Lügner! von Maginisha ================================================================================ Kapitel 24: Herz aus Eis ------------------------ Schmerz. Seine Welt bestand nur noch aus Schmerz. Sein Körper, alle Muskeln darin, jede Faser, jeder Nerv schrie und wollte sich zu einem gequälten Ball zusammenrollen. Einzig die Fesseln, die ihn banden, hinderten ihn daran. Es war nicht nur der körperliche Schmerz, der jetzt, da sein Bewusstsein langsam wieder an die Oberfläche trieb, klopfend, brennend und schneidend die Aufmerksamkeit an sich riss. Es war auch das Echo der vergangenen Schmerzen, die in ihrer überwältigenden Heftigkeit immer noch durch sein Bewusstsein hallten und ihn davor zurückschrecken ließ, wieder ganz zu sich zu kommen. Er fühlte Schwindel und Übelkeit, die sich seines zitternden Körpers bemächtigen wollten, ihn dazu bringen, sein Innerstes nach außen zu kehren. Er schluckte, versuchte es zumindest, aber seine Kehle war wie ausgedörrt. Unzusammenhängende Laute drangen an sein Ohr. Stimmen, fern wie summende Bienen, das leise Klirren von Ketten und ein kaum vernehmbares Stöhnen, das, wie er feststellen musste, aus seinem eigenen Mund stammte. In diesem Moment wollte er sterben. Einfach aufgeben und die Dunkelheit gewinnen lassen. Aber etwas zog an ihm, zwang ihn, immer weiter in die wirkliche Welt zurückzukehren, bis er schließlich scharf einatmete. Die unwillkürliche Bewegung ließ ihn erneut darum ringen, sich nicht zu übergeben. Der reißende Schmerz, der durch seine Arme fuhr, raubte ihm fast den Verstand und er wusste, dass er sie entlasten musste. Er musste auf die Füße kommen, doch die tauben Glieder gehorchten ihm nicht. Wieder und wieder zwang er sich, gegen den Schmerz anzuatmen. Etwas schabte über rauen Stein, während die Agonie drohte, die Oberhand zu gewinnen und ihm erneut das Bewusstsein zu rauben. Aber er durfte nicht aufgeben. Er musste … musste ... „Ah, sieh an, unser Dornröschen hat seinen Schönheitsschlaf beendet.“ Die Stimme war nah und seltsam bekannt. Aya versuchte trotz der Schmerzen, den Kopf zu heben und die Augen zu öffnen. Bei einem gelang es ihm nicht, das andere jedoch ließ Millimeter für Millimeter diffuse Bilder hindurchströmen. Eine Silhouette tanzte vor seinem Gesicht hin und her, unstet, unscharf, im Gegenlicht kaum zu erkennen. „Mhm, sie haben dich ja ganz schön zugerichtet. Lass mich dir helfen.“ Ein weißer Dolch fuhr in seinen Kopf und ließ ihn aufstöhnen. Er fühlte heiße Galle in seiner Kehle aufsteigen, konnte ihre Bitterkeit schon schmecken, als sich die Klinge wieder zurückzog und ihn ermattet aber klarer zurückließ. Er atmete, kämpfte sich strauchelnd in die Höhe, ignorierte die pochenden Schmerzen in seinem Knöchel und öffnete endlich die Augen. Der Umriss seines Gegenübers wurde klarer, vertraute Konturen bildeten sich und dann … „Tim!“ Der Name fiel von seinen aufgesprungenen Lippen und rollte unbeachtet zu Boden, wo er zitternd und taumelnd liegenblieb, bis sein Echo ungehört verschwand. Aya konnte es nicht glauben. Er hatte gelitten, als Tim in seinen Armen starb und doch stand er nun vor ihm. Aufrecht und lebendig, gekleidet in einen langen, grünen Mantel, die kupferfarbenen Haare von einem gelben Band zurückgehalten, auf dem eine Sonnenbrille saß. Seine blauen Augen funkelten spöttisch. Er grinste. „So sieht man sich wieder. Aber ich glaube, wir beide sind uns noch nicht vorgestellt worden. Wenn ich so frei sein darf? Mein Name ist Schuldig.“ „Schu...“ Ayas geschwollene Zunge kämpfte mit dem ungewohnten Wort. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Nichts ergab einen Sinn. Was war hier los? Warum lebte Tim? Wer hatte ihn gefangen und gefesselt? Was wollten sie von ihm? Wie kam er hier wieder raus? Tim/Schuldig schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Na na, eins nach dem anderen, Kätzchen. Wir wollen doch nicht, dass du gleich einen Herzinfarkt bekommst. Wo ich dich doch gerade erst wieder ins Land der Lebenden zurückgeholt habe.