Insomnia von mairio ("You can't fix me.") ================================================================================ THIRTY-FOUR ----------- THIRTY-FOUR   „Eine Übernachtung?“ Maron sah, wie Chiaki sie mit hochgezogener Augenbraue anschaute und nickte. Während er am Essen war, hatte sie ihm soeben von der Übernachtung erzählt, die Miyako und Natsuki morgen bei Natsuki Zuhause planten und dass beide sie gefragt haben, ob sie Lust hatte dabei zu sein. „Und du willst dabei sein?“, fragte Chiaki immer noch mit hochgezogener Augenbraue. Maron zuckte zunächst mit den Schultern und nickte anschließend bejahend. „Das letzte Mal, als du mit den beiden allein warst, kamst du heulend zu mir“, sagte er in einem trockenen Ton. Seufzend rollte sie mit den Augen. Es waren einige Tage vergangen, seit ihrem Streit und der Versöhnung mit den Mädels. Sie hatte ihm nach wie vor noch nicht gesagt, weshalb sie sich gestritten hatten, aber ihm war bereits aufgefallen, dass Miyako und Natsuki netter zu ihm waren, was ihn wiederrum stutzig machte. „Ich bin mir sicher, dass sich das nicht nochmal wiederholen wird“, versicherte Maron ihm. Chiaki blickte sie mit verengten Augen skeptisch an. „Okay“, nickte er schließlich. „Abgesehen davon, dass ich den beiden seitdem einen Tag nicht trauen kann...“, fing er an zu sagen, „Hast du an das Hauptproblem gedacht?“, fragte er und sprach, ohne auf ihre Antwort zu warten, weiter: „Es wird das erste Mal seit Osaka wieder sein, in der wir nicht schlafen können. Wie hast du dir das vorgestellt?“ Maron seufzte. „Naja, ich kann schlecht von Natsuki aus zu dir rüber laufen. Von daher bleib ich einfach wach, schau ihnen beim Schlafen zu und les’ vielleicht ein Buch“, erwiderte sie achselzuckend. Daraufhin stieß er einen missmutigen Laut aus. „Wieso macht ihr das überhaupt bei Natsuki? Bei euch daheim geht’s doch auch.“ „Ihre Eltern sind ab morgen über das Wochenende weg. Sturmfreie Bude, verstehst du.“ Chiaki verdrehte schnaubend die Augen. Maron seufzte. Sie verstand, dass ihm das leichter fallen würde, wenn sie immer noch nebenan wäre und sich gegebenenfalls rüber schleichen konnte. „Es wird nur eine Nacht sein“, sagte sie sanft. „Eine Nacht ohne Schlaf wird uns schon nicht umbringen. Außerdem-“ Sie nahm seine Hand und lächelte ihn liebevoll an. „Ich könnte mich in ein anderes Zimmer verziehen und wir könnten telefonieren. So könnten wir stimmlich einander Gesellschaft leisten. Oder per Video-Anruf. Je nachdem.“ Chiaki’s Mundwinkel zuckten nach oben. „Du weißt, dass mir das nicht reichen wird“, sagte er mit tiefer Stimme und beugte sich zu ihr nach vorne, sodass sein warmer Atem auf ihrem Gesicht kitzelte. „Du weißt, dass ich dich lieber ganz für mich allein haben will.“ Maron spürte, wie die Röte ihr ins Gesicht stieg. „E-Es ist nur eine Nacht“, sagte sie und drückte ihm einen süßen Kuss auf die Lippen. Sie spürte, wie eine Hand sich um ihren Nacken legte and anfing zu kraulen. Chiaki sah sie liebevoll und fürsorglich zugleich an. „Du weißt, dass ich mir immer Gedanken um dich mache.“ Lächelnd schüttelte Maron zuversichtlich den Kopf. „Es wird schon nichts passieren.“ „Na schön.“ Resigniert strich Chiaki sich durchs Haar. „Dann werde ich die Nacht vor meinem Handy verbringen und darauf warten, dass du anrufst.“ Er schenkte ihr sein schiefes Lächeln, worauf sie warm zurücklächelte und ihn küsste. Mit einem rauen Kichern erwiderte er den Kuss gefühlvoll, nahm sie in seine Arme und zog sie enger zu sich, sodass sie auf seinem Schoss saß. Der Kuss wurde nach kurzer Zeit fordernder und er gewährte sich mit seiner Zunge Einlass. Sie seufzte leise. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und sie presste sich noch näher an ihn ran. Nach einer Weile spürte sie, wie er sich langsam nach hintern fallen ließ und sie mit runterzog, ohne dass ihre Lippen sich für eine Sekunde trennten. Er lächelte gegen ihre Lippen. Während sie über ihm war, begannen seine Hände auf ihren Rücken sich auf Wanderschaft zu begeben. Strichen ihr zunächst sachte an den Seiten auf und ab. Dann begaben sie sich weiter runter zu ihrer Hüfte, ihrem Po und ihren Oberschenkeln. Im nächsten Moment konnte sie fühlen, wie seine Hände unter ihr Shirt schlüpften und seine Finger zärtlich über ihren Bauch und Taille strichen. Ein angenehmer Schauer überkam sie. Vor einigen Tagen war dieser Hautkontakt für sie noch nicht möglich gewesen. Jetzt genoss sie jede Sekunde davon. Ihre Lippen bewegten sich heiß und gierig auf seinen. Im nächsten Moment zog sie ihr Gesicht etwas zurück und begann die Stelle unterhalb seines Ohres zu liebkosen. Er erschauderte etwas, lachte leise und seufzte