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Kurzgeschichtensammlung

von

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Freunde für immer

Hier geht es um ein Wolfsrudel und besonders um zwei Wölfinen.

Vor dieser FF ist eigentlich schon das RPG entstanden und ich hab dann zwei Charas aus dem selben Rudel genommen (meinen Chara und Rara-chans Chara) und zu deren Vorgeschichten nen FF geschrieben +.+
 

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Der Findelwelpe
 

Die Mittagssonne stand heiß am Zenit. Seit langem schon hatte kein Regentropfen den Boden mehr berührt. Die Wölfe lagen träge am Sternensee und ruhen sich aus. Sie hatten gerade erst eine Hirschkuh gerissen und waren nun satt.

Linka, die weißbraune Alphawölfin war jedoch unterwegs durch den Wald, zu dem Berg des Kiran, einem alten Einsiedler. Linka war eine sehr abergläubische Wölfin und wollte ihre ungeborenen Kinder besegnen lassen.

Es ist schon lange her, doch einmal hatte sie ihre Welpen nicht besegnet und fast alle waren Totgeburten, bis auf drei. Drei wundervolle Welpen. Ein Heller und ein bräunlicher Rüde und eine weiße Fähe. Doch der helle Rüde war ein Rebell und äußerst aggressiv. Sie wird wohl nie vergessen, wie ihr Sohn damals das Rudel verlassen hatte ...
 

Doch nun war Linka voller Zuversicht, als sie plötzlich ein leises Wimmern hörte. Es klang nach einem Welpen, doch eigentlich war die Zeit noch nicht reif für Welpen, also ging die Wölfin der Sache auf den Grund.

Sie schlich durch den Wald, ohne auch nur eine Maus aufzuschrecken und plötzlich sah sie es.

Eine kleine Fähe lag im Gras, neben einer toten Wölfin. Die Wölfin sah sehr abgemagert aus. Sie war es wohl gewesen die erst vor kurzem dich durch ein Heulen zu erkennen gegeben hatte. Wenn sie gekommen wäre, hätte Linka ihr bestimmt Schutz gewehrt, doch nun war es für sie zu späht.

Doch ihre Tochter lebte.

Die Kleine hatte braunes Fell, welches schon struppig geworden war. Sie drückte sich an ihre tote Mutter und knurrte Linka ängstlich an.

Die Alphawölfin lächelte und beschnupperte die kleine Fähe. "Keine Angst. Ich werde dich schützen. Komm mit mir, mein Name ist Linka." Sagte sie freundlich.

Die kleine Welpin fasste Vertrauen und lies sich von Linka am Nacken nehmen und davon tragen. Sie trug die Kleine zum Einsiedler, um auch sie besegnen zu lassen.
 

Unterwegs machten sie Rast an einem kleinen Bach. Linka ruhte sich aus nachdem sie was getrunken hatte und die Welpin betrachtete traurig und wimmernd die Wolken.

"Du trauerst sicher um deine Mutter. Wie hieß sie? Und wie heißt du meine Kleine?" fragte die Alpha freundlich und hoffte das sie jetzt nicht zu voreilig war.

Doch die braune Welpin war in ihrer Trauer vertieft und antwortete fast automatisch:

"Meine Mami hieß Alina und ich bin Kanya ... Oh Linka, warum tut es so weh?" schluchzte die Welpin und verzog sie in den weichen Pelz der Alpha.

"Das geht vorbei. Du musst trauern um deinen Schmerz zu überwinden. Du musst offen deine Gefühle zeigen und darfst nichts unterdrücken. Und vor allem darfst du nichts vergessen. Vergesse deine Mutter niemals, meine Kleine."

Die Worte der Alpha beruhigten auf eine zauberhafte Weise und Kanya blickte wieder zum Himmel. "Meine Mami hat das auch immer gesagt. Ich darf nie vergessen ... Doch sie hat auch gesagt das man immer jemanden haben muss den man Mutter nennen kann."

"Nun... Es ist eher so das man immer jemanden haben muss den man seine Seele und sein Herz anvertrauen kann, doch wenn du willst, kannst du meine Tochter sein."

"Darf ich denn? Darf ich dich wirklich Mama nennen?" fragte Kanya und wagte es nicht zu hoffen. "Hast du denn auch eine große Familie?" fragte sie gespannt und Linka nickte.

Glücklich leckte die kleine Welpin die Schnauze ihrer neuen Mutter ab und dann machten sich beide wieder auf den Weg zum Berg.
 

Am Berg angekommen, befahl Linka der Welpin sich ruhig zu verhallten und heulte den Ruf des Windes. Kanya hörte gespannt zu und auf einmal kam aus dem Gebüsch ein alter Wolf mit grauem, zotteligem Fell. Er knurrte abfällig und musterte die kleine Fähe.

Die Alpha stellte sich jedoch schützend über sie.

"Ich grüße dich Linka, Alphawölfin des Windrudels. Kommst du um deine Kinder zu besegnen?" meinte der alte Wolf höhnisch und Linka nickte.

"Ja Kiran. Außerdem verlange ich von dir das du auch Kanya besegnest."

Der graue Wolf starrte Kanya in die Augen.

"Sie ist nicht von deinem Rudel. Sie ist kein Windwolf, doch ..." er hielt inne und Linka knurrte, damit er weiter sprach.

"Doch sie hat die gleichen Augen wie die Windwölfe. Sie ist nicht hier geboren, doch es ist ihr Schicksal zu deinem Rudel zu gehören!" rief Kiran und der Wind pfiff ihm um die Schnauze.

"Nun gut. Sie soll den Ruf des Windes mit mir heulen und auch du Linka. Heul ihn mit uns." Meinte der alte Wolf und trabte auf eine Lichtung in der Nähe.

Die Alpha und Kanya folgten ihm. "Du musst jetzt genau das tun, was auch wir machen werden, verstanden?" überzeugte sich die Weißgraue und die kleine Welpin nickte. Sie verstand zwar nicht genau, worum es ging, doch sie war fest entschlossen alles richtig zu machen.
 

Auf der Lichtung angekommen, setzten sich die zwei Wölfe auf einen Felsen und Kanya neben Linka. Dann fing der alte Graue zu singen an. Er heulte Fenrir und Luna an. Er heulte ihre Kinder an und Linka begleitete ihn mir seiner Stimme. Auch Kanya versuchte mitzuheulen, wobei sie einige Töne verfehlte, doch sie sang mit ihrem ganzem Herzen und mit ihrer Seele.

So heulten sie lange. Sehr lange ... Zu lange für die Welpin welche eingeschlafen war.

Und als sie geendet hatten, trottete Kiran gemächlich zu seiner Schutzhöhle zurück.

Doch bevor er von der Lichtung gänzlich verschwand, blickte er noch mal zurück und sah zu Linka. "Pass gut auf deine Welpen auf. Den diese hier und einige andere werden zu den Letzten gehören."

"Was soll das heißen?!" rief die Alpha ihm nach, doch der alte Wolf antwortete nicht mehr.

Natürlich fragte die Wölfin sich, was er damit gemeint hatte, doch sie befasste sich nicht lange damit. Er wird schon seine Gründe haben, dachte sie sich und trottete mit der schlafenden Kanya um Maul zum Rudelplatz zurück.
 

Das Rudel des Windes
 

Ein kühler Wind erfrischte die Morgenluft und die Dämmerung begann einzusetzen, als Linka und Kanya am Rudelplatz ankamen.

Die Wölfe lagen zerstreut auf der ganzen Lichtung, an der Felsenwand am See.

Kanya konnte erkennen das dieses Rudel aus fünf Wölfen bestand. Mit ihrer neuen Mutter und hoffentlich auch ihr selbst waren es wohl Sieben ...

Der größte unter ihnen stand am See und beobachtete die Hirsche auf der anderen Seite des Ufers, welche ohne die Wölfe zu wittern grasten.

Er war schwarz und sehr muskulös. Das musste wohl Linkas Gefährte sein ... und der neue Vater von Kanya.

Die Alphawölfin ging auf ihn zu und begrüßte ihn zärtlich mit der Schnauze.

"Ares. Sie nur. Wir haben Nachwuchs." Wiefte Linka und deutete auf die unsichere, braune Welpin.

Der schwarze Wolf drehte sich um und musterte Kanya. Nach einigen Augenblicken ging er näher zu ihr und beschnupperte sie. Er war ein verständnisvoller, aber wortkarger Wolf.

Er schleckte Kanya ein paar Mal übers Rückenfell. Damit war sie ins Rudel aufgenommen und Ares ging auf seinen Wachposten auf einem erhöhten Felsen, auf welchen er sich hinlegte.

Linka lächelte. Sie liebte ihren Gefährten mit all seinen Seltsamkeiten.

Sie stupste die Welpin freundlich an. "Er mag dich. Aber jetzt komm. Du sollst die anderen kennen lernen."

Kanya nickte, obwohl sie Ares sehr seltsam fand und sich bestimmt die Aufnahme im Rudel so nicht vorgestellt hatte.
 

Zwei Jungwölfe tobten miteinander am Seeufer, wobei einer der beiden ins Wasser fiel, oder besser gesagt eine. Es war eine weiße Fähe, welche nun knurrend aus dem Wasser kam und spielerisch ihren bräunlichen Bruder ins Wasser schmiss.

