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Insomnia

"You can't fix me."
von

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TWENTY-ONE

TWENTY-ONE

 

Dieses Lächeln.

Dieses wunderbare, schiefe, charmante, sexy und zugleich verführerische Lächeln! 

Noch nie hatte er sie so angelächelt.

Maron kannte dieses Lächeln, hatte es nur zu zwei Anlässen gesehen. Einmal, damit Frau Pakkyaramao ihn für fehlende Hausaufgaben davonkommen ließ. Und ein anderes Mal, um in der Cafeteria kostenlosen Pudding von der Essensfrau zu bekommen.

Dieses Lächeln war Chiaki’s Geheimwaffe bei Frauen. Er schien sich auch dessen Wirkung bewusst zu sein.

Nun hatte er ihr dieses Lächeln geschenkt und … Gott, Maron konnte nahezu spüren wie ihre Knochen wegschmolzen. Ihr Herz klopfte direkt zwei Takte höher.

Sie wusste nicht, ob es an dem Kuss oder an den neun Tagen ohne sie lag, aber etwas hatte sich in der Art und Weise wie Chiaki sie ansah verändert. In einer sehr, sehr guten Art und Weise.

 

Gut gelaunt und mit Schmetterlingen, nicht nur im Bauch, sondern auch in ihrem ganzen Körper, kam Maron nach Hause. Leise trat sie ins Haus ein, blickte sich vorsichtig um.

Niemand da. Waren entweder arbeiten oder in der Schule.

Erleichtert atmete sie aus, ging Duschen und machte sich Frühstück. Danach beschloss sie wirklich für ein paar Stunden in die Bibliothek zu gehen, um den versäumten Schulstoff nachzuholen.

Als Maron am Nachmittag wiederkam, waren Miyako und Sakura schon da, saßen zusammen im Wohnzimmer vor dem Fernseher, lachten und unterhielten sich ausgelassen über das Fernsehprogramm. Als sie ins Wohnzimmer kam, blickten die beiden sich zu ihr um und lächelten erfreut. Maron’s Laune hatte sich im Vergleich zu gestern auf 180 gewendet, dank Chiaki und das sah man ihr auch an.

Sie grinste beide an und ließ sich zwischen ihnen aufs Sofa fallen, unterhielt sich für eine Weile mit ihnen. Sakura strich Maron fürsorglich über das Knie, ehe sie aufstand und die Mädels im Wohnzimmer schließlich allein ließ.

Die Braunhaarige zog sich die Hausschuhe aus und wandte sich im Schneidersitz Miyako zu. Sie hatte ihre Mädchengespräche mit ihr vermisst, weshalb sie direkt ihren inneren Teenager rausließ.

„Alsooo, Miyako“, sagte sie bewusst langgezogen und setzte ein gespielt ernstes Gesicht auf. Ihre Stimme war immer noch etwas rau, aber fast wieder normal.

„Hmm?“ Miyako zog eine Braue hoch.

„Wie läuft’s so mit Yamato?“, fragte Maron mit einem angehauchten Grinsen. Sie musste unbedingt wissen, wie es um die beiden stand.

Ein riesiges Lächeln breitete sich auf Miyako’s Gesicht aus. Sie rückte kichernd etwas näher zu ihr ran und setzte sich ebenfalls in Schneidersitz hin.

„Er. Ist. Unglaublich“, schwärmte Miyako, betonte jedes einzelne Wort und seufzte verliebt. „Wir haben die ganze Woche zusammen verbracht. Er hatte mich letzten Freitag sogar zum Essen eingeladen“, kicherte sie. Maron kicherte mit, freute sich für sie und war froh darum, dass es endlich zwischen den beiden funktioniert hatte.

„Und seine Küsse...“ Miyako grinste verträumt. Dann blickte sie sich um, lehnte sich etwas zu Maron nach vorne und flüsterte mit hervorgehaltener Hand: „Aber nichts geht über den Sex.“ Sie grinste schelmisch.

