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Insomnia

"You can't fix me."
von

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SIXTY [Final]

SIXTY [Final]

 

Mit einem schläfrigen Seufzen drehte Maron sich im Bett um, kuschelte sich müde ins Kissen ein. Ein Geräusch war zu hören, welches sie aus ihrem Schlummer riss. Es klang wie ein Weinen. Oder ein Quengeln?

Träge öffnete sie ihre Augen, blinzelte gegen das Sonnenlicht. Ihre Sicht klärte sich und ihr Blick fiel zuerst auf den wunderschönen, funkelnden Ring an ihrem Ringfinger.

Es zauberte ihr automatisch ein Lächeln aufs Gesicht.

Plötzlich hörte sie Chiaki’s Stimme, welches sich mit diesem Quengeln aus der Ferne vermischte.

„Maron.“

Sie setzte sich auf, als im selben Moment Chiaki reinkam, mit einem weißen Bündel im Arm, aus dem die Geräusche kamen. Es bewegte sich und ein kleiner Arm tauchte auf, welches sich nach ihr ausstreckte.

Maron hob ihren Arm, reichte nach der kleinen Hand.

Sie hörte, wie Chiaki wieder ihren Namen sagte.

Irritiert runzelte sie die Stirn.

 

„Maron.“

Überrascht schreckte Maron auf, fand sich im Auto auf dem Beifahrersitz wieder. Etwas verwirrt blinzelte sie, kniff sich die Augen zusammen und rief sich ihre Erinnerungen wieder zusammen.

Sie war mit Chiaki im Auto unterwegs gewesen und musste eingeschlafen sein.

Es war nur ein Traum. Aber ein schöner Traum...

Ein kleines, verträumtes Lächeln bildete sich um ihre Lippen, als Maron daran zurückdachte und sie strich sich unbewusst über den nackten Ringfinger.

„Na, du Schlafmütze“, grinste Chiaki sie von der Fahrerseite amüsiert an. Keiko bellte hinten aufgeregt in seiner Transportbox.

Seufzend rollte Maron mit den Augen. „Sind wir schon da?“

„Gerade angekommen“, sagte Chiaki und stieg aus, war keinen Augenblick später bei ihr und öffnete ihre Beifahrertür.

Maron blickte sich beim Aussteigen um. Yokohama erinnerte sie an Osaka. Modern, groß und viele Wolkenkratzer. Sie konnte sich gar nicht mehr vorstellen in solch riesigen Großstädten zu leben. Zu sehr hatte sie sich an die kleineren Größen, wie Momokuri oder Inaba, gewöhnt.

Chiaki hatte inzwischen ihre Koffer rausgeholt und checkte schon mal ins Hotel ein, während Maron sich um Keiko kümmerte. Zum Glück war das ein hundefreundliches Hotel.

Gerade haben sie Semesterferien und die verbrachten die beiden damit durchs Land zu fahren. Ähnlich wie bei einem Roadtrip.

Einige Städte und Orte hatten sie schon hinter sich, wie Kyoto oder Mount Fuji.

Osaka hatten sie auch schon besucht und Maron hatte ihrem Freund ihre alte Heimat gezeigt. Waren sogar zusammen auf dem Friedhof ihre Mutter besuchen.

Jetzt waren sie in seiner alten Heimat zu Besuch. Maron war gespannt darauf die Stadt zu erkunden.
 

***

Nachdem das Paar ihre Sachen im Zimmer abgelegt hatte, gingen sie auch direkt wieder raus, damit Chiaki seinem Mädchen den Ort zeigen konnte, wo er aufgewachsen war.

Typische Sehenswürdigkeiten wurden sich angeschaut und er zeigte ihr hier und da ein paar Orte, die zu seinem alten Leben gehörten.

Eigentlich gab es davon auch nicht viel zu zeigen, da er nicht so lange hier gelebt hatte.

Seinen alten Kindergarten. Seine alte Grundschule. Den Park, zu denen er immer gerne spielen gegangen war... Alles nichts Spektakuläres, aber Maron schien von allem verzückt und begeistert zu sein. Was ihn wiederrum amüsierte.

