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Ausschnitt aus dem Leben eines Atemus!

von

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Tag 2: Wiedersehen mit alten Bekannten

Huhu! ^^

Hier kommt das nächste Kapi. Freue mich über jeden Kommi, den ich ergattern kann *sich bei nerona-chan und leiya bedank*. Also ran an die Tastatur und losgeschrieben...

Für Lob und Kritik habe ich stets ein Ohr offen! ^^
 

See ya, LA
 

Tag 2:

Wiedersehen mit alten Bekannten
 

Vom Desaster des vorherigen Tages gut ausgeruht, stand Atemu am nächsten Morgen auf. Ein ausgewogenes Frühstück und seine tagtägliche Haarpflege brachten ihm schnell den Rest seiner guten Laune zurück. Doch als er im Badezimmer war mit seiner Zahnbürste im Mund, das Radio laut aufgedreht und gerade lautstark am Luftgitarre spielen, da streifte sein Blick die Badezimmeruhr. Geschockt blieb er vor ihr stehen und fast wäre ihm doch auch noch die Zahnbürste aus dem Mund gefallen. Es war, betrachtete man den gesamten Tag, noch nicht sehr spät, doch Atemu, Tristan und Joey hatten sich für diesen Morgen verabredet und sah man die Zeit aus diesem Blickwinkel, so sollte sich der Pharao doch so langsam mal beeilen. So schnell er konnte zog dieser sich fertig an und sprintete los zum vereinbarten Treffpunkt, an dem er, völlig ausgelaugt von den 100 Metern, nach kurzer Zeit ankam.

Immer wieder schaute er auf die Uhr. Vor fünf Minuten war die Frist des Zuspätkommens abgelaufen, doch bis jetzt war noch nichts von den beiden zu sehen. Unruhig tappte Atemu von einem Fuß auf den anderen. Das würde eine Standpauke geben, das wusste er jetzt schon.

Nach weiteren endlos erscheinenden zwei Minuten, sah er endlich zwei Personen händchenhaltend auf ihn zukommen. War ja klar! Sie hatten sich mal wieder amüsiert und ihn und die Zeit völlig vergessen. Dass er sie selber fast völlig vergessen hätte, schob er flüchtig beiseite. Mit säuerlichem Blick wartete er, bis die beiden Turteltauben bei ihm angekommen waren.

„Mensch, wo bleibt ihr denn! Ich steh' mir hier schon seit 17 Minuten und 43 Sekunden die Beine in den Bauch!“ „Reg dich nicht so auf, Zuckermaus. Das ist nicht gut für deinen Blutdruck.“ Lächelnd hakte sich Tristan bei Atemu und Joey unter und zerrte sie mit sich in die Hölle, auch Shopping-Arkade genannt.
 

„Oh, das ist immer so aufregend!“ Tristan strahlte nur so vor sich hin. Begeistert schaute er von einem Schaufenster zum anderen. An einem blieb er besonders lange kleben. „Wow!“ Seine Augen fingen an zu funkeln und schon war er im Laden drin. Kurz wechselten die beiden anderen einen unbehaglichen Blick und folgten dann ihrem sich meist zu weiblich verhaltenden Freund.

In rekordverdächtiger Geschwindigkeit hatte Tristan einen Kleiderständer nach dem anderen durchsucht und war nun mit einem Berg Hemden, Tops und etwas engeren Hosen in einer Umkleidekabine verschwunden. Seine beiden Anhängsel wussten jetzt schon, dass es ein langer und anstrengender Tag werden würde. Mit einem leicht deprimierten Gesichtsausdruck setzten sie sich auf zwei Stühle, welche vor der Kabine, in die der Rosahaarige vor ein paar Sekunden mit einem irren Lächeln ’rein gelaufen war, standen.

Es dauerte auch nicht lange, bis Tristan wieder ‘raus kam. Er trug ein gelbes Top, auf das ein paar orangefarbene Sonnenblumen mit der Aufschrift ‚Sweety’ gemalt waren, und eine blaue Hüftjeans. „Na?!“ Erwartungsvoll blickte er Atemu und Joey an, doch beide schüttelten den Kopf. „Zu grell und farbenfroh“, warf der Pharao ein. „Sonnenblumen... Also wirklich, Trissie!“ Vorwurfvoll sah Joey seinen ‚Freund’ an. „Echt so schlimm?“, fragte Tristan, begab sich jedoch wieder in die Kabine und zog den Vorhang hinter sich zu.

