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Insomnia

"You can't fix me."
von

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FORTY-FOUR

FORTY-FOUR

 

Chiaki runzelte die Stirn, starrte mit verengten Augen konzentriert auf seine Schulunterlagen. Gerade lag er auf dem Bett und versuchte Geschichtsaufgaben zu machen, die daraus bestanden Fragen über Jeanne d’Arc und dem Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England zu beantworten. Morgen würde auch ein kleiner Test darüber stattfinden.

Es war verdammt spät. Oder früh. Nicht, dass es von Bedeutung war.

Wann wurde Jeanne d’Arc festgenommen und zum Scheiterhaufen verurteilt?

Alle möglichen Jahreszahlen schwirrten in seinem Kopf, aber er hatte keine Ahnung.

Theoretisch könnte er das nachschlagen, aber da dies zur Übung für den morgigen Test gelten soll, zwang er sich bestmöglich ohne Hilfsmittel auszukommen.

Genervt schrieb er sich irgendwelche Daten auf, riet auf gut Glück und machte mit der nächsten Frage weiter.

Ein Kichern war über seiner Schulter neben seinem Bett zu vernehmen, worauf er entnervt mit den Augen rollte.

„Das ist nicht richtig“, grübelte Maron leise, während sie auf seine Antwort auf dem Papier starrte.

Er zog eine Augenbraue hoch und drehte seinen Kopf, um sie besser zu sehen.

„Würden Sie mich bitte erleuchten, Miss Besserwisserin?“, fragte er neckend.

Für die meiste Zeit sprach er mit ihr in einem neckenden Ton. Allerdings ging sie ihm insgeheim die letzten zwei Stunden seltsamerweise mächtig auf die Nerven.

Sie schürzte für einige Augenblicke nachdenklich ihre vollen Lippen, bevor sie seufze.

„Ich kann mich nicht an die Daten erinnern... ich denke nur, dass deine Antwort nicht richtig ist“, sagte sie achselzuckend und trat von seinem Bett weg, um zum Sofa zu gehen.

Chiaki seufzte scharf, wollte über ihre mangelnde Hilfsbereitschaft eine Bemerkung machen, als seine Augen jedoch unwillkürlich auf ihre langen Beine fielen.

Während sie achtsam über sein schmutziges Durcheinander auf dem Zimmerboden trat, schaute er gebannt zu, wie der Rock ihres roten Kleides bei jedem Schritt geschmeidig hin und her schwang.

Chiaki schüttelte seinen Kopf, versuchte sich aufs Lernen zu konzentrieren.

„Wie sagtest du, kamst du nochmal hier rein?“, murmelte er abgelenkt, während seine Augen über die Passagen seines Geschichtsbuches flogen. Er versuchte, den Drang zu unterdrücken, aufzustehen und die schmutzigen Sachen vom Boden zu entfernen.

Maron’s sanftes Kichern hallte in seinen Ohren wider.

„Gar nicht“, antwortete sie ihm einfach. Dass sie seine Frage auswich, frustrierte ihn, aber er ließ es gut sein. Sein Mädchen leistete ihm schließlich Gesellschaft – da konnte er nicht angepisst auf sie sein.

Auch wenn ihr plötzlicher Besuch ziemlich überraschend kam.

Chiaki kam von der Küche wieder, hatte sich einen Energy Drink geholt und wollte sein leeres Handy aufladen gehen, als er sie plötzlich in seinem Zimmer vorfand.

So wunderschön und sexy in Rot. Und das Lächeln, welches sie ihm zur Begrüßung schenkte.

Die Sehnsucht nach ihr war so groß, Chiaki wollte auf sie zugehen, umarmen und küssen… doch Maron hielt stoppend ihre Hände vor sich hoch, ehe er ein Haar von ihr berühren konnte.

Er war sichtlich verwirrt und enttäuscht, aber sie versicherte ihm, dass nichts sei und sie nur Abstand bräuchte. Was ungewöhnlich war, aber er respektierte ihren Wunsch. Gab ihr den Abstand, den sie wollte. Zumindest für heute Nacht.

Für eine Weile versuchte er weitere Übungsfragen zu beantworten, aber von Mal zu Mal steigerte sich die Gewissheit, dass er den Test durchfallen würde. Was ihn noch mehr nervte.

Maron seufzte laut vom Sofa aus, gewann dadurch seine Aufmerksamkeit. Chiaki blickte zu ihr rüber.

„Mir ist langweilig“, sagte sie, klang sichtlich gelangweilt und zwirbelte eine lockige Strähne ihrer glänzenden, braunen Haare um ihren Finger.

