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Die Entführung

von

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Auf der Flucht

Eine Assistentin von Inspektor Megure hatte endlich Professor Agasa ausgemacht und der Wissenschaftler hatte sich in Anbetracht der Umstände sofort bereit erklärt von seinem Forschungsprojekt zurückzukehren. Als Shinichi von den Männern in Schwarz damals geschrumpft worden war, hatte Professor Agasa ihn als seinen Neffen ausgegeben, dessen Eltern wegen eines schlimmen Unfalls im Krankenhaus lägen. Shinichi nannte sich von da an Conan Edogawa und wohnte dann bei Ran und ihrem Vater Kogoru. Bevor Professor Agasa sich nun auf den Weg machte, um seinem „Neffen“ zu helfen, informierte er heimlich Conans beziehungsweise Shinichis Eltern Yusaku und Yukiko Kudou über das Verschwinden ihres Sohnes, denn der Professor befürchtete, dass die Organisation, die als die Männer in Schwarz bekannt war, etwas damit zu tun hatte, denn schließlich war ja auch Ai Haibara verschwunden, die früher unter dem Decknamen Sherry in der Organisation Mitglied gewesen war. Yusaku und Yukiko waren sofort bereit nach Japan zu reisen, aber ihre Ankunft war nicht vor dem folgenden Tag zu erwarten, denn sie befanden sich gerade in Europa, genauer gesagt in der Hauptstadt von Großbritannien – in London.
 

Kogoru Mouri, der noch immer auf der Polizeiwache auf ein Zeichen der Entführer wartete, wollte seine Frau, von der er getrennt lebte, nicht beunruhigen, darum unterließ er es vorerst, Rans Mutter Eri Kisaki über das Verschwinden ihrer Tochter zu informieren. Inzwischen war es schon ziemlich spät – kurz nach Mitternacht. Alle Beteiligten waren müde, aber auch voller Sorge. Trotzdem riet Inspektor Megure Kogoru, sich etwas aufs Ohr zu legen. Kogoru Mouri hielt davon gar nichts und wollte stattdessen noch mal alle Möglichkeiten durchgehen. Ihm fiel ein, dass er Heiji Hattori und Kazuha Toyama in Osaka anrufen konnte. Vielleicht waren Ran und Conan heimlich zu ihnen gefahren und ihnen war gar nichts Schlimmes passiert oder Heiji und Kazuha wussten vielleicht zumindest, wo sie waren. Er erzählte Inspektor Megure von seiner Idee und der sagte daraufhin: „Heiji Hattori sagen Sie? Der Generaldirektor der Polizei in Osaka heißt Hezo Hattori. Er hat einen Sohn namens Heiji. Ich werde mich sofort mit ihm in Verbindung setzen.“
 

Conan suchte nun schon seit mehr als einer Stunde nach einem Ausweg aus dem Verlies. Er hatte die Wände abgeklopft und die massive Tür untersucht. Doch sie hatte von innen keinen Türöffner. Zum Glück waren die Gangster wohl auch müde, denn sie kamen nicht mehr, um ihre drei Opfer zu kontrollieren. Ran und Ai dösten Rücken an Rücken gelehnt, um nicht auf dem schmutzigen Boden liegen zu müssen, während Conan vor sich hin grübelte. Schließlich stand er auf. „Wir können nicht länger warten.“, sagte er und die beiden Damen öffneten die Augen, obgleich es immer noch stockdunkel war. „Was meinst du, Conan?“, fragte Ran sanft und sie klang nicht nur müde und erschöpft, sie war es auch. Conan ballte die Fäuste. „Wir müssen fliehen. Wir müssen es riskieren, die Tür aufzubrechen und abzuhauen, bevor die Männer in Schwarz beschließen, uns umzubringen.“

