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Insomnia

"You can't fix me."
von

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THIRTY-ONE

THIRTY-ONE

 

Am nächsten Morgen schien es Chiaki besser zu gehen. Zumindest war das Maron’s erster Eindruck. Sie beobachtete ihn dabei, wie er sich schläfrig durch die Haare fuhr.

Da sie allerdings nicht viel Zeit hatte, um über die gestrige Nacht nachzudenken oder mit ihm darüber zu reden, stand sie vom Bett auf, zog sich schnell um und packte ihre Sachen zusammen. Anschließend drehte sie sich nochmal zu ihm um.

Ihre Blicke trafen sich.

Chiaki lag noch immer im Bett, blinzelte müde. Seine Augen waren gerötet und man konnte ihm ansehen, dass er geweint hatte. Aber das Lächeln was er Maron schenkte, als sie zu ihm kam, war ehrlich und frei von jeglichem Kummer. Er setzte sich auf, um ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange zu drücken.

Anschließend hielt er ihr Gesicht sachte in beide Hände, strich über ihre Wangenknochen, küsste sanft ihre Lippen und lehnte seine Stirn an ihrer. Lächelnd zog Maron sich zurück, war froh drüber, dass es ihm besser ging. Chiaki lehnte sich mit einem müden Lächeln in sein Kissen zurück.

„Ich hole dich gegen zehn ab“, kündigte er mit verschlafener Stimme an.

Maron’s Lächeln wurde bei der Tatsache, dass er weiterhin mit ihr heute ausgehen wollte, noch breiter und sie nickte enthusiastisch.

„Und pack was zu essen ein“, fügte er hinzu, ehe sie ging. Nickend winkte Maron ihm zum Abschied zu.

Sie verließ sein Zimmer mit einem erleichterten Gefühl und hoffte, dass sie gestern ihm ein bisschen dabei helfen konnte, den Schmerz aus der Vergangenheit zu verarbeiten.

Chiaki hatte schließlich auch all ihre Bürden immer auf sich genommen – es fühlte sich gut an, dass auch mal für ihn zu tun.

 

Takumi nahm die Info, dass sie heute ausgehen würden mit einem simplen Nicken zur Kenntnis, schien keine Einwände zu haben.

Miyako war hingegen heiß darauf zu wissen, wohin sie gingen und was sie machen würden. Zu blöd, dass Maron selbst keine Antworten auf ihre Fragen hatte.

„Was soll das heißen, du hast keine Ahnung?“, kam es von Miyako verständnislos. Gerade saß sie auf Maron’s Bett, während Maron durch ihren Kleiderschrank wühlte und augenrollend mit den Schultern zuckte.

Ihr persönlich war es egal, wohin sie gingen, solange sie an Chiaki’s Seite war.

„Weißt du schon, was du anziehst?“, hörte sie Miyako fragen.

Wieder zuckte Maron mit den Schultern, holte einen dicken, elfenbeinfarbenen Rollkragenpullover raus und schmiss es zur weiteren Überlegung aufs Bett. Auf einmal stand Miyako neben ihr, schob ein paar Sachen im Schrank hin und her und holte einen hellgrauen Rock mit passenden Winterstrumpfhosen raus.

„Das passt“, sagte sie und hielt ihr die Sachen mit dem Pullover entgegen. Maron verzog unschlüssig das Gesicht. „Das steht dir bestimmt super“, merkte Miyako lächelnd an.

„Mhmm... okay“, nickte Maron nach einigen Sekunden, nahm die Sachen entgegen und zog sich um. Mit einem kritischen Blick betrachtete sie sich schließlich im Spiegel.

Das Outfit stand ihr wirklich gut, gab sie innerlich zu. Gemütlich und doch in gewisser Weise elegant und süß. [x]

Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem zufriedenen Lächeln hoch.

Sie trug Make-Up auf ihr Gesicht auf, um ihr immer noch vorhandenes Veilchen zu verdecken und schminkte sich zusätzlich noch ein wenig die Augen und die Lippen.

Anschließend machte sie sich wie gewohnt noch die Haare – Miyako half ihr etwas dabei.

Nachdem Maron mit ihrem Äußeren fertig war, machte sie noch schnell ein paar Sandwiches, welche sie mitnehmen würde. Einfach und simple.

Diese packte sie in eine große Tasche ein, zusammen mit zwei Flaschen Wasser und ein paar Snacks.

Um zehn klingelte es auch an der Tür. „Ich mach schon!“, rief Maron durchs Haus und verabschiedete sich bei allen. Aufgeregt schnappte sie sich ihre Jacke und schulterte sich ihre Tasche über.

Sie öffnete die Tür und sah Chiaki lächelnd vor sich stehen. Er sah wie immer umwerfend aus, trug einen grauen Pullover mit Hemd unten drunter und die passende Jacke drüber, kombiniert mit schwarzer Jeans.

„Hey“, er beugte sich zu ihr runter, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und nahm ihr die Tasche ab. „Wunderschön siehst du aus“, sagte er mit einem Hauch von Faszination in der Stimme.