Sie hatte dasselbe rote Kleid vom Valentinstag an und Chiaki war sich sicher, dass sie es nur anhatte, um ihn abzulenken. Und er würde sich selbst belügen, wenn er behaupten würde, dass es nicht funktionierte.

Ihre Haare waren zur Hälfte hochgesteckt und die Kette, die er ihr geschenkt hatte, hing ihr über der Brust.

Chiaki versuchte seinen Blick von Maron abzuwenden – wollte sie nicht wie ein hirnloser Volldepp angaffen. Was mäßig gelang.

Frustriert und genervt fuhr er sich über das Gesicht. Ihr war langweilig. Und er hatte eigentlich keine Lust mehr auf Lernen.

Sie könnten Besseres tun.

„Weißt du, Maron“, setzte er an, schielte zu ihr rüber, „Wir könnten jederzeit ein Nickerchen machen, oder so.“

Maron blickte ihn an und ließ ihre Locke fallen.

„Besser nicht. Sonst haben wir noch mehr Probleme, als wir schon haben“, sagte sie seufzend, ihre Augen blickten auf ihr Schoß herunter.

Chiaki seufzte ebenfalls schwer. „Du hast Recht“, sagte er, „Außerdem sollte ich wohl die Zeit noch dafür ausnutzen“, fügte er hinzu, deutete auf seine Unterlagen und setzte sein

schiefes Lächeln auf. Sie blickte durch ihre dichten, langen Wimpern hindurch und ihre roten Lippen kräuselten sich süß. Das schiefe Lächeln, welches sie ihm schenkte, galt nur ihm allein.

Und er würde alles für dieses Lächeln machen.

Überhaupt würde er alles für sein Mädchen machen. Ein Grund, weshalb er immer noch hier in diesem Haus ist und blieb.

 

Gerade war es fast so, wie zu alten Zeiten. Er auf seinem Bett, sie auf seinem Sofa.

Chiaki versuchte seine Augen auf seine Unterlagen zu fixieren.

Denn das Erste, was ihm in den Sinn kam als er Maron sah, war... Schlaf.

Es war Mitternacht und er verband sie direkt mit Schlaf. Und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass er sie benutzen wolle. Nicht nur für den Schlaf, aber auch die Ablenkung, die Liebe und Zuneigung, die sie mit sich brachte.

Was ihm direkt ein schlechtes Gewissen bereitete. Er wollte sie nicht für all diese Dinge ausnutzen. Und da sie sowieso nicht von ihm angefasst werden wollte, beruhte er sich daher auf Abstand. Er war froh drum, dass sein Mädchen überhaupt da war, dass er sie hatte und sie bei ihm war.

Auf einmal war ein leises, melodisches Summen von ihr zu hören. Chiaki drehte seinen Kopf.

Er sah, wie Maron ihre Hände zu ihren Haaren hochbrachte und zwei kleine Haarspangen entfernte. Ihre Haare fielen nun komplett frei herunter.

Mit einem befreiten Seufzen kämmte sie sich mit den Fingern durch die Haare, die in wilden Wellen ihr schönes Gesicht umspielten.

Diese Geste hatte nahezu zu was Verführerisches an sich, was ihn sichtlich faszinierte. Fast bekam er nicht mit, wie Maron die Spangen mit einem gleichgültigen Gesichtsausdruck auf den Boden fallen ließ.

„Dieses Zimmer hatte auch mal bessere Tage gehabt“, kommentierte sie mit Bedauern in der Stimme, während sie sich entspannt auf dem Sofa zurücklehnte.

Chiaki blickte zu seinen Papieren. „Ich... hatte keinen Besuch erwartet“, erwiderte er etwas verlegen. Ihm war bewusst, dass es hier aussah wie in einem Saustall. Kein Grund, dass noch unter die Nase zu reiben.

„Ich könnte für dich aufräume-“

„Nein!“ Er räusperte sich, strich sich beschämt durch die Haare, ohne ihren Blick zu erwidern. „Sorry... uhm, nein, danke.“ Sein Mädchen hatte schon genug für ihn getan. Da fehlte es noch, dass sie für ihn sein Zimmer aufräumte.

Seufzend verstummte sie und er versuchte sich wieder zu konzentrieren.

Konzentration!

Hundertjähriger Krieg...Frankreich gegen England.... König Karl VII...Jeanne d’Arc...

Ach, Shit... Frustriert stöhnte er auf.

Ein amüsiertes Kichern war zu hören. Chiaki sah zu Maron rüber, die mit Belustigung und leichter Überlegenheit ihn angrinste.