Beide waren um die 4 Jahre alt, vielleicht jünger oder älter.

Als sie ihre Mutter und die Welpin erblickten, liefen sie sofort auf die beiden zu.

"Mutter! Mutter! Wer ist das?" fragte die weiße und begann Kanya abzuschnuppern und abzuschlecken. Sie rollte die Welpin auf den Bauch und konnte gar nicht genug vom Knuddeln bekommen. Kanya kicherte und lachte und lies das Ganze über sich ergehen, bis der bräunliche Wolf seine Schwester am Schweif wegzog, worauf hin diese nach ihm schnappte. Er konnte jedoch früh genug ausweichen und bleckte die Zähne.

"Lasst das Kinder. Ihr macht der Kleinen noch Angst." Mischte sie Linka lächelnd ein. Sie schob die leicht erschöpfte Welpin vor. "Das ist Kanya. Ich hoffe ihr kümmert euch um sie. Sie ist eine wahre Windwölfin."

"Mein Name ist Shana und der hier ist mein Bruder Mik." meinte die weiße Wölfin fröhlich.
 

Plötzlich kam eine graue Wölfin zu der Gruppe hinzu. Sie war wohl die älteste im Rudel und musterte die kleine Fähe. "Das soll eine Windwölfin sein? Wer hat das gesagt, dein Vater?" knurrte sie Linka an.

"Mutter ... Nein Lora. Ja sie ist eine Windwölfin und nicht nur deshalb, weil Vater auch der Meinung ist. Das sagt mir mein Herz." Antwortete Linka stolz und leckte Kanya über den Kopf.

Kanya verstand nicht, warum es wegen ihr so viel Trara gab, als plötzlich auch noch ein kleiner Wolf mit grauem Fell auftauchte und schweifwedelnd auf die anderen zuhüpfte. "Hallo! Ich bin Shio! Und du ... du bist Kanya!" bellte er und beschnüffelte die Welpin.

Er war ein Jungwolf, gerademal ein Jahr alt.

"Nun. Anscheinend mögen alle die Kleine. Und ich denke das ist ausschlag gebend." Schnaubte die alte Wölfin und ging etwas abseits vom Rest des Rudels.
 

Linka blickte ihr kopfschüttelnd hinterher. Das war nun mal ihre Mutter. Immer miss gelaunt, doch auf ihre Weise liebevoll. Sie leckte Kanya tröstend über den Kopf. "Sie ist immer so. Aber keine Sorge. Sie mag dich auch."

Kanya starrte die alte Wölfin verwirrt an. Sie mich mögen, dachte sie sich und fragte in Gedanken wie es wohl die alte Wölfin gezeigt hat, so das ihre Adoptivmutter das erkannt hatte.

Aber sie wird es sicher lernen. Die Kleine Welpin war sehr zuversichtlich und freute sich das sie ein neues Rudel fand.
 

Neues Leben
 

Ein paar Monate später. Kanya war nun ein halbes Jahr alt und lief mit den anderen um die Wette. Die vier jungen Wölfen rannten mit dem Wind um die Wette und freuten sich, wenn einer unter den Ersten war.

Alle Waren schnell und auch Kanya zeigte das sie eine wahre Windwölfin war.

Nachts heulten sie immer das Lied des Windes und wen mal jemand verloren ging, brauchte er nur zu heulen und man wusste sofort das es ein Windwolf war. Und vor allem natürlich, wo er war, damit man ihn finden konnte.

Der Ruf des Windes war für diese Wölfe sehr wichtig.

Bei ihnen drehte sich fast alles um den Wind, sogar das Tal war das Tal des Windes.

Kanya fühlte sich wohl und natürlich verstand sie sich am besten mit Linka, denn diese war schlisslich ihre Adoptivmutter, doch eines Tages ...
 

Es war ein kühler verregneter Frühlingstag. Die Wölfe lagen alle in der Gemeinschaftshöhle und genossen die Wärme untereinander.

Doch Linka, die Alphawölfin ging plötzlich nach draußen. Alle wussten sofort das es bald so weit war. Denn der Bauch, der Alpha war, immer dicker geworden und ihre Zitzen waren immer weiter angeschwollen. Nun begab sie sich nach draußen. Zu der Geburtshöhle.

Kanya wollte ihr folgen, doch Linka knurrte sie an und schnappte nach ihr.

"Geh zurück zu den anderen!" bellte sie und lief weiter.

"Warum? Du brauchst doch jemanden!" rief Kanya ihr nach und wollte hinterher laufen, doch da plötzlich tauchte Ares auf. Wie ein schwarzer Blitz stand er plötzlich vor ihr und schüttelte den Kopf. "Das muss sie alleine durchstehen. Dabei kannst du ihr nicht helfen." Meinte er trocken und stupste Kanya sanft an.

"Komm. Lass uns zu den anderen gehen!" wiefte er freundlicher und Kanya leckte ihm trostsuchend die Schnauze. Sie war es nicht gewohnt von ihrer Ziehmutter angeknurrt zu werden. Sie war doch immer in ihrer Nähe gewesen.
 

Es dauerte lange und die Nacht setzte schon ein. Der Regen hatte aufgehört und ein leichter Wind blies Kanya um die Schnauze. Sie wusste, bald würde sie nicht mehr die jüngste sein.

Die Wolken lichteten sich und die ersten Sterne leuchteten am Himmel.

Eine Sternschnuppe fiel vom Himmel und die Welpin wünschte sie etwas. Was es war, wusste nur sie selbst...

Als sie so in Gedanken an ihren Wunsch schwelgte, hörte sie auf einmal ein Heulen. Das Heulen der Alphawölfin. Der Ruf des Windes!

Es war so weit! Die Welpen war da!

Wie vom Blitz gestochen lief Kanya so schnell sie konnte zur Geburtshöhle.

Ares war schon zur Geburtshöhle gegangen und hatte die Neugeborenen sicher schon gesehen und normalerweise durfte sonst niemand bis auf den Vater und der Mutter natürlich die Kleinen sehen.

Doch Linka machte für die Halbjährige Welpin eine Ausnahme. Sie durfte rein und die Kleinen beschnuppern.
 

Als Kanya vor der Welpenhöhle stand, kroch Ares gerade heraus. Freundlich leckte er der Welpin über die Schnute und lies sie dann passieren.

So kroch die Braune hinein und entdeckte 3 Fellbündel, welche schmatzend an den Zitzen der Alphawölfin zogen.

"Sie sind so winzig." Flüsterte Kanya. Linka musste lächeln. "Du warst auch mal so winzig." Meinte sie und man konnte die Erschöpfung der Geburt aus ihrer Stimme hören.

"Nein, ich? Als du mich gefunden hast auch?"

"Nein, da warst du schon etwas größer. Hast aber genauso an meinen Zitzen die Milch gesaugt."

Kanya hatte erst vor kurzem angefangen richtiges Fleisch zu sich zu nehmen, welches ihr die älteren Wölfe brachten. Sie vermisste die wohlschmeckende Muttermilch und war traurig das sie nicht mit auf die Jagd durfte.

Selbst Shio, der jüngste Rüde im Rudel durfte schon zu seiner ersten richtigen Jagd. Dabei war er gerade mal ein Jahr alt.

Kanya fand es schade das sie nicht gleich alt mit dem Grauen war.
 

"Haben sie schon Namen?" fragte Kanya um sich abzulenken.

Linka nickte. "Ja. Die beiden Jungen. Das Mädchen hat noch keinen."

"Und wie sind die Namen der Jungen?" fragte die Braune gespannt.

"Der größte, er kam zuerst, heißt Konis. Der Kleine hier wurde als Letzter geboren. Sein Name ist Krümel und das hier ..." die Alpha betrachtete die dunkelbräunliche neugeborene Fähe "Sie hat noch keinen Name, aber sie sieht ihrem Vater am ähnlichsten von allen."

Kanya nickte "Ja. So wie ein Schatten."

Linka lächelte. "Kleine Schatten ... Es klingt seltsam bei einer Fähe, findest du nicht?"

"Ja ... aber ... wie wär's dann mit Kuroi!" rief Kanya etwas laut, besann sich dann sofort wieder und scharrte entschuldigend im Boden.

Linka kicherte. "Du musst dich nicht entschuldigen. Sie können noch nichts hören und auch nichts sehen." Erklärte Linka sanft. "Aber ich denke Schatten wird schon in Ordnung sein."

"Ach so. Das hab ich nicht gewusst. Trotzdem tut mir Leid ... Und ich finde den Namen Schatten auch sehr schön." Flüsterte Kanya und leckte Schatten am Rücken, worauf diese wärmesuchend zu der jungen Fähe hinkroch.

"Ich denke sie mag dich." Flüsterte die Alphawölfin, schob jedoch Kanya schon mal sachte nach draußen.

Die Wölfin verstand und kroch hinaus. Die Welpen und die Mutter brauchten jetzt ihre Ruhe und mussten sich ausruhen, doch bevor sie vollends ging, meinte sie noch etwas mürrisch. "Das sagst du jedes Mal ..."

"Es stimmt aber. Wir lieben jedes unserer Rudelmitglieder. Schlisslich sind wir eine Familie."
 

