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Bonnie & Clyde

Die Story über Bonnie und Clyde
von

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Bote von Daggis

Bote von Daggis
 

Bonnie lag den Brief zum Revolver unter ihr Kissen. Irgendwas in ihr sehnte sich so sehr nach Clyde, dass sie sofort zu ihn rennen wollte. Aber die Vernunft hielt sie zurück. Sie wusste doch gar nicht, wo Clyde gefangen war. Bestimmt nicht in der kleinen Bruchbude von Wachhaus in East-Dallas. Da konnte man sich mit einem Blechlöffel durch die Lehmwand graben.

Zitternd rollte sich Bonnie in ihre Schlafecke. Sie hatte den Brief so oft gelesen, dass sie ihn auswendig kannte.
 

"Liebste Bonnie,

es tut mir leid, dass ich mich so spät bei dir gemeldet habe. Ich kann verstehen, dass du nun auf mich sauer bist und nun nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Wie könntest du auch? Jetzt wo du herausgefunden hast, das hinter dem charmanten Mann ein gesuchter Krimineller steht. Ich hätte dich niemals täuschen sollen. Ich bereue auch meine Taten. Es war niemals richtig, die Geschäfte auszurauben!

Für dich würde ich sogar aufhören zu atmen!

Bitte, vergib mir Bonnie... Ich liebe dich... Ich habe, seit ich hier im Knast sitze, nicht mehr aufhören können, an dich zu denken. Das ist mir noch nie passiert. Ich verspreche dir, wenn ich hier raus bin, werde ich mit dir die Vereinigten Staaten erkunden. Ich möchte dein blondes Haar im Fahrtwind wehen sehn. Deine strahlend blauen Augen, wenn du dich freust. Ich will dich wieder spüren können, deinen Geruch einatmen.

Bitte gib nicht auf, an uns zu hoffen. Die Hoffnung stirbt zu letzt!
 

Clyde Barrow"
 

Bonnie kam, kurz bevor sie einschlief zum Entschluss, sie würde jede Wachstelle abklappern und erst dann ihre Ruhe haben, wenn sie wusste, wo Clyde gefangen war. Sie würde niemals den Traum aufgeben! Und wenn es das Letzte war, was sie tat. Notfalls würde sie sich auch gefangen nehmen und dann Clyde im Knast besuchen.

Am nächsten Morgen wurde Bonnie vom Klopfen an der Tür geweckt. Ihr erster Gedanke war, dass Clyde aus dem Gefängnis abgehauen war und nun mit ihr abhauen wollte. Sie rannte in ihrem Nachthemd zur Tür und riss sie auf. Doch es war nicht Clyde, der vor der Tür stand.

Der Unbekannte packte Bonnie an die Kehle und drückte sie zurück in die Wohnung. Da der schwarzhaarige Mann mindestens zwei Köpfe größer war als Bonnie, glückte auch keine ihrer Befreiungsaktionen.

"Mir ist egal, was ihr macht! Aber ich bin hier um Daggis Steuern einzufordern! Die sind schon längst überfällig!", knurrte er.

"Ich.. Ich kenne keinen Daggis!", keuchte Bonnie schwach. Sie gab nicht auf, sich zu wehren. Warum nahm sie auch nie den Revolver von Clyde mit?

"Du kleine Schlampe bist doch Bonnie Parker oder?", sagte der Fremde weiter im bedrohlichen Tonfall.

"Falsch... Ich bin Claudia Barrow!", stieß Bonnie aus. "Bonnie Parker wohnt eine Etage weiter oben!"

"Oh.. verzeiht, Miss Barrow!", sagte der Mann und ließ Bonnie augenblicklich runter. Er wandte sich zum Gehen ab. "Ich habe niemals den Namen ,Daggis' ausgesprochen. Ich war auch nie hier!", fügte er hinzu.

"Bonnie, du verdammtes Miststück! Wo bist du wieder? Warum zum Teufel hast du eine Knarre unter dem Kopfkissen? Bonnie Parker!", rief die Mutter aus der Schlafkammer. Kurz darauf kam sie ins Wohnzimmer und sah, wie Bonnie von einem fremden Mann am Kragen gepackt hatte.

"Ich hasse es, wenn man mich anlügt!", knurrte er. "Lügen haben äußerst kurze Beine... Am besten, ich schneide dir kleinen Hure gleich ein Stück Bein ab, damit du den Sinn des Satzes verinnerlichst!"

Bonnie fing an wie wild um sich zu schlagen, zu treten und zu schreien. Sie hoffte, dass irgendeiner ihrer Nachbarn die Polizei benachrichtigte. Doch bevor irgendwas weiteres geschehen konnte, gab es einen lauten Knall.

Der Griff, der Bonnie die Luft weggedrückt hatte, löste sich augenblicklich. Sie konnte sich gerade noch auffangen und lehnte sich gegen die Wand, als der Mann vor ihr zusammenbrach. Eine rote Blutlache färbte den Teppich. Was war passiert? Zitternd sah sich Bonnie um. Ihre Mutter stand ihr gegenüber. Sie hatte den Revolver erhoben und war kurz davor abzudrücken.

"Du hast ihn getötet!", flüsterte Bonnie.

"Wenn ich das nicht getan hätte, hätte er dich umgebracht!", kreischte die Mutter panisch.