Ran war plötzlich hellwach und spitzte die Ohren. „Die Männer in Schwarz?“, wiederholte sie und versah ihre Aussage mit einem Fragezeichen. Conan biss sich vor Schreck auf die Zunge. `Verdammt! Du musst ziemlich müde sein, dass du dich schon so arg verplapperst.’, dachte Conan bei sich. „Ich meine, die Gangster, ich hab nur eine Metapher benutzt.“, sagte er laut. Wäre es nicht stockfinster gewesen, so hätte Ran jetzt seine Gesichtszüge studiert. Sie war sehr misstrauisch, seitdem sie erfahren hatte, dass Conan Edogawa und Shinichi Kudou ein und dieselbe Person waren. Tatsächlich blinzelte sie verbissen und nachdenklich in die Dunkelheit, um zu ergründen, ob es wahr war, was er sagte. Sie dachte an das schreckliche Verhör, an die vielen Fragen, die ihr gestellt worden waren. Doch sie war eisern geblieben, trotz der Schläge, sie hatte nichts gesagt und wenn sie ehrlich war, hatte sie auch nichts zu sagen gewusst. Alles war ihr ein einziges Rätsel und Conan alias Shinichi schien ganz schön tief mit da drin zu sitzen.
 

Ai stieß Conan unbemerkt an. Sie schien zu sagen. ‚Das war aber knapp eben!’

Doch Conan beachtete sie gar nicht. Stattdessen fragte er: „Seid ihr bereit? Ich werde jetzt die Tür aufbrechen. Ich schaue dann, ob die Luft rein ist und wo der Ausgang ist. Ihr lauft dann so schnell es geht zu diesem Ausgang!“ Mit diesen Worten tastete er nach seinem Schuh, wo ein Trittverstärker von Professor eingebaut war. Diese Vorrichtung war so angelegt, dass Conans Muskeln elektrisch stimuliert wurden, so dass er wesentlich stärkere Tritte vollbringen konnte als ein gewöhnlicher Siebenjähriger. Sein Schuh begann zu leuchten und Sekunden später trat Conan die Tür ein. Sie brach mit einem Krachen aus dem Schloss und fiel zu Boden. Conan blickte um die Ecke und biss die Zähne zusammen, als heftige Schmerzen durch seinen Fuß und sein Bein zuckten. Durch den Fußtritt gegen die massive Tür war er sicher, sich den Knöchel zumindest verstaucht zu haben.
 

„Los! Da lang!“, rief er den beiden Frauen zu. Sie rannten so schnell sie konnten den nur schwach beleuchteten Flur entlang. Conan folgte ihnen und versuchte nicht allzu stark zu hinken. Es blieb ihnen nicht viel Zeit, die Männer in Schwarz hatten den Krach sicher gehört. Am Ende des Flurs blieben die Mädchen stehen. Es gab zu viele Türen. Conan sah sich um. „Ran! Der Lüftungsschacht! Da oben!“ Ran, die als einzige groß genug war, um den Schacht zu erreichen, riss das Gitter von der Öffnung. „Ich gehe zuerst.“, sagte Ai und Ran hob sie hoch. Ai kroch in den Schacht und machte Platz. Dann kletterte Ran hinein und zog Conan hinter sich her. Der verschloss die Öffnung von innen wieder mit dem Gitter, denn nur seine kleinen Finger passten durch die Schlitze. Sie begannen dem Verlauf des Schachts kriechend zu folgen. Es war sehr eng und Ran, die die Größte war, bekam Platzangst. Conan nahm kurz ihre Hand und so riss sie sich zusammen. Sein aufmunterndes Lächeln konnte sie nicht sehen, denn auch in dem Schacht herrschte tiefschwarze Nacht. Ai rief schließlich von vorne: „Ich glaube, ich spüre einen Luftzug.“
 

„Das ist gut. Versuch festzustellen, woher er kommt.“, rief Conan von hinten. Er beugte sich nach vorne und stieß gegen Ran, die sofort versuchte, ihm auszuweichen. Immerhin hatte sie nur ein kurzes Kleid an und das war stellenweise zerrissen. Sie war schon fast dankbar für die Dunkelheit. Dazu kam noch das Conan ja Shinichi war und das … Sie wollte nicht weiter denken, denn ihr fiel ein, was sie alles schon mit Conan gemacht hatte. Wenn ihr diese Erinnerungen nicht so peinlich gewesen wären, hätte sie fast gelacht.