Kanya war draußen und atmete die frische kühle Luft ein. Die kühle Brise die stets im Tal wehte zwirbelte ihr Fell durcheinander und der Regen setzte wieder ein. Doch die Wölfin war glücklich. Glücklich über die Worte ihrer Mutter und auch darüber das Ares, welcher auf sie gewartet hatte, sie mit seinem stummen Blick freundlich hinwies, mit ihm zum Rudelplatz zu gehen.
 

Schicksalsschlag
 

Ein paar Monate waren nun vergangen seit dem die Welpen des Windrudels geboren wurden.

Kanya war nun etwas älter, aber noch immer nicht ausgewachsen. Die Welpen waren ebenfalls erheblich gewachsen. Sie hatten sich prächtig entwickelt, sagte zumindest Linka immer.

Schatten und Krümel waren die Energiebündel, wobei Krümel etwas vernünftiger als seine Schwester war. Nun tja, wenn es ihm denn mal in den Sinn kam, überhaupt mal vernünftig zu sein.

Konis dagegen war sehr ängstlich und schreckte zusammen, wenn der Wind auch nur ein Blatt vom Baum fegte.

Die Großen waren auf der Jagd, die alte Wölfin Lora verbrachte viel Zeit bei ihrem Gefährten. Nur Shio und Kanya blieben immer bei den Welpen.
 

Schatten war wieder einmal ausgebüxt. Konis verkroch sie in der Welpenhöhle und Krümel machte Shio das Leben schwer. Das heißt, er versuchte dem jungem Rüden den Schweif abzubeißen. Shio lies alles geduldig über sich ergehen. Kanya mochte ihn deshalb sehr. Er war verspielt, freundlich, geduldig und sehr liebenswürdig. Apropos, was machte Kanya eigentlich? Nun diese suchte nach Schatten ...
 

Schatten war sicher nicht verloren gegangen, sonst würde sie den Ruf des Windes heulen.

Auch wenn Schatten den Ruf am seltensten von den Welpen gebrauchte, denn alle von Anfang an beigebracht bekommen hatten. Konis jaulte bei jeder bedeutenden und unbedeutenden Gelegenheit, nur damit immer jemand bei ihm war, aber das war jetzt etwas anderes.
 

Kanya folgte der Duftspur, welche sie zu der Kleinen führte. Und da entdeckte die Jungwölfin das verlorene Kind.

Die dunkelbraune Fähe stand in einem Tümpel. Ihr Fell war sicher vollkommen durchnässt, denn sie zitterte. Doch sie stand unbewegt im Wasser und starrte ihr Spiegelbild an.

"Schatten, was machst du da?" fragte Kanya, als sie näher kam.

Die Welpin knurrte, ohne den Blick von ihrem Spiegelbild abzuwenden. "SHADOW! Nenn mich Shadow! Schatten klingt so ... langweilig."

Kanya lachte. "Ja. Dann eben Shadow! Was machst du denn da?" fragte sie und zog Schatten aus dem Wasser.

"Ich hab die andere Wölfin angeschaut. Sie will nicht aus dem Wasser kommen."

Kanya lies Schatten überrascht fallen und begann laut zu lachen.

"Das bist du Shadow! Keine andere Wölfin!"

Die Dunkelbraune sah beleidigt zu Kanya. "Na und?! Es ist auch eine Wölfin!" knurrte sie und lief so schnell sie konnte davon.

"Hey! Bleib stehen!" rief Kanya und lief ihr sofort nach. Sie wollte die Kleine nicht schon wieder aus den Augen verlieren.
 

So etwas passierte oft. Eigentlich hätte Kanya wissen müssen das Schatten in einem Tümpel war. Die kleine Fähe starrte oft ins Wasser. Kanya verstand sie nicht. Obwohl Schatten wusste, das die Wölfin im Wasser sie selbst war, versuchte sie immer mit ihren stummen, auffordernden Blicken ihr Spiegelbild aus dem Wasser zu locken.
 

Natürlich dauerte es nicht lange bis Kanya die Welpin eingeholt hatte, sie konnte schlisslich schon um einiges schneller laufen, dennoch hatte sie immer Schwierigkeiten Schatten zu sehen, oder zu finden. Die Kleine hatte ihren Namen wahrlich verdient.

So auch diesmal ... Kaum hatte Kanya die kleine Welpin eingeholt, schon verschwand diese auch. Wie vom Erdboden verschluckt wurde sie ... oder besser von den Schatten.

"Shadow, komm raus!" rief Kanya etwas besorgt. Sie mochte es nicht, wenn ihr Schützling das machte. Schlisslich war sie für die Dunkelbräunliche verantwortlich.

Eifrig schnüffelte sie die Umgebung ab, wo sie die Kleine zuletzt gesehen hatte.

Wo war sie nur? Da kam der Hellbraunen eine wunderbare Idee in den Kopf.

Vor Freude sprang sie wiefend in die Luft. Sie sah sich um, konnte Shadow jedoch noch immer nicht entdecken. Also beschloss sie ihre Idee auszuprobieren und rief laut:

"SCHATTEN! Komm raus kleine Schatten. Ich weiß du bist hier irgendwo."
 

Ein leises missmütiges Knurren ertönte hinter Kanya, begleitet von einer pipsigen Stimme.

"Mein Name ist Shadow! Nenn mich gefälligst Shadow! Wie oft hab ich dir das schon gesagt?" knurrte Schatten und zwickte Kanya in die Flanke.

Winselnd sprang die Hellbraune zur Seite. Milchzähne waren eben sehr scharf und schmerzhaft. "Kleine Shadow. Können wir jetzt zurück zu der Höhle gehen?" fragte Kanya sanft, doch die Welpin schüttelte energisch den Kopf.

"Nein! Ich will nicht! Ich will noch spielen!"

"Das kannst du doch auch bei der Höhle." Meinte Kanya sanft und nahm das Fellbündel zwischen ihre Zähne. Sie stutzte. Shadow war schwer oder kam es ihr nur so vor? Wahrscheinlich lag es daran das Kanya selbst noch sehr jung war. Doch sie wollte nicht aufgeben und da die Dunkle in ihrem Maul nicht zappelte, ging es auch Recht gut voran.
 

Plötzlich ein lautes Knurren und ein Brüllen! Es kam von der Höhle. Erschrocken und wie vom Blitz gestochen rannte Kanya so schnell sie konnte mit Shadow zur Höhle zurück.

Als sie ankam, sah sie wie Shio schützend vor der Höhle stand und die Welpen vor einem riesigen Bären zu schützen versuchte.

Krümel knurrte hilflos an der hinteren Flanke von Shio. Konis war wohl in der Höhle.

Der Bär holte mit seinen riesigen Pranken aus und schleuderte den jungen, grauen Rüden zur Seite. Reglos blieb Shio liegen. War er tot?

Kanya war nicht im Stande sich zu bewegen und Shadow winselte ängstlich in ihrem Maul.

Der Bär brüllte noch einmal laut. Vor Schreck rannte der kleine Krümel in die Welpenhöhle.

Das große Tier holte wieder aus und schlug auf den Eingang der Höhle.

Wie in Zeitlupe stürzte der Eingang ein und Kanya starrte gebannt auf den Bären. Ihre Augen begannen zu brennen und sie biss die Zähne vor Wut zusammen.

Sie vergaß das sie noch Shadow im Maul hatte und diese winselte laut auf.

Durch das Winseln hatte sie jedoch dem Bären verraten das sie ebenfalls da waren. Laut brüllend stützte sich das wilde Tier auf die beiden jungen Wölfinnen.

Wie zuvor Shio bei den Welpen, stand nun auch Kanya schützend vor Shadow.

Gleich würde es soweit sein. Kanya wusste das sie keine Chance hatten, doch sie wusste auch das sie bis zum Schluss kämpfen würde.

Bereit zur Verteidigung stand sie da und knurrte wild dem Bären zu. Nur noch wenige Meter und dann ...
 

Plötzlich wurde der Bär zur Seite geschleudert. Zwei ausgewachsene Wölfe hatten ihn mit ihren Zähnen und Krallen und dem ganzen Gewicht zur Seite gerammt. Weiß und Schwarz. Seite an Seite. Ares verbiss sich in den Nacken vom Bären und lies sich nicht abschütteln.

Auch Mik und Shana waren aufgetaucht und halfen ihrem Vater, wobei sie den Bären wild angriffen. Linka, blind vor Wut, sprang direkt an die Schnauze des Bären und biss mehrmals in sein pelziges Gesicht und seine Augen, bevor sie den Halt verlor und wieder auf dem Boden landete. Sie wollte wieder angreifen, doch der Bär, gequält vor Schmerz, brüllte auf und versuchte die Wölfe von sich zu schütteln. Ares wurde von dem Bärenrücken gerissen und landete hart auf dem Boden.

So wie zuvor Shio rührte sich auch der stolze Alpha nicht mehr.
 

Nun war Linka vollkommen außer Kontrolle und griff den Bären immer wieder wild an. Sie verbiss sich oft an ihm, biss überall zu, wo sie nur hinkam.

Selbst Mik und Shana wichen ängstlich zurück. Traurig wiefeln sie und hofften ihre Mutter würde sich bald beruhigen. Doch das tat sie nicht.