Einen bestimmten Ort wollte -beziehungsweise musste- er mit ihr besuchen.

Dafür gingen sie vorher noch in ein Blumengeschäft, kauften einen kleinen Strauß.

Anschließend zeigte Chiaki ihr den Weg zum Friedhof. Keiko hatten sie an der Leine, der brav neben ihnen herlief. Immer mal blieb Maron kurz stehen und strich ihm über den Kopf, sagte ihm, wie artig er sei und dass er sich gut benahm.

Vor dem Friedhof blieb Chiaki für einige Momente stehen, schluckte schwer.

Es war das erste Mal, seit er seine Mutter vor über einem Jahr verlassen hatte, dass er wieder in der Stadt war. Genauso wie es das erste Mal war, dass er sie -ihr Grab- besuchte.

Seine Hand um die Blumen verkrampften sich vor Anspannung.

Plötzlich spürte er, wie Maron seine freie Hand nahm und mit dem Daumen sachte über seinen Handrücken strich.

„Bereit?“, fragte sie sanft. Chiaki nahm tief Luft und nickte.

Gemeinsam liefen sie durch den Friedhof.

Vor dem Grab blieben sie schließlich stehen und Chiaki spürte, wie alles in ihm sich zusammenzog. Maron nahm ihm die Blumen ab und sah mit einem ruhigen Blick ihm dabei zu, wie er Blätter vom Grab entfernte.

„Hallo, Ms. Nagoya“, sagte Maron, hockte sich runter und legte die Blumen ab. „Ich bin Maron...und das ist Keiko“, sprach sie weiter, strich Keiko über den Kopf, der sich neben sie gesetzt hatte.

Chiaki stand auf der anderen Seite neben ihr, die Hände unbeholfen in die Jackentaschen gesteckt. Ein klein wenig musste er sich ein Schmunzeln verkneifen.

Als sie vor ein paar Wochen das Grab ihrer Mutter in Osaka besucht hatten, war Chiaki überzeugt davon gewesen, dass sie ein Zelt hätten mitnehmen sollen. Oder zumindest Klappstühle.

Ununterbrochen hatte Maron mit dem Grabstein geredet und wunderte sich auch noch laut, wo seine Manieren waren, als er sich nicht vorgestellt hatte.

„Chiaki hat mir so viel von Ihnen erzählt. Ich habe...viel Gutes über Sie gehört.“

Chiaki rollte mit den Augen. Maron strich sich ihre Haare nach hinten und warf ihm einen strengen Blick zu. „Sag Hallo“, sagte sie ihm stumm.

Erneut rollte er mit den Augen.

„Uhm, Hi“, sagte er, zog es vor, einfach nur zu stehen und ein paar ruhige Momente zu verbringen, in der er seinen Respekt zollte.

Schulterzuckend plauderte Maron weiter: „Wir leben jetzt in Inaba, haben eine eigene Wohnung. Die meisten Studenten leben in Studentenwohnheimen, aber das stand für uns nicht in Frage.“ Sie hielt hier inne und schaute zu ihm hoch, als würde er übernehmen wollen, aber Chiaki gab ihr mit einem Nicken nur zu verstehen, dass sie weiterreden soll.

„Die Uni läuft gut. Sie sollten Chiaki’s Noten sehen. Er ist ziemlich schlau. Und talentiert. Ich mein... wirklich talentiert. Er kann alles aus dem Gedächtnis zeichnen. Einfach nur erstaunlich“, lächelte Maron, „Außerdem wird er ein großartiger Doktor sein. Ich studiere nur Businessmanagement und hoffe eines Tages mein eigenes Geschäft zu leiten. Das wird zwar nicht das Leben von irgendwen verändern, oder so…aber ich bin mir sicher, dass Chiaki das Leben von vielen verändern wird. Ich weiß es. Er hat meins verändert...“ Sie lächelte ihn liebevoll an, setzte sich auf und hakte sich bei ihm ein.

