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Solar Eclipse

von

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Der Lord und der Händler

A/N: Eine KaibaXYami/Atemu-AU. Sie war eigentlich fürs Englische konzipiert, aber nachdem sie eine Übersetzung, in der dreitausend neue Wörter ihren Weg in sie fanden, hinter sich hatte, bin ich der Meinung, dass ich sie hier posten kann.
 

Disclaimer: Ich schreibe Fanfiction, weil ich Freude daran habe. ^.~ Und weil wir alle Prideshipping vergöttern. Also gehört nichts mir. Die Ähnlichkeiten, die zu Fluch der Karibik vorliegen können, gehören auch nicht mir.
 

Solar Eclipse
 

Kapitel 1 Der Lord und der Händler
 

Lord Kaiba hasste Bälle.
 

Aber so sehr er Bälle hasste, umso mehr hasste er die Schaumkrone der hohen Gesellschaft, die sich auf ihnen tummelte. Er hasste die Räume, die trotz ihrer auffälligen Größe so klein wirkten, dass jeder einzelne in ihnen einer zu viel zu sein schien. Der weite Platz, der sich vor und um ihn erstreckte, war ihm dennoch nie genug und sobald einer sogar noch diesen privaten Bereich zu übertreten wagte, begann Lord Kaiba auch noch die Etikette zu hassen, die er wahren musste.
 

Es erschien ihm so, als würde jeder einzelne Adelige versuchen ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

Und auch wenn es ihm die Etikette verbot, so sah er in ihnen doch nur Fußküsser oder Witwen, die ihn becircen wollten. Warum sie das wollten, verstand er nicht. (Besser gesagt, er verstand es schon, aber er wollte nicht über solche Aussichten nachdenken.) Irgendjemand hing immer an seinem teuren Mantelsaum, oder versuchte seine Aufmerksamkeit, die er von Natur aus selten einer Sache schenkte, aus dem einfachen Grund, dass sie es meistens nicht wert war, zu erlangen.
 

Mylord, ich würde Euch gerne fragen, wo Ihr diesen wundervollen Mantel gekauft habt? Oder war es eine Maßanfertigung? Er sieht mir aus, wie italienisches Meisterhandwerk.
 

Mylord, ich möchte es mir nicht nehmen lassen, Euch zu Eurer erstaunlichen und beeindruckenden Festnahme dieses kriminellen Subjektes letzte Woche zu gratulieren!
 

Mylord, mir wäre es eine Ehre, Euch herumführen zu dürfen.
 

Mylord, würdet Ihr mir diesen Tanz gewähren?
 

Mylord, Ihr müsst mir von Eurer Flotte berichten! Ich hörte, sie soll sehr beeindruckend sein.
 

Mylord, könnten wir, würdet Ihr, darf ich, wäre es mir gestattet, könntet Ihr mir diese Frage beantworten?
 

Es widerte ihn an und vielleicht gerade weil es so oft vorkam, begann er es zu verachten. Er war also niemals ein Freund von Bällen gewesen, um es milde auszudrücken, und warum er immer wieder dort erschien, erstaunte selbst ihn jedes Mal aufs Neue. Schließlich war der einflussreichste Mann des ganzen englischen Königreiches, seinen Adoptivvater, König Charles eingeschlossen, der mittlerweile alt, wenn auch nicht weniger gerissen als früher war.
 

,Um die Fassade zu erhalten', erklärte ihm sein kleiner Bruder immer wieder und das war es natürlich auch, was er tat.
 

Er erhielt die Fassade des pflichtbewussten Thronerben, der, obwohl er unnahbar war, auch nach der Herrschaft seines Vaters die Macht und den Einfluss des Adels erhalten würde. Und auch diese Aufgabe verabscheute er. Aber er hatte schon lange eingesehen, dass er mehr erreichte, wenn er abwartete.
 

Also erschien er zu jedem einzelnen, wichtigen Ballabend, wechselte die nötigsten Worte, die die Nerven der Freunde und Vertrauten seines Vaters beruhigten, aber starrte alle anderen Gäste nur finster an, hielt sich stark und diszipliniert. Meistens suchte er sich eine stille Ecke, in der er die endlosen Gesprächsversuche und Vorschläge der anderen Lords über sich ergehen lassen konnte.
 

Genau so war es auch auf dem Ball zu König Charles' Ehren, zu dem er als Vertreter seines Vaters, der in London residierte, natürlich erscheinen musste, eine Aufgabe, die er schon des Öfteren übernehmen hatte müssen, seit er mit seinem Bruder über den Atlantik gefahren war und sich auf Jamaika, einer warmen Insel mitten in der Karibik, niedergelassen hatte.
 

Als er den Raum betrat, erfüllte ein Gemurmel und Gerede die Luft, dass er sich anstrengen musste, vor Abneigung keine Mine zu verziehen. Die Frauen kicherten aufgeregt, ihre Augen leuchtend und ihre Fächer aufgeregt vor ihrem Mund, aufgeschlagen, damit er ja nicht mitbekam, was sie über ihn erzählten, und zwei oder drei süffisant lächelnde Lords, über die er genau wusste, dass sie von seinem Vater geschickt wurden ein wachsames Auge auf ihn zu haben, waren an seiner Seite in dem Moment als er die Türschwelle übertrat. Er machte ihnen harsch klar, dass er seine Ruhe haben wolle und verschwendete keine Zeit darauf, ihre Begrüßung zu beantworten.
 

Er fühlte sich geblendet von der bunten Farbenpracht, die die Ballhalle erfüllte, ein einziges Lied von Pastellfarben, Kleider in allen möglichen Variationen, meistens weit ausladend mit weißen, gerüschten Unterröcken und Mäntel mit reich geschmücktem Saum, Ärmel und Kragen, teure Lederstiefel und scheinende Ringe, Ohrringe und Taschenuhren, die glitzernd an der Weste ihres Besitzers hingen, ein Zeuge der Macht und des Geldes. Alle Augen ruhten auf ihm, obwohl ihre Besitzer vorgaben in ein Gespräch mit ihrem Nachbarn, den sie trotz ihrer intensiven Diskussion noch nicht nach dem Namen gefragt hatten, verwickelt zu sein.
 