Selbst als der Bär die Flucht ergriffen hatte, sprang die weißbraune Alpha ihn noch immer an. Sie wollte Rache. Rache für ihre Söhne, Rache für ihren Gefährten.

Und diese bekam sie auch. Sie hatte den Bären schlimm zugerichtet und dieser landete schwer und keuchend auf dem weichen Waldboden.

Er war dem Tode nahe und würde nur noch Minuten überleben. Er war schon blind, da Linka ihm die Augen zerfetzt hatte. Blut quoll ihm aus dem Maul und aus vielen anderen Wunden. Seine Ohren waren zerfetzt, doch die Alphawölfin griff noch immer an.

Sie attackierte so lange, bis der Bär mit blutigen Augen für immer einschlief.

Erst dann stand Linka endlich still. Ihre Augen waren rot vor unvergossenen Tränen.

Sie starrte den toten Bären noch kurz voller Hass an, wandte sich dann um und lief zu der Welpenhöhle und begann laut schluchzend zu graben.
 

"Helft doch mit!" knurrte sie die Wölfe ihres Rudels an. "HELFT MIT! Meine Welpen sind da unten!" grollte sie laut. Die Wölfe erwachten aus ihrer Schreckenstrance und sahen mitleidig zu ihrer Mutter.

Shana lief zu ihr und liebkoste ihre Schnauze. "Mama. Bitte. Wir können nichts mehr tun. Sie sind verloren!" japste die Weiße.

"Nein! Sie leben noch, wir dürfen sie nicht da drunter lassen!" knurrte Linka und schnappte nach Shana. Diese wich ihr aus. Sie war vorbereitet gewesen, doch nun kam sie wieder näher. "Mama ... bitte." Flehte sie.

Auch Kanya kam näher. "Mutter? ... Krümel und Konis sind tot!"

Die Alpha hielt mitten in der Bewegung inne und brach zusammen. Jetzt da es ausgesprochen wurde, war es endgültig. Es war vorbei. So viele Verluste. Ihr Gefährte, ihre Jüngsten ...

Mit leerem Blick lag sie da und starrte die verschüttete Höhle an.

Kanya und Shana krochen vorsichtig näher und begannen sie zu putzen und ihr Fell sauber zu lecken.
 

Keiner verschwendete einen Blick an den Alpha. Alle wussten das er tot war und sie wollten ihm seine Ruhe lassen. Später, wenn sich die Trauerwelle gelegt hatte, würden sie die Toten auf den Weg in Fenrirs Reich führen, doch jetzt war noch keiner im Stande zu singen.

Auch Mik kroch zu seiner Mutter.

Plötzlich hörten die Vier ein leises flehendes Wiefeln. Kanya hob den Kopf und sah in die Richtung, aus der das Wiefeln kam.

Langsam, als ob sie ihren Augen nicht trauen würde und ihren Ohren ebenfalls nicht, stand die braune Wölfin auf. Vorsichtig ging sie zu einem Wolf, der hinkend zu ihnen kam.

"Shio! Du lebst noch!" wiefte Kanya erfreut. Der Jungwolf nickte und legte sich zu seiner Mutter. "Tut mir Leid Mama. Ich konnte deine Welpen nicht schützen ..." flüsterte er traurig.

Kanya legte sich zu ihm und leckte ihm die Schnauze "Du warst zu schwach. So wie ich auch, aber wir müssen an die Lebenden denken ... an Shadow! ..." Plötzlich wendete die Braune ihren Blick ab. Sie hatte Shadow gebissen. Unbeabsichtigt natürlich, aber sie hatte es getan. Wie musste die Welpin sich jetzt nur fühlen?

Ihre Augen suchten die Umgebung ab. Wo war Shadow eigentlich?

"Schatten ... sie ist fort!" fiepte Kanya und auch Shios Blick wanderte umher "Wir müssen sie suchen." Meinte der Rüde und blickte kurz zu seiner Mutter.

Linka war noch immer nicht ansprechbar und versuchte den Verlust zu verarbeiten. Shana und Mik würden sich schon um sie kümmern.
 

"Komm." Flüsterte der Graue und Kanya trottete ihm schuldbewusst nach. Es war ihre Schuld das Shadow nun verschwunden war. Ganz allein ihre Schuld ... das dachte sich die Braune.
 

Trauer und Hoffnung
 

Shio und Kanya liefen suchend durch den Wald.Verzweifelt suchten die beiden Jungwölfe nach Shadow. Schlisslich war sie als einzige aus dem diesjährigen Wurf übrig geblieben und somit das wichtigste was das Rudel hatte. Wenn sie Shadow nicht finden würden, wäre das Rudel verloren. Es würde ausseinander fallen, doch so weit durften die beiden nicht denken. Noch war nichts verloren.
 

Erschöpft lagen Kanya und Shio, Seite an Seite unter einem Baum. Die beiden waren erschöpft und brauchten eine Pause. Es war schon Nacht geworden und nun würden sie noch mehr Schwierigkeiten haben Schatten zu finden.

"Es ist meine Schuld das sie weg ist." Wiefte Kanya traurig.

"Erzähl keinen Unsinn. Sie hatte sicher nur Angst vor dem Bären und hat das getann was ihr Instink ihr geraten hatte. Weglaufen!" Der Grau leckte Kanyas Schnauze ab. Er wollte sie beruhigen und konnte es nicht ertragen das sie die Schuld auf sich nimmt.

Vor allem da er sich die Schuld dafür gab. Er konnte die Welpen nicht beschützen. Hätter er doch nur länger durchgehalten bis seine Eltern da waren. Dann wären sicher alle noch am Leben. Er winselte schuldbewusst und blickte zum Himmel.

Zum Sternenpfad. Bald mussten sie als Rudel singen. Spätestens nächste Nacht und bis dahin musste Shadow gefunden werden.

Denn noch wandelten die Toten unter ihnen. Das machte Shio Angst. Er fühlte sich unwohl.

Er wusste, so lange die Geister am Pelz seiner Mutter warteten, würde Linka niemals wieder fröhlich sein.
 

"Lass uns weiter suchen." Wiefte Kanya und stand auf. Der Graue folgte ihrem Beispiel und erhob sich ebenfalls. Seite an Seite liefen sie in die Nacht hinaus.

So suchten sie noch einmal Shadows Lieblingsplätze auf, doch nirgends war die dunkle Welpin.

"Wo ist sie nur?" fragte Kanya fast schon hoffnungslos.

"Ich ... Ich weiß es nicht. Wenn ich es wüsste, würden wir bestimmt nicht mehr suchen." Knurrte Shio, den langsam war der jünge Rüde schon richtig generft von Kanyas ständiger quengelei.

"Tut mir Leid... Vielleicht kann ja Kiran uns einen Rat geben."

"Kiran? Der ist doch schon fast tod. Der kann uns sicher nichts mehr sagen. Und außerdem ist Lora bei ihm. Die beiden wollen nicht gestörrt werden, das haben sie uns ausdrücklich gesagt."

Zwar sprach Shio diese Worte fast verachtungsvoll aus, dennoch steuerte er unbewusst in Richtung Berge.

"Sie können uns bestimmt helfen. Da bin ich mir sicher. Vollkommen!" versicherte Kanya, die ihre Hoffnung wieder gefunden hatte.
 

So trotteten die beiden Jungwölfe zu dem Berg des alten Einsiedlers und kletterten schweigend den Berg zu der Höhle hinauf.

Und ganz langsam vernahmen ihre Nasen den vertrauten Geruch von ihren Großeltern und auch noch einen dritten Geruch. Ebenfalls einen sehr bekannten...

Erschöpft standen sie nun am Höhleneingang.

"Wir bitten um Einlass Kiran!" rief Shio mutig, doch seine Haltung war dennoch leicht gekrümt. Der Alte Wolf und seine Großmutter flösten allen im Rudel großen Respekt ein.

Es gab keine Antwort und die beiden Wölfe trippelten nervös von einer Pfote auf die andere. Warum antworteten sie nicht? Waren sie etwa schon von Fenrir geholt worden?

Kanya tratt mutig vor.

"Wir haben Nachrichten vom Rudel!" rief sie, fügte jedoch noch winselnd hinzu: "Schlechte, traurige Nachrichten."

"Wir kennen diese Nachricht bereits!" hörten sie plötzlich Lora rufen. "Kommt her! Kommt rein zu uns und verbringt die letzten Stunden mit uns." Sagte Kiran kläglich.

Vorsichtig trotteten Kanya und Shio in die Höhle der Alten. Flanke an Flanke um sich gegenseitig Sicherheit zu geben.

Lora und Kiran gehörten nicht mehr wirklich zum Rudel, dennoch waren sie ein Teil davon und das war den Jungwölfen unbehaglich.

Sie entdeckten die beiden Altwölfe in einer Ecke aneinander gekuschelt liegen. Sowie Ares und Linka es oft gemacht hatte. Trauer übermannte die beiden Jungwölfe und sie krochen leise wiefend zu ihren Großeltern.

Zärtlich beschnüffelten sie sich gegenseitig und Kanya und Shio leckten den Pelz der Alten.

Das Dunkelbraune Fellbüschel zwieschen Loras Pfoten blieb vorerst unbemerkt, oder besser unbeachtet.
 

