechtigung!“, schimpfte Caturamon weiter, aber stieß bei Makuramon auf taube Ohren. Huanglongmon war zwar so etwas wie der Chef der drei Engel-Digimon und kämpfte bereits in der Beta-Ära, hielt aber nicht so viel von der Apartheid. Sklaverei hingegen war er nicht abgeneigt. Auch wenn die zwölf Tier-Digimon, deren Daten eigentlich nur daraus bestanden Huanglongmon treu zu dienen, merkte man auch ihnen eine gewisse Abneigung zu den Virus-Typen an. Während die einen, wie Caturamon die Chance auf Beförderung hatten, erhielten die anderen nur etwas lockere Leinen, an denen sie geführt wurden. Nur ließ sich Makuramon besagte Leine nicht so einfach anlegen.

„Ich gehöre nicht zu Huanglongmon, sondern zu Krabat. Ich bin ein Orchestermitglied, dass von Shakamon ausgewählt wurde, ich muss also gar niemanden dienen.“

„Das ist kein Grund, sich so aufzuführen“, schimpfte Renta. „Nett kannst du trotzdem sein.“

„Dann lach wieder.“

Renta blinzelte irritiert, während er zu seinem Digimon hinuntersah und dieses zu ihm hoch.

„Ich will nicht, dass du so ein Gesicht ziehst. Wenn ich also nett bin, bist du dafür wieder fröhlich.“

„Das ist Erpressung“, sagte Renta, dann grinste Makuramon.

„Momo steht auf dich.“

„Jetzt hör auf zu stacheln! Du bist so fies!“, schimpfte Renta weiter und doch begann er zu lachen, ehe Makuramon nun zufrieden Caturamon nachging, um sich der Gruppe anzuschließen, die die Bohrinsel im Flug angreifen sollte, sobald die Energiezufuhr gekappt war. Touko lief den Steg hinab, wo sie an MegaSeadramon vorbeikam.

„Bist du bereit, Momo?“, fragte ihr Digimon sie. Obwohl geoutet beließen die Kinder es dabei, vor den anderen Soldaten mit ihren Synonymen angesprochen zu werden. Das fühlte sich sicherer an.

„Nicht wirklich. Mir geht so viel durch den Kopf, was schiefgehen könnte.“

„Denk daran nicht“, redete MegaSeadramon auf sie ein. „Du bist klug. Wir haben die Bohrinsel so gut wie es ging studiert. Das klappt schon. Selbst wenn es hier aufkreuzt.“

„Seit wann bist du so optimistisch?“

„Ich versuche mir Mut zu machen. Auch ich denke die ganze Zeit daran, was schief gehen könnte.“

Entschlossen, aber besorgt tauchte MegaSeadramon ins Wasser. Eines der Submarimon stand schon für Touko bereit und öffnete die Klappe auf seinem Rücken, damit sie einsteigen konnte. Kaum, dass es diese schloss tauchte es hinab und Touko schnaufte, ehe sie nur noch Wasser sah und auf sich einredete, dass es nicht anders war wie in Vaters U-Boot zu sitzen. Nur dass es hier eben Dämonenkönige im Meer gab.

Das Meer war dunkel, aber nicht trübe. Man konnte auch ohne Licht alles um sich herum gut sehen. Um die Submarimon schwammen Mantaraymon und Depthmon zum Schutz nebenher. Anemonen und Korallen, die früher sicher einmal knallbunt waren, waren schwarz durch die Dunkelheit geworden. Zwischen ihnen ragten Kabel und Rohre heraus, die alle zur Bohrinsel führten. Die Kabel sammelten sich in Fünfer-Reihen und anschließend zu einem großen Bündel, geschützt durch Metall und Rohre.

„Da wären wir.“

„Gut, jetzt müssen die Hauptkabel durchtrennt werden“, sagte Touko zu Submarimon und kramte in ihrem Kleid rum, wo sie einen Bauplan von der Bohrinsel hatte, unterzeichnet von QueenChessmon. Ihre Armee hatte diese schließlich mit aufgebaut, ehe Cherubimon sie stellte und zu einem Waffenstillstand zwang. Nun empfand sie Reue und wenn es nur ihren Schwestern gegenüber war. Die Pläne auszuhändigen, so sagte sie, wäre ihre Wiedergutmachung und ihr Schritt, etwas für den Frieden zu tun, von dem die Kinder predigten.

„Die meisten führen Dunkelheit ins Meer und nur wenige wieder zurück. Dort ist es das zweite Kabel von rechts. Passt auf, dass ihr die anderen nicht erwischt, sonst bekommt ihr die dunkle Macht ab.“

Eines der Depthmon nahm sich sofort dem an. Die Kabel waren dick und lagen eng beieinander, sie zu durchtrennen war nicht einfach. MegaSeadramon schwamm die Gegend um die Bohrinsel ab, während Touko weiter Anweisungen gab. Er spürte bereits, dass dieses Ungetüm herkam. Nein. Es war in der Nähe.

„Beeilt euch! Ich fürchte, wir bekommen Besuch.“

„Die Kabel sind zu dick, wir kommen kaum durch“, beschwerten sich ein Depthmon, dann aber atmete es erleichtert auf, als er es durchtrennt hatte. Keine Minute später schafften es auch zwei andere, die entsprechenden Leitungen zu durchtrennen. Dann lösten sich die Kabel in einzelne Daten auf.

Über der Wasseroberfläche sah Renta, noch immer auf Makuramons Schultern sitzend, wie einige Lichter der Bohrinsel ausgingen. Und im gleichen Moment, wie er einen Schatten zwischen den Wellen sah, schien auch MegaSeadramon eine Silhouette in der Dunkelheit zu erkennen. Plötzlich wurde alles um sie herum schwarz. Selbst als die Submarimon ihre Scheinwerfer einschalteten, sah man absolut nichts.

„Geht da weg, schnell!“, befahl MegaSeadramon den Mantaraymon die enger an die Submarimon schwammen. Ein Schrei. Eines der Depthmon war in die Schwärze gezogen worden, doch als die Submarimon die Stelle, wo es zuvor noch war anleuchteten, sahen sie weiterhin nur Schwärze. Touko sah sich um, so weit wie es ihr möglich war. Die Scheinwerfer zweiter Submarimon erloschen plötzlich. Sie hörte ein Grollen, wie ein Seebeben. Irgendwo in einem Blickwinkel sah sie eine Schwanzflosse.

„Es ist hier.“

„Wir kämpfen.“

„Nein!“, fuhr MegaSeadramon die beiden Depthmon an. „Die Sicherheit der Soldaten geht vor. Es kennt die Gewässer besser als wir. Also flieht!“

„Aber MegaSeadramon!“

„Ihr habt ihn gehört. Hauen wir ab!“, sagte das Submarimon zu Touko und machte unter ihren Protesten kehrt. Ihr Digimon schwamm in die Finsternis, nicht wissend, was ihn erwarten würde. Die Mantaraymon und Submarimon schwammen voraus, die Depthmon gaben ihnen Rückendeckung. Sie drängten die Digimon vor ihnen schneller zu machen doch wie sie feststellen mussten, kamen sie nicht vorwärts.

„Was ist los, Submarimon?“

„Die Strömung – sie zieht uns zurück! Das ist dieses Digimon!“, ächzte Submarimon. Auch die übrigen Submarimon und die Mantaraymon wurden wieder zurückgezogen.

Irgendwo hinter ihnen hörte Touko MegaSeadramon schreien, kurz darauf wieder ein Beben. Eines der drei Depthmon hielt dem Sog nicht mehr stand und verschwand.

„Drück auf die Tube, Submarimon.“

„Ich kann nicht mehr!“

„Dann – Dann lass es eben!“

„Was?!“, schrie Submarimon Touko an und vor Entsetzen hörte es tatsächlich kurz auf weiter gegen den Strom zu schwimmen.

„Lass dich mitziehen. Wenn ich Jetzt sage, schmeißt du mich raus und schwimmst davon, okay?“

„Hast du vergessen, was für ein Digimon das ist?“

„Vertraue mit einfach! Ich weiß, was ich tue!“

Submarimon hatte eigentlich sehr wenig Vertrauen in dieses Kind, dass sie Momo nannten und sich manchmal nicht sicher war, ob sie nun ein Mensch oder ein Gänschen war. Aber Angesichts ihrer Lage und den vermutlich sicheren Tod bot sich kaum eine Alternative an. So machte es kehrt und schwamm mit der Meeresströmung an den übrigen Depthmon vorbei, die um ihr Leben schwammen. Dann blitzte etwas in der Schwärze auf und Touko sah die Konturen eines Krokodilkiefers.

„Jetzt!“, schrie Touko und über ihr öffnete sich die Klappe. Sie überschlug sich im Wasser, während das Submarimon wieder umkehrte, aber kaum vorwärts kam. Touko ließ sich treiben und sie hätte schwören können, sie hätte diesen Dämonenkönig lachen hören und seine Augen aufblitzen sehen, als dieser Digiritter in sein Maul gezogen wurde. Touko aber hielt ihm ihr Digivice entgegen und das gelbgoldene Licht blendete das Unterwasser-Digimon. Der Sog verschwand mit ihm, die serumischen Truppen schwammen fort so schnell sie konnten, während Touko geradewegs zur Wasseroberfläche schwamm. Das riesige Digimon schwamm ihr noch nach, bis ihn ein anderes in den Kiefer biss und wegtrug. MegaSeadramon zog ihn zurück.

Als sie oben ankam und feststellte, dass ein Unterwetter aufzog, sprang nun auch Leviamon, der Dämonenkönig der fast ganz Net Ocean an sich gerissen hatte aus dem Wasser. Als Leviamon auf Touko zusprang, die nicht schnell genug nach ihren Digivice greifen konnte, flog ein Digimon, von einer Blase eingehüllt wie ein Komet hinunter und traf Leviamons Schnauze. Es fiel wieder zurück ins Wasser, blieb aber oberhalb des Wasserspiegels, während das Digimon triumphierend auf seinem Maul stand.

„Makuramon?“, rief Touko verblüfft. Nicht weit vom Ort des Geschehens flog ein Houlsmon umher und auf dessen Rücken saß Renta.

„Re- Krabat? Spinnt ihr, die Bohrinsel ist noch im Betrieb!“

„Wir lassen euch nicht hängen! Ich sitze bestimmt nicht seelenruhig am Ufer! Das Ding machen wir zusammen fertig!“

„Richtig! Also nimm das!“

Aus seinen großen Hosentaschen zog Makuramon geschätzt ein duzend kleine Flaschen heraus, alle gefüllt mit scharfen Gewürzen. Mit voller Wucht schlug er die Fracht auf Leviamons Schnauze. Leviamon atmete alles ein und da seine Nase sein bestes und damit empfindlichstes Sinnesorgan war, setzte es ihm unheimlich zu. Es bekam schlecht Luft, die Nase kratzte und die Augen tränten.

Ihr... minderwertiges Gesindel, wagt es...!“, brüllte Leviamon erbost, es schnaufte, während es seine Schnauze hin und her warf. Dabei warf es Makuramon davon. Als es in der Luft nach ihm schnappen wollte, sprang MegaSeadramon aus dem Wasser und sammelte dabei nicht nur Touko ein, er schlang seinen Körper um die lange Schnauze. Makuramon wurde im Fall von Houlsmon und Renta aufgefangen.

„Schnell, haut ab, ehe ihr gegrillt werdet! Den Rest schaffen wir!“, rief MegaSeadramon zu ihnen hoch. Eher gegen den Willen von Renta und Makuramon flog Houlsmon zurück und wurde dabei fast von zwei Blitzen getroffen.

„MegaSeadramon, das ist die Chance zur Flucht.“

„Nein“, antwortete er Touko. „Ich habe einen Plan. Er könnte aber auch schief gehen. Es wäre klüger zu fliehen, aber ich muss diese Chance ergreifen. Du musst dich nur gut festhalten und die Luft anhalten. Höchstens eine Minute. Bist du dabei, Momo?“

Touko, die versuchte sich auszureden, dass Leviamon sie nicht hasserfüllt ansah und kurz von ihrer Angst gelähmt war kam zum Schluss, dass der Vorschlag ihres Digimon nicht klug war. Und überrascht, seit wann ihr Digimon von sich aus so waghalsige Entscheidungen traf.

„Okay. Ich bin dabei!“, sagte Touko eifern, jedoch klammerte sie sich ängstlich an das spitze Horn ihres Digimon. Aufs Stichwort nahm MegaSeadramon noch einmal seine Kräfte zusammen und zog Leviamon mit sich ins Wasser. Es wehrte sich kaum, schließlich war es unter Wasser im Vorteil und wenn auch seine Nase durch den Pfeffer noch immer taub war, sah es noch einigermaßen, zumindest ausreichend, um das große MegaSeadramon zu erkennen. Statt aber anzugreifen floh er und Leviamon folgte ihm. Die beiden waren fast gleich schnell, Leviamon sogar etwas schnell, doch jedes Mal wenn es MegaSeadramon fast hatte, zog dieser einen Kurve und entkam. Leviamon beschleunigte sein Tempo.

Touko hing in MegaSeadramons Mähne, konnte sich jedoch kaum halten und die Luft ging ihr langsam aus. Lange hielt sie nicht mehr durch. Er war vermutlich die längste Minute ihres Lebens. MegaSeadramon zählte mit und als er bei fünfundvierzig Sekunden ankam, änderte er wieder die Richtung, diesmal zur Bohrinsel, an den Kabelsäulen vorbei, die zwischen den Eckpfeilern standen. Sein schmaler Körper passte gerade so durch. Leviamon hingen, viel breiter gebaut, fast blind und durch den Zorn auf dieses Digimon angetrieben, schwamm nach, verhedderte sich schließlich an den dicken Kabeln und bei dem letztlichen Versuch sich zu befreien und anzugreifen, riss es alles aus dem Boden.

Eine Explosion, stark genug, dass sie Leviamon nicht nur vernichtete oder die Bohrinsel, sondern ihr enormer Druck erreichte MegaSeadramon und er wurde davon geschleudert. Touko hatte versucht sich festzuhalten, aber sie wurde von ihrem Digimon getrennt. Schnell, da der Schmerz in ihrer Lunge kaum mehr zu ertragen war, schwamm sie den restlichen Weg Richtung Licht.

Gerade als ihr die Luft ausging schaffte sie es an die Oberfläche, wo sie Lärm und hohe Wellen überraschten. Ihr wurde schwindlig, als sie fast panisch ihre Lungen wieder mit Luft füllte. Direkt vor ihr ging die Bohrinsel in Flammen und Rauch auf und versank im Wasser. Von ihrem Digimon keine Spur.

„MegaSeadramooon!“, schrie Touko. Die Wellen waren hoch, es war schwer sich im Wasser umzusehen. Dann sah sie ein bräunliches Digimon geschwächt im Wasser treiben.

„Bukamon! Bukamon, ich komme!“, rief Touko und wurde dabei von einer Welle erfasst. Sie hatte Mühen vorwärts zu kommen und obwohl sie und Bukamon weniger Meter trennten, fühlte es sich nach weit mehr an. Gerade, als ihr Digimon dabei war zu versinken, erreichte Touko hin, packte ihn an einer Flosse und zog ihren bewusstlosen Partner zu sich.

„Momooo! Halt dich fest!“, hörte sie Makuramon rufen, doch der Schatten über ihr und Bukamon war sicherlich nicht von ihm. Es war Megadramon, der über sie hinwegflog. Soichiro saß mit Renta auf seinem Rücken. Makuramon hatte sich mit einem Seil hinunterfallen lassen und hing nun kopfüber da, um nach Touko zu greifen. Sie streckte ihren Arm aus und Makuramon schnappte nach ihr, zog sie aus dem Wasser und mit ihnen im Arm, kletterte er das Seil wieder hoch.

„Momo... haben wir's geschafft?“

„Klar haben wir“, sagte Touko zu ihm geschwächten Digimon, mit bibbernder Stimme und blauverfärbten Lippen. Um sie etwas aufzuwärmen zog Renta seinen Pullunder aus und gab ihn Touko.

„Hier“, sagte er lächelnd. Touko nahm es an sich und bekam nicht mehr so ganz mit, wie auch Soichiro ihr seine Weste rüber warf, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war daran zu denken, dass Renta eigentlich ganz nett war und nicht so kompliziert, wie es Hisaki und Kouta waren. Sie schaffte es aber sich auch bei Soichiro zu bedanken.

„Ihr hattet Glück, dass wir gerade vorbei kamen.“

„Und wir freuen uns, aber was machen du und Megadramon hier?“, fragte Renta.

„Wir haben ein Problem“, antwortete Megadramon. „Wir kommen von der östlichen Sanitätsbasis. Der Feind hat Natsu mitgenommen.“

 
 

♬♭

 

Ehe sie zur Front geschickt wurden verhandelten die Kinder noch mit den Hohen Serums um einige Dinge, ansonsten würden sie den Dienst nicht antreten. Zu ihrem Glück war QueenChessmon bei diesen Verhandlungen dabei, ansonsten hätte Seraphimon sie noch unter den Tisch gezogen. Er bot ihnen an, sie von den Apartheidgesetzen freizusprechen und würde das auch schriftlich unterlegen, aber da hatte sich QueenChessmon eingemischt. Von den Apartheidsgesetzen freigesprochen zu werden war ein normaler Standard, schließlich könnten sie ansonsten nicht in die Armee. Als nach langem Hin und Her dann endlich jemand auf die Idee kam die Kinder zu fragen, was sie wollten hatten sie auch einen Einfall – die Rehabilitationskliniken schließen.

Anfangs hatten sie einen wirklich guten Nutzen. Digimon, deren Daten im Kampf beschädigt waren sollten behandelt werden, ehe sie von Viren befallen wurden, die Fähigkeit verloren zu digitieren oder ein Leben als Bug hätten fristen müssen. Als man jedoch um die Wirkung einer Pilzart, der Geierkrallen erfuhr und es schaffte aus ihren Daten, die die Erinnerungen von Digimon komplett löschte ein Serum zu entwickeln, wurde auch Virus-Digimon und auffällige Digimon dort eingewiesen, um gerebootet zu werden.

Die Kinder und deren Digimon hatten diese Rehabilitationskliniken oder auch Wiederherstellungsstationen bereits von innen gesehen. Die Viren ihrer Gruppe waren im Laufe der Jahre, die sie nun hier waren erwischt und gefangen genommen worden und waren der Giftspritze gerade noch entkommen. Seither haben die Digiritter jene Zentren und Stationen innerhalb der Sicheren Zonen überfallen und gefangene Digimon zur Flucht verholfen, ohne aber ein Digimon, dass den Serums diente zu töten, wenn es denn hat nicht sein müssen. Dieses nahezu pazifistische Verhalten war der einzige Grund, warum man sie nicht als Terroristen einstufte und sie entgingen so einer öffentlichen Hetzjagd.

Seraphimon gab klein bei und ließ diese Krankenstationen innerhalb der sicheren Zonen schließen. Jedoch gab es auch über die große Grenze hinweg solche Einrichtungen, die aber allesamt schon von feindlichen Truppen eingenommen worden waren. Und vor so einer standen Natsu und Kana.

„Gruslig...“, stöhnte Natsu, während er sich diese Gebäude ansah, dass nicht mehr wie ein Betonblock mitten im Wald war. „Sicher, dass wir hier die Gruppen von der Westfront treffen sollen?“

„Dem Telegramm nach, was wir bekommen haben ja.“

Nervös blickte Kana sich um. Mystimon stand vor der Eingangstür und sah hoch. Nichts machte den Anschein, als sei hier in letzter Zeit ein Digimon gewesen, dennoch hörte er etwas aus diesem Gebäude. Kana wurde kalt bei dem Anblick. Es war nicht aus Süßigkeiten gebaut, dennoch hatte sie das Gefühl, etwas an diesem Gebäude versuchte sie anzulocken und es wäre sicherlich eine Falle.

(Knusper Knusper Mäuschen wer knuspert da an meinem Häuschen?)

„Gretel!“, rief Lilamon, die zwischen ein paar Bäumen geflogen kam. „Ich habe alles abgesucht, aber niemand ist in der Nähe.“

„Das kann doch nicht sein. Der Treffpunkt war hier, ganz sicher.“

„Aber ich habe Stellen im Wald gefunden, die Anzeichen eines Kampfes aufweisen.“

„Dann ist irgendetwas gewaltig schief gelaufen“, nuschelte Natsu. Er widmete sich seinem Digimon, dass immer noch vor dem Eingang der Rehabilitationsstation stand.