Er ignorierte sie geflissentlich, seine Augen streng nach vorne gerichtet, eiskalt und unnahbar.

Sein nachtblauer Mantel streichelte seine Waden, seine Gesichtszüge kühl und eben wie Stein.
 

Einige Adelige, die in seinem Weg standen, machten schnell einen Schritt zur Seite, verbeugten sich eiligst und murmelten ein leises "Mylord".
 

Er sah noch nicht einmal auf sie herab.
 

Als er den Ballsaal durchquert hatte, begannen die Gespräche langsam wieder zu normaler Lautstärke anzuschwellen, Gesichter wendeten sich von ihm ab und die freudige Stimmung, die vor seinem Eintreten geherrscht hatte, fand ihren Weg langsam unter die Menschen zurück.
 

Lord Kaiba hatte sich an eine Wand gelehnt, möglichst weit ab von der schwatzenden Menge, und versuchte die Menschen, die hoffnungsvoll, wenn auch nervös, auf ihn zukamen, mit einem kalten Blick dazu zu bringen, schwitzend und blass wieder auf ihre Plätze in der Menge zurück zu kehren.
 

Es verging fast eine Stunde bevor der Tanz an sich begann und die Tanzfläche sich füllte.

Lord Kaiba konzentrierte sich schon lange nicht mehr auf die Menge, sondern viel mehr dachte über wichtigere Dinge nach, ging Briefe durch, die er noch abzuschicken hatte, konzipierte seinen Arbeitsplan für den nächsten Tag und überprüfte im Kopf ob die neue Handelsroute wirklich die kürzeste und praktischste war, oder ob irgendwo eine Gefahr auf dem Wasserweg lauerte.
 

"Mylord, dürfte ich-"
 

"Nein."
 

Der Händler, der sich ihm genähert hatte, öffnete kurz den Mund um etwas zu erwidern, erblasste aber, als der Kronprinz ihm einen stummen, kalten Blick zuwarf, verbeugte sich hastig und stammelte etwas unverständliches. Kaiba hob eine Augenbraue fragend und der Händler wurde nun puterrot und huschte mit geducktem Kopf davon. Eine helle, schrille Stimme zu seiner Rechten, die er zu gut kannte, fing seine Aufmerksamkeit und mit spiegelnden Augen drehte er den Kopf.
 

"Dürfte ich fragen, was Ihr so amüsant findet, Lady Rebecca?"
 

Die blonde Enkelin eines guten Freundes seinen Adoptivvaters kicherte, ihr pastellblaues Kleid schimmerte im Licht der vielen Kronleuchter im Ballsaal und sie fächerte sich Luft zu, während sie die Wimpern versuchend verführerisch aufschlug.
 

Kaiba versuchte dem Drang die Augen zu rollen zu widerstehen.
 

"Oh, überhaupt nichts, Mylord. Rein gar nichts. Ich wollte Euch zu Eurer Flottenerweiterung gratulieren."
 

Bei dieser Anmerkung zuckte Lord Kaibas Mundwinkel leicht und er schaute abwertend auf die junge Frau herab.
 

"Danke sehr, Lady Rebecca, es ist beruhigend zu wissen, dass meine politischen Erfolge schon der neueste Klatsch im Königreich sind."
 

Rebeccas Augen wurden hart und kühl. Sie verabscheute es, so offensichtlich abgewiesen zu werden und schlug ihr blondes Haar mit der Hand über die Schulter.
 

Sie antworte noch kühl: " Es war nett Euch mal wieder zu treffen, Mylord.", bevor sie sich umdrehte und auf die Tanzfläche stolzierte.

Irgendwo in seinem Verstand registrierte Kaiba amüsiert, dass ihre Ohren ein flammendes Rot waren.
 

Mittlerweile war der Tanz schneller geworden und auf der ganzen Tanzfläche drehten und schwangen Kleider, huschten Mäntel und glitzerten Ringe und Schmuck. Es war ein einziges gleichmäßiges Rechts, Ein, Zwei, Drei, Drehung, Eins, Zwei, Drei.
 

Kaiba zog seine Augenbrauen angewidert zusammen. Er tanzte nicht, grundsätzlich. Aus Prinzip. Er wandte den Blick ab, der Zug um seinen Mundwinkel hart und seine Augen kühl. Die Musik klang in seinen Ohren hohl und falsch. Eins, zwei, drei, Drehung, eins, zwei, drei...
 

Sein Blick blieb an der großen Fensterfront hängen.
 

Finster bemerkte er, dass die Nacht mittlerweile schon über den Horizont geklettert war und dass die Stunde immer später wurde. Der Mond war dünn und schwach, nur eine abgemagerte Variante seines vollen Selbst. Die Vorhänge vor dem ausladenden Balkon direkt an der Bucht flatterten im Wind, die Türen halb geöffnet. Sein Interesse nur annähernd genährt, inspizierte er die Dunkelheit, die von dem Kronleuchterlicht des Saales gebrochen wurde, deutlicher. Ganz schwach konnte er die Konturen einer Person erkennen, nur ein Grauschimmer vor restlichem Schwarz.
 

Desinteressiert dachte er: "Wenigstens eine Person ist bei genug geistiger Gesundheit, dieser Farce zu entkommen."
 

Die Musik wurde wieder langsamer, ein neuer Tanz hatte begonnen. Viervierteltakt diesmal.

Gelächter erfüllte die warme Luft des Ballsaales, das Gerede wurde lauter und intensiver.
 

"Mylord, darf ich Euch zu diesen wunderbaren Strumpfhosen gratulieren?"
 

Kaiba schnaubte und warf seinem Stiefcousin einen Seitenblick zu. "Dein Humor ist grausam, Jounouchi."
 

Der Blonde grinste weit, die obersten zwei Knöpfe seines beigen Hemdes offen, das Haar zerzaust und Abdrücke von roséfarbenen Lippenstift an seinem Hals und Kragen. "Nun, zumindest stehe ich nicht hier alleine herum und schaue finster drein."
 

