Lügner! von Maginisha ================================================================================ Kapitel 9: Ein Licht in dunkler Nacht ------------------------------------- Aya wusste nicht, wie er die letzten zwei Tage überstanden hatte. Die unzähligen Stunden im Blumenladen, die Blicke, das Getuschel, Yojis wissendes Grinsen, die Notwendigkeit zu essen und zu schlafen, die ihm momentan so fern vorkamen. Nicht mal der Besuch, den er seiner Schwester abgestattet hatte, hatte ihn von der elenden Warterei ablenken können. Außerdem hatte er dabei die ganze Zeit nur von Tim gesprochen, was ihm dann irgendwann selbst aufgefallen und ziemlich peinlich gewesen war. Aufgemuntert hatten ihn nur die Nachrichten, die Tim ihm geschrieben hatte. Während des Abends, an dem er auf den Sohn seines Arbeitgebers aufgepasst hatte, hatten sie mehrmals hin und her geschrieben. Tim hatte sich darüber beklagt, dass er sich ein ums andere Mal von dem Knirps in GTA abzocken lassen musste, und Ran hatte geantwortet, dass er ihn bemitleidete und ihm versprochen, dass er ihn am nächsten Abend dafür entschädigen würde. Nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte, war er knallrot angelaufen, weil ihm plötzlich bewusst wurde, wie zweideutig das klang. Tim hatte nur einen lachenden Smiley zurückgeschickt. Heute Morgen hatte Tim dann geschrieben, dass er eine Wohnung gefunden hatte und somit den Tag damit verbringen würde, sich in seinem neuen Heim einzurichten. Und dass er sich auf heute Abend freute. Nun war der Abend endlich gekommen und Aya hatte das Gefühl, einen ganzen Bienenschwarm verschluckt zu haben.   Um ihn herum bildeten die Menschen dichte Trauben. Überall hingen Laternen in langen Reihen über die Feiernden gespannt und leuchteten mit den farbenfrohen Yukatas um die Wette, die von nicht wenigen Gästen getragen wurden. Das Schlagen der Trommeln, Flötenklänge, vereinzelte Trillerpfeifen und hochstimmiger Gesang mischten sich unter das Stimmengewirr und darüber hinweg strich der Geruch der vielen Feuer und der fast noch zahlreicheren Stände, die essbare Kleinigkeiten an die hungrigen Menschen verkauften. Auf einer erhöhten Bühne begannen gerade Musiker und Sänger mit einem Tanz, der alle Anwesenden dazu einlud, mit einzustimmen. Hände wurden gehoben, die Menge drehte sich im Gleichklang der Trommelschläge um die Empore und fiel bei jedem Refrain in den Text mit ein. An einer anderen Ecke wetteiferten zwei verkleidete Schauspieler um die meisten Lacher der Kinder, die sich um sie versammelt hatten. Gerade kreischten die Kleinen auf und liefen lachend in alle Richtungen, weil einer der Maskierten von der Bühne gesprungen war, um nach ihnen zu haschen. Ältere Damen standen in kleineren Gruppen herum und fächerten sich Luft zu, während die dazugehörigen Männer dem jeweiligen Getränk zusprachen, das sich in ihren Bechern befand. Ganz am Ende der Festmeile schob sich ein beständiger Strom von Gläubigen in den Tempel, um dort ein Gebet, ein Räucherstäbchen oder eine Opfergabe zu hinterlassen. Aya versuchte, Tim irgendwo in dem Gewimmel ausfindig zu machen, aber es war hoffnungslos. Er wollte gerade nach seinem Handy greifen, um ihn anzurufen, als sich zwei Hände von hinten über seine Augen schoben. „Wer bin ich“, erklang eine Stimme nahe an seinem Ohr und er begann zu lächeln. „Tim!“, rief er aus und drehte sich herum. Der andere grinste ihn an. „Guten Abend!“, sagte er auf Japanisch und verbeugte sich. „Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten. Hier ist ja ganz schön was los.