“ Er trat vor und strich langsam die Strähnen zurück, die Aya ins Gesicht hingen. Der zuckte zusammen und sog scharf die Luft ein, als die Finger über die verletzte Seite glitten. „Uh, da hat Farfarello aber ganz schön hingelangt. Hoffentlich hinterlässt das keine Narben. Wäre doch schade um dein hübsches Gesicht.“ „Farf...“ Wieder ein Wort, das sich um seine Stimmbänder wand wie eine giftige Schlange. Erneut glitt die Hand zu seinem Gesicht und er hätte sich am liebsten in die Berührung gelehnt, die Augen geschlossen und alles um sich herum vergessen. Aber er durfte jetzt nicht schlafen. Er musste wach bleiben und herausfinden, was hier vor sich ging. Mühsam fokussierte er seinen Blick. Seine Augen blieben an der Narbe hängen, die kurz über dem Handgelenk des Mannes prangte, der sich Schuldig nannte. Er kannte diese Narbe, hatte Tim immer mal fragen wollen, was es damit auf sich hatte. Er war nie dazu gekommen. Sein Gegenüber lachte leise, aber es war kein angenehmes Geräusch. „Vielleicht hättest du ihn fragen sollen. Er hätte dir bestimmt eine schöne Geschichte dazu erzählt. Du mochtest es doch, wenn er dir Geschichten erzählt hat, nicht wahr? Ich habe gesehen, wie du ihn dabei angehimmelt hast. Es war wirklich zum Kotzen.“ Die warme Hand tätschelte grob Ayas Wange und ein rotes Schmerzgewitter brach über ihn herein. Sein Sichtfeld wurde an den Rändern dunkel und flimmerte. Er kämpfte mit dem aufsteigenden Brechreiz „Aber ich muss dir sagen, dass nichts von dem, was er dir erzählt hat, die Wahrheit war. Oder vielleicht doch, wie man es nimmt.“ Der Mann, der behauptete nicht Tim zu sein, sah nachdenklich auf sein Handgelenk. Er bewegte ein wenig die linke Schulter und die Muskeln in seinem Gesicht zuckten. Sein Mund verzog sich zu einer Grimasse. „Sieht so aus, als hätte Farfarello ein zweites Mal seine Spuren auf meinem Körper hinterlassen. Vielleicht stellt ihn das ja dieses Mal nun endgültig zufrieden.“ Er sah auf und grinste Aya an. „Du verstehst es immer noch nicht, oder?“ „Wer ...“ Aya schluckte, versuchte die Worte sorgfältig zu formulieren. „Wer Farfarello ist?“ Schuldig lachte wieder. „Nun, dir wurde er unter dem Namen Jei vorgestellt. Aber so nennt ihn eigentlich niemand. Es war eine Rolle, die er auf meine Bitte hin übernommen hat. Wir arbeiten zusammen. Ein kleiner Gefallen unter Kollegen.“ Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter. „Begreifst du es jetzt langsam? Es war alles nur Show. Nichts davon war echt. Tim hat es nie wirklich gegeben.“ Die Worte trafen Aya wie ein Faustschlag. Er sah Schuldig an und konnte es nicht glauben. Da stand er vor ihm, der Mann, denn er geliebt und verloren hatte und jetzt … jetzt sollte er niemals existiert haben? Ayas Verstand weigerte sich, das anzuerkennen. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Schuldig beobachtete ihn mit einem verschlagenen Lächeln. Er bleckte die Zähne. „Wie es scheint, erkennst du langsam, in was für ein Spiel du hier hineingeraten bist. Sag mir, kleine Blume, was war schlimmer: Tim zu verlieren oder einsehen zu müssen, dass er nie existiert hat? Was davon schmerzt mehr?“ „Du lügst“, gelang es Aya hervorzuwürgen. Der Kosename, den Tim ihm gegeben hatte, klang in seinen Ohren nach wie die verzerrte Melodie eines alten Kinderliedes. Einst so süß und unschuldig, war sie jetzt rostig und grausam. „Du lügst.“ Er wiederholte es, obwohl er irgendwie wusste, dass zumindest ein Teil davon wahr war. Schuldig trat näher und Aya schloss gequält die Augen. Er sah genauso aus und er roch genau, wie Tim es getan hatte. Alles ihn ihm drängte danach, sich in dieses Gefühl fallen zu lassen. Aber Schuldig dachte nicht daran, ihm die Illusion auch nur eine Sekunde länger zu gönnen. Er fasste nach Ayas Kinn und hob es an. Aya wollte zurückzucken, aber Schuldig hielt ihn unbarmherzig fest. Die Berührung tat weh und der Schmerz ging tiefer als der Druck, den die kräftigen Finger auf seinem geschundenen Fleisch ausübten. „Da ist er ja wieder“, flüsterte Schuldig mit Verzückung in der Stimme. „Dieser Ausdruck vollkommener Verzweiflung, den ich schon einmal bei dir bewundern durfte. Du erinnerst dich vielleicht nicht daran. Es war an dem Tag, an dem deine Eltern gestorben sind. Ich war da, weißt du? Ich und Nagi. Wir waren es, die die Bomben gelegt haben. Wir waren es, die deine Welt in Schutt und Asche gelegt haben.