„Was sagst du, Mystimon?“

„Ich höre etwas aus dem Inneren. Vielleicht finden wir hier etwas.“

„Gute Idee“, sagte Lilamon zustimmend, die Kinder protestierten.

„Aber das könnte gefährlich sein!“

„Gefährlicher wie das, was wir schon in diesem Krieg gesehen haben, Gretel?“

Lilamon wartete nicht, dass Kana ihr eine Antwort gab – sie wäre auch keine eingefallen – sondern öffnete mit Mystimon langsam die mit Pflanzen überwucherte Türe, die Kinder dicht hinter ihnen.

Man würde es von draußen kaum vermuten, aber das Innere war nicht verwittert. Diese Gebäude erinnerten an Krankeneinrichtungen. Keine modernen, eher wie jene Krankeneinrichtungen aus dem 19. Jahrhundert, der Boden in Schachbrettmuster gefliest, die Türen aus Holz, die der Zellen und Behandlungsräume aus Stahl. Doch die Räumlichkeiten selbst waren wie geleckt und fast schon steril sauber und beißend weiß. Es war zwar dunkel, aber wenn man es nicht besser wüsste könnte man glauben, hier würde noch gearbeitet werden.

Direkt vor ihnen ging es dir Treppe sowohl hoch wie runter, daneben zwei Gänge mit Behandlungszimmern. Die meisten Türen waren angelehnt und Mystimon und Lilamon lugten vorsichtig in diese, um zu sehen ob sich dort etwas oder jemand versteckte. Einige Türen quietschten und das Echo zog sich durch die gesamte Etage. Und zwischen dem Echo die Geräusche von Maschinen.

„Ich glaube, das kommt von unten“, murmelte Natsu. Man sah von der Treppe nur die ersten paar Stufen, der Rest wurde von der Dunkelheit verdeckt. Eine Treppe ins schwarze Nichts.

Mystimon und Lilamon steuerten direkt darauf zu und begannen in der Schwärze zu verschwinden, blieben aber stehen, als sie merkten dass ihre Partner ihnen nicht folgten.

„Kommt schon.“

„Wir...“, stammelte Kana nur, mehr bekam sie auch nicht heraus. Ihre Versetzung an die Front war nun schon fünfzehn Monate her und immer noch war sie damit überfordert. Sie und Natsu hatten das Glück weniger in den Kampfzonen aktiv zu sein. Hauptsächlich brachten sie Zivilisten und Verletzte zurück zur Grenze,wo sie schließlich Kouta übergeben wurden. Soichiro, der das Kommando für die Fluggarde hatte kam immer mal wieder zu ihnen, so wie er alle anderen Kampfzonen immer wieder abklapperte um nach den Rechten zu sehen.

Kana sah ihren Bruder kaum. Sie schob es auf eine Zwillings-Geschichte, aber ohne ihn fühlte sie sich hilflos. Dabei hatte Soichiro ihnen allen gezeigt, wie man mit einer Zwille richtig zielte - er war ja geübt -, Hisaki hatte sogar Ideen für Munition, damit sie in der Lage waren sich selbst zu verteidigen, und wenn es im Vergleich zu den Fähigkeiten ihrer Digimon wenig war. Kana hatte den Glauben, dass ihre Freunde es schafften ihren Digimon damit effektiv zu helfen. Der Glaube an sich selbst fehlte ihr jedoch weiterhin.

Wieso konnte dieser Krieg nicht einfach enden? Es war so sinnlos und schon zu viele Digimon gestorben.

„Okay. Gehen wir“, sagte Natsu, wenn er auch mehr seufzte und zwang sich dazu weiter zu gehen. Ein langer Blick in die Augen seines Digimon beschleunigte sein Tempo. Kana blieb immer noch stehen.

„Du auch, Gretel.“

„Aber wenn da unten etwas ist, Lilamon? Was schlimmes? Etwas mächtiges?“, stotterte sie und schluckte.

„Darum sind wir hier ja. Selbst wenn, machen wir es fertig.“

Lilamon streckte Kana ihre Hand hin, die nicht mehr wie eine Blüte war. Kana umklammerte eine der Blütenblätter und als Lilamon die andere noch um die ihrer Partnerin schloss stiegen sie in die unteren Etagen hinab. Bereits hier, wenn man sich an die Dunkelheit gewöhnte sah man die Rohre, die aus den Wänden ragten und dann wieder in diese verschwanden. Das Geräusch, ein Rattern, wurde immer lauter. Der schwere Geruch von Eisen lag in der Luft. Hier waren vor kurzem Digimon gestorben.

Die Treppe endete vor einer schweren Metalltüre und auch sie war offen. Allein das bereitete ein Brennen in der Magengegend, zusammen mit diesem schwarzen Rauch, der über den Boden streifte. Das Licht in diesem Raum war an. Zuvor musste das der Heizungskeller oder etwas in der Richtung gewesen sein, nun aber stand da eine überaus abstrakte Maschine mitten im Raum, die überhaupt nicht zu dem allen passte. Ein komisches, quadratisches Ding in das Haken, die über Schienen die Decke entlang und hinunter fuhren. Von der einen Seite fuhren sie hinein, um auf der anderen Seite wieder herauszukommen. Und mit brachten sie schwarze Ringe, ähnlich wie die Heiligen Ringe, die sie von den Engel-Digimon kannten. Und von diesen Ringen hingen duzende an der Wand wie rohes Fleisch an einem Fleischerhaken.

„Was ist das hier?“, fragte Natsu laut. „Für was brauchen die Serums das?“

„Ich glaube nicht, dass das von den Serums kommt“, vermutete Mystimon und ging zu der rätselhaften Apparatur. Er schlug einmal gegen das Gehäuse und ein Teil der Seite fiel heraus. Nun sah man auch das Innenleben der Maschine. Alles war voll mit schwarzen Zahnrädern.

„Die Dunkelheit hat die Zahnräder verfärbt. Man spürt die dunkle Energie ganz deutlich“, stellte Lilamon fest, weiter mit Kana an der Hand. „Die Virus-Truppen haben das also aufgestellt.“

„Nicht nur. Schaut euch mal dieses Emblem hier an“, sagte Mystimon weiter und zeigte der Gruppe die Innenseite der Metallplatte, die herausgefallen war. In einer Ecke war ein Emblem zu sehen. Ein umgedrehtes Pik in einem Zahnrad.

„Das ist das Zeichen von QueenChessmon“, sagte Kana entsetzt, Lilamon verschränkte ihre Arme.

„Kein Wunder, dass Cherubimon sie so auf dem Kerbholz hat, wenn sie solche Maschinen für den Feind baute.“

„Aber was macht sie?“, fragte Kana weiter. Natsu begann bereits die Maschine zu umrunden und auf den einzigen, kleinen Monitor zu schauen. Die Schrift war in Digimojis geschrieben, die alte Schrift, die Wisemon ihnen beigebracht hatte.

„Na ja, was machen die Maschinen von QueenChessmon? Sie stellen Teile von Maschinen-Digimon und Waffen wieder her, wenn sie schwer beschädigt wurden. Nur das die hier Heilige Ringe herstellt.“

„Und für was brauchen die Viren Heilige Ringe? Was sagst du, Mystimon?“

Er antwortete Lilamon nicht. Keiner hatte gemerkt, dass der schwarze Qualm im Raum gestiegen war und Mystimon seitdem etwas weggetreten schien. Natsu schob es darauf, dass sein Partner nur nachdachte. Candlemon hing sehr an Wisemon und wollte auch so klug und erfinderisch sein. Eine Leidenschaft, die er mit Natsu und Soichiro teilte, die gerne Dinge zusammenbauten, zu Dorumons Faszination (seine Hände waren ja zu klein und er schaffte es nur gerade so mit einer Klarinette umzugehen, aber er schaute gerne zu). Langsam ging Lilamon zu ihm hin.

„Hey, jemand zu Hause?“, rief sie und wedelte mit ihren Armen vor Mystimons Gesicht. Sein Blick blieb leer, um so unerwarteter war es, als Mystimon mit seinem Schwert auf Lilamon einschlug, von ihrem Liliendegen aber noch abgeblockt wurde.

„Mystimon, was soll das? Warum greifst du Lilamon an?“, sagte Natsu verständnislos. Mystimon reagierte nicht, sondern starrte mit leeren Augen auf die beiden Kindern, die schützend hinter Lilamon standen. Kana glaubte für einen Moment ein Lachen zu hören, während ihr zeitgleich auffiel, wie komisch dieser Nebel in diesem Raum eigentlich war. Wieso war der hier überhaupt?

Wieder dieses Lachen. Eine Frauenstimme.

Die Ringe an de Haken bewegten sich. Sie begannen zu schweben, trieben erst langsam und ziellos in der Luft und als Kana wieder diese Frauenstimme lachen hörte, leuchteten die Digimojis auf und der Schwarm steuerte zielgerichtet auf Lilamon zu.

„Vorsicht!“, rief Lilamon und warf Kana zur Seite ehe sie auswich. Sie feuerte einen Lilienregen ab und tatsächlich blieben die Ringe erst in der Luft schweben. Als es aber den Anschein machte, die dunklen Kräfte in ihnen seien versiegt, leuchteten die Schriftzeichen auf ihnen auf und umkreisten Lilamon wie ein Wespenschwarm. Erschrocken ergriff Lilamon schließlich die Flucht, bedacht, sich nicht von den Ringen erwischen zu lassen, die sich um ihren Hals oder die Arme schlingen wollten.

Kana war derweil wieder aufgestanden und wollte nach ihrer Zwille greifen um ihrem Digimon helfen, dann aber manifestierte sich das Digimon vor ihr, deren Stimme sie und Natsu schon gehört hatten. Eine schöne, schwarzhaarige Frau, die viel zu menschlich aussah um ein Digimon zu sein, wäre dieses Dämonische nicht. Ihre violetten Lippen umspielte ein düsteres Lächeln, dass sie der verängstigten Kana schenkte. Das Digimon war ein Dämonenkönig. Lilithmon.

Um den Hals dieses Digimon lag ebenfalls ein schwarzer Ring, wie um den Arm der Hand, die sie nach Kana ausstreckte, in ihre Haare vergrub und das Mädchen daran zog, selbst als sie vor Schmerz schrie.

„Halt durch, Gretel!“, rief Natsu, stürmte mit dem gezückten Digivice auf sie und Lilithmon zu. Der besessene Mystimon jedoch holte mit dem Schwert aus um Natsu aufzuhalten, Lilamon aber schnappte sich den Jungen und floh nun mit ihm im Arm von den schwarzen Ringen. Der schwarze Schwarm und Mystimon trieben sie in eine Ecke. Lilamon versuchte mit einem Lilienregen zumindest die Schwarzen Ringe von sich fern zu halten, doch Mystimon brannte mit seinem Schwert alles nieder.

„Los, Mystimon, töte sie“, forderte Lilithmon auf und packte dabei Kana fester an den Haaren.

„Nein! Lilamon!“, schrie Kana verzweifelt, gerade als die schwarzen Ringe sich um sie legen wollten und Mystimon noch einmal ausholte. Dazwischen nur der neunjährige Natsu, der bis zu dem Moment, wo er sein Pabumon bekam vor so ziemlich alles und jedem Angst hatte und Kana damit sehr ähnlich war.

Aber sie so zu sehen und sein Digimon, dass sich gegen Lilithmons Bann nicht wehren konnte löste in ihn einen Funken Mut aus – und er hob sein Digivice hoch.

Das orangene Licht stoppte Mystimon und die schwarzen Ringe, die daraufhin auf den Boden fielen, liegen blieben und sogar zerbrachen. Nicht nur das Licht, auch das Geräusch, dass verdächtig nach einer Trompete klang wirkte sich sogar auf Lilithmon aus. Es blendete, die Musik für sie wie das Kratzen von Fingernägeln auf einer Tafel und Kana konnte sich aus ihren Griff befreien.

„Nimm das, Hexe!“, brüllte Kana das Dämonen-Digimon an und hielt ihr ihr Digivice vor die Nase, aus dem, neben den Klängen einer Flöte rosarotes Licht strömte. Die Schrift auf den Ringen leuchtete auf. Lilithmon versuchte das Mädchen von sich zu stoßen oder sie zu kratzen. Zweimal traf sie Kana, einmal am Arm und einmal im Gesicht und hinterließen blutige Kratzer, aber sie hielt ihr Digivice Lilithmon weiter vor die Nase.

Rosenwunder!“, rief Lilamon und zielte dabei nicht auf Lilithmon selbst, sondern auch die schwarzen Ringe. Sie zerbrach, genau wie die Ringe, die zuvor Lilamon verfolgt hatten und Lilithmon ließ unter Geschrei Kana los. Sie krümmte sich auf dem Boden, wimmerte und als dieses Wimmern verstummte digitierte sie zurück. Das schwarze Haar wurde blond, die schwarzen Flügel weiß. Ein Angewomon lag nun vor Kana, während ihr Adrenalinschub nachließ und sie mit zitternden Beinen auf die Knie ging.

„Das hast du so gut gemacht!“, jubelte Lilamon und nahm Kana feste in den Arm. Sie war so geschockt, dass sie nicht einmal merkte wie stark der Fliedergeruch ihres Digimon war. Mystimon, erst verwirrt, als er von Lilithmons Bann erlöst wurde, kniete mit Natsu neben Angewomon. Er legte einen Arm um sie, um sie aufzurichten. In dem Moment kam sie zu sich.

„Geht's dir wieder gut?“, fragte Natsu dass immer noch etwas benommene Angewomon.

„Ich... glaube ja.“

„Gehörst du zu der Truppe, die uns das Telegramm geschickt hat?“, fragte Kana.

„Nein. Diese Truppe gab es nie. Es war eine Fall des Feindes, um Soldaten der Serumischen Armee hierher zu locken. Ich und noch andere Angewomon kamen vor euch hier an. Die schwarzen Ringe wurden plötzlich aktiviert und... -", Angewomon versteckte ihr Gesicht in den Händen, „ - es tut mir Leid! Wir konnten uns nicht gegen die Macht der Dunkelheit wehren. Die Ringe zwangen uns zu digitieren.“

„Ist schon gut“, tröstete Lilamon sie und klopfte ihr tröstlich auf die Schultern.

„Was ist mit den anderen Angewomon passiert?“, fragte Natsu. Angewomon, noch immer schwach senkte den Blick.

„Sie... sie haben die Schwarze Digitation nicht überlebt. Sie verloren die Kontrolle und die Dunkelheit fraß sie auf. Es war... Ich schäme mich so zugelassen zu haben, dass die Dunkelheit mich kontrolliert.“

„Schäm dich nicht. Es waren die Ringe, nicht du selbst“, redete Mystimon weiter auf Angewomon ein. Zusammen mit Lilamon halfen sie ihr wieder auf die Beine und stützten sie ab.

„Wir bringen dich zur nächstgelegenen Sanitätsbasis, damit du wieder gesund wirst“, sagte Lilamon möglichst aufmunternd zu ihr, wunderte sich aber dann, warum sie ihren eigenen Atem sehen konnte. Die Temperatur war schlagartig gesunken.

„Passt auf!“, rief Mystimon und warf Lilamon und Angewomon zur Seite, kurz bevor eine spitze Eissäule, die aus dem Boden ragte sie durchbohrte. In dem geschlossenen Raum zog ein starker Wind auf. Große, spitze Eissperre flogen umher, direkt auf die Digimon zu, doch Mystimon konnte sie mit einem Schwung mit seinem brennenden Schwert abwehren.

„Warte, ich helfe dir!“

„Lass gut sein, Lilamon! Pass auf Angewomon auf!“, rief Mystimon zurück. Dann wurde er plötzlich starr. Hinter ihm war ein Digimon aufgetaucht, dass seine Klauen in den Rücken bohrte.

Eiskralle!“

Mystimon schrie. Sein Körper gefror von innen heraus und gerade, als sich Frost auf seiner Haut absetzt, fiel erst sein Schwert dann er selbst zu Boden. Schließlich digitierte er zu Motimon zurück.

„Motimon, Nein!“, weinte Natsu und lief zu seinem Partner, ignorierte aber das weiße, teuflisch aussehende Digimon vor ihm. Kana, die Lilamon und Angewomon half rief noch, dass er weggehen sollte, doch ehe er reagieren konnte packte dieses schneeweiße Digimon ihm am Kragen, mit Augen wie Eis und einem boshaften Grinsen. Lilamon feuerte noch einen Lilienregen ab, der von einem beißenden kalten Wind abgeblockt wurde. Schnee verdeckte ihre Sicht. Als der Sturm nachließ, war dieses Digimon mit Natsu und Motimon verschwunden.
 

 

Zwischen der Grenze und dem dunklen Meer befand sich fast nur Ödland. Einst sogar ein bewohnbares Stück Digiwelt, nun verkommen durch die Dunkelheit und die Schlachten, die auf dieser Erde ausgetragen wurden. Da das Land ebben war, konnte man bis zum Horizont kämpfende Digimon beobachten. Wind trug Datenrest umher, die Überbleibsel gefallener Digimon und mit ihnen das Echo ihrer Schreie.

Eine Truppe, die viele Soldaten der Serumischen Armee in ihre Ursprungsdaten verwandelte rückte immer näher ins feindliche Territorium und hinterließ eine Spur der Zerstörung.

Ein DemiDevimon half einem Artgenossen auf. Der Angriff eines der vielen Armor-Level der Serums hatte es vom Himmel geholt. Besagte Digimon waren von den Karatenmon getötet worden, unter denen die beiden DemiDevimon dienten, diese ließen ihren verwundeten Kameraden jedoch zurück.

„Komm, halte durch!“, redete das DemiDevimon auf es ein. Es schaffte nicht aufzustehen, auch nicht als DemiDevimon es stützte. Ein Flügel war gebrochen. Es krümmte sich vor Schmerz.

„Lass es liegen. Geh weiter!“

Der Schatten, der sich um sie herum erstreckte ließ beide DemiDevimon schlucken. Ihr Herr und Meister, Barbamon schwebte über ihnen.

„Aber er ist verletzt, Meister. Bitte erlaubt mir ihn zum Stützpunkt zurück zu bringen.“

„Unsere Basis ist zu weit entfernt. Und jede verfügbare Kraft wird an der Front gebraucht, egal ob Soldat oder Sanitäter.“

Barbamons Stimme war rau, kratzig und tief und wie ein entsetzlicher Bass brachte diese Stimme die beiden DemiDevimon zum schlottern.

„Lass es zurück und geh wieder in den Kampf, sonst -!“

Kaum dass Barbamon zum Schlag ausholte, hielt er inne. Etwas flog direkt auf ihn zu. Ein Digimon in Weiß, mit ebenso weißen Flügeln.

„Tse. Als ob ein einziger Serum es mit mir aufnehmen könnte“, knurrte Barbamon, unbeeindruckt wie ernst und entschlossen dieses Digimon ihn ansah. PriestAngemon blieb stumm, das Schwert erhoben – wie ungewöhnlich, waren PriestAngemon doch bei weitem pazifistischer und diplomatischer wie ihr energischeres Gegenstück MagnaAngemon. Kurz nahm dieses Engel-Digimon auch die beiden DemiDevimon in den Fokus, die vor einem heiligen Serum mehr Angst hatten, als vor ihrem Meister.

„Schaff dich fort, wenn du nicht enden willst wie deine Artgenossen! Höllenflamme!

PriestAngemon war Barbamon ausgewichen, ehe die Flammen ihn auch nur streifen konnten. Aber Barbamon war schnell und hatte die Reflexe eines Raubtiers. Es gelang PriestAngemon überhaupt nicht, nur irgendwie in seine Nähe zu kommen, zu viele Flammen kamen ihm entgegen.

„Ich habe keine Zeit für dich, Grünschnabel! Flieh, wenn du nicht das Schicksal anderer Engel-Digimon teilen willst und es täte dir gut, wenn du diese Chance ergreifst.“

„Ein großzügiges Angebot für einen Dämon. Aber spart Euch das für ein Digimon auf, dass es nötiger hat“, sagte PriestAngemon und lächelte hochmütig.

„Tse. Wie du willst! Pandämonium Fe-!

Schwärze und ein Brennen in den Augen stoppte Barbamon kurzzeitig. Mehrmals rieb er sich die Augen, bis er wieder etwas sehen konnte. Seine Hand und der Ärmel seines Gewandes waren pechschwarz. Tinte.

