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Was, wenn?
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Beim nochmaligen Lesen hab ich gemerkt, dass ich wieder zu meinem kurzen, episodenartigen Erzählstil zurückgekehrt bin. Ich schätze, ich wollte das Ding endlcih fertig bringen. D:
Hintergrundmusik:
https://www.youtube.com/watch?v=lnl9U-hHp1I&ab_channel=Roxette-Topic
It Must Have Been Love by Roxette (1987) Komplett anzeigen

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Wiedervereint III

„Und dann nimmt er einfach meinen Schlüssel und schlägt mir die Tür vor der Nase zu“, erzählte Sephiroth Cloud am nächsten Montag in der Teeküche; sie hatten sich beide jeweils auf einem der Sofas ausgebreitet.

„Seph, wir wissen doch beide ganz genau, wie man eine Tür auch ohne Schlüssel öffnet“, sagte Cloud relativ unbeeindruckt.

„Cloud“, sagte Sephiroth vorwurfsvoll. „Du hast auch Kinder. Würdest du so was vor den beiden abziehen wollen?“

„Na ja, nein, hast recht.“ Cloud schien zu überlegen. „Er wird schnell feststellen, was ein Leben ohne dich und dein Geld bedeutet – Unterhalt ist nicht viel. Und ein Kind ist schon zu zweit als Herausforderung groß genug. Vielleicht solltest du einfach das alleinige Sorgerecht beantragen.“

„Cloud, so weit denke ich überhaupt noch nicht“, sagte Sephiroth. „Eigentlich will ich diese Scheidung auch überhaupt nicht ...“

„Seph“, sagte Cloud ungläubig, „dieser Mann hat dich jahrelang betrogen.“

„Wir haben uns auch jahrelang gestritten“, wandte Sephiroth ein.

„Es gibt Grenzen“, sagte Cloud.

„Und wir hatten noch gar keine Zeit, darüber zu reden.“

„Ich glaube nicht, dass es da noch viel zu besprechen gibt.“

„Die Dinge konnten sich jetzt fast drei Wochen abkühlen. Ich geh am Freitag hin und nur ganz vielleicht kriegen wir ein Gespräch hin.“

Cloud starrte ihn immer noch ungläubig an. „Ich fass es nicht.“
 

Trotzdem setzte Sephiroth seinen Plan in die Tat um. Er machte am Freitag deutlich früher Schluss, holte Léa vom Kindergarten ab und brachte sie nach Hause, als wäre alles normal. Ohne Schlüssel allerdings musste an der Wohnungstür klingeln. Natt öffnete und Sephiroth sah ihm an, wie überrumpelt er war. Léa auf dem Arm, ließ sich Sephiroth hereinbitten. In einem ruhigen Moment zu zweit bat ihn Natt missgelaunt zum Gespräch.

„Es gibt ein Problem“, sagte er. „Sonst hätte ich dich überhaupt nicht reingelassen. Ich hab mit Scheidungsanwälten gesprochen – wenn wir uns scheiden lassen, verlieren wir Léa.“

Sephiroth hatte augenblicklich eintausend Fragen auf einmal, eine Millionen Emotionen stürmten auf ihn ein und er konnte sich nicht entscheiden, was er denken oder fühlen sollte. Doch eines war ihm klar. „Das heißt, wir können uns nicht scheiden lassen.“

„Richtig.“ Natt wirkte nicht begeistert. „Ich sag dir, wie das abläuft. Du kannst morgens herkommen und sie fertigmachen und zum Kindergarten bringen beziehungsweise ab nächstem Jahr zur Schule. Am Nachmittag hole ich sie ab und abends bringe ich sie ins Bett. Am nächsten Morgen kannst du sie wieder übernehmen. Am Wochenende kannst du auch hier bleiben, aber nur zwei Nächte – am Sonntagabend kehrst du wieder ins Hauptquartier zurück. Offiziell bleiben wir verheiratet. Aber in Wahrheit hab ich keinerlei Interesse an dieser Beziehung. Klar so weit?“
 

„Also seid ihr wieder zusammen?“, fragte Genesis bestürzt, als Sephiroth ihm über einen Videochat von den neuesten Entwicklungen erzählte.