“ Ran sah ihn für einen Augenblick fasziniert an. Sie hatten bisher Englisch miteinander gesprochen. Tim jetzt in seiner eigenen Sprache reden zu hören, war fast ein wenig seltsam. Tim schien seine Gedanken erraten zu haben. „Ich muss lernen, besser Japanisch zu sprechen. Du musst mir dabei helfen.“ „Du bist ziemlich gut“, sagte Ran und meinte, was er sagte. „Das sagst du doch nur so“, antwortete Tim und strahlte trotzdem. „Also was jetzt? Zeigst du mir alles?“ Ran nickte und gemeinsam machten sie sich daran, das Festgelände von oben bis unten zu durchstöbern. Tim ließ es sich nicht nehmen, alles zu probieren, was Ran ihm an Essbarem vor die Nase hielt, und als ein paar junge Japanerinnen ihn nötigten, mit ihnen zu tanzen, tat er so, als würde er nichts lieber tun. Ran hingegen winkte dankend ab und amüsierte sich prächtig, während die Frauen, die mehr als einen Kopf kleiner als Tim waren, um den 'Gaijin' herumflatterten und ihm zwitschernde Anweisungen gaben, wie er die Füße zu setzen und die Arme zu heben hatte. Am Ende applaudierten alle und Tim verbeugte sich, als wäre er einer der Schauspieler. Mit gerötetem Gesicht kam er zu Ran hinübergelaufen,. „Rette mich!“, rief er lachend. „Die schaffen mich sonst.“ „Nichts lieber als das.“ Ran lotste Tim an den Rand des Festes, wo auf dem Fluss zahlreiche Boote unterwegs waren. Farbige Papierlaternen und offene Feuerschalen gondelten zwischen den Kähnen umher und auch vom Ufer aus ließen immer mehr Feiernde eine Laterne ins Wasser gleiten, um ihren Ahnen wieder den Weg nach Hause zu weisen. Ran und Tim blieben ein Stück vom Ufer entfernt stehen und betrachteten die unzähligen Lichter. „Das ist wunderschön“, sagte Tim andächtig und seine Augen strahlten, als er sich zu Ran herumdrehte und ihn anlächelte. Ran merkte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er atmete flach und zuckte zusammen, als sich plötzlich Tims Hand in seine schob. 'Okay?' schien Tims Blick zu fragen und Ran nickte unmerklich. Hier in den Schatten würde es niemand sehen und es war schön, Tims warme Haut an seiner zu fühlen. Langsam verwoben sie ihre Finger ineinander und sahen wieder auf die Wasserfläche hinaus, in der sich die tausend Laternen spiegelten.   Nach einer Weile, die Ran wie eine Ewigkeit vorkam, lösten sich ihre Hände wieder voneinander. Die Geräusche des Festes waren zwar noch immer nicht leiser geworden, aber der wandernde Mond zeigte an, dass die Nacht schon ein ganzes Stück vorangeschritten war. Inzwischen waren kaum noch Kinder unterwegs und auch die Alten zogen sich langsam zurück. Nicht mehr lange, dann würden auch die Trommeln und Flöten verstummen und ihre Töne die letzten verbliebenen Seelen in den Himmel begleiten. Ein wenig unsicher blickte Ran zu Boden. „Ich … wollen wir … noch etwas anderes unternehmen?“ Tim schüttelte sacht den Kopf. „Ich glaube, für heute Abend habe ich genug. Du?“ Ran nickte langsam. Natürlich musste das hier irgendwann zu Ende gehen. Sein Herz wurde schwer bei dem Gedanken, dass sie sich jetzt bald trennen mussten. „Ich könnte dich nach Hause bringen.“ Tims Ton war neutral, höflich, aber das Feuer in seinen Augen sprach eine andere Sprache. Ran schluckte langsam. War das wirklich eine gute Idee? Alles an ihm schrie danach, Ja zu sagen, aber trotzdem zögerte er. Tim bemerkte das und lächelte schief. „Okay, ist nicht die beste pick-up line, ich weiß. Ich meine, ich hätte dich ja gefragt, ob du mich nach Hause bringst, aber mein neuer Mitbewohner ist ein wenig … scary.“ Ran atmete tief durch. „Nein, alles in Ordnung. Ich würde gerne … mit dir nach Hause gehen.