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Insomnia

"You can't fix me."
von

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THREE

THREE

 

Es war derselbe Albtraum, den sie schon vor ein paar Tagen schon mal hatte. Darin versteckte Maron sich in ihrem Ankleidezimmer vor dem Monster. Er fand sie dennoch, egal wie sehr sie versuchte keinen Mucks von sich zu geben.

Abrupt wachte sie auf, fiel von ihrem Stuhl und landete auf dem harten, kalten Boden. Sie hörte einen entsetzlichen Schrei und hielt sich instinktiv die Ohren zu, um sich vor dem schrillen Gekreische zu schützen. Es brauchte einen Moment bis Maron realisierte, dass der Schrei von ihr kam. Sofort hielt sie sich ihre Hände vor den Mund. Ebenso realisierte sie, dass sie sich im Klassenzimmer befand – und nicht in dem dunklen Ankleidezimmer.

Sie schaute sich um und sah, dass jeder im Raum sie schockiert anstarrte. Noch immer saß sie auf dem Boden. Es war mucksmäuschenstill.

Das einzige Geräusch, was die Stille durchbrach war Maron’s atemloses Keuchen. Zitternd saß sie für einen Moment da, nicht wissend was sie tun sollte.

Raus rennen? Sich entschuldigen lassen? Gab es überhaupt eine Möglichkeit mit ein bisschen Würde aus so einer Situation rauszukommen? Die Antwort war definitiv ein Nein.

Langsam erhob sich Maron vom Boden und hob ihren Stuhl auf, den sie in ihrem panischen Zustand umgeschmissen hatte. Hijiri Shikaidou saß ein paar Reihen vor ihr und starrte sie mit offenem Mund geschockt an. Sie sah Yashiro Sazanka und alle anderen Klassenkameraden, die es ihm nachtaten.

Maron fühlte sich genötigt etwas sagen zu sollen.

Irgendwas.

Doch sie stand völlig eingefroren da, ihre Hände hielten sich an der Stuhllehne krampfhaft fest. Inzwischen war sie sich auch sicher, dass ihr Gesicht flammenrot vor Erniedrigung war. Alles was sie tun konnte, war ihre Augen durch die Klasse wandern zu lassen und jeden einzelnen Blick ihrer Klassenkameraden aufzunehmen.

Schließlich räusperte sich ihr Lehrer. Erschrocken blicke Maron zu Herrn Sato nach vorne, flehte ihn mit ihren Augen stumm an, dass er sie in irgendeiner Weise erlösen sollte. Er öffnete seinen Mund, wie als wollte er was sagen und schloss ihn wieder. Er tat das mindestens vier mal. Auch ihm war die Perplexität ins Gesicht geschrieben.

„Ehm... Möchten Sie entschuldigt werden, Miss Kusakabe?“, fragte Herr Sato schließlich.

Maron traute sich nicht was zu sagen, aus Angst, dass ihre Stimme versagen würde, weshalb sie heftig nickte. Mit zitternden Händen ließ sie von ihrem Stuhl los, schnappte sich ihren Rucksack und ging, den Blick beschämt auf den Boden fixiert.

Sobald sie aus dem Schulgebäude raus war, brach Maron auf dem Gras im Hof zusammen, versteckte sich hinter einem Baum und nahm einige tiefe Atemzüge. Für eine gefühlte Ewigkeit spielte sich das Geschehene immer und immer wieder in ihrem Kopf ab. Sie hatte die minimale Hoffnung gehabt, dass ihre anfänglichen Anfälle eventuell in Vergessenheit geraten würden, doch dies konnte sie sich definitiv abschminken nach der Aktion vorhin. Es war unmöglich für Maron den restlichen Schultag noch weiter durchzuziehen, weshalb sie die nächsten Stunden sich in der hintersten Ecke der Schulbibliothek versteckte.

Zum Glück hatten sie und Miyako am Freitag nur einen kurzen Unterrichtstag, weshalb Maron nur bis in die Mittagsstunden ausharren musste. Wartend stand sie anschließend vor dem Mercedes ihrer Freundin.

Als Miyako den Schulparkplatz betrat, unterhielt sie sich gutgelaunt mit ihrer besten Freundin Natsuki, Shinji’s Freundin. Das Trio schien unzertrennliche Freunde seit Grundschultagen zu sein. Maron hatte gehört, dass die drei zu den beliebtesten Schülern der Momokuri High gehörten. Sie konnte auch sehen wieso: alle drei sahen gut aus - Shinji war der Star der Basketballmannschatf; Miyako ist ziemlich aufgeschlossen, kannte jeden und verstand sich mit jedem sehr gut, und Natsuki war ungeschlagene Nummer Eins des regionalen Kendo-Vereins.