„Nenn meinen Partner nie wieder Grünschnabel, hast du gehört?!“

Hisaki stand vor den beiden DemiDevimon. In seiner Hand hielt er eine Zwille, in der anderen kleine Flaschen, unter anderem gefüllt mit Pfeffer, mit der er auf Barbamon zielte.

„E-Ein Mensch? Die Serums verlassen sich allen Ernstes auf einen Menschen?!“, brüllte Barbamon. Hisaki spann eines der Gläschen in die Zwille und feuerte damit erneut auf Barbamon. Doch ein Flammenstrahl von seinem Stab reichte um diesen armseligen Angriff auf ihn abzuwehren. Ehe er einen zweiten Strahl abfeuerte, tauchte aber PriestAngemon wieder vor ihm auf und stellte sich zwischen ihn und Hisaki.

„Jetzt verstehe ich. Ich habe von solchen Digimon gehört. Du bist das Schoßtier dieses Menschen. Du warst einmal ein Virus-Typ. Ich rieche es. Wirklich ein Jammer, zu was dich dieser Mensch gemacht hat. Aber ich erlöse dich gerne von diesem mitleiderregenden Dasein. Pandämonium Feuer!

Das Feuer, dass aus Barbamons Zepter raste wie Kometen auf PriestAngemon und folgten ihm sogar, als er versuchte aus ihrer Bahn zu fliehen. Hisaki mit der Zwille möglichst hinterher. Über eine größere Entfernung feuerte Barbamon weiter auf PriestAngemon und vorerst bemerkte er nicht, dass dieses Manöver mehr war, wie nur Flucht.

Himmelstor!“, rief er und um Barbamon erschien nicht nur ein, sondern vier Tore, die PriestAngemon bei seinen Ausweichmanövern gezogen hatte. Die goldenen Tore öffneten sich. Licht umzingelte Barbamon, bis aber ein Lichtstrahl ihn traf, wirbelte er einmal mit seinem Zepter umher und das Feuer verschlangen erst die Lichtstrahlen, dann zerstörten sie die Tore. Das Himmelstor, dass PriestAngemon direkt vor sich beschwor verschlang die dunkle Energie, doch war Barbamons Kraft so gewaltig, dass er Probleme hatte, das Tor offen zu halten.

„Jetzt, Alice!“, rief PriestAngemon zu Hisaki hinunter. Bis Barbamon jedoch begriff, was dies bedeutete, spannte Hisaki bereits sein leuchtendes Digivice, aus dem eine Klaviermelodie kam in die Zwille und das kleine Gerät flog Barbamon entgegen. Das Leuchten wurde stärker, je näher es dem Dämonen-Digimon kam. Das Licht brannte in den Augen, schlimmer wie die Tinte und die Melodie war wie das Hämmern eines Presslufthammers in Barbamons Ohren. Das Licht und die Musik paralysierte ihn.

Das war für PriestAngemon die Chance. Das Himmelstor schloss sich und mit erhobenen Schwert flog er auf Barbamon zu, dass Dämonen-Digimon jedoch bemerkte den Angriff, trotz dass das Licht des Digivice ihn lähmte. Er schaffte es noch Flammen aus dem Zepter zu schießen, die PriestAngemon in dem Moment trafen, als er mit seinem Schwert Barbamon einen seiner sechs Schwingen und einen Teil seines Mantels durchschnitt. PriestAngemon konnte sich noch in der Luft halten, Barbamon hingegen fiel und landete schließlich etwas weiter weg vom Ort des Geschehens.

„Ihr bleibt hier, ja? Das ist zu gefährlich“, sagte Hisaki zu den beiden DemiDevimon, die noch immer versuchten das Geschehe zu verarbeiten und nicht ganz glauben konnten, dass der Feind ihnen half. Sie erwarteten, dass es ein Hinterhalt sei, aber dieses Kind hatte etwas Ehrliches in den Augen, also verwarfen sie ihren Verdacht und sahen zu, wie Hisaki zu Barbamons Absturzstelle lief.

Gerade als er sie erreicht hatte landete PriestAngemon neben ihm und hielt Hisaki fest, um ihn daran zu hindern weiterzugehen. Hisaki verstand erst nicht was mit PriestAngemon los war. Beide starrten geradeaus, wo sich zwischen Staubwolken ein Digimon krümmte.

Es war das Digimon, dass sie attackiert hatte, man sah die Verletzungen noch, aber es sah nicht mehr so aus. Vermutlich konnte es sein Mega-Level nicht mehr halten und digitierte zurück. Das Digimon vor ihnen sah nicht mehr aus wie ein alter Magier. Eher wie ein junger Mann, blond und nicht nur blass, sondern richtig bleich und es hielt sich den schwarzen Umhang vors Gesicht. Es schien in diesen Teil Gehennas kaum Sonne, doch geschwächt wie dieses Digimon war reichte bereits das bisschen Helligkeit, um ihm Schmerzen zu bereiten.

Während PriestAngemon und dieses Myotismon sich anstarrten hatte besagtes Engel-Digimon nicht nur das Gefühl, es liefe ihm eiskalt den Rücken runter, sondern sämtliche, finstere Präsenz, die alles hier erfüllte, kroch über seinen Körper, um schließlich sein Herz zu erfassen. Er hatte keine Angst, nicht wirklich – aber dieses untote Digimon bereitete ihm, warum auch immer, Unbehagen.

„PriestAngemon, was ist das für ein Digimon?“, fragte Hisaki seinen Partner.

„Dieses Digimon hört auf den Namen Myotismon. Halte bloß Abstand. Dem darf man nicht eine Sekunde trauen.“

PriestAngemon rückte Hisaki weiter hinter sich. Myotismon grinste, dabei ließ er den Umhang etwas sinken und offenbarte seine langen Zähne. Und dann wusste Hisaki auch, was das vor ihnen war. Dracula oder Vampire wie man sie sich in den USA oder Europa vorstelle kannte Hisaki kaum. Aber Renta war mit seiner Familie schon in die Vereinigten Staaten gereist und hatte Comichefte gekauft, in denen Hisaki auch rumblättern durfte. Comics von der SPIDERMAN und X-MEN (Renta sagte, die wären dort der absolute Hit), aber auch ein paar Exemplare der TALES FROM THE CRYPT-Reihe. Da war auch so einer dabei. Ein Gentleman mit langen Zähnen, der fast so aussah wie dieses Digimon.

„Hör an. Als Dämonenkönig wolltest du dich mit mir messen, nun aber, wo ich gezwungen war zurückzudigitieren fürchtest du mich?“

„Die Digimon, die mich aufzogen erzählten von deiner Sorte. So unscheinbar ihr wirkt, um so durchtriebener seid ihr“, rief PriestAngemon zurück und versuchte nicht zu zeigen, dass er aufgebracht war. Dieses Digimon gefiel ihm nicht. Er glaubte, die stechenden, blauen Augen dieses Myotismon würde in seine Seele blicken.

„Solche Worte von einem Digimon, dass einst ein Virus war“, lachte Myotismon mit deutlichen Hohn. „Wie arrogant. Hältst du dich, nun, da du diese Gestalt hast für etwas besseres? Dabei gibst du einen solch jämmerlichen Anblick ab. Du gehörst weder zu den Viren, noch zu den Serums. Muss ein trauriges Leben sein.“

„Versuch weiter mich zu verunsichern, es wird scheitern. Ich weiß, wo ich hingehöre. Die heiße Luft, die du verschwendest zieht bei mir nicht.“

„Du gehörst zu diesem Mensch? Ist er dir wichtig?“

PriestAngemon verschwand neben Hisaki und tauchte im selben Moment vor Myotismon wieder auf. Sie starrten sich an, PriestAngemon wütend, Myotismon amüsiert und wenn sie nicht unterschiedlicher hätten sein können, sah es für Hisaki aus, als starrte PriestAngemon seinen eigenen Schatten an. Er schnaufte, dann hob er langsam sein Schwert, bis die Spitze Myotismons Hals berührte. Doch er grinste weiter.

„Du gefällst mir. Du bist nicht so impulsiv und behältst einen kühlen Kopf. Die anderen Digimon, die frisch digitieren oder befördert werden neigen zu Übermut.“

„Komm einfach mit, wenn du nicht gepfählt werden willst. Wenn du dich an die Regeln hältst, hast du die Chance auf einen fairen Prozess. Kapitulation statt Todesstrafe. Bei deiner Verletzung würde ich dir empfehlen den Handel einzugehen.“

Myotismon antwortete ihm nicht, doch das Grinsen blieb. Er versuchte irgendwas aus PriestAngemon herauslesen, doch dieses Digimon war absolut undurchsichtig. Im Geiste sah Myotismon seine Augen, erkannte aber nichts. Schnee versperrte die Sicht, der aber langsam und sachte fiel. Wer darin etwas finden konnte, schien einzig und allein dieser Mensch zu sein, den alle nur Alice nannten.

„So besonnen und redlich, und doch so blauäugig. Du hast noch viel zu lernen. Albtraumkralle!

PriestAngemon hielt sein Schwert fest, als Myotismon versuchte es ihm aus der Hand zu schlagen, doch dafür wickelte sich die Albtraumkralle um seinen Arm, eine zweite um dessen Beine. Myotismon erhob sich mit ihn in die Luft, holte aus und warf PriestAngemon so weit er konnte fort und direkt zu Boden. Er blieb liegen. Myotismon wollte erneut angreifen, da fuhr wieder der Schmerz durch seinen Arm. Das Flackern, ausgelöst durch beschädigte Daten, hatte sich nun bis zu seinem Torso ausgebreitet.

„PriestAngemon!“, rief Hisaki und trotz das eine Staubwolke seine Sicht trübte, rannte er los, bis jemand vor ihm auftauchte. Erst dachte er, die blonden Haare und die blauen Augen gehörten seinem Digimon, doch es war Myotismon, der vor ihm stand, ihm am Kragen packte und hochhob.

„Das ist also ein Mensch. Versteh einer, was an euch so besonders sein soll“, grinste Myotismon Hisaki an. Er konnte diesem Digimon direkt in die Augen sehen. Sein Atem traf in sein Gesicht und der Geruch von Tod, der dieser mit sich brachte kratzte in Hisakis Atemwegen. Er hustete.

„Wie überaus praktisch, dass mir die Serums den Schlüssel auf einem Silbertablett präsentieren. Dragomon kann sich ja weiter mit seinen Weltverbesserungsplänen rumschlagen, während ich mich wieder meiner ursprünglichen Bestimmung widme. Also zeige mir wo das Tor in deine Welt ist und wie man es öffnet.“

„Du kannst mich!“, brüllte Hisaki ihn an. Myotismon lächelte zwar, seine Augen offenbarten seinen Zorn jedoch. Gewaltsam zog er Hisakis Kopf zurück und er sah im Augenwinkel, wie die langen Zähne dieses Digimon direkt auf seinen Hals zusteuerten. In der Not griff Hisaki in die Hosentaschen, nahm so viele der kleinen Glasflächen, die er nehmen konnte und schlug sie Myotismon an den Kopf. Sein Glück war, dass neben dem Pfeffer und Chili auch Knoblauchpulver dabei war und schreiend warf Myotismon ihn auf den Boden, die Augen tränenden von den scharfen Gewürzen.

„Du verfluchtes...“, knurrte er Hisaki an. Ehe Myotismon angreifen konnte, hielt ihn ein Lichtstrahl erneut in Schach. Über Hisaki schwebten Oberleutnant Nefertimon in Begleitung zweier Quetzalmon. Das Licht entstammte auf ihren Emblemen, die sie sowohl als Absolventen der Akademie und Mitglieder der Serumischen Armee auszeichnete, wie auch, dass sie unter dem Schutz eines Sefirot standen.

Myotismon krümmte sich. Das Flackern wurde stärker.

„Ergib dich. Du hältst ohnehin nicht mehr lange durch, du wirst deiner Strafe nicht entkommen“, rief Nefertimon hinunter. „Glaubt ihr wirklich, ich ergebe mich so leicht?“

Als Myotismon seinen Umhang zur Seite warf, den er sich erst schützend vor sein Gesicht gehalten hatte zog ein Sturm auf. Sand und Staub traf die Soldaten, ihr Licht kaum mehr sichtbar. Die Armor-Digimon konnten sich kaum in der Luft halten, selbst Hisaki, der auf festen Boden stand fiel fast um.

Gruselflügel!“

Das Pfeifen von Fledermäusen hörte Hisaki noch, aber daraufhin geschah nichts. Dann hörte der Sturm auf und als Hisaki die Arme von seinem Gesicht nahm, sah er PriestAngemon vor Myotismon stehen. Nicht nur, dass er den Angriff dieses Digimon abgewehrte, er hatte diese kleinen Moment der Unachtsamkeit ausgenutzt und Myotismon mit dem Schwert attackiert. Die Klinge steckte tief im Brustkorb und mit Entsetzen und Unglauben blickte das Vampir-Digimon hinab. Erst blieb er bewegungslos, dann sackte der Körper in sich zusammen, aber er stützte sich an PriestAngemon ab. Jedoch schien es eher, als würde dieses Myotismon PriestAngemon fast brüderlich umarmen.

„Ich danke dir, mein Freund“, sagte Myotismon kaum hörbar. Seine Worte klangen nach purem Sarkasmus, gleichzeitig aber wirkte er erleichtert.

„Wenigstens... hab ich für eine Sekunde die Qual des Hungers... und die Leere nicht mehr spüren müssen.“

Immer noch mit dem leisen Ausdruck von Erleichterung im Gesicht zerfielen die Daten, begleitet von dem Geruch eines Grabes, der PriestAngemon direkt ins Gesicht klatschte. Doch dieser Geruch war modrig und schwer, wie die Luft einer alten Gruft, die man nach Jahren öffnete. Nicht nach schneebedeckter Graberde, die man mit Blumen zierte, nicht frisch, nicht nach verschneiten Wäldern in der kalten Winterzeit, wie es einem Tages bei ihm selbst sein würde.

„Sehr gut“, lobte eines der Nefertimon über den beiden und landete zwischen Hisaki und PriestAngemon. „Es ist besser solche Digimon vorher zu eliminieren, statt sie gefangen zu nehmen. Bei Digimon wie diesem darf man nichts riskieren.“

„Warum?“, fragte Hisaki vorsichtig. Der Schreck, so sah man ihm an, lag ihm noch in den Knochen.

„Myotismon sind machthungrige Digimon. Blutsauger und Kannibalen. Erst fressen sie sich voll, um dann ihre zwielichtige Gestalt wie eine Puppe zu verlassen, um schließlich zu einem noch machthungrigeren, aber stärkeren Monstrum zu digitieren. Wenn nicht sogar stärker als die Dämonenkönige.“

Hisaki betrachtete PriestAngemon unauffällig und wenn auch noch immer der Helm im Weg war, schien es, als würden sie sich in die Augen sehen und genau wissen, was der andere über diese Aussage dachte. Die Dämonenkönig galten bereits als die stärkste Macht, die aktuell in den dunklen Ecken der Digiwelt existierte. Die Vorstellung aber, dass es noch etwas Stärkeres geben könnte klang für Hisaki kaum vorstellbar. Und beängstigend.

„Um so besser ist es, wenn man sie los wird, ehe sie sich satt gefressen haben.“

„Ich habe ihn nicht deswegen getötet“, unterbrach PriestAngemon Nefertimon. Ihre Mine war grundsätzlich steif und doch glaubte Hisaki wie den Hauch einen nonverbalen Reaktion ihrerseits vernommen zu haben.

„Wie bitte?“

„Er war zu geschwächt. Eine Gefangenschaft hätte er genauso wenig überlebt wie eine Flucht oder einen Kampf. Ich wollte nur, dass es schnell geht“, sagte PriestAngemon. Er klang nicht reumütig, eher als täte es ihm Leid. Oder, dass er das gerne vermieden hätte.

Hisaki und Tsukaimon waren schon so lange an der Front und wie die anderen Kindern und ihre Digimon wurden sie das Kämpfen Leid. Ihr Zeitgefühl war komplett dahin, denn hier wo es fast immer dunkel war konnte man schwer sagen, wann Tag und Nacht war und im Affekt das Kampfes vergaß man biologische Bedürfnisse mal. Keine Ahnung wie lange sie nun im Krieg waren. Eins? Fast zwei Jahre?

„Spart Euch Euer Mitgefühl, Hauptmann. Diese Kreatur hätte auch keines mit Euch“, antwortete Nefertimon kühl. PriestAngemon würdigte sie keines Blickes mehr, erst wieder als er die beiden DemiDevimon in der Ferne sah, die ängstlich dastanden, nicht wissend, was mit ihnen nun geschah.

„Nefertimon, bring die beiden zur Basis.“

„Es sind feindliche Truppen, Hauptmann.“

„Willst du dich meinen Befehl widersetzen?“, brummte PriestAngemon.

„Ich halte es schlicht für eine schlechte Idee. Feindliche Truppen gehören eliminiert.“

„Eines ist ein verletzter Soldat ohne hohen Rang, das andere nur ein Sanitäter, damit sind sie Zivilisten. Und Zivilisten werden nicht getötet. Bringt sie zur Basis und versorgt sie. Anschließend werden sie zur Auffangstation gebracht. Sobald ich und Alice hier fertig sind, komme ich zurück und möchte mich persönlich nach ihnen erkundigen. Also versorgt sie angemessen.“

Nefertiemon nuschelte nur ein Jawohl. Die Quetzalmon flogen zu den beiden DemiDevimon hin. Sie hatten nur vage mitbekommen, was PriestAngemon befohlen hatte, doch da sowohl er, als auch dieser Mensch ihnen geholfen hatten, flogen sie mit den Armor-Digimon mit. Nefertimon folgte ihnen, ohne ihrem Hauptmann noch einmal anzusehen. Hisaki konnte nur spekulieren, ob aus Angst oder Abscheu. Alle wussten, dass ihr Hautmann ein Rookie vom Typus Virus war, gegen die Rassengesetze verstieß und dass er nicht nur in der Armee zugelassen wurde, sondern es auch geschafft hatte sich als Hauptmann durchzusetzen ging ihnen gegen den Strich.

PriestAngemon kümmerte es wenig. Er stand in der Hierarchie über ihnen, dafür hatten er und Hisaki hart gekämpft und das Kampfverhalten des Feindes studiert und mehr dachte PriestAngemon sich dabei nicht. Zu den heiligen Digimon, nicht mal zu denen die wie er Piddomon waren fühlte er Verbundenheit, wie bei anderen Tsukaimon schon. Einzig wichtig war für ihn Hisaki.

„Ich fand es toll, dass du ihm helfen wolltest“, sagte Hisaki zu seinem Digimon, dessen Haltung den Eindruck erweckte, dass er sich Fragen stellte und diese ununterbrochen in seinem Kopf kreisten, wie so manches, was er hier im Krieg erlebt und erfahren musste.

„Trotzdem habe ich ihn vernichtet. Ich habe nicht anders gehandelt wie die Generäle der Serumischen Armee.“

„Hättest du es bei einem anderen Digimon auch getan, wenn die Situation die gleiche wäre?“

PriestAngemon schwieg kurz, dann nickte er langsam.

„Na siehst du. Genauso ist Gerechtigkeit. Und du hast ihn nicht getötet, sondern seine Schmerzen verkürzt. Seraphimon und die anderen heiligen Digimon hätten das nicht gemacht. Nicht aus diesem Grund. Denen wäre es absolut egal gewesen, wie er stirbt. Du bist viel ehrlicher als sie“, sagte Hisaki in fester Überzeugung, von der sich PriestAngemon nur bedingt anstecken ließ. Doch er dachte lange und sehr intensiv nach. Seit er es schaffte auf das Ultra-Level zu digitieren machte er sich viele Gedanken um gewisse Gegebenheit. Vielleicht hatte Hisaki diese Eigenschaft vererbt, als er damals das Tamagotchi in die Hand nahm. Und gerade weil PriestAngemon so viel nachdachte, hatte es ihnen mehr wie nur einmal geholfen, sei es gegen den Feind, sei es weil die Soldaten anfangs versuchten, Tsukaimon zu mobben. Hatten ihn Haustier geschimpft. Nun siezten diese Digimon ihn und sprachen ihn ehrfürchtig mit Hauptmann an, weil er sich nie etwas draus gemacht hatte. Er war wie er war, dass hatte er vollst akzeptiert und trug das Aushängeschild eines Außenseiters mit Stolz vor sich. Manchmal bewunderte Hisaki ihn dafür. Und dann gab es Momente wie diese, wo sein Digimon sich Fragen stellte und tatsächlich auf ihn, einen elfjährigen Jungen zurückkam und für manche Worte dankbar war.