“ „D-das kann nicht sein.“ Ein Prickeln in Ayas Nacken ließ ihn aufstöhnen. Er kannte dieses Gefühl. Die Erinnerung kam so plötzlich zurück, das er beinahe in die Knie gebrochen wäre. Schuldig griff ihm unter die Arme und hielt ihn fest. Sein Körper presste sich gegen Ayas, sein Mund war ganz nah an seinem Ohr. „Du hast es damals gespürt, nicht wahr? Du hast gemerkt, dass ich deine Gedanken gelesen habe. Es ist eine Fähigkeit, die du hast. Eine von zweien. Und du warst so ahnungslos. So unschuldig.“ Ayas Kehle wurde eng. Er spürte das Stechen in seinen Augen, kämpfte gegen die Tränen, die sich unaufhaltsam ihren Weg nach draußen bahnten. Da waren diffuse Bilder, eine verschwommene Gestalt, eine akzentlastige Stimme, die sich über ihn lustig machte. All das hatte er über die Zeit vergessen, verdrängt, aber jetzt stand es in aller Klarheit vor ihm. Er kannte die Stimme. Es war die gleiche, die ihm jetzt in sein Ohr wisperte. „Du hast es mir so einfach gemacht. Ich habe in dir gelesen wie in einem Buch. Du wolltest so stark sein, aber unter der Oberfläche war so viel Schmerz, so viel Einsamkeit. Wie verzweifelt du warst und wie hoffnungsvoll. Wie willig. Ich gab dir, wonach dein Herz sich sehnte, und du hast alle meine Lügen geschluckt. Das und anderes. Es hat dir gefallen, oder? Sag mir, ob es dir gefallen hat, kleine Blume.“ „Hör auf!“ Aya wollte den Kopf abwenden, aber Schuldigs Griff war unbarmherzig. Seine Fingernägel bohrten sich in Ayas Flanken. Aya stöhnte auf. „Mhm, das weckt Erinnerungen, nicht wahr? Nackte Haut und gestohlene Küsse. Dein Schwanz in seinem Arsch. Er hat sich von dir ficken lassen, die kleine Made. Weil er wusste, dass du das willst. Weil er wusste, dass du dem nicht widerstehen könntest. Wie eine dreckige, kleine Hure hat er für dich die Beine breit gemacht und du hast es genossen.“ „Nein!“ Die Bilder in seinem Kopf waren seine Erinnerungen, aber die Art und Weise, wie sie an die Oberfläche befördert wurden, war brutal und schmerzhaft. Er sah Tim durch seine eigenen Augen und doch war da etwas Fremdes, Widernatürliches, das ihm die Luft abschnürte und ihn panisch werden ließ. Er musste hier weg, musste weg von diesem … Schuldig. Diesem Mann, der aussah wie Tim und behauptete, Gedanken lesen zu können. 'Oh, es ist viel mehr als das. Dank dir ist es inzwischen viel mehr als das.' Die Stimme war nicht in seinem Ohr. Sie war in seinem Kopf, dröhnte durch seinen Geist, ließ ihn in seinen Grundfesten erzittern. Er zerrte an seinen Fesseln, ignorierte den Schmerz, wollte sich nur diese Stimme aus dem Kopf kratzen, die lachte und lachte und lachte. Schuldig ließ ihn so plötzlich los, dass er gefallen wäre, wenn die Fesseln ihn nicht aufgehalten hätten. Ein scharfer Schmerz zuckte durch seinen Arm, er schrie auf, ohne es verhindern zu können. Tränen des Schmerzes schossen in seine Augen und mischten sich dort mit denen der Trauer und der Wut. Zitternd hing er für einen Augenblick in den Ketten und kämpfte gegen die Ohnmacht an, die versuchte, sich seiner zu bemächtigen. Aber wieder ließ Schuldig das nicht zu. Ein Impuls wie ein Blitzschlag jagte durch seine Gedanken und klärte den roten Nebel, der seine Sicht bewölkte. „Hey, nicht umkippen.“ Lange Finger schnippten vor seinem Gesicht, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Ich bin noch nicht fertig mit dir. Das hier ist noch nicht vorbei.“ Aya ließ den Kopf hängen. Er spürte ein Lachen seine raue Kehle empor kriechen. Das hier war alles so unwirklich. Ein Zerrbild der Realität betrachtet durch einen beschlagenen Spiegel. Was sollte ihm jetzt noch passieren? Was wollte Schuldig ihm jetzt noch wegnehmen, dass er nicht schon längst verloren hatte. Er hörte Schuldigs Grinsen mehr, als das er es sah. „Was ich dir noch wegnehmen kann? Oh, mein kleiner Samurai, du hast ja keine Ahnung.