genüsslich. Sie lächelte, liebte es, wenn sie ihm solche Reaktionen entlocken konnte. Er nahm mit einer Hand ihr Kinn und küsste sie innig, leidenschaftlich. Seine Hände verweilten auf ihrer Hüfte. Sie konnte seine Erregung unter sich spüren, was sie noch mehr anregte. Inmitten von Küssen, rutschte sie etwas zur Seite runter, sodass sie nur halb auf ihm lag und begann ihre Hand über seine Brust zu streichen. Anschließend verschwand ihre Hand unter seinem Shirt, fuhren die Muskeln mit federleichten Berührungen nach. Ein raues Seufzen war von ihm zu hören und seine Lippen begannen ihren Hals hinabzuwandern. Es war furchtbar heiß im Zimmer. Sie setzte sich etwas auf und zog sich ihren Pullover aus. Seine Augen weiteten sich und er sah sie für einige Sekunden ehrfürchtig an. Lächelnd lehnte sie sich wieder zu ihm vor, küsste ihn und nahm den Saum seines Shirts in ihre Hände. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie ihm das Kleidungsstück über den Kopf gezogen. Er legte seine Arme um sie und grinste sie schief an. Sein Grinsen allein brachte sie jedes Mal zum Schmelzen. Er begann kleine Küsse auf ihren Schultern zu verteilen, schob dabei den Träger ihres BHs etwas runter. Strich mit den Lippen sachte über ihr Schlüsselbein. Küsste jede ihrer Narben. Anschließend verweilte er etwas länger auf ihrem Nacken. Küsste und liebkostete sie mit seinen Lippen, seiner Zunge, biss sanft mit seinen Zähnen zu. Sie stöhnte genussvoll. Sie wusste, dass dies Spuren hinterlassen wird, die sie zumindest mit ihren Haaren verdecken konnte. Seine Hände strichen über ihren Rücken und mit Geschick öffnete er ihr den BH, zog ihn ihr aus. Sie blickte ihn unsicher an, wollte sich mit ihren Armen verdecken, aber er stoppte sie. „Du bist wunderschön“, sagte er ihr. „So unglaublich schön.“ Seine Lippen strichen wieder über ihre Schultern. Sie bekam eine Gänsehaut. Vorsichtig drückte er sie auf die Matratze runter, während seine Lippen wie Feuer auf ihrer Haut brannten. Sie wanderten weiter runter, den Pfad zwischen ihren Brüsten entlang zu ihrem Bauchnabel. Gerade als er sich weiter runter zum Bund ihrer Hose begeben wollte, versteifte Maron sich und ihre Atmung stockte. Chiaki bemerkte dies und entfernte sich sofort von ihr. Dieses Panik-Gefühl dauerte nicht mehr so lange an, wie ganz am Anfang, weshalb sie sich nach einigen Sekunden wieder entspannte. Sie atmete einmal tief durch und seufzte. Mit Verständnis in den Augen blickte Chiaki sie an, nahm ihre Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. „Es ist schon spät“, sagte er sanft lächelnd. Morgen wird ein langer Tag für sie beide. Maron nickte, stand auf und begab sich ins Bad. Minuten später hatten beide sich umgezogen und waren unter die Decke geschlüpft. Chiaki nahm sie, wie immer in seine Arme und sie kuschelte sich lächelnd an seine Brust an. Momente später waren sie auch eingeschlafen.   Es war Freitag. Gerade verließ Maron mit Chiaki das Schulgebäude und lief mit ihm zum Parkplatz. Anders als sonst würde sie heute nicht mit Miyako, sondern mit Chiaki nach Hause fahren. Wenn sie sich schon nicht nachts sehen konnten, würden sie zumindest den Nachmittag zusammen verbringen. Abends würde er sie anschließend zu Natsuki fahren. Sie steuerten auf sein Auto zu, er machte ihr die Tür auf und sie ließ sich seufzend auf den Beifahrersitz nieder, lehnte sich mit geschlossenen Augen in die Lehne zurück. Auch wenn sie keinen langen Schultag hatte, so hatten ihr die letzten neunzig Minuten Sport doch zu schaffen gemacht. „Alles gut?“, hörte sie Chiaki fragen, der eingestiegen war und den Schlüssel einsteckte. „Ja“, antwortete Maron ihm und öffnete ihre Augen, „Meine Arme und Beine fühlen sich nur K.O. an. Und ich bräuchte zu Hause eine Dusche.“ „Du könntest bei mir duschen“, grinste er frech. Sie verdrehte mit hochroten Wangen kopfschüttelnd ihre Augen. Gerade als Chiaki sich nach vorne wandte und den Motor starten wollte, schnitt er eine Grimasse. Maron folgte seinem Blick und prustete lachend los. Gegenüber von ihnen waren Miyako und Yamato, die heftig vor ihrem Wagen miteinander rummachten und sich nicht darum scherten, dass sie sich in der Öffentlichkeit befanden. „Ekelhaft…“, kommentiert Chiaki nur, als er schnell an ihnen vorbeifuhr. Maron lachte belustigt auf. „Lass sie doch.“ Soweit sie weiß, werden Miyako und Natsuki den Nachmittag auch mit ihren Freunden verbringen. „Müssen trotzdem nicht allen eine kostenlose Show bieten“, entgegnete er kopfschüttelnd und machte Musik an. Einige Minuten später waren sie in ihrer Straße angekommen. „Ich bin in einer halben Stunde bei dir.