„Du hattest Recht... Alice. Gerechtigkeit ist kompliziert.“

„Vielleicht denken wir nur so kompliziert und eigentlich ist es ganz einfach.“

Hisakis Lachen schwand, als er sein Gewicht auf seinen rechtes Bein verlagerte. Myotismon hatte ihn nicht weit weg geworfen, dafür aber feste und war dann war er auch noch blöd gelandet. Er vermutete, dass es nur eine leichte Zerrung sei, vielleicht auch etwas banaleres, was aber zum aktuellen Zeitpunkt doch sehr weh tat.

„Soll ich dich zurückbringen?“

„Wir sind mitten in der Schlacht. Wir müssen zusehen, dass wir die Karatenmon vertreiben“, sagte Hisaki und biss sich kurz auf die Lippen. „Jetzt wo ihr General nicht mehr ist, werden sie vielleicht eher das Weite suchen. Das erspart uns Kraft. Und Tode.“

Hisaki lief ein paar Schritte, sein rechtes Bein zwickte jedes Mal. Er lief recht steif und trat kaum richtig auf und biss dabei weiter die Zähne zusammen.

„Das kann man sich ja nicht ansehen“, murrte PriestAngemon, überholte Hisaki und packte ihn an seiner Weste. Stumm, überrascht und unbeholfen ließ sich Hisaki hochheben, saß auf den Armen seines Digimon und hielt sich an dessen Schultern fest. Sie sahen sich direkt an.

„Du musst mich nicht tragen.“

„Dann kommen wir aber gar nicht mehr vorwärts. Und es verstößt gegen meine Prinzipien, etwas oder jemanden dort liegenzulassen, wo er nicht hingehört.“

„Ist dir das nicht unangenehm?“

PriestAngemon blieb stehen und drehte seinen Kopf zu seinem Partner. Hisaki hatte nie verstanden, wie er mit diesem Helm überhaupt irgendetwas sehen konnte, aber er tat es.

„Ich meinte, vor den anderen Soldaten?“

„Ein bisschen...“, antwortete er und es überraschte Hisaki nicht. Die anderen Engel-Digimon lästerten schließlich immer noch. Die bedingungslose Treue genossen sie beide womöglich nur, weil PriestAngemon sie unangenehm an Seraphimon erinnerte. Dazu kam sein störrischer Charakter.

Sie bekamen keine Narrenfreiheit, aber ein wenig Achtung. Zufrieden war PriestAngemon dennoch nicht.

„Aber sollen sie nur wagen irgendein abfälliges Kommentar loszulassen. In den Höhlen unterhalb der Grenze gibt es zig Sukamon in allen Variationen, die freuen sich über passende Gesellschaft.“

„Wie fies. Wie bist du zu einem Engel-Digimon geworden?“

„Ich sichere nur unseren Status. Und an das, was wir glauben. Krieg ist nicht fair und sauber, dass habe ich begriffen. Aber ich glaube daran, dass wir das Richtige tun. Wenn wir weiter daran festhalten, vielleicht begreift die Digiwelt irgendwann, dass es mehr gibt wie Stärke oder Triumph. Selbst wenn es nur noch uns beide gibt, die an diesen Traum festhalten...“

PriestAngemons Worte klangen ungewohnt sensibel. Seit Rosemons und Wisemons Eheschließung und ihrem Konzert in Atzilut war er etwas feinfühliger geworden. Vielleicht hatte auch die Digitation aufs Ultra-Level ihn nachdenklicher gemacht. Nicht aber weniger grummelig und stur.

„Trotzdem wirst du jeden der lästert suspendieren?“ „Gewiss doch. Oder ihnen subtil klarmachen, das Neid keine gute Voraussetzung ist, um zu digitieren – es sei denn, man möchte ein schmieriges Virus-Digimon werden.“ „Du bist du echt gehässig.“ „Das wusste ich bereits.“

Über PriestAngemons trockene Art lachte Hisaki denoch, wenn es auch nicht nett war. In der Ferne hörte man Explosionen, Qualm stieg gen Himmel.

„Ein weiterer Angriff?“

„Heute geben sie wirklich keine Ruhe“, knurrte PriestAngemon. „Gehen wir, Alice.“

„Ich gebe dir Rückendeckung!“, rief Hisaki tatkräftig auf. PriestAngemon, der ihn immer noch in den Armen hielt beäugte ihn argwöhnisch (zumindest glaubte Hisaki das).

„Ähm... Brustdeckung?“

„Lass es einfach. Halt dich fest“, sagte PriestAngemon und klang fast schon so tadelnd wie Rosemon (lieber Himmel, wie sehr er sie und Wisemon vermisste).

Hisaki versuchte locker zu bleiben, dennoch zog der Schmerz von seinem Knöchel aus das Bein hoch. Er ärgerte sich über sich selbst, dass er so unachtsam war. Aber sein Digimon machte ihm keinen Vorwurf. Andere, die Hisaki kannte, andere die wie ein Jabberwock waren, hätten es.

„Du, PriestAngemon...“

Besagtest Digimon bereitete die Flügel schon aus, wartete aber ab, ob Hisaki noch etwas sagen würde. Erst kam nichts, nur der Druck einer Umarmung. Etwas verzögert erwiderte PriestAngemon sie.

„Danke.“

„Wofür denn, Alice?“

„Einfach so.“

PriestAngemon flog los. In Gedanken verloren klammerte Hisaki sich fester an ihn, fragend, wann aus dem Digimon, dass er oft als kleinen Bruder sah nun ein großer Bruder geworden war.

Sie bekamen nicht mit, dass IceDevimon sie beobachtete. Natsu und Candlemon, der bei einem Befreiungsversuch digitiert war, lagen bewusstlos auf dem Boden, während IceDevimon dieses Digimon und seinen Menschenfreund hinterher sah. Dieses Digimon, dass wie er ein Poyomon, ein Tokomon und schließlich ein Tsukaimon war. Und doch so ganz anders. War zu einem heiligen Digimon geworden. War Hauptmann geworden. Verstand die Kunst der Musik. Diese schöne, ergreifende Melodie.

In diesem Moment begann der Hass und die Wut in IceDevimons Inneren wie eine dunkle, abstrakte Pflanze an zu erblühen.
 


 

Die Stadt des Ewigen Anfangs hatte ein schweres Los. So nah an den sicheren Zonen und gleichzeitig genauso nah an der Grenze. Sicher, es hatte Vorteile, denn egal wohin sich ein Digimon bewegte, ihr Anfang war so ziemlich gleich. Alles begann hier und solange die Digimon nur kleine, meist schleimige Kreaturen waren (ein paar Ausnahmen besaßen Fell, noch weniger auch schon Schuppen) blieben sie auch vor Ort. Jede Seite hoffte die nächste Generation würde sich für die entsprechende Front entscheiden, aber hier und da gab es Gruppen, die gerne halfen die Digimon in die richtige Richtung zu lenken. Nicht selten endete das mit Entführungen oder aber, wenn offensichtlich war, wohin sie tendierten wurde auch hier und da mal schnell ein Baby-Digimon ausradiert.

Selbiges dachten auch die Vilemon, die sich über die Fronten hinweg bis über die Grenze geschlichen haben. Niemand von der Serumischen Armee hatte sie gesehen und nun saßen drei von ihnen in einem Busch, nach Digimon Ausschau haltend, die vielleicht das Potenzial hätten zu mächtigen Virus-Typen zu werden. Arglos spielten die Baby-Digimon, zusammen mit einigen Ausbildungs-Digimon und Rookies. Diese waren verletzt. Kein Wunder, zu gegebener Zeit wurde die Stadt des Ewigen Anfangs auch als eine Art Lager für Verletzte zweckentfremdet.

Ein Zurumon fiel den Vilemon ins Auge. Es hatte sich seiner Gruppe abgewandt, denn statt mit dem Spielzeugflieger entschied es sich spontan einem fallenden Blatt hinterher zu jagen und wurde von diesem unter einem Baum geführt, dass noch mehr von diesem sattgrünen Blätterregen zu bieten hatte. Ahnungslos stand es genau vor dem Gestrüpp, in dem die Vilemon saßen. Sie nickten sich zu.

Sie hörten Wind aufkommen und waren sich einig, wenn diese Windböe sie erreichen würde, würden sie sich mit ihr treiben lassen und im Flug das Zurumon einfangen, ohne dass es selbst oder ein anderes Digimon dies mitbekommen würde. Der Wind kam näher. Die Vilemon nahmen ihre Positionen ein. Doch der Wind war nicht einfach ein Wind. Der Wind, ein starker Sommerwind erfasste sie und zwei der drei Vilemon lösten sich sofort auf. Das dritte erschrak und wurde sich seiner Lage erst bewusst, als es mit zwei Klingen links und rechts am Hals an dem Baum hing, unter dem sie sich versteckt hatten. Dann begann es zu zittern, als es in das Gesicht von Matadormon sah.

„Sieh an, sieh an, wie seid ihr nur so weit gekommen? Und was hattest du denn vor?“, sagte Matadormon regelrecht verspielt. Das Vilemon zitterte noch mehr und da fiel ihm auf, dass mit jedem Zittern und jedem Zucken seine Haut sich an den scharfen Klingen rieb. Und dass dies von Matadormon beabsichtigt war.

„Also, ich höre.“

„Verräter! Volksverräter!“, zischte das Vilemon nur. „Ich weiß wer du bist und zu wem du gehörst! Haustiere seid ihr! Gibt euch mit Menschen ab, wie widerlich, absolut widerlich ist das!“

„Widerlicher wie kleine Baby-Digimon zu entführen und Dämonenkönige heranzuzüchten?“

„Wir tun, was für unser Überleben notwendig ist!“, verteidigte sich das Vilemon weiter. „Nieder mit diesen Serums! Und auch mit solchen Schoßrutschern wie euch!“

„Lieber ein Schoßrutscher, als ein niederträchtiges Digimon, dass nur seine niedersten Instinkte kennt und sich an Arglosen vergreift.“

Die Klingen rückten näher heran. Vielleicht nur ein Millimeter. Aber es reichte vollkommen, um tiefere Kratzer zu hinterlassen und um den Druck, der auf Vilemon lag zu erhöhen. Es wehrte sich gegen das Zittern, aber gerade weil es das unterdrücken wollte, wurde es schlimmer. Und es konnte nichts anderes wie das und dabei Matadormon direkt ins Gesicht zu sehen, der sich unter der steifen Maske lustig über sein Opfer machte.

„Matadormon, es reicht jetzt!“

Sofort ließ Matadormon das Vilemon los, dass auf dem Boden liegend nach Luft schnappte. Er wusste nicht, wie lange Kouta schon da stand, aber sicherlich lange. Er schaute nicht erfreut drein, während er das Zurumon in den Händen hielt.

„Es hat Angst genug. Ich glaube nicht, dass es weiter versucht, hier irgendein Digimon mitzunehmen“, sprach Kouta tadelnd. „Lass ihn also bitte. Ja?“

Matadormon widersprach nicht, auch wenn Kouta ihm sicherlich nicht ins Wort gefallen wäre. Er kam selbst zum Schluss, dass es nicht angemessen war. Matadormon sah auf das Vilemon hinab, dass einen bemitleidenswerten Anblick abgab.

„Schön. Dann hau ab. Aber wehe dem ich sehe dich noch einmal hier“, zischte Matadormon und erst glaubte das Vilemon nicht, was es zu hören bekam. Langsam ging es rückwärts von Matadormon weg und mit einem schnellen Blick auf dieses Digimon und Kouta rannte es schließlich davon.

Das Zurumon schaute die ganze Zeit zu. Ob es wirklich begriff, was eben geschah war fraglich. Was es aber definitiv wahrnahm, war dass Matadormon diesem Vilemon weh getan hatte. Ziemlich böse sogar. Das war mit unter der Grund, warum es zusammenzuckte, als Matadormon auf es zuging.

„Du brauchst doch keine Angst haben. Matadormon hat dich nur vor Vilemon beschützen wollen“, erklärte Kouta zwar ruhig, aber es zeigte nur geringen Erfolg. Das Baby-Digimon war verunsichert, also setzte Kouta es wieder ins Gras und er und Matadormon schauten zu, wie es zu den anderen Digimon rannte, die etwas weiter weg standen und zuschauten. Sie verstanden zwar, was gewesen war und warum Matadormon eingreifen musste. Es kamen öfter feindlich gesinnte Digimon hierher und wollten sich an jene vergreifen, die sich nicht wehren konnten. Jedoch bemerkten sie auch, dass Dracmon, zumindest wenn er auf höhere Stufen digitierte zu viel Spaß dabei entwickelte, diese Eindringlinge zu bekämpfen, wobei er nie wirklich kämpfte. Er spielte. Aber bei einem Digimon seiner Art hatten sie es nicht anders erwartet.

Matadormon merkte diese Missmut und bekam ein schlechtes Gewissen. Nicht beim Gedanken seiner Opfer, die waren ihm egal und selbst Schuld. Jedoch von denen, die er beschützen wollte so angesehen zu werden. Die Einsicht war letztlich das, was ihn von Digimon seiner Art unterschied.

„Du bist so nicht“, sagte Kouta zu ihm, als hätte er wie so oft seine Gedanken gelesen. „Ich weiß das. Du bist nicht einfach ein Digimon deiner Art. Du bist du. Und niemand nennt dein wahres Wesen so gut wie ich. Du liebst Schabernack und Gelächter. Nicht... so etwas.“

Der Wind wehte durch die Bäume, die Blätter raschelten, als wollten sie teil an dieser Debatte haben, aber man war sich nicht sicher, ob die Laute, die ihr Blattwerk erzeugte eine Verneinung oder Zustimmung war.

Matadormon schwieg Kouta an, blickte zur Seite, hinüber zu den Digimon, die sie hier stationär versorgten und die Neugeborenen, die sie beschützten.

„Ich sage es nicht gerne, aber wir tun eben dass, was wir tun müssen“, sagte Kouta weiter. „Ich wünschte auch, wir wären nicht im Krieg und man könnte es anders lösen. Ich möchte schließlich auch, dass es einigermaßen friedlich läuft.“

„Was würdest du machen, wenn kein Krieg wäre?“, fragte Matadormon und Koutas Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:

„Na, Musik machen. Mit dir und wir und die anderen würden in der ganzen Digiwelt unsere Konzerte halten. Wir könnten den ganzen Tag spielen. Vielleicht würde ich auch versuchen, dass mein Vater und mein kleiner Bruder hierher kommen könnten. Seit Mutter ihre Koffer gepackt und meinen Vater verlassen hat, ist er sehr niedergeschlagen.“

nun versank auch Koutas Stimmung ins Bodenlose durch die Erinnerungen an seine Familie. Er vermisste sie und machte sich Sorgen und malte sich aus wie sein Vater zu Hause verzweifelt saß. Erst die Frau, dann der älteste Sohn. Und sein Bruder? Er war doch noch so klein und hing so an ihm.

Über diese Gefühle sprach Kouta aber nie, da er wusste, dass er von ihrer gesamten Orchestergruppe der Einzige war, der überhaupt einen Gedanken an die alte Heimat verschwendete, geschweige denn sie vermisste.

„Denkst du auch so, Matadormon? Würdest du das auch machen, wenn Frieden herrschen würde?“, fragte Kouta sein Digimon um sich abzulenken. Matadormon schien zu überlegen oder zumindest glaubte Kouta das. Als Ultra-Digimon war seine Mimik recht steif und er konnte nur raten.

„Schlecht klingen tut es zumindest nicht. Vielleicht, ja vielleicht...“

Kouta verstand nicht, was er meinte und wollte nachhaken, doch ein starker Windzug unterbrach ihn. Er stand inmitten einer Windhose und Kouta musste die Augen schließen, da der Wind diese zum tränen brachte. Als Kouta sie öffnete flog nur buntes Konfetti umher. Einzig was von seinem Digimon übrig geblieben war, war ein grünes Tuch, dass ursprünglich um Matadormons Hüfte lag und nun in der Luft zu den anderen Digimon hinüberflog. Flatternd schwebte über sie hinweg und erwartungsvoll schaute sie, wie das Stück Stoff auf das Dach eines der Häuser zusteuerte, die mehr an simple Bauten aus Kinderspielzeugsteinen erinnerten. An der Spitze angekommen blieb es nicht nur schweben, sondern ließ sich wie ein langer Vorhang fallen.

„Meine Damen und Herren, verehrte Digimon, im Namen der Freundlichkeit grüße ich euch alle herzlich zu der heutigen wunderbar, wunderlichen Show.“

Gespannt sahen Digimon hoch, auch Kouta gesellte sich zu ihnen. Es ging kein Wind und der Tag war mild, aber es war plötzlich so drücken warm geworden, wie nach einem Sturm im Sommer. Er roch nach Jahrmarkt, nach warmer Zuckerwatte und man hätte schwören können, man hörte Musik und Gelächter, wenn auch weit und breit nichts war, was dies hätte erzeugen können.

Der Vorhang schob sich selbst zur Seite. Ein Clown-Digimon thronte nun auf der Dachspitze, der Masse unter ihm ein breites, knallrotes Lächeln schenkend. Weißclown, so meinte Kouta, nannte man diese.

„Bevor wir mit der kleinen Show beginnen, begrüßt unseren Ehrengast.“

Alle Digimon schauten über die Schultern hinweg zu Kouta. Peinlich berührt lief sein Gesicht rot an und nicht wissen wie er reagieren sollte, begann er sich durch die schwarzen Haare zu fahren.

„Lass das, Piedmon! Das ist unangenehm“, sagte er, aber lachend. Er war puderrot geworden und sein Partner hatte offensichtlich Freude daran. Die Digimon um ihn herum lachten mit und Kouta könnte beleidigt sein, weil es wegen ihm war, aber tat es nicht. Nachdem sie vom Schlachtfeld geholt und über die Grenze geschmuggelt wurden, sollte sie lachen soviel sie wollten. Und die Hauptsache war, dass sein Digimon Spaß hatte. Piedmon gehörte nicht in einen Krieg, dass war zumindest Koutas Meinung. Sein Digimon selbst sah das ein wenig anders, was vielleicht damit zu tun hatte, dass ihm die Ernsthaftigkeit des Kampfes gerne mal entging und es für ihn alles nur ein lustiges Spiel war. Seine Show und die damit verbundene Motivation etwas Freude und Sorglosigkeit unter den Opfern von Krieg und Politik zu bringen war eher Piedmons Talent. Und Kouta hoffte, wenn es denn endlich vorbei sei, könnte sein Partner das öfter machen. Geredet hatten sie darüber schon und sein Partner war der Idee nicht abgeneigt, dass sie eines Tages eher ein Wanderorchester sein könnten, als Soldaten.

Piedmon begann mit Seifenblasen, aber sie platzten nicht sondern er hielt sie in der Hand, jonglierte damit und während sie in der Luft umherwirbelten wurden aus drei vier, aus vier sechs und aus sechs neun Kugeln, die ihren Zustand von flüssig zu brennenden wechselten. Gespannt sahen die Digimon hoch, als die neun Bälle über Piedmon schwebten, zu einer großen, bunten Kugel wurden und dann über ihren Köpfen mit einem kleinen, aber doch recht beeindruckenden Feuerwerk zerplatzte. Erstaunt und mit offenen Mündern sahen die Digimon dem Lichtspiel zu und dem bisschen Konfetti, das zurück in Piedmons Hand flog. Seine geschlossenen Hand hielt er einem Alraunemon entgegen – das arme Ding war von Kana und Lilamon gefunden und hergebracht worden und trug seitdem einen dicken Verband um den Kopf, da ein anderes Digimon die Blüte auf seinem Kopf versenkte -, dass die Geste annahm. Als Piedmon dem Pflanzen-Digimon das Konfetti in die Klauen drückte, schoss ein üppiger Blumenstrauß heraus. Verlegen, aber glücklich sah sich Alraunemon den Strauß an, der Rest klatschte Beifall.

Piedmon klatschte kurz mit, dann zückte er wieder sein großes Tuch hervor, breitete es aus und als er es wieder wegzog stand ein Kasperletheater vor ihnen. Es war schlicht, aber bemalt. Kouta erkannte einige Figuren, die aus Mutter-Gans-Reimen entstammten. Die Kleine Miss Muffet mit ihrer Spinne, Jack und Jill auf der Weide, der blaue Junge mit der Trompete, die Herzkönigin mit ihren Kuchen und Humpty Dumpty.