„Hier vorne zweigt ein Schacht nach oben ab! Ich kann die Sterne sehen!“, rief Ai aufgeregt. „Ist er groß genug für uns?“, fragten Ran und Conan gleichzeitig. Es dauerte einen Moment, bis Ai antwortete. „Ja, wir müssten es schaffen können.“, sagte sie, nachdem sie die Ausmaße des Schachtes abgetastet hatte.

„Wie weit ist es?“, fragte Conan und drängte Ran nach vorne. Ai blickte zum Himmel hinauf. „Schätzungsweise drei bis vier Meter.“ In diesem Moment hörten sie wie die Männer den Flur entlang liefen, wo sie in den Schacht gekrochen waren. „Wo sind sie hin?“, rief eine Männerstimme. „Ich weiß nicht. Wir müssen alle Räume absuchen!“, gab eine andere Stimme – vermutlich Martini zurück.

Conan knirschte mit den Zähnen. „Wir sollten uns besser beeilen!“
 

„Ich habe mit Hezo Hattori gesprochen. Er weiß nichts über ein mögliches Verbrechen und sein Sohn hat auch nichts von Conan und Ran gehört. Heiji will aber das nächste Flugzeug nach Tokio nehmen, um uns bei den Ermittlungen zu helfen.“, sagte Inspektor Megure gerade zu Kogoru Mouri, als Professor Agasa von einem Polizeiassistenten hereingeführt wurde. „Ich bin so schnell gekommen, wie es mir möglich war.“, sagte Professor Agasa. „Ich war noch mal kurz bei mir zu Hause, weil Sie mir sagten, dass Sie Ai nicht erreichen konnten. Irgendwas stimmte dort nicht, ich glaube, Ai wurde entführt und vielleicht ist es Conan und Ran ebenso ergangen.“

„Entführt sagen Sie?“ Kogoru Mouri sah noch erschöpfter und verzweifelter aus, als Sekunden zuvor. Wataru Takagi, der auch noch mit von der Partie war, rang hilflos die Hände. „Aber von wem?“

Professor Agasa dachte kurz nach, dann entschied er, dass ihm keine Wahl blieb. „Inspektor, haben Sie schon mal von einer Organisation gehört, die man die „Männer in Schwarz“ nennt?“

Inspektor Megure überlegte kurz. „Ich glaube schon. Aber in welchem Zusammenhang war das noch mal? … Ich glaube der junge Shinichi Kudou hat da mal was erwähnt … Aber warum fragen Sie, Professor?“

Professor Agasa straffte die Schultern. „Ich habe Grund zur Annahme, dass eben jene schwarze Organisation die drei Vermissten entführt hat.“

Bevor jemand darauf antworten konnte, stürmte ein junger Polizist ins Zimmer. „Entschuldigen Sie die Störung, Inspektor, aber die Polizisten, die den Park abgesucht haben, wo die beiden Vermissten zuletzt gesehen worden sind, haben das gefunden. Kennen Sie diesen Gegenstand?“ Er hielt eine Plastiktüte in der Hand. Eine rote Fliege befand sich darin.

„Die gehört doch Conan!“, riefen Professor Agasa und Kogoru Mouri gleichzeitig. „Damit wäre es dann klar.“, murmelte Inspektor Megure. „Conan, Ran und Ai ist etwas zugestoßen. Sie wurden entführt.“ An den Professor gewandt, sagte Megure: „Was bringt sie zu der Annahme, dass sie von den „Männern in Schwarz“ entführt wurden?“

Der Professor zögerte. Er hatte eine SMS auf sein Handy erhalten. Darin stand folgendes: Wenn Sherry ihre Kleine wieder sehen will, dann soll sie uns an einem Ort treffen, den wir später noch bekannt geben. Sonst wird sie genau wie Kudou und seine kleine Freundin umgebracht. Sagen Sie ihr das! Wir melden uns wieder!