„Danke“, kam es von ihr peinlich berührt und nahm seine freie Hand. „Du siehst auch gut aus.“

Grinsend verschränkte Chiaki seine Finger mit ihren, drückte ihre Hand und ging mit ihr zu seinem Auto, öffnete ihr die Tür. Gespannt darauf, wo sie hinfahren würden, stieg Maron ein und schnallte sich an. Ohne weitere Worte fuhr er los.

Die Fahrt verbrachten sie in einem angenehmen Schweigen, nur die Musik aus der Anlage war zu hören. Es war ein schöner, sonniger Wintertag. Der blaue Himmel war frei von Wolken und Maron genoss das warme Gefühl der Sonne auf ihrem Gesicht. Chiaki hatte sich unterdessen eine Sonnenbrille aufgesetzt, als sie mal an einer Ampel standen.

Es dauerte einige Minuten bis Maron feststellte, dass sie aus Momokuri rausfuhren. „Wo fahren wir denn hin?“ Sie konnte sich die Frage nun doch nicht verkneifen.

„Wirst du schon sehen“, kam es als Antwort. War zu erwarten.

Chiaki grinste, den Blick weiterhin auf die Straße gerichtet. Augenrollend sah sie wieder aus dem Fenster raus.

Nach einer halben Stunde hielten sie schließlich vor einem Wald mit einem großen Hügel an. Mit hochgezogener Augenbraue sah Maron Chiaki an, als er den Motor ausmachte, den Schlüssel raussteckte und seine Sonnenbrille ablegte.

„Wir müssen da entlang“, sagte er nüchtern und deutete mit dem Finger auf den Hügel.

„Okay...?“ Mit einem fragenden Gesichtsausdruck sah sie zwischen ihn und den Hügel hin und her. Sie stiegen beide aus dem Wagen aus und liefen Hand-in-Hand los.

Neugierig sah Maron sich in alle Richtungen um. Es war eine schöne Gegend. Voller Natur. Die Stadt war hinter ihnen nur noch in weiter Ferne zu sehen. Schnee lag auf dem Boden, welches im Glanz der Sonne glitzerte und unter ihren Füßen mit jedem Schritt knirschte. Zum Glück hatte sie ordentliche Stiefel an, die für so einer Wanderung geeignet waren.

„Wie lange laufen wir?“, fragte sie, nachdem sie schon eine Weile gelaufen sind.

„Nicht lange“, antwortete Chiaki, schulterte sich neben ihr die Tasche auf die Seite.

Innerlich hoffte Maron, dass sie bald ankamen, denn der Weg wurde allmählich steiler und anstrengender. Nach einigen Minuten war sie schon schwer am Atmen, während Chiaki entspannt neben ihr herlief.

„Sind... wir... irgendwann...da?“, brachte sie halb schnaufend, halb hechelnd und sichtlich genervt heraus. Kurz ließ Maron seine Hand los, blieb stehen und stützte sich erschöpft auf ihren Knien ab.

„Sorry“, hörte sie Chiaki entschuldigend sagen. „Jetzt sind wir da.“

Sie schaute zu ihm auf und erblickte eine schöne, moderne Hütte hinter ihm, welches an einem See lag.

Ihre Kinnlade klappte auf. Die Szenerie vor ihr sah so idyllisch und perfekt aus, wie aus einem Urlaubsmagazin.

„Die gehört Kaiki“, erklärte Chiaki, der sich mit einer Hand über den Nacken fuhr, „Im Grunde genommen gehört die auch irgendwie mir und Shinji. Zumindest können wir die jederzeit nutzen und... naja, ich habe mir einfach den Schlüssel genommen und jetzt sind wir hier.“ Seine Wangen färbten sich verlegen rosa. „Ich dachte, wir können hier uns entspannen, die Ruhe genießen.“

Es dauerte einen Moment bis Maron sich wieder fasste. „Wunderschön...“, lächelte sie breit. „Es ist wunderschön hier.“

Ein erleichtertes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Chiaki nahm ihre Hand und führte sie in die Hütte.

Von Innen sah sie genauso aus, wie man sich eine moderne Waldhütte vorstellen würde. Holzdecken und Holzwände waren zu sehen. Sie standen in einem großen Raum mit elektrischem Kamin, welches mit Fellteppichen und Polstermöbeln bestückt war. Eine kleine, offene Küche war zu sehen. Große Fenster boten einem den perfekten Ausblick zum See.

„Bad ist dort“, hörte sie Chiaki sagen, der auf eine Tür zeigte und gleichzeitig ihr die Jacke abnahm. „Wenn man hier übernachten will, kann man einfach die Couch zu einem Bett rausziehen. Decken und Kissen gibt es in Überzahl.“ Er ging zum Sicherheitskasten und betätigte ein paar Schalter.

„Wow...“ Erneut war Maron sprachlos. Sie ging zur Mitte des Raumes und ließ sich auf den weichen Teppich zwischen Kamin und Couch nieder, blickte sich fasziniert um. „Ich wiederhol mich, aber ich sage es nochmal: es ist wunderschön hier.“ Ihr Blick blieb schließlich auf dem großen Fenster zu ihrer Rechten haften und sie schaute mit einem faszinierten Lächeln zum See raus.

