Insomnia von mairio ("You can't fix me.") ================================================================================ TWENTY ------ TWENTY   Es war schon ziemlich dunkel als Sakura sie vom Flughafen abholte – und dabei war es erst 17 Uhr. Mit Tränen in den Augen nahm sie zuerst Takumi in ihre Arme und dann Maron, drückte sie innig und flüsterte ihr Dinge zu, wie das sie stolz auf die Braunhaarige wäre und fragte, ob es ihr gut ginge. Womöglich konnte man Maron äußerlich ansehen, wie fertig sie war. Stumm nickte sie gegen ihre Schulter. Anschließend ließ Sakura sie los und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. Maron versuchte ihr ein Lächeln zu schenken, war sich allerdings nicht sicher, ob ihr das gut gelang. Sie sollte sich freuen. Schließlich war sie endlich wieder Zuhause. Doch sie war einfach nur müde und erschöpft. Und mit jedem Kilometer, in denen sie sich Momokuri näherten, wurde sie noch müder. Ihre Lider waren schwer vom mangelnden Schlaf und es überkam sie das Gefühl, einfach losheulen zu wollen. Nur hatte sie keine Tränen mehr übrig. Maron holte ihr leeres Handy aus der Tasche und betrachtete sich in der Reflektion des schwarzen Display. Ihre Augen sahen schlimm aus. Dicke, dunkle Augenringe waren unter den blutunterlaufenen Augen zu sehen. Sie sah schlimm aus. Während Sakura fuhr, sprach sie mit Takumi über all die Dinge, die er und seine Tochter verpasst hatten. Dabei entging es Maron nicht, wie beide ihr immer mal besorgte Blicke über den Rückspiegel zuwarfen. Sie wünschte sich, sie könnte ihnen versichern, dass sie okay war, dass es ihr gut ginge. Aber sie konnte nicht. Weshalb sie ihren Kopf wortlos in den Sitz nach hinten lehnte und den Laternen dabei zusah, wie sie ineinander verschwammen.   Nach einiger Zeit kamen sie schließlich zu Hause an. Maron schaute allerdings nicht zu ihrem Haus rüber, sondern zu der Nagoya-Villa. Von vorne konnte sie Chiaki’s Zimmer nicht sehen, aber alle Lichter waren in dem Haus an. Langsam stieg sie aus dem Auto, wollte die Tür hinter sich mit einem Knall zuschlagen, hatte jedoch nicht mehr die Kraft dafür und schloss sie stattdessen sachte. Takumi hatte schon ihre Taschen an sich genommen und ging mit Sakura zur Eingangstür. Maron trottete ihnen hinterher. Kaum hatte sie Fuß über die Türschwelle gesetzt, kam schon Miyako auf sie zugesprungen und drückte sie innig. Ihr Enthusiasmus brachte Maron fast zum Lächeln. Aber nur fast. Denn leider erstarb Miyako’s Lächeln sofort, als sie einen Blick auf das Gesicht ihrer Freundin warf. Maron hasste es, dass sie ihre Freude verdorben hatte, weshalb sie mit einem schwachen Lächeln auf Miyako zuging und sie umarmte. „Du hast mir gefehlt“, wisperte sie ihr zu. „Du mir auch“, erwiderte Miyako die Umarmung, „Willkommen zu Hause”, fügte sie leise hinzu, worauf Maron ihr das dankbarste Lächeln schenkte, welches sie zustande brachte. Anschließend ging sie in ihre Zimmer, wo ihr Vater schon ihre Taschen abgelegt hatte. Doch anstatt auszupacken, schnappte sie sich ihr Handyladekabel, welches auf dem Nachttisch lag und steckte ihr Handy an. Das Display begann aufzuleuchten. „Maron, hast du Hunger? Ich hatte das Abendessen vorbereitet“, hörte sie Sakura hinter sich auf einmal sagen, als sie ihr Handy gerade entsperren wollte. „J-Ja…ich komme“, stammelte sie, legte ihr Handy auf dem Nachttisch ab und folgte Sakura in die Küche. Beim Essen erzählte Miyako ihr von der Schule, was alles in den letzten neun Tagen so passiert war und was die Lehrer bis zu den Weihnachtsferien noch so geplant hatten. Maron wurde die Tage bis zu den Ferien von der Schule entschuldigt, wofür die Kurzhaarige sie beneidete. „Du hast es so gut!