Sie hatte ihn schockiert, denn scheinbar wussten die Entführer über Conans Identität Bescheid. Aber Sie kannten nicht Ais wahre Identität, darum verlangten sie nach Sherry. Sie glaubten wohl, dass es sich um Sherrys Tochter handelte, oder so. Es war eine absurde Situation, denn Ai war ja Sherry und konnte nicht auftauchen, um sich selbst zu retten …

Der Professor durfte der Polizei auf keinen Fall von der Nachricht erzählen, wenn er nicht riskieren wollte, dass Conans und Ais Geheimnis aufgedeckt wurde. „Es ist nur eine Vermutung.“, sagte Professor Agasa und suchte verzweifelt nach einer Lösung aus seinem Dilemma.
 

„Los! Weiter!“, rief Conan Ran und Ai zu. Er stand auf Ais Schultern und die wiederum stand auf Rans. Conan hatte darauf bestanden, den Schacht nach oben als erster zu erklimmen – mit Unterstützung der Damen, denn er war sehr breit – zu breit für Conan und Ai um sich mit dem Rücken und Füßen abzustützen und auf diese Weise nach oben zu klettern. Ran streckte sich noch mehr und Conan streckte die Hände nach dem Ende des Schachts aus. Endlich konnte er die Rinne erreichen, die den Schacht umschloss. Mit zusammengebissenen Zähnen – er spürte die blauen Flecken und den verstauchten Knöchel jetzt mehr wie zuvor – zog er sich hoch und kletterte aus dem Schacht auf das Dach. Er wollte gerade den Mädchen Bescheid geben, dass alles in Ordnung war, da hörte er Stimmen von der anderen Seite des Daches. Es waren Martini und Vodka, er erkannte die Stimmen nach kurzem Zuhören. Gin war offensichtlich nicht dabei oder er beteiligte sich nicht an der Konversation. Conan beugte sich über den Schacht. „Rückzug! Kriecht in den Gang! Sie suchen uns bereits auf dem Dach!“, flüsterte er aufgeregt. Ai kletterte von Rans Schultern und kroch in einen der Gänge zurück. Ran blieb, wo sie war. „Komm zurück, Conan! Spring, ich fange dich auf.“, flüsterte sie ängstlich, am liebsten hätte sie geschrieen, er solle sich gefälligst beeilen. Conan lauschte noch immer konzentriert den Worten der beiden Männer, hielt sich aber gleichzeitig bereit jeden Moment wieder im Schacht zu verschwinden.

„Conan!“, knirschte Ran zwischen den Zähnen hervor und ihr Herz schlug bis zum Hals. „Nun, mach schon!“, schimpfte sie leise und Conan wandte sich widerwillig von der Richtung ab, aus der die Stimmen kamen. Er wollte sich gerade zu Ran umdrehen, aber in diesem Moment stieß er aus Versehen gegen eine leere Flasche, die jemand achtlos dorthin geworfen hatte. Die Flasche drehte sich um sich selbst und stieß gegen den nahen Schornstein. Sie verursachte ein recht lautes Geräusch, was in der Stille der Nacht nicht zu überhören war. „Was war das?“, rief Vodka.
 

„Bestimmt diese Gören!“, knurrte Martini und lud den Lauf seines Gewehrs.