In den Mittagspausen saß Maron immer mit den Dreien am Tisch zusammen. Mit Shinji hatte sie noch kein wirkliches Wort gewechselt und mit Natsuki hatte sie sich in einem gewissen Maße angefreundet. Meistens sagte sie auch nur flüchtig „Hallo“ und holte sich anschließend ein Buch aus ihrer Tasche raus, welches sie in der Bibliothek auslieh.

Maron war sich nicht sicher, ob Miyako was von dem Vorfall von heute Morgen mitbekommen hatte. Denn falls Ja, dann ließ die Kurzhaarige es sich nicht anmerken, als sie lächelnd auf Maron zuging und beide zusammen nach Hause fuhren.

Darüber war die Braunhaarige ihr dankbar.

Die ganze Fahrt über sprach Miyako über nichts anderes als diesen Typen, den sie in ihrer Klasse mag – Yamato. Gerade war sie dabei die Bedeutung seiner Blicke zu analysieren mit der großen Frage, ob er sie mag oder sie nur anstarrte, weil sie etwas im Gesicht hatte. „Vielleicht hatte ich noch von heute Morgen Himbeerreste am Mund kleben gehabt! Ich hätte nochmal in den Spiegel gucken sollen! Versprich mir, dass du mir nach dem Essen immer sagst, ob ich noch was an mir hängen hab, okay?“, sprudelte es aus Miyako, wie ein Wasserfall, heraus. Maron hatte keine Chance zu antworten, denn ihre Fahrerin redete schon weiter: „Oder habe ich mich im Unterricht ausversehen angemalt?! Oh Gott. Bestimmt denkt er, ich bin eine totale Idiotin!“, stöhnte sie auf.

Seufzend verdrehte Maron ihre Augen.

Gott… Bitte tu was und erlöse mich…!, betete sie.

„Ich bin mir sicher, er denkt das nicht über dich. Du machst dich gerade lächerlich“, sagte sie mit monotoner Stimme. Jeden Tag lief die Heimfahrt so ab. Entweder ging Miyako davon aus, dass dieser Typ Hals über Kopf in sie verliebt sei oder völlig abgeneigt von ihr war. In den meisten Fällen ging sie vom Letzterem aus.

Miyako verzog skeptisch das Gesicht. „Vielleicht hast du recht. Ich hoffe dennoch, dass er zu Shinji’s Party heute Abend kommt. Dann werde ich mich von meiner allerbesten Seite zeigen! Ich habe mir letztens dieses orangene Kleid gekauft. Damit werde ich ihn von den Socken hauen.“

Maron stöhnte innerlich auf, bei den Gedanken, dass sie der Party zugestimmt hatte.

Der Tag kann nicht noch schlimmer werden…, ging es ihr durch den Kopf.
 

***

Atemringend schreckte Chiaki von seinem Bett hoch. Die blauen Haare klebten ihm schweißgetränkt auf der Stirn, sein Brustkorb hob sich stark auf und ab, sein Herz raste.

Mit zitternden Händen griff er nach seiner Zigarettenpackung, stand auf und ging auf den Balkon.

Er zündete sich seine Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug. Es dauerte einige Momente bis alles in ihm sich beruhigt hatte. Fluchend strich Chiaki sich durch die Haare. Als er von der Schule nach Hause kam, wollte er sich eigentlich nur für dreizig Minuten hinlegen. Daraus wurden zwei Stunden.

Ich Idiot… Genervt stellte Chiaki fest, dass er vergessen hatte den Wecker auf seinem Handy zu stellen. Ebenso sah er ein paar Nachrichten von Yamato, der ihn fragte, wo er steckte. Kurz antwortete Chiaki ihm zurück, dass er eher nach Hause gefahren sei, worauf sein bester Freund sich beschwerte, dass er zu Fuß nach Hause gehen musste.

Augenrollend steckte der Blauhaarige sein Handy weg, rauchte seine Zigarette fertig und begab sich anschließend wieder in ins Warme.