“ Tim schien ernsthaft erleichtert und doch sprach keiner von ihnen ein Wort, während sie zur U-Bahn gingen mit einem guten Schritt Platz zwischen sich. Sie saßen sich gegenüber und abgesehen von ein paar scheuen Blicken hatten sie keinerlei Kontakt. Ran glaubte, gleich schreien zu müssen. Er war so furchtbar aufgeregt. Was würde passieren, wenn sie bei ihm zu Hause ankamen? Sollte er Tim hineinbitten? Natürlich würde er das. Immerhin bestand sonst die Gefahr, auf einen der anderen Weiß zu stoßen und das wollte er auf jeden Fall verhindern. Und dann? Was kam dann? Würden sie …? Ran konnte nicht darüber nachdenken, ohne zu erröten.   Die Straße, in der er wohnte, war Ran noch nie so lang vorgekommen. Gleichzeitig war er irgendwie überrascht, als sie plötzlich vor seiner Wohnungstür standen. Mit zitternden Fingern steckte er den Schlüssel ins Schloss und öffnete endlich die Tür. Tim trat vor ihm ein und Ran folgte nach, während er gleichzeitig die Tür hinter sich zuzog. Er hörte, wie Tim aus seinen Schuhen schlüpfte und tat es ihm gleich. „Hast du ein Badezimmer?“ Die Frage verwirrte Ran im ersten Augenblick. Im zweiten war er froh darüber, dass es so dunkel war. Das Brennen auf seinen Wangen ließ eigentlich nur einen Schluss zu. „Ja, dort neben der Küche.“ Er hätte sich selbst ohrfeigen können. Das war nun wirklich keine Küche. Lediglich ein Waschbecken und zwei Kochplatten, die in einer Wandnische eingelassen waren. Tim wusste trotzdem, was er meinte, und verschwand hinter der Schiebetür. Ran hatte plötzlich das Gefühl, zu viele Arme und Beine zu besitzen. Er wusste einfach nicht, wohin mit sich. Sein Zimmer bot nicht viele Möglichkeiten dafür. Ein Schrank, ein kleiner Tisch und Stuhl, sein Bett. Sollte er sich aufs Bett setzen? Das war doch irgendwie zu eindeutig, oder? Was, wenn Tim ihn wirklich nur hatte nach Hause bringen wollen? Wenn er gleich wieder gehen würde? Ran konnte das zwar nicht glauben, aber die Möglichkeit bestand. Was sollte er tun?   Das Geräusch der Spülung riss ihn aus seinen Gedanken. Die Badtür öffnete sich wieder und Tim trat heraus. Im Gegenlicht des kleinen Waschraums schienen seine Haare einem Flammenkranz gleich, der um seinen Kopf loderte. Er hatte seinen obersten Hemdkopf geöffnet und Ran schluckte, als er das kleine Dreieck nackter Haut entdeckte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und er hielt den Atem an, als Tim langsam näherkam. „Ich bin total nervös“, sagte Tim auf einmal und lachte. Er strich sich durch die Haare und sah Ran mit leicht gesenktem Kopf an. „Ich hoffe, ich mache mich jetzt nicht gerade total lächerlich. Bei uns zu Hause funktioniert das irgendwie alles ein bisschen anders.“ „Wie?“, fragte Ran und fand, dass seine Stimme irgendwie dünn klang. Tim lachte leise. „Na irgendwie anders halt. Ich würde jetzt zumindest nicht in deinem Schlafzimmer stehen. Aber spätestens vorhin am Wasser wären wir wohl beim Küssen angekommen.“ Ran räusperte sich. „Wir könnten uns vorstellen, dass wir jetzt da sind.“ Sein Herz klopfte bis zum Hals. Tims Mundwinkel wanderten nach oben. „Ja, das wäre eine Idee. Lass es uns versuchen.“ Er trat einen Schritt näher und Ran tat es ihm gleich. Jetzt trennten sie nur noch wenige Zentimeter. Ran konnte Tims Atem spüren, die Wärme die von seinem Körper ausging. Vorsichtig hob er die Hand und strich über Tims Arm. Er fühlte, wie sich die feinen Haare unter seinen Fingern aufstellten. Er hob den Kopf und sah Tim direkt in die Augen. Ein Fehler, wie er bemerkte, als seine Knie unter ihm nachzugeben drohten. 'Der Fluss. Wir sind am Wasser', dachte er verzweifelt. 