“ Maron nahm ihre Tasche von der Rückbank und drückte Chiaki einen Kuss auf die Wange, ehe sie ausstieg und nach Hause lief. Dort nahm sie eine schöne, entspannte Dusche und drehte zum Schluss das Wasser für drei Sekunden kalt, um wieder etwas munter zu werden. Was auch gut funktionierte. Anschließend trocknete sie sich ab, föhnte ihre Haare und packte ihre Sachen für die Übernachtung ein. Mit ihrer Tasche begab sie sich schließlich zu den Nachbarn rüber. Sie klingelt einmal und kurze Zeit später öffnete Chiaki ihr die Tür. Auch er sah frisch geduscht aus. „Es ist wirklich ungewohnt dich hier unten reinzulassen“, merkte er an. „Schon“, stimmte Maron kichernd zu und trat ein. Sie könnte mit einer Hand abzählen, wie oft sie tagsüber in der Villa war. Chiaki nahm ihr die Tasche von den Schultern ab, nahm mit seiner freien Hand die ihr und lief mit ihr die Treppen zu seinem Zimmer hoch. Dort machten die beiden es sich auf seinem Bett gemütlich, hörten entspannt Musik und verbrachten die Stunden damit einfach miteinander zu reden. An einem Punkt hatte Chiaki sein Skizzenbuch rausgeholt und Maron ließ sich verspielt grinsend nach hinten auf die Kissen fallen und begann zu posieren. „Zeichne mich wie deine französischen Mädchen“, sagte sie in einem theatralischen Ton. Er lachte spöttisch. „Ich hasse diesen Film.“ Maron setzt sich auf. „Als wir letztens Titanic geschaut haben, hattest du Tränen in den Augen.“ „Heuschnupfen.“ „Es ist Winter. Du hast kein Heuschnupfen.“ Kopfschüttelnd fixierte er sein Skizzenbuch. „Es macht keinen Sinn, wieso die Alte nicht Platz für den Typen gemacht hat. Da war so viel Platz auf dieser Scheiß-Tür.“ „Neuste Erkenntnisse sagen, dass Jack trotzdem zu Tode erfroren wäre“, grinste Maron amüsiert. Augenrollend begann Chiaki zu zeichnen. Neugierig sah Maron ihm dabei zu, war immer fasziniert davon ihn beim Zeichnen zu beobachten. Mit nur wenigen Strichen hatte er die Umrisse ihres Gesichtes skizziert und man konnte schon klar erkennen, dass sie das war. „Was machst du heute Nacht eigentlich?“, fragte sie interessiert, während er in seinem Element war. „Außer vor dem Handy sitzen und auf einem Mitternachtsanruf von mir warten“, fügte sie schmunzelnd hinzu. „Für gewöhnlich hätte ich dasselbe gemacht, wie jede Nacht vorher auch“, sagte Chiaki und nickte auf seinem Skizzenbuch runter. „Nur hatte Yamato mich dazu überredet mit ihm und Shinji heute Nacht zu zocken. Er wird später hierherkommen“, seufzte er augenrollend. „Kaiki hat heute Nachschicht. Von daher...“ Maron lächelte ihn warm an. Sie wusste, dass er eher der Einzelgänger-Typ war und womöglich keine Lust darauf hatte, aber sie war dennoch froh drum, dass er heute Nacht nicht allein, sondern unter Freunden sein wird.   „Wir müssen langsam los“, sagte sie, als es fast halb sechs war. Um 18 Uhr hatten die Mädels ausgemacht sich bei Natsuki zu treffen. „Ja, ja“, hört sie Chiaki sagen, während sie sich Jacke und Schuhe anzog. Maron nahm ihre Tasche und wartete darauf, dass er sich fertig machte. Er ließ sich unendlich viel Zeit. Wollte die Zeit mit ihr soweit es ging hinauszögern. Sie verdrehte lächelnd ihre Augen. Gemeinsam verließ das Paar die Villa, stiegen ins Auto ein und fuhren los. Bei Natsuki angekommen, begleitete Chiaki Maron noch zur Tür, wartete mit ihr sogar noch, nachdem sie geklingelt hatte. „Hi“, kam es von Natsuki, die ihr die Tür aufmachte und zur Begrüßung umarmte. Keinen Moment später drängte sich Miyako vorbei und umarmte Maron herzlich. Diese erwiderte die Umarmungen kichernd. Anschließend wandten die Mädels sich Chiaki zu. „Du kannst ruhig gehen. Deine Freundin ist bei uns in guten Händen“, sagte Natsuki. Er lächelte ein mattes Lächeln, die Hände in seine Jackentaschen vergraben. „So wie sie das letzte Mal bei euch in guten Händen war?“ Das Lächeln von Natsuki und Miyako erstarb etwas. Maron rollte ihre Augen. „Ich bin gleich da“, sagte sie beiden, die verstehend nickten und ins Haus verschwanden. Im nächsten Augenblick legte sie ihre Arme um ihren Freund und drückte ihm einen lieben Kuss auf die Lippen. „Sei nicht immer so nachtragend“, sagte sie ihm. Wortlos hoben sich seine Schultern auf und ab und er küsste sie liebevoll. „Wir hören voneinander?