 

Stunden später stand er abends mit Shinji im Flur und sah seinem Vater dabei zu, wie er im Wohnzimmer verzweifelt nach seinen Autoschlüsseln suchte. Kaiki würde über das Wochenende auf einer Medizinkonferenz sein, weshalb seine Söhne sich anständig von ihm verabschieden wollten (sollten).

„Bitte, tut mir den Gefallen und bringt euch nicht um, während ich weg bin. Ansonsten rufe ich Kagura, damit er ein Auge auf euch wirft“, sagte Kaiki, betastete geistesabwesend seine Hosen- und Jackentaschen und suchte ein drittes Mal das ganze Zimmer ab. Selbst nach sieben Jahren Zusammenleben war Chiaki immer noch erstaunt darüber, wie ähnlich sie sich waren.

„Ach was, Kagura hat bestimmt besseres zu tun, als uns babyzusitten. Außerdem verstehen mein Buddy und ich uns doch blenden, stimmts?“ Shinji legte Chiaki grinsend einen Arm um die Schultern, worauf dieser das Gesicht verzog.

„Gottverdammt, Shinji, du stinkst. Geh verdammt nochmal duschen, bevor ich Kaiki darauf ansetzte dir ‘ne Lektüre über die Vorteile von Deodorant zu halten“, murrte er, während er angeekelt den Arm von seiner Schulter wegschlug. Shinji stank immer, wenn er vom Training nach Hause kam und Chiaki konnte es kaum erwarten selbst duschen zu gehen, um sich von diesem Gestank zu befreien.

Kaiki schüttelte seufzend seinen Kopf. „Was mache ich nur mit euch beiden?“, murmelte er und setzte seine Suche fort. Schließlich fand er seine Schlüssel auf der Couch und nahm sie mit einem triumphierenden Lächeln an sich.

Chiaki musste leicht schmunzeln.

Gerade, als Kaiki seinen Koffer in die Hand nahm, in Richtung Tür steuerte und an den Jungs dabei vorbeiging, blieb er kurz stehen und drehte sich zu Shinji um, die Nase gerümpft.

Innerlich hoffte Chiaki, dass sein Vater ihm die Deodoranten-Lektüre gab. Zu seiner Enttäuschung wandte Kaiki sich plötzlich zu ihm um, die Brauen zusammengezogen. „Chiaki, wann hast du das letzte Mal geschlafen?“, fragte er in einem besorgten Ton.

Der Angesprochene verkniff es sich laut aufzustöhnen. „Letzte Nacht. Und gerade eben für ein kleines Nickerchen. Ich hatte heute einen langen Tag“, log er teilweise.

Kaiki schaute zunächst skeptisch, akzeptierte das Gesagte im nächsten Moment jedoch mit einem Nicken. „Geh in dem Fall früh schlafen. Du siehst erschöpft aus“, sagte er und drehte sich zur Tür, um als er kurz stoppte. „Shinji. Deodorant. Du weißt wieso. Mehr habe ich nicht zu sagen.“

Chiaki kicherte leise, als sein Vater das Haus verließ. Kaum war Kaiki weg, bereitete Shinji alles für die Party vor.

Unterdessen lief Chiaki die Treppen zu seinem Zimmer hoch und bereitete sich innerlich auf die lange Nacht vor, die ihm bevorstand.
 

***

Zu Hause angekommen suchte Miyako nach ihrem orangenen Kleid, während Maron zur selben Zeit das Abendessen vorbereitete. Ihre Eltern waren heute Nacht ausgegangen, weshalb die Mädels alleine in der Küche aßen.

Miyako konnte nicht aufhören, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie sie ihre Haare machen oder was für Accessoirs sie zu dem Kleid tragen sollte.

Innerlich fragte sich Maron, wie amüsant es wohl wäre, wenn dieser Yamato nicht zu Shinji’s Party auftauchen würde.

„Was wirst du eigentlich tragen?“, hörte sie Miyako auf einmal fragen.

Maron sah auf ihren übergroßen, schwarzen Kapuzenpullover und blaue Jeans herab. „Das was ich anhabe. Und nein-“ Sie hob stoppend einen Finger vor Miyako’s Gesicht. „Ich werde mich nicht umziehen. Sei froh darüber, dass ich überhaupt komme.“ Den letzten Satz murmelte Maron eher zu sich selbst, aber ihr Gegenüber hatte sie trotzdem gehört. Sie hatte von Miyako irgendwelche Einwendungen erwartet, doch stattdessen wechselte diese unbeschwert das Thema. Der Rest der Mahlzeit wurde mit umgänglichen Konversationen gefüllt. Dabei redete Miyako die meiste Zeit und Maron hörte so gut es ging zu.