Der Vorhang ging auseinander und zwei schlichte Handpuppen erschienen. Kouta fragte sich kurz, wie sie sich bewegten, den Piedmon stand daneben und es war physikalisch nicht möglich, dass er sie lenkte. Vermutlich Magie.

Eine Handpuppe hielt einen Ballon in der Hand.

„Was ist die Nachricht des Tages? Lieber Nachbar, was hat der Tag bisher gebracht?“ „Ein Ballon, so sagen sie, habe sich auf den Weg zum Mond gemacht!“

Dann ließ die Puppe besagten Ballon los und dann sah man auch, dass dieser Ballon eine Lunte war, die bereits brannte. Viele Augenpaare beobachteten, die der kleine Funke dem Ballon immer näher kam, ihn schließlich erreichte – und nichts geschah. Und Piedmons Gesicht zu urteilen war das nicht so geplant. Fragend blickte er drein und gerade, als er mit dem Gesicht näher heran ging um zu überprüfen ob die Lunte wirklich vollständig abgebrannt war, explodierte der Ballon und der schwarze Qualm war so dicht, dass keiner etwas sah.

„Piedmon! Piedmon, alles okay?“, rief Kouta in den Qualm, der ihm im Hals kratzte und zum Husten brachte.

„Alles gut! Nichts passiert!“

Ein weißer Handschuh ragte aus der Wolke und wedelte hin und her. Dann lichtete er sich und man konnte das Clown-Digimon auf dem Boden sitzen sehen, mit einem etwas gequälten Lächeln. Maske, Kleidung und sogar die Haare waren geziert mit Ruß. Besorgt zwängte Kouta sich durch die Gruppe Digimon, die erschrocken waren und blieb vor Piedmon stehen.

„Hast du dir weh getan?“

„I wo, nur zu viel Sprengstoff“, antwortete Piedmon lachend, den Ruß tupfte er sich mit einem bunten, gepunkteten Tuch aus seinem linken Ärmel ab, dann stoppte er es in den rechten zurück in die Innenseite seines Anzugs.

„Übertreibe nicht immer, sonst tust du dir irgendwann ernsthaft weh“, mahnte Kouta, aber er schaffte es nicht, dass seine Worte auch nur im entferntesten nach einer Tadel klangen.

„Oh, aber es muss noch eine exzellente Show werden und große Shows erfordern große Effekte. Mein Partner soll nur das Beste vom Besten zuteil werden.“

„Aber das Beste vom Besten brauch ich doch gar nicht.“

Unter seiner Maske runzelte Piedmon die Stirn. Ehe er etwas sagen oder fragen konnte, ging Kouta einen Schritt auf sein Digimon zu, mit ausgebreiteten Armen. Seine Arme waren zu kurz, um sich einmal komplett um den Körper zu legen, aber es reichte, dass Kouta sich eng an sein Digimon drücken konnte.

„Ich bin froh, das du mein Freund bist. Ich hab dich lieb. Ich lie-“ „I-I-Ist schon gut Humpty Dumpty! Bitte, man bringt Clowns doch nicht aus der Fassung, das ruiniert die Show. Das Publikum denkt noch, ich sei unprofessionell.“

Nicht nur allein überfordert von der innigen Umarmung, sondern auch aufgrund des Wissens, was Kouta denn sagen wollte, wandte Piedmon das Gesicht ab. Wäre er aufgrund der Tatsache, dass er ein Clown war nicht so stark geschminkt, vielleicht hätte man gesehen, dass er sich genierte und die Farbe im Gesicht sich veränderte. Die Digimon um sie herum verstanden die Scham nicht. Erst die kommenden Generationen würden wirklich begreifen, wie es war innige Freundschaft zu empfinden und wie breitgefächert Sympathie, Loyalität, Verbundenheit und Liebe war.

Piedmon stand wieder auf, klopfte sich den letzten Rest vom Ruß aus seinem Kleidern um mit der Show fortzufahren. Aber er hielt inne, sah über Koutas Kopf und die seines Publikums hinweg. Er fixierte etwas in der Ferne.

„Was hast du, Piedmon?“ „Komm mal mit, das musst du dir ansehen.“

Er zog Kouta zu sich und Piedmon setzte ihn auf seinen Arm. Mit einem einzigen, kräftigen Sprung flog Piedmon hoch auf das Dach des Spielzeughauses, von dort sie nicht nur über die Bauten der Stadt des Ewigen Anfangs oder dem Rest des Puppenlandes schauen konnten, sondern auch weit, weit hinaus, bis zum Horizont, wo irgendwo hinter dem Meer die Grenzen zu den tieferen Kreisen Gehennas lag. Wo sonst all die Monate nur klarer Himmel war und hier und da auch mal eine Wolke, sammelte sich am Rande der Welt die Vorboten eines Sturmes. Ein schwarzer Lichtstrahl streifte den Horizont und fuhr die Lande ab.

„Meinst du, dass ist eines der Tore, auf das wir gewartet haben?“

„Ich denke, es ist eine Einladung“, sagte Piedmon und er klang besorgt. „Man will, dass wir es sehen. Aber was ist das für ein komisches Licht?“

„Was auch immer, Dragomon scheint uns jedenfalls sehen zu wollen. Wäre doch schade, wenn wir diese Einladung ablehnen.“

„Dann sagen wir mal den anderen Bescheid.“

Aus dem Nichts waren sechs lilafarbene Luftballons in Piedmons Hand erschienen. Sie flogen empor, wurden aber nicht von einer Brise getragen, sondern alle sechs steuerten gezielt andere Richtungen an. Jeder von ihnen auf den Weg zu einem anderem Digiritter, um zu verkünden, dass das Tor zum Meer der Dunkelheit endlich für sie geöffnet wurde.

Piedmon und Kouta sahen ihnen nach und dann wieder diesen Lichtkegel, der mal da war und dann wieder verschwand. Und immer wenn das Licht in ihre Richtung schien, glaubte sie etwas zu hören.

Sie hörten Glockenschläge.

 
 

𝅝♯

 

Trotz dass er der Kopf dieser Agenda war, war Dragomon eher passiv. Viel haben die Kinder über dieses Digimon nicht erfahren. Er war ein uraltes Digimon oder zumindest das Resultat der dunklen Mächte, die aus der Dunklen Zone - eine Art Parallelwelt, die in einem ähnlichen Verhältnis stand wie die Digiwelt und die Reale Welt – über die Grenzen kam. Eine Energie, die oft ihre Form änderte, aber am häufigsten in besagten Dämonenkönigen erschien. Dragomon soll selbst ein solcher Dämonenkönig gewesen sein (oder mit ihnen verschmolzen, die Überlieferungen waren unklar und ließen viel Spielraum für Interpretationen) wurde aber in den Kriegen zwischen Alpha- und Beta-Ära von Huanglongmon, Seraphimon, Ophanimon und Cherubimon verbannt.

Und wie so oft, wenn die Digiwelt unter ihrem System allmählich aus den Fugen geriet, nahm die Dunkelheit neue Formen an und je länger sich dies hielt, um so schneller brannte das Feuer des Krieges. Und wenn nichts mehr zu retten war, startete die Digiwelt schließlich den Befehl Halt and Catch Fire, bis nur noch das übrig blieb, was gebraucht wurde. Den Punkt bis wohin dieser Reboot ging, bestimmte das System, sprich, die auferstandenen Serums der jeweiligen neuen Ära, zum Beispiel eben in Form der drei Engel-Digimon.

Dragomons Ziel war vermutlich genau das. Sein Domizil war den Raum zwischen Digiwelt und der Dunklen Zone. Der Verdacht bestand, dass sie, selbst wenn alles niederbrannte diesen Neustart überstehen könnten, weil sie eben in diesem Zwischenraum waren. Und wenn die Digiwelt wieder bei Null war, konnten sie ungestört alles so errichten wie sie wollten, zumindest wenn sie zuvor die Serums restlos auslöschten. Eine Gefahr, nicht nur für die Digiwelt, sondern für alle Welten, die mit ihr verbunden waren.

Und mitten in dieser trostlosen, gräulichen Dunkelheit suchten die Kinder nach Natsu.

Sie hatten erst nur Bucht und Strand vor sich. Irgendwann sah man ein Fischerdorf. Bei seiner Ankunft mit Tsukaimon traf Hisaki die Zwillinge an, die nach Natsu Ausschau hielten. Sie erzählten ihnen auch von IceDevimon, dass ihn und Motimon mitgenommen hatte. Renta und Touko hatten sie auch getroffen, aber die suchten die Gegend ab. Von Kouta wüsste man bisher nichts.

Hisaki machte sich sofort allein mit Tsukaimon auf den Weg und lief die Straßen und Gassen entlang. Es war wie ein Labyrinth, alles sah gleich aus und selbst Tsukaimon, der über die Dächer und Zäune schauen konnte verlor die Orientierung.

„Wohin nun?“, rief Hisaki zu ihm hinauf, als er vor einer Kreuzung stand.

„Keine Ahnung. Ich habe versucht mich an den Bäumen zu orientieren, aber wir sind ihnen kein bisschen näher gekommen.“

„Aber das macht keinen Sinn.“

„Und das von dir?“

Zwar grinsend, aber weiter verwirrt und überfordert schaute Tsukaimon sich um. Es schien, als drehte sich die Gegend. Ein komischer Ort. Laut dem, was er von den Soldaten erfuhr war das früher ein ganz normales Dorf mit vielen verschiedenen Digimon, bis die Dunkelheit sich hier wie eine Seuche ausbreitete. Ein Leuchtturm thronte auf einem Hügel, doch das Licht, dass er warf war schwarz.

„Was machen wir denn jetzt? So finden wir Natsu und Motimon doch niemals“, seufzte Tsukaimon schwer und landete in Hisakis ausgestreckten Armen. Auch Hisaki sah sich jeden Pfad an, aber wie so oft sah nichts vielversprechend aus. Würde es eine anerkannte Phobie oder Aversion gegenüber Kreuzungen und zu vielen Wegen existieren, hätte er sie just in diesem Moment entwickelt.

„Natsuuuu! Motimoooon! Wo seid ihr?!“, rief Hisaki einen der Wege hinab. Wie zu erwarten kam keine Antwort. Nun seufzte auch er, versuchte zu lauschen und tatsächlich hörte er etwas. Jemand summte. Hinter ihm. Hisaki glaubte die Melodie zu kennen. War das Vivaldi? Es klang zumindest wie der Winter, den Hisaki bekanntermaßen am liebsten spielte. Sicher war er sich aber nicht.

Hinter ihnen stand ein Kaninchen. Zumindest sah es wie jemand aus, der sich als Kaninchen verkleidete. Etwas oder jemand trug ein Kostüm, das irgendwann mal an einem Stück und allen voran weiß war.

„Wer bist du?“, knurrte Tsukaimon den Fremden im Kaninchenkostüm an, doch er summte nur weiter.

„Jetzt rede endlich!“, fuhr Hisaki ihnen an. Dann begann das Kaninchen auch langsam zu reden, mit einer überaus tiefen, kratzigen Stimme.

„Komm mit, Alice. Du kommst sonst zu spät“, lachte dieses Weiße Kaninchen und zog etwas aus einer Tasche heraus, die in dem Kostüm eingenäht war. Hisakis Verstand glaubte erst, aufgrund der Alice-Anspielung, das Kaninchen hätte eine Taschenuhr gezückt. Wo er aber genau hinsah erkannte er das goldene Amulett mit dem orangenen Schimmer.

„Das ist Natsus Wappen!“, platzte es aus Hisaki vor Überraschung heraus. Gleich, als wäre sein Schrei ein Startschuss gewesen, rannte das Kaninchen auch sofort weg.

„Hey! Bleib hier!“, rief ihm Tsukaimon nach und flog los, Hisaki rannte so schnell er konnte hinterher. Das Kaninchen hatte lange Beine und war schnell, Tsukaimon kam kaum mit, Hisaki sah ihn schon gar nicht mehr, sondern musste sich an seinem Digimon orientieren. Sie rannten immer um Ecken, die Wege waren schmal, der Boden nass. Hisaki rutschte immer wieder ab und knallte gegen die Zäune.

Die Flucht des Kaninchens endete in einer Sackgasse. Über die schien es sich aber nicht sehr zu ärgern und es blieb auch ganz gelassen, als es sich umdrehte und hinter sich Tsukaimon und Hisaki sah.

„Endstation. Und jetzt sag woher du dieses Amulett hast!“, rief Hisaki ihm zu und begann den Abstand zwischen ihnen zu verringern. Er lief drei Schritte, dann verschwand der Boden unter seinen Füßen. Unter ihm offenbarte sich ein Loch und prompt fiel er in dieses hinein. Tsukaimon flog ihm nach.

Es war kein steiler Fall, vielmehr glich es einer langen und nicht sehr bequemen Rutschpartie, die genauso unbequemen und schnell endete. Hisaki sah Licht am Ende, ehe er unsanft in einen Schneehaufen fiel, mit dem Gesicht voraus. Schnee war ihm in den Kragen und die Ärmel gelaufen.

Die Umgebung war komplett zugefroren. Wie bizarr, wo sie doch an einem Strand waren und die Temperatur nicht einmal besonders niedrig. Selbst das Meer wurde von Eisschollen bedeckt. Und gerade als Tsukaimon aus dem Loch geflogen kam, erblickte Hisaki auf einer der Eisschollen Natsu.

„Hisaki! Tsukaimon, schnell, kommt hierher!“, rief Candlemon, der bei Natsu stand. Hisaki vergaß die Kälte und den Schnee, der unter seinen Kleidern schmolz und die Haut hinunterlief und rannte zum Wasser. Einige der Eisschollen wirkten sehr dünn und man konnte Gift drauf nehmen, dass sie leicht einbrechen würden. Hisaki versuchte nicht hinzusehen, lief vorsichtig über das Eis, bis er Natsu schließlich erreichte. Er war am Boden bis zur Hüfte festgefroren.

„Hisaki...“

„Ist gut. Wir helfen dir hier raus“, beruhigte er Natsu und warf ihm seine Weste über. Natsu war komplett unterkühlt.

„Hisaki, ich kann ihn nicht herausholen“, jammerte Candlemon. „Ich versuche schon die ganze Zeit das Eis zu schmelzen, aber es geht nicht.“

„Wieso digitierst du nicht?“, fragte Tsukaimon.

„Ich kann nicht. Dieses fiese IceDevimon hat Natsu das Digivice und das Wappen weggenommen.“

„IceDevimon?“

Sie dachten an das weiße Kaninchen, dass Natsus Wappen bei sich hatte.

Hinter ihnen ertönte wieder dieses Summen und diesmal war sich Hisaki zu einhundert Prozent sicher, dass das ein Teil von Vivaldis vier Jahreszeiten war. Und wie erwartet war dort auch das Kaninchen.

Während es ihnen zuwinkte erstreckten sich weiße, wenn auch zerfledderte Fledermausflügel. Das Kostüm fiel in seine Einzelteile und vor ihnen zeigte sich nun ein weißes, gehörntes und dämonisches Digimon.

„Da ist er! Das ist IceDevimon, er hat mich und Natsu hierher verschleppt!“, erklärte Candlemon und zeigte dabei auf dieses Digimon.

„Seid vorsichtig, ja?“, sagte Natsu und bibberte dabei vor Kälte. „Er ist hinterhältig. Er hat uns überlistet und fertig gemacht, obwohl er nur ein Champion ist.“

„Das glaube ich“, murmelte Tsukaimon nachdenklich. Er verengte die Augen und starrte dieses Digimon angestrengt an.

„Ich habe dieses Digimon schon einmal gesehen. Genau dieses.“

„Bis du sicher?“, fragte Hisaki und sein Digimon nickte.

„Oh ja, ganz sicher. Das war im Frigimon-Dorf. Ich mag zwar ein Baby-Digimon gewesen sein, aber ich erinnere mich, das genau so ein Digimon in den verschneiten Bäumen gesessen und uns immer beobachtet hat.“

„Ich fühle mich geehrt, dass du dich noch an mich erinnerst, kleines Poyomon“, lachte IceDevimon und nun klang seine Stimme auch passender zu seiner Erscheinung. „Ich hätte nicht gedacht, dich und Alice je wiederzusehen, nachdem ihr meine Heimat verlassen habt.“

„Deine?“, wiederholte Tsukaimon ungläubig.

„Denkst du, es lebten nur Frigimon dort? Ich und meine Brüder und Schwestern lebten in den Bergen und beobachteten alles. Auch wie du und Alice durch die Gegend wanderten, absolut unbekümmert. Du musst wissen, wir alle waren selbst einst Poyomon. Ich selbst war zuvor ein Tsukaimon, genau wie du. Ich dachte, du würdest dich unserer Gemeinschaft vielleicht anschließen wollen. Aber wie ich erfuhr ging deine Karriere in eine andere Richtung.“

„Wenn du uns schon so lange beobachtest, weißt du auch, wieso wir hier sind?“, fragte Hisaki vorsichtig. Er erinnerte sich nicht wirklich daran, dass er und Poyomon beobachtet wurden, aber er meinte ein, zwei Male geglaubt zu haben, in den Wäldern flüsterte jemand. Wie der Jabberwock im Tam-Tam-Baum.

„Durchaus“, grinste IceDevimon an. „Dragomon oder zumindest der Teil von ihm, der nicht in den ewigen Schlaf verdammt wurde hat viel von euch gehört. Anders wie die Serums jedoch haben wir nicht vor euch zu töten. Stattdessen -“

Eissperre schossen aus den Boden, in dem Augenblick als IceDevimon grinste, statt seinen Satz zu beenden. Hisaki und Candlemon rückten näher an den halberfrorenen Natsu. Sie waren umzingelt. Einige der Spitzen berührten sie. Sie waren schrecklich spitz und unzählige von ihnen hatten sie eingekesselt. Candlemon spuckte Feuer gegen die Eissperre, aber wie bei Natsu schon schmolz das Eis nicht. Der Einzige, der es geschaffte sich rechtzeitig durch die dicht aneinander stehenden Eissperre zu manövrieren, war Tsukaimon, der nun über Candlemon, Natsu und Hisaki schwebte.

„Zu flüchten wird dir nicht helfen“, rief IceDevimon, der nun mit Tsukaimon in der Luft war. Er schaute grimmig, fokussierte aber etwas anderes. Natsus Amulett und Digivice hing an IceDevimons Gürtel.

„Wir werden euch genau untersuchen und eure Macht entziehen. Schon ewig wählen wir Digimon aus, die unsere Könige werden sollen. Doch keiner schafft es, geschweige denn dauerhaft. Da kommt ihr, die ihre Digimon nach Belieben digitieren lassen können genau richtig.“

„Wir haben aber keine besondere Macht!“, rief Hisaki. „Wir sind normale Kinder, die an ihre Partner glauben.“

„Lügner. Diese Amulette hat euch Shakamon gegeben, man spürt es. Aber war zu erwarten, dass ihr eure Macht nicht freiwillig hergibt.“

„Aber -“

„Lass, Hisaki. Der kapiert es sowieso nicht“, meinte Tsukaimon zu seinem Partner. IceDevimon fiel vor Lachen fast um.

„Du gefällst mir. Ich nehme an, dass du kämpfen willst. Dann los, digitiere und kämpfe.“

„Tse. Für so ein Großmaul wie dich ist mir diese Zeit zu schade. Dich mache ich auch so fertig!“

IceDevimon grinste breit. Unter Tsukaimon schossen erneut spitze Eissäulen in die Höhe. Tsukaimon flog davon und entlang der Spur, in der er sich bewegte und verfehlten ihn immer nur knapp. Gerade als es schien, man würde ihn erwischen, machte Tsukaimon einen Salto und blies seinen dunklen Nebel in die Luft, der sich auch schnell ausbreitete, bis IceDevimons Sicht komplett davon betroffen war.

„Denkst du, mit so billigen Tricks kommst du gegen mich an?“

„Wer sagt, dass ich mit dir kämpfe?“, sagte Tsukaimon ganz keck. Er tauchte hinter IceDevimon auf und stolz präsentierte er das Digivice und das Amulett, dass er ihm bei seiner kleinen Flugshow abgeluchst hatte. Er warf es rechtzeitig noch Hisaki zu, ehe eine Eiskralle ihn erwischt, seinen einen Flügel einfror und er auf eine der Eisschollen stürzte.