„Da du über den Hundertjährigen Krieg so gut vorbereitet bist-“, fing er an zu sagen, zog eine Augenbraue hoch, „Dann könntest du doch für zwei schreiben, oder?“, fragte er schief grinsend.

Sie schnaubte. „Ich helfe dir nicht beim Spicken“, schüttelte sie den Kopf, faltetet ein Bein unter dem anderem zusammen.

Schmollend blickte Chiaki sie an, war gleichzeitig fasziniert von ihren Augen.

Sie sahen erholt aus. Keine dunklen Ringe waren zu sehen. Er fragte sich, ob sie vorher geschlafen hatte, als ihr Kichern seine Gedankengänge unterbrach.

„Tja. Pech, Nagoya“, grinste sie ihn frech an, ein Ellenbogen an der Sofalehne hinter sich abgestützt. „Das kommt davon, wenn man sich so viel ablenkt“, lächelte sie nahezu verführerisch, zwinkerte ihm zu.

Chiaki lächelte sie mit einem schmalen Lächeln leicht irritiert an, als sie ihn ‚Nagoya‘ nannte. Das war ziemlich untypisch von ihr. Aber anstatt sich noch mehr Gedanken darüber zu machen, widmete er sich wieder seinem Lehrbuch.

„Das merke ich mir fürs nächste Mal, wenn du wieder in Mathe meine Hilfe willst“, entgegnete er mit einem Grinsen und sah, wie sie schwer mit den Augen rollte.

Für einige Momente blätterte Chiaki durch sein Buch, versuchte die gelesen Infos im Kopf zu behalten und schielte wieder zu Maron rüber.

„Apropos Ablenkungen“, setzte er mit tiefer Stimme an, „Dein Kleid bringt Erinnerungen hoch, die seeehr ablenkend sind“, grinste er sie verschmitzt an.

Ihre braunen Augen, die in seine blickten, verdunkelten sich und sie richtete sich wortlos auf dem Sofa gerade. Ihre langen Wimpern warfen Schatten auf ihre zarten Wangenknochen. Und ihre roten Lippen formten sich zu einem verruchten Grinsen, welches seine Hormone verrücktspielen ließ.

Sie sah so... anders aus. So frech und herausfordernd...

Seine Augen weiteten sich überrascht, als sie plötzlich aufstand, den Reißverschluss hinter sich runterzog und das Kleid zu Boden rutschen ließ. Seine Kinnlade fiel runter, als er das rote Spitzenset sah, welches sie ebenfalls zu Valentinstag getragen hatte. Und diese Figur!

„Du sagtest, das Kleid lenkt dich ab“, sagte Maron achselzuckend und machte es sich wieder auf dem Sofa gemütlich.

Es auszuziehen macht es nicht besser!!!, wollte er ihr entgegenbringen, aber das Einzige was er zustande brachte, war sie mit offenem Mund verdattert anzustarren.

Das war so unfair.

Sie wusste, dass er sie nicht anfassen durfte, nicht küssen durfte – und nun saß sie in sexy Unterwäsche vor ihm, mit einem hinterhältigen Grinsen auf ihrem wunderschönen Gesicht.

Räuspernd riss Chiaki seinen Blick von ihr los, versuchte seine Hormone wieder in den Griff zu bekommen.

Mit Mühe versuchte er das letzte bisschen Konzentration noch zusammenzutragen, aber mittlerweile war er sich sicher, dass er diesen Test durchfallen wird.

 

Er war sich nicht sicher wann Maron am nächsten Morgen gegangen war.

Für einige Momente war er ins Bad gegangen und als er zurückkehrte, war sie einfach verschwunden – und die Morgensonne brach durch seine Fenster hindurch.

Irritiert strich Chiaki sich eine Hand durchs Haar, sah zu Boden und überlegte ob er das Chaos beseitigen sollte. Für den Fall, dass sie heute Nacht wiederkommen würde… Er beschloss sich das bis nach Hause noch zu überlegen.

Er machte sich für die Schule fertig, nahm vorsichtshalber noch eine Tablette und war aus dem Haus, bevor Kaiki ihm auch nur einen Blick zuwerfen konnte. Seit seinem Geburtstag hatte er wieder aufgehört, mit ihm zu reden.

Mag eventuell kindisch sein, aber er hatte genug von dessen Spielchen.

Wie sonst auch, holte Chiaki Yamato ab, der ihn über irgendeinen neuen Film zuquatschte. Chiaki hörte nur mit halbem Ohre zu. Zum einen musste er sich auf die Straße konzentrieren, zum anderen ließ ihn der gestrige Anblick von seinem Mädchen nicht los.