Warte, was?! Maron sah sie zunächst mit einem irritierten Blick an, ehe sie verstand. Ihr Mund fiel ihr auf und die Augen waren weit aufgerissen. Ungläubig und geschockt blickte sie drein. Die beiden waren noch keine zwei Wochen zusammen und schon war Miyako keine Jungfrau mehr.

Aber irgendwie sollte das Maron nicht wundern.

Miyako kicherte und verdrehte ihre Augen. „Ach, komm, Maron!“, schlug sie ihr verspielt aufs Knie, „Schau mich nicht so schockiert an!“, lachte sie.

Maron erholte sich von ihren minimalen Schock und stimmte in ihr Lachen mit ein.

„Oh, okayyy, wow!“, brachte sie nach einigen Momenten nur zustande.

„Oh jaaaa... es war wow“, kicherte Miyako unkontrolliert. Maron hielt ihr stoppend eine Hand in die Höhe, wollte keine Details hören.

Stattdessen unterhielten die beiden sich über den neusten Klatsch und Tratsch der Schule, den die Braunhaarige verpasst hatte, lachten viel darüber. Sie liebte es so unbeschwert mit Miyako Lachen und sich wie normales Mädchen fühlen zu können.

 

Am Abend übernahm sie wieder das Kochen.

Heute gab es Kartoffelgratin. Chiaki’s Lieblingsessen.

Während sie das Essen zubereitete, dachte Maron über ihre Situation mit Chiaki nach. Sie fragte sich, ob sie mit ihrem ursprünglichen Plan -ihm in kleinen Schritten zeigen, dass sie ihn mag- weiter voranschreiten soll. Sie vermutete, dass jetzt wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt war, um es zu versuchen - in Anbetracht dessen, dass er sie auf einer anderen Weise ansah. Und auf einer anderen Weise anlächelte.

Außerdem hatte sie vor ihrer Abreise heftig miteinander rumgemacht... Darüber hinaus gab es noch das Skizzenbuch, was zur Hälfte mit Zeichnungen von ihr gefüllt war. Ein kleines bisschen Flirten wäre da bestimmt nicht verkehrt. Hoffte sie.

Mit den Gedanken stand Maron nach dem Abendessen (und nachdem alle ins Bett gegangen waren) vor dem Badezimmerspiegel und machte sich die Haare. Sie wusste, dass Chiaki die Wellen und die Locken mochte, hatte schließlich auch die letzten vier Seiten seines Skizzenbuches ihren Haaren gewidmet. Aber sie tat es nicht nur für ihn, sondern auch für sich.

Sie hatte Osaka und den Gerichtsprozess hinter sich, eine große Last war weg und irgendwie fühlte sie sich seitdem in ihrer eigenen Haut um einiges wohler. Von daher wollte sie sich nicht nur für ihn, sondern auch für sich selbst hübsch machen.

Nach einer halben Stunde war Maron fertig und betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Danach packte sie ihren Rucksack ein und ging zu Chiaki rüber. Die Nacht blieb zum Glück trocken.

Sie überquerte mit schnellen Schritten die Hinterhöfe und kletterte problemlos das Pflanzengitter hoch. Sie war froh, dass er sie gestern getragen hatte, sonst hätte das wirklich böse womöglich geendet.

Nachdem sie sich sicher auf seinen Balkon manövriert hat, klopfte Maron an der Balkontür. Keine drei Sekunden später öffnete Chiaki ihr die Tür.

Als er sie sah, die Haare wehten im kalten Wind, bekam er einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. Positiv merkwürdig, erhoffte sie sich. Sie war sich nicht ganz sicher was dieser Gesichtsausdruck bedeutete.

Nichtsdestotrotz ging Maron an ihm vorbei, trat in sein Zimmer ein und packte wie gewohnt sein Essen auf dem Bett aus.

„Du hast bestimmt Hunger, oder?“, sagte sie leicht kichernd.