“ Sie nickte und winkte ihm zum Abschied noch zu, ehe sie sich rein begab. Drinnen kamen Natsuki und Miyako direkt wieder auf sie zu. Natsuki gab ihr schnell eine Tour durch das Haus. Anschließend zerrten beide Mädchen sie kichernd ins Wohnzimmer. Da war schon eine riesige Matratze mit Decken und Kissen auf dem Boden. Der Wohnzimmertisch war komplett mit Getränken und Snacks bedeckt. Maron legte ihre Tasche auf dem Sofa ab, wo auch Miyako ihre Sachen gelagert hatte. Natsuki machte alle Fenster und Vorhänge zu, machte Musik an und drehte sich anschließend zu den anderen um. „Jetzt machen wir es uns alle gemütlich und ziehen uns in unsere Pyjamas um. Und keine Sorge, wir sind hier unter Mädels“, lächelte sie. Maron sah für einen Moment Miyako und Natsuki dabei zu, wie sie sich umzogen, ehe sie ihnen den Rücken zukehrte und sich ihr Oberteil über den Kopf zog. Auf einmal hörte sie die beiden laut Luft schnappen. Maron verzog das Gesicht. Gerade als sie ihr Schlafshirt anziehen wollte, um die Narben schnell zu verdecken, hörte sie Miyako fragen „Was hast du da auf dem Nacken?“ - und hielt leicht verwirrt inne. „Ist das ein Knutschfleck?!“, kam es von Natsuki amüsiert. Shit. Maron fluchte innerlich. Fast hatte sie den Fleck, den Chiaki ihr gestern Nacht verpasst hatte, vergessen. Und wieso musste er auch so riesig sein?! Sie hatte Chiaki schon dafür angemeckert, worauf er nur mit Stolz und Belustigung grinste. Am Morgen hatte sie den Fleck mit Make-Up verdeckt, damit ihre Klassenkameradinnen es nicht sehen und sich das Maul darüber zerreißen mussten, wenn sie in Sport ihre Haare hoch machte. Beim Duschen musste sich das Make-Up gelöst haben und zu der Zeit war der Fleck sowieso in Vergessenheit geraten. „I-Ich bin gefallen!“, stammelte sie. Natsuki und Miyako zogen ungläubig eine Augenbraue hoch. „Auf dem Nacken?!“ Mit hochroten Wangen blickte Maron ihre Freundinnen an, die es sich auf der Matratze gemütlich gemacht haben und breit grinsten. Ihr Gesicht wurde noch heißer und sie wollte im Erdboden verschwinden. „Da war jemand schön beschäftigt gewesen, in den letzten fünf Stunden“, zwinkerte Natsuki ihr verschmitzt zu. Miyako kicherte. Wohl eher letzte Nacht, dachte Maron sich, presste sich die Lippen zusammen, verkniff es sich die Worte auszusprechen. Ließ die beiden besser in den Glauben, dass der Fleck von heute Nachmittag stammte. „Und?“, kam es von Miyako grinsend, „Wie schaut’s bei dir und Chiaki aus?“ „W-Was meinst du?“, entgegnete Maron als Gegenfrage, zog sich fertig um und setzte sich auf die Matratze hin. „Na, wie weit seid ihr denn schon? Ist er dir schon runtergegangen? Bist du ihm schon runtergegangen? Egal, ob mit Mund oder Hände“, fragte Miyako genauso beiläufig, wie als würde sie nach dem Wetter fragen. Natsuki hielt sich lachend den Bauch. Maron lief feuerrot an. „I-Ich sag euch nichts!“, sagte sie, hielt sich verlegen ein Kissen vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. Besonders bei den letzten beiden Fragen, wurde ihr noch heißer und ihr Verstand begann schon Bilder vor ihrem geistigen Auge einzupflanzen. Oh Gott...! Denn soweit waren sie bisher noch gar nicht. Gestern Nacht war womöglich das erste Mal seit Weihnachten, in der sie sich oberkörperfrei gezeigt haben. „Maron, entspann dich. Ich mach doch nur Spaß.“ Miyako’s kichernde Stimme warf sie ins Hier und Jetzt zurück. Sie strich ihr verspielt über das Knie. „Du musst mir natürlich nichts sagen.“ Erleichtert ließ Maron ihr Kissen auf ihr Schoss sinken. „Lust auf ein Spiel?“, fragte Natsuki vergnügt. „Klar!“, nickte Miyako zustimmend. „Was für ein Spiel denn?“, fragte Maron neugierig. Natsuki holte ihr Handy raus und zeigte ihnen eine App. „Das Spiel heißt ‚Würdest du lieber‘“, sagte sie. „Im Grunde genommen werden dir zwei Möglichkeiten oder Situationen vorgegeben und du müsstest dich entscheiden.“ „Klingt witzig“, schmunzelte Maron. Die drei setzten sich im Dreieck hin und legten sich noch Getränke und Snacks zurecht. „Okay. Ich fange an.“ Natsuki hielt ihr Handy hoch, tippte einmal auf dem Bildschirm und begann zu lesen: „Würdest du lieber eine Million gewinnen oder deine beste Freundin die Million gewinnen lassen?“ „Beste Freundin“, antwortete Maron. „Ich auch“, stimmte Natsuki zu. „Ich würde lieber gewinnen“, grinste Miyako, „Und dann teile ich das Geld mit euch“, fügte sie augenzwinkernd hinzu. „Ich bin dran.“ Sie nahm Natsuki’s Handy, tippte und las vor: „Würdest du lieber für immer die Wahrheit sagen müssen oder für immer lügen?“ Für einige Momente war es still, jeder verzog grübelnd das Gesicht. „Ist beides schwierig“, sagte Maron. „Lügen. Immer die Wahrheit zu sagen und zu hören ist auch nicht gesund.“ „Kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?“, fragte Miyako stirnrunzelnd. Sie zuckte mit den Schultern. „Bestimmt. Es wird ja niemand erfahren, dass ich immer lüge, wenn ich sowieso nie die Wahrheit sage.“ „Aber die Wahrheit kann immer über andere Wege kommen.“ Erneut zuckte Maron mit den Schultern. „Ich bin für die Wahrheit“, sagte Miyako. „Lieber für immer eine ehrliche Haut als für immer ein notorischer Lügner zu sein.