'Die Laternen überall, die Lichter am Himmel und im Wasser. Seine Hand in meiner …' Er spürte, wie Tim sich vorlehnte, eine zarte Berührung an seinen Lippen. Tims Mund, der sich vorsichtig auf seinen drückte. Nur ganz kurz, als wolle er testen, wie Ran reagierte. 'Jetzt reiß dich endlich zusammen. Du kannst das!' Ran atmete tief durch und erwiderte den Kuss. Tims Lippen waren fest und warm unter seinen. Eine Hand legte sich auf seine Hüfte, zog ihn an sich. Ran kam der Bewegung nach und öffnete leicht den Mund. Seine Lippen strichen über Tims, fragend, zögernd. Tim reagierte darauf und verstärkte den Druck. Auch seine Lippen teilten sich und er fing Rans Unterlippe für einen kurzen Augenblick ein, bevor er sie wieder losließ. Er lächelte und sagte etwas, das Ran nicht verstand. Fragend sah er Tim an. „Ich ... oh keine Ahnung, wie man das auf Japanisch sagt. Mein Herz klopft wie verrückt.“ „Dann sollten wir aufhören zu reden.“ Ran wusste selber nicht, woher er den Mut nahm, so etwas zu sagen, aber im nächsten Augenblick hatte er Tim wieder an sich gezogen und sie versanken in einem weiteren Kuss. Er spürte Tims Hände, die über seinen Rücken strichen und langsam tiefer wanderten. Als sie auf seinem Hintern zu liegen kamen, sog er scharf die Luft ein. Seine Aufregung begann langsam, sich körperlich zu manifestieren und er wusste nicht, wie Tim darauf reagieren würde. Er hatte doch gesagt, es ginge ihm zu schnell. Oder nicht? Ran wusste nicht mehr, was er denken sollte. Tim löste sich von ihm und sah ihn an. „Wäre es okay, wenn ich …?“ Seine Hände strichen über Rans Oberkörper. „Würdest du das ausziehen?“ Ran lächelte. „Klar.“ Er langte nach dem Saum seines T-Shirts und zog es über den Kopf. Achtlos ließ er es zu Boden fallen. „Besser?“ „Ja.“ Tims Finger glitten zu den Knöpfen seines eigenen Hemdes, aber Ran hielt sie fest und begann jetzt selbst, einen nach dem anderen zu öffnen. Als er den letzten Knopf aus dem Knopfloch befreit hatte, fiel das Hemd locker zur Seite und entblößte Tims Oberkörper. Glatte, helle Haut spannte sich über fein definierten Brustmuskeln, ein flacher Bauch, schmale Hüften. Ran wusste, dass er starrte, aber er konnte den Blick nicht abwenden. Tim trat vor und sein Körper schmiegte sich an Rans. Ihre Lippen fanden sich erneut zu einem Kuss. Eine Hand strich über seinen jetzt nackten Rücken, während die andere sich in seinen Nacken legte. Unwillkürlich legte auch er die Arme um Tim und zog ihn an sich. „Bett?“, murmelte Tim, während seine Lippen Rans Ohr streiften. Die Gefühle, die das in Ran auslöste, lähmten seine Stimmbänder und ließen ihn die Frage nur mit einem Nicken beantworten. Langsam, küssend, bewegten sie sich in Richtung Zimmerecke. Als seine Kniekehlen an den Bettrand stießen, löste er den Kuss. Sein Atem ging schneller, er konnte das alles immer noch nicht glauben. „Wir haben es gefunden“, grinste Tim. Er gab Ran einen kleinen Schubs, der diesen auf die Bettdecke beförderte. Noch bevor er sich Gedanken darüber machen konnte, in welcher Position er sich befand, war Tim neben ihm. Er ließ sich rückwärts gleiten und zog Ran mit sich, sodass er halb auf ihm zu liegen kam. Haut an Haut, die Lippen zu einem erneuten Kuss vereint. Finger, die über seinen Rücken wanderten, seine Arme, seine Brust. Eine Zungenspitze, die vorsichtig über seine Lippen strich. Automatisch öffnete er den Mund und hieß sie willkommen. Die Berührung sandte Funken durch seinen Körper. Tim zog ihn näher an sich, vergrub die Hände in seinen Haaren, hielt seinen Kopf fest, während ihre Zungen sich umschlangen. Seine eigene Hand wanderte über Tims Oberkörper, zeichnete die flachen Linien nach. Als er eine der Brustwarzen streifte, atmete Tim tief ein und murmelte etwas, das Ran wieder nicht verstand. Tim trennte sich von ihm und sah ihn mit halb geöffnetem Mund an. „Du machst mich verrückt“, sagte er unter schweren Atemzügen. „Ich wünschte, das hier wäre nicht unser erstes Date.