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Bonnie & Clyde

Die Story über Bonnie und Clyde
von

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Kaution

Kaution
 

Innerhalb von einer Woche hatte Bonnie das Café an die Stadt verkauft. Mit geröteten Wangen stieg sie die alten Marmortreppen des Gerichtshofes von Dallas hoch. In der kleinen Handtasche lag der Umschlag mit dem Erlös des verkauften Cafés. Jeder der Bonnie begegnete, galt als potentieller Taschendieb und wurde von Bonnie finster angestarrt.

Ohne weitere Zwischenfälle gelangte Bonnie in das Büro von Jack Deadman, der geschäftig telefonierte, jedoch Bonnie ein Zeichen gab, zu warten. Geduldig und darauf bedacht, das Telefonat trotz ihrer angeborenen Neugier nicht zu belauschen, sah sich Bonnie die vielen Akten der Straftäter in ganz Texas an.

„So Miss Parker... Was führt Sie zu mir?“, fragte Jack sehr freundlich und musterte Bonnie aufmerksam.

„Ich habe die Kaution zusammen und möchte mit dem Geld Clyde freikaufen!“, antwortete Bonnie fast atemlos. Sie zog den weißen Umschlag raus und legte diesen auf den Schreibtisch von Jack. Dieser lächelte nur weiter und zählte die Noten.

„Fünfzig Dollar, Miss Parker?“, bemerkte der Staatsanwalt fast fragend.

„Nun... Ihr habt gesagt, dass dieses Geld für die Freilassung von Clyde C. Barrow reichen würde!“, stotterte Bonnie verunsichert. Sie setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Deadman.

„Oh Miss Parker! Da müssen Sie mich missverstanden haben!“, stellte Jack klar. „Die Kaution von Clyde C. Barrow beträgt nicht fünfzig sondern hundertfünfzig Dollar!“

„Aber... Aber ihr sagtet, dass die Summe von fünfzig Dollar reichen würde!“, beschwerte sich Bonnie und runzelte die Stirn.

Der Staatsanwalt lockerte seinen Kragen etwas und meinte: „Nun... Das haben Sie wohl auch falsch verstanden haben... Es liegt in meiner Möglichkeit, diese Kaution auf fünfzig Dollar runterzusetzen. Mehr habe ich Ihnen auch nicht gesagt!“

Sein Blick wanderte über die kleine Statur von Bonnie Parker. Er atmete tief durch. Schon lange hatte er das empfinden, dass sein Ehebett erkaltet wurde. Ein unbedachter Gedanke war, dass Bonnie Parker die Möglichkeit hätte, ihn etwas einzuheizen.

Bonnie bemerkte sehr wohl den Blick des jungen Staatsanwaltes. Sie verstand sofort, was die Kaution etwas herunterkurbeln könnte. Sie lehnte sich an und spielte mit einer blonden Haarsträhne. „Nun da muss ich mich wirklich getäuscht haben... Aber sagen Sie, Mr. Deadman, wie könnte ich denn dazu beitragen, dass die Kaution runtergesetzt wird?“

„Nun Miss Parker! Sie wissen, dass ich ein rechtschaffender Staatsanwalt bin.“, begann Jack Deadman.

„Sie wissen doch auch, dass ich eine rechtschaffende Frau bin!“, unterbrach Bonnie Jack, der seinen obersten Hemdknopf öffnete. Er betrachtete seine Besucherin sehr eingehend.

„Das wird unter uns bleiben?“, fragte er misstrauisch.

„Sicher... Jedoch möchte ich es schriftlich, dass durch diesen – Handel – die Kaution von Clyde C. Barrow runtergesetzt wird!“, antwortete Bonnie entschlossen.

„So einen Vertrag kann ich Ihnen leider nicht ausschreiben! Das würde das Ende meiner Karriere bedeuten!“, schnaufte Jack aufgebracht. „Ich kann Ihnen jedoch mein Wort geben, dass ich nichts davon erzählen werde, da meine Karriere daran hängt.“

„Das reicht mir nicht!“, bemerkte Bonnie fest. Sie stand auf und wollte gerade ihren Mantel anziehen. Doch dann spürte sie die warme Hand von Jack Deadman.

„Wenn es Ihnen so viel bedeutet...“, flüsterte er mit rauer Stimme. „Könnte ich Ihnen doch ein Dokument ausschreiben. Aber Sie müssen mir versprechen, dass dies niemand erfahren wird!“

Auf Bonnies Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Sie nickte dem jungen Mann zu und gab ihn sogar ihre Hand. Jack, der diese Geste falsch verstand zog Bonnie zu sich heran. Geschickt entwendete sich Bonnie aus der Umarmung. Sie hob ihren Zeigefinger und wedelte ihn vor Jacks Gesicht hin und her.

„Erst das Dokument, dann bekommen wir zu dem Vertrag!“, meinte Bonnie.

Jack stöhnte auf und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Fast ungeduldig schrieb er den „Vertrag“ auf und überreichte das Blatt samt Unterschrift Bonnie.