“ „Wahrheit“, sagte Natsuki nach einigen nachdenklichen Momenten. Maron reichte nach dem Handy, hatte sichtlich Spaß an dem Spiel und las die nächste Frage: „Würdest du lieber jemanden heiraten, den du liebst oder jemanden, der dich liebt?“ „Soll das in beiden Fällen unerwidert sein?“, fragte Natsuki zur Klarstellung. „Also einseitige Geschichten?“ „Denke ja.“ „Oh, wow. Wieder so eine schwierige Frage“, sagte Miyako, tippte sich nachdenklich den Zeigefinger aufs Kinn. „Es ist seelenzerschmetternd mit jemandem zusammen zu sein, der nicht dasselbe empfindet, wie du... aber wer würde dann sein Leben mit einem Menschen verbringen wollen, den er nicht liebt?“ „Jemanden heiraten, den ich liebe“, entschied Maron sich, „Ich würde ihn am Ende für mich schon gewinnen“, lächelte sie achselzuckend. Natsuki kicherte. „Der Gedankengang gefällt mir. Aber wenn ich so überlege: wenn man jemanden heiratet, der einen liebt, dann kann man sich auf jeden Fall auf dessen Treue verlassen.“ „Was nützt mir das, wenn ich denjenigen nicht liebe? Dann würde ich nur dessen Gefühle ausnutzen und das will ich nicht“, entgegnete Maron. „Hmmm.“ Natsuki neigte unschlüssig den Kopf. „Jemanden heiraten, den ich liebe“, kam es von Miyako als Antwort. Es dauerte einige Momente bis Natsuki sich entschied. „Jemanden heiraten, den ich liebe. Ich werde den so lange auf den Sack gehen bis er mich zurück liebt. Bis der Tod uns scheidet.“ Daraufhin mussten die anderen beiden zustimmend lachen. Die nächsten paar Stunden verbrachten die Mädels damit sich Fragen zu stellen und über die Entscheidungsmöglichkeiten zu diskutieren und sich zu amüsieren. Es wurde viel gelacht. Fotos wurden auch gemacht. Nach einiger Zeit beschlossen sie einen Film anzuschauen. Irgendeine romantische Komödie. Gähnend schaute Maron auf den Bildschirm und dann auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Sie gähnte erneut, blinzelte einige Male stark und merkte so richtig, wie ausgelaugt und müde sie eigentlich war. Ihre Augen wurden mit jeder Minute immer schwerer und schwerer. Verdammt!, ging es Maron durch den Kopf, während sie sich die Augen rieb. Der Film war witzig, aber selbst bei den allerlustigsten Momenten brachte sie nur ein müdes Kichern zustande. Sie versuchte sich dennoch wach zu halten, machte immer mal irgendwelche Kommentare über den Film. Ab und an erwiderten Miyako und Natsuki was darauf, aber für die meiste Zeit war es ruhig unter ihnen. Gelegentlich hörte sie die anderen gähnen und lachen. Ab und an machte sie das Gelächter wieder munter. „Hast du das gerade gesehen?“, lachte Miyako, stupste sie mit dem Ellenbogen von der Seite an und zeigte auf den Fernseher. Maron nickte einige Male, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was soeben geschehen war. Sie kniff sich die Augen zusammen und atmete tief durch. „Alles gut?“, fragte Natsuki sie. Wieder nickte Maron. „Wenn du müde bist, sag Bescheid.“ „Ich bin nicht müde.“ Maron richtete sich auf ihrem Platz etwas aufrecht und sammelte all ihre Konzentration zusammen. „Wie weit sind wir eigentlich?“ „Bei der Hälfte ungefähr“, antwortete Miyako. Konfus blinzelte Maron den Fernseher an. Sie hatte bisher nichts -rein gar nichts- vom Film mitbekommen. *** „Alter, spring! Weich aus!“ „Shit, ich bin tot!“ „Warte, ich heil dich!“ „Nützt eh nichts. Die Zeit ist abgelaufen und wir haben wieder verloren.“ Stöhnend warf Chiaki seinen beiden Mitspielern einen entnervten Blick zu. „Schau nicht mich an“, sagte Shinji mit erhobenen Händen, wobei er in einer Hand seinen Controller hielt. „Ich bin nicht derjenige, der das Spiel nicht draufhat.“ „Hey!“, entgegnete Yamato beleidigt, „Ich bin nun mal nicht so geübt darin wie ihr.“ „Alles nur faule Ausreden.“ Seufzend kniff Chiaki sich zwischen die Augen. „Komm, nächste Runde“, sagte er und nickte zum Fernseher. Den ganzen Abend verbrachten die Jungs schon damit in Shinji’s Zimmer zu zocken. In der Zeit sah Chiaki immer wieder mal auf sein Handy, machte sich Gedanken um sein Mädchen, konnte gleichzeitig ihren Anruf kaum erwarten. Nach einigen Stunden war Yamato der Erste, der auf einer Seite des Ecksofas eingenickt war. Chiaki und Shinji spielten noch eine Weile, doch nach einiger Zeit zeigte sich auch bei Shinji die Müdigkeit. „Wenn du so weiter gähnst und den Mund aufreißt, saugst du den Fernseher noch ein“, kommentierte Chiaki trocken. Shinji winkte die Aussage kommentarlos ab. „Ich glaube, ich mach für ein paar Minuten eine Pause und schau dir zu“, sagte er, legte den Controller beiseite. Shinji rutschte etwas nach hinten, hatte einen Arm hinter sich auf die Sofalehne abgestützt und den Kopf in seine Hand abgelegt. Unterdessen spielte Chiaki einfach weiter. Er