Lord Kaiba runzelte die Stirn, seine saphirblauen Augen kühl. "Ich möchte nicht wissen, wo du dich rumgetrieben hast."
 

Jou nickte bedeutungsvoll, seine gute Laune von der Ablehnung seines Stiefcousins nicht getrübt. "Oh nein, das willst du bestimmt nicht."
 

Das war das letzte Wort, das über dieses Thema gewechselt wurde. Kaiba und Jounouchi waren nie gut miteinander ausgekommen, aber sie hatten ein stummes Einverständnis gewählt, die Waffen ruhen zu lassen. Lord Kaiba hatte nie den lockeren Lebensstil, den sein blonder Cousin gewählt hatte, gut geheißen. Aus seiner Sicht war Jounouchis Leben eine einzige Verschwendung, aber er wusste, dass er ihn nicht ändern konnte und wollte, er hatte bessere Dinge zu tun, als mit seinem unnützen Cousin zu streiten. Jou wiederum war der Auffassung, dass sein Stiefcousin, der Adoptivsohns des Bruders seiner Mutter, die Freuden des Lebens aus seinen Händen gleiten ließ.

Vor Jahren hatten sie beschlossen, sich aus dem Weg zu gehen und nur die nötigsten Worte miteinander zu wechseln. Sich ab und zu zusammen sehen lassen.
 

Lord Kaibas Stimmung sank langsam zu ihrem Tiefpunkt. Nicht, dass er es sich hätte anmerken lassen. Vermutlich hätte nur sein Bruder den harten Zug um seinen Mund und das bedrohliche Schimmern seiner Augen als Zeichen einer Gefühlsregung erkannt, alle anderen hätten sie seiner normalen, kühlen Attitüde zugeordnet. Er murmelte leise: "Ich hasse Bälle."
 

Jou, der mittlerweile ein Getränk in der Hand hielt, das nach süßem Alkohol roch, grinste nur. "Das kann ich mir vorstellen; mit dieser Einstellung, die du da hast."
 

Kaiba schnaubte nur abwertend, seine Arme vor der Brust verschränkt, seine Manschetten- und Mantelknöpfe im Kronleuchterlicht glitzernd. Er registrierte aus dem Augenwinkel, dass sein Cousin das Glas abstellte und eine brünette Lady zum Tanz aufforderte. Sie seufzte tief und legte ihre Hand auf den Arm des blonden Aristokraten. Zusammen stimmten sie in den Walzer ein und verschmolzen mit der sich drehenden Menge, die nur noch ein Wirbel aus Pastell war.
 

Der Kronprinz beobachtete die Tanzfläche eine Weile, ein ewiges Eins, Zwei, Drei. Im Kopf zählte er die Schritte mit, spielte sogar gedanklich das Stück auf seinem Flügel in seinem Herrschaftshaus nach. Gedanklich machte er eben so wenig Fehler, wie er es in der Realität tat.
 

Nach einer Weile wendete er den Blick wieder ab und ließ ihn durch den Raum schweifen.

Wieder blieb er an der Fensterfront hängen. Der Mond stand mittlerweile so hoch, dass man ihn durch die Fenster nicht mehr erkennen konnte, dafür schienen die Sterne mit zunehmender Nachtschwärze heller und klarer. Und immer noch konnte er den gebrochenen Schatten einer Person erkennen.
 

Die Musik setzte aus. Und setzte wieder ein, diesmal langsamer, tragender.
 

Lord Kaiba entschloss sich, auch an die frische Luft zu gehen. Die stickige Luft des Ballsaals, vernebelt war mit den unterschiedlichsten Parfüms, begann sich in seine Kleidung zu fressen und wenn es etwas gab, was er mehr hasste als Bälle, dann war es Unhygiene, die von vielen Lords anscheinend mehr geschätzt wurde, als eine anständige Erscheinung.
 

Er durchquerte in einem angemessenen Schritt die Distanz zwischen sich und dem Balkon, ein paar Ladies begannen zu tuscheln, als er an ihnen vorbei ging, aber er ignorierte sie, so wie er alle anderen ignorierte.
 

Als er die schweren, blauen Vorhänge zu Seite strich und die Schwelle zu dem großen Balkon übertrat, streifte schon der warme Wind der Karibik sein Gesicht. Er konnte das leise Schlagen der Wellen gegen die Holzbefestigung hören, ein Plätschern, das die immer leiser werdende Musik in ebenso gleichmäßigen Takten unterbrach. Die Luft war frisch und leicht salzig, aber es war eine willkommene Abwechslung zu der reichen Luft des Ballsaales.
 

Und nun da er sah, dass seine Augen ihm tatsächlich keinen Streich gespielt hatten, konnte er auch die Umrisse der Person, die die Hände auf das Balkongeländer gelegt hatte und auf das Meer schaute, das schwarz wie der Himmel über ihnen unter ihnen lag, besser erkennen.
 

Es war definitiv ein Mann, auch wenn er nicht genau sagen konnte, ob er zum Adel gehörte. Seine Haltung war gerade und stolz, ein bisschen so wie seine eigene, aber er war wohl um einen Kopf kleiner als Kaiba selbst, der aber selbst für den englischen Adel beeindruckend groß war. Das Licht des Mondes und des Ballsaales tauchte ihn in ein schimmerndes weißes Licht, erhellte den olivgrünen Mantel mit den reichlich verzierten dunkelgrünen Stickereien und einen Hinterkopf, der von einem breiten ebenso grünem Hut mit einer ausladenden Krempe und einer hohen Pfauenfeder bedeckt wurde.
 

Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen ging Lord Kaiba langsam auf das Geländer des Balkons zu, seine Stiefel glitten fast lautlos über den polierten Steinboden.
 

"Einen schönen Abend wünsche ich Euch, Eure Hoheit. Was bringt Euch hier hinaus?", fragte ihn eine amüsierte, tiefe Stimme.
 

Kaiba zog eine Augenbraue in die Höhe, hielt aber keine Sekunde in seinem Schritt. "Das könnte ich Euch auch fragen, Mister..."
 

"Summer."
 

"...Geehrter Mr. Summer."
 