“ „Weil?“ Ran hob fragend eine Augenbraue. Tim schien plötzlich ein wenig verlegen. „Na weil ich nicht … also … das ist sonst nicht so meine Art. Ich wusste ja nicht...“ Er brach ab und sah Ran schief von unten herauf an. Rans Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Und wenn es das nicht wäre?“ Tim grinste. „Dann würde ich dich jetzt bis auf die Haut ausziehen und vernaschen. Oder mich vernaschen lassen. Ich bin da eher ... du verstehst?“ Ran brauchte einen Augenblick, bis er wusste, was Tim meinte. Er dankte welcher Gottheit auch immer, dass er daran gedacht hatte, nicht das Licht anzuschalten. Tim ließ sich nach hinten aufs Bett fallen. „Ich wieder und meine große Klappe. Jetzt hab ich's kaputt gemacht.“ Ran schüttelte den Kopf. „Ist schon okay. Ich … find's gut, dass wir darüber reden. Ich habe nämlich noch nie ...“ Er schwieg. Das Thema war ihm unangenehm. Tim hatte anscheinend schon einige Erfahrung vorzuweisen, während er noch vollkommen im Dunkeln tappte. Eine Hand strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Er sah Tim im Mondlicht lächeln. „Das macht nichts. Wir kriegen das hin. Du kannst mir vertrauen.“ Ran erwiderte das Lächeln und ließ zu, dass Tim ihn an sich zog. Er legte seinen Kopf auf dessen Schulter und strich langsam mit dem Zeigefinger über Tims nackte Brust. Einer plötzlichen Eingebung folgend, ließ er ihn über die Brustwarze wandern. Das Ergebnis war ein Ruck, der durch Tims gesamten Körper lief. Ran grinste und strich noch einmal über die gleiche Stelle, die sich unter seiner Berührung verhärtete. Wieder sog Tim scharf die Luft ein. „Wenn du das weiter machst, kann ich aber für nichts garantieren.“ Ran zögerte kurz, dann lehnte er sich vor und streichelte mit der Zunge über den kleinen, harten Knopf. Er schloss die Lippen darum, saugte ein wenig und erntete ein Keuchen. „Ran, bitte. Das halte ich nicht aus.“ Er grinste und beugte sich wieder vor, da kam plötzlich Leben in Tim. Er warf Ran mit einer schnellen Bewegung auf den Rücken und setzte sich auf ihn. Weiche Haare fielen auf Rans Schultern, als Tim sich vorbeugte und seinen Mund mit einem hungrigen Kuss verschloss. Die Bewegung, die seine Hüfte dabei machte, ließ Ran aufkeuchen. An seinem Zustand konnte Tim jetzt auf jeden Fall keinen Zweifel mehr haben. Tims Lippen wanderten über seinen Hals und weiter hinab zum Schlüsselbein. Langsam aber unaufhörlich schob er sich tiefer. Er ließ Rans Brustwarzen einige Aufmerksamkeit zukommen und Ran verstand plötzlich, warum Tim sich so aufgebäumt hatte. Er selbst konnte eine ähnliche Bewegung nur mit größter Mühe unterdrücken. Unwillkürlich hielt er sich die Hand vor den Mund und versuchte, die verräterischen Geräusche zu dämpfen. Tim richtete sich auf und nahm in einer fast zärtlichen Geste die Hand weg und küsste seine Fingerspitzen. „Dafür hast du doch bestimmt eine bessere Verwendung.“ Er nahm Rans Finger und ließ sie über seinen eigenen Oberkörper streichen. Als sie dem Bund seiner Hose gefährlich nahe kamen, wurde Ran unruhig. Tim lächelte und schob die Hand trotzdem weiter. Die unmissverständliche Härte unter Rans Fingern sprach Bände. „Siehst du, was du mit mir machst? Und was gedenkst du jetzt, dagegen zu tun?“ Ran leckte sich über die Lippen. Tim grinste. „Ganz mein Gedanke.