Als die Uhr schließlich zehn anzeigte, hatte Miyako sich perfekt in ihrem orangenen Kleid aufgestylet (ihr Outfit sah allerdings mehr danach aus, als würde es zum Pariser Laufsteg gehören, als auf einer Highschool Party). Maron hingegen war immer noch in Pullover und Jeans gekleidet. Kein Make-up, die Haare ungemacht. Hauptsache so unscheinbar, wie möglich und nicht auffallen. Geistesabwesend spielte sie mit den Bändchen an ihrer Kapuze rum. Womöglich könnte sie die Kapuze gut gebrauchen.

Die beiden verließen das Haus und machten sich auf dem Weg zur Villa neben an. Maron wusste nicht viel über die Nagoya’s, abgesehen von dem was Miyako ihr bisher erzählt hatte.

Kaiki Nagoya war ein angesehener Arzt, Shinji’s Adoptivvater und anscheinend auch ein guter Bekannter ihres Vaters. Er hatte noch einen leiblichen Sohn, den Maron vorher noch nie in der Schule gesehen hatte. Sie versuchte sich an dessen Namen zu erinnern. Shiki,… oder Chiaki? Ach, egal…!

Miyako hatte nicht viel über den erzählt, da er Yamato’s bester Freund war und die Konversation direkt wieder in andere Richtungen ging sobald Yamato’s Name fiel. Miyako war auch unfähig dessen Namen zu sagen, ohne ins Schwärmen zu geraten.

Teilweise wünschte Maron sich diesen Yamato aufzusuchen und ihm um Gnade anzuflehen.

„Würde es dich umbringen mit diesem armen Mädchen zu reden und mit ihr auszugehen?!“

Laute Musik, welche aus dem großen, weißen Haus ertönte, riss sie aus ihren Gedanken.

Neben ihr war Miyako so aufgeregt, dass sie direkt durch die offene Eingangstür verschwand und Maron auf dem Gehweg alleine stehen ließ.

Ein tiefes Seufzen entkam ihr.

Es waren nicht viele Leute draußen, weshalb Maron einen Moment dafür nutzte, sich selbst ein paar aufbauende Worte zu sagen, ehe sie sich die große Kapuze über den Kopf zog und ebenfalls reinging.

 

Soweit Maron es erkennen konnte, war die Villa sehr schön eingerichtet. Es waren zwar viele Leute da, aber nicht so viele, wie sie es sich vorgestellt hatte. Überall erkannte sie vereinzelt Mitschüler und Klassenkameraden wieder. Wie erwartet war Miyako nirgends mehr zu finden. Maron schlängelte sich vorsichtig durch die Menge, schaute sich überall um, auf der Suche nach Natsuki. Im Wohnzimmer konnte sie Shinji schreien hören, dass jemand sich nicht auf den Teppich übergeben sollte. Maron drehte ihren Kopf in Richtung seiner Stimme, mit der Vermutung, dass Natsuki in der Nähe sein müsste.

Plötzlich hörte sie jemand ihren Namen rufen. „MARON!“

Hijiri stand mit einer kleinen Gruppen von Leuten am anderen Ende des Raumes und winkte ihr mit einem Arm zu.

Fluchend sah Maron weg, mit der Hoffnung er würde denken, sie hätte ihn durch die Musik nicht gehört. Wie konnte er sie mit Kapuze über dem Gesicht so schnell erkennen?!

Zu ihrer bitteren Enttäuschung steuerte er plötzlich auf sie zu, stieß dabei ein paar umstehende Gäste mit seinen Schultern an und sorgte unter anderem dafür, dass ein Mädchen ihr Drink verschüttete. Kaum war Hijiri nur noch zehn Schritte von ihr entfernt war, überkam Maron die Panik und fing an nach einem Ausgang zu suchen. Sie ging davon aus, dass er getrunken hatte und daher noch aufdringlicher war als sonst.

Maron wollte zur Tür gehen, von der sie reinkam, als sie zu ihrer Frustration bemerkte, dass eine große Gruppe von Leuten ihr den Weg versperrte und es für sie unmöglich wäre da durch zu kommen.