“ „Ich muss trotzdem alles nacharbeiten...“ „Wenn du meine Mitschriften brauchst, kann ich sie dir geben. Nur kann ich nicht garantieren, ob meine Lehrer eins-zu-eins dasselbe unterrichten wie deine. Im neuen Jahr haben wir ja diese fetten Klausuren und-…“ Während Miyako sprach und erzählte, sah Maron immer wieder aus den Fenstern raus. Mal in Richtung seines Zimmers. Mal in Richtung der Parkanlage mit den Picknickbänken. Sie fragte sich, ob sie wie immer gegen zehn zu ihm kommen soll. Und ob er genauso müde war wie sie. Sie warf einen flüchtigen, ungeduldigen Blick auf die Uhr. „Papa…“, sagte sie leise und wandte sich ihrem Vater zu. Er erwiderte ihren Blickkontakt. Maron räusperte sich kurz. „Ich werde morgen früh wahrscheinlich schon in die Stadtbibliothek gehen und da die ganzen Schulsachen nacharbeiten.“ Sie blickte mit einem müden Lächeln zu Miyako, die sowieso eben über die Schule sprach, um ihrem Alibi noch mehr zu festigen. „Damit du Bescheid weißt und dich nicht wunderst, wenn ich morgens nicht mehr da bin. Wahrscheinlich bin ich nachmittags zurück“, fügte sie mit einem unbeschwerten Schulterzucken hinzu. Takumi nickte zustimmend und lächelte seine Tochter an. Maron hasste es ihn anzulügen, aber für den Moment war es ihr egal. „Ich gebe dir gleich meine Mitschriften“, hörte sie Miyako neben sich sagen. Geistesabwesend nickte sie. Nach dem Abendessen hatte Maron ihre Taschen ausgepackt und die Unterlagen von Miyako in die Hand gedrückt bekommen, die sie zugunsten ihres Alibis in ihren Rucksack stopfte. Dort war auch Chiaki’s Skizzenbuch.   Gegen neun waren alle im Haus ins Bett gegangen und Maron hatte für die Nacht ihren Rucksack fertig gepackt. Zuletzt nahm sie noch ihr vollgeladenes Handy an sich und entsperrte es. Sofort sah sie, dass sich zwei verpasste Anrufe und drei Nachrichten in den letzten neun Tagen angesammelten hatten. Alle von Chiaki. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Es waren keine langen Nachrichten, alle relativ kurz. „Hey. Ich hoffe du bist gut angekommen.“ „Alles okay?“ „Ich hoffe dir geht es gut.“ Ein dicker Kloß bildete sich in Maron’s Hals. „Ich bin zurück“, tippte sie ihm. Sie musste ihn sehen. Sofort. Ohne eine Minute länger zu warten, ging sie eilig aus ihrem Zimmer raus Richtung Küche. Sie konnte noch kaum gerade laufen, weshalb sie durch die Hintertür fast aus dem Haus rausstolperte. Gerade als Maron zu dem Grundstück der Nachbarn hinübergehen wollte, hielt sie mitten in ihren Bewegungen inne, als sie Chiaki keine zwei Schritte von ihr entfernt stehen sah. Im Mondlicht konnte sie erkennen, dass er eine dicke Winterjacke und eine dunkle Jeans trug. Seine Haare hingen ihm kraftlos im Gesicht. Seine Augen sahen genauso schlimm aus wie ihre. Blutunterlaufen, mit sehr dunklen Augenringen gezeichnet und müde. Mit einem blanken Gesichtsausdruck starrte