Conan hörte Schritte und machte auf der Stelle einen Satz zurück in den Schacht. Ran wartete noch immer auf ihn und fing seinen Sturz ab. Conan schob Ran eilig in den Gang, in den schon Ai gekrochen war. „Los jetzt! Schnell! Sie sehen bestimmt nach, ob wir hier sind!“, wisperte er. Ai und Ran krochen so schnell sie konnten, aber von dem vielen Herumkrabbeln schmerzten ihre Knie. Conan hörte hinter sich wie die Männer den Schacht erreichten. Gott sei Dank war es so dunkel, dass sie nicht bis zum Boden schauen konnten. Doch das störte Vodka und Martini nicht. Plötzlich war die Hölle los, denn die beiden Gangster schossen einfach ziellos in den Schacht. Die Kugeln prallten von den Schachtwänden ab und es fehlte nicht viel und Conan wäre von einer erwischt worden. Da Ran und Ai eine beachtliche Leistung erbrachten, indem sie es schafften, nicht laut zu schreien, obwohl sie in einem engen Tunnel eingepfercht waren und auf sie geschossen wurde, glaubten die Männer, sie hätten sich im Bezug auf die Flüchtigen geirrt und zogen sich zurück. Conan war stolz auf die Mädchen. Als er sicher war, dass die Männer fort waren, lehnte er sich keuchend an die Wand des Schachtes. „Puhhh! Das war knapp!“, seufzte er und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn.

Ran war sauer. „Und wem haben wir das zu verdanken?“, knurrte sie und versuchte frustriert ihre Haare in Ordnung zu bringen. Es gelang ihr nicht wirklich.

Ai ergänzte von weiter vorne: „Wenn ein gewisser Möchtegern-Detektiv nicht wieder so neugierig gewesen wäre…“ Ai beendete den Satz nicht, sondern seufzte nur.

Conan versuchte sich zu verteidigen. „Hey! Sie haben über etwas Bestimmtes gesprochen, über etwas sehr Wichtiges.“ Er hoffte, dass Ai wusste, was er meinte. Ran durfte auf keinen Fall von dem Apoptoxin 4869 erfahren. Aber Ran hatte gar kein Interesse daran, darüber nachzudenken, über was die Männer gesprochen haben konnten. Stattdessen fragte sie: „Was machen wir jetzt?“ Sie hatte das krampfhafte Bedürfnis sich zu strecken, sie kam sich vor wie ein eingeklappter Stuhl. Conan schwieg einen Moment und dachte nach. Nicht, dass er keine Antwort auf Rans Frage gewusst hätte. Das Gegenteil war der Fall. Er musste erst zwischen mehreren Möglichkeiten eine auswählen, bevor er entschied: „Wir kriechen diesen Gang weiter und suchen einen anderen Lüftungsschacht. Dann klettern wir auf das Dach. Vielleicht können wir dann von dort aus fliehen und Hilfe holen.“ Müde und erschöpft setzten sich die drei wieder in Bewegung. Ai kroch voran, Ran folgte ihr und Conan bildete den Schluss. Da tat er aus einem ganz bestimmten Grund. Er war sich sicher, dass Ran sich besser fühlte, wenn sie nicht als Letzte ihren Rücken der ungewissen Dunkelheit preisgab. Und es stimmte, auch wenn Ran es nie vor Ai zugeben hätte, sie war erleichtert, dass Conan alias Shinichi ihr den Rücken freihielt.
 

Professor Agasa dachte auf der Polizeiwache in Tokio immer noch über eine Lösung seines Problems nach, während Megure und Kogoru heftig streitend den Fall diskutierten. Plötzlich piepste der Funkempfänger in seiner Tasche. Verwundert holte Agasa ihn hervor. Mit diesem Funkempfänger konnte der Professor die Peilsender orten, die die Detective Boys immer bei sich trugen. Er blickte auf das Display und riss verblüfft die Augen auf. Es war Conans Sender – der Peilsender, der in seiner Brille versteckt war. Er versuchte sofort einen Funkkontakt herzustellen. „Conan? Hallo! Hörst du mich?“, sprach er in das Mikrofon des Funkempfängers. Kogoru und Megure unterbrachen abrupt ihren Streit und spitzten die Ohren.