Diesmal brauchte er erheblich länger als das letzte Mal. Man hörte lediglich das Klimpern der Kleiderbügel und das Rascheln des Stoffes, wenn er ein Kleidungsstück an- oder auszog oder es vom Bügel nahm bzw. es wieder auf diesen hing. Doch dann endlich wurde der Vorhang zur Seite gezogen und mit einem „Tada!“ kam der Rosahaarige nach draußen gestürmt. Atemu, dem während der Umziehzeit die Augen zugefallen waren, schreckte auf und fiel mit lautem Getöse von seinem Stuhl. „Wie?! Was?!“ Verwirrt schaute er sich um. „Oh...“ Verlegen setzte er sich wieder hin.

„Und jetzt?“ Verträumt lächelnd posierte Tristan vor den beiden. „Wie gefall' ich euch?“ Dieses Mal trug er statt des gelben Tops ein rotes T-Shirt mit einem recht groß geratenen Ausschnitt. Die Hose war eine mit Dreiviertelbeinen. „Also ich find' es gut“, meinte der Pharao, wobei er versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. „Ja, sieht gar nicht so schlecht aus“, stimmte der Blondschopf zu. Freudig drehte sich der Rosahaarige um, um in die Umkleidekabine zu gelangen, als er ein „Halt!“ von hinten vernahm. Verwirrt sah er sich um und sah Joey, wie er sich schockiert an seinen Stuhl klammerte.

„Trissie, das geht doch nun wirklich nicht!“, sagte dieser ärgerlich. „Was denn?“ Schmollend zog der Angesprochene eine Schnute. Er wusste genau was los war. Joey hatte die Rückseite des T-Shirts gesehen. Auf dieser war ein ‚kleines’, lilafarbenes und zwinkerndes Häschen abgebildet mit einer Sprechblase daneben: „Kiss me, if you can!“ Atemu saß unterdessen die ganze Zeit gelangweilt daneben.

Leicht beleidigt war Tristan wieder in dem kleinen muffig riechenden Raum verschwunden. Nach langem Geklimper vernahm man ein paar Flüche. Dann drang die Stimme des Rosahaarigen gedämpft nach draußen: „Mist, das ist eine Nummer zu klein... Atiii?“ Der Gerufene wusste jetzt schon, was auf ihn zukam, da er das Säuseln in der Stimme des anderen nur zu gut kannte, als dieser seinen Namen ausgesprochen hatte. Kurz schaute er sich das Shirt, welches aussah, als käme es aus der Frauenabteilung, die es ebenfalls in diesem Laden gab, an und begab sich dann auf die lange Reise durch den Kleiderständerurwald.

Hier und dort tauchte er mal unter, aber nur um ein paar Ständer weiter mit verärgerter Miene wieder aufzutauchen. Es war eine recht große Abteilung und dementsprechend lange dauerte es auch, die richtige Stelle zu finden. Zu diesem Zeitpunkt wünschte er sich glatt ein Buschmesser, doch das hätte ihn wahrscheinlich teuer zustehen gekommen und so verwarf er diesen Gedanken rasch wieder. Nach einiger Zeit, die Atemu wie endlose Stunden vorkam, hatte er es geschafft, den richtigen Ständer zu finden. Leider musste er feststellen, dass es das Shirt nur noch eine Größe kleiner gab und man es mit Sicherheit aufschneiden und um Tristan 'rumschweißen müsste, damit er überhaupt ’reinkäme.

Gerade wollte er gehen, als er ein unmenschliches Kichern etwas weiter hinter sich vernahm. Kurz überlegte er, dann fiel ihm ein, woher er es kannte. Schreckliches ahnend schaute er sich um und bemerkte, dass er sich gefährlich nahe an der Frauenabteilung befand. Kaum gedacht, schon tauchte der dümmlich lächelnde Kopf von Tea zwischen ein paar Kleidern auf. Mist! Unbemerkt, so hoffte er jedenfalls, versuchte er sich von der drohenden Gefahr wegzuschleichen, doch es war schon zu spät. Sie hatte ihn bereits entdeckt.