“ Er kam wieder näher und hob Ayas Kinn mit einem Finger an. Sein Gesicht war eine Maske des Spottes. „Du hast wirklich so überhaupt keine Ahnung, zu was ich alles fähig bin.“ Minutenlang sahen sie sich nur an. Aya versuchte immer noch, einen Sinn in all das Gehörte zu bringen, und Schuldig gewährte ihm diese Zeit. Es war unübersehbar, dass er es genoss. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Aya seine Stimme wieder so weit unter Kontrolle, dass er die alles entscheidende Frage stellen konnte. „Warum? Warum ich?“ Schuldig zuckte mit den Schultern. „Mir war langweilig, du kamst mir gelegen. Das war alles.“ „Lügner!“ Aya spuckte das Wort in Schuldigs Gesicht, wo es für einen Augenblick kleben blieb, bevor es zu Boden tropfte. Schuldigs Mundwinkel kräuselten sich. „Dumm bist du nicht“, sagte er leise und wirkte dabei auf Aya wie eine gereizte Katze. Da war ein gut verborgenes Knurren, ein kaum sichtbares Zucken des Schwanzes, das ihren Unmut verriet, von dem sie sich nicht die Blöße geben wollte, ihn offensichtlich werden zu lassen. Aya beschloss, noch weiter zu bohren. „Wenn ich nur ein Zeuge gewesen wäre, hättest du mich einfach umbringen können.“ „Oh bitte, ich muss doch nicht jeden umbringen, der mir im Wege steht. Du warst nicht mehr als ein kleiner Junge, der Glück gehabt hatte.“ „Das war ich vielleicht einmal, aber jetzt bin ich es nicht mehr.“ Eine gleichgültige Geste antwortete ihm. „Und wenn schon. Ein Junge mit einem Schwert. Auch das ist keine Bedrohung für mich. Ich war lediglich neugierig.Wollte sehen, was du so treibst, bevor ich dich aus dem Weg räume.“ „Aber das hast du nicht.“ Wenn sein Pfeil dieses Mal das Ziel traf, zeigte Schuldig es nicht. Unverwandt sah er Aya an. „Das stimmt, denn als ich mich dir näherte, fand ich heraus, dass du noch eine zweite Gabe hast. Du spürst nicht nur, wenn jemand außergewöhnliche Fähigkeiten hat.“ Er machte eine Pause und ein grausames, kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Du verstärkst sie auch. Das allein war der Grund, warum ich dich noch ein bisschen länger am Leben gelassen habe. Ich und Crawford wollten diesen Umstand für uns nutzen. Nicht mehr und nicht weniger.“ Er grinste. „Ich höre, was in deinem hübschen Köpfchen vorgeht. Du denkst gerade: 'Was?Crawford also auch?' Oh ja, natürlich er auch. Er ist in der Lage, die Zukunft vorauszusehen. Bei dem netten Abendessen, das wir organisiert haben, hast du durch deine Anwesenheit seine Gabe um ein Vielfaches verstärkt. Ich bin sicher, wenn er hier wäre, würde er dir dafür auf seine eigene Art und Weise danken.“ Schuldig deutete mit Daumen und Zeigefinger eine geladene Waffe an und hielt sie direkt an Ayas Stirn. „Ihm bedeutet ein Menschenleben noch weitaus weniger als mir.“ Aya versuchte, gleichmäßig zu atmen. Ein und aus. Nicht die Kontrolle verlieren. Ihm war übel und er spürte die ersten Anzeichen einer erneuten Ohnmacht heranschleichen wie ein hungriges Raubtier. Entschlossen drängte er sie zurück. Er würde jetzt nicht aufgeben. Schuldig betrachtete ihn amüsiert und nahm endlich seine Hand runter. „Du bist verdammt stur, weißt du das?“ „Eine meiner besseren Eigenschaften.“ Schuldig lachte auf und Aya versuchte verzweifelt, an nichts bestimmtes zu denken und gleichzeitig seine Gedanken zu ordnen. Die Tatsache, dass Tim nie existiert haben sollte, wollte ihm einfach nicht in den Kopf. Natürlich bemerkte er jetzt, da er genauer hinsah, die Abweichungen zu vorher. Der grausame Zug um Schuldigs Mund, die Kälte in seinem Blick, die Körpersprache, die sich so völlig von dem unterschied, was er von Tim gewohnt war. Es war, als hätte er einen anderen Menschen vor sich. Trotzdem hatte er Zweifel. Es hatte sich so echt angefühlt. Er konnte nicht glauben, dass jemand sich so komplett verstellen konnte. Und noch dazu hinterher so abfällig über das Ganze zu sprechen, als wäre er selbst nicht daran beteiligt gewesen. Es passte einfach nicht zusammen. Die Puzzleteile, die Schuldig ihm hingestreut hatte, ergaben kein vollständiges Bild. Irgendein entscheidendes Detail verschwieg ihm der Gedankenleser. „Wenn ihr hattet, was ihr wolltet, warum habt ihr mich dann nicht aus dem Weg geräumt? Warum die ganze Sache mit dem Hotel und alles? Warum es nicht beenden, solange ich noch ahnungslos war?