er sie fassungslos an, blinzelte nicht. Er zitterte leicht, sein Atem bildete kleine Wölkchen. Maron starrte ihn gleicher Maßen sprachlos an. Es war unmöglich, dass er innerhalb einer halben Minute ihre SMS gelesen hatte und dann so schnell herunterkam. Sie vermutete, dass er schon wusste, dass sie zurück war, bevor er ihre SMS gelesen hatte und fragte sich, wie lange er in der Kälte schon hier -auf sie- wartete. Ein kalter Windhauch wehte vorbei, spielte mit ihren Haaren. „Hi“, wisperte sie sanft. Sie wollte auf ihn zugehen, doch ihre Beine fühlten sich so schwer an. Es dauerte einige Momente bis Chiaki sich aus seiner Starre löste, die Distanz zwischen ihnen überbrücke, seine Arme um sie legte und sie fest umarmte. So fest, dass er sie etwas vom Boden hoch hob. Maron erwiderte die Umarmung schwach, ließ sich kraftlos in seine Arme fallen. War zu müde und erschöpft – und dennoch erleichtert endlich wieder Zuhause zu sein. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und vergrub ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Sie nahm einen tiefen Atemzug, sog seinen Duft gierig in sich ein. Er tat dasselbe, hatte sein Gesicht in ihre Haare am Nacken vergraben. Sie hob eine Hand und umfasste sanft seinen Hinterkopf, strich seufzend mit ihren Fingern durch seine Haare. Chiaki drückte sie noch enger an sich, es tat fast ihren Rippen weh, aber das war ihr egal. Ihre Beine hingen ihr locker vom Boden und Maron war froh, dass er die Kraft hatte sie zu halten, denn all ihre Kraft war weg. „Ich habe dich vermisst“, wisperte er gegen ihren Nacken, drückte sie noch etwas fester, um der Aussage Nachdruck zu verleihen. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Ein ehrliches, wahrhaftig glückliches Lächeln. „Ich habe dich auch vermisst“, nuschelte Maron gegen seine Halsbeuge, immer noch Lächeln. Glücklich und froh darüber endlich wieder ungezwungen Lächeln zu können. Chiaki drehte sein Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. Ihr Lächeln wurde noch breiter und sie schlang ihre Arme noch fester um seinen Nacken, nutzte ihre letzten Kraftreserven dafür. Im nächsten Moment spürte Maron plötzlich, wie er sie kurz losließ, den Rücken ihr zuwandte und ihre Beine in die Hände nahm. Ihre Arme waren immer noch um seinen Nacken gelegt und er nahm sie ohne Mühe Huckepack. Fragend blickte sie ihn an. „Du siehst viel zu müde aus, um zu klettern“, seufzte er, „Wir gehen durch die Tür. Kaiki hat Nachtschicht und Shinji ist bei Natsuki.“ Maron nickte träge. Müde war eine Untertreibung. Sie schloss die Augen und legte ihren Kopf auf seine Schulter ab. Er lief einige Schritte und sie hörte wie Schüsseln klapperten und eine Tür sich öffnete. Keinen Augenblick später war es nicht mehr kalt um sie herum, sondern angenehm warm. Nach wenigen Minuten sah sie auf und bemerkte, dass sie schon in seinem Zimmer angelangt waren. Chiaki lief mit ihr Richtung Bett und setzte sie vorsichtig auf die Bettkante ab, kniete sich anschließend auf Augenhöhe vor sie hin. Sachte fuhr er mit seinen Fingern über ihre Augenringe. Maron schloss seufzend ihre Augen, genoss das elektrisierende Kribbeln seiner Berührung, welches sie vermisst hatte. Sie spürte, wie er ihr die Schuhe auszog sowie Rucksack und Jacke von den Schultern nahm. Maron öffnete ihre Augen und sah wie Chiaki ihre Sachen aufs Sofa legte und zurück zum Bett lief. „Danke“, hauchte sie. Er lächelte sie an, worauf sie zurücklächeln musste, denn sie war froh sein Lächeln wiederzusehen. Anschließend ließ Chiaki sich auf seine Betthälfte neben sie fallen. Maron legte sich ebenfalls hin. „Wecker?