Sekunden vergingen, in der er ihr nicht antwortete oder sich -wie sonst auch- aufs Bett hinsetzte. Maron drehte sich um, nachdem sie ihren Rucksack entleert hatte. Zu ihrer Überraschung stand Chiaki direkt hinter ihr, starrte sie weiterhin mit diesem blanken Ausdruck im Gesicht an.

Sie zog ihre Augenbrauen zusammen, fragte im Stillen was los war.

Doch anstatt auf ihre stumme Frage zu antworten, hob er eine Hand und steckte ihre eine wellige Strähne hinter das Ohr.

Maron spürte, wie ihr Gesicht warm wurde und ihre Wangen erröteten. Langsam ließ Chiaki seine Hand sinken, wandte seinen Blick von ihren Haaren ab und ließ sich anschließend aufs Bett nieder. Er öffnete die Essensbox und Maron beobachtete, wie seine Augen groß wurden. Sie musste leise auflachen.

Er wandte seinen Kopf in ihre Richtung, sie stand immer noch neben dem Bett und dieses schiefe Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Ihre Atmung setzte fast aus und die Beine wurden weich, als er ihr am Morgen dieses Lächeln geschenkt hatte und ihr Gesicht wurde noch heißer.

Völlig verlegen drehte sie sich weg und steuerte auf sein Ledersofa zu. Sein Handy lag auf dem Schreibtisch daneben. Sie nahm es in die Hand, schaltete seine Playlist an und verband es mit dem Lautsprecher. Plumpsend ließ Maron sich aufs Sofa fallen, ihre Locken sprangen auf und ab.

Sie bemerkte, wie sein Blick wieder auf ihre Haare geheftet war. Sie musste darüber schmunzeln.

„Wie war dein Tag?“, fragte sie.

Kauend zuckte Chiaki mit den Schultern. „Ziemlich langweilig. Deiner?“

Auch sie zuckte mit den Schultern. „Hab mit Miyako den ganzen Nachmittag gequatscht und geredet…“, kicherte sie. „Musste schließlich wissen, wie es mit ihr und Yamato aussieht.“

Er schnaubte spöttisch.

„Die beiden sind so ekelhaft. Kleben förmlich aneinander.“

Maron kicherte amüsiert auf, konnte sich das ganz gut vorstellen. Sie verzog eine leichte Grimasse als sie an Miyako’s heutigem Geständnis zurückdachte. Sie schüttelte unmerklich den Kopf, strich sich eine lockige Strähne aus dem Gesicht.

„Nun…“, setzte sie an, um ihre Gedanken von Miyako’s Sexleben abzulenken. „Was machst du so in den Weihnachtsferien?“, fragte sie in einem legeren Ton.

Chiaki nahm gerade einen weiteren Bissen von seinem Gratin, überlegte kurz mit zusammengezogenen Augenbrauen und zuckte anschließend mit den Schultern. „Du?“, fragte er zurück, nachdem er schluckte.

„Ehm, Miyako würde mit mir vor Weihnachten wahrscheinlich Geschenke Shoppen gehen wollen. Ansonsten war soweit nichts geplant“, antwortete sie, schaute kurz auf ihren Schoß herunter. Im nächsten Moment sah Maron wieder auf, blickte ihn durch ihre Wimpern an und blinzelte ein bisschen. Sie kam sich lächerlich vor, dass sie Miyako’s sogenannten Augentechniken versuchte anzuwenden.

Sie sah, wie seine Augen etwas größer wurden.

Mit hochrotem Gesicht blickte sie verunsichert wieder auf ihren Schoß herunter. Die Angst überkam sie, dass es vielleicht doch noch zu früh und zu offensichtlich war für die Augentechniken und den Haaren.

„Wir sollten was unternehmen“, kam es plötzlich von Chiaki in einem ruhigen Ton.

Überrascht schnellte ihr Kopf wieder hoch. Er blickte konzentriert auf sein Essen herunter, stocherte mit der Gabel in die Kartoffeln, erwiderte nicht ihren Blickkontakt.