“ Er versuchte, die aufkommenden Erinnerungen an sein Zusammensein mit Tim nicht zu nahe an die Oberfläche driften zu lassen. Ein Blick in Schuldigs Gesicht zeigte ihm, dass er nicht sehr erfolgreich damit war. Dessen spöttischer Gesichtsausdruck sprach Bände. „Oh, keine Ahnung. Vielleicht hat es mir einfach gefallen, zu sehen, wie weit du dich treiben lässt. Deine geraubte Unschuld ist doch eine schöne Trophäe, findest du nicht?“ Einen Augenblick lang war Aya kurz davor, seine Contenance zu verlieren. Aber er hatte nicht vor, dieses Spiel nach Schuldigs Regeln zu spielen. „Ganz schön viel Aufwand für einen kleinen Fick. So was kannst du doch bestimmt einfacher haben. Oder brauchst du auch im Bett einen Verstärker für deine Fähigkeit?“ Im nächsten Moment flog sein Kopf zur Seite und sein Schädel dröhnte von der Ohrfeige, die Schuldig ihm verpasst hatte. Er schmeckte Blut in seinem Mund und spuckte es aus. Seine Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln, als der andere ihn am Kragen packte und ihn wütend anfunkelte. „Nur weil sich der kleine Pisser von dir hat rannehmen lassen, heißt das nicht, dass das auch für mich gilt. Ist das klar? Wenn es nach mir gegangen wäre ...“ Ayas blutverschmiertes Grinsen wurde breiter. „Aber das ging es nicht, oder? Du konntest es nicht. Du hast die Kontrolle verloren.“ Es war ein Schuss ins Blaue. Er hatte keine Ahnung, wie Telepathie funktionierte, aber etwas sagte ihm, das Schuldig nicht ohne Grund von Tim sprach, als wäre es eine zweite Person. Schuldigs Blick flackerte kurz, bevor er sich wieder in der Gewalt hatte. Er gab ein abfälliges Geräusch von sich und ließ ihn los. Aya sackte in sich zusammen und kämpfte erneut mit einer Ohnmacht. Hinter seinen Schläfen pochte es. Schuldig wandte sich ab, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Trotzdem lachte er. „Du willst also wirklich die ganze Geschichte wissen? Fein. Es macht sowieso keinen Unterschied.“ Er drehte sich wieder herum und sein Gesicht zeigte nicht mehr als Arroganz und Spott. „Ja, du hast es durchschaut. Die zweite Identität, die ich erfunden hatte, um dich um den Finger zu wickeln, hat sich ein wenig verselbstständigt. Durch das Zusammensein mit dir, hat diese Rolle ein eigenes Bewusstsein entwickelt. Ich habe ihn machen lassen. Wollte wissen, wie weit das Ganze gehen würde. Aber Farfarello ist dahinter gekommen. Er hat gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist, und hat mir ein Ultimatum gestellt, die Sache zu beenden. Ich bin zu deiner Wohnung gefahren und wollte Tim einen Schlussstrich ziehen lassen. Stattdessen hat er sich dir an den Hals geworfen und sich dadurch noch mehr von mir gelöst. Das hatte allerdings den Vorteil, dass ich nun endlich wieder die Kontrolle über meinen Körper übernehmen konnte, ohne dass er etwas davon mitbekam. Hat ihm ein paar nette Gedächtnislücken beschert, dem kleinen Schwanzlutscher. Ich wusste bereits, dass Nagi euch in eine Falle locken wollte, habe dieses Wissen aber vor ihm verborgen. Als du dann aufgetaucht bist, ist Tim losgelaufen, um dich zu retten. Er wusste ja nicht, dass er damit sein eigenes Todesurteil unterschrieben hat.“ Schuldig grinste höhnisch. „Es war wirklich ganz einfach. Erst habe ich den kleinen Bombay unschädlich gemacht, ihm ein bisschen von seiner eigenen Medizin zu kosten gegeben. Anschließend habe ich Farfarello in meinen Plan eingeweiht, mich umzubringen. Natürlich nicht in echt. Es war ein Trick, eine Illusion. Er hat mir lediglich eine hübsche Schnittwunde verpasst, um für ein bisschen Dramatik zu sorgen mit all dem Blut und so, bevor er die Klinge seines Rapiers hat einfahren lassen, um mich nicht wirklich zu durchbohren. Tim glaubte allerdings, dass er tatsächlich tödlich getroffen war. Es ist erstaunlich, dass man sein eigenes Ich so sehr betrügen kann. Ihr hattet eure schmalzige Abschiedsszene und dann ...