"Euer Vater und die jüngsten sind tod. Das ist traurig und ein großer Verlust für eure Mutter." Meinte Kiran etwas später, nachdem alle dicht beieinader lagen und sich beruhigt hatten.

Hier oben wo die alten Wölfe lebten war es in den Nächten kühler als im Tal.

"Doch sie darf jetzt nicht verzweifeln. Jetzt wo das Rudel am meisten ihre Führung braucht. Sie muss sich so schnell wie möglich von ihrer Trauer erhohlen." Erklärte der alte Wolf.

Shio nickte und stand auf. "Und wie? Sie ist vollkommen in ihre Gedanken versunken. Und Schatten ist weg."

"Sie ist nicht weg." Sagte plötzlich Lora sanft und leckte das Büschel zwieschen ihren Vorderpfoten. Shio sah überrascht. Er hatte zwar Shadows Geruch bemerkt, doch war er sich nicht wirklich sicher ob sie hier war.

Auch Kanya hatte sie bemerkt, doch diese war nicht überrascht. Sie schleckte entschuldigend den weichen Pelz der Welpin. Sie hoffte Shadow würde ihr die Unachtsamkeit verzeihen.

"Nehmt sie mit und geht! Geht zu eurer Führerin und zu euren Geschwistern."

"Kommt ihr nicht mit? Jetzt braucht das Rudel sicher eure Weisheit." Meinte Shio etwas unsicher. Er hatte eine dunkle Vorahnung. Auch Kanya erging es nicht anders. Traurig blickte sie die alten Wölfe an.

Kiran schüttelte den Kopf. "Wir bleiben hier. Singt für uns, sobald ihr wieder alle beisamen seid."

Ein letztes einander beschnüffeln und schon nahm Shio die Welpin ins Maul und trottete hinaus. Vor der Höhle wartete er auf Kanya, die noch zusah wie die alten Wölfe sich eng aneinader drückten und sich gegenseitig die pelzigen Schnauzen ableckten.

Kiran und Lora legten die Köpfe nieder und machten die Augen zu. Sie schienen zu schlafen. So friedlich und glücklich ...
 

Traurig trottete Kanya dem Rüden hinterher. Sie waren unterwegs zum Rudelplatz und hofften das Mik und Shana und auch ihre Mutter ebenfalls dort waren.

Schweigend legten sie den Weg sehr schnell zurück und waren im Morgengrauen beim Rudelplatz am See.

Linka lag dösend und vor allem allein auf ihrem Alphafelsen und starrte zum See hinaus.

Mik und Shana lagen Seite an Seite an ihrem Lieblingsplatz, doch als sie die drei jüngen Wölfe entdeckten, standen sie sofort auf und liefen zur Begrüßung ihnen entgegen.
 

Freudig fiepten sie sich gegenseitig an. Bissen zärtlich in den Pelz der Ankömlinge und erfreuten sich der Wiedersehensfreude, auch wenn diese eher gedämpft war.

Sie schleckten sich den Pelz ab und beschnüffelten sich. Fast war es als ob sie sich seit Jahren nicht gesehen hätten, auch wenn es nur wenige Stunden gewesen waren. Die Wölfe konnten einfach nicht genung von der Nähe der Anderen bekommen.
 

Nach einiger Zeit kroch Shadow auf den Felsen zu ihrer Mutter. Leise fiepend schleckte sie die Schnaze ihrer Mutter ab und versuchte unter ihren Bauch zu kommen.

Sie hatte Hunger und Milch war noch immer Hauptbestandteil ihrer Nahrung. Muttermilch. Zudem hatte sie schon seit Stunden nichts mehr im Magen.

Leise fiepte Linka Shadow zu und schleckte ihr den Pelz ab. Sie drehte sich auf die Seite und lies die Welpin an ihre Zitzen.

Ihre Schatten lebte noch ... Der Schatten von Ares...

Glücklich das ihre Mutter ihr Leben doch noch nicht aufgeben hatten, zogen sich die Jungwölfe auf ihre Plätze zurück und versuchten zu schlafen.

Heute Nacht würden sie singen. Die ganze Nacht lang, denn ihre Trauer war groß, doch zuerst wollten sie sich noch etwas ausruhen.
 

Als Shadow genung getrunken hatte, verkroch sie sich im warmen Pelz ihrer Mutter.

Sie war müde und gähnte. Linka schleckte die Welpin ab und wusch sie.

"Weißt du warum du Schatten heißt?" fragte Linka sanft.

"Es heißt Shadow Mama." Knurrte die Dunkelbraune mit geschlossenen Augen.

"Ja, dann eben Shadow, doch dein Geburtsname ist Schatten. Weil du deinem Vater sehr ähnlich bist." Erklärte Linka mit trauernder Stimme.

"Ich? Nein! Ich bin ihm nur vom Aussehen her ähnlich, doch ich bin nicht wie er."

Linka lachte leise und sanft. "Doch. Auch wenn du warscheinlich schon jetzt mehr geredet hast, als er in seinem ganzem Leben ..." plötzlich verstummte sie. Ihr Gefährte war tod. Er würde nie wieder etwas sagen können ...

Shadow stubste ihre Mutter sanft und fiepte klagend. Sie wollte das ihre Mutter weiter erzählte. "Du hast doch mal von jemadem erzählt der Papa ganz ähnlich war."

Linka erwachte aus ihrer Trauerstarre, doch ihr Blick blieb leer.

"Ja Kleines. Dieser war dein Bruder. Mik und Shana waren am gleichen Tag wie er geboren. Er war der erste. Er war schweigsam und zeigte selten seine Gefühle, doch er war immer da wenn das Rudel ihn brauchte. Ganz wie Ares, dein Vater ..."erzählte Linka.

"Und wo ist er jetzt?" fragte Shadow neugirig.

"Er ist fort. Er wollte immer schon Führer sein. Er konnte den Gedanken nicht ertragen das jemand über ihm war." Erklärte die Alpha.

"So ein dummer Kerl. Wäre er geblieben, wäre er jetzt Führer.... Wenn er so wie Papa ist, dann werde ich ihn suchen und zu dir bringen! Das Verspreche ich." Fiepte Shadow stolz.

"Ja, tu das Kleines." Sanft stubste Linka die einschlafende Welpin an, doch bevor Shadow im Land der Träume verschwand hatte sie noch eine lezte Frage. "Wie heißt er? Mein Bruder ..."

"Sein Name ist Shen und wenn du ihn finden willst, vertraue dem Wind." Flüsterte Linka und Shadow schlief, den Namen ihres Bruders murmelnd, ein.
 

In der Nacht sangen die Wölfe. Sie trauerten zusammen indem sie mit dem Ruf des Windes den Toten den Weg in Fenrirs gelobtes Land wiesen. Mik und Shana sangen Seite an Seite. Kanya und Shio machten das selbe. Und Linka sang zusammen mit der kleinen Shadow vom Alphafelsen aus.

Und den Wölfen war, als ob durch das singen ihre Trauer weggtragen wurde. Ihnen wurde leichter ums Herz. Die Toten nahmen auf ihrem Weg zu den Sternen die größte Trauer mit und bald würde wohl der Alltag für das Windrudel zurückkehren.
 

Ein neuer Anfang
 

Viele male war die Sonne schon auf und untergegangen, seit dem schrecklichen Verlust bei den Windwölfen. Das Leben ging weiter und das kleine Rudel hatte schon die größte Trauer überwunden, dennoch wollte und wollte das normale Leben einfach nicht zurück kehren.
 

Linkas Herz schmerzte noch immer sehr, denn sie hatte an einem Tag nicht nur ihre Welpen und ihren Gefährten verloren, sondern auch ihre Eltern.

Es war schmerzhaft und die schöne Alphawölfin war nicht mehr so fröhlich und optimistisch wie früher. Sie sprang nicht mehr so leichtfüssig durch die Landschaft, sondern lag nur noch trauernd auf ihrem Lieblingsfelsen auf dem sie früher so viel Zeit mit Ares verbracht hatte ...
 

Mik und Shana kehrten gerade von der Jagd zurück, gefolgt von dem jüngen Shio der jetzt schnell das Jagen auf Großwild erlernen musste.

Zwei ausgewachsene Wölfe waren einfach zu wenig um einen Hirsch oder zumindest ein Reh zu erlegen. Ihre Mutter beteiligte sich noch immer nicht an der Jagd. Sie war einfach noch nicht in der Lage dazu.

So gab es auch diesmal nur zwei Hasen und ein kleines Rebhuhn.

Langsam trotteten die drei Geschwister in die Nähe des Alphafelsen. Kanya und Shadow waren nirgends zu sehen. Sicher übten sie wieder irgendwo Mäusefangen ...
 

"Mutter! Es wäre wirklich gut wenn du dich wieder an der Jagd beteiligen würdest." Sagte Mik streng und sprang zu ihr auf den Felsen. "Es ist nicht gut wenn wir so lange kaum Nahrung haben. Unsere Stärke nimmt ab." Knurrte er, doch Linka reagierte kaum.

"Mutter! Hör auf dich selbst zu bemitleiden und fang endlich wieder zu Leben an!" rief Shana und sprang ebenfalls zu ihrer Mutter und ihrem Bruder auf den Felsen.