Der Mann lachte leise und seine Hände fuhren fast zärtlich über das Holz des Geländers unter seinen Fingern. Er sah zum Himmel und Kaiba konnte blonde Strähnen unter der Hutkrempe ausmachen.
 

"Ich war frische Luft schnappen, da hat mich die Stille des Meeres in seinen Bann gezogen. Und was ist mit Euch, Lord Kaiba? Warum habt Ihr nichts zu tun? Ich dachte, einem Mann Eures Formats mangelte es nicht an Gesprächspartnern."
 

Der Thronerbe schnaubte verächtlich und näherte sich dem Mann, bis er neben ihm am Geländer stand und auf das weite Meer heraus sah, das nur ein paar hundert Meter weiter von einer kleinen Bucht verengt wurde. Er antwortete ruhig: "Wer sagt Euch, dass ich diese Gesellschaft überhaupt suche, Mr. Summer?"
 

Er sah abwartend auf den jungen Mann neben sich herab und eine Applikation am rechten Ärmel fiel ihm auf. Es war ein bestimmtes Wappen, das er nur zu gut kannte.
 

"Ein Händler also", dachte er still und desinteressiert.
 

Summer lachte tief und warm, unterbrach die Stille die sich gelegt hatte. Seine Hände lösten sich vom Geländer, er sah auf und seine Augen funkelten mit unverhohlenem Vergnügen.
 

"Natürlich, Eure Hoheit, ich hatte nichts anderes erwartet."
 

Lord Kaibas blaue Augen weiteten sich überrascht und er spürte seine Fingerspitzen zu kribbeln beginnen. Tiefe, karminrote Augen starrten aufmerksam in seine, hielten Vergnügen und Sanftheit in ihren Tiefen. Sie funkelten amüsiert und aus irgendeinem unbestimmten Grund dachte Lord Kaiba, dass er blass geworden sein musste. Er hatte das Gefühl, jemand hätte ihm ein kaltes Tuch an die Stirn gehalten.
 

Obwohl er sich über seine Reaktion wunderte und sie ihn verstimmte, musste er zugeben, dass er solche Augen noch nicht gesehen hatte. Er hatte noch nie Augen der Farbe Blutes gesehen, diese Farbe war so seltsam und exotisch, dass er schon fast dachte seine eigenen würden ihm einen Streich spielen. Diese Augen waren warm und seltsamer Weise sanft, aber sie hielten eine Schärfe, die für einen niederen Mann einschüchternd gewesen wäre. Lord Kaiba war sofort fasziniert und hätte er weniger Macht über sich als er es tat, hätte er wohl offen gestarrt. Aber da er ein Meister der Selbstkontrolle war, fing er sich selbst und straffte die Schultern. Ein dünnes, aufforderndes Lächeln stahl sich auf seiner Lippen.
 

Der Händler, der, obwohl Kaiba es schnell überspielte, das Flackern in den blauen Tiefen bemerkt hatte, hob interessiert die Augenbrauen, ein süffisantes Lächeln geisterte über seine Lippen. Ein Funkeln wuchs in seinen karminroten Augen und er legte den Kopf kurz auf die Seite, die blonden Strähnen fielen ihm in das blasse Gesicht. Dann schmunzelte er bedeutungsvoll, seine Augen verengten sich kurz und er lehnte sich vor.
 

Er murmelte leise: "Ich habe genug von dieser Stille hier, Eure Hoheit. Ich denke, ich werde jetzt tanzen."
 

Er lachte wieder leise, als Lord Kaiba eine Augenbraue in die Höhe zog und ihn nachdenklich musterte. Dann drehte er sich um, sein grüner Mantel wehte um seinen schlanken Körper, seine Hand streifte kurz die des Kronprinzen, und mit raschen Schritten verschwand er wieder hinter den schweren blauen Vorhängen. Die Musik verstärkte sich, dann wurde sie wieder leiser, ein schwerhörbares Hintergrundgeräusch, wie das Krähen von Vögeln durch ein offenes Fenster.
 

Und stumm akzeptierte Lord Kaiba die Herausforderung. (Herausforderungen reizten ihn allgemein, aber diese besonders.) Ein selbstgefälliges Lächeln geisterte über seine Lippen, er straffte die Schultern und richtete seine Ärmel und Kragen. Dann folgte er dem Händler mit raschen, langen Schritten.
 

Der Mond war nun auch hinter der Kuppel der Residenz verschwunden und die Nacht war schwarz.
 

Als Lord Kaiba den Saal betrat, runzelte er erst einmal die Stirn, als ihm die stickige, schwere Luft entgegen schlug und die Lautstärke sich verzehnfachte. Er strich die Vorhänge hinweg. Zwei Lords, die an der Fensterfront gestanden hatten und sich unterhielten, machten schnell einen Schritt zur Seite, als er an ihnen vorbei schritt, bevor sie sich rasch verbeugten. Er nickte ihn kurz und abrupt zu, dann suchte er mit den Augen den Raum ab. Abwesend registrierte er, dass Jou immer noch mit der brünetten Lady tanzte, ein sattes Grinsen auf den Lippen. Dann blieb sein Blick an dem hängen, den er gesucht hatte.
 

Summer stand an eine Wand gelehnt, sein grüner Federhut ins Gesicht gezogen und die Arme vor der Brust verschränkt. Sein rechtes Bein war angewinkelt und gegen die Wand gesetzt und irgendwie schien er fast zu ruhig in mitten der ganzen Personen, die zwischen ihnen vorbei huschten. Er stand einfach dort, ein abwartendes Lächeln auf den blassen Lippen, die Schulter gerade und die Augen unter dem Schatten der Hutkrempe geschlossen. Ein Lord sprach ihn an, aber er antwortete nicht, regte sich noch nicht einmal und bald verschwand der aufdringliche Mann wieder.
 

Lord Kaiba spürte wie ein selbstgefälliges, scharfes Lächeln seine eigenen Lippen berührte als er langsam, die Augen auf das Ziel fixiert, die Menschenmasse durchquerte. Er hatte das Gefühl, dass das die Herausforderung, der Bruch mit dem Alltag, war, die er seit langem suchte. Und diesmal kümmerte es ihn nicht, ob sein Vater hiervon erfuhr. Sein Stiefvater war im Moment weit weg, tausende Meilen über dem Atlantik Richtung England.
 