“ Er machte eine Pause und seine Augen funkelten voller Schadenfreude. „Dann ist Tim gestorben. Tatsächlich gestorben. Die Verbindung, die zwischen euch bestand, ist gerissen und ich war endlich wieder frei.“ Er lachte auf. „Weißt du, dass ich gerade an Peter Pan denken muss? Die Sache mit den Feen, die sterben, wenn man nicht mehr an sie glaubt.“ Schuldig trat zu Aya, der unwillkürlich zurückweichen wollte und nur durch die Fesseln davon abgehalten wurde. Er fühlte Schuldigs Atem auf seinem Gesicht. „Diese kleine Fee allerdings wirst du durch alles Klatschen dieser Welt nicht mehr zum Leben erwecken. Sie ist fort und nicht einmal ich könnte etwas daran ändern, selbst wenn ich es wollte. Und ich will nicht. Ich genieße es, dass er weg ist. Die Welt ist so viel besser dran ohne ihn.“ Aya starrte Schuldig an. Die Geschichte, die er erzählt hatte, war zu fantastisch, um wahr zu sein. Und gleichzeitig war sie die einzige Erklärung, die Sinn machte. Er dachte an Schuldigs frühere Frage, was mehr geschmerzt hatte, und er wusste jetzt, was er antworten musste. „Ihn zu verlieren, hat mehr weh getan“, sagte er und wusste, dass Schuldig ihn verstand. „Denn er hat existiert. Er war real und daran kannst auch du nichts mehr ändern. Er war ein Teil von dir. Ein Teil, den du getötet hast.“ Sein Gesichtsausdruck war fest und obgleich der Tatsache, dass er verwundet und gefesselt war, fühlte er neue Stärke durch seine Adern kreisen. Er wusste jetzt, was passiert war. Es kümmerte ihn nicht, dass der Körper noch der gleiche war, denn die Person, die er geliebt und verloren hatte, war eine andere gewesen. Er würde um ihn trauern können, so wie er um seine Eltern getrauert hatte. Er würde darüber hinwegkommen. Schuldig beobachtete ihn und in seinem Blick lag etwas Lauerndes. Aya spürte das Kribbeln in seinem Nacken und verstand jetzt, dass es hieß, dass Schuldig seine Gedanken las. Aber sollte er ruhig. Aya hatte nichts zu verbergen. „Du glaubst, du hättest gewonnen, oder?“ Der Telepath schien die Situation trotz allem zu genießen. Aya ließ sich davon nicht beeindrucken. „Es gibt nichts, was du jetzt noch tun könntest. Außer mich zu töten. Also los, worauf wartest du? Bringen wir es endlich hinter uns.“ Schuldig sah ihn noch einen Augenblick lang an, bevor er in prustendes Gelächter ausbrach. Er lachte und lachte und wischte sich schließlich die Tränen aus den Augen. „Oh, Abysinnian in Bestform. Das kleine Weiß-Kätzchen steht mit dem Rücken zur Wand und zeigt trotzdem noch die Krallen. Es wäre tragisch, wenn es nicht so komisch wäre.“ „Freut mich, dass du dich amüsierst“, entgegnete Aya frostig. „Danke!“ Schuldig lächelte ihn an. „Du glaubst ja gar nicht, wie sehr du für mein momentanes Entertainment sorgst. Und vor allem ist es noch nicht vorbei. Das beste kommt eigentlich erst noch.“ Aya mochte den Tonfall nicht, in dem Schuldig das sagte. Dessen Augen wurden schmal und er hob den Kopf, als würde er etwas lauschen, das nur er hören konnte. Ein höhnischer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Oh wie schön, die Kavallerie ist im Anmarsch. Wie es aussieht, spielen sie erst noch eine Runde mit Schreient, aber ich glaube, sie haben trotz allem eine gute Chance, sich zu dir durchzuschlagen.“ „Schreient?“ Schuldig wedelte ungeduldig mit der Hand. „Masafumi hat mit Hilfe der Proben, die er von dir genommen hat, ein paar Frauen zu Elitekämpfern umgeformt. Sind ihm total ergeben und alles. Nett anzusehen auch. Ich mag sie irgendwie. Wäre schade, wenn ihr euch jetzt schon gegenseitig das Licht ausblast. Vor allem, weil ...“ Er schwieg und grinste. „Ach, diese Überraschung hebe ich mir für später auf. Wichtig ist nur, dass deine weißen Kumpels hier gleich reingeschneit kommen, um dich in höchst ritterlicher Weise zu befreien. Und weißt du was? Ich werde sie lassen. Ist doch nett von mir, oder?