Chiaki stellte ihre Tasche ab und setzte sich neben sie hin. „Ich bin froh, dass es dir gefällt“, sagte er und küsste liebevoll ihren Mund. Eine Hand strich fürsorglich ihren Rücken auf und ab, ein angenehmer Schauer überkam sie.

„Ist dir kalt? Ich könnte den Kamin anmachen.“

Maron schüttelte warm lächelnd den Kopf.

Nichtsdestotrotz stand Chiaki kurz auf, holte eine große Decke aus einer Bank heraus und legte sie ihnen beiden um die Schultern, als er sich wieder neben sie hinsetzte. Unterdessen hatte Maron die Sandwiches ausgepackt.

„Bist du eigentlich oft hier?“, fragte sie neugierig.

Er schüttelte den Kopf.

„Früher hatte Kaiki uns des Öfteren hierhergebracht und hatte versucht mit uns zu fischen, damit ‚wir Stadtkinder ein bisschen mehr von der Natur mitbekommen‘“, sagte er mit verstellter Stimme und lachte belustigt. „In den letzten paar Jahren ist aber keiner von uns mehr hier hoch gekommen. Einmal oder zweimal im Jahr schickt Kaiki jemanden hoch, um hier sauber zu machen und nach dem Rechten zu sehen.“

Maron nickte verstehend. „Nun…wenn es ihm nichts ausmacht, dann können wir doch des Öfteren hier hoch kommen und nach dem Rechten sehen“, sagte sie kichernd, „Und passen darauf auf, dass kein Reh eingebrochen ist.“

Chiaki schmunzelte. „Der Schlüssel für die Bude hängt offen und für jeden sichtbar bei uns im Flur rum. Kaiki wird also schon gesehen haben, dass er weg ist und solange alles ganz bleibt, wird er nichts dagegen haben“, sagte er. „Und wenn du mit mir hierherkommen willst, können wir das jederzeit machen“, fügte er hinzu, küsste ihre Schläfe.

Nickend lehnte Maron sich an seine Schulter an. „Das wäre perfekt…“ Die Vorstellung, dass sie hier ihren eigenen Rückzugsort hatten, war perfekt.

Gemütlich aßen die beiden ihr Mittagessen, genossen die Aussicht, redeten und lachten ausgelassen. Es war schön - einfach sie selbst sein zu können, ohne sich von anderen Menschen beobachtet zu fühlen. Und dieser Ort war durchaus perfekt zum Abschalten.

Nach einiger Zeit hatten beide fertig gegessen und sind etwas nach hinten gerutscht, sodass sie mit den Rücken an der Couch gelehnt waren. Maron kuschelte sich an Chiaki’s Seite an, während er einen Arm auf ihrer Taille ruhen hatte.

Für die nächsten Minuten erzählte Chiaki ihr von seinem Einkauf beim Floristen mit Yamato. Lachend hielt sie sich jedes Mal den Bauch, wenn er anfing seinen Freund zu zitieren und nachzuäffen. Teilweise konnte sie Miyako in den Worten raushören.

Und die Vorstellung, dass sie sich mit Yamato mal wirklich zusammen hingesetzt hatte und ihm einen Vortrag über Blumen und deren Bedeutungen gab, war einfach nur urkomisch.

Chiaki lachte mit ihr, warf seinen Kopf sorglos an die Couch hinter ihnen zurück. Nach einigen Augenblicken schaffte Maron es sich etwas wieder zu beruhigen, wischte sich kichernd einige Lachtränen weg.

„Ich fand die Blumen auf jeden Fall alle sehr bezaubernd“, sagte sie, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und entspannte sich neben ihn. Er drückte sie enger an sich.

Für den Moment war Maron so glücklich, wie seit langem nicht mehr.

Sie verbrachte wie jedes andere normale Mädchen Zeit mit ihrem wunderbaren Freund. Und sie realisierte, dass sie das sein konnte, wenn sie mit Chiaki allein war: Ein ganz normales Mädchen.

Und sie genoss jede Sekunde davon.

 

Für eine lange Weile sagte keiner mehr was. Genossen einfach die Ruhe und die Nähe voneinander.

Maron spürte, wie Chiaki mit den Spitzen ihrer Haare um ihre Taille spielte. Seufzend schloss sie ihre Augen, kuschelte sich noch näher an ihn ran, legte ihre Wange an seine Halsbeuge ab.

Sie spürte, wie er mit der anderen Hand ihr Kinn hob. Sie öffnete ihre Augen und blickte direkt in seine, die sie liebevoll anblickten.

Sie wusste nicht, ob er sich zuerst zu ihr runtergelehnt oder ob sie sich zu ihm vorgebeugt hatte – denn im nächsten Augenblick berührten sich ihre Lippen.

Zunächst ganz sanft. Und dann fester.

Innig küssend, brachte sie ihre Hände zu seinem Nacken hoch, presste ihre Gesicht an seines. Seine Hand wanderte von ihrem Kinn zu ihrem Hinterkopf, während die andere auf ihrem Rücken ruhte.

Die Decke rutschte ihnen von den Schultern runter und langsam ließ sie sich rücklings auf den weichen Teppich fallen. Er achtete mit seiner Hand auf ihrem Hinterkopf darauf, dass sie sich nicht wehtat.