„Atiiii!“, kam es von ihr. „Atiiii! Huhuuu! Hier drüüüben!“ Widerwillig und wie unter einer Menge Schmerzen drehte sich der Pharao um. „Hallo, Tea“, antwortete er missmutig. „Issst dasss nicht ein wunderbarer Zzzufall?“ Und schon klebte sie – wie immer eigentlich – an seinem Arm. Heute trug sie ein Minifaltenröckchen und eine weiße Bluse, durch die man mit Leichtigkeit durchgucken konnte. Dies unterließ Atemu jedoch. Außerdem hatte sie ihre Plateauschuhe an, bei denen man sich echt wundern konnte, wie ein menschliches Wesen nur darauf stehen, geschweige denn sich nur einen Schritt bewegen konnte.

Plötzlich ertönte eine weitere, dem Pharao ebenfalls recht bekannt vorkommende Stimme: „Wieso denn Zufall? Ich dachte du hättest hier auf ihn...“ Doch so plötzlich wie sie aufgetaucht war, so schnell verstummte diese auch wieder. „Sag mal, war das nicht gerade Yugis Stimme?“ „Ach wasss...“, versuchte Tea sich herauszureden. „Tea? Bist du noch da? Lass mich nicht alleine hier...“, kam es wieder zwischen den ganzen Kleiderständern hervor. „Jetzt hab' ich mich aber nicht verhört.“ Entschlossen und das Modepüppchen mit sich ziehend wühlte er zwischen den ganzen T-Shirts und Hemden, bis er etwas Menschliches, was sich wie ein Ohr anfühlte, zufassen bekam. Mit einem Ruck und einem schmerzhaften Aufschrei hatte er seinen kleinen Klon befreit.

„Wusst’ ich’s doch.“ Triumphierend schaute Atemu auf Klein-Yugi herab. „Oh! Yugi war ja wirklich hier! Wie konnte ich ihn nur überhören...“ Unschuldig klimperte sie mit ihren Augen, an denen meterlange künstliche Wimpern klebten. „Aber Tea. Wir sind doch zusam...“ Jäh wurde er unterbrochen. Tea schien irgendwie gestolpert zu sein, wobei sie dem kleinen Klon auf unnatürliche Weise das Knie gegen das Kinn rammte – natürlich aus versehen. Ihre Aktion sah schon recht akrobatisch aus. Langsam fragte sich der Pharao, ob nicht bald mal jemand hier antanzen würde. So viele Schreie und laute Geräusche waren doch mit Sicherheit nicht normal in diesem Laden. Bemerkte denn keiner so etwas?

„Mir ist jetzt ehrlich gesagt egal, was hier los ist. Tut mir ja Leid, Tea, aber ich muss jetzt gehen.“ Verzweifelt versuchte er sich von ihr zu lösen, doch sie hatte ihn in ihren berüchtigten eisernen Griff genommen. „Du willssst jetzzzt ssson gehen?“ Mit ihren großen Kulleraugen schaute sie ihn traurig an, wobei sie automatisch eine Schmollschnute zog. „Ja“, antwortete er und ging weiter, wobei er sie immer noch mit sich zog. Doch, wie es das Schicksal so wollte, kam auch schon die rettende Erlösung.

„Nehmen Sie noch heute unser Sonderangebot wahr. Leichte Sommerkleidchen für nur...“, informierte ein Lautsprecher in dem Moment die Käufer. Keine zwei Sekunden später war Tea klackernd losgerannt, auf der Jagd nach dem Schnäppchen ihres Lebens. Erleichtert machte sich Atemu wieder auf den Weg zurück zu den anderen. Da es jedoch nicht nur bei seiner lispelnden Mitschülerin angeschlagen hatte, musste er teils aufpassen, nicht von herumwuselnden Schnäppchenjägerinnen überrannt zu werden.

Endlich wieder am Startpunkt seiner Expedition angekommen, blieb er wie angewurzelt stehen. Von Joey war keine Spur zu sehen, doch aus der Umkleidekabine, in der Tristan verschwunden war, hörte man es leise kichern. „Lass das... Das kitzelt.“ „Hör auf zu lachen! So geht das nicht...“ „Was... Hey! Mann, sei doch nicht immer so grob!“ „Jetzt stell dich doch nicht so an!“ „Es... geht aber nicht.“ „Mann, dann lass es eben. Los, ‘raus da. Au... Wieso schlägst du mich?!“ „’Tschuldigung, aber... es gibt zu wenig Platz...“

Mit einer finsteren Miene schob der Blondschopf den Vorhang zur Seite und lief prompt in den Pharao ’rein, den die Neugierde gepackt hatte. Zu guter Letzt bekam er auch noch einen Schuh gegen den Kopf geschmissen mit den Worten: „Mach gefälligst den Vorhang wieder vor, wenn du ‘raus gehst!“ „Erst sich nicht anziehen können und dann auch noch zickig werden“, grummelte der Getroffene vor sich hin.