“, fragte er. Sie konnte in seiner Stimme hören, dass er auf ein Nein hoffte. Als Antwort schüttelte sie auch mit den Kopf. Sie wusste, dass sie beide die extra Stunden Schlaf brauchten. Dass er am nächsten Tag eigentlich Schule hatte, darüber wollte und konnte sie sich im Augenblick keine Gedanken machen. Ohne Weiteres legte Chiaki sich hin und machte das Licht aus. Anschließend nahm er Maron in seine Arme, drückte sie vorsichtig an sich. Sie selbst war nicht mehr fähig zu ihm rüber zu rücken. Er vergrub sein Gesicht in ihre Haare, so wie er es immer tat, was ihr ein Lächeln auf die Lippen brachte. Glücklich darüber endlich wieder bei ihm, in seine Arme, zu sein. Sie brachte einen Arm zu seinen Schultern hoch und begann mit ihrer Hand sanft durch seine Haare zu streichen. Er seufzte in ihre Haare und sein Körper entspannte sich. Kurz verstärkte sich der Griff um sie, ehe beide zusammen in den Schlaf wegdrifteten. *** Sie kam wieder. Er konnte es kaum glauben. Und nicht nur das: sie wollte ihn genauso wiedersehen, wie er sie. Schon als er das Auto in deren Einfahrt sah, musste Chiaki sich zusammenreißen, um nicht alles stehen und liegen zu lassen und zu den Nachbarn rüber zu rennen. Dennoch konnte er bis zehn es nicht abwarten und war seit halb neun draußen und hatte vor der Hintertür auf sie gewartet. Sie sah so müde und ausgelaugt aus. Er hasste es sein Mädchen so gebrochen zu sehen. Und als sie rauskam, spürte er immer noch diesen Drang sie küssen zu wollen. Stattdessen hatte er sie in die Arme genommen, musste sie umarmen, wollte sicher gehen, dass sie doch keine Halluzination war. Fast hätte Chiaki sie angebettelt zu bleiben. Und als Maron ihn zurückumarmte, war er so glücklich, er konnte es kaum in Worte fassen. Sein Mädchen war so müde, sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Weshalb Chiaki sie ins Warme trug und versuchte sich um Maron zu kümmern, so wie sie sich immer um ihn gekümmert hatte. Gleichzeitig konnte er es kaum abwarten mit ihr endlich ins Bett zu gehen. Die neun Tage fühlten sich wie ein ganzes Jahr an. Sie schließlich neben sich liegen zu haben und ihren blumigen, zitronigen Duft wahrzunehmen, war einfach himmlisch. Der Schlaf war himmlisch. Vielleicht war es dumm und kitschig, aber ohne Maron war es einfach unmöglich.   Das erste Mal wachte Chiaki gegen sechs auf. Er beschloss für die erste Hälfte des Tages zu schwänzen und erst Mittags zur Schule zu kommen. Verschlafen, tastete er blind nach seinem Handy hinter sich, wollte Maron nicht loslassen (konnte es auch nicht, da sie ihn festhielt). Nachdem er sein Handy an sich genommen hatte, schaltet er den Bildschirm an, kniff gegen die Helligkeit die Augen stark zusammen und schrieb Yamato eine flüchtige SMS. Danach legt er es wieder hinter sich bei Seite und schlief in Sekunden wieder ein. Nach drei Stunden wachte er zum zweiten Mal auf. Sein Mädchen schlief noch tief und fest. Neben Maron