„Nun zum Geschäft!“, räusperte er sich und näherte sich Bonnie.

Bonnie steckte das Blatt in ihren Mantel ein und ließ die Zärtlichkeiten von Jack Deadman zu. Das Versprechen, dass sagte, dass sie niemand anderen außer Clyde an sich heranließ, brach sie fünf Mal mit Jack Deadman, bis die Kaution für Clyde C. Barrow abgezahlt hatte.

Es mag Mitleid oder Dummheit gewesen sein, dass Jack Deadman Bonnie die fünfzig Dollar nicht abnahm. Bonnie wollte nicht darüber nachdenken. Nach ihrem letzten Besuch im Gerichtshof von Dallas schleppte sich Bonnie zu Clydes Haus und viel in tiefen Schlaf. Sie konnte sich nicht mehr im Spiegel ansehen. Was würde Clyde dazu sagen, wenn er erfahren würde, welcher Preis seine Freilassung gekostet hatte? Wahrscheinlich hätte sie nicht einmal den Mut, es Clyde offen zu sagen. Die trüben Grübeleien über die Zukunft wurden nur von dem Schlaf unterbrochen. Bonnie träumte in der Zeit wenig. Was hätte sie auch träumen können? Ihr ganzes Leben hatte sich zum Alptraum entwickelt! Clyde wollte sie doch vor allem beschützen, aber er war nicht da.

Nach einer gewissen Zeit kam Bonnie zu dem Entschluss, dass Clyde an ihrer Lage schuld war. Die Gewissheit wurde zum blanken Hass. Keiner, nicht einmal Sophie wagte sich in die Nähe von der wütenden Bonnie. Erst als Bonnie erfahren hatte, dass Clyde aus dem Gefängnis freigelassen wurde, beruhigte sie sich.
 

Clyde war so überrascht, als man ihm den Entschluss vom Staatsanwalt Jack Deadman schickte. Er war frei, weil Bonnie Parker die Kaution bezahlt hatte. Clyde fragte sich in dem Moment nicht einmal, woher Bonnie das ganze Geld her hatte. Er packte nur freudig seine sieben Sachen zusammen und verabschiedete sich von seinen neuen Bekannten aus dem Knast. Viele beneideten ihn um seine Geliebte und rätselten, wie es Bonnie geschafft hatte. Einige errieten sogar die wirklichen Tatsachen, aber Clyde lehnte dies entscheidend ab. Niemals würde sich Bonnie einen so schmierigen Kerl wie Jack Deadman hingeben. Er kannte doch seine Bonnie!

Die Euphorie ließ sogar den Schmerz in seinem linken Fuß verblassen. Stolz und voller Freude auf die Freiheit schritt Clyde durch das schwere Tor des Zuchthauses. Vor dem Ausgang wartete Jack Deadman, der Clyde sehr genau musterte. Hämisch grinsend ging Clyde an ihm vorbei. Er konnte sich es gerade noch so verkneifen, dem jungen Staatsanwalt vor die Füße zu spucken.

„Grüßen Sie bitte Bonnie Parker herzlich von mir!“, rief Jack nach und verschwand dann in seinem schwarzen Auto.

Aus Clydes Gesicht verschwand augenblicklich dieses Grinsen. Ihm gefiel nicht, wie vertraut dieser Anwalt den Namen von Bonnie aussprach. Als ob er ihr jemals näher gewesen wäre, als Clyde.

Clyde vergaß den Zorn und seine Grübeleien auf dem Weg nach Hause. Als er das elterliche Haus vor sich sah, wusste er nicht einmal, welcher Staatsanwalt seine Kaution bezahlt bekommen hatte. Er wollte nur noch seine Bonnie in den Arm schließen und nie wieder loslassen.
 

„Er ist es! Er ist endlich wieder da!“, schrie Sophie aus. Sie ließ den schweren Eisentopf in den Spüleimer fallen und band sich in kürzester Eile ihre Hausfrauenschürze ab. Sie warf diese auf einen Stuhl und rannte zur Haustür, die sie ungeduldig aufriss.

„Clyde! Endlich!“, rief sich erfreut und rannte auf Clyde zu, der total überrascht von ihr umarmt wurde.

„Hey... Sophie...“, lachte Clyde und drückte seine Schwester an sich. Wie sehr hatte er sie vermisst. Fast so schlimm wie Bonnie. Er atmete den wohlbekannten Geruch von Sophie ein. Es fehlte nicht mehr viel und er fühlte sich fast wieder zu Hause.

„Oh Clyde... Ich konnte es gar nicht glauben, als man uns den Brief schickte, dass du freigelassen wurdest! Bonnie wollte uns nicht erzählen, wie das Geld zusammengerafft hatte.“, plauderte Sophie überglücklich. Sie strich durch Clydes Haare und küsste ihn auf die Wange.

Clyde Blick wanderte den kleinen Weg zur Haustür, wo er sie sah: Seine Bonnie, die fast vor Freude weinte.



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