Sprachlos starrte Maron ihn an. Sie fasste sich nach einigen Augenblicken wieder, dennoch klopfte ihr Herz um einige Takte schneller.

„Was denn?“, fragte sie, versuchte nicht hoffnungsvoll zu klingen.

Er zog seine Augenbrauen zusammen, legte den Kopf etwas schief, den Blick immer noch nach unten gerichtet.

„Keine Ahnung…“, murmelte er, hielt für einen Moment inne und stieß einen leisen Seufzer aus. „Vielleicht könntest du mit mir nach Inaba fahren.“ Er hielt ein Kartoffelstück mit der Gabel hoch. „Mir helfen die Büchersammlung aufzupolieren. Dort gibt es einen sehr guten Laden“, sprach er in einem beiläufigen Ton und steckte sich achselzuckend das Kartoffelstück in den Mund, erwiderte nach wie vor nicht ihren Blickkontakt.

Maron starrte ihn immer noch völlig verblüfft an. Chiaki und sie hatten sich noch nie zusammen in der Öffentlichkeit sehen lassen, hatten nur einmal bei Tageslicht hinter der Schule vor ein paar Wochen miteinander geredet (nach dem Händeschüttelvorfall) und ganz kurz im Unterricht, wenn sie ab und an zusammenarbeiten mussten.

„J-Ja“, platzte es aus ihr schnell heraus, das Gesicht rot bis über beide Ohren. „Gerne.“ Sie fuhr sich einige Male durch die welligen Haare, versuchte nicht allzu glücklich zu wirken, wie sie eigentlich war. Sie kam sich wie Miyako vor, die immer versucht hatte cool und gleichgültig gegenüber Yamato zu erscheinen. Innerlich rollte sie mit den Augen. Ihre kurzhaarige Freundin hatte wirklich zu stark auf sie abgefärbt.

Nach einigen Momenten der Stille schaute Maron durch ihre Wimpern wieder zu Chiaki auf und sah, wie er sie mit einem eindringlichen Blick anstarrte.

Als ihre Augen auf seine trafen, schluckte er schwer und nickte zustimmend, fokussierte sich anschließend wieder auf seine Gratinbox.

Es wurde wieder ruhig zwischen ihnen, nur die Musik war zu hören.

Während Chiaki sein Essen durch und durch genoss, ließ sich Maron die letzten Minuten nochmal durch den Kopf gehen, dachte über diese neusten Entwicklungen nach und fragte sich, was sie genau zu bedeuten hatten. Sie versuchte wirklich nicht zu viel in ihnen hinein zu interpretieren oder sich Hoffnungen zu machen. Nur ohne Erfolg. Sie biss sich auf die Lippen, um ihr erfreutes Lächeln zu kaschieren.
 

***

Diese verdammten glänzenden Locken.

Sie wusste, wie sehr Chiaki diese Locken mochte. Schließlich waren vier Seiten des Skizzenbuches mit ihnen gefüllt. Es wäre unmöglich, wenn sie sich nichts dabei gedacht hätte.

Jetzt saß Maron da, die Haare geschmeidig glänzend, die Locken sprangen sachte auf und ab. Was letztlich nur eines bedeuten konnte:

Sein Mädchen versuchte sich für ihn hübsch zu machen.

Es war so offensichtlich. Und die Röte in ihren Wangen bestätigte es.

Beim leckeren Gratin hätte man noch behaupten können, dass sie ihm aus Gewohnheit einfach was zu essen mitbringen wollte, sein Lieblingsessen heute zufälligerweise zubereitet hatte und wusste, dass er Hunger hatte. Aber bei den Haaren konnte Chiaki es sich nicht anders erklären.

Und nicht nur hatte Maron sich für ihn hübsch gemacht... Sie blickte durch ihre dichten, langen Wimpern zu ihm auf und blinzelte mit einem kleinen Lächeln. In dem Moment kam ihm schließlich der Geistesblitz.