Ihre Münder hörten nicht auf einander zu liebkosen.

Er war auf einem Ellenbogen über sie gestützt und presste sich enger an sie. Beide konnten sich ein Seufzen schwer unterdrücken. Ihre Hand wanderte von seinem Nacken zu seiner Brust und sie konnte sein Herz durch den Stoff seiner Klamotten spüren.

Seufzend strich sie mit ihrer Zunge über seine Unterlippe, als sie sich für einen kurzen Moment trennten, ehe er sie mit Leidenschaft wieder küsste. Sie spürte wie seine Hand um ihre Taille langsam nach vorne wanderte und zunächst auf ihrem Bauch ruhte.

Atemlos keuchte sie in seinen Mund, bewegte ihre Lippen gierig auf seinen, spielte mit seiner Zunge. Ein raues Stöhnen war von ihm zu vernehmen. Er schob mit einem Finger ihren Rollkragen runter und begann kleine Küsse auf ihren Hals zu verteilen, worauf sie aufseufzte. Anschließend versiegelte er erneute ihre Lippen miteinander, küsste sie als wäre sie sein Sauerstoff.

Langsam und vorsichtig wanderte seine Hand von ihrem Bauch etwas weiter hoch. In dem Moment, als seine Hand ihre Brust berührte und etwas Druck ausübte... überkam sie ein irrationaler Anflug an Panik, welches ihr Inneres zusammenziehen ließ und sie stieß ihn abrupt von sich, haute dabei ausversehen ihre Hand hart gegen sein Kinn.

Ein Schmerzenslaut war von ihm zu hören. „Argh!“

Leicht zitternd schnappte Maron nach Luft und setzte sich auf.

Mit erschrocken großen Augen starrte Chiaki sie an, hielt sich das Kinn. In seinem Gesicht spiegelte sich dieselbe Verwirrung wider, wie sie gerade empfand.

„S-S-Sorry...“, brachte sie angestrengt hervor. Noch immer rang sie nach Luft, versuchte diese Panik in ihrem Inneren zu lösen.

Seine Augen wanderten von ihrem Gesicht zu ihrer Brust runter und wieder hoch. Er ließ seine Hand fallen und sein Gesichtsausdruck wurde noch bestürzter.

„Shit. Maron, das tut mir so leid“, sprudelte es schnell aus ihm heraus. Besorgt blickte er sie an. Chiaki streckte seine Hand nach ihr aus, stoppte jedoch, als hätte er Angst davor sie zu berühren und es noch schlimmer zu machen.

Maron schüttelte den Kopf, versuchte tief durchzuatmen.

Sie zog ihre Knie an, senkte ihren Kopf tief runter und zählte gedanklich bis fünfzig, konzentrierte sich darauf ihre Atmung wieder in den Griff zu bekommen.

Sie hatte keine Flashbacks, aber dieses nervenaufreibende, irrationale Gefühl von Hilflosigkeit machte sie fertig.

Es war so dumm und frustrierend, ihr war zum Heulen zumute.

Es dauerte nicht lange bis Maron wieder normal atmen konnte. Sie wusste, dass es nicht so ein Zusammenbruch war, wie sie es sonst immer hatte. Eher wie eine verminderte Version davon.

Es dauerte einige Sekunden, ehe sie sich traute zu Chiaki aufzublicken, der mit einem besorgten Gesichtsausdruck vor ihr saß.

„E-E-Entschuldige...“, stotterte sie, senkte beschämt ihren Kopf. „Habe ich dir wehgetan?“

Er ignorierte ihre Frage, war voll und ganz auf sie fixiert.

„Geht es dir gut?“ Er blickte sie entschuldigend an. „Ich hätte dich vorwarnen sollen, oder so... Es tut mir so leid, Maron.“ Seine Stimme war mit Reue gezeichnet.

Sie sah ihm in die Augen und schnaubte kopfschüttelnd. Ihre Finger begannen im Fell des Teppichs rumzufummeln.

„Mir war klar was passierte…und was du vorhattest, Chiaki“, sagte sie säuerlich und rollte mit den Augen. „Glaub mir, ich wollte es. Es war nur-“ Maron verstummte, presste sich verbittert die Lippen fest zusammen, als die Frustration überhand nahm. „Es war nur mein bescheuerter Kopf...“, knurrte sie, sah frustriert zu Boden und versuchte sich die anbahnenden Tränen zurückzuhalten.

„Oh...“, hörte sie Chiaki sagen, nachdem er realisierte, was sie meinte. „Shit, ich hätte daran denken sollen...“, sprach er eher zu sich selbst, als an sie gewandt. Einige stille Sekunden später seufzte er tief aus. „Wie sehr ich mir wünsche, dieses Stück Abschaum eigenhändig umzubringen“, murmelte er leise, strich sich knurrend durch die Haare.

Maron blickte mit einer ausdruckslosen Miene zu ihm auf. Selbst in ihren glücklichsten Momenten schaffte dieses Monster es sie heimzusuchen und ihr Leben zu ruinieren. Das Universum musste sie wirklich hassen…

Chiaki rückte näher zu ihr heran und sah sie mit einem tröstenden Lächeln an.