“ Er ließ die Hand los und beugte sich wieder vor. Seine Lippen streiften Rans Bauch und bedeckten ihn mit federleichten Küssen, die ihn lachen ließen. Doch schon einen Augenblick später hielt er erschrocken die Luft an. Tims Mund war am Rand des ihn bedeckenden Stoffs angekommen. Er stoppte und hob den Kopf. Ran stemmte sich auf die Ellenbogen und sah Tim an. Dessen Augen funkelten zurück. „Aufhören oder weitermachen?“ Die Frage schwebte durch den Raum und strich mit verführerischem Ton über seine Haut. Was sollte er antworten? Ob Tim wirklich? Würde er? Das war so verrückt. „Also wenn es dich beruhigt, ich steh drauf. Ist nicht so, dass nur du etwas davon hast.“ Tim zwinkerte ihm zu. Ran zögerte immer noch. Da schob sich Tim vor und küsste ihn so lange und ausgiebig, bis ihm die Luft wegblieb und er keuchend um Atem rang. Tim sah ihm direkt in die Augen. „Darf ich? Bitte?“ Jetzt endlich wagte er zu nicken. Tim grinste zufrieden, dann begann er erneut, sich an Rans Körper entlangzuküssen. Das Wissen darum, was dieses Mal folgen sollte, ließ Ran die Zähne zusammenbeißen. Es fühlte sich an, als hätte jemand Lava in seinen Bauch gegossen. Jeder Fingerstrich, jede Berührung von Tims Lippen entzündeten neue Feuer auf ihrem Weg. Als er endlich am Hosenbund ankam, hatte Ran das Gefühl vollkommen in Flammen zu stehen. Sein Atem ging stoßweise und er hörte sich selbst ein eigenartiges, kleines Geräusch machen, das fast wie ein Wimmern klang. Tim grinste an seinem Bauch. „So ungeduldig?“ „Tease!“ Das englische Wort schoss ihm durch den Kopf und, obwohl er es gar nicht kannte, wusste er, dass es die richtige Bedeutung hatte. Tim lachte leise und begann endlich, Rans Hose zu öffnen. Kühle Luft strich über erhitztes Fleisch, das unter dieser Behandlung leicht zuckte. Ran wäre am liebsten im Erdboden versunken, aber er hatte keine Zeit, sich lange Gedanken darüber zu machen. Warmer Atem strich über seine Erektion und eine feuchte Zunge zeichnete die gesamte Länge nach. Er biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzustöhnen, als sich Tims Mund um die Spitze schloss und er leicht zu saugen begann. Schlanke Finger schoben den störenden Stoff weiter beiseite und umfingen den empfindlichen Schaft. In diesem Moment wäre es fast um Ran geschehen gewesen. „Langsam“, keuchte er und griff instinktiv in Tims Haare. Der hob den Kopf und grinste ihn an, bevor er noch einmal quälend langsam seine Zunge über die glänzende Spitze gleiten ließ. „Du schmeckst gut, kleine Blume.“ Ran konnte sich das nicht so recht vorstellen, aber es musste wohl etwas dran sein, denn Tim stürzte sich jetzt mit neuem Enthusiasmus auf Rans Erektion. Er ließ sie ein paarmal ganz in seinen Mund gleiten und benutzte seine Zunge dabei auf eine Weise, dass Ran ganz schwindelig wurde. Denken wurde zur vollkommenen Nebensache und seine Wahrnehmung beschränkte sich auf die Berührungen von Tims Lippen und Zunge. Kundige Finger schlossen sich wieder um den Schaft und begannen, ihn in rhythmischen Bewegungen zu massieren. Dazu verstärkte sich der Sog um die Spitze und ließ Ran Sterne sehen. Sein Atem wurde flacher und flacher, die Hitze in seinem Bauch konzentrierte sich zu einem heißglühenden Ball, der mit so plötzlicher Heftigkeit explodierte, dass Ran nicht einmal mehr Zeit hatte, Tim vorzuwarnen. Seine Finger krallten sich in Tims Mähne, während die Wellen seines Höhepunkts über ihm zusammenschlugen. Er hörte ein heiseres Stöhnen, das wohl von ihm selber stammte, dann zog sich Tim von ihm zurück. Ran brach auf dem Bett zusammen und für einen Augenblick war er nicht mehr als ein zitterndes Bündel mit einem wummernden Herzschlag. Erst ganz langsam begann das Gefühl in seinen restlichen Körper zurückzukehren. Sein Mund war trocken, sein Körper pulsierte. Er versuchte zu schlucken, als sich plötzlich Tims Zunge zwischen seine Lippen schlich und einen eigenartigen Geschmack dort verteilte. Er wurde ein wenig rot, als ihm klar wurde, was das war.   