Sie flirtete. Sie versuchte mit ihm zu flirten.

Und Chiaki begann zu realisieren, dass dies nicht das erste Mal war.

Schon als sie das erste Mal ihre Haare gemacht hatte, schien sie mit ihn flirten zu wollen. Was bedeuten würde, dass sie ihn in der Nacht, bevor sie nach Osaka ging, nicht zur Ablenkung geküsst hatte.

Sie tat es seinetwegen.

Während Chiaki sein Gratin aß, fragte er sich, wie lang genau Maron wohl schon so für ihn empfand und wie oft er es schon bei ihr verkackt hatte, weil er es nie realisiert hatte.

Eventuell konnte er es bis zu der Party zurückverfolgen, wo sie ihn über die blonde Tusse ausgefragt hatte und wissen wollte, ob er sie hübsch fand. Damals hatte er ihre Fragerei nicht verstanden, aber jetzt ergaben sie Sinn.

Je mehr er darüber nachdachte, dann machte auch die Situation mit Yashiro Sinn. Sie musste sich mit anhören, wie er es mit Yashiro getrieben hatte. Sie war eifersüchtig.

Selbst der erste Kuss machte nun noch mehr Sinn. Die Art und Weise wie er sich regelrecht von ihr dazu breitschlagen ließ.

Er dachte noch weiter zurück, als er damals draußen bei den Picknickbänken zum ersten Mal mit ihr über Yashiro sprach und dieses Fünkchen Eifersucht in ihren Augen aufblitzte.

Die Anzeichen waren alle da gewesen! Klein und dennoch irgendwie offensichtlich.

Und je mehr Chiaki darüber nachdachte, umso dümmer und idiotischer kam er sich vor, das alles nicht vorher gesehen zu haben.

Bei dieser Erleuchtung hätte er sich fast an einem Kartoffelstück verschluckt.

Sie hatte sich nie groß Mühe gegeben es vor ihm zu verbergen. Während er hingegen damit beschäftigt war sich und seine Hormone unter Kontrolle zu behalten und es daher nie realisiert hatte.

Aus dem Grund erkannte Chiaki, dass er auch aktiver werden sollte. Auch wenn er beschlossen hatte sich von seinem Mädchen leiten zu lassen. Sie hatte so viele kleine Anzeichen von sich gegeben, da wollte er zum Ausgleich mit etwas Größerem ankommen.

Er kam sich vor, als würde er das alles verkehrt herum angehen.

Sie schliefen schon jede Nacht im selben Bett zusammen.

Sie haben sich schon geküsst und heftig miteinander rumgemacht.

Und gerade eben hatte er praktisch versucht sie zu einem Date einzuladen, kam sich wie ein nervöser Vollidiot vor als er nach den richtigen Worten suchte und sie aussprach. Obwohl – theoretisch hatte er sie nur gefragt, ob sie ihn begleiten würde, was eigentlich kein Date wäre.

Ein Quasi-Nicht-Date.

Er seufzte innerlich. Das Ganze als verwirrend zu beschrieben wäre die Untertreibungen des Jahrhunderts.

Denn da war noch das Dilemma gewesen, wo er mit ihr hingehen könnte.

Momokuri war zwar groß, aber trotzdem gab es genug Leute, die Chiaki kannte und die ihn kannten und wenn man ihn mit Maron erwischen würde, würde die Sache innerhalb der Stadt schnell seine Runden drehen. Auf keinen Fall wäre er bereit für diesen Quatsch.

Er war auch vollkommen überzeugt davon, dass Miyako und Maron’s Vater ihn kastrieren würden, sollten sie Wind davon bekommen. Er bezweifelte, dass weder Yamato noch Sakura sie davon abhalten konnten.