Noch immer war Linkas Blick leer. Sie schien in einer Art Dämmerzustand zu verweilen.

"Lasst sie, bitte. Sie ist unsere Mutter und ihr Verlust war groß." Fiepte Shio und blickte besorgt die Älteren an.

"Brüderchen. Versteh doch. Ein Rudel braucht starke Führer sonst gehen wir unter." Erklärte die Weiße energisch und starrte dann wieder zu ihrer Mutter.
 

Einige Augenblicke lang schien die Zeit fast still zu stehen. Mik und Shana sahen ihre Mutter strengt an und der junge Graue sah weg. Plötzlich hörten sie fröhliches Bellen und Fiepen.

Kanya und Shadow kehrten zurück. Shana und ihr Bruder sprangen vom Alphafelsen herunter und liefen mit fröhlich wedelnden Schwänzen ihre beiden Schwestern begrüßen. Nur Shio blieb beleidigt vor dem Felsen seiner Mutter sitzen. Er fragte sich wie die beiden jetzt nur so tun konnten als ob nichts wäre. Sie hatten geraden ihre Mutter angeknurrt und nun waren sie fröhlich wie eh und je.

Der Graue schnaubte verächtlich und zog sich dann in den Wald zurück. Jetzt wollte er allein sein ...
 

Kanya sprang fröhlich an den See, gefolgt von einer stolzen Shadow. Denn die Kleine hatte gerade ihren ersten Hasen erlegt. Das war ein atemberaubendes Gefühl, vor allem weil der Hase fast so groß wie die Welpin selbst war. Ihre erste richtige Jagd!

Shadow lief so schnell wie ihre kleinen Pfötchen sie trugen zu Linka. Kletterte mühsam den Felsen hinauf und legte ihr den Hasen vor die Pfoten. "Schau mal Mama! Jetzt kann ich auch Hasen fangen. Wir müssen also nicht verhungern!" meinte die Kleine und die Wölfin leckte ihr über den Rücken. Es schien so, als ob nur noch Shadow die Alpha aus ihrer Trance wecken konnte. Nichtmal Kanya schaffte es...
 

Es schmerzte die junge Wölfin sehr. Sie erinnerte sich sehnsüchtig an die Zeit zurück als sie noch die Jungste war. Sie hatte so viel Zeit mit Linka verbracht. Sie war viel länger als Shadow bei ihr gewesen und doch war es jetzt allein die Welpin, die den größten Bezug zu der Weißbraunen hatte.

Traurig schlich Kanya sich vom See fort und lief so schnell ihre Pfoten sie trugen. Sie hatte kein Ziel. Sie wollte nur ihrer Wut und ihrem Frust freien Lauf lassen...

Die Jungwölfin achtete nicht auf die Umgebung und ihre Läufe trugen sie wie von Göttern geleitet zu Kirans Berg. Als sie es sich bewusst wurde, kletterte sie schon zu der Sterbenshöhle ihrer Großeltern.
 

Witternd besah sich Kanya in der Höhle um. Es schien niemand hier zu sein. Der Geruch von ihrem Rudel hing zwar in der Luft, aber es lag wohl daran das sie diesen Ort oft besucht hatten in letzter Zeit.

Plötzlich hörte sie ein klagendes Winseln. Sie schnupperte und entdeckte weiter innen den jungen Rüden Shio.

"Was machst du hier?" fragte sie ihn sanft und gesellte sich zu dem Grauen.

"Ich liege hier und denke nach." Erklärte er geistesabwesend.

"Worüber Brüderchen?" hinterfragte Kanya und begann ihm das Fell sauber zu schlecken, so wie sie es oft bei Shadow tat.

Glücklich seufzend lies Shio es über sich ergehend und kuschelte seine Schnauze in Kanyas Fell. "Ich glaube unsere Mutter wird das Rudel nicht länger führen können."

"Das habe ich gemerkt ... Mik und Shana haben gesagt das sie nun die Führung übernehmen würden." Flüsterte Kanya.

"Ja ... Glaubst du es ist gut so?"

"Ich weiß es nicht ... Ich denke wir müssen es zulassen. Unsere Mutter wäre sicher auch dafür das starke Wölfe das Windrudel führen."

Shio nickte sacht und döste auf Kanyas Vorderpfoten ein.

Glücklich lächelte die Wölfin und legte ihren Kopf behutsam auf den Nacken des Grauen.

Sie fand es nicht mehr wichtig das Shadow näher zu Linka stand. Sie göhnte es der Kleinen, hauptsache Linka erwachte zumindest ab und an aus ihren traurigen Tagträumen.

Für Kanya war es das Wichtigste das Shio bei ihr war...
 

...
 

Eigentlich hätte wohl Shana ihre Mutter herrausfordern müssen um Alphawölfin zu werden. Mik, ihr Bruder war schlisslich schon so etwas wie der Alphawolf da er der älteste und stärkste Rüde im Rudel war ... Jedoch war das nichts Besonderes, da neben ihm bloß noch Shio der Jungwolf als Rüde gezählt wurde.

Doch die weiße Wölfin war am Ende ohne große Umstände Alphawölfin geworden.

Linka hatte sich zu Kirans Berg und seiner Höhle zurück gezogen. Die Wölfe hatten den Berg nun den Namen "Linkas Berg" gegeben, wobei die kleine Welpin Shadow natürlich lieber "Mamas Berg" sagte.

Wobei nun auch Shadow kein Welpe mehr war.

Seit ein paar Monaten war sie schlisslich schon ein Jungwolf und tobte zusammen mit Shio und Kanya durch den Wald. Wenn die beiden jedoch ihre Ruhe haben wollten, zog Shadow sich zu ihrer Mutter zurück und diese erzählte ihr viel über ihren Bruder Shen.

Shen hatte das Aussehen seiner Mutter und den Charakter seines Vaters, das hatte sie erfahren...

Mik und Shana verbrachten ebenfalls viel Zeit miteinander. Doch die beiden wussten das sie nicht ewig würden das Rudel führen können. Denn das Windrudel brauchte Nachkommen um weiter exestieren zu können. Das war etwas was die beiden Geschwister nicht bieten konnten.

Wenn Kanya und Shio erwachsen und stark genung waren, würden sie den beiden die Alphaposition überlassen und dann würden sie sich nur noch um die Aufzucht der Welpen und die Jagd kümmern. Bis dahin würde das kleine Rudel weiterhin glücklich leben...
 

Ein neuer Stern am Himmelzelt
 

Das Rudel döste friedlich am See und Shadow spielte mit den Raben am Fluss.

Alles war friedlich und es schien so, als ob nichts diese Ruhe hätte stören können.

Rein gar nichts.
 

Mik und Shana saßen am Alphafelsen und passten auf die Welpin Shadow auf, wobei ...

Der Begriff Welpe war nun nicht mehr so ganz aktuell. Shadow war eine Jungwölfin und schon fast ein Jahr alt. Sie hatte vergessen was mit ihren beiden Brüdern geschehen ist, genau wie auch Kanya und Shio.

Nur noch die beiden "Alphawölfe" erinnerten sich an das Unglück und ... Linka.
 

Vor Lachen prustend kugelten Shio und Kanya im Graß herum und bissen sich gegenseitig spielerisch in den Schweif. Sie lachten und spielten glücklich und unbeschwert.

Als plötzlich ...

Lautes Rabenkreischen und eine quitschende Shadow. Was war los?

Normalerweise war es nichts ungewöhnliches. Wo Shadow war, waren meistens auch die Raben des Waldes nicht weit, aber ...
 

Alamiert liefen die beiden Jungwölfe in die Richtung woher sie Shadows Ruf gehört haben.

Dort angekommen, entdeckten sie zunächst Mik und Shana. Die beiden standen mit aufgesträubten Fell vor dem Fluss und knurrten. Und wo war Shadow?

Kanya trabbte voran und erschrack. Der Fluss, das Wasser ... es war rot!

Und Shadow stand zitternd im Wasser und versuchte etwas zu wittern.

Auch Shio kam nun näher und blieb mit angelegten Ohren hinter den beiden älteren Geschwistern.
 

"Was ist los Shadow?" fragte Kanya zitternd, denn sie hatte eine schlimme Vorahnung.

Shadow drehte sich mit vor Trännen glänzenden Augen um und sah ihre Schwester an.

"Mama! Es ist was mit Mama passiert!" fiepte sie schluchzend.

Kanya erstarrte. "Nein! Das ist nicht wahr! Du lügst doch!" schrie sie plötzlich.

Und ohne jegliche Vorwarnung lief Kanya auch schon los. Richtung Berg. Dort wo Linka die ganze letzte Zeit über gewesen war.
 

Shadow schluchzte und setzte ihrer Schwester fast zeitgleich nach.

Es dauerte nicht lange, da hatte die Jüngere Kanya auch schon eingeholt.

Zusammen liefen sie den steiniger Weg entlang. Sie merkten gar nicht, das Shio ihnen folgte. Zwar war er langsamer, denn er konnte niemals an die Geschwindigkeit der Beiden heran kommen, doch er folgte.
 

...
 

Bei der Höhle angekommen, standen die drei Jungwölfe, unfähig hinein zu gehen.

Vor der Höhle war eine Blutlache die langsam in den kleinen Bach hineinfloss.