aufzuwachen und sie beim Schlafen zuzusehen, gehörte womöglich zu den besten Momenten seines gesamten Lebens. Sie sah so friedlich aus. Und trotz der dicken Augenringe wunderschön. Er war glücklich. Glücklich darüber das sie wieder da war und die Routine wieder zurückkehren wird. Gleichzeitig war er verwirrt über alles. Er hatte keine Ahnung, was er tun und machen soll oder wie er seine Gefühle zuordnen sollte. Hatte keinen Schimmer, was er für sein Mädchen empfand. Chiaki verbrachte die Zeit, in der sie schlief, damit darüber nachzudenken. Er wusste, dass er es hasste, wenn Maron nicht bei ihm war. Er würde jeden töten, der es wagte sie zu verletzten. Er würde alles tun, um sie Lächeln zu sehen und sie Lachen zu hören. Aber das waren alles Fakten, die er schon wusste. Seit Maron in sein Leben aufgetaucht war, war sie wie ein Lichtblick in seinem dunklen, trostlosen Alltag gewesen. Sie war seine neue Routine. Chiaki hatte sich nie viele Gedanken darüber gemacht. Und er hatte Angst, dass es mehr in der ganzen Sache gab als er sich erlaubte zu sehen. Außerdem wusste er nicht, wie Maron fühlte. Er wusste, dass sie ihn aus eigenem Antrieb geküsst hat. Und er kannte diesen entschlossenen Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie es tat. Er wusste nur nicht, ob sie es tat, um sich von dem Gerichtsprozess und all dem Bullshit, abzulenken – oder ob es wegen ihm war. Wüsste auch nicht, wie er sowas in Erfahrung bringen sollte. Wenn sie es wegen ihm tat, dann war er richtig ratlos. Denn das würde dann bedeuten, dass Maron Gefühle für ihn hatte, die über ihre abgefuckte Situation hier hinaus ging. Und dass es zahlreiche Zeichen und Hinweise in den letzten Wochen gab, die er alle vollkommen übersehen hatte.   Chiaki blickte auf die Uhr. Fast zehn. Am liebsten wollte er sie schlafen lassen und den ganzen Tag (oder für immer) mit ihr im Bett bleiben. Aber er wusste, dass sie früher oder später nach Hause musste. Sanft strich er mit der Hand über ihren Kopf, fuhr sachte mit den Fingern durch ihre Haare. Er konnte dieses merkwürdige, elektrisierende Kribbeln auf seinen Fingerspitzen spüren. Maron regte sich ein wenig bei seinen Berührungen und ihre Lider begannen zu flattern. Ein Lächeln zeichnete sich langsam auf ihrem Gesicht ab und sie kuschelte sich enger an seine Brust an. „Wach auf, Schlafmütze“, flüsterte Chiaki sanft mit einem Grinsen. Ein schläfriges Kichern entkam ihr. „Wie spät ist es?“, fragte sie mit rauer Stimme, streckte ihre Beine, ließ ihn aber nicht los. „Zehn“, antwortete er und vergrub seufzend sein Gesicht in ihre Haare. Sie seufzte gegen seine Brust. Er strich ihr unterdessen weiterhin durch die Haare. „Wie fühlst du dich?“ „Besser“, hauchte Maron zurück, worauf er nickte. Eine Weile lagen sie da, sagten nichts, genossen für ein paar Minuten noch die Ruhe und die Präsenz des anderen. Chiaki wusste immer noch nicht, was er tun sollte, fand einfach keine Lösung. Er könnte sie auf direkter Weise fragen was Sache ist, aber war zu feige dafür. Er wusste, dass er vollkommen und ganz abhängig von ihr war. Nicht von ihrer Gesellschaft, oder ihrem Essen oder dem Fakt, dass sie ihm zum Schlafen verhalf, sondern von ihr als Person. Es war alles sehr verwirrend und beängstigend für ihn. Chiaki