Sie schaute zu ihrer Rechten und sah eine große Treppe, die zum ersten Obergeschoss führte und frei von Partygästen zu sein schien. Ohne zweimal darüber nachzudenken, lief Maron die Stufen hoch. Hinter sich konnte sie immer noch Hijiri ihren Namen rufen hören, was sie dazu antrieb weiter zu rennen. Im oberen Stockwerk lief sie bis Ende des Ganges, versuchte die letzte Tür zu öffnen, nur um festzustellen, dass sie abgeschlossen war. Dann fielen ihr weitere Treppen auf, die wahrscheinlich zum obersten Stockwerk führten. Maron rannte ihren Weg nach oben und bog in den Korridor ab.

„HEY MARON? WO BIST DU?“, rief Hijiri vom Treppenansatz. Er lallte ziemlich stark, was ihre Vermutung zum Trinken bestätigte.

Panisch über seine näherkommende Stimme, steuerte sie auf die erste Tür in ihrem Blickfeld zu.

Sie war nicht abgeschlossen.

Hastig öffnete Maron die Tür, schlüpfte rein und schloss sie so leise, wie sie in ihrem alarmierten Zustand konnte. Völlig außer Atem lehnte sie ihre Stirn daran. Sie bebte am ganzen Körper. Für einen Moment schloss sie ihre Augen und versuchte ihren Atemrhythmus zu beruhigen. Gleichzeitig lauschte sie nach draußen, um zu prüfen, ob Hijiri sich in der Nähe befand. Ihre zitternde Hand befand sich immer noch auf der Türklinke, weshalb sie im nächsten Augenblick auch abschloss. Anschließend wich sie ein bisschen von der Tür zurück. Da sie auf der anderen Seite nichts hörte, seufzte Maron erleichtert aus und schloss erneut ihre Augen.

Genau in diesem Moment, räusperte sich jemand hinter ihr.

Sie schreckte auf, drehte sich um und presste ihren Rücken gegen die Tür, ließ dabei ein überraschten Laut aus und hielt sich instinktiv den Mund zu.

Ein Junge, ungefähr ihres Alters, saß im Schneidersitz auf einem riesigen, modernen Futonbett, welches die Mitte des Raumes dominierte. Er starrte sie sowohl entgeistert als auch genervt zugleich an.

Seine blauen Haare waren in alle Richtungen zerstreut und seine braunen Augen waren wie ihre mit dunklen Ringen gezeichnet und blutunterlaufen. Er sah genauso müde aus, wie Maron sich fühlte. Und dennoch sah er unmenschlich gut aus.

Wow…, dachte Maron sich fasziniert, die Wangen leicht gerötet. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung. In solchen Augenblicken wünschte sie sich, dass sie fähig war sich dem anderen Geschlecht nähern zu können.

Der Junge trug eine dunkelgraue Hose und langärmles blaues Shirt. Er sah sie mit hochgezogener Augenbraue erwartungsvoll an. Für einen Moment war Maron perplex sprachlos bis sie realisierte, dass dies sein Zimmer sein musste und sie einfach so reingeplatzt war.

„Oh… Ehm... S-Sorry… T-Tut mir fruchtbar leid… I-I-Ich wusste nicht-… I-Ich meine, ich wollte nur-… eh…“, stammelte sie, versuchte ihm vergebens ihre Anwesenheit zu erklären. Verlegen blickte Maron zu Boden, mied seinen Blickkontakt.

„Oh nein, kein Problem“, sagte er in einem sarkastischen Ton, „Es ist völlig normal, dass Mädels in mein Zimmer reinplatzen, um sich schräge, emotionale Zusammenbrüche zu erlauben.“

Schräge, emotionale Zusammenbrüche?!, dachte sie sich verbittert. Du hast keine Ahnung…

Sie setzte eine entschuldigende Miene auf und wagte einen weiteren Versuch sich zu erklären. Ihr Herz raste immer noch, wie nach einem Marathon und ihr Körper zitterte ein wenig vor Überraschung diesen Fremden hier vorzufinden. Dennoch versuchte Maron sich zusammenzureißen.

„Ich war dabei von diesen Typen wegzukommen, der mich verfolgte, bin daraufhin die Treppen hochgestiegen. Eine Tür, die ich probierte habe, war abgeschlossen, weshalb ich die weiteren Treppen hochlief. Er war mir schon dicht auf den Fersen, weshalb ich jetzt hier bin“, sprudelte es aus ihr verunsichert heraus. Sie stoppte sich, als sie seinen amüsierten Ausdruck im Gesicht sah. Maron nahm beruhigend tief Luft. „Ich entschuldige mich vielmals für die Störung“, sagte sie in einem aufrichtigen Ton. Ohne darauf zu warten, dass er was sagte, drehte Maron sich um, war darauf bedacht zu gehen, als eine Stimme auf der anderen Seite der Tür sie erstarren ließ.