Keiner der drei wollte den ersten Schritt wagen und hinein gehen.

"Sagt mir bitte das es nicht wahr ist." Schluchzte die Hellbraune und legte sich hin. Ihre Beine konnte sie kaum noch halten.

Der Graue trat an sie heran und leckte ihr übers Fell, bevor er seine Aufmerksamkeit Shadow zuwendete.

Diese schnüffelte am Blut und fiepte rufend in die Höhle. Sie hoffte das ihre Mutter jetzt einfach raus kommen würde. Das dieses Blut gar nicht das ihre war.
 

"Es ist sinnlos und das weißt du!" fiepte Shio und er weinte. Auch er legte sich hin. Neben Kanya.

Shadow sah die beiden an.

Kanya die ihre Schnauze zwieschen ihren Pfoten vergraben hatte und laut schluchzte.

Shio der Hoffnung suchend seine Nase in Kanyas Fell hatte.

"Nein. Sie lebt bestimmt. Sie muss leben. SIE IST DOCH MAMA!"

Die letzten Worte schrie sie beinahe und wollte schon in die Höhle rennen, doch ... ihre Pfoten versagten und sie fiel ohne Vorwarnung. Laut schluchzend.
 

So langen die drei den ganzen Tag lang. Shadow hatte sie inzwischen zu ihren beiden Geschwistern gesellt damit diese ihr Trost gaben. Mik und Shana waren noch immer nicht aufgetaucht.

Am nächsten Morgen schliefen alle drei fest.
 

...
 

Langsam öffnete Kanya die Augen. Sie entdeckte Shio der schlaftrunken am Bach trank. Shadow die neben ihr lag und ganz verfilztes Fell hatte.

Langsam stand die Hellbraune auf und schüttelte sich.

Mit einem Seufzen sah sie zur Höhle. "Wir müssen Gewissheit haben." Meinte sie ruhig und ihre Brust erzitterte.

Pfote vor Pfote setztend ging sie langsam in die Höhle herein.

Shadow wachte auf und sah ihr nach ohne aufzustehen. "Schwesterchen ..."
 

In der Höhle drin entdeckte Kanya die alte Wölfin. Wobei ... Linka war noch gar nicht so alt gewesen. Es schien fast so als ob ihre Mutter einfach nur friedlich dösen würde.

Als ob alles in Ordnung wäre.

Kanya traute sich kaum näher zu gehen.

Langsam kamen auch Shio und die kleine Shadow herrein und traten neben Kanya.

"Sie schläft doch nur, oder?" fragte die Dunkelbraune hoffnungsvoll.

Kanya sah zu ihrer Schwester und dann zu Shio, welcher die Schnauze senkte und die Augen zusammen kniff.

Da durchfuhr Kanya ein furchtbarer Schmerz. Doch sie wollte stark sein. Für Shadow.

"Sie ... sie ist ..." Wie sollte sie es nur erklären? Ihre Mutter war tot.

Kanya weinte still und schmiegte sich in Shadows weiches Fell. Allen drei Wölfen standen die Trännen im Gesicht. Keiner weinte laut und dennoch teilten sie still die Trauer miteinander.
 

Plötzlich hörten sie Krallenklacken. An den Geräuschen erkannten sie ihre beiden Alphawölfe. Nun waren Shana und Mik doch noch hinauf gekommen.

Shana ging vorwärts und erweiste ihrer Mutter die letzte Liebesgeste, indem sie ihrer toten Körper pflegte.

Mik ging ebenfalls vor, aber nur so weit das er neben den drei Jungwölfen auf einer Reihe stand.

"Wisst ihr ... Mama ist jetzt an einem besseren Ort. Wenn wir heute singen werden, dann weisen wir ihr den Weg in Fenrirs Reich ..." Seine Stimme klang gebrochen und dennoch sehr stark und trost spendend.

"Ihr dürft nie vergessen. Mama wird zu einem Stern werden und immer auf euch aufpassen. Für immer!"

Shio nickte. Ja, Mutter wird immer hier sein.
 

...
 

Am späten Abend war das kleine Rudel wieder im Tal. Gemeinsam putzten sie sich das Fell. Jeder jedem. Alle suchten Trost bei jeweils anderem und dann ... hoben alle gemeinsam die Schnauze gen Himmel.

Shana setzte an und alle folgten ihr mit ihrem Gesang.

Sie heulten so laut es ging um den Schmerz zu verkraften.

Und langsam, ganz langsam erschien ein Stern am Horizong.

Alle wussten, das musste ihre Mutter sein.
 

Und plötzlich ... ganz plötzlich wurde es still, zumindest für Kanya.

Sie hörte nur noch ihre Stimme und brach den Gesang ab.

Die anderen standen still, warum nur?

Sie saß sich um und entdeckte plötzlich ein helles Leuchten.

Was war das? Kanya kniff die Augen zusammen und versuchte hinzusehen.

"Ma ... Mama?" fiepte sie ungläubig.
 

Linka nickte stumm und lächelte.

"Bitte pass gut auf Shadow und die anderen auf. Sie werden dich brauchen. Besonders Shio ... Er wär sonst ganz allein wenn du nicht mehr bei ihm bist." Meinte Linka liebevoll und schmuste sich an ihrer Tochter.

Für Kanya war es ein Gefühl wie ein sanfter, warmer Windhauch und sie genoss es.

"Ja, aber kannst du denn nicht zurück kommen?" fragte Kanya winselnd.

Doch Linka schüttelte leidvoll den Kopf.

"Nein. Leider nicht. Meine Zeit ist gekommen ... Aufwiedersehen Kanya. Ich hoffe das ihr alle glücklich werdet."
 

...
 

Am nächsten Morgen schliefen alle noch, bis auf Kanya und Shadow.

Die beiden Fähen beobachteten wie die Sonne langsam aufging.

"Weißt du was?" hörte Kanya plötzlich Shadow sagen und schüttelte den Kopf "Nein was?"

"Ich werde Shen suchen!" fiepte Shadow stolz.

"Wer ist Shen?" fragte Kanya erstaunt und schielte zu ihrer Schwester.

"Das ist mein Bruder. Mama hat mal von ihm erzählt. Sie sagte er war so wie Papa."

"Ach ... und wozu willst du ihn jetzt noch suchen?"

Die Hellbraune bettete ihre Kopf auf ihre Vorderpfoten und seufzte.

Wozu sollte das suchen jetzt noch einen Sinn haben?

"Ich muss ihn finden. Das habe ich Mama versprochen."

"Achso ..." Kanya döste langsam geistesabwesend ein.

Shadow beobachtete sie noch liebevoll, bevor sie aufstand und langsam loslief.

"Aufwiedersehen Kanya. Wir sehen uns wieder, ja? Und wir bleiben immer Freunde, ganz egal was passiert, ja?" fragte Shadow im gehen.

"Hm ..." machte die Ältere, doch sie hörte die Worte kaum noch. So müde war sie, weshalb sie auch nicht merkte wie die Jungwölfin ging.
 

Der Anfang ...
 

Am spähten Abend waren alle Wölfe des kleinen Rudels wach. Keiner bemerkte so recht Shadows Abwesenheit. Alle dachten sie streunt nur wieder herum und kommt sicher bald wieder.

Alle bis auf Kanya, die etwas unsicher am See stand und ihr Spiegelbild nachdenklich anstarrte.
 

"Was ist los Kanya?" fragte Shio, der eben erst zu ihr gekommen war.

Der graue Jungwolf stupste seine Freundin leicht an, bevor er sich neben sie setzte.

"Ach es ist nichts ... " murmelte die Hellbraune.

"Nichts? Warum bist du dann so betrübt?"

"Wegen Shadow ... ich glaube sie ist fort."

Shio lachte "Ach Unsinn." Meinte er und schleckte Kanya übers Fell. Doch seine Adoptivschwester blieb ernst, so das auch Shio unsicher wurde.

"Glaubst du wirklich sie würde gehen ohne etwas zu sagen?"

"Gestern hat sie darüber gesprochen ... Sie wollte jemanden suchen. Jemanden der so wie Papa ist!"
 

"Du meinst Shen?" hörten die beiden Jungwölfe plötzlich die Stimme ihrer Alphawölfin.

Kanya nickte schweifwedelnd und begrüßte Shana, indem sie sich an sie schmiegte.

"Ja. Ich glaube so hat Shadow ihn genannt."

"Wer ist er?" Auch Shio schmiegte sich an seine ältere Schwester.

"Jemand der furchtbar dickköpfig war. Ein absoluter Idiot." Knurrte Shana.

Plötzlich kam auch Mik dazu und auch er wurde von allen zärtlich begrüßt.

Doch danach wendete er sich Shana zu und lächelte.

"Ein Idiot ... So so. Und wer hat ihn am meisten vermisst als er weg war?"

Die weiße Wölfin kräuselte die Lefzen. "Na ich bestimmt nicht." Wuffte sie beleidigt und stupste ihren Bruder an.

"Ja natürlich ... die Tatsache ist jedoch das alle ihn vermisst haben. Das ganze Rudel ... unseren stolzen Rebell."
 

Kanya schnaubte verachtungsvoll. "Und ausgerechnet ihn will Shadow suchen?"