war zwar müde, aber es hielt sich in Grenzen. Schließlich hatte er jahrelange Übung darin wach zu bleiben. Minuten später hörte er neben sich ein lautes Schnarchen. Shinji war in seiner sitzenden Position eingeschlafen. Leise kicherte Chiaki in sich hinein. Er blickte auf die Uhr. Fast eins. Er nahm sein Handy, blickte auf den kleinen Bildschirm und überlegte sich, ob er seinem Mädchen eine SMS schreiben sollte. Plötzlich fing es an zu klingeln. Er blickte mit einem achtsamen Blick zu den anderen, aber die beiden schienen fest zu schlafen. Er sah Maron’s Namen auf dem Display und lächelte. Während er abnahm, stand er vom Sofa auf und wollte sich in ein anderes Zimmer begeben. „Hey-“, fing er an zu sagen, doch in der nächsten Sekunde fiel sein Lächeln und er blieb nach einem halben Schritt abrupt stehen, als er die Stimme am anderen Ende erkannte. „Natsuki?!“ Wie aufs Stichwort schreckte Shinji hoch, blickte verschlafen zu ihm rüber. „Hab ich gerade Natsuki gehört?“ Chiaki ignorierte ihn und versuchte Sinn aus ihrem gehetzten Redefluss zu machen. „Ich schwöre, wir haben nichts gemacht! Wir hatten einen Film geschaut und irgendwann ist Maron als Erste eingeschlafen-“ Den Rest hörte er schon nicht mehr. „Ich bin gleich bei euch“, sagte er und legte auf, begab sich auch direkt aus dem Zimmer. „Hey, wo gehst du hin?“, kam es von Shinji, halb verschlafen und halb wach. „Und wieso ruft meine Freundin dich mitten in der Nacht an?!“ „Keine Zeit für Erklärungen. Es muss zu Maron.“ „Warte, wir kommen mit!“ Daraufhin kickte Shinji Yamato wach, der zusammenzuckte, vom Sofa runterrollte und auf den Boden fiel. „Alter!“, beschwerte dieser sich. „Beweg deinen Arsch hoch. Wir gehen zu den Mädels rüber.“ „Nicht wir, sondern ich”, wendete Chiaki ein, hatte sich seine Jacke aus seinem Zimmer geholt, übergezogen und war dabei sich seine Schuhe anzuziehen. „Wenn du schon zu deiner Freundin rüber gehst, wollen wir auch zu unseren Mädels“, entgegnete Shinji, der sich auch schon seine Jacke geschnappt hatte und Chiaki die Treppen nach unten folgte. Yamato trottete halb-wach hinterher. Chiaki hatte keine Lust weiter zu diskutieren und begab sich nach draußen zu seinem Wagen. Die anderen liefen ihm einfach hinterher. Yamato stieg in den Beifahrersitz ein, während Shinji mittig auf der Rückbank saß. In null Komma nix schaltete Chiaki den Motor an und fuhr los. Trotz der späten Uhrzeit waren die Straßen noch ziemlich befüllt. Was ihn nervte. Es war still im Auto bis Yamato nach einigen Momenten das Wort ergriff: „Albtraum?“, fragte er, wandte seinen Kopf zu Chiaki. Dieser hatte seinen Blick auf die Straße fixiert. „Hm-Mh.“ „Oh.“ „Darf ich bitte auch erfahren, was los ist?“, kam es von Shinji auf der Rückbank, der mit einem erwartungsvollen Blick Chiaki ansah. Yamato warf Chiaki einen fragenden Blick zu. Er seufzte entnervt und gab Shinji anschließend eine möglichst kurze, knappe Zusammenfassung vom Gesamtproblem. „Ah...Okay“, sagte Shinji nur, nachdem er fertig war. Mit hochgezogener Augenbraue blickte Chiaki ihn über den Rückspiegel an. „Okay? Mehr hast du nicht zu sagen?“, fragte er ungläubig. „Nö.“ „Kein Kommentar dazu, dass Maron sich seit über zwei Monaten in mein Zimmer rein- und rausschleicht und dass sie bei mir geschlafen hat? Oder überhaupt die Tatsache, dass ich sie jede Nacht im Bett hatte und das noch bevor wir zusammenkamen?“ „Alter. Was genau ihr im Bett treibt, interessiert mich nicht die Bohne.“ Shinji schaute mit einem ruhigen Ausdruck aus dem Fenster und zuckte mit den Schultern. „Wenn das die einzige Möglichkeit für euch ist mit dieser abgefuckten Situation klarzukommen, dann ist das halt so. Ich habe da schließlich nichts zu entscheiden“, sagte er mit einem weiteren Schulterzucken, „Keine Sorge. Ich werde meine Klappe halten, falls du dich das fragst.“ Ihre Blicke trafen sich und Chiaki nickte. „Ich meine, dass ihr gar nicht schlafen könnt und so... Es ist schräg. Erklärt aber wahrscheinlich auch, wieso du früher immer so ein elender Miesepeter warst“, sprach Shinji locker weiter, „Naja... ich habe meine eigenen Erfahrungen in dem Gebiet. Wenn auch nicht persönlich.