Und die Musik wurde nach einer kurzen Pause schneller.
 

Der Kronprinz war sich bewusst, dass alle Blicke auf ihm ruhten, so wie sie es immer taten, wenn er seine gewohnte Position an der Wand verließ, und er musste mit einem gewissen Genuss feststellen, dass ihn ihre empörten Gesichter reizten.
 

Er hielt vor Summer an, der olivgrüne Hut hob sich, karminrote Augen öffneten sich, schienen ihn herauszufordern und er nahm diese Herausforderung an. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, bot er dem Händler seine Hand an.
 

Während er nur am Rande registrierte, dass alle Gespräche stoppten, bevor sie um so stärker wieder einsetzten, und anscheinend einer der Violinisten die Kontrolle über seinen Bogen verlor, so dass durch die gleichmäßige, rhythmische Musik ein harscher, schräger Ton schnitt, so bemerkte er umso deutlicher das Flackern in den tiefroten Augen Summers und das ehrliche Lächeln, das die feinen Züge aufhellte.
 

Summer hob seine Hand und akzeptierte die Einladung, ein zufriedener und viel versprechender Ausdruck in seinen zu Schlitzen verengten Augen. Auch ihm schienen die vorwurfsvollen, ja sogar angewiderten Blicke egal zu sein, er schenkte den vielen Leuten um sie noch nicht mal einen Blick, als wäre ihm ihre Meinung egal, als ob sie ihn nicht interessierten. Und Lord Kaiba mochte das.
 

Er führte sie zur Tanzfläche, seine Stiefel berührten den glatten Boden und er warf einen letzten Blick zu dem lächelnden Händler, der nur eine elegante Augenbraue in die Höhe zog, als wolle er fragen, worauf er noch warte. Der Kronprinz lächelte selbstgefällig und nahm die blasse Hand des Händlers in die seine, ordnungsgemäß, wie es die Etikette vorschrieb. Die Musik erschien ihm plötzlich wesentlich erträglicher als zuvor, das leise eins, zwei, drei nun ein stummes Mantra, das seine Füße zu leiten schien. Zufrieden bemerkte er, dass der Händler ihm wortlos folgte, die Schritte ebenso perfekt beherrschte wie er selber.
 

Aus dem Augenwinkel bemerkte, dass sich aus der erstarrten Menge ein weiteres Paar löste, begann sich zu drehen und zu seinem Vergnügen erkannte er das blonde Haar seines Stiefcousins, der immer noch mit der brünetten Lady tanzte, die ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen trug.
 

Der Zauber schien gebrochen und wenn auch zögerlich begann die Tanzfläche sich zu füllen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte der englische Thronerbe schon alle Aufmerksamkeit auf seinen Tanzpartner gerichtet, der, den Blick leicht gesenkt, fast abwesend, sich perfekt an seine Geschwindigkeit anpasste, als wären sie eine Einheit.
 

Lord Kaiba musterte Summer eindringlich und studierte die feinen Details des fast adligen Gesichts, die ihm vorher nicht aufgefallen waren. Der blasse Teint, der darauf hinwies, dass dieser Mann nicht oft draußen in der Sonne arbeitete, die gerade Nase und die eleganten, dunklen Augenbrauen. Aber trotz allem faszinierten ihn diese tiefen, mysteriösen, karminroten Augen am meisten, die nun halb gesenkt und nachdenklich schienen, als wäre ihr Besitzer ganz auf den Tanz fixiert und nahm selbst die Musik nicht mehr war, sondern bewegte sich einfach nach Lord Kaibas führender Hand.
 

Die Audienz, die sich um ihren Prinzen bewegte, die Ballkleider raschelnd und die Mäntel in der Bewegung wehend, beobachtete diese perfekte Harmonie und Ausgeglichenheit zwischen Eleganz, Würde und Anziehung, die stumme Kommunikation dieser zwei Individuen. Und die Situation erschien ihnen so unwirklich, dass sie fast ihre Überraschung vergaßen. Nur zwei Lords an der Eingangstür beobachteten das ganze kritisch und unruhig, ihre Stimmen zu leisen Wispern gesunken.
 

Der Kronprinz spürte seine Hand dort kribbeln, wo er die des Händlers hielt, ein Gefühl, das ihn überraschte und ein merkwürdiges Verlangen in ihm aufstiegen ließ. Er zog Summers schlanken Körper näher an den seinen, diese karminroten Augen sahen amüsiert unter der breiten Hutkrempe zu ihm auf, und er knurrte Besitz ergreifend.
 

Summer lächelte neckisch zu ihm auf, das Funkeln in seinen Augen nun stärker als je zuvor, und mit einer raschen, grazilen Bewegung ließ er Lord Kaibas Hand los, riss sie aus ihrer Harmonie. Er lachte, seine Stimme heiter und heiser, bevor er einen letzten Blick in die Augen seines Tanzpartners warf und sich schnell umdrehte, die Feder seines Hutes das überraschte Gesicht des Prinzen streifend.
 

Lord Kaiba, der sich nach diesem plötzlichen Verlust dieses gewissen Etwas schnell wieder fing, knurrte tief und warnend, seine Hand griff nach der fliehenden des Händlers und zog ihn wieder zu sich, drehte ihn ihm wieder zu.
 

Als Summer sich dieses Mal umdrehte und zu ihm aufsah lag ein gefährliches Funkeln in seinen Augen, die Ehrlichkeit zu Berechnung verwandelt, und die weichen Lippen in ein amüsiertes, aber suggestives Lächeln geteilt.
 

Zu Lord Kaibas heillosem Entsetzen spürte der Prinz etwas Kaltes gegen seine Brust gesetzt und, die normalerweise eiskalten und ruhigen blauen Augen leicht geweitet, sah er an sich hinab, nur um diese schlanken Hände, die er eben noch gehalten hatte, um eine wettergegerbte Pistole gelegt zu sehen. Er hatte das Gefühl, jemand hätte ihm einen Eimer eiskalten Wassers ins Gesicht gekippt, der ihn aus einem Rausch in die Realität zurückholte.
 