Kaum dass Hisaki Natsu die Sachen wieder gab, digitierte Candlemon erst zu FlameWizardmon, dann zu Mystimon. Das Licht der Digitiation ließ das Eis um sie herum schmelzen und Mystimons Aura wärmte seinen halberfrorenen Partner wieder, den er auf den Armen trug.

„Los, du auch, Tsukaimon!“, rief Hisaki, hob dabei sein Digivice über seinen Kopf. IceDevimon schlug einmal so feste mit seinen Flügeln, dass diese einen Schneesturm auslösten, der Tsukaimons Digitation verhinderte. Mystimon hielt weiter Natsu fest, während Hisaki versuchte Tsukaimon einzufangen, der davon geweht wurde.

IceDevimon schlug noch ein zweites und drittes Mal zu, dann aber kreuzten Luftballons sein Sichtfeld, die von dem Wind uneingenommen blieben. Es wurden sogar mehr und als IceDevimon feststellte, dass die bunten Ballons ihn umzingelten explodierten sie. IceDevimon schrie und fluchte. Die Luft roch nach Schießpulver und es regnete Konfetti.

„Verzeiht die Verspätung!“, trällerte es über Hisaki, Natsu und ihren Digimon und die Stimme verriet schon, dass es Dracmon sein musste, wenn die Stimme aber doch tiefer klang. Nun mussten Mystimon und Tsukaimon fast entsetzt feststellen, dass Dracmon es auf das Mega-Level geschafft hatte (dass er zu einem Clown geworden war überraschte jedoch keinen). Piedmon hielt sich an einem grünen Regenschirm fest, der mit vielen Augen gemustert war und segelte mit Kouta auf seinem Arm sitzend zu der Truppe hinab.

IceDevimon, er nach dem Feuerwerk aufs Eis gefallen war sah man nicht nur im Gesicht an, dass ihn Piedmons Anblick der behutsam ein Kind mit sich rumtrug anwiderte, sondern dass er weit mehr vor hatte wie weiter finster zu ihnen hinüberzuschauen. Er kniete, doch Tsukaimon war schneller und drückte ihn zu Boden. Er war dabei digitiert, als er auf IceDevimon losging. Nun lag dieser auf dem Rücken und PriestAngemon schaute auf ihn hinab, mit einem Stiefel auf IceDevimons Brust und der Spitze seines Schwertes an seiner Kehle.

„Volksverräter! Du widerliches Schoßtier, du bist eine Schande für deinesgleichen!“

„Danke, aber solche Komplimente bekomme ich schon zuhauft. Lass dir was neues einfallen“, entgegnete PriestAngemon und hob sein Kinn an. IceDevimon knurrte bei so viel hochnäsigen Getue.

„Glotz nicht! Töte mich einfach! Ich habe versagt, ich kann meinen Kameraden also nicht mehr unter die Augen treten.“

„Sei nicht so theatralisch“, fuhr PriestAngemon ihn an und wandte sich der Gruppe hinter ihm. „Was machen wir nun mit ihm?“

„Wenn er schon Natsu so einen Schreck einjagt, soll er uns wenigstens behilflich sein Dragomon zu finden“, sagte Mystimon deutlich erbost und drückte Natsu fester an sich, dessen Bbibbern schon schwächer geworden war.

„Ich würde mich darauf nicht verlassen. Lass ihn doch einfach. Was sagst du?“, fragte Piedmon Kouta. Dieser überlegte kurz, war aber unsicher.

„Hm. Ich weiß nicht. Wieso entscheidet unsere Alice das nicht?“

„Wieso ich?“, fragte Hisaki mit weit aufgerissenen Augen.

„Du hast das Wappen der Gerechtigkeit. Also, walte deines Amtes“, erklärte Kouta scherzhaft und lachte. Hisaki, dem nicht danach war, kam näher.

„Verflucht, jetzt bringt es doch einfach hinter euch! Ich will mit dieser Niederlage nicht leben.“

„Wir töten keine angeschlagenen Soldaten, wenn es nicht notwendig ist, geschweige denn Verletzte.“

Hisaki bemerkte die leichten Verbrennungen an IceDevimons rechten Flügel. Auch Mysimon und Piedmon mit ihren Partnern kamen etwas näher. Piedmon stand mit Kouta direkt neben Hisaki und PiestAngemon, Mystimon mit Natsu, der wieder auf seinen eigenen Beinen stehen konnte etwas hinter ihnen.

„Und wo ist dein Elan plötzlich hin?“, fragte Piedmon das Dämonen-Digimon auf dem Boden. „Ganz ehrlich, wir haben auch oft genug auf die Schnauze bekommen und haben nicht so viel jammert.“

„Ihr habt sie doch nicht mehr alle!“, brüllte IceDevimon sie an und dabei stieg ein eisiger Wind auf. „Es ist Krieg! Im Krieg vernichtet man sich gegenseitig!“

„Weil Krieg und Tod ja auch immer das Sinnvollste ist“, baffte Hisaki ihn an.

„Wir haben die Nase voll davon. Es reicht, dass die Serums sich nicht um Frieden bemühen, wenn sie doch angeblich die Guten sind“, sagte Natsu ein wenig zittrig.

„Also, zeigst du uns nun wo Dragomon ist?“, fragte PriestAngemon und im selben Augenblick nahm er seinen Fuß von IceDevimon runter und wenn er auch etwas gezögerte und misstrauisch blieb, streckte er dem Dämonen-Digimon die Hand entgegen. Er lächelte dabei nicht, aber sein Gesicht war absolut entspannt. IceDevimon aber, der in dieser Geste weder Freundlichkeit noch Mitgefühl erkannte, sondern nur Spott über seine angekratzte Ehre, schlug die Hand des Erzengel-Digimon weg, ehe er selbst wie ein Blitz aufstand und wegflog.

„Ihr armen Verrückten wisst nicht, was ihr tut. Tut euch selbst einen Gefallen und haut ab. Dragomon hat euch bereits ins Visier genommen. Dragomon schläft in den Tiefen dieses dunklen Meeres. Er sieht alles, was hier geschieht!“

In der Ferne sah IceDevimon, wie MegaSeadramon und Megadramon näher kamen, mit dem Rest der Kinder und Digimon auf ihnen sitzend. Dann flog er davon, in Richtung eines näher kommenden Gewitters. Die Wolke war schnell und Hisaki wunderte sich, warum er zwar Donnern hörte, aber keine Blitze sah.

„Natsu, da bist du ja!“

„Geht es dir gut?“, riefen die beiden Mädchen, die gleich von MegaSeadramons Rücken sprangen und auf ihn zuliefen. Natsu nickte, seine Lippen waren nicht mehr blau, aber dezent lila.

„Und ihr? Was ist passiert?“, fragte Renta den Rest und beobachtete im Augenwinkel, wie begeistert Lilamon und Makuramon von Piedmon waren, während MegaSeadramon, Megadramon und PriestAngemon daneben standen und Schlimmes befürchteten. Und was immer Megadramon sich dachte, als er MegaSeadramon und PriestAngemon ansah, nickten sie ihm zustimmend zu, auch wenn keiner etwas sagte. Dann seufzte das Drachen-Digimon, während Lilamon und Makuramon weiter jubelten und letzterer sich schon auf ein paar neue Tricks freute. Mystimon war der Einzige, der es relativ neutral wahrnahm.

„Ein IceDevimon hat uns attackiert“, erklärte Hisaki.

„Und wo ist es?“

„Geflohen. Da, Richtung Gewitter.“

„Das ist kein Gewitter“, sagte Megadramon ganz ernst. MegaSeadramon schlängelte sich an ein paar Eisschollen vorbei und kam zum selben Schluss.

„Was? Bist du sicher?“, fragte Soichiro ganz ungläubig. Er hob sein eigenes Fernglas hoch, um besser sehen zu können. Ihm stockte der Atem. Sein Digimon hatte Recht. Was wie eine schwarze Wolkenfront aussah, waren aber und abertausende Digimon, überwiegend so schwarz wie Dunkelheit war. Virus-Typen. Dämonische, aggressive und vor allem starke Digimon.

„Die kommen alle direkt auf uns zu“, stellte Soichiro fest und schluckte.

„IceDevimon wollte vermutlich nur Zeit schinden, bis die alle hier eintreffen“, meinte Hisaki.

„Das war geplant“, stellte Touko für sich fest. „Die wollten, dass wir hierher kommen, damit sie den Heimvorteil auf ihrer Seite haben.“

„Also müssen wir hier kämpfen? Wir? Gegen sie alle?“, fragte Kana verängstigt, obwohl sie sich bemühte mutig zu klingen. Jeder, ob Mensch oder Digimon, dem sie ins Gesicht sah nickte ihr zu. Zum Schluss legte Lilamon eine ihrer Blütenhände auf ihre Schulter.

„Keine Angst. Uns fällt was ein.“

„Solange halten wir sie schon auf!“, sagte Mystimon überzeugt. Die Kinder waren zu geschockt um gleich zu protestieren. Mystimon sprang mit Makuramon auf Megadramon, der zuvor Soichiro von seinem Rücken beförderte und flog als Erstes davon. Kana, Hisaki und Kouta versuchten noch ihre Digimon zu packen, aber sie erreichten sie nicht mehr.

„Lasst euch was einfallen! Wir verschaffen euch Zeit!“, rief Piedmon zurück. Die sieben Digimon wurden immer kleiner und kleiner, je näher sie dieser Schar kamen. Die ersten Attacken wurden abgefeuert.

Zeit schinden, dass klang leider nur sehr nett, denn in Anbetracht der Kampfstärke – sieben gegen gefühlt Tausende – würde das nicht lange gut gehen.

„Sie... sie halten durch, oder? Sie schaffen das“, sagte Natsu nervös. Touko wollte etwas sagen, aber ihr Hals war trocken geworden.

„Ich will das glauben, aber -“, Kana schluckte laut, „- aber gegen so viele kommen wir nicht an.“

„Müssen wir das denn?“, sprach Hisaki. Seine Freunde schenkten ihm absolute Aufmerksamkeit und für eine kurze Zeitspanne war es ihm peinlich, dann nur ein wenig.

„Wir wollen nur den Krieg beenden. Und es gibt doch andere Möglichkeiten.“

„Die werden aber anderer Ansicht sein“, entgegnete Renta, der als einziger Hisaki nicht anschaute, sondern seine Augen blieben bei seinem Digimon, dass auf einzelne Digimon zusprang, mit der Faust zuschlug oder zum Kick ausholte und vielleicht auch schon ein-, zweimal fast gefressen worden wäre, hätten einige seiner Kameraden Makuramon nicht im letzten Moment den Hals gerettet.

Was neben der großen Armee noch bedrohlich war, war dieses komische Licht. Das hatte Kouta schon gesehen. Ein schwarzes Licht, dass aber nicht immer in die gleiche Richtung schien. Es bewegte sich. Es kreiste, wie das Licht eines Leuchtturmes. Ein Leuchtturm, wie er auch hier stand und eben dieses Licht warf.

„Etwas stimmt mit diesem Leuchtturm nicht...“, murmelte Kouta vor sich hin. Augenblicklich schaute Hisaki zu Kouta, zum Leuchtturm und dann zu PriestAngemon und er stellte fest, immer wenn sein Digimon in dieses schwarze Licht geriet, begann er zu taumeln. Megadramon und Piedmon machte es am wenigsten aus. Vielleicht weil sie Viren waren? Oder weil sie nicht so von Dunkelheit zerfressen waren? Denn die anderen Virus-Typen schienen stärker zu werden durch diesen dunklen Scheinwerfer.

„Nur wie -“, begann Hisaki, schwieg aber dann auch wieder.. Nach und nach schauten sie zum Leuchtturm. Sie hatten eine Idee. Und alle die gleiche.

Im Wasser kämpfte MegaSeadramon gegen ein MarineDevimon. Als es dieses vernichtet wurde, entstiegen drei weitere aus den Tiefen. Als die MegaSeadramon versuchten zu umkreisen, kam Lilamon zu Hilfe.

„Der Leuchtturm! Los, Beeilung!“

Die Kinder liefen den Strand entlang und dann den Hügel hoch. Es war steiler wie erwartet und als sie oben ankamen waren sie alle aus der Puste. Die Kinder warfen ihre Köpfe tief in den Nacken. Der Leuchtturm war zwischen vierzig und fünfzig hoch, ummantelt mit dicken weißen und roten Streifen. Die Aura um diesen Turm war erdrückend, wie das schwarze Licht, dass er ausstrahlte und sie fühlten sich beobachtet. Natsu war überzeugt, dass das, was dieses dunkle Licht warf war das Auge Saurons (wenn man auch betonen musste, dass er die Inhalte der Herr der Ringe nur grob und durch seine Schwester kannte), dass alles beobachtete. Renta glaubte, eine Stimme zu hören die ihn locken wollte, wie jene, die Krabat befahl nach Schwarzkollm zu gehen.

„Spürt ihr das?“, fragte Natsu angespannt und obwohl er nicht erklärte, was das sei, nickte alle zustimmend. Aber nicht weil sie etwas spürten. Sie hörten etwas.

„Mit dem Leuchtturm stimmt etwas nicht.“

„Ich glaube, ich verstehe, was du meinst, Kouta“, entgegnete Touko und umklammerte ihr Digivice. „Dieser dunkle Lichtstrahl... Ich sah ihn bereits von unsrem Stützpunkt. Er überschreitet sogar die Grenzen. Und immer wenn er erscheint, rücken neue Truppen an.“

„Ich habe ihn auch gesehen, vom Himmel aus“, fügte auch Soichiro hinzu.

„Was immer dieser Turm ist, er öffnet die Grenzen für die Viren und verschließt sie für die Serums“, meinte Renta. „Und es wollte, dass wir das erfahren und hierher finden.“

„Also müssen wir ihn zerstören? Aber wie?“, fragte Kana und blickte Hisaki an. Doch er kam nicht dazu etwas zu sagen. Er und auch die anderen hörten etwas.

Sie hörten einen Klang.

Ein Klang schwerer wie der von Glocken zu einem Totenmarsch.

(Lächerlich)

Ein Beben brachte die Beine der Kinder zum schwanken. Doch dieses Beben war in der Luft und war regelrecht markerschütternd.

(Kinder nichts als Kinder erfüllt von Angst wie verzweifelt die Bewahrer der Moral sind)

„W-Wir tun das für uns und unsere Digimon, nicht für sie!“, rief Hisaki zum Leuchtturm hoch, als ob dieser lebendig sei. Würde er nicht sehen, wie bleich seine Freunde waren, hätte er gedacht er hätte es sich eingebildet. Der Boden unter ihnen bebte nicht, aber er lebte. Nicht nur Hisaki, auch die anderen glaubten etwas bewegte sich unter ihnen, in der Erde, wie Spinnen und Schlangen, die sich unter Sand vergruben und lauerten.

Aber das war deutlich größer und ein tiefer Urinstinkt sagte ihnen, dass das Dragomon war. Sie wunderten sich noch wo er war, auch wenn es hieß er schliefe dort, wo er unerreichbar war. Nun verstanden sie auch wieso. Dragomon war in den Tiefen eingeschlossen und erfüllte alles in dieser Welt. Er war dieses dunkle Meer. Er war das Meer, die Erde – sogar dieser Leuchtturm. Er war das dunkle Meer.

(Geht nach Hause dies ist nichts für euch ich habe so oft die Digiwelt am Rande des Abgrundes gesehen doch die Moral und ihre selbstgefällige Tugendhaftigkeit lässt sie nicht gehen wohin es sie treibt wir alle wollen nur Freiheit frei und ungezähmt sein jenseits von Gut und Böse und jede Moral sei zur Seite gefegt und alle Digimon werden schreien und töten und sich in Lust ergehen sie wären dann alle gleich)

„Du benutzt andere Worte, redest aber den selben, gequirlten Mist zusammen wie die Serums! Wir haben die Schnauze voll vom Krieg. Es sind genug gestorben und genug haben darunter leiden müssen. Das Sterben muss aufhören! Und zwar jetzt! Und dann endet die Apartheid!“, schrie Soichiro. Die Kinder blieben unerschrocken stehen, trotz dass die Vibrationen der Luft auf sie einschlug. Tiefe Töne die in den Ohren und in den Köpfen unfassbare Schmerzen hervorriefen.

(Törichte Kinder ihr träumt aber denkt nicht)

Diesmal spürten die Kinder den Puls nicht nur, sie hörten ihn auch und sie sahen ihn, in der Form eines dunklen Schleiers, der sich über sie legte, wie eine plötzliche Sonnenfinsternis. Es war so stockfinster, aber eine Präsenz war anwesend. Die einzelnen Töne wurden lauter, der Abstand wurde kürzer.

„Es... es ist Musik. Aber es klingt hohl und düster...“, stellte Kana erschrocken fest. Es folgten zwei laute Schläge, die sie wieder zu Boden warfen, aber ihr Bruder fing sie auf. Als er fragte, ob alles gut sei, antwortete sie aber nicht, sondern zeigte in den dunklen Nebel um den Leuchtturm. Zwischen den Glockenschlägen hörte sie etwas und Soichiro hielt seine Schwester fest.

(Knusper... Knusper... Kein Engelchen, kein Bengelchen, welch Teufelchen sind da in meinem Häuschen...?)

„Geh weg! Mach mit mir was du willst, aber lass meine Schwester!“, schrie Soichiro in den Nebel. Eine knochige Hand einer alten Frau ragte aus den Schatten und versuchte die Zwillinge anzulocken.

Die Glockenschläge wurden lauter. Und lauter.

Keines der Kinder reagierte mehr. Schemenhafte Konturen blitzen in der Schwärze auf. Touko kam grauer Zigarettenqualm entgegen, der ihr den Atem raubte. Natsu sah die Flügel eines Drachen aufschlagen, Renta erstarrte bei dem Gesicht in der Dunkelheit – ein bleicher, alter Mann, von dem nur ein Auge zu sehen war, dass andere von einer Augenklappe verdeckt. Und dann war da noch dieser flammende Blick vor Hisaki, der vor ihm erschien. Das Stück des Leuchtturms ergriff ihr Herz, ihr Herz klopfte mit den Schlägen. Schwer. Unsagbar schwer, als hielte Dragomon sie selbst in den Händen und drückte langsam zu.

Sein Digivice fiel ihm fast aus der Hand, bis Kouta nach seinem Handgelenk griff.

„Die sind nicht echt“, sagte Kouta zu ihm. „Er will uns nur Angst machen. Du darfst dieses Lied nicht in dein Herz lassen!“

„Das weiß ich. Aber es -“

Hisakis Hals kratzte. Er sah Reißzähne. Die tiefen Töne nahm ihn sein Gleichgewicht. Kouta hielt ihn fest, obwohl vor ihm jemand stand und rief

(Dem Kopf ihm ab!)

Zwei Schläge, ein tiefer und ein etwas höherer glitten durch die Luft mit dem Befehl der Herzkönigin. Doch der Ton zersprang in der Luft. Piedmon stand vor Kouta und blockte ihn ab.

„Piedmon!“

„Ist gut, wir haben alles unter Kontrolle!“, versicherte er.

(Volksverräter Ihr Volksverräter)

Es folgten zwei hohe Töne, dann zwei tiefe. Lilamon nahm die Zwillinge in ihrem Arme und Megadramon beugte sich über sie. Makuramon stellte sich vor Renta, Mystimon nahm Natsu in seinen Umhang, während MegaSeadramon sich um Touko schlängelte. Fünf Schläge folgten dicht nacheinander. PriestAngemon schlug bei seinem Flug noch ein Devidramon zur Seite, aber auch er schaffte es Hisaki vor der Gewalt, was immer sie war zu schützen.

Rote Augenpaare erschienen in der Dunkelheit. Sie waren umzingelt. Ein Digimon feuerte seine Attacke ab, dann ein anderes, synchron mit den Glockenschlägen des Leuchtturmes. Megadramon feuerte mit seinem Raketenangriff zurück, hoffend ein Digimon zu treffen. Zum zielen hatte er keine Zeit, denn sobald er angriff wurden die Glocken lauter und jeder Treffer zerrüttete die Psyche von Mensch und Digimon immer weiter. MegaSeadramon feuerte mit Lichtspeer in den Himmel. Es brachte nichts. Es waren zu viele. PriestAngemon versuchte mit einem Himmelstor die Angriffe von oben einzusaugen, doch das ununterbrochene Glockenschlagen zerstörte des Himmelstor nach kurzer Zeit.