„MARON!“, hörte sie Hijiri aus dem Korridor rufen. Wie gelähmt stand Maron für einige Augenblicke da, hörte wie er wiederholend ihren Namen rief, bevor sie sich langsam zu dem Jungen auf dem Bett umdrehte, der genervt und belustigt zugleich zur Tür blickte.

„Du versteckst dich also vor Shikaidou“, sagte er. Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Ihre müden, braunen Augen trafen auf seine und sie nickte zaghaft.

Er kicherte. Das sanfte Geräusch seines Lachens lenkte Maron für einen Moment von dieser unangenehmen Situation ab. Sie fühlte sich mehr unwohl dabei sich im Zimmer eines fremden Jungen aufzuhalten, allerdings konnte sie unter keinen Umständen raus gehen, wo Hijiri schon auf sie lauerte.

Gedanklich wog sie ihre Optionen ab: gehen und sich einem betrunkenen Hijiri Shikaidou gegenüberstellen oder bleiben und sich mit diesem Fremden auseinandersetzen. Angesichts dieser beiden Alternativen traf sie ihre Entscheidung.

„Uhmm...“, setzte sie an, flehte ihn mit ihren Augen an, „Würde es dir was ausmachen..., wenn ich hier solange warte bis Hijiri weg ist?“, fragte sie schüchtern, biss sich unbeholfen auf die Lippe.

Er blickte mit zusammengezogenen Brauen von ihr zu der Tür und wieder zurück. Nach einem Moment der Unentschlossenheit, ließ er einen schweren Seufzer aus.

„Ja, fein“, gab er sich geschlagen, „Mach nur nichts kaputt, oder so“, fügte er in einem harschen Ton hinzu.

Maron nickte einige Male bejahend und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Skizzenbuch oder Tagebuch (sie konnte es nicht erkennen) auf seinem Schoß zu.

Unterdessen nutzte Maron den Moment, um sich diesen riesigen Raum, welches sein Zimmer war, richtig anzusehen. Ein großer Schreibtisch, ein mittelgroßer Regal sowie ein kleines, schwarzes Sofa standen an der Wand zu ihrer Linken. An einer anderen waren deckenhohe Bücherregale zu sehen. Bei dem Anblick des Bücherregals schlug ihr Herz ein bisschen höher. Neben den Bett stand jeweils ein Nachtschrank. Zwei Türen waren zu sehen, wo sie ein Bad und ein Ankleidezimmer vermutete. Auf der anderen Seite des Raumes sah sie große Fenster sowie eine gläserne Tür, die zu einem Balkon rausführte.

Es war ein ziemlich ordentliches Zimmer, frei von rumliegender Wäsche oder Postern an den Wänden. Nur auf dem Schreibtisch lagen Textbücher und Hefte wild neben dem Computer verteilt.

„Also, wie ist dein Name?“ Seine samtige Stimme riss Maron aus ihrer visuellen Erkundungstour. Sie drehte ihren Kopf und sah zu ihn rüber. Sein Blick war weiterhin auf sein Buch gerichtet, die Augenbrauen leicht konzentriert zusammengezogen, der Stift in seiner Hand wurde in sorgsamen Bewegungen über das Papier auf und ab geführt.

„Maron. Maron Kusakabe“, antwortete sie ihm leise. Er nickte, ohne von seinem Buch aufzusehen. Maron wartete darauf, dass er ihr seinen Namen sagen würde, was er nicht tat. Nervös spielte sie mit dem Band ihrer Kapuze.

„Wie lautet deiner?“, fragte sie schließlich.

Nach einem kurzen, abgelenkten Moment antwortete er ihr: „Chiaki Nagoya.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2019-09-18T23:06:14+00:00 19.09.2019 01:06
Gemein so auf zu hören jetzt wo die beiden sich kennenlernen ☹️ Ich bin schon auf das nächste Kapitel gespannt 😁 finde die Geschichte voll gut 😍 schreib bitte schnell weiter 🙏😊

Antwort von:  mairio
19.09.2019 05:56
Morgen :)

Danke für's reinlesen. nächstes Kapitel kommt die Woche :)

LG


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