Die Waffe klickte leise als der Händler sie lud.
 

Der Thronerbe sah auf, seine Augen ungläubig und er selbst unnatürlich blass. Eine unnatürliche Kälte spülte durch seinen Körper als er das amüsierte Lächeln auf dem delikaten Gesicht seines Tanzpartners sah. Er versuchte sich zu fangen und seine Haltung zu bewahren.
 

Er presste zwischen seinen Zähnen hervor: "Du bist kein Händler."
 

Das Grinsen des jungen Mannes wurde weiter, zeigte ebene, weiße Zähne. "Nein."
 

"Und dein Name ist nicht Summer."
 

"Nein."
 

Der Fremde presste die Waffe nahe an das Herzen des Prinzen. "Wir werden jetzt einen netten Spaziergang machen, Eure Hoheit. Genießt die Aussicht."
 

Er nickte zu dem reich gedeckten Buffettisch, der sich unter der Last von Fleisch, Obst und Wein fast dehnte und Kaiba, angespannt und das Gesicht steinern, sein Blick starr nach vorne gerichtet, vorbei an all den tanzenden Paaren, die -und hier sah Lord Kaiba die pure Ironie- nichts bemerkten, obwohl sie doch sonst jeden seiner Schritte mit Habichtsaugen verfolgten, ging zwar mit zögernden (aber als bald überzeugte das kalte Metall an seiner Brust, schneller zu gehen), aber stolzen Schritten in die Richtung, in die der Fremde ihn leitete. Jeder seiner Schritte war ein Zeuge Stahles und Entschlossenheit.
 

Er sah wieder aus dem Augenwinkel Jous blonde Haare und in dem Moment hätte er das zufriedene Grinsen mit Freuden von den Lippen seines Stiefcousins wischen können. Aber es war egal, es würde ihm noch früh genug vergehen.
 

Er senkte seinen Blick kurz und musterte die Pistole, die der junge Mann, der ihn durch eine schlanke Hand auf seinem Rücken führte, in gegen seine Brust gedrückt hielt. Lord Kaiba bemerkte gleichgültig, dass es ein Sechsschüsser war und dass er, obwohl er nicht sehr alt sein dürfte, aussah, als wäre er es. Der Griff war wettergegerbt, der Lauf verschrammt und der Bolzen schwarz von Schwarzpulver.
 

Lord Kaiba zog eine Augenbraue in die Höhe als er weiße Streifen quer über den Lauf und den Griff laufen sah und zu seiner Verstimmung bemerkte er, dass die schlanke Hand, die er eben noch gehalten hatte, ihre blasse Farbe verloren hatte und nun eine tiefe, bronzene Farbe enthüllte. Er fluchte unverständlich und seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
 

Dieser Mann war gewiss weder Händler noch Aristokrat.
 

Er sah grimmig auf in die karminroten Augen, die ihn anlachten, ja, fast auslachten, diese weichen Lippen, geteilt in ein weites Lachen. Er knurrt wieder tief, als der Kriminelle ihn zum Tisch hinüberführte. Der Kronprinz biss die Zähne erniedrigt zusammen als der Fremde ihn rau gegen den Tisch stieß, so dass er leicht vorne über kippte, bevor er sich fangen konnte. Der Brünette beobachtete mürrisch, wie ,Summer' auf den Büffettisch sprang, ein einziger graziler Satz, fast wie der einer Katze und ihm die Pistole gegen seine Schläfe legte, während er sich vorlehnte und in sein Ohr süffisant murmelte:
 

"Dann wollen wir mal loslegen, was, Eure Hoheit?"
 

Kaiba schnaubte nur abwertend und warf kühl einen Blick in den großen Ballsaal und musste zu seinem Vergnügen feststellen, dass ein abfälliges, hartes Lächeln auf seine Lippen kroch, als der der junge Verbrecher einmal in die Decke des Saals schoss, Staub von der Decke auf das teure Essen rieselte, und die Musik abrupt abbrach. Die Menschen hörten auf zu tanzen, herum wirbelten und die beiden Männer am Büffettisch zuerst verblüfft, dann entsetzt ansahen. Viele wurden kreidebleich und ihre Augen weiteten sich in heillosem Entsetzen.
 

"Narren", dachte er angewidert, als ein Lord, der eine Lady in einer halben Drehung hielt, sie hilflos fallen ließ und sie mit einem dumpfen Schlag zu Boden fiel.
 

Totenstille herrschte in dem riesigen Ballsaal, keiner wagte ein Wort zu sagen. Sie alle starrten nur.
 

Der junge Kriminelle stützte sein rechtes Bein gemütlich auf einem Stuhl auf und hielt dem Kronprinzen genüsslich die Pistole wieder gegen die Schläfe, ein laszives Lächeln auf seinen Lippen, das Lord Kaiba aus den Augenwinkeln sah und das ihn anwiderte.
 

Der ,Händler' räusperte sich leise und verkündete in einer ruhigen, amüsierten Stimmlage:

"Dies, sehr geehrte Damen und Herren, ist ein Überfall."
 

Lord Kaibas blaue Augen weiteten sich überrascht, als Leute überall im Ballsaal Pistolen aus ihren Mänteln und unter ihren Röcken hervorzogen und sie ihren Tanzpartnern an den Kopf hielten.
 

Es klickte, als fast zwei Dutzend Schlagbolzen zurückgezogen wurden.
 

Eine ältere Dame begann zu schreien, ihre schrille Stimme wie das Kratzen von Metall auf Metall in der Totenstille, die den Raum vorher ergriffen hatte. Sie schrie und begann zu schluchzen, sie torkelte einen Schritt vor, bevor ihre Augen in den Höhlen zurückrollten und sie mit einem dumpfen Schlag ohnmächtig zu Boden fiel.
 

,Summer' seufzte tief, ein scharfer, aber nicht unsympathischer Klang in seiner tiefen Stimme, die Lord Kaiba seltsamerweise an warmen Honig erinnerte. "Oh nun."
 

