Zum Inhalt der Seite

Schön, dass du da bist

Ryou x Bakura !vorläufig abgebrochen!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

Ryou war froh, als er endlich den Plattenbau erreichte, in dem sich seine Wohnung befand, und er so dem strömenden Regen entkommen konnte. Die schwere Tür fiel hinter ihm ins Schloss und ließ ihn allein im Halbdunkel und der völligen Stille des tristen Treppenhauses zurück. Die Neonröhre flackerte schon seit Tagen und es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis sie schließlich vollends erlöschen und das Erdgeschoss in Dunkelheit getaucht würde. Erschöpft schüttelte Ryou sein pitschnasses weißes Haar aus und machte sich dann mit einem leisen Seufzen an den Aufstieg der 72 Stufen. Während die Neonröhre noch ihres weiteren Schicksals harrte, hatte den Aufzug selbiges schon ereilt. Eigentlich hatte sich Ryou schon an das Erklimmen der sechs Treppen gewöhnt, doch heute erschwerten ihm die kiloschweren Wälzer aus der Bibliothek, die sich in seinen bereits schmerzenden Armen stapelten, dieses Unterfangen. Aber er beschwerte sich nicht. Schließlich war er froh, dass er die Möglichkeit hatte, die Schule mit einem ordentlichen Abschluss zu beenden und danach vielleicht ein Studium beginnen zu können. Seine Wohnung war sein ganzer Stolz und so hart er auch dafür arbeiten musste, er wollte um jeden Preis auf eigenen Beinen stehen. Und dann war da ja auch noch diese bestimmte Person, die dort oben in seiner Wohnung auf der Couch hockte, wenn er nach Hause kam und die winzigen Zimmer mit Leben füllte.

Es dauerte einige Augenblicke, bis Ryou es gemeistert hatte, die Wohnungstür zu öffnen, ohne die Bücher abzulegen, aber letztendlich hatte er es doch noch geschafft und er warf die alte Holztür hinter sich ins Schloss. Fröstelnd hängte er seinen Schlüssel an den dafür vorgesehenen Haken, bevor ihm auffiel, dass etwas nicht stimmte. Er lauschte einen Moment bewegungslos und mit angehaltenem Atem in die Wohnung hinein, bis er erkannte, was es war: Er hörte weder das Surren des Fernsehers noch den dumpfen Bass von Bakuras Anlage. Ein flaues Gefühl befiel ihn, denn normalerweise liefen beide Geräte, wenn Ryou nach Hause kam, selten nur eines. Und nie gar keines. Er griff nach seinen Büchern und ging zu Bakuras Zimmer, dessen Tür geschlossen war. Er blieb davor stehen und blickte einen Moment auf den schmalen Lichtstreif, der vor der Tür auf dem alten Teppich lag.

„Bakura?“, rief er leise, nicht in der Lage, anzuklopfen. Als keine Antwort kam, drückte er besorgt mit dem Ellbogen die Türklinke herunter. Die Tür schwang auf und gab den Blick auf