“ Aya glaubte, sich verhört zu haben. Schuldig wollte ihn freilassen? Einfach so? „Pff, natürlich nicht einfach so. Wo bliebe denn da der Spaß? Mein Spaß, versteht sich. Also pass auf, wir machen es so: Ich lasse dich gehen, aber ich werde dich im Auge behalten. Wenn du ihnen erzählst, was passiert ist, bringe ich sie um.“ Sein Ton war mit jedem Satz kälter geworden. Ein bedrohliches Schnarren wie von einem Dämon, der den dunkelsten Tiefen der Nacht entstiegen war. Er kam näher und sah Aya direkt in die Augen. „Ich lasse dich am Leben, aber du wirst dir jeden Tag wünschen, ich hätte es hier und jetzt zu Ende gebracht. Und falls du versuchen solltest, es selbst in die Hand zu nehmen, werde ich da sein und dich aufhalten. Glaub mir, du wirst dir noch sehr, sehr oft wünschen, du wärst an seiner Stelle gestorben.“ Plötzlich zierte wieder ein breites Grinsen sein Gesicht. Er hob die Augenbrauen und sah Aya aufgeregt an. „Aber das Beste kommt erst noch. Ich habe nämlich noch ein Geschenk für dich.“ „Ein Geschenk?“ Aya wusste nicht, ob er, was auch immer Schuldig ihm geben wollte, wirklich haben wollte. Schuldigs Grinsen wurde boshaft. „Das steht hier nicht zur Debatte. Außerdem geht es um deine Schwester. Du liebst deine Schwester doch, nicht wahr, mein kleiner Samurai? Was also würdest du sagen, wenn ich dir denjenigen nennen würde, der für ihren Zustand verantwortlich ist. Denn weißt du, ich habe mir die schlafende Prinzessin gestern mal genauer angesehen und was glaubst du, was ich herausgefunden habe?“ Aya wollte es nicht hören. Er wollte die Augen schließen und sich einfach der Schwärze ergeben, die am Rande seiner Wahrnehmung lauerte. Doch Schuldig ließ das nicht zu. Mit einem mentalen Stoß brachte er Aya wieder zurück. „Schön hierbleiben, Kätzchen. Wir wollen doch nicht, dass du den besten Teil der Vorstellung verpasst. Denn weißt du, derjenige, der deine Schwester ins Koma gebracht hat, warst niemand anderer als du selber.“ „Was?“ Aya riss die Augen auf. „Du lügst! Sie liegt im Koma, weil du und Nagi die Bombe gelegt habt. Sie hat ein Schädeltrauma erlitten und deswegen ...“ „Deswegen wacht sie nicht auf, obwohl organisch inzwischen wieder alles in Ordnung ist?“, unterbrach Schuldig ihn. „Deswegen stehen die Ärzte vor einem Rätsel, was ihren Zustand angeht? Nein, mein Lieber, die Erklärung ist viel komplexer. Sie liegt dort, weil sie versucht hat, dich zu retten. Fandest du es nicht sehr eigenartig, dass alle um dich herum schwer verletzt oder getötet wurden, während du nur mit einem Kratzer davongekommen bist? Sag mir, wie das passieren konnte. Wie konntest du so viel Glück haben, lucky boy?“ Er funkelte Aya belustigt an. „Ich werde es dir sagen, aber es wird dir nicht gefallen. Die Wahrheit ist, dass du eigentlich in dieser Explosion gestorben wärst. Ein Trümmerstück hatte deinen Brustkorb zerquetscht und du drohtest zu ersticken. Wie es der Zufall will, ist deine Schwester jedoch ebenfalls mit einer besonderen Fähigkeit gesegnet. Sie ist eine Heilerin. Ihre Gabe ermöglicht es ihr, körperliche Verletzungen binnen kürzester Zeit zu kurieren. Als sie begann, dich zu behandeln, hast du in deiner Panik deine eigenen Verstärkerkräfte aktiviert. Du hast die Kraft regelrecht aus ihr herausgesogen, bis sie schließlich ohnmächtig zusammenbrach. Der Stein, der sie am Kopf traf, hätte lediglich eine leichte Gehirnerschütterung verursacht. Ein paar Prellungen und blaue Flecke und sie wäre in ein paar Wochen wieder gesund gewesen. Aber dadurch, dass sie dich gerettet hat, wurde sie so sehr geschwächt, dass sie sich völlig in sich selbst zurückgezogen hat, um nicht von dir ausgelöscht zu werden. Du siehst also, dass derjenige, der für die Verdammnis deiner Schwester zuständig ist, niemand anderer als du selbst bist.“ „Das ist eine Lüge! Du lügst!“ Ayas Stimme überschlug sich, während er mit den Tränen kämpfte. Das konnte nicht stimmen. Aya, seine Aya, war doch nicht … sie war doch kein Freak so wie dieser rothaarige Bastard, der ihm jetzt offen ins Gesicht lachte. „Du vergisst, dass du ebenso ein Freak bist wie ich, mein Lieber. Wie ich und Crawford und Farfarello und seit Neuestem auch Nagi. Er wird dir so dankbar sein, wenn er von seiner Ausbildung bei Rosenkreuz zurückkommt. Sie werden ihn durch die Hölle jagen, aber danach wird er wieder an unserer Seite kämpfen. Du siehst also, du kannst nicht gewinnen. Ihr könnt nicht gewinnen. Niemals.