Frauen begannen zu weinen, ihr Atem kurz und schwer. Die Lords begannen zu schwitzen, manche bissen sich auf die Lippen, andere sahen sich gehetzt um.
 

Der junge Kriminelle lachte nur leise.
 

"Bastard. Er hat mich ausgetrickst", fluchte Lord Kaiba gedanklich und sandte diesen karminroten Augen einen Blick voller Abscheu.
 

Dann warf er einen Blick in den Raum, versuchte die Situation abzuschätzen, so wie er es immer tat, suchte nach einem Ausweg, aber musste sich missmutig eingestehen, dass es keine Lücke gab, die er nutzen konnte. Es waren einfach zu viele. Zu viele Wahnsinnige und zu viele Narren, die nur wie gefroren dort standen.
 

Er erkannte die brünette Lady wieder, mit der sein Stiefcousin getanzt hatte, die nun, ein grässliches, höhnisches Grinsen auf ihren attraktiven Zügen, die blauen Augen kühl, eine Waffe gegen die Schläfe seines Cousins presste, der ihn hilflos und elendig ansah. Kaiba schnaubte nur verächtlich und Jou senkte beschämt den Blick. Der Prinz ignorierte ihn. Weitergehend befand sich ein Albino im Raum, der seinen Hut siegesgewiss auf den Boden geschmissen hatte und nun einem alten, zitternden Lord genussvoll die Pistole gegen die Nase hielt, der vor ihm kauerte.
 

Bevor er sich noch weiter umsehen konnte, klopfte ihm der Anführer mit den exotischen Augen auf die Schulter, seine Lippen teilten sich in ein weites, gefährliches Grinsen und er lachte erfreut. Er hob ermahnend den Zeigefinger seiner schlanken Hand.
 

"Nun, meine hoch geschätzten Lords und Ladies! Wie immer: Versuchen Sie nicht fort zu schleichen, jemanden zu informieren, anzugreifen oder andere närrische Handlungen zu begehen, weil dann müssten meine Crew und ich hier nette kleine Patronen in Ihren hübschen Köpfe versenken, einverstanden?"
 

Eine Lady begann laut zu schluchzen und zu Lord Kaibas Zufriedenstellung sah er, dass es Lady Rebecca war, die auf den Boden gesunken und deren Getränk über ihr Kleid geflossen war.
 

Einige Männer bissen fest die Zähne aufeinander.
 

Plötzlich brach ein älterer Earl das Schweigen, er sprang aus den Reihen, eine Vene pulsierte an seinem Hals, und deutete mit einem wahnsinnigen Funkeln auf den Augen auf den schlanken Anführer, der immer noch ruhig die Pistole gegen Lord Kaibas Schläfe hielt.
 

Er rief laut und schrill: "Mistkerl! Ich kenne dich! Ich kenne euch alle! Ihr seid Piraten!"
 

Dann brach er abrupt an, seine Augen weiteten sich, bevor er ohnmächtig vorwärts fiel. Hinter ihm stand ein sandblonder junger Mann, der, ein weites Grinsen auf den Lippen, ihn mit dem Griff seiner Pistole niedergeschlagen hatte. Seine tiefen, lavendelfarbenen Augen schienen laut zu lachen.
 

Ein Wispern raste durch die Halle, Rebecca schrie kurz und verzweifelt, bevor auch sie ohnmächtig umkippte, das leere Glas zu ihren Füßen rollte über den Boden.
 

Andere Frauen schrieen und klammerten sich aneinander, ihre Kleider schief und ihre Augen ängstlich. Sie sahen sich um, die verheirateten Frauen zu ihren Männern, die ebenso hilflos da standen, die Hände kraftlos an ihrer Seite, die Gesichter blass und alt.
 

Der Piratenanführer schmunzelte, Vergnügen in seinen tiefen, geheimnisvollen Augen. Dann seufzte er und lehnte sich vor, sein geschmeidiger Körper streckte sich, und er fuhr mit seinen Lippen über Lord Kaibas Ohr, der seine Finger wieder kribbeln fühlte.
 

"Ihr solltet ihnen besser sagen, dass sie alle ihre Wertgegenstände, Schmuck, Geld und alles, was man zu Geld machen kann, aushändigen sollen...", er seufzte tief und theatralisch, der heiße Atem kitzelte blasse Haut, "oder sie werden tragischer Weise ihren Thronerben verlieren und das wäre doch eine Schande, oder?" Seine Augen lachten. "Ich würde es hassen, Euer hübsches Gesicht zu verletzen."
 

Kaiba knirschte mit den Zähnen, seine Augen kalt wie Eis. "Du Bastard", presste er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, seine Haut kreidebleich mit Entwürdigung.
 

Der Pirat lachte frei, sein Kopf in den Nacken gelegt, und erwiderte mit einer honigwarmen Stimme: "Ja, ich liebe Euch auch. Würde Eure Majestät sich nun dazu herablassen, unschuldige Leben zu retten?"
 

Kaiba starrte den jungen Mann finster an, verfluchte die amüsierten, karminroten, funkelnden Augen, und wollte verzweifelt etwas Harsches antworten, schluckte es aber hinunter, eine Aktion, die ihm unheimlich viel Kraft abverlangte. Er wusste, dass, wenn er keine geladene Pistole an seiner Schläfe hätte, hätte er diesen hübschen Hals gewürgt, bis kein Atem mehr aus ihm dringen konnte.
 

"Du hast mich reingelegt, du..."
 

Der Pirat schüttelte den Kopf, die blonden Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Er seufzte und klopfte dem Prinzen beruhigend auf die Schulter. "Nun seid doch kein schlechter Verlierer, Mylord." Dann straffte er die Schultern und räusperte sich. Alle Blicke fuhren wieder hasserfüllt oder ängstlich zu ihm.
 

"Meine sehr geehrten Damen und Herren, Earls und Lords und Ladies! Ich bin äußert niedergeschlagen, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr wertvoller Kronprinz hier sich dazu entschieden hat, dass wir nun mit unseren fünfzig Patronen Ihre Kleider und Mäntel mit einer wunderbaren und neuen Farbe besudeln werden!" Er lachte tief und harsch, seine karminroten Augen nun kühl und sehr intelligent, aber gefährlich. Seine Stimme hallte durch den Saal.
 