Weshalb Inaba für ihn die einzig beste Lösung war. Eine Stadt, welche nur knapp eine Stunde mit dem Auto von Momokuri entfernt ist. Dort brauchten die beiden sich keine Gedanken darüber zu machen, dass sie jemanden begegnen würden, den sie kannten.

Und das mit dem Buchladen war nicht gelogen. Chiaki kannte dort wirklich einen Laden, wo er gerne für seine Sammlung einkaufte. Außerdem liebte sein Mädchen Bücher.

Er selbst würde wahrscheinlich den Tag damit verbringen sie und ihre Locken anzustarren. Etwas sagte ihm, dass sie sich die Haare definitiv machen wird.

 

Nachdem Chiaki mit essen fertig war, legte er die Box beiseite und spähte zu Maron hinüber. „Danke fürs Essen. Es war sehr lecker.“

Sie sah auf und lächelte verlegen, die Wangen gerötet. Er schenkte ihr daraufhin wieder sein schiefes Lächeln. Das Lächeln, den er ihr heute Morgen und vorhin geschenkt hatte und bei dem er wusste, dass sie es mochte.

Und wie er die letzten beiden Male beobachten konnte, leuchteten ihre Augen beim Anblick des Lächelns auf und ihre Wangen wurden noch roter. Die roten Wangen machen für ihn jetzt auch mehr Sinn.

Gähnend hielt Chiaki sich im nächsten Moment die Hand vor dem Mund. Eigentlich wollte er sein Mädchen mit ihren Locken zeichnen und mit ihr noch etwas mehr reden, aber er war hundemüde, musste noch etwas an Schlaf nachholen.

„Müde?“, fragte er.

Maron erwiderte seinen Blickkontakt und nickte bejahend, die Locken wippten dabei auf und ab. Für einen Augenblick konnte er seinen Blick nicht von ihr und ihren Haaren abwenden. Er konnte es kaum erwarten seine Hände durch ihnen gleiten zu lassen.

Sie machte die Musik aus und stand mit ihrer Tasche in der Hand vom Sofa auf. Sie ging ins Bad und er konnte nicht aufhören ihr hinterher zu starren, schaute den Locken dabei zu, wie sie mit jedem Schritt auf und ab sprangen.

Sie war so wunderschön.

Während Maron im Bad war, fragte Chiaki sich wann wohl ein guter Zeitpunkt war, um ihr das zu sagen. Wie wunderschön er sie fand.

Im Grunde genommen war sie ein Mädchen und er nahm mal stark an, dass Mädchen es mochten sowas hin und wieder mal zu hören. Das wäre zumindest nicht verkehrt.

Und wenn er seiner Intuition vertraute, dann kann er mit Sicherheit auch sagen, dass sie es lieben würde sowas zu hören... insbesondere von ihm.

Zehn Minuten später, war sein Mädchen in ihren Pyjama gekleidet in sein Zimmer zurückgekehrt, die braunen Locken stachen im Kontrast zum weißen Schlafshirt stark hervor. Während sie aufs Bett zuging, stand er auf, um sich im Ankleidezimmer umzuziehen und sich im Bad bettfertig zu machen. Er putzte sich die Zähne, schaute derweil auf die kleine, rote Zahnbürste herunter und fragte sich, ob die auch ein Anzeichen war.

Übertreib nicht. Das ist nur eine Zahnbürste, sprach er in Gedanken augenrollend zu sich selbst. Jetzt fing er noch an Zahnbürsten zu interpretieren.

 

Wenige Minuten später kam Chiaki wieder raus und blickte zu Maron hinüber, die auf dem Bett auf ihn wartete. Tief nahm er Luft, schlüpfte auf seiner Bettseite unter die Decke und machte schnell das Licht aus. Es juckte ihm schon förmlich in den Fingern ihre Haare endlich in die Hände zu bekommen.

Kaum waren sie in der Dunkelheit eingehüllt, rutschte er zu seinem Mädchen rüber und nahm sie in seine Arme. Seine Hände verfingen sich direkt in den weichen Haaren und er vergrub sein Gesicht in ihnen, ehe Maron ihren Kopf voll und ganz an seine Brust anschmiegen konnte.