Am Schluss hatte sich der Rosahaarige für ein fliederfarbenes Hemd, welches er wahrscheinlich bis zur Hälfte aufgeknüpft tragen würde, und eine schwarze Hüftjeans entschieden. Fröhlich verließen sie den Laden und bummelten weiter. Na ja, nicht alle waren fröhlich. Eigentlich nur Tristan, was wohl die Hauptsache war...

„Hört ihr zwei Süßen auch, was ich höre?“ Fragend und mit breitem Lächeln drehte sich Tristan um, doch von seinen Kumpanen war nichts zu sehen. Verwirrt blickte er sich noch einmal genauer um, bis er die vertrauten Stimmen hörte. „Was meinst du, wie schnell ist er?“ „Ich weiß nicht, aber der könnte schon ziemlich was hinter sich legen. Die Größe ist jedenfalls ideal.“ „Stimmt. Aber guck mal, der daneben. Der lässt die anderen doch richtig alt aussehen.“ „Find ich nicht. Aber wenn du sie dir alle mal anguckst, sind sie doch alle eigentlich ziemlich geldaufwendig. An einem Tag schluckt der doch Massen.“ „Ich persönlich würde mir keinen von denen zulegen...“

„Hey! Was macht ihr da?“ Der letzte der Dreiermannschaft war hinzugestoßen und schaute die beiden anderen misstrauisch an. Diese hatten sich unterdessen vom Fenster, durch welches sie geguckt hatten, weggedreht. „Nichts.“ Und mit diesen Worten schoben sie ihn weiter, weg vom Imbissladen, in dem die Insassen nun mit dem großen Wettessen anfingen.

„Ich hab eben etwas ganz Tolles gehört.“ Die Finsternis verschwand aus dem Gesicht des Rosahaarigen und sein freudiges Strahlen kehrte zurück. Böses ahnend fragte Joey, was er denn gehört habe. „Heute ist Sonderangebotstag im >Paradise of shoes<! Da müssen wir unbedingt hin.“ Heimlich tippte Atemu dem Blondschopf auf die Schulter und formte hinter Tristans Rückenmit einem beschwörerischen Blick das Wort „Nein“. Er befürchtete, dass die liebe Tea ebenfalls von diesem ominösen Sonderangebotstag im >Paradise of shoes< erfahren hat und dort schon auf ihn lauerte.

Joey verstand zum Glück, was ihm sein Freund mitteilen wollte und steuerte langsam auf ein Café zu, weit weg vom Schuhparadies. „Du kannst nachher noch dorthin. Wir wollen jetzt erst mal einen Kaffee trinken“, erklärte der Junge mit der Igelfrisur seinem Nachbarn, welcher sein Schmoll-Gesicht aufgesetzt hatte. „Na gut!“, sagte dieser widerwillig. Die beiden anderen lächelten zufrieden und ließen sich auf drei von vier freien Stühlen eines Tisches des Cafés nieder.

Es war ein etwas größerer, nach Kaffee riechender Raum. An einer Wand war eine Theke, um die herum zwei, drei Kellner wuselten. Sie brachten Geschirr zum Spülen und gingen wieder mit Eis und Getränken, um es den Leuten an die Tische zu bringen. Da es Samstag und, wie Atemu langsam begriff, Schnäppchentag war, war das Café voller als es wahrscheinlich sonst gewesen wäre. Unauffällig schaute sich der Pharao um. Ihn beschlich das Gefühl, dass sich jemand Bekanntes in diesem Raum aufhielt. Um einer weiteren Gefahr zu entgehen, checkte er lieber gleich seine möglichen Fluchtwege ab.