Shana legte die Ohren an. "Sie will ihn suchen? Shadow ist fort willst du sagen?"

Kanya nickte traurig. "Tut mir Leid ... Ich hätte sie aufhalten müssen."

"Es braucht dir nicht Leid zu tun." Fiepte Mik. "Es ist nur so das Shadow noch so unglaublich jung ist ... Ich hoffe ihr geschieht nichts ..."
 

Shadow unterdessen rannte so schnell sie ihre Pfoten trugen. Sie wusste nicht wohin.

Sie wusste nicht, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollte. Ihr Bruder konnte schlisslich überall sein.

Und das schlimmste war, das sie sich vollkommen alleine fühlte.

Sie wünschte sich beinahe sie hätte das Rudel nie verlassen ...
 

Noch am selben Tag wie Shadow nicht mehr da war, entschloss auch Kanya sich das Rudel zu verlassen. Sie verabschiedete sich von allen, denn sie wollte später wiederkehren.

Auch Shio wollte sie begleiten und die beiden ließen eher ungewollt ihre älteren Geschwister zurück.

Sie folgten Shadow's noch relativ frischer Spur, doch diese war schon weit gewandert.
 

"Glaubst du wir finden sie?" fragte Kanya einige Tage später, als sie gerade Rast machen.

"Ganz bestimmt." Meinte Shio daraufhin zuversichtlich.

"Es ist nur so ... Ich hab in letzter Zeit ein so seltsames Gefühl." Murmelte Kanya.

Doch Shio lächelte nur. "Ich hab es auch. Es ist bestimmt nur deshalb, weil wir unsere gewohnte Umgebung verlassen haben."

"Glaubst du wirklich?" Kanya war sich da nicht ganz so sicher.

Um genau zu sein, spürte jeder der beiden Wölfe dieses unheimliche Gefühl.

Nicht nur Kanya und Shio. Nein auch Shadow die so weit von ihnen entfernt war und auch Mik und Shana die zu zweit das Revier der Windwölfe bewachten. Um genau zu sein, hatte jeder Wolf auf der Erde dasselbe Gefühl.
 

Etwas Großes geschah. Aus längst vergangen Zeiten tauchte etwas wieder auf der Erde auf. Und es würde einen neuen Anfang geben. Es würde alles neu werden. Dennoch wusste keiner, was es zu bedeuten hatte, bis eines Tages ...
 

Es war in der Mitte des Tages, die Sonne stand hoch am Himmel, doch plötzlich ...

Der Himmel wurde schwarz und man sah die Sterne. Die Sonne schien weiterhin, als der Himmel langsam begann rötlich zu werden.

Große Aufregung herrschte unter allen Bewohnern.

Auch Kanya und Shio beobachteten diese Schauspiel am Himmel.

"Meinst du die alte Legende wird Wirklichkeit?" fragte Kanya flüsternd und dachte an die alten Geschichten, die sie früher so gern gehört hatte.

Shio brachte kein Wort heraus, sondern nickte nur.
 

Und die beiden sollten Recht behalten. Wenige Zeit später sahen sie am Himmel einen roten Feuerball. Größer und heller als die Sonne, dennoch wurde die Erde dunkel um sie herum.

Viel eher kam der Feuerball immer näher zu Erde und es begann heiß zu werden. So heiß das alle Tiere instinktiv vom Feuerball weg rannten.

Auch die beiden Jungwölfe rannten, konnten jedoch kaum entkommen.

Es gab einfach kein Entkommen. Und es wurde immer heißer und heißer.

Die beiden konnten spüren, wie das Leben aus ihnen wich und plötzlich.
 

Ein kleinerer Feuerball schlug direkt vor den Wölfen auf.

In Panik liefen sie auseinander. Immer weiter weg und noch mehr Feuerbälle schienen sie zu verfolgen. Kanya entkam nur knapp einem der sie beinahe getroffen hätte.

Alles war in Panik und jeder hoffte das es bald vorbei sein würde.
 

Kanya rannte und rannte. Sie dachte nicht mehr weiter darüber nach was sie tat oder wohin sie lief. Sie sah nur die rote Farbe. Sie schmeckte nur den Geruch des Feuers und sie konnte kaum schlucken denn ihre Kehle schien wie eingetrocknet.

Und irgendwann war sie so außer Puste das sie stolperte und einfach liegen blieb.

Sie weinte und flehte die Götter das es aufhört. Es sollte endlich zu Ende sein.

Doch der Untergang ging weiter. Immer weiter und irgendwann war wohl die junge Wölfin vor Erschöpfung eingeschlafen.
 

Einige Tage später war der Feuersturm aus dem Himmel vorbei. Nur noch der Geruch und die Verwüstung erinnerten an die Katastrophe.

Langsam machte die Hellbraune die Augen auf. Was war nur geschehen?

Schwankend richtete sie sich auf. "Was haben wir nur verbrochen?" flüsterte sie gequält.

"Was haben wir nur verbrochen das ihr uns so bestraft!" schrie sie zum Himmel und brach in Tränen aus.

Diese Frage war an die Götter gerichtet, doch diese schwiegen.
 

Nachdem sich die Jungwölfin an einen Fluss geschleppt hatte und mit gierigen Schlückchen ihren Durst löschte, wanderte sie weiter.

Sie hatte vollkommen die Orientierung verloren, weshalb sie auch nicht wusste wo sie hinlief.

Doch eines Morgens sah sie in der Ferne etwas.

Sie lief darauf zu und je näher sie kam, desto mehr erkannte sie einen Wolf der auf der Erde lag.

Sie war glücklich. So glücklich noch andere Wölfe zu sehen, das sie immer schneller wurde.

Kanya lief immer näher und näher und plötzlich ... ganz plötzlich und ohne Vorwarnung blieb sie stehen und starrte zum Wolf vor ihr.
 

Die Hellbraune zitterte und ihr wurde schlecht. Der Wolf, den sie da sah, war tot, was nicht einmal das Schlimmste war.

Das Grausame war, das dieser Wolf nur einen halben Körper hatte.

Dort wo der Hinterleib hätte sein sollen, war nur eine riesige Blutlache und die Knochen ragten einfach in der Luft.

Der restliche Körper war angebrannt und aus allen Öffnungen des Wolfs krochen Maden hervor.

Kanya würgte und stolperte rückwärts.

"Nein, das kann nicht sein. Bitte nicht." Flüsterte sie und lief weg.

Es war zwar keiner gewesen den sie gekannt hat, so hoffte sie, dennoch war dieser Anblick schrecklich.
 

Weitere Tage streunte die einsame Wölfin herum. Sie fand noch mehr Wolfskadaver, wobei einige aussahen als ob sie nur friedlich schlafen würden.

Andere wiederum konnte man nicht mehr erkennen und bei solchen war sie Kanya nicht so sicher, ob es vielleicht einer ihrer Freunde gewesen war.

Doch die Hoffnung blieb, weshalb sie auch weiter suchte.
 

Sie hatte zwar unglaublichen Hunger, dennoch rührte sie die Kadaver, die sie fand, zunächst nicht an. Doch irgendwann gewann der Hunger und sie nagte an einem toten Körper.

Denn sie hatte ein festes Ziel. Sie spürte das Shadow noch lebte, weshalb auch sie überleben musste. Genau deshalb reiste sie auch weiter ... immer weiter.
 

Gerade als Kanya schon lange nichts mehr gefressen hatte, schlich sich ihr ein süßlicher Geruch in die Nase. Frisches Fleisch!

Aufgeregt lief die Jungwölfin dem Geruch entgegen und fand sich vor einem riesigen Bären wieder. Er schien er vor kurzem an Erschöpfung gestorben zu sein, weshalb auch sein Fleisch besonders schmackhaft war.
 

Doch plötzlich schreckte sie ein Geräusch hoch und sie sah sich um. Vielleicht war es ja Shadow. Das wäre so toll, doch leider ...

Leider kam zum Vorschein ein ziemlich heruntergekommener Wolf, doch das war der Hellbraunen egal. Auch das er nur drei Beine hatte war ihr egal.

Sie freute sich so sehr endlich wieder Artgenossen zu sehen und zwar einen Wolf. Einen lebendigen Wolf noch dazu, das sie über seine unfreundliche Art einfach hinweg sah.

"Hallo, mein Name ist Kanya und wer bist du?" fragte sie aufgeregt ...
 

-----------------------
 

An dieser Stelle höre ich auf, denn hier beginnt das RPG.

Wenn ihr wissen wollt, wie es mit Kanya (und auch mit Shadow) weitergeht, so schaut hier vorbei:

http://www.fenrirs-wolfe.de.ki/

Da könnt ihr dann auch entweder die Zusammenfassung zu dem RPG lesen, oder aber die entsprechenden Beiträge XD
 

Ich hoffe euch hat diese FF gefallen und ihr hinterlasst einen Kommie, falls ihr es bis zum Schluss durchgehalten habt *g*



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kiana
2006-07-16T14:23:49+00:00 16.07.2006 16:23
Ich bin total erstaunt, dass ich die erste bin...das ist echt eine tolle Geschichte *gar nich glauben kann*
*total begeistert*
Und as RPG beginnnt an dieser Stelle ? Muss ich mir mal anschauen...bin gespannt wie's weiter ging.
XD


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