Sie duftete so gut.

Zufrieden seufzte er aus und drückte sie noch etwas enger an sich. Er wusste, dass ihr das gefiel.

Chiaki spürte, wie sie tief einatmete und ihre dünnen Finger durch seine Haare strich. Die Müdigkeit war drauf und dran ihn zu übermannen, jedoch er wollte diesen Moment noch für eine Weile länger hinauszögern. Er nahm einen Arm von ihrer Taille und strich ihr sanft ein paar Locken aus dem Gesicht. Er konnte spüren, wie sie gegen seine Brust lächelte und sich enger an ihn rankuschelte, was auch ihm ein Lächeln bereitete.

Er wollte seinen Arm wieder um ihre Taille zurücklegen, beschloss allerdings stattdessen seine Hand auf ihr Gesicht zu legen und sachte mit dem Daumen über ihre weiche Haut zu streichen.

Gerade war dieser Moment einfach nur perfekt.

„Du bist so wunderschön“, seufzte er leise.

Ihre Finger in seinen Haaren stoppten. Langsam schaute Maron zu ihm auf, strich ihm sachte ein paar Strähnen aus dem Gesicht, um ihm in die Augen zu sehen. Chiaki lehnte seinen Kopf etwas zurück, sodass er ihren Blickkontakt erwidern konnte.

Ihre Blicke trafen sich und es war fast als könnten sie sich auch ohne Worte verständigen. Es erinnerte ihn an diese stillen, wortlosen Konversationen, die er mit Yamato manchmal hatte.

Ihre großen, braunen Augen blickten direkt in seine. Und ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie schien wirklich glücklich darüber zu sein, dass er so dachte, konnte wahrscheinlich selbst nicht daran glauben.

Chiaki strich ihr mit dem Daumen weiterhin über die Wange, versuchte ihr mit seinen Augen zu sagen, dass er es ehrlich meinte und wie unsicher ihn das gleichzeitig machte.

Das war im Ganzen nämlich das große Problem. Er war unsicher und verwirrt.

Er musste sie das irgendwie verstehen lassen.

Er hasste es, dass er nicht besser für sie sein konnte.

Seufzend schloss Chiaki seine Augen, hörte dabei nicht auf mit dem Daumen über ihre Wange zu streichen. „Ich fühl mich so…ratlos und verloren“, wisperte er. Es war wirklich so. Er fühlte sich in dem Chaos in seinem Inneren verloren.

Er spürte, wie Maron ihre Hand von seinen Haaren nahm und sie ihm auf die Wange legte. Ähnlich wie er ihre umfasst hatte.

Langsam öffnete er seine Augen, nahm den Blickkontakt wieder mit ihr auf.

Sorge war in ihren Augen zu sehen. Sorge um ihn.

Zu seiner Überraschung schenkte sie ihm nach einigen langen Sekunden ein sanftes Lächeln.

„Ist schon okay“, flüsterte Maron zurück, streichelte ihm über die Wange, wie er es bei ihr tat.

Er hoffentlich wirklich, dass es das war. Er wollte, dass es okay war. Um ihrer beiden willen.

Dennoch musste er sich erklären, damit sie irgendwie Bescheid wusste.

„Ich bin gut darin gute Dinge kaputt zu machen“, wisperte er, versuchte sie verstehen zu lassen, dass genau das am Ende womöglich passieren könnte. Gleichzeitig versuchte er ihr mit allem was er hatte zu zeigen, dass genau das ihm furchtbare Angst bereitete.

Seufzend schloss Chiaki seinen Augen und schüttelte leicht den Kopf.

„Aber ich will es wirklich versuchen…“, sagte er, hielt kurz inne, streichelte mit etwas mehr Druck über ihre Wange. „...Wenn du mich lässt“, vollendete er.