„Was darf es sein?“, vernahm er plötzlich eine Stimme neben sich. „Drei Kaffee bitte“, bestellte Joey. „Kommt sofort!“ Und schon war der Kellner wieder verschwunden. „Kam euch der Typ eben auch so bekannt vor?“, fragte der Pharao in die kleine Runde. „Ein bisschen...“, überlegte Tristan. Der Blondschopf jedoch antwortete etwas nervös: „Ach was! Das bildet ihr zwei euch nur ein.“ „Kann sein.“

Plötzlich vernahm das Trio eine weitere Stimme, doch diesmal waren sie sich sicher, dass sie diese kannten. „Hallo. Wen man hier nicht so alles trifft. Lang nicht mehr gesehen“, meinte Mai. Schnell zog sie einen fünften Stuhl für Serenity, die sie im Schlepptau hatte, heran und die beiden setzten sich. „Hallo. Ja, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ihr zwei seht gut aus.“ Bei dem letzten Kommentar Joeys horchte der Rosahaarige auf. Früher war der Blondschopf bis über beide Ohren in Mai verknallt gewesen. Als sie dann mit Serenity in ein anderes Land gezogen war, um mit ihr mehr über dessen Kultur – und wahrscheinlich auch über den Kerl, den sie im Schlepptau hatten – zu lernen, war Tristan derjenige gewesen, der Joey am meisten getröstet hatte, wobei dann wohl auch diese ‚Beziehung’ zustande gekommen war. Doch jetzt, wo Mai nach drei Jahren wieder da war, hatte er die Befürchtung, Joey würde wieder zu ihr überlaufen. Was ja auch wohl berechtigt wäre...

Während Joey und Mai mit ihrem Pläuschchen und Tristan mit seinem Bespitzeln beschäftigt waren, nahm Atemu die drei Tassen Kaffee entgegen, die der Kellner ihm reichte. „Sind Sie neu hier? Ich komme öfters hier her, aber Sie habe ich hier noch nie gesehen.“ „Nein, ich bin nicht neu. Ich bin eine Aushilfe, falls jemand krank wird“, antwortete ihm dieser. „Möchten Sie noch etwas bestellen?“ „Ja“, sagte Mai. „Wir hätten gerne einen Cappuccino und einen Kaffee.“ „Zwei Kaffee!“, warf Tristan plötzlich ein. Er hatte sich schon längst seine Tasse gegriffen und aus Frust ausgetrunken. „Wie Sie wünschen.“ Damit machte sich der Kellner aus dem Staub; auf dem Tablett die erste leere Tasse dieses Tisches.

Wer diese fünf Personen beobachtete, der würde sich wahrscheinlich fragen, was mit ihnen los sei. Dort saß ein blonder Junge, welcher sich schon seit geschlagenen 20 Minuten mit einem gleichhaarfarbigen Mädchen unterhielt, wobei man sich fragen konnte, ob einer von beiden bis jetzt wenigstens einmal Luft geholt hat. Neben dem Mädchen saß ein weiteres mit braunen Haaren. Dieses verfolgte das Gespräch scheinbar total interessiert, während auf ihrem Gesicht ein irres, leicht dümmlich aussehenden Lächeln prangte. Ihr gegenüber saßen zwei weitere Jungen, einer mit einer Igelfrisur, der andere mit rosagefärbten Haaren. Letzterer stierte mit einem mörderischen Gesichtausdruck zu den drei zuerst genannten 'rüber. Vor ihm standen schon vier leere Kaffeetassen, eine hielt er verkrampft in seiner rechten Hand und die nächste schien schon auf dem Weg zu sein. Der Kellner war schon müde vom ganzen Hin- und Hergelaufe, doch der Chef sah darin lediglich ein gutes Geschäft. Der Letzte im Bunde schaute sich die ganze Zeit misstrauisch um. Er war immer noch der Meinung, dass sich in diesem Raum eine ihm recht bekannte Person aufhielt. Natürlich befürchtete er sofort, es sei seine Nichtfreundin, da sie leider immer dann auftauchte, wenn er gerade nicht darauf gefasst war. Das einzige, vor dem er im Moment jedoch Angst haben sollte, waren die Blicke des zweiten Mädchens, welche es ihm heimlich, wie es scheinbar dachte, zuwarf.

Insgesamt gaben alle fünf also eine recht merkwürdige Gruppe Jugendlicher ab.

„Sag mal, Trissie... Trissie?“ Fragend schaute sich der Pharao um. Wo war sein Freund nur hingegangen? In seinem jetzigen Zustand konnte er jede mögliche Dummheit begehen. „Er ist auf die Toilette gegangen“, beantwortete ihm die immer noch dümmlich grinsende Serenity seine Frage ohne den Blick von ihm abzuwenden. Sie hatte vor kurzer Zeit ihre Deckung aufgegeben, was wohl bedeutete, dass sie bald in die Offensive übergehen würde. Wie konnte sie überhaupt bemerkt haben, dass Tristan weggegangen war? Doch das tat jetzt nichts zur Sache.