„Mach dir nichts draus“, sprach er sachte auf sie ein, strich ihr sanft eine Strähne hinters Ohr. Er legte seine Hand auf ihre, drückte sie leicht und strich ihr mit dem Daumen über die Haut. Seine Berührungen besänftigten sie ausnahmsweise nicht.

„Das vergeht mit der Zeit bestimmt. Und garantiert passiert normalen Mädchen sowas ähnliches, wenn sie so berührt werden.“

Maron schnellte ihren Kopf in seine Richtung, blickte ihn mit verengten Augen wütend an. Seine Worte und die Realität trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht.

Sie war weit entfernt von normal, dass wussten sie beide. Was machte sie sich auch was vor.

Sein Lächeln fiel und er blinzelte sie verwirrt an.

„Pfff!“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, wandte sich verbittert von ihm ab, „Normale Mädchen...“
 

***

Chiaki könnte sich ins Gesicht schlagen als er sah, wie Maron ohne Weiteres aufstand und sich mit ihrer Jacke nach draußen begab.

„Fuck…“ Er begann zu realisieren, wo sein Fehler war, stand schnell auf und lief ihr hinterher. „Maron, warte!“

Er war ein Idiot. Wollte sie trösten und haute am Ende den dümmsten Satz raus, den er ihr sagen konnte.

Mit dem Rücken zu ihm gewandt, stand sie draußen. „So habe ich das nicht gemeint! Glaub mir doch“, flehte er, als er nur noch wenige Schritte hinter ihr war.

Sie schnaubte, hatte die Arme immer noch vor sich verschränkt, drehte sich nicht zu ihm um.

Chiaki strich sich schwer seufzend durch die Haare. Er wusste, dass Sex und Intimität für sie eine große Sache war. Er wusste aber auch, dass sie bei weitem noch nicht bereit dafür war - dies hatte sich jetzt auch bestätigt.

(Ein Teil von ihm wollte ihr sowas wie „Ich hab’s dir doch gesagt“ sagen, aber das wäre unsensibel und würde sie noch wütender machen.)

Er wollte sie nicht verletzten. Aber wenn er ehrlich mit sich war, dann war es doch wahr.

Sie war nicht normal. Er auch nicht.

Und was bedeutet normal überhaupt?

Wer setzt die Standards?

Und was war so toll daran normal zu sein, dass sie sich jetzt so ärgerte?

Wenn er so darüber nachdachte, dann wusste er die Antwort zu seiner Frage schon: nämlich die einfache Tatsache, kein normales Mädchen zu sein.

Es ärgerte sie, dass sie anders war.

Und selbst in seiner Gegenwart war ihr die Normalität, nach der sie sich immer sehnte, verwehrt.

„Du weißt, dass du perfekt für mich bist. Ich liebe dich und alles andere spielt keine verdammte Rolle“, versuchte er auf Maron einzusprechen, ging auf sie zu, nahm sanft ihre Hand.

Klar, es wäre schön intimere Sachen mit ihr zu machen, sie zu berühren und mit ihr eventuell weiterzugehen. Aber sie war so viel mehr für ihn.

Er liebte sie. Vom ganzen Herzen.

Sie erweckte mit einem Blick allein Gefühle in ihm, bei denen er nie gedacht hätte, sie zu empfinden.

Bei ihr war Sex und alles drumherum Nebensache.

Seine Aussage ließ Maron unberührt. Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und sah wieder weg. Chiaki kannte den Ausdruck auf ihrem Gesicht, in ihren Augen.

Sie fühlte sich wie ein Freak.

Normalerweise würde er ihr seine Makel zeigen, um sie besser fühlen zu lassen. Doch in dem Bezug gab es nichts, was er ihr bieten konnte.

Es war wie zu der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, wo sie ihn trösten wollte, aber nicht wusste wie.

Wortlos schüttelte Maron seine Hand ab und ging den Hügel runter, wollte anscheinend nach Hause. Es waren gerade mal zwei Stunden vergangen, seit sie hier oben angekommen waren und eigentlich hatte Chiaki sich vorgestellt, noch ein paar Stunden länger mit ihr in der Hütte zu verbringen... Natürlich konnte er sich das jetzt abschminken.

Er holte noch schnell ihre Tasche, schloss die Hütte ab und folgte ihr schnellen Schrittes nach unten zum Auto.

Wie ein Gentleman machte er ihr die Tür auf, doch diese Geste ließ nicht mal ihre Mundwinkel ansatzweise hochzucken.

Während der Heimfahrt warf er ihr immer wieder besorgte Seitenblicke zu. Kein einziges Mal erwiderte sie seinen Blickkontakt. Sie blickte starr aus dem Fenster raus, mit denselben frustrierten Ausdruck auf ihrem Gesicht - beobachtete schweigend die Bäume und Autos, die an ihnen vorbeiziehen.

Zu Hause angekommen, reichte er nach ihr und strich sanft mit seiner Hand über ihren Nacken. Sie ließ still seufzend ihre Schultern sinken. Er begleitete Maron noch zur Tür, sagte ihr, dass er sie liebte und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. Zumindest zauberte ihr das ein kleines, halbes Lächeln auf die Lippen.

 

Den Rest des Nachmittags verbrachte er damit zu grübeln. Versuchte einen Weg zu finden, sie in irgendeiner Weise aufzuheitern.