Auf dem Schulparkplatz angekommen, fragte er sich, ob sie immer noch Abstand und nicht von ihm angefasst werden wollte.

Glücklicherweise kam Maron direkt auf ihn zu, als sie ausstieg – wie jeden Morgen.

Er runzelte leicht die Stirn, als er bemerkte, dass sie anders aussah als vor wenigen Stunden.

Nicht so erholt.

Ihr Gesicht war blasser, die Augen wiesen dunkle Schatten auf. Sie sah genauso müde aus, wie die letzten Tage auch.

Maron umarmte ihn lächelnd, was automatisch ihm ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Er schlang seine Arme um ihre Taille und vergrub sein Gesicht in ihre Haare.

Obwohl er den nächtlichen Besuch genossen hatte, war es dennoch unerträglich gewesen sie nicht berühren zu können.

Er lächelte erleichtert, während sie ihn losließ.

„Wozu hast du ein Handy, wenn du es nicht benutzt?“, fragte Maron mit einer Spur von Sarkasmus in der Stimme und kicherte etwas. Chiaki zog eine Augenbraue hoch. Hatte sie sich bei ihm gemeldet, nachdem sie zu Hause angekommen war?

„Sorry“, lächelte er sie entschuldigend an, „Liegt ohne Akku noch auf dem Nachttisch.“ Dank ihrem Spontanbesuch hatte er komplett vergessen es aufzuladen. „War bei dir heute Morgen alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, betete darum, dass sie von ihrem Vater nicht erwischt wurde. Das wäre das Letzte, was sie noch brauchten.

Maron schürzte ihre Lippen und neigte leicht den Kopf.

„Ja“, antwortete sie ihm mit einem gleichgültigen Schulterzucken. Erleichtert atmete er aus.

Sie brauchte keinen Abstand mehr und sie wurde nicht erwischt.

Perfekt.

Breit lächelnd nahm Chiaki ihre Hand und ging mit ihr in die Klasse. Ihre trägen Schritte beunruhigten ihn. So schlecht erschien sie ihm letzte Nacht nicht…

Kopfschüttelnd warf er dieses Gefühl beiseite.

Die ersten Stunden bis zur Mittagspause vergingen und wie erwartet, hatte er den Geschichtstest verhauen. Scheiß drauf.

Zusammen mit Maron ging er mit ihr in den Hof raus, zu ihrem gemeinsamen Platz hinter der Schule. Sie verbachten die Pause seit dem einen Tag öfters dort, genossen die Ruhe. Ab und an gesellten die beiden sich auch wieder zu den anderen auf dem Dach dazu, aber größtenteils wollten sie ein bisschen Zweisamkeit haben.

Seufzend setzte Maron sich auf dem Boden und lehnte sich an die Wand hinter ihr an. Sie sah so erschöpft aus.

Chiaki überlegte, ob er sie dazu überreden soll, die Pause zu schlafen. Doch stattdessen setzte er sich nur neben sie hin und nahm die Bentobox, die sie ihm wieder mal gemacht hatte, dankend an.

Sie strich sich eine Hand durchs Haar und ihm entging es nicht, wie stumpf und glanzlos sie heute wirkten im Vergleich zu letzter Nacht.

„Wie fandst du den Test?“, fragte Maron nach einigen Bissen neugierig.

Kauend verdrehte Chiaki seine Augen.

„Als ob du es dir nicht denken könntest.“ Er schloss seine Box, legte es beiseite und rückte näher zu ihr heran.

Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe.

„Du warst ganz schön gemein letzte Nacht“, flüsterte er mit tiefer, rauer Stimme, lächelte und nahm sachte ihr Kinn, drehte ihren Kopf zu sich. Maron blinzelte ihn leicht amüsiert an, runzelte die Stirn.

„Was meinst-“, fragte sie fast kichernd, aber er unterbrach sie indem er seine Lippen auf ihre legte und sein Mädchen innig küsste. Überrascht und dennoch liebevoll erwiderte sie den Kuss.

Gestern noch so frech und selbstbewusst… und heute so schüchtern und zurückhaltend, dachte er sich belustigt, während er eine Hand ihr auf die Wange legte und den Kuss vertiefte. Sein Arm um ihre Schultern rutschte zu ihrer Taille herunter und ihre Zungen kamen seufzend miteinander in Berührung. Zufrieden grinsend lächelte er gegen ihre Lippen, als er ihre Hände auf seinem Nacken spürte.



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