Schnell stand der Pharao auf und machte sich auf den Weg zum Herrenklo. Ihn plagten schreckliche Gedanken. Wieso zum Teufel war sein rosahaariger Freund nur auf die Toilette gegangen?! Wahrscheinlich wollte er sich aus dem einen Meter über dem Boden angebrachten Toilettenfenster stürzen. Oder noch schlimmer: Er wollte sich im Klo ertränken! Er musste ihn aufhalten!

Sofort beschleunigte Atemu seine Schritte und kam auch sogleich am Klo an, welches er ohne groß nachzudenken förmlich stürmte. „Trissie! Wo bist du?!“, begann er zu rufen. „Trissie, es wird alles wieder gut! Das mit Joey kommt alles wieder in Ordnung, dafür werde ich sorgen! Trissie!“ Die anderen Toilettenbesucher schauten recht verschreckt und begaben sich sogleich nach draußen. Mit einem solchen Kerl wollten sie nichts zutun haben! „Trissie, bist du hier drin?“ Die Klotür, an der er rüttelte, war abgeschlossen, doch das hinderte ihn nicht, sie mit voller Gewalt aufzubrechen. „Trissie!“

Nein, dies war nicht derjenige, den er gesucht hatte. Aber trotzdem... War dies nicht die Person, welche ihn die ganze Zeit mit seiner versteckten Präsenz gestört hatte? Total geschockt saß diese auf dem zugeklappten Klodeckel mit einem Taschenspiegel in ihrer Hand. „Pai?

Pai! Was machst du denn hier?“ „Siehst du das denn nicht?“, sagte dieser, wobei die Erschrockenheit einer Nervosität wich. Er hatte gerade versucht seine Perücke wieder neu herzurichten. „Tut mir Leid! Ich dachte hier wäre jemand anders drin...“ In der Nachbarkabine ertönte unterdessen das Rauschen von Wasser, da jemand die Klospülung betätigt hatte. „Tristan!“, fiel es Atemu wieder ein. So schnell wie er konnte, verließ er die falsche Kabine und stürmte wie in Zeitlupe auf deren Nachbarkabine zu. „Noein!!!“, kam es ihm über die Lippen, dann bekam er die entgegenkommende Tür gegen den Kopf geschmettert.
 

Langsam öffnete Atemu seine Augen. Er hatte grässliche Kopfschmerzen. „Wo bin ich? Was ist passiert?“, waren seine ersten Fragen. „Du bist gegen eine Klotür gelaufen“, meinte Mai mit einem spöttischen Unterton bloß dazu. Plötzlich fiel ihm wieder alles ein. „Trissie! Oh Gott! Er wollte sich im Klo ertränken!“ Alle blickten verdutzt zu ihm 'runter, da er auf drei Stühlen lag, bis Mai anfing zu lachen. „Wie blöd kann man nur sein. Wieso sollte sich der da im Klo ertränken wollen?“

„Hey! Was meinst du mit ‚der da’?!“, ergriff Joey nun das Wort. „Na das, was ich gesagt habe“, antwortete sie ihm, nachdem sie ihren Lachkrampf überwältigt hatte. „Wieso sprichst du das so angeekelt aus?“ Das Missfallen war nun nicht mehr zu überhören. „Na hör mal, der ist doch voll der Loser!“ Das saß. Nun ging das Gezicke richtig los. Doch scheinbar kümmerte dies niemanden. Ganz im Gegenteil; Tristan stand daneben und grinste über beide Ohren. Ja, ihn freute es ungemein.

Langsam drehte er sich wieder zum Pharao um. So glücklich hatte dieser ihn schon lange nicht mehr gesehen. So sah er sonst nur aus, wenn er einer harten Konkurrentin das Sonderangebot ihres Lebens weggeschnappt hatte, was in letzter Zeit immer schwieriger wurde, da seine Gegnerinnen immer breiter und zickiger wurden. „Du wolltest mich also vor dem Ertrinken retten? Das ist ja so was wie süß! Ich hatte eigentlich nicht vor mich umzubringen. Ich wollte unserer kleinen Motorradbraut nämlich noch die Augen auskratzen. Aber das erledigt Jo-Jo-Bärchen ja gerade für mich. Das ist ja so niedlich, putzig, einfach zum knuddeln...“ So langsam bemerkte man, wie ihm der ganze Kaffee zu Kopfe stieg, denn plötzlich fing er auch noch an auf seinen Füßen nach vorne und hinten zu wippen.