“ Verwirrt warfen Chiaki und Yamato ihm über den Rückspiegel verwunderte Blicke zu. *** Das Erste was Maron hörte, war ein Schrei. Das Zweite was sie hörte war, wie jemand ihren Namen rief. Sie spürte eine Hand, die sie vorsichtig und doch bestimmt an der Schulter fasste. Wieder war ein Schrei zu hören. Einen Augenblick später realisierte sie, dass der Schrei von ihr kam. Und das Miyako sie hielt und auf sie einsprach. Erschrocken riss Maron ihre Augen auf. Ihr Blick war tränenverschleiert, dennoch schaute sie sich orientierungslos um. Sie sah Miyako und Natsuki vor sich knien. Im nächsten Moment kamen auch die Erinnerungen wieder. Oh fuck!, ging es ihr durch den Kopf, als sie sich schnell aufsetzte und sich die Tränen mit der Hand wegwischte. Dennoch liefen sie unkontrolliert weiter. „Maron“, hörte sie Miyako sanft sagen. „Ich habe Chiaki mit deinem Handy angerufen. Er ist unterwegs“, flüsterte Natsuki. Maron schüttelte innerlich fluchend den Kopf. Die Tränen wollten nicht aufhören. Sie merkte erst jetzt, dass sie am ganzen Leib zitterte. „Bist du okay?“, fragte Miyako besorgt. Sie ließ ihre zitternde Hand sinken und sah ihr in die Augen, schluchzte und schniefte. „Mir gehts gut“, wisperte sie heiser. „Du hast geschrien...“ „M-Mir geht’s gut...“ „Du weinst…“ „…Mir geht es gut…“ „Nein, dir geht’s nicht gut.“ Damit rutschte Miyako zu ihr heran und umarmte sie, strich ihr fürsorglich über den Rücken. Maron lehnte ihren Kopf an ihre Schulter an, schluchzte und weinte noch mehr. Sie spürte, wie Natsuki ihr sachte über den Kopf strich. „Was war den passiert?”, fragte Miyako nach einer Weile, nachdem Maron sich etwas beruhigt hatte. Sie hatte ihren Blick nach unten gerichtet. „B-Bin eingeschlafen...“, murmelte sie kaum hörbar. „...Ich versteh nicht-“ „Hatte einen Albtraum.“ „Oh...“, hörte sie Miyako sagen, „Aber es war nur ein Traum. Kommt bestimmt nicht wie-“ „Die kommen wieder.“ „Versuch dich trotzdem nochmal schlafen zu le-“ „Nein, nein, nein, nein“, unterbrach Maron sie kopfschüttelnd. „Ich kann nicht schlafen. Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht... Nicht ohne Chiaki.“ „Was-“ Ehe Miyako fragen konnte, sprudelte alles aus Maron heraus. Alles. Sie erzählte ihnen von ihrem ersten richtigen Treffen mit Chiaki. Wie sie sich jede Nacht draußen bei den Picknickbänken im Park getroffen hatten. Von ihren Albträumen. Von seinen Albträumen. Bis hin zu dem Punkt, wo sie beide zum ersten Mal zusammen durchschliefen, sowie von ihrer Routine der letzten Monate. Sprachlos hörten die beiden ihr zu. Als sie zu Ende gesprochen hatte und zu ihnen aufsah, blickte Miyako sie mit großen Augen und halboffenen Mund an. „Gott... wieso hast du mir nichts gesagt?“ „Hättest du genauso ruhig reagiert, wie jetzt, wenn ich dir von Anfang an gesagt hätte, dass ich mich jede Nacht zu den Nachbarn rüber schleiche?“ Maron zog eine Augenbraue hoch. Miyako biss sich auf die Lippen. „Nein, aber... das hört sich schlimm an. Nicht schlafen zu können...“ „Deshalb brauchen Chiaki und ich einander...“, sagte Maron und schaute sie ernst an. „Versprich mir bitte, dass du unseren Eltern nichts sagst“, bat sie Miyako fast flehend. Diese schien für einige Momente mit sich selbst zu hadern, ehe sich schließlich nickte. „Ich verspreche es.“ Währenddessen schenkte Natsuki ihnen ein müdes, verständnisvolles Lächeln. „Ich habe auch Erfahrungen mit Albträumen... Von daher kann ich dich verstehen“, sagte sie, zu Maron’s Überraschung. Im nächsten Moment klingelte es an der Tür, wodurch alle drei etwas zusammenzuckten. „Das sind die Jungs.“ Natsuki stand auf und verließ für einen Moment das Wohnzimmer. Währenddessen standen Maron und Miyako von der Matratze auf. Keinen Augenblick später kam Chiaki rein und Maron fand sich in seinen Armen wieder. Gerade als sie was sagen wollte, fiel er ihr ins Wort: „Wag es ja nicht, dich zu entschuldigen.“ Daraufhin kicherte sie leise in seiner Brust, konnte es sich nicht verkneifen und umarmte ihn noch fester. „Ich habe ihnen alles gesagt“, wisperte sie ihm kaum hörbar ins Ohr zu. „Alles?“, fragte er leise zurück. Sie nickte. „Alles alles.“ Für einen Moment zog sie ihn in eine hintere Ecke des Zimmers und erzählte ihm schnell und leise, wie sie auch letztens den Mädels alles ausgeplaudert hatte. „Entschuldige…“, schniefte sie schuldbewusst. Er seufzte. „Schon okay.“ Sie spürte, wie er ihr einen kleinen Kuss auf den Kopf drückte. Natsuki kehrte mit Shinji und Yamato wieder ins Wohnzimmer zurück und Momente später saßen alle auf der Matratze, hatten es sich gemütlich gemacht. Die Mädels waren alle an ihren Freunden angekuschelt. Chiaki hatte seine Arme weiterhin um Maron gelegt, während sie vor ihm saß und ihren Rücken an seine Brust angelehnt hatte. „Was meintest du vorhin mit ‚Ich habe auch Erfahrungen mit Albträumen‘?“, fragte sie an Natsuki gerichtet, war immer noch sichtlich verwundert über die Aussage. Natsuki tauschte mit Shinji einen vielsagenden Blick aus, ehe sie tief ein- und ausatmete. „Vor vier Jahren, während wir in der Mittelstufe waren und bevor ich mit Shinji zusammenkam, hatte ich mal einen Freund aus der Oberstufe. Ich war vierzehn und er war siebzehn.