Und irgendwie kam es schließlich dazu, dass er vor seinem PC hing und sich über ihre Kondition schlau machte. Denn er musste zugeben, dass er ein ignoranter Schwachkopf in der Hinsicht war.

Er behauptete zwar immer von sich, dass er alles über sein Mädchen wüsste und wie man sie behandelte, aber in Wahrheit hatte er gar keine Ahnung. Zumindest von den medizinischen und psychologischen Aspekten.

Es dauerte nicht lange bis Chiaki mit unzähligen Tabs vor seinem Bildschirm saß. Es war alles sehr verwirrend. Mindesten ein Tab hatte er immer auf, um die medizintechnischen Fachbegriffe nachzuschlagen. Und dann musste er selbst für die Erklärungen ein Wörterbuch zur Hilfe holen.

Letztendlich verbrachte er den ganzen Nachmittag und den ganzen Abend vor dem Bildschirm, las sich eine Vielzahl von Medizinseiten über PTBS und ihren Phobien durch. Es fing mit unschuldiger Neugier an und irgendwie trieb ihn Interesse über diese Themen weiter an.

Er war so vertieft in seiner Recherche gewesen, dass er gar nicht bemerkte wieviel Zeit vergangen war, als sein Mädchen schließlich an seiner Balkontür klopfte. Sofort schaltete Chiaki seinen PC aus und machte Maron die Tür auf.

Sie begrüßte ihn mit einem Lächeln, welches immer noch etwas bedrückt wirkte. Wenigstens schien es ihr etwas besser zu gehen.

Er ließ sein Mädchen rein, umarmte sie und küsste sie liebevoll. Sie erwiderte den Kuss sanft, umarmte ihn zurück.

Ihre Lippen trennten sich und sie lehnte seufzend ihren Kopf an seine Schulter an.

„Entschuldige wegen heute“, wisperte Maron reumütig.

Chiaki strich ihr sachte über den Kopf. „Kein Grund dich zu entschuldigen.“

Erneut war ein schwerer Seufzer von ihr zu vernehmen. Sie sah zu ihm auf und schenkte ihm ein Lächeln, welches ihre Augen nicht erreichte.

Er neigte seinen Kopf. „Du bist immer noch aufgebracht.“

Zuerst zuckte sie mit den Schultern und nickte anschließend zur Bestätigung. Sanft nahm er ihre Hand und führte sie zu seinem Bett, setzte sich zusammen mit ihr auf die Bettkante hin.

„Warum?“, fragte er sanft.

Maron sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an, ehe sie seufzend wegsah. „Du weißt doch warum...“

„Ich will trotzdem von dir hören warum.“ Er blickte ihr eindringlich in die Augen, hielt weiterhin ihre Hand.

Frustriert kaute sie für einen Moment auf ihre Unterlippe. „Es ist nur...“, setzte sie langsam an, „Die Tatsache, dass ich uns daran hindere den nächsten Schritt zu gehen, frustriert mich... Bis jetzt war zwischen uns alles normal gewesen und dann das! Und ich verstehe einfach nicht, woher diese Reaktion -diese Panik- kommt.“

„Ich würde sagen, du hast Angst vor mir“, erwiderte Chiaki ruhig, hielt nach wie vor ihre Hand und strich liebevoll mit dem Daumen über ihren Handrücken.

„Ich habe keine Angst vor dir“, entgegnete Maron direkt.

„Nicht bewusst.“

Gar nicht.“

Er neigte wieder seinen Kopf, sagte nichts, sah ihr dabei zu, wie sie genervt schnaubte und ihren Kopf wegdrehte.

„Hey...“, sagte er nach einigen stillen Momenten, nahm ihr Gesicht in beide Hände und drehte sie wieder zu sich hin. „Sag: was willst du?“

Sie blickte ihn direkt an. „Dich.“

„Du hast mich.“ Seine Augen trafen auf ihre. „Du hast mein Herz. Du besitzt meine Seele.“ Mit großen Augen blinzelte sie ihn an. „Ich liebe dich, Maron. Ganz gleich, was du tust und wie du tickst. Ich liebe dich, egal was ist.“ Seine Worte scheinen im Vergleich zu heute Nachmittag Wirkung auf sie zu haben. Ihre braunen Augen blickten ihn berührt an.

Sie schluckte.

Sanft strich er über ihre beiden Wangen. „Du bist stärker als du denkst. Lass die Angst nicht Herr von dir sein. Sei dein eigener Herr.“

Sie nickte.

„Und egal was ist“, sprach er weiter, „Ich werde bei dir sein und dir bei allem beistehen und helfen. Diese Sache werden wir auch gemeinsam überwinden, okay?“

Wieder nickte sie. Lächelnd küsste er sie sanft.

„Wir können es versuchen“, wisperte er gegen ihre Lippen, „Wir können es schrittweise versuchen. Immer einen Schritt nach dem anderen. Es besteht keine Eile.“ Er drückte ihr einen weiteren Kuss auf den Mund. „Wenn du dich unwohl fühlst“, er blickte ihr in die Augen, „Dann sag ‚Stopp‘.“ Ein leises Kichern entkam ihm. „Oder verpass mir einen Kinnhaken.“ Sie lächelte verlegen in sich hinein. „Egal wie. Stopp mich, wenn es dir ansatzweise unangenehm wird. Hast du verstanden, Maron?“

Sie nickte verstehend.