Tim machte keine Anstalten, den Kuss zu unterbrechen und Ran wurde bewusst, dass der andere vermutlich immer noch sehr … nun … erregt war. Er beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. Ran unterbrach den Kuss und drückte Tim sanft neben sich auf das Bett. Er begann nun ebenfalls, dessen Hals zu küssen, während er seine Hände tiefer wandern ließ. Als seine Finger den Hosenbund erreichten, merkte er, dass dieser bereits geöffnet war. Vorsichtig ließ er seine Hand hineingleiten. Er spürte krauses Haar. Mehr als bei sich selbst. Und dann fand er, was er gesucht hatte. Auch mehr, als bei sich selbst. Weich und fest schmiegte es sich in seine Hand. Langsam ließ er seine Finger über die samtige Härte gleiten, zeichnete die Linien nach, den breiteren Kopf. Seine Finger fanden ein wenig Flüssigkeit an der Spitze und verteilten sie mit dem Daumen in kleinen Kreisen. Tim zitterte unter ihm. „Wenn du versuchst, mich wahnsinnig zu machen, bist du auf einem guten Weg.“ Tim Stimme klang rau und dunkel. „Du musst aber nicht ...“ „Nein“, sagte er schnell. „Nein, ich will. Ich weiß nur nicht so recht ...“ „Tu einfach, was du bei dir auch tun würdest.“ Ran biss sich auf die Lippen. Natürlich wäre das eine Möglichkeit. Vielleicht wäre es sogar schön. Aber gleichzeitig war es nicht genug. Das, was Tim mit ihm angestellt hatte, war so unglaublich und intensiv gewesen, dass er den Gefallen gern erwidern wollte. Aber würde er das schaffen? 'Es ist nicht schwer. Tu's einfach.' Die Worte hallten in seinem Kopf wieder und er spürte ein Prickeln in seinem Nacken. Ohne lange zu überlegen, begann er sich über die Brust und den Bauch weiter nach unten zu küssen. Kurz vor dem Ziel warf er noch einen letzten Blick auf Tim. Der hatte sich sein Kopfkissen als Stütze genommen und beobachtete ihn aufmerksam, verfolgte jede seiner Bewegungen. 'Ja, du machst das gut. Weiter. Weiter.' Das war alles, was es brauchte, um ihn die letzten Zentimeter überwinden zu lassen. Ohne seinen Blick abzuwenden, senkte er langsam den Kopf und öffnete den Mund.       Schuldig lag regungslos da. Ein feiner Schweißfilm bedeckte seinen Körper und sein Herz hatte sich immer noch nicht ganz aus dem hämmernden Rhythmus befreit, zu dem der Junge ihn gerade getrieben hatte. Allein der Anblick der violetten Augen, die aus dieser Position zu ihm aufsahen, war fast genug, um ihn gleich wieder hart werden zu lassen. Fuck, das war so verdammt schiefgegangen. Wie hatte das passieren können? Der Plan war gewesen, den Kontakt ein wenig zu intensivieren. Und plötzlich hatte er selbst nicht mehr gewusst, wem welche Gedanken gehörten; war hinweggespült worden von der Flutwelle an Gefühlen, mit denen Ran ihn überschüttet hatte. Er schluckte. Dass es so werden würde, hatte er nicht gedacht. Und dass der andere so verdammt gut sein würde, auch nicht. Woher hatte er das alles gewusst? War es möglich, dass … „Ist alles in Ordnung?“ Ran hatte sich aufgerichtet und betrachtete ihn besorgt. „Ja .. uff … mehr als in Ordnung. Ich hoffe, du verstehst, dass ich nicht so ganz glauben kann, dass das dein erstes Mal war.“ Ein Schatten huschte über Rans Gesicht. Natürlich, das hatte ihn verletzt. Mit einer Hand zog Schuldig ihn an sich. „Hey, ich wollte nur sagen, dass es toll war. Fantastisch. Ich … es tut mir leid, okay? Ich war darauf nur nicht gefasst. Erstes Date und so, du verstehst?