“ „Ich werde dich umbringen“, presste Aya zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich werde dich umbringen für das, was du mir angetan hast.“ „A-a-a, mein lieber Abyssinian. Du vergisst dabei etwas. Und zwar, dass ich nicht nur derjenige bin, der dir die volle Wahrheit über den Zustand deiner geliebten, kleinen Schwester eröffnet hat. Ich bin vermutlich auch der Einzige, der sie daraus wieder befreien kann. Also: Willst du wirklich zur Befriedigung deiner Rachegefühle die einzige Chance deiner Schwester, jemals wieder aufzuwachen, vernichten? Und das, nachdem du sie überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hast. Du bist wirklich ein fürchterlicher, großer Bruder. Schämen solltest du dich.“ Er grinste und Aya hätte ihm dieses Grinsen am liebsten mit der Faust aus dem Gesicht gewischt. Aber es stimmte, er konnte nichts tun. Ihm waren wortwörtlich die Hände gebunden und selbst wenn er frei und unverletzt gewesen wäre, bestand immer noch die Chance, das Schuldig die Wahrheit gesagt hatte. Dass er tatsächlich Ayas einzige Chance auf Heilung war. Aya konnte nicht riskieren, das zu verlieren. Um die Schuld zu tilgen, die er auf sich geladen hatte, war er bereit, auch noch sein letztes bisschen Würde und Stolz zu opfern. „Was verlangst du dafür, dass du ihr hilfst?“ Schuldigs Augenbrauen wanderten nach oben. „Fragst du mich das gerade wirklich? Ich dachte, es wäre inzwischen offensichtlich, dass ich kein netter Mensch bin. Was also veranlasst dich dazu zu denken, dass ich dir tatsächlich helfen würde.“ „Du hättest mir all das nicht erzählt, wenn du nicht etwas von mir wollen würdest.“ Aus der Ferne waren jetzt Geräusche eines Kampfes zu hören. Er hörte spitze Schreie und ein Brüllen, das eindeutig von Ken stammte. Er konnte nicht verhindern, dass sich ein klein wenig Erleichterung in ihm breit machte. Schuldig sah in die Richtung des Lärms und trat dann ganz nah an ihn heran. Seine körperliche und geistige Präsenz ließen Aya schwindeln. „Ich sage dir, was ich von dir will“, wisperte er in Ayas Ohr und sein warmer Atem ließ Aya erschauern. „Ich will, dass du leidest. Für all die Zeit, die ich mich in deinem Bann befunden habe, sollst du leiden. Du wirst einsam sein. So einsam wie noch nie in deinem Leben. Eingesperrt in einem Gefängnis mit unsichtbaren Mauern. Und jeden, den du ins Vertrauen ziehst, werde ich ebenfalls bestrafen. Ich werde ihm wehtun und ihn vernichten, so wie ich Tim vernichtet habe. Körperlich. Geistig. Ich finde einen Weg. Das Böse findet immer einen Weg. Denn das Licht vergeht und nur die Dunkelheit währt ewig.“ Er lachte noch einmal und dann war er plötzlich fort. Aya hätte am liebsten geschrien, getobt, aber die vorangegangenen Strapazen hatten ihn endgültig an seine Grenzen gebracht. Er nahm nur noch vage war, wie jemand seinen Namen rief, wie sich eilige Schritte ihm näherten und warme Hände sich an seinen Fesseln zu schaffen machten. „Halte durch, Aya-kun. Wir holen dich da raus.“ „Diese Schweine, was haben die mit ihm gemacht?“ „Halt die Klappe, Ken, und halt ihn fest. Wenn ich die Schlösser geknackt habe, wird er uns sonst zusammenbrechen.“ Er wollte den Kopf schütteln, wollte sie fortschicken. Wollte sie warnen, dass sich Schuldig immer noch irgendwo hier aufhalten musste, aber er konnte es nicht. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und auch sein Bewusstsein driftete immer weiter in die lockende Schwärze ab. Die Dunkelheit währt ewig, hatte Schuldig gesagt und damit hatte er Recht gehabt. Es gab keinen Weg, die Dunkelheit zu besiegen. Am Ende war das Licht erloschen und alles, was blieb, war ewige und immer währende Finsternis. Es gab nichts mehr, was Aya dagegen tun konnte. Der bessere Lügner hatte gewonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)