Sieben Töne erfolgten schnell hintereinander und den Digimon blieb weiter nichts, als zumindest die Kinder vor den Klängen zu schützen, ehe ihr Geist komplett zerrüttet wurde. Die Klänge erschütterten sie bis in ihr tiefstes Inneres. Ein Flackern erschien auf ihren Körper. Sie konnten nicht mehr lange auf ihren Leveln bleiben.  

Die dunkle Armee lachte sie von allen Seiten aus, während die Digimon immer mehr in sich zusammensackten, selbst das einzige Mega-Digimon unter ihnen. Und weil er zudem ein Virus war, sollte er als Erstes verschlungen werden.

Für die meisten sah es nur aus, als würde eine dunkle Wolken aus dem Nebel treten. Für Kouta jedoch war das die Herzkönigin, wenn auch verformt, komplett rot vor Zorn und einem riesigen, offenen Mund, aus dem nur Schreie kamen. Ein kräftiger Klang, doch Koutas Schrei ließ ihn verstummen.

Hör auf, Mutter!

Kouta, nicht wissend was er tun sollte, kniete neben sein Digimon und hob sein Digivice. Man hörte einen Klang. Einen zarten Gitarrenklang. Die abstrakte Kreatur blieb vor dem weinenden Kouta stehen.

„Geht's wieder?“, fragte Kouta Piedmon, er nickte schwach, dann, zum ersten Mal, sah Kouta seinem fleischgewordenen Albtraum direkt ins Gesicht. „Entschuldige, dass ich so eine Angst habe. Jetzt sind wir über drei Jahre hier und ich bin immer noch so feige. Dabei brauch ich das nicht. Mutter ist weg..."

Tränen liefen über die Wangen des Jungen, der diesen Albtraum ansah. Koutas Mutter sah nicht so aus wie dieses Monster. Und doch war sie es. 

"Ich weiß nicht, wieso du uns verlassen hat und warum du Vater immer so ausschimpft hast. Aber Mama, es ist gut. Vielleicht ist es gut, dass sich unsere Wege trennen. Vielleicht macht dieser andere Mann dich glücklicher... Aber ich hasse dich nicht dafür, hörst du? Vater nicht und Nenzo auch nicht... Ich... ich vergebe dir, Mama.“

Aus dem schwachen Flimmern wurde ein kräftiges, lilafarbenes Leuchten. Die Herzkönigen verlor erst ihre Krone, dann schmolz ihr Mund, ehe sie sich in Datenpartikel auflöste. Die Glockenschläge wurden von der Melodie aus Koutas Digivice übertönt. Das Digivice pulsierte mit dem Licht aus dem Wappen. Man hörte Musik, die Sainten einer Gitarre, wo doch hier nirgends eine war. Die Dunkelheit wich und man hörte Geschrei. Dragomon.

Zwei weitere kräftige Schläge, doch auch diese wurden unterbrochen. Erst pinkes, dann ein grünes Licht.

„Kouta! Ist alles gut! Wir haben auch Angst!“, rief Kana zu ihnen hinüber und prompt kam mit dem Licht Flötenklänge.

„Aber wir müssen das hier zu Ende bringen!“, rief auch Soichiro. „Ich hab die Schnauze voll von dieser schlechten Musik!“

„Ich auch!“, sagten Natsu und Soichiro entschlossen, dann wurde auch ihr Licht stärker. Touko wie auch Renta und zum Schluss auch Hisaki umklammerten ihr Digivice fester. Ihre Digivice spielten, doch die Wappen pulsierten mit Dragomons Klängen. Alles lief absolut synchron. Und immer wenn ein Ton ihn traf, bebte der Raum. Lichtfunken erschienen und das blendeten Licht trieb die dunkle Armee zurück. Die Musik allein bereitete ihnen schon Schmerzen.

Die sieben auserwählten Digimon hielten ihre Partner fest und wenn möglich hielten sie mit ihnen das Digivice. Und in dem Moment, als absolut alles im gleichen Takt schlug übertönte die Melodie der vier Jahreszeiten diese unheilbringenden Laute.

Ihr Licht, gleich einem Regenbogen und die verschiedenen Melodien, aus denen ein ganzes Konzert wurde vertrieb erst diese furchterregenden Horrorfiguren, dann die Schwärze und ging auf den Leuchtturm über. Das schwarze Licht verschwand und wurde von jenem Bunten überschattet. Die Gegend wurde hell und wenn auch nicht sonderlich bunter, erzielte sie den gewünschten Effekt. Das Licht drehte sich weiter und während das Licht den auserwählten Digimon ihre Kraft zurückgab, wurden die dunklen Truppen, die noch schaulustig um das Geschehen standen zurückgeschreckt. Wer zu lange im Licht blieb, löste sich auf.

„Das ist unsere Chance, nun können wir die dunkle Armee besiegen.“

„Warte“, ermahnte Hisaki PriesAngemon. „Wir müssen nicht kämpfen. Sie wollten eine Welt, wo nur Viren leben. Dann sollen sie sie haben.“

„Wir werden einfach dafür Sorgen, dass sich die Grenze zu dieser Welt nie mehr öffnet. Dann ist dieser Krieg endgültig vorbei!“, rief Renta ihm zu. Die Kinder waren sich schnell einig, die Zustimmung der Digimon folgte erst nach und nach. Zwischen den grauen Wolken und dem Lichtkegel erschien Licht, gleich einer Aurora Polaris.

„Ein Tor?“, wunderte sich Touko.

„Unser Ausgang! Wir müssen weg, ehe es sich schließt!“, sagte Soichrio und beobachtete, wie das Licht um den Leuchtturm bereits schwächer wurde.

„Schnell! Steigt auf!“, forderte Megadramon auf, doch zwei Lavogaritamon griffen ihn an, aber Megadramon feuerte zurück. Eines traf er, dass andere flog davon. MegaSeadramon warf noch ein MarineDevimon zurück ins Meer. Ein anderes verlor seine Tentakeln durch PriestAngemons Schwert, als es versuchte Lilamon, die gerade ein MadLeomon zu Boden warf mit selbigen zu zerquetschen. Zwei andere Megadramon, von der Dunkelheit dunkel verfärbt, attackierten die Gruppe, ihr Angriff wurde aber von Piedmon verhindert, als er seine Schwerter nach ihnen warf, dann bemerkten er und die restlichen Partner-Digimon auch. Mystimon versuchte die Kinder vor Angriffen zu schützen und half ihnen noch auf Megadramons Rücken zu steigen. Erst als Makuramon mehrere Rauchbomben auf den Boden warf, erhob sich Megadramon in die Lüfte, direkt hinter ihm Piedmon, Lilamon und PriestAngemon, unter ihnen MegaSeadramon, der Makuramon und Mystimon auf seinem Rücken trug. Feindliche Truppen versuchten sie abzuschießen, sahen aber durch Makuramons Rauchschwade nicht viel.

Der Lichtstrahl des Leuchtturmes drehte seine Runde, kam auf die Kinder und ihre Digimon zu und hüllte sie ein. Die Grenze zu diesen dunklen Teil des Meeres war sichtbar im Lichtkegel, gleich einem schmalen, schemenhaften Regenbogen. Megadramon und MegaSeadramon nahmen noch einmal an Tempo zu, um durch diese Grenze hindurch zu gehen, als der Lichtkegel des Leuchtturm diesen gerade traf und erleuchtete. Obwohl es optisch betrachtet keinen Unterschied gab, war es doch deutlich spürbar, dass sie nicht mehr in Dragomons Regime waren.

Die schwarze Wolke aus dämonischen Digimon war dicht hinter ihnen, bis der Lichtkegel des Leuchtturms einige von ihnen an vorderster Front traf und unbarmherzig in ihre einzelnen Daten zerlegte. Sie hielten der heiligen Macht nicht stand und als die restlichen Truppen dies bemerkten, verteilten sie sich in kleine Grüppchen in sämtliche Himmelsrichtungen. Nur eines, nämlich IceDevimon selbst flog ihnen noch hinterher, steuerte auf PriestAngemon zu, der stehen geblieben war um das Geschehen noch etwas beobachten zu können. IceDevimons Gestalt wurde blasser und transparenter und als er vor PriestAngemon stand und als er zu einem Angriff ausholte, ging seine Klaue durch ihn hindurch. Sein Körper war im Gegensatz zu dem von PriestAngemon fast unsichtbar, von dem Angriff spürte das Engel-Digimon nichts. Selbst IceDevimons geschocktes Gesicht sah man kaum mehr.

„Ihr wolltet doch eine Welt für euch ganz allein. Die habt ihr bekommen. Macht was daraus. Die Digiwelt wird euch nicht dabei stören“, sagte PriestAngemon zu dem immer noch schockierten IceDevimon, dann drehte er sich um und flog zu den Digirittern zurück. IceDevimon und schließlich auch andere Digimon schrien ihnen hinterer, als sie nach und nach feststellten, dass sie sich nun auf einer vollkommen anderen Existenzebene befanden, ohne den Hauch einer Chance die Grenzen zu überschreiten. Die Kinder hatten das Meer der Dunkelheit von der Digiwelt getrennt.

Sie flogen weiter und trotz der Entfernung hörten sie die Flüche und Beschimpfungen der dämonischen Digimon, die an dem Licht des Leuchtturmes nicht vorbeikamen und die unsichtbare Kluft zwischen den Welten immer großer wurde.

„Wir haben es geschafft“, murmelte Hisaki und genauso ungläubig wie er, starrten alle zurück zum dunklen Horizont, der vom Nebel verschlungen wurde.

 
 

𝅗𝅥♯

 

Der jüngste Tag brach mit einer entsetzten Feststellung an. Diese Bezeichnung mochte irreführend klingen, den danach drehte sich die Welt wie gewohnt weiter, wenn sich auch jeder, der anwesend war wünschte, sie wäre an diesem Tag, zu dieser Stunde einfach stehen geblieben.

Der Tag brach an, als die kleine Orchestergruppe aus sieben Digimon und sieben Kindern die Bucht entlang liefen, sicher bald aus dem neunten Kreis der Hölle raus zu sein, bis sie feststellten, dass sie erwartet wurden. Huanglongmon sahen sie schon von weitem. Seraphimon, Ophanimon und Cherubimon schwebten an seiner Seite.

Die Kinder und Digimon blieben stehen, für einen Moment überrascht, dachten sich aber selbst nicht viel dabei. Vielleicht wollte man sie nur abholen, sie empfangen und ihnen für ihren Triumph gratulieren, dass sie Dragomon und seine Anhängerschaft verbannen konnten.

Doch je weiter diese Szene vor sich hin schritt und sich nichts an der drückenden Atmosphäre änderte, um so klarer wurden den Kindern, dass hier etwas nicht stimmte.

„W-Wir sind zurück“, rief Renta den vier Digimon zu, die Anspannung aber blieb und selbst Koemon merkte es. „Wir haben Dragomon besiegt, wie ihr es gewünscht habt. Wir musste ihn nicht vernichten.“

„Er ist an einem Ort, wo er der Digiwelt nicht mehr schaden kann. Er und das ganze Meer, dass er kontrolliert“, fügte Soichiro noch hinzu. Wieder änderte sich nichts an ihrer Umwelt. Vielmehr wurde das Meer unruhig. Die dunklen Wolken waren ihnen gefolgt und verdeckten den Himmel. Ein Sturm zog auf.

„Wir haben bereits davon erfahren“, begann Seraphimon. „Ihr habt die Aufgabe, die Shakamon euch übermittelt hat gemeistert. Ebenso habt ihren euren Auftrag gewissenhaft erfüllt. Stellvertretend für die Digiwelt verkünden wir euch unseren Dank.“

Es war unhöflich, dies nicht anzunehmen, aber keiner, weder Kind noch Digimon konnte sich dazu bringen, diese Worte mit Wohlgefallen anzunehmen. Das Gefühl, etwas stimmte nicht, beschlich sie weiter.

Es bestätigte sich, als Ophanimon ihre Lanze hob und mit der Spitze auf die Orchestergruppe deutete.

„Doch hier enden eure Verbrechen. Wir haben über die Zeit geurteilt und werden nun hier über euch richten.“

„Wieso richten? Ihr habt gesagt, wir wären von den Apartheidsgesetzen befreit!“, warf Floramon empört ein.

„Und wir können für die gleiche Tat auch nicht zweimal verurteilt werden. Das sind eure eigenen Regeln!“, rief nun auch Tsukaimon.

„Unsere Gesetze sind uns durchaus im Klaren. Niemand von uns spricht von den Rassengesetzen.“

Cherubimon wirkte ungewöhnlich streng und kühl, als es das sagte. Die Gruppe blieb verwirrt. Und wie sie alle, überlegte Hisaki und er hatte einen Verdacht. Dann eine Ahnung und schließlich Gewissheit.

„Sie haben uns reingelegt“, sagte er tonlos und schwach, aber Tsukaimon auf seinem Kopf und Kouta mit Dracmon hatten ihn gehört.

„Was?“

„Die haben uns ausgetrickst. Na klar, sie haben uns nur von den Apartheidsgesetzen freigesprochen, aber nicht von den Grenzkontrollen.“

„W-Was heißt das?“, fragte Kana nervös und hielt dabei Floramon an der Hand, doch statt Hisaki, antwortete Ophanimon, „Das ihr hier unerwünscht seid. Das Gesetz besagt, dass Kreaturen aus den untersten Reihen Gehennas der Zutritt in höhere Ebenen ausnahmslos untersagt ist, solange sie keine reinen heiligen Digimon oder Digimon des Status Armor sind.“

„Aber ihr habt uns hierher geschickt!“

„Wir sind in eurem Namen hierher gekommen! Wie sollten wir es denn sonst mit Dragomon aufnehmen?“, protestierten Soichiro und Dorumon.

„Ihr habt's drauf angelegt! Ihr habt auf einen Grund gewartet um uns für irgendetwas zu verurteilen, ihr -“, knurrte Hisaki, doch keines der vier heiligen Digimon schenkte ihm Gehör.

„Gesetz ist Gesetz. Um der Digiwelt ihrer Stabilität zu gewähren, muss alles, was dieser Schaden könnte ausgelöscht werden.“

Die vier Digimon erhoben sich. Vier Schatten fielen auf die Kinder und Digimon, die nicht glauben wollten, was hier geschah.

„Doch wisst, dass wir euren Heldenmut und euer Opfer in Ehren halten.“ „Wir werden euch in unsere Gebete aufnehmen und eure Digimon ordnungsgemäß rebooten.“

„Und so geben wir Euch Digimon eine zweite Chance.“

„Ja. Eine Chance, in einem neuen Leben ein Dasein zu entwickeln, dass den Schutz der Digiwelt garantiert.“

Blitze kamen aus der Ferne, dass grelle Licht reflektierte in sieben starren Augenpaaren, dass sich mit dem Licht ihrer Wappen verschmolz. Dass ihre Partner auf das Ultra-Level digitiert waren nahm sie kaum wahr.

„Lauft weg!“

„Bringt euch in Sicherheit!“, riefen Lilamon und MegaSeadramon und gingen mit dem Rest der Truppe auf die vier Mega-Level los, während die Kinder noch fassungslos stehen blieben. Als Erste kam Touko zu sich, die Hisaki und Kouta, zwischen denen sie stand gegen die Arme schlug.

„Habt ihr nicht gehört? Lauft!“, schrie sie und zerrte dabei an den beiden Jungen. Auch der Rest der Gruppe erwachte aus der Starre. Sie rannte den Weg zurück, nicht wissend wohin, immer wieder umdrehend, wo ihre Digimon waren und wann sie nachkamen. Doch egal wer sich umdrehte, man sah nur wie ihre Digimon mit Müh und Not versuchten die vier Gestirne der Digiwelt irgendwie in Schach zu halten und jeder fragte sich, wie lange das noch Gut gehen würde. Sie waren zwar alle auf dem Ultra-Level, Dracmon war sogar auf dem Mega-Level, aber es gab Zweifel, ob sie gegen die Vier ankamen.

„Wo rennen wir eigentlich hin?“, fragte Natsu.

„Keine Ahnung, wir müssen aber zusehen, dass wir aus dieser Bucht rauskommen!“, rief Renta zurück, in dem Moment blieb Soichiro stehen, gegen den Renta auch gleich lief.

„Da, schaut mal. Da können wir hochklettern. Wenn wir es in die Wälder schaffen finden sie uns nicht.“

„Bist du bescheuert?“, maulte Kana ihren Bruder an. Er hatte auf einen Weg gedeutet, jedoch ein überaus steiler Weg zwischen der Klippe. Zwar gab es genug Steine um hochklettern zu können, ungefährlich wäre diese Notlösung jedoch nicht.

„Wenn du einen besseren Plan hast, bitte, aber wir müssen hier weg! Unsere Digimon halten das nicht lange durch. Also kommt!“, forderte Soichiro sie auf und tatsächlich setzen sich alle in Bewegung. Natsu, als Kleinster und Jüngster durfte vor, nach ihm folgten die beiden Mädchen, dann die Jungs, mit Renta, der als Ältester freiwillig das Schlusslicht bilden wollte. Touko, die direkt hinter Natsu herlief, navigierte nach welchen Stein er greifen musste, um sicher weiter zu kommen. Doch ihr schwerer Aufstieg wurde immer wieder von einem Beben abgebrochen und zwang sie zum Halt. Sie sahen hinunter zur Bucht, sahen wie verzweifelt ihre Digimon versuchten die Attacken der vier Mega-Level abzuwehren oder ihnen den Weg abzuschneiden und mussten zusehen, wie Mystimon von Cherubimon gegen die Wand geschleudert wurde.

„Mystimon!“

„Kümmer dich nicht um mich!“, rief Mystimon zurück, stand wieder auf und flog zurück in den einseitigen Kampf. Wieder bebte der Boden unter ihnen. Megadramon, der als der Größte die bisher meisten Angriff eingesteckte und abgeblockte fiel letztlich gegen die Steine der Bucht, als Cherubimon ihn angriff und digitierte schließlich wieder zu Dorumon zurück.

Makuramon hielt trotz seines Schutzschildes, den er um sich errichtet hatte den Angriffen Seraphimons nicht stand. Die Kugel um ihn zerbrach. Lilamon kam um ihn aufzufangen, wurde aber dann von Ophanimons Sperr getroffen. Floramon und Koemon schlugen auf dem Boden auf.

„Nein, Floramon!“

„Koemon!“, schrien Kana und Renta los. Soichiro wollte schon zurück, doch als sein Digimon sah, wie Soichiro in seine Richtung schaute, schüttelte dieser den Kopf. Trotz der Entfernung sahen auch Kana und Renta wie ihre Digimon sie allein mit ihren Blicken zum weitergehen drängten.

Schweren Herzen gingen sie. Natsu versuchte nicht zurückzuschauen, als auch Mystimon endgültig die Kraft verließ und als Candlemon auf den Boden aufschlug. Touko versuchte zu überhören, mit welcher Gewalt die Wellen gegen die Felsen knallten, als Huanglongmon MegaSeadramon ins Wasser schleuderte und Betamon an Land spülte.

Himmliche Lichter!“, ertönte es über den Kindern. Seraphimons Angriff wurde aber von PriestAngemon abgefangen. In seinem Fall wurde er wieder zu Tsukaimon.

„Dann du zuerst! Himmelsbrecher!“

Tsukaimon!“, brüllte Hisaki, als die Blitzkugel direkt auf sein Digimon zuflog. Piedmon kam rechtzeitig und fing das bewusstlose Digimon auf. Er zog ein langes, großes Tuch aus seinem Ärmel, in das die Blitzkugel stattdessen flog und verschlungen wurden.

„Na los, fangt ich doch, wenn ihr euch traut!“, rief Piedmon zu Seraphimon und auch Cherubimon und Huanglongmon, die in Hörweite waren. Mit Tsukaimon im Arm lockte er die drei Digimon von der Bucht fort. Kouta wie auch Hisaki sahen ihnen besorgt hinterher.

„Schnell, bevor sie zurückkehren!“, drängte Renta die Gruppe. Ein Abhang, groß genug dass sie alle darauf stabil stehen konnten und der Weg nach ganz oben erleichtert war in Griffweite. Gerade aber als Natsu, Touko und Kana dieser erreichten und den Jungs helfen wollten, erschien Ophanimon.

„Euer Weg endet hier! Sefirot-Kris-

Verbotene Versuchung!