„Na ja, so ungefähr“, gab Sephiroth zu. Eigentlich hatte er es nicht so klingen lassen wollen. Immerhin gab es nichts, was sie noch „zusammen“ hatten – außer Léa.

„Seph, nein!“, empörte sich Genesis. „Du kannst nicht zu einem Mann zurückkehren, der dich so behandelt hat! Was ist los mit dir?“

„Du verstehst das nicht“, versuchte sich Sephiroth zu wehren.

„Ich glaube, ich verstehe das sehr gut“, unterbrach ihn Genesis. „Ich wär auch beinahe zu einem Mann zurückgekehrt, der mich am laufenden Band betrogen hat, aber eben nur beinahe! Seph, nein, hast du keinen Selbstrespekt? Du darfst das einfach nicht tun!“

„Ob ich keinen ...“, echote Sephiroth. „Vielleicht seh ich einfach in meinem Leben nicht nur mich selbst.“

„Ich hab schon kapiert, du hast ein Kind und ich nicht“, rief Genesis. „Du brauchst nicht so drauf rumzureiten. Trotzdem kannst du das einfach nicht tun. Seph, trenn dich!“

„Wer bestimmt das?“, fragte Sephiroth erzürnt.

„Keine Frage, du“, räumte Genesis ein, „aber –“

„Noch letzte Woche hast du mir was erzählt, von wegen, wie sehr du mich unterstützt und alles ...“

„Da bin ich noch davon ausgegangen, dass du leidest, weil ihr euch trennt!“

„Heißt, ich bin dir nur wichtig, wenn ich leide?“

„Oh mein Gott, Seph!“ Genesis war perplex. „Wo ist bloß deine Einstellung hin, nichts zu sagen, wenn du wütend bist? Du redest Unsinn!“

Sie funkelten sich gegenseitig an. „Vielleicht ist es besser, wenn wir eine Weile nicht reden“, stellte Sephiroth schließlich fest. Genesis wirkte bestürzt, doch da hatte Sephiroth das Fenster schon geschlossen. Er kannte seine Aufgabe: seine Tochter beschützen. Und er wusste, auf wen er sich verlassen konnte.

Auf sich selbst.
 

~ Jahre später ~
 

Genesis schaute auf die Uhr; Ramon neben ihm schaute ihn interessiert an. „Es müsste sich um Sekunden handeln“, sagte er selbstsicher. Sie wandten sich auf den weißen Stühlen im Foyer des Shin-Ra-Hauptquartiers um, zwischen ihnen zwei Tassen Kaffee und eine Tasse Grüntee. Innerlich zählte Genesis von drei herunter und gerade als er bei „jetzt“ angekommen war, tauchte durch eine Tür im hinteren Bereich des Foyers der Mann auf, auf den sie gewartet hatten. Ungläubig, aber freudig entdeckte er sie und steuerte überrascht auf sie zu. „Sephiroth Crescent, der Mann, nach dem man nach so vielen Jahren immer noch die Uhr stellen kann“, kommentierte Genesis.

„Was macht ihr hier?“, fragte Sephiroth mit einem breiten Lächeln.

„Gestern war Wintersonnenwende, du solltest wissen, was das heißt“, sagte Genesis.

„Mir ist schon klar, warum ihr hier seid“, sagte Sephiroth augenrollend, „aber ihr wart noch nie so früh da.“

Genesis schwieg daraufhin und wich Sephiroths Blick aus. „Ich glaube, mein Mann hatte so seine Befürchtungen“, sagte daraufhin Ramon.

„Ach das“, sagte Sephiroth etwas peinlich berührt. „Das ist doch jetzt Jahre her.“

„Und du hast dich trotzdem nicht noch mal gemeldet“, sagte Genesis.