Währenddessen spürte Atemu etwas an seiner Hand kitzeln. Als er auf sie hinabschaute, sah er, dass Serenity sie in ihrer eigenen hielt. „Was...“, stammelte er und zog entsetzt seine Hand zurück, wobei sich Serenitys Gesichtsausdruck jedoch nicht änderte – was er die ganze Zeit davor auch nicht getan hatte. Doch die Zeit darüber nachzudenken wurde ihm mal wieder nicht gegönnt, da er aus den Augenwinkeln einen Schatten weghuschen sah.

„Pai, wo willst du denn hin?“ Sichtlich erschrocken und mit seiner beinahe zur Alltäglichkeit werdenden nervösen Pose drehte er sich um. „Oh... ähm... Ich habe Feierabend und muss dringend nach Hause. Hab heute nämlich... noch was vor.“ „Ach so. Dann noch viel Spaß!“, wünschte ihm Atemu. „Danke.“ Überrascht, dass seine schauspielerischen Fähigkeiten doch noch nicht eingerostet waren, machte er sich auf den Weg nach draußen und weg von der Chaotenbande. Eines hatte er jedoch übersehen: Mai und Joey hatten aufgehört sich anzugiften.

„Pai? Wer soll das denn sein?“, fragte Mai in dem Moment, als dieser gerade die Eingangstür öffnen wollte. „Das ist der kleine Süße dort hinten“, antwortete Tristan ihr. Pai, der eigentlich vorgehabt hatte zu gehen, konnte jedoch plötzlich keinen Finger mehr rühren, auch wenn er schon ahnte, dass nichts Gutes auf ihn zukommen würde.

Mai musterte ihn von oben bis unten, bis sie schließlich erneut anfing zu lachen. „Sagt mal, seid ihr alle nur so blöd oder nennt ihr ihn absichtlich so?“ „Was soll denn das jetzt!?“, fragte der Blondschopf, der sich gleich wieder angegriffen fühlte, jedoch nicht genau darauf achtete, was sie vom Inhalt her sagte. Vielleicht hätte er sonst anders reagiert. „Na, seht ihr es denn nicht? Ich meine, ich war drei Jahre weg und erkenne ihn sofort wieder.“ „Wovon sprichst du?“, mischte sich nun auch Tristan ein. „Damit meine ich: Euer Freund Pai, wie ihr ihn so schön nennt, ist euer früherer Rivale K-“

Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubender Lärm, sodass man den Rest des Satzes nicht mehr verstehen konnte. Ein Mann, jener, der für den Abwasch zuständig war, hatte aus versehen einen seiner selbstaufgehäuften Geschirrberge umgestoßen, als er dabei gewesen war, eine Tasse ins Waschbecken, welches mit Wasser und Spülmittel gefüllt war, zu tauchen. Da würden Kosten auf ihn zu kommen.
 

Die fünf Freunde hatten sich schnell aus dem Staub gemacht – Pai hatte die Chance schon vorher genutzt und saß nun friedlich in seinem Zimmer. An einer Kreuzung – immer noch im Einkaufzentrum – trennten sie sich jedoch, da Mai mit Serenity noch Schuhe kaufen gehen wollte. Man konnte Tristan den Neid richtig ansehen, doch er blieb standhaft. Mai war schon vorgegangen, als sich Serenity noch kurz vor Atemu stellte. Ihr Lächeln war nun etwas ins abnormal Freundliche gerutscht. „Ich liebe dich!“, sagte sie dann plötzlich und rannte mit einem irren Lachen hinter Mai her. Der Pharao konnte nur verdutzt dastehen.

„Ui! Meine kleine Zuckermaus hat endlich eine Freundin! Ist das nicht reizend? Richtig putzig und schnuffig!“ Den ganzen Weg über konnte sich der Rosahaarige einfach nicht mehr einkriegen. Ob es nun am Koffeingehalt, den er erstaunlich gut wegstecken konnte, oder an einem plötzlich aufgetauchten Glücksgefühl lag, konnte man jedoch nicht so genau sagen.



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