“ „Ich erinnere mich“, kam es von Miyako. „Das war aber doch nur für ein paar Monate, oder?“ „Zwei Monate“, bestätigte Natsuki ohne Emotionen, den Blick leicht gesenkt. „Zwei unerträgliche Monate“, kommentierte Shinji. „Reinste Folter.“ Maron schmunzelte etwas. Sie vermutete, dass seine Gefühle für Natsuki für eine Zeit lang unerwidert waren. Natsuki seufzte. „Long story short. Ich war mit ihm und seinen Freunden auf einem Festival. Die hatten sich irgendwie Alkohol ergattert und waren am Ende auch ziemlich betrunken. Es ging bis spät in die Nacht, aber ich wollte schon nach Hause. Auf dem Weg hatte er mich plötzlich in eine Gasse gezerrt und... mich bedrängt und... naja.“ „Oh Gott.“ Maron stieß fassungslos Luft aus. Chiaki und Yamato blickten sichtlich bestürzt und geschockt drein. Miyako hatte Tränen in den Augen. „Hat er dich...?“ Natsuki schüttelte ihren Kopf. „Er hatte es vor, aber-“ Sie schenkte Shinji ein kleines Lächeln. „Shinji kam dazwischen. War in der Nähe, hatte meine Schreie gehört und ihm kräftig eine verpasst.“ „Mehr als nur einmal“, merkte er an, die Stimme kühl und hart. „Wir hatten Anzeige erstattet“, erzählte sie weiter. „Offensichtlich war es dann auch aus gewesen.“ „Gott…“, entkam es Miyako fassungslos. „Wieso hast du mir nie was davon gesagt? Und wieso haben meine Freundinnen überhaupt dauernd Geheimnisse vor mir?!“ „Sorry...“, murmelten Natsuki und Maron wie aus einem Mund und warfen ihr entschuldigende Blicke zu. „Auf jeden Fall hatten mich für Wochen, Monate Albträume geplagt. Ich wachte verheult auf und hatte einfach nur Angst.“, sprach Natsuki mit monotoner Stimme weiter. „Jede Nacht hatte ich Shinji angerufen und er hatte solange mit mir telefoniert bis ich wieder eingeschlafen bin.“ „Zumindest kannst du danach wieder schlafen“, merkte Maron tonlos an. Natsuki blickte zu ihr und Chiaki auf. „Ja“, nickte sie, „Irgendwann hörte es auch auf. Aber ich wollte euch nur wissen lassen, dass ich euch verstehen kann.“ Sie schenkte ihnen ein verständnisvolles Lächeln. „Wenn auch nicht im selben Ausmaß wie ihr.“ Maron nickte, während Chiaki still seufzte.   Für einige Momente war es still im Zimmer. Man sah allen an, dass sie müde waren, aber keine wollte Anstalten machen schlafen zu gehen. „Und?“, durchbrach Yamato das Schweigen. „Was hattet ihr Mädels so gemacht?“ „Ehmm… gegessen, gequatscht, Film geschaut“, zählte Miyako mit einer Hand auf, „Oh - und ‚Würdest du lieber‘ gespielt.“ „Klingt cool. Lust auf ein Spielchen?“, fragte er in die Gruppe. Ohne große Einwände stimmten die anderen zu. Natsuki schaltete die App an und las die erste Frage: „Würdest du lieber einen Arm oder ein Bein verlieren?“ Sofort kam von den meisten die Antwort „Arm“. „Schätze mal, keiner hat Lust auf Krücken oder Rollstuhl“, sagte Shinji, nahm sich das Handy und las die nächste Frage: „Würdest du lieber in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen wollen?“ Hier teilten sich die Meinungen bei der Hälfte. Maron las als nächstes vor: „Würdest du lieber wissen wollen, wann du stirbst oder wie du stirbst?“ „Hmmmm“, ging es kollektiv durch die Runde. „Ach du Schande“, sagte Miyako, „Definitiv nicht wann.“ „Aber was ist, wenn ich herausfinde, dass ich vom Auto überfahren werde?“, kam es von Yamato, „Dann bin ich für den Rest meines Lebens ein nervöses, paranoides Wrack, wenn ich jedes Mal raus gehe.“ „Es sei denn, du stirbst friedlich im Schlaf“, entgegnete Shinji, „Wenn das mein Schicksal ist, hätt’ ich nichts dagegen es zu wissen. Ich nehm‘ wie.“ Miyako und Natsuki sagten wie. Yamato und Chiaki entschieden sich für wann. „Ich bin für wann“, sagte Maron, „Da kann ich mich auf den Tag X einstellen und würde die Zeit mit den Menschen, die ich liebe, bestmöglich genießen wollen.“ „Das hast du schön gesagt“, grinste Chiaki sie schief an, worauf sie verlegen rot anlief. Für einige Zeit lief das Spiel so weiter. Teilweise waren die Fragen ziemlich lächerlich und es wurden humorvolle Diskussionen über die Entscheidungsmöglichkeiten geführt, die die Stimmung aufheiterten. Irgendwann wechselten die sechs zu einem Kartenspiel um. Maron hatte seit langem nicht mehr so viel Spaß unter Freunden gehabt. Sie blickte von ihren Karten zu Chiaki rüber -sah wie er mit Natsuki über etwas lachte- und lächelte. Freute sich, dass er es ebenfalls genoss. Ehe alle sich versahen war es morgen und der Tag brach langsam an.   --------------------------------- Wie sehen eure Antworten in „Würdest du lieber“ aus? 😊   Meine Antworten: Million - ich Wahrheit jmd, de ich liebe Arm Zukunft Sterben - Wann Liebe Grüße, bleibt gesund und ein schönes Wochenende! mairio Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)