„Willst du nichts sagen?“, fragte Maron ihn in einem sanften, ermutigenden Ton.

Chiaki räusperte sich, spielte nervös mit seinem Claddagh-Ring und schabte unsicher mit den Füßen.

„Es tut mir leid, dass ich dich hier verrotten ließ.“

Maron zog scharf Luft ein und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Chiaki“, mahnte sie zischend.

„Ja, ja, ich weiß“, verdrehte er seine Augen, „Wie auch immer, ich wollte dich besuchen kommen, Blumen vorbeibringen und dir sagen, dass es mir leidtut und dass ich mein Bestes versuchen werde, ein glückliches, erfülltes Leben zu leben. So wie du es dir von mir wünschtest.“ Er warf Maron einen Seitenblick zu. „Und ich wollte, dass du mein Mädchen kennenlernst.“

Diese schenkte ihm das wunderschönste Lächeln und küsste sanft seine Wange.

„Hast du gut gemacht.“

Mit einem erleichterten Gefühl atmete er aus.

Für eine Weile war es still zwischen ihnen und eine kühle, erfrischende Brise wehte vorbei, spielte mit Maron’s wunderschönen Haaren, die in der Sonne hell leuchteten - was ihn etwas ablenkte. Maron lehnte ihren Kopf an seine Schulter an.

„Danke, dass ich sie kennenlernen durfte“, sagte sie.

Chiaki nickte. „Danke, dass du mich dazu überredet hast“, brachte er entgegen.

Das Grab seiner Mutter zu sehen, ließ ihn nicht zusammenbrechen, zu seinem Erstaunen. Es tat zwar irgendwo weh, aber es war ertragbar. Aber er würde sich nicht von dem Schmerz in seinem Inneren dominieren lassen.

Chiaki spürte, wie Maron seine Hand drückte und ihre Finger mit seinen verschränkte.

Er sah zu ihr runter, tauschte mit ihr einen stummen Blick aus und lächelte.

„Lass uns gehen“, sagte er, ehe sie zusammen den Friedhof schließlich verließen.

 

Sie kehrten in ihr Hotelzimmer zurück, schalteten den Fernseher an und legten sich entspannt ins Bett.

Seufzend legte Chiaki seinen Kopf auf Maron’s Kopf ab. Auf ihrer anderen Seite lag Keiko, der schon im Land der Träume zu sein schien.

„Was wollen wir morgen machen?“, hörte Chiaki sein Mädchen fragen.

Er rutschte etwas runter und drückte Maron einen Kuss auf die Lippen. „Was auch immer wir wollen“, antwortete er schief grinsend, schlang seine Arme um sein Mädchen und kuschelte sich an sie. Beschloss ein Nickerchen zu halten, während sie sich ihrem Film anschaute.

Sanft strichen ihre Finger durch seine Haare, gaben ihm das schöne, warme Gefühl von Liebe und Zuneigung. Genüsslich schloss er seine Augen. Ein glückliches, zufriedenes Lächeln haftete auf seinen Lippen.

Er war glücklich und würde wie versprochen ein glückliches Leben führen. Er hatte schließlich eine Familie, die ihn liebte, unersetzbare Freunde und ein wunderschönes Mädchen an seiner Seite.

Wie Midori damals sagte: „Das Leben ist nicht fair.“

Das Leben war für beide nicht fair gewesen, aber so war es nun mal und man muss versuchen das Beste daraus machen. Der Weg dahin war zwar nicht leicht, aber letzten Endes es wert gewesen.

„Schlaf gut“, wisperte Maron ihm sanft zu. Er spürte ihre weichen Lippen auf seine Schläfe.

Leise hörte Chiaki das engelsgleiche Summen von seinem Mädchen, ehe er einige Momente später in den Schlaf driftete.

 

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Ende! 😊

Danke an die, die diese riesige Story gelesen, favorisiert, kommentiert und empfohlen haben! ♥

Danke an die, die zukünftig das Ende hier erreichen :D

Vielleicht liest man sich irgendwo wieder!

 

LG

mairio



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