“ Er lachte und hob Rans Kinn mit der Hand an. „Das war einfach der verdammt beste Blowjob, den ich je hatte.“ Die Wangen seines Gegenübers verdunkelten sich. „Ich habe das aber wirklich noch nie gemacht.“ „Umso besser für mich.“ Er zog den anderen in einen Kuss, legte den Arm um seine Hüfte und drückte ihn an sich. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Am besten weit weg von diesem amethystäugigen Wunderkind, das so weitreichende Wirkung auf ihn hatte. Er hatte ja darauf spekuliert, aber dass es so intensiv werden würde, hatte er nicht erwartet. Rans Gedanken neben ihm hatten immer noch Schluckauf. „Hey, ruh dich ein bisschen aus . Ich bleibe noch, bis du eingeschlafen bist.“ Der Junge hob den Kopf und blinzelte ihn an. Er langte über Schuldigs Brust nach dem Nachtisch und ein kleines Licht erhellte für einen Augenblick den Raum. „Die nächste Bahn fährt eh erst in vier Stunden.“ Oh verdammt, daran hatte er nicht gedacht. Er saß hier fest. Aber eigentlich … eigentlich war er auch viel zu müde, um sich darüber noch weiter Gedanken zu machen. Er würde sich jetzt an Tim kuscheln und … Schuldig riss die Augen auf. Das war verdammt gefährliches Terrain, auf dem er sich hier bewegte. Er würde aufpassen müssen, sich nicht völlig in dem anderen zu verlieren. Langsam und vorsichtig zog er die Verbindung zurück, von der er gar nicht mitbekommen hatte, dass er sie errichtet hatte. Gedankenübertragung. Davon hatte er bisher nur gelesen. Natürlich konnte er hören, was jemand anderes dachte. In den letzten Tagen noch besser als je zuvor. Aber seine eigenen Wünsche und Befehle auszusenden, war noch eine ganz andere Hausnummer. Bisher war ihm kein Telepath begegnet, der das konnte. Es gab theoretische Abhandlungen darüber, die er in den letzten Tagen studiert hatte. Gerüchten zufolge sollte es in den Reihen von Eszett sogar den einen oder anderen gegeben haben. Schuldig jedoch hatte bisher nicht dazu gehört. Wie es aussah, hatte sich das jetzt geändert. Sein Gesicht verzog sich zu einem selbstzufriedenen Grinsen. 'Das würde zumindest das Geschick unseres Wunderknaben erklären. Er wusste, was er machen musste, weil ich es ihm gesagt habe. Wahrscheinlich hat er das nicht mal gemerkt.Oh süßer, süßer Ran. Wir beide werden wirklich noch eine ganze Menge Spaß miteinander haben.'   Schuldig ließ sich zurück in das Kissen sinken und streichelte gedankenverloren über den Rücken des Jungen, der inzwischen in einen leichten Schlaf gesunken war. Sein Mund stand ein wenig offen und seine Züge waren vollkommen entspannt. Einem plötzlichen Gefühl folgend, strich Schuldig eine dunkelrote Haarsträhne aus dem schlafenden Gesicht. Ran seufzte leise und kuschelte sich näher an ihn. Schuldig betrachtet ihn und wusste, dass er einen Fehler machte. Das Klügste wäre es gewesen, jetzt sofort die Wohnung zu verlassen und dann gleich Morgen früh zu Crawford zu gehen, um ihm von seinem Fund zu erzählen. Stattdessen blieb er liegen und betrachtete den Schlafenden, der langsam in das Land der Träume abdriftete. 'Wäre doch schade, diese Gelegenheit zu verpassen', versuchte er sich zu beruhigen. 'Außerdem wohnen die anderen Weiß gleich nebenan. Ich sollte versuchen, noch etwas mehr herauszufinden, bevor ich Crawford damit belästige. Nur noch ein kleines bisschen mehr, dann seid ihr dran.' Er atmete tief durch, schloss die Augen und öffnete seinen Geist. Das hier würde der reinste Spaziergang werden. Überhaupt kein Grund zur Beunruhigung.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)