Sanft strich sie in einem regelmäßigen Rhythmus mit ihrem Daumen über seine Wange, was ihn beruhigte.

Er öffnete seine Augen wieder und sah, wie sie ihn gefühlvoll anlächelte. Sie schien ihn zu verstehen. Und sie wollte, dass er es versuchte.

Tief atmete er aus und nickte.

Ihr Lächeln wurde breiter, ihre Hand rutschte etwas runter und ihr Daumen fuhr sachte über seine Unterlippe. Er drückte ihr einen sanften Kuss darauf.

Sie ließ einen tiefen Seufzer aus. „Was genau bedeutet das jetzt?“, fragte sie leise.

Er zuckte mit den Schultern, wusste auf ihre Frage keine Antwort. „Wir warten ab und werden sehen“, sagte er und seufzte, „Gehen das langsam an. Versuchen es nicht zu überstürzen…“ Kurz stoppte er, schüttelte leicht seinen Kopf auf den Kissen. „Lassen wir es einfach auf uns zukommen“, vollendete er mit einem Schulterzucken. Eine bessere Antwort auf ihrer Frage hatte er nicht.

Sie nickte verstehend und fuhr mit ihrem Daumen nochmal über seine Lippe, wanderte mit ihren Augen zu ihnen herab. Er konnte erkennen, dass sie ihn küssen wollte.

Er war sich nicht sicher, ob er sollte…aber er wollte sie auch küssen.

Weshalb er sich nach vorne lehnte, sah wie ihre Augen zu flatterten und sie ganz sanft küsste. Es fühlte sich richtig an.

Mit einem Seufzen zog sie sein Gesicht an sich ran. Heiß und warm bewegten sich ihre Lippen aufeinander. Doch bevor sie es wie beim letzten Mal zu weit trieben, zog er sich zurück.

Stattdessen drückte Chiaki ihr noch einen sanften Kuss auf die Stirn. Um ihr zu zeigen, dass es ihm nicht nur um Lust und Verlangen ging. Für den Fall, dass Maron es noch nicht wusste.

Mit einem Seufzen sowie einem kleinen Lächeln lehnte sie ihren Kopf an seine Brust an. Er vergrub sein Gesicht wieder in ihre Haare, entfernte seine Hand von ihrer Wange und strich ihr behutsam mit seinen Fingern über die welligen Strähnen.

Innerlich betete er darum, dass er das alles nicht vermasselte, ehe er kurze Zeit später einschlief.

 

 

 

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Ja, ich weiß… Habt ein bisschen Geduld mit dem Jungen :‘)

Wünsche allen ein schönes Wochenende!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ItachiUchih4
2020-05-28T20:45:35+00:00 28.05.2020 22:45
Hey, ja ich bin auch noch am Leben! :P
Habe viel um die Ohren, viel Stress usw.

Jetzt bin ich wieder dazu gekommen zu lesen und mal sehen wie lange ich brauche um die ganzen Kapitel nach zu holen! :)

Jedenfalls war dieses hier wieder sehr gut geschrieben und auch schöne Momente, wieder mal.

Ich dachte mir nur manchmal:
Wann fallt ihr Beiden endlich mal übereinander her!!!!??? Wie verstrahlt kann man nur sein? xD

Und ich kann mir es richtig gut vorstellen wenn die Beiden mal geheilt sind, wie sie Händchenhaltend in die Schule laufen und es einfach alle aus den Socken haut! Haha sie lächeln glücklich, Maron hat keine Berührungsängste mehr. Vllt begrüßt sie noch einen Jungen mit Wangenkuss, was dann alle mit herunter fallenden Kinnladen quittieren! Haha so gut! xD

Na dann ich lese mal weiter, aber es kann etwas dauern.
Hab leider für die Polizei eine doppelte Prüfung kommenden Mittwoch zu absolvieren. Sehr viel Stress!

Nun denn bis gleich oder die nächsten Tage. Nochmal sry, dass es solange her ist!

Grüße


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