„Und reg dich nicht auf, wenn es wie heute Nachmittag nicht klappt, okay?“

Wieder ein Nicken. „Okay“, sagte sie leise, schenkte ihm ein hoffnungsvolles Lächeln was auch diesmal ihre Augen erreichte.
 

***

Maron sah wie Chiaki sie mit aller Liebe, die er für sie hatte, anlächelte.

Seine Worte ersetzten all die Frustration und Verbitterung, die sie den halben Tag verspürt hatte, mit einem gewissen Fünkchen Hoffnung.

Und er hatte auch recht. Sie durfte sich nicht von ihrer Angst und ihrer Panik unterkriegen lassen.

„Lass uns was Simples probieren“, sagte er plötzlich und rutschte zur Mitte des Bettes hin. „Komm her“, klopfte er auf die Stelle vor ihm.

Maron gehorchte, blickte ihn neugierig an. Sie saß ihm gegenüber.

„Schließ deine Augen“, sagte er ihr und sie tat es. „Ich möchte, dass du dich uns an einem Ort vorstellst, den du liebst.“ Sie nickte. „In der du dich sicher fühlst.“

Während er sprach, manifestierte sich der Raum vor ihrem geistigen Auge. Im Grunde genommen befand sie sich in ihrem Kopf dort, wo sich ihr Körper jetzt gerade auch aufhielt.

„Wo sind wir?“, hörte sie seine sanfte Stimme fragen.

„Dein Zimmer.“

„Wirklich?“, fragte er ungläubig, klang ehrlich überrascht.

Sie nickte. „Ich liebe es und fühle mich wohl darin“, erwiderte sie mit einem Grinsen.

„Okay. Wo in meinem Zimmer befindest du dich jetzt?“

„Einfach... mitten im Raum stehend, schätze ich.“

„Und wo bin ich?“

Sie sah Chiaki klar und deutlich, an der Balkontür angelehnt. „An der Balkontür angelehnt“, sagte sie ihm - obwohl…

Jetzt waren sie in ihrem Kopf nur noch Zentimeter voneinander entfernt.

Mit einer warmen, samtigen Stimme sprach er weiter: „Es ist dunkel draußen. Ist Licht an?“

„Die Nachttischlampe“, zuckte sie mit den Schultern.

„Okay. Ich steh an der Balkontür. Soll ich auf dich zugehen?“

„Ja“, sagte sie, ihre Atmung beschleunigte sich etwas.

„Und was dann?“

„Wie?“ Ihre Brauen zogen sich zusammen. „Ich dachte, du übernimmst die Führung hier.“

„Ich denke, du solltest auch ein Mitspracherecht haben“, sagte er mit leichter Belustigung.

„Wie viel Spielraum habe ich denn? Wie sehen meine Optionen aus?“

„Du könntest ein Poesiebuch lesen, während ich allein in einer Ecke mit Wachsmalkreide male, nehme ich an.“ Sie konnte förmlich hören, wie Chiaki mit den Schultern zuckte. „Oder wir beschmieren uns mit Marmelade, wandern über die Dächer der Stadt und beten den Mond an. Lass deine Fantasie spielen.“

Maron rollte hinter ihren verschlossenen Lidern die Augen. „Fein“, sagte sie, „Du nimmst meine Hand und führst mich zum Bett.“

„Klingt schon mal nach was“, hörte sie ihn grinsen. „Was dann?“

„Du setzt dich und bringst mich mit runter.“

„Wo bist du?“, fragte er.

„Du ziehst mich auf deinem Schoss herunter.“

„Wo sind deine Beine?“

„Um deine Hüfte.“

„Nun“, sagte Chiaki, seine Stimme wurde etwas rauer, „Es wird interessant. Also, ich sitze auf der Bettkante und habe dich rittlings auf meinem Schoss sitzen. Meine Arme sind um dich gelegt, damit du nicht fällst. Was trage ich?“

„T-Shirt“, antwortete sie lächelnd.

„Kein Anzug?“

„Wie James Bond?“

„Ja.“

„Zu viele Schichten“, schüttelte sie schmunzelnd den Kopf. Obwohl – bei der Vorstellung von Chiaki in einem Anzug, die Haare wild abstehend und seine Fliege offen um den Kragen hängend, musste sie schlucken. Ihr wurde heiß.

Ein tiefes, raues Kichern war von ihm zu vernehmen. „Okay, ich trage ein T-Shirt. Und unten rum?“

„Einfache Sweatpants“, sagte sie.

„Die sind recht dünn, weißt du.“

Dem war sie sich bewusst. „Japp“, grinste sie, rutschte etwas näher in seine Richtung. Ihre Knie streiften sich minimal.