spürte, wie sie mit ihren Fingern über seinen Nacken kraulte. Das Gefühl ihrer Finger in seinen Haaren sowie die Tatsache sie einfach bei sich zu haben, war das beste Gefühl auf der Welt. Während sein Mädchen angekuschelt neben ihn lag, beschloss er, dass er sich einfach von ihr leiten ließ. Wenn sie schlafen gehen wollte, würde er mit Freude ihrem Wunsch nachgehen und jede einzelne Minute davon genießen. Und wenn sie ihn besinnungslos küssen wollte, dann würde er sie im selben Maße zurückküssen. „Chiaki?“ Ihre raue Stimme riss ihn aus den Gedanken. Sie klang wie als hätte sie die letzten neun Tage geweint. Die Vorstellung brach ihm das Herz. „Hmm.“ „Deine Zeichnungen sind wunderschön“, wisperte sie. Naja, nicht wirklich..., dachte er sich kritisch und verzog eine leichte Grimasse. „Du bist sehr talentiert“, hörte er Maron abschließend sagen. Er musste etwas kichern, denn seiner Meinung nach, war er es nicht. Nichtsdestotrotz war er froh darüber sie das sagen zu hören. „Danke“, verdrehte er schmunzelnd seine Augen. Sie seufzte gegen seine Brust. „Willst du es wiederhaben?“, fragte sie. Er schüttelte nur mit dem Kopf. Er wollte, dass sie das Buch behielt. Nach einigen Momenten rang er mit sich selbst sie loszulassen. Denn leider wartete das echte Leben auf sie. Widerwillig rollte Chiaki sich von ihr weg. Sie blickte ihn mit zusammengezogenen Brauen und leichtem Schmollmund an. „Ich muss in die Schule“, sagte er. „Jetzt noch?“ Er nickte seufzend. „Gut, dass ich keine habe“, kicherte Maron leicht grinsend. Er fuhr sich augenrollend durch die Haare. „Dein Vater wird garantiert ausflippen, wenn du nicht bald nach Hause kommst.“ „Keine Sorge, ich habe das perfekte Alibi“, kicherte sie erneut. Schwer seufzend rollte sie sich aus dem Bett und ging Richtung Bad. Chiaki beobachtete sie dabei. Ihre Haare waren total wirr und standen in alle Richtungen ab. Süß, dachte er sich lächelnd. Er hoffte, dass sie im Bad ihre rote Zahnbürste bemerkte, die immer noch da war und im Zahnbürstenhalter neben seiner hing. Es gab so viele Dinge, die Chiaki ihr sagen wollte. Aber er wusste, dass er noch etwas mehr Schlaf brauchte, um anschließend klar denken und seine Gedanken ordnen zu können. Ebenso musste er auch dieses Gefühlschaos in den Griff bekommen. Wie sonst auch kam Maron nach exakt fünfzehn Minuten wieder raus und ging zu ihrem Rucksack auf dem Sofa. „Ach ja.“ Chiaki stand vom Bett auf und ging zu seinem Schreibtisch. Im nächsten Moment hielt er ihr seine Mitschriften und Hausaufgaben der letzten Schultage entgegen. „Hier“, sagte er sanft. Maron blickte belustigt auf die Unterlagen herunter, nahm sie dankend an und packte sie ein. Anschließend blickte zu ihm auf. Er neigte etwas den Kopf und lächelte sie schief an. Dieses spezielle Lächeln hatte er noch nie bei ihr angewendet und er wusste auch nicht wieso er es tat, aber ihr Gesicht und ihre Augen begannen aufzuleuchten. Sie lächelte mit einem riesigen Lächeln und rosagefärbten Wangen zurück, wodurch er sich schwor, dieses Lächeln öfters anzuwenden. Er kicherte amüsiert, denn sie wurde immer so schnell und einfach rot. Was gleichzeitig auch süß war. Grinsend rollte sie mit den Augen und ging anschließend zur Balkontür raus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)