„Ist da Conan?“, fragte Kogoru und verstand mal wieder gar nichts. Megure ermahnte ihn zum Schweigen, denn er bemerkte, dass der Professor konzentriert lauschte. „Pssst!“, machte Megure und legte den Zeigefinger auf den Mund. Auch Wataru Takagi und Miwako Satou sahen den Professor gespannt an. Der ließ nach einem Moment der gespannten Stille enttäuscht das Funkgerät sinken. „Ich erreiche ihn nicht. Ich kann sein Signal empfangen, aber ich kann keine Funkverbindung zu ihm herstellen.“, seufzte Agasa enttäuscht. Er beobachtete den Punkt, der sich nur wenig bewegte. Doch Sekunden später hüpfte der Punkt ein kleines Stück weiter und war nur Augenblicke danach verschwunden. „Was ist denn jetzt geschehen?“, murmelte Professor Agasa verwirrt und auch verärgert. Er schüttelte das Gerät, als wäre es für das Verschwinden des Punktes verantwortlich.

Alle kamen näher und beugten sich neugierig und besorgt über den Professor und sein Funkgerät. „Was ist los?“, fragte Inspektor Megure. Professor Agasa zuckte hilflos mit den Schultern und steckte den Empfänger wieder zurück in seine Tasche. „Ich konnte für einen Moment den Peilsender von Conan orten. Aber dann ist er plötzlich einfach verschwunden.“

Kogoru bekam Panik. „Was bedeutet das?“

Megure schob ihn zur Seite. „Das hat gar nichts zu bedeuten, Mouri. Reißen Sie sich zusammen!“ Zum Professor gewandt, sagte er: „Konnten Sie feststellen, von woher das Signal kam?“

Agasa schüttelte den Kopf. „Nein, ich war nicht schnell genug, außerdem war das Signal nur kurz. Ich hab nicht erwartet, dass es so schnell wieder verschwindet.“

Megure schlug sich mit der rechten Faust in die linke Hand. „Bleiben Sie wachsam, Professor Agasa. Wenn es das nächste Mal passiert, sind wir vorbereitet und versuchen das Signal zurückzuverfolgen.“

In dem Moment wurde die Bürotür aufgerissen und Heiji und Kazuha kamen ins Zimmer. Sie waren schon wieder am Streiten, obwohl es mitten in der Nacht war. Heiji, der nun mehr an den neusten Erkenntnissen bezüglich Conan und Ran interessiert war, ließ Kazuha einfach stehen und weiter schimpfen. Er wandte sich an Inspektor Megure. „Gibt es neue Erkenntnisse?“

Der Inspektor nickte. „Professor Agasa kam zu uns und erzählte uns, dass Ai Haibara ebenfalls verschwunden ist. Er vermutet, dass die drei von den „Männern in Schwarz“ entführt worden sind!“

„Entführt?! Von der schwarzen Organisation?“ Heiji war entsetzt.

Kazuha, die nur die Worte „verschwunden und entführt“ gehört hatte, erschrak zutiefst. „Mein Gott! Wie furchtbar!“

Der Inspektor fuhr fort. „Vor wenigen Minuten konnten wir ganz kurz Conans Signal empfangen, doch dann verschwand es plötzlich wie von Geisterhand.“

„Hmmmmm.“, machte Heiji nachdenklich und war schon ganz in Gedanken versunken. Er wurde jäh aus den Gedanken gerissen, als Kazuha in Tränen ausbrach und sich in seine Arme warf. „Die Armen! Was die Verbrecher wohl mit ihnen vorhaben? Vielleicht wurden sie schon umgebracht...“ Sie schluchzte laut und ihre Tränen fielen auf Heijis Jacke. Unsicher, wie er sie beruhigen sollte, nahm er sie einfach in den Arm und hielt sie fest. Die anderen Personen im Raum – ausgenommen Kogoru - schauten absichtlich aus Rücksicht in eine andere Richtung. Kazuha blickte Heiji an. Tränen glänzten in ihren Augen. „Meinst du, sie sind noch am Leben?“, flüsterte sie. „Bestimmt.“, gab Heiji zurück und wischte ihre Tränen sanft fort, doch im Bezug auf die schwarze Organisation war er sich nicht sicher – kein bisschen sicher.