Ein pinker Lichtstrahl zwang Ophanimon ihren Angriff abzubrechen. Als sie aufblickte, standen Rosemon und Wisemon zwischen ihr und den Kindern.

„Verräterin!“

„Lügnerin!“, brüllten sich Ophanimon und Rosemon an und fletschten dabei die Zähne. Als Ophanimon davonflog, ging Rosemon ihr nach.

„Kinder, flieht! Ich hole eure Digimon, macht Euch also keine Sorgen“, sagte Wisemon ruhig zu den ihnen.

„Woher wusstet ihr hiervon?“, fragte Kouta.

„In dem Moment, als dieser schwarze Lichtkegel am Horizont verschwand, wussten wir, dass ihr gewonnen hattet. Dann aber haben sie die freie Jagd nach Viren und Kriegsflüchtlingen eröffnet“, erklärte Wisemon. Unter den Kindern machte sich Entsetzen breit.

„QueenChessmon ist auch auf den Weg hierher, sie wird euch wegbringen. Beeilt euch!“

„Aber Onkel Remus!“, rief Kana ihm nach, doch er sich bereits auf den Weg hinunter gemacht, um die verletzten Rookies einzusammeln. Der kleine Moment der Erleichterung verging genauso schnell wieder, als Seraphimon dies bemerkte. Dessen Himmlische Lichter trafen Wisemon, gerade als er die verletzten Rookie-Digimon aufsammelte. Rosemon fiel, als sie sich durch ihren verletzten Gatten ablenken ließ und Ophanimons Sefirot-Kristalle warfen sie gegen die Felsen.

Einzig Piedmon, noch mit Tsukaimon im Arm blieb noch übrig. Bei dem Versuch jedoch zurück zu gehen, um Rosemon und Wisemon zu helfen, versperrte Huanglongmon ihm den Weg.

Piedmooon!“, schrie Kouta, wurde dabei von Hisaki festgehalten, ehe er zu nah an den Anhang lief und eventuell abgerutscht wäre. Huanglongmon schoss mit einem Feuerball aus seinem Mund auf Piedmon, den das Clown-Digimon selbst noch versuchte abzuwehren, doch scheiterte. Die Energie riss ihn mit und zusammen mit Tsukaimon wurde auch Dracmon ins seichte Wasser der Bucht geworfen. Der Feuerball jedoch flog weiter, direkt auf die Kinder zu.

„Schnell, geht da weg!“

Kouta gab Hisaki noch einen Schubs, um ihn zum Laufen zu bringen. Der Feuerball traf sie nicht direkt, sondern eine Felswand neben ihnen, doch die enorme Gewalt verursachte ein Beben und sie fielen zu Boden. Staub versperrte ihnen die Sicht. Man hörte Schreie und wie Stein zerbrachen und hinunterfielen.

Nach langen, langen Sekunden, wenn es nicht schon Minuten waren, hob Hisaki den Kopf. Es lag noch immer Dreck in der Luft, aber er sah seine Freunde mit den Armen über den Köpfen auf dem Bauch liegen.

„Seid ihr okay?“, rief Renta, zustimmenden Laute kamen aus verschiedenen Richtungen. Dann legte sich der Nebel langsam und man konnte jeden von ihnen deutlich sehen. Der Schock saß tief, aber niemand schien verletzt.

„Wir haben Glück gehabt. Kouta, ist bei dir auch alles -“

Hisaki hielt den Atem an. Denn der kleine Abhang, das Fleckchen auf dem sie alle noch gestanden hatten war fort. Hinter Hisaki endete der Weg und führte direkt runter. Kouta war da nirgendwo, obwohl er doch direkt hinter ihm war. Zögerlich drehte Hisaki seinen Kopf nach links und rechts, aber Kouta hatte ihn nicht überholt, war nicht weitergelaufen und lag auch nirgendwo anders. Er zählte, mit sich selbst eingeschlossen nur sechs Kinder und auch der Rest von ihnen merkte nun, da die Sicht wieder klar war, dass sie nicht vollzählig waren.

Dann sah Hisaki wieder dort hin, wo hätte Kouta sein müssen, wo aber nun nichts mehr war, denn die Steine waren hinuntergefallen. Gefallen. Runter gefallen.

Obwohl Soichiro und Touko als Erste aufstanden, war es Hisaki, der sich dem Rand näherte, mit absolut steifer Haltung. Dass die vier Mega-Digimon hier noch waren und es immer noch auf sie abgesehen hatten hatte er vergessen. Er war damit beschäftigt sich zu sagen, dass er sich irrte und dass das hier und seine ganze Nervosität lächerlich sei. Die anderen Fünf folgten ihm und dachten ähnlich.

Kouta ging es sicher gut. Er hatte sich Sorgen um sein Digimon gemacht, bestimmt war er zu Dracmon gelaufen. Es gab keinen Grund nachzuschauen. Aber er musste hinunterschauen, obwohl er nicht wollte.

Die Wanderung seines Sichtfeldes, vom dunklen, steinigen Pfad, hinunter in diesen Abgrund, der sich aufgetan hatte, wirkte auf Hisaki eher, als erlebte er es nicht, sondern er wäre nur Zuschauer, sein Körper eine Kamera und was er sah nur einen Film.

Da war Blut auf den Steinen, glänzend und dunkelrot. Auf Koutas Gesicht. Es war ihm aus der Nase gelaufen, lief das blasse Gesicht hinunter und der Kopf, auf dem dieses Gesicht abgezeichnet war hing lose am Hals. Man konnte nicht sagen wie, aber es wirkte unnatürlich.

Koutas Augen waren noch halboffen und das ließ Hisaki kurz in den Glauben, sein Freund wäre einfach nur schwer verletzt. Er war schließlich tief gefallen und war auf die Steinbrocken geknallt, er musste unzählige Knochenbrüche haben. Doch noch ehe überhaupt eines der sechs Kinder zu ihm hinunterschauen konnte, war der Glanz in Koutas dunklen Augen erloschen. Schließlich, wenn auch schleichend wurde ihnen allen bewusst, was passiert war. Und was sie da unten sahen.

Kana fing an zu schreien, dann schlug sie ihre Hände vor den Mund, genau die Touko, die irgendetwas Unverständliches in diese hinein sprach. Soichiro verlor die Kraft in seinen Beinen und sackte in sich zusammen. Der Einzige, der es schaffte etwas zu sagen war Renta, wenn es auch nicht mehr wie ein monotones Nein war.

„Kouta, Kouta!“, schrie Dracmon die Bucht entlang. Er kraxelte die Steine entlang zu seinem Partner. Das Digimon begriff nicht, was mit Kouta war. Doch ihm war klar, dass etwas nicht stimmte. Kouta sagte nichts, er lag da, doch wirkte er nicht so, als schliefe er. Eine ähnliche Ahnung packte auch Rosemon und Wisemon. Sie hielten inne, statt weiter zu kämpfen und sahen zu ihren Gänschen hinunter und bemerkten nicht, dass auch jene Digimon, gegen die sie vor wenigen Sekunden noch gekämpft hatten ebenso erstarrt zu ihren auserkorenen Feinden sahen.

Beobachtet von so vielen Zeugen versuchte Dracmon weiter, seinen Partner aufzuwecken, obwohl es eigentlich gar nicht sein konnte, dass er schlief. Seine Augen waren doch auf.

„Kouta, bist du arg verletzt? Das wird schon, ja? Onkel Remus heilt dich wieder. Komm, ich helfe dir.“

Dracmon packte an der Hand und erstarrte. Die Hand die er hielt fühlte sich nicht wie Kouta an. So gar keine Kraft und schon gar keine Wärme. Der Brustkorb hob sich nicht. Man hörte keinen Atem.

„Kouta? Was hast du? Sag was, Kouta! Kouta!“, rief Dracmon weiter, schüttelte den Körper vor sich. Er packte den Kopf, drehte das Gesicht zu sich. Kein Ausdruck darin. Die Augen waren leer.

„Das kann nicht sein…“, haspelte Hisaki, ungehört von seinen Freunden, obwohl er deutlich sprach. Die eigenen Gedanken, insbesondere die Vorwürfe waren viel lauter. Die Frage ob sie schuld waren. Warum sie nicht besser aufgepasst haben. Warum das, ausgerechnet in ihrer geliebten Märchenwelt passieren musste.

„W-Wir irren uns. Kouta geht es sicher gut. Wenn wir runter gehen und ihn holen, wird er lachen und alles ist okay“, sagte Renta und seine Stimme klang dabei ungewohnt hoch. Nicht einmal er glaubte an seine Worte. Keiner tat das. Sie wussten alle, dass das da unten vor Dracmon eine Leiche war. Anders jedoch wie die Digimon. Ihrer Logik nach hätte Kouta sich in Daten auflösen und dann in der Stadt des Ewigen Anfangs wiedergeboren werden und dies im Kopf vermerkt, keine Trauer wert. Aber er blieb liegen, während er fahler und kälter wurde.

„Kouta... Kouta sag was. Bitte. Du machst mir Angst, Kouta...“

Dracmon wurde leiser und dann tat sich etwas in seinem Kopf. Die Digiwelt hatte dieses Ereignis beobachtet, analysiert, bewertet und in verständliche Daten umgewandelt. Die verarbeiteten Daten breiteten sich, ungehört und ungesehen aus, in jedes Digimon. Doch die Erkenntnis, die in ihren Kopf kam machte keinen Sinn. Absolut nicht, aber nach und nach geriet der Kampf und der Streit in Vergessenheit. Dann begann Dracmon zu weinen, als diese neuen Daten seinen Verstand erweiterten, um diesen Moment und dieses Gefühl greifen zu können. Er, wie auch die anderen sechs, wie jedes andere Digimon zur selben Zeit in der ganzen Digiwelt wusste nun, was Tod war. Und Dracmon hatte es direkt vor sich.

„Kouta... Steh wieder auf, Kouta... Lass mich nicht zurück! Lass mich nicht alleine, Kouta!“

Heulend warf sich Dracmon auf Kouta, presste sein Gesicht an dessen Pullover. Er weinte, laut und unter das Maske kamen Tränen hervor.

Wisemon war das erste Digimon, dass sich aus der Schockstarre herauslöste. Im Flug griff er nach Rosemon und steuerte auf den Ort des Geschehens zu. Er packte Kouta an den Schultern, schüttelte ihn. Es tat sich nichts. Und Rosemon, die sonst so tatkräftig war stand daneben und konnte das Geschehene nicht fassen. Die Erkenntnis war da und sie begriff es, aber sie verstand es nicht. Warum schnürte es ihr Herz zu? Warum hatte sie keine Kraft mehr auch nur zu stehen? Warum begann sie wie Dracmon zu weinen?

„Kouta... Gänschen... Was ist mit meinem Gänschen passiert?“, sagte sie weiter, dann warf sie den Kopf zur Seite, hinauf wo immer noch Ophanimon war. „Was habt ihr getan?!“

„Wir? Wir haben nichts getan! Nichts!“, brüllte das Engel-Digimon zurück und im gleichem Moment sah Rosemon, dass das Digimon, dass sie einst als Schwester bezeichnete selbst zu weinen anfing. „Wir haben nichts getan! Wir wollten das doch gar nicht.“

„Das Kind ist selbst Schuld!“, verteidigte sich Huanglongmon, was aber nur zur Folge hatte, dass Rosemon wieder die Kraft hatte aufzustehen.

„Ihr habt auf die Kinder geschossen! Es ist eure Schuld! Ihr habt ihn umgebracht!“

„Sie bringen die Digiwelt ins Ungleichgewicht, es ist nur richtig, wenn sie eliminiert werden!“, brüllte nun auch Seraphimon. Cherubimon hielt ihn zurück, ehe er auf die Idee kam nochmal anzugreifen. Beide Digimon stritten sich, Huanlongmon mischte sich noch ein. Rosemon schwankte zwischen Wut und Trauer, beobachtet von Ophanimon, die nur auf das tote Kind starrte und sein weinender Partner daneben und sich selbst einzureden versuchte, dass das keine Absicht war. Das wollten sie nicht. Diese Empfindung, dieses Verständnis von Tod.

Keiner gab Acht auf die sechs Digimon, die verletzt an der Bucht und zwischen Steinen lagen, zu erschöpft um alles um sie herum verarbeiten zu können. Aber auch in sie war die Erkenntnis angelangt. Sie hörten Dracmon weinen. In Gedanken war jedes Digimon bei seinem eigenen Partner, fragte sich, wo sie waren, warum sie sie nicht sahen und – könnte ihnen das auch passieren? Könnten sie auch sterben?

Keiner gab auch Acht auf die sechs zurückgelassenen Kinder, die immer noch nur hinunter starrten mit Fassungslosigkeit. Bilder und Geräusche kreisten um sie herum. Nur ihre Schatten wurden länger. Und länger, wurden lebendig und sie krochen die Steine entlang, den Abhang hinab, jeder Schatten eines Kindes zu seinem Digimon, das im wahrsten Sinnes des Wortes von diesem Albtraum gefressen wurde. Alle sechs gleichzeitig. Selbst schwarz wie der Schatten verschwanden diese schließlich im Wasser.

Niemand gab Acht und bemerkt wurde es erst, als die Digivice Alarm schlugen.

„Tsukaimon...?“

Hisakis Worte waren nicht mehr wie ein Flüstern, doch den Namen seines Digimons auszusprechen hatte etwas in ihm geweckt. Zurück aus der Lethargie, in der er gefangen war, gerade um zu sehen, wie Soichiro an ihm vorbeirannte.

„Dorumon! Dorumon!“, rief er die Klippen hinab. Soichiro hatte bemerkt, wie etwas dunkles hinter ihnen über die Steine gehuscht war und dann mit ihren Digimon in den Fluten abtauchte. Der Rest der Gruppe kam langsam hinzu, nach ihren Digimon rufend.

„Doruuuumoooon!“

„Floramon, wo bist du?“

„Betamon! Gib ein Zeichen, Betamon!“

„Koemon, komm da raus!“

„Sag doch was, Candlemon!“

„Tsukaimon!“

Und als sie schließlich alle in einer Reihe standen, aufs offene Meer hinaus stieg eine Welle hoch, fast höher wie die ganze Bucht. Der Wind riss die Kinder fast von ihren Beinen. Sie schrien vor Schreck, dann blieb dieser in ihrem Halse stecken, als sie sahen was diese Welle und diesen Wind verursachten.

„W-Was...“, stotterte Cherubimon. Es sprach nicht weiter, eine Attacke traf es, schleuderte es davon und es ging selbst in den dunklen Wasser unter.

„Cherubimon!“, rief Ophanimon nach, konnte nicht hinterher. Den Angriff auf sich konnte sie noch mit ihrem Schild abblocken. Seraphimon und Huanlongmon begonnen mit Gegenangriffen, die jedoch blieben wirkungslos. Das – oder jene, die aus den Fluten stiegen blieben gänzlich unbeeindruckt davon und mit Entsetzen schauten die gepriesenen Herrscher der Apartheid auf diese Digimon. Sechs Digimon.

Den Kindern war es in diesem Moment nicht bewusst. Ihr Gehirn versuchte der Realität zu entfliehen. Ihnen war klar, dass diese Digimon, die sie da sahen, eines so furchterregend wie das andere, mit einer Aura des Bösen, aus diesen wandelnden Schatten entsprungen waren. Dass diese Schatten ihre eigenen waren blendeten sie aus. Auch die Tatsache, dass ihnen eigentlich klar war, dass diese Digimon nicht einfach aus dem Nichts kamen, aber niemand wagte es auch nur in die Richtung zu denken.

Das konnte nicht sein. Sicher nicht. Niemals wäre das möglich, dass so etwas geschah. Nicht einmal Rosemon und Wisemon wollten glauben, dass diese Digimon, die nun ihren aufkeimenden Zerstörungswahn an den drei übrigen, heiligen Digimon auslassen wollten ihre Gänslein sein sollten.

Monströses Brüllen und Fauchen wurden mit den Wellen in alle Richtungen getragen. Kichern und Lachen kamen aus verschiedenen Winkeln. Attacken wurden abgefeuert, gegen die sich weder Ophanimon, deren Kampfgeist durch den Schock zerrüttet war, noch Seraphimon, mit der Situation und dem Gedanken an Mitschuld am Tod eines anderen überfordert, standhalten konnten. Huanglongmon hielt eher stand, doch auch ihn versuchte man in die Tiefen zu reißen, wo er machtlos war. Wie Cherubimon, von dem jede Spur fehlte, fiel nun auch Huanglongmon ins Meer. Ophanimons Schild und ihre Lanze zerbrachen, als es sie wieder erwischte. Seraphimons goldenen Federn schwebten in der Luft und die Kinder sahen ihnen beim fallen zu, nur diesen Federn, ein letzter, verzweifelter Versuch ihres Verstandes den Tatsachen zu entweichen, ehe sie komplett dem Nervenzusammenbruch verfielen.

Hisaki sah die Federn an, dem Alarmruf seines Digivice im Ohr und gleichzeitig sah er durch sie hindurch und sah Tsukaimon zu, wie er mitunter versuchte Huanglongmon, der keine Chance hatte, weiter ins Wasser zu drücken. Zumindest glaubte Hisaki, dass das Tsukaimon war, denn von seinem Digimon hatte dieses Ungetüm nichts. Auch Betamon, der mit Tsukaimon auf Huanglongmon losgegangen war, war nicht mehr Betamon. Auch von Floramon, Candlemon und Koemon, die weiter auf Ophanimon einschlugen, geschweige denn von Dorumon, der sich weiter mit Seraphimon mies war etwas übrig. Das waren nicht ihre Digimon. Und dieses Digimon war nicht Tsukaimon.

Und doch, auch wie oft Hisaki es leugnete, dieses Monster war nun einmal Tsukaimon. Sein Digimon, sein Freund war zu einem Monstrum geworden. Einem riesigen Monstrum. Alles an ihm war riesig, die Flügel, die Krallen, die Zähne und um Himmels Willen, diese Seelenlosigkeiten in diesen Augen.

Im Gegensatz zu seiner Tochter hatte Hisaki als Kind den Kupferstich von Lewis Carrolls Jabberwock mit eigenen Augen gesehen. Er wusste haargenau, wie der SabbSabb-Vogel aussah. Aber als er sein Digimon in der Gestalt von VenomMyotismon erblickte war Hisaki sich sicher, dass der Jabberwock vor ihm stand.

Und als dieser Anblick sein Herz in zwei riss, fing Hisaki an zu schreien.

Hört auf zu kämpfen! Hört endlich aaaaaaaauf!

Die Digiwelt hatte ihre Unschuld verloren.

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
- Seadramon zu MegaSeadramon ist Canon

- Apemon zu Makuramon ist tatsächlich nicht Canon. Aber ich wollte dass Koemon in einer tierischen Digitationslinie bleibt Und immerhin sind beides Affen (lustigerweise, Apemon zu Mihiramon geht. Versteht einer Digimon)

- Reptildramon zu Megadramon ist Canon

- FlameWizardmon zu Mystimon ist Canon

- Kiwimon zu Lilamon ist Canon

- Piddomon zu PriestAngemon ist... Semi-Canon. Ich muss hier etwas ausholen:
PriestAngemon ist eigentlich MagnaAngemon im Priest Modus, also praktisch die pazifistische, ruhigere Version die mehr eine Richter-Funktion inne hält als die eines Kriegers. Ich nenne ihn nur PriestAngemon, damit es hier keine Verwirrung gibt. PriestAngemon taucht nur im V-Tamer Manga auf. Laut Wikimon kann nur Angemon zu PriestAngemon/MagnaAngemon Priest Mode werden, aber da es im Grunde nur eine ruhigere Variante von MagnaAngemon ist, müsste Piddomon das eigentlich auch können (kann ja auch ganz normal zu MagnaAngemon). Und viele männliche Engel-Digimon auf dem Ultra-Level gibt es nun mal nicht... .. Nämlich nur eins.

- Sangloupmon zu Matadormon und dieser zu Piedmon ist Canon.

- Angewomon zu Lilithmon, Myotismon zu Barbamon und Tsukaimon zu IceDevimon ist alles Canon.

- Einer der Dialoge von Dragomon ist eine Textstelle aus dem Roman von L.P. Lovecraft, ich glaube einzig habe ich "Menschen" in "Digimon" umgeändert und den letzten Teil "dann sind wir alle gleich" ist auch dazugedichtet.

- falls hier irgendeiner Drakengard 1 Vibes bekommt... Sind sie berechtigt. Enjoy your nightmares. ♥ Komplett anzeigen

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