„Du dich doch auch nicht, oder?“

„Mag sein“, räumte Genesis ein. „Wie geht’s Léa?“

„Oh, sehr gut“, sagte Sephiroth mit einem Leuchten in den Augen, „sie ist jetzt in der vierten Klasse und hat Freundinnen und geht raus zum Spielen und alles. Gutes Alter.“

Sie begannen, sich über die letzten vier Jahre auszutauschen, über Léa, Sephiroths Job, Genesis‘ Hund, Ramons Professur, die Zeit in Porto, sie verglichen Lissabon mit Porto und besprachen alles Mögliche sonst. Sephiroth wirkte auf Genesis ausgeglichen, ruhig und vor allem glücklich, kein Vergleich zu ihrem letzten Treffen in Porto, als er über seine anstehende Scheidung und die Untreue seines Mannes verzweifelte. Sie saßen lange an dem Tisch und redeten, sicherlich länger, als Sephiroth beabsichtigt hatte. Leute kamen und gingen durch die automatischen Eingangstüren, so auch ein Mann ungefähr in ihrer aller Alter, dunkelhaarig, hoch gewachsen, ansonsten unauffällig; er blieb im Eingang stehen und sah sich um. Auch Sephiroth sah auf.

„Entschuldigt ihr mich kurz?“, fragte er und erhob sich, um auf eben jenen Mann zuzugehen. Genesis und Ramon beobachteten das Schauspiel gespannt. Sephiroth mochte ihnen den Rücken zukehren, doch sie konnten das Lächeln auf dem Gesicht des anderen Mannes erkennen, das glücklich und liebevoll wirkte. Sie unterhielten sich ruhig und aufmerksam; Genesis wurde die Natur der Beziehung der beiden vollends klar, als der ihm unbekannte Mann Sephiroth beruhigend eine Hand auf die Brust legte, was „Nicht so schnell“ zu bedeuten schien. Sie verabschiedeten sich und Sephiroths offensichtlicher Geliebter verschwand zu den Aufzügen, die unter anderem zu den Wohnetagen führten und zu denen nur ausgewiesene Personen überhaupt Zutritt hatten. Sephiroth kehrte an den Tisch zurück und setzte sich.

„Seph, wie läuft eigentlich deine Ehe?“, fiel es Genesis zu fragen ein.

„Sie existiert“, sagte Sephiroth knapp. „Du weißt schon, auf dem Papier.“

Genesis lächelte wissend. Er nickte in Richtung der Aufzüge. „Und er ist der Mann, mit dem du wirklich zusammen bist?“

Sephiroth zögerte, ehe er es zugab. „Es hat sich so ergeben, es ist – nicht die große Liebe, keine großen Gesten, wir – passen einfach gut zusammen und, ähm ... so ist das entstanden. Er ist geschieden, ich bin nur offiziell verheiratet, um meine Tochter nicht zu verlieren, wir erwarten beide nicht mehr das große Herzklopfen.“ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Aber wir sind sehr zufrieden.“

„Also doch noch ein Happy End“, schloss Genesis.

„Dann“, bemerkte Ramon und schaute von einem Mann zum andern, „ist doch ... alles gut?“
 

„Was für ein Drama“, bemerkte Sephiroth, der vor Spannung seit Minuten an demselben Stück Brot mümmelte.

„Und damit sind wir endlich am Ende deiner Frage angelangt“, sagte Genesis und leerte sein Glas Rotwein in einem letzten Schluck.

„Hm?“, machte Sephiroth. „Ach ja, das hatte ich schon ganz vergessen. Es macht Spaß, sich Geschichten zu erzählen. Oder – vielleicht mag ich es einfach, dir zuzuhören.“

Genesis lächelte geschmeichelt und hob den Blick gen Fenster. „Ich glaube, der Regen ist weniger geworden. Vielleicht hört es bald auf.“

Auch Sephiroth hob den Kopf, wobei ihm etwas schwindelig wurde. „Da hinten ist doch der Himmel auch schon viel heller.“

Genesis seufzte. „Endlich ist dieser Regen vorbei. Ich kann es kaum erwarten, dich endlich wieder loszuwerden.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nu' isses also raus.
Diese Fanfiction ist so gut wie vorüber, der Höhepunkt (Katarsis?) ist vorbei und wir blicken auf den Ausgang. Vielen Dank bis hierhin und viel Spaß noch auf dem weiteren Weg. <3

Schaut auch in meine Darkfic You Come When I Call You rein, die nicht ins "Mit Liebe Gekocht"-AU reingehört: https://www.animexx.de/fanfiction/autor/534019/389349/
Cloud kommt frisch als Rekrut zu SOLDAT und Sephiroth nimmt sich seiner aus mysteriösen Motiven an ... Komplett anzeigen

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