Inspektor Megure erinnerte die beiden daran, dass sie nicht alleine waren. „Wir werden sie schon finden.“

Takagi, der die ganze Zeit heimlich zu Miwako geschaut hatte, erschrak, denn als Megure sprach, drehte sie sich um und blickte Takagi direkt in die Augen. Ihr zaghaftes Lächeln sorgte in Takagis Gesicht für rote Flecken.

Kogoru blickte um sich und glaubte von Wahnsinnigen umgeben zu sein. Das Geturtel ging ihm mächtig auf die Nerven. Dann aber kam Yumi Miyamoto mit einer weiteren Kanne Kaffee und er unterließ es zu dem Thema irgendwelche Bemerkungen zu machen. Die erste schlaue Entscheidung seinerseits an diesem Abend.
 

Inzwischen waren Ai, Ran und Conan noch tiefer in die Gänge des Lüftungssystems vorgedrungen. Conan merkte, dass die Mädchen vor ihm immer langsamer wurden und beschloss ihnen eine Pause zu gönnen. Inzwischen mochte es bereits wieder Morgen sein. Er war sich sicher, dass inzwischen ein neuer Tag angefangen hatte, denn wenn es auch dunkel im Schacht war, so war es doch keine pechschwarze Nacht mehr. Conan wusste nicht, wie viel Zeit insgesamt seit ihrer Entführung vergangen war, doch sie alle brauchten Schlaf und ein wenig Erholung. „Wir machen eine Pause.“, sagte er laut und Ran und Ai drehten sich um.

„Ihr könnt euch ausruhen. Ich halte Wache und in einer Stunde suchen wir weiter nach einem Ausgang.“, fügte er hinzu. Ran streckte sich in dem Gang aus und auch Ai legte sich hin. Conan tat es Leid, dass sie so unbequem auf dem harten Stahlboden lagen. Er seufzte und kletterte über Ran hinweg, um sich zwischen den beiden auf den Boden zu setzen. Minuten später lagen sie beide mit dem Kopf auf seinem Schoß und schliefen tief und fest. Conan lächelte zufrieden in sich hinein und versuchte sich mit Nachdenken abzulenken, um nicht auch einzuschlafen.
 

Es war später Vormittag als das Flugzeug, in welches Yusaku und Yukiko Kudou Stunden zuvor gestiegen waren, in Tokio landete. Am Flughafen riefen Shinichis Eltern sofort ein Taxi, was sie zur örtlichen Polizeistation bringen sollte. An der Taxihaltestelle trafen sie überraschender Weise auf Rans Mutter, Eri Kisaki. „Guten Tag, Frau Kisaki!“, rief Yukiko ihr zu.

Eri drehte sich überrascht um. „Nanu, Herr und Frau Kudou! Was machen Sie denn hier? Soviel ich weiß, ist Shinichi zurzeit doch gar nicht in Tokio.“

Yusaku Kudou ergriff das Wort. „Dann wissen sie noch gar nichts davon?“

Eri war verwirrt. „Wovon?“, fragte sie irritiert.

Yukiko nahm ihre Hände und blickte sie mitleidig an. „Wir wurden angerufen und gebeten hierher zu kommen, weil Conan und Ran verschwunden sind. Die Polizei befürchtet wohl das Schlimmste.“

„Was?“ Eris Gesicht wurde bleich. „Warum hat mich niemand darüber informiert?“ Sie dachte an ihren Mann Kogoru Mouri und ihr war alles klar. Ihr Gesicht zeigte sowohl Verzweiflung als auch Wut. Shinichis Eltern konnten ihre Reaktion verstehen.

„Wir wollten gerade ein Taxi zur örtlichen Polizeistation nehmen. Möchten Sie uns nicht begleiten?“, bot ihr Yusaku an.

Eri Kisaki nickte nur und sie stiegen zusammen in ein Taxi.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-12-12T17:49:40+00:00 12.12.2007 18:49
Echt super, ich bin begeistert von dir! Schreib oft und viel weiter, ja?


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