"Wir müssen die Leiche wegbringen! Die Polizei wird gleich vorbeikommen!", sagte Bonnie weiterhin mit zitternden Leib.

"Ich knall die Arschlöcher ab! Alle! Diese Schweine haben mir mein Auto abgenommen! Die sollen lieber Gangster und Drogendealer gefangen nehmen, als einer Frau den Wagen klauen!", sagte die Mutter und fuchtelte mit dem Revolver herum. Sie schoss in die Decke. Eine Menge Staub und Schimmel fielen von der Decke und ließen es wie eine weißer Schauer aussehen.

"Gib mir den Revolver! Das ist ja lebensgefährlich, dir eine Waffe anzuvertrauen!", sagte Bonnie nüchtern. Sie hatte sich nur kurz erschreckt, als der zweite Schuss abgefeuert wurde.

"Es hat dir aber das Leben gerettet! Sei dankbar, du dreckiges Stück Scheiße!", fluchte die verwirrte Frau. "Ich bin deine Mutter!"

"Meine Mutter hat sich schon längst tot gesoffen! Du bist nur noch eine willenlose Hülle von ihr!", brüllte Bonnie zurück. "Ich will Clydes Revolver zurück!"

"Ah... Clyde... so heißt er also...", lachte die Mutter nervös. "Ich leg diesen Clyde um! Niemand... aber auch niemand, wird dich hier wegbringen! Du gehörst nach Dallas! Du gehörst zu mir!"

"Du bist wahnsinnig! Gib mir den Revolver! Er gehört dir nicht!", sagte Bonnie kalt. Sie ging langsam auf ihre Mutter zu. Der Staub rieselte weiterhin auf sie herab. Färbte ihre Haare grau. Bonnie bemerkte nicht einmal das erkaltende Blut von Einbrecher, das ihre Füße rot färbte. Sie war nur auf den Revolver fixiert. Er bedeutete ihr alles.

"Nein! Du haust dann mit ihm ab!", zischte die Mutter und presste den Revolver an sich, als wäre es ihr Erstgeborenes.

"Clyde ist im Knast! Ich kann nicht mit ihm abhauen! Gib mir den Revolver! Ich geb dir auch dafür eine Flasche!", schlug Bonnie vor.

Anscheinend überlegte die Mutter stark. Dann sah sie Bonnie misstrauisch an. Von fern hörte man die herankommenden Sirenen. Irgendjemand in dem Haus musste die Polizei gerufen haben. Das gab Bonnie gleich auch noch die Chance nach Clyde zu fragen. Aber davor musste sie den Revolver haben. Sie musste ihn verstecken, damit die Polizei ihn nicht in Beschlag nehmen konnte.

"Also?", drängte Bonnie ihre Mutter ungeduldig.

"Erst die Flasche, dann die Knarre!", sagte die Mutter sofort.

"Gut!", sagte Bonnie. "Ich hole die Flasche!"

Sie eilte raus aus der Wohnung und in das nächste Bad, wo die Fließen zersprungen waren. Die Wasserhähne waren verrostet und dreckig. Im Klo schwamm irgendeine stinkende Brühe. Bonnie wollte gar nicht wissen, wie lang sie schon vor sich hinvegetierte. Dort füllte sie etwas von dem dreckigen Wasser in eine leere Whiskeyflasche ihrer Mutter. Sie konnte vom Glück sprechen, dass da ein kleiner Restschluck war. Prüfend schnupperte Bonnie an dem Gemisch und musste zufrieden feststellen, dass es wirklich nach Alkohol roch.

Bonnie eilte schnell durch den dunklen Flur in die Wohnung zurück, wo ihre Mutter schon wartete. Ohne mit der Wimper zu zucken drückte Bonnie ihr das Gemisch in die Hand. "Der Revolver! Sofort!", forderte sie.

Die Mutter lies den Revolver los. Sie war ganz auf den vermeintlichen Alkohol fixiert. Prüfend roch sie daran. "Der ist gut...", kicherte sie. "Sehr gut... Braves Mädchen!" Sie nahm einen Schluck und spukte ihn augenblicklich aus. Ihr vorgealtertes Gesicht verzog sich zu einer schrecklichen Grimasse, als sie erkannte, dass es nicht Whiskey war, was sie da trank.

"Was ist das für ein Gesöff? Willst du mich vergiften? Ich habe dir gerade das Leben gerettet, du undankbares Stück! Raus!", kreischte sie sofort. Sie bewarf Bonnie mit der Flasche. Bonnie duckte sich rechtzeitig, musste aber verschreckt feststellen, dass es einen vorgeeilten Polizisten erwischt hatte.

Bonnie atmete auf. Ohne, dass es der Mutter bewusst war, hatte sie Bonnie zum zweiten Mal an dem frühen Tag gerettet. Sofort rannte Bonnie ins Schlafzimmer. Sie wurde von einem Hagel von leeren Glasflaschen, Blechbüchsen und anderen Müll verfolgt.

Sie musste sich jetzt ganz schnell ein Versteck für den Revolver von Clyde ausdenken. Niemals soll die Polizei die Knarre zu Gesicht bekommen. Niemals würde sie der Polizei das Zeichen von Clydes Versprechen aushändigen. Bevor sie das taten, musste man sie schon erschießen. Sie hielt zu Clyde.

Sie hatte schon eine Idee, wo sie den Revolver verstecken könnte. Es war doch gut, in einem sehr baufälligem Haus zu wohnen!



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