"ROT!"
 

Menschen begannen zu schreien, Kaibas Augen weiteten sich, auch wenn er die Zähne harsch aufeinander biss und zu seinem Erstaunen bemerkte er, dass sein Herz raste. Piraten hoben ihre Pistolen, die Grinsen wurden breiter, Lords und Ladies bettelten, schluchzten, Lord Kaiba merkte, dass der Hahn der Pistole an seiner Schläfe langsam zurückgezogen wurde, Geräusche überschlugen sich und mischten sich und seine Gedanken rasten plötzlich, wogen ab, trennten, dann schloss er kurz die Augen und sein Stolz schmerzte, aber leise und totenstill-
 

"Stopp."
 

A/N: Leider ist nur die englische Version beta-ed. Wer Rechtschreibfehler findet, möge doch gnädig darüber hinwegsehen. ^^[/]



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  lilo1014
2007-01-25T17:04:52+00:00 25.01.2007 18:04
ich hab dir zwar schon mal geschrieben aber ich kann nicht anders. Ich liebe die geschichte einfach!!! Ich liebe Jack und ich liebe Ati!!!

Aber ich hab eine Bitte an dich :
Schreib endlich weiter!! ich sterbe wenn ich keine neuen Kapis bekomme die geschichte ist so geil!
Von: abgemeldet
2007-01-23T13:13:54+00:00 23.01.2007 14:13
Das erste Kapitel hab ich einmal vor langer, laaanger Zeit gelesen, aber trotzdem hatte ich es noch ziemlich gut in Erinnerung, wie ich beim Überfliegen gemerkt hab. Und ich bin immer noch begeistert von deinem Schreibstil und vorallem von der Art, wie du Charaktere beschreibst. Du kannst so toll in Bildern sprechen!
Soweit meine Lobhymne. ^.~
Für die übrigen Kapitel brauch ich etwas mehr Ruhe, denn ich muss sie mir noch mal durchlesen. Sonst verwechsle ich noch alles! ^^
sneaky_pie
Von:  lilo1014
2006-12-29T20:04:22+00:00 29.12.2006 21:04
Hey das ist ja klasse!Ich liebe Yugioh und ich steh voll auf Jack Sparrow!!! Also pervekt! Ich hoffe nur dass du bald weiter schreibst!!!!!!
*vor dir auf die Knie fall*
Und ich hoffe dass Atemu noch öffter vorkommt! Ich mag zwar auch Seto aber Atemu als Piraten Käpten ist echt suppppppppppppppiiiiiiiiii!!!! Ich hoffe dass er bald wieder auftaucht!!!
Aber erlich, ich liebe diese FF!!!!! Ich schaue schon jeden Tag ob es weiter geht!!!! Schade dass du noch nichts neues hast!!!*schnüüüfff*
Trozdem meinen Glückwunsch echt ein super FF!!!
*vor dir verbeug*
Von:  Nichthier
2006-08-30T13:15:17+00:00 30.08.2006 15:15
Ich liebe Yu-Gi-Oh!
Ich liebe Fluch der Karibik
… und ich liebe Chifuyu, die mir den Link zu deiner FF geschickt hat ^.~

[Noch einmal Thx an dich, Sis~]

Und weil wir gerade so am `lieben` sind… ich liebe deine FF bereits nach dem ersten Kapitel. Muss dazu sagen, dass ich sie schon vor ein paar Tagen gelesen habe aber eben am dem Rechner von Chi~ Jetzt bin ich an meinem Rechner und muss dich leider bestalken xD~

Dein detailreicher Schreibstil ist wirklich atemberaubend und das sage ich nicht nur so, das meine ist ernsthaft. Ich musste ganz oft leise auflachen und/oder habe mich weggedreht um einen Moment durchzuatmen… und Chifuyu mit meinen `Ausbrüchen` nerven.

[… Ati ist weiss~ >-< // *nja~aar* Jack Sparrow 4eva~!!! // Er ist so~ooo heiss U_u]

Ehm ja… *hust*
FanGirl sein nervt manchmal ^^

`Lord Kaiba` hört sich zwar am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig an, aber die Charaktere sind alle so IC~
*staun*
… genial!~

Die Szene, in der Atemu unseren Kronprinzen `geküsst` hat, ging richtig unter die Haut und ich freue mich auf die weiteren Kapitel *hibbel~*
>.<

LiL~
Von: abgemeldet
2006-07-30T15:44:35+00:00 30.07.2006 17:44
Hiiii!!!
Deine Story ist echt voll geil, genau nach meinem Geschmack!:D Ich finds echt witzig, wie du Kaiba vorführst hihi!! (nicht dass ich ihn nicht mag:P)
Ich freu mich schon aufs nächste Kapi,
bitte schnell weiterschreiben ja? "flehend anguck"
Grüsschen
Soraya-Chan
Von:  Chifuyu
2006-05-05T12:21:43+00:00 05.05.2006 14:21
Hi!

Also~
Dein Schreibstil gefällt mir wirklich unheimlich gut und die Charas sind soweit ich das beurteilen kann alle verdammt IC *das nicht auf die Reihe bekommt*

Außerdem habe ich ein Fabel für AU-FFs und die heir gefällt mir besonders gut *smile*

Großes Lob für dich!!!
Du hast nun einen weiteren treuen Leser *verbeug*

MFG Chi~
Von:  Tebian
2006-02-25T15:24:56+00:00 25.02.2006 16:24
Wow, das war Klasse!
Sehr spannend erzählt und eine tolle Idee ist es auch noch. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Tebi-chan
Von:  Yugi_Mutou
2006-02-25T09:33:54+00:00 25.02.2006 10:33
Hallo
Ich liebe das Pairing auch und bin begeistert vom Anfang deiner Geschichte ^^
Ist mal was anderes, wobei ich historische Geschichten meist besonders mag *smile*
Und das ich mich schon jetzt auf das nächste Kapitel freue brauch eigentlich gar nicht mehr erwähnen, oder?
Yugi_Mutou


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