„Okay“, sagte er, „Und was trägst du?“

„Keine Ahnung. Einen Raumanzug. Wen interessiert’s?“

„Ich denke, es sollte anschaulich und lebhaft wie möglich für dich sein“, entgegnete er. „Also, was trägst du?“

„Kapuzenpulli und ebenfalls Sweatpants, denke ich.“

„Irgendwas unten drunter?“

„Ich laufe für gewöhnlich nicht ohne Unterwäsche herum.“

„Für gewöhnlich?“

„Nur zu speziellen Anlässen.“

„Gott. Ich meinte unter dem Pulli.“

„Ah...Ein Tanktop, schätze ich.“

„Welche Farbe?“

„Weißes Top. Schwarzer Pulli. Graue Hose“, fasste sie ungeduldig zusammen. „Ich wäre bereit fortzufahren.“ Ein amüsiertes Lachen war von ihm zu hören.

Sie bemerkte, wie er näher zu ihr heranrückte. Konnte seinen heißen Atem an ihrem Ohr spüren. „Zu dem Part, wo ich mich zurücklehne und dich mit mir runterziehe?“

Ihr Atem blieb fast hängen.

„Und du über mir bist“, sagte er, die Stimme tief und rau. „Zu dem Part, wo meine Hände dir die Haare aus dem Gesicht streichen? Und meine Finger deinen Rücken auf und ab wandern, an deiner Hüfte verweilen?“, wisperte er gegen ihre Haut. „Und dann sage ich dir, dass ich mir jedes deiner Konturen und Kurven ins Gedächtnis einprägen will und-“

Maron ließ ihn nicht weiterreden, schnitt ihm mit ihren Lippen auf dem Mund das Wort ab. Im nächsten Moment saß sie auf seinen Schoss und er fiel nach hinten.

„Sagte ich nicht, dass wir das Schrittweise angehen“, wisperte er gegen ihre Lippen.

„Hmmm“, kam es von ihr nur und versiegelte ihre Lippen zu einem innigen Kuss.

Seufzend rollte er sich mit ihr auf die Seite.

Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn zu sich heran.

Eine Hand von ihm begann langsam ihren Rücken auf und ab zu fahren. Mit sanften Berührungen strich er ihr über die Schulter und dem Arm, während er sie küsste. Sie fuhr eine Hand über seine Muskeln. Ein angenehmer Seufzer war von ihm zu hören.

Nach einigen Momenten konnte sie fühlen, wie seine Fingerspitzen über den Ansatz ihrer Brust glitten. Ähnlich wie heute Nachmittag, spürte sie diesen minimalen Anflug an Panik in ihrem Inneren. Sie zog scharf Luft ein.

„S-Stopp“, flüsterte sie atemlos. Sofort befand sich seine Hand wieder auf ihrem Rücken. Sie versuchte sich die Frustration wegzuschlucken, öffnete ihre Augen und blickte direkt in seine. Es dauerte einige Momente bis das Gefühl nachgelassen hatte.

„Bist du okay?“, flüsterte er besorgt. Sie nickte, atmete einige Male tief durch und lächelte.

„Küss mich“, bat sie ihn und er tat es.

Es fühlte sich wie Stunden an, dass sie eng umschlungen da lagen, sich küssten und einander berührten. Beziehungsweise es versuchten.

Mit jedem Berührungsversuch wurde das unangenehme Panik-Gefühl weniger und an manchen Momenten war sie sich nicht sicher, ob es da war, sagte ihm dennoch vorsichtshalber, dass er stoppen sollte.

Nach einiger Zeit war gar nichts mehr zu spüren und als seine Hand sich mit gewissem Druck auf ihre Brust legte, konnte sie sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen.

Maron öffnete ihre Augen und sah, dass Chiaki sie ebenfalls schief anlächelte. Seine Lippen trafen wieder auf ihre und presste er sich noch enger an sie heran, als noch möglich war. Sie konnte ihn hart gegen ihr Bein spüren. Ein Stöhnen entkam seiner Kehle.

Seine Lippen wanderten federleicht über ihre Wange, zu ihrem Hals herunter, verweilten darauf. Während sie sich in dem warmen Gefühl seiner Lippen auf ihrer Haut verlor, spürte sie, wie er langsam anfing sie zu massieren.

Sie keuchte und seufzte.

Es fühlte sich gut an.

Was für andere Frauen keine große Sache war, war für sie ein Erfolgserlebnis.

Sie wusste, dass sich das am nächsten Tag wieder ändern konnte und der ganze Prozess wieder von vorne gehen würde. Ebenso würde es an anderen Körperstellen wahrscheinlich genauso schrittweise ablaufen. Aber es war für sie ein Hoffnungsschimmer.

Ihre Küsse wurden mit der Zeit sanfter und zärtlicher. Die Müdigkeit überkam sie allmählich.

„Wir sollten schlafen gehen“, wisperte Chiaki, die Lippen rot geschwollen und lehnte seine Stirn an ihrer an.

Maron nickte und beide standen auf, um sich bettfertig zu machen.

Minuten später lag sie unter der Decke in seinen Armen, konnte die Augen kaum noch offen halten.

„Ich liebe dich“, hauchte sie ihm zu.

Er küsste ihren Mund, ihre Nasenspitze und ihre Stirn. „Ich liebe dich auch.“ Seine Arme schlangen sich fest um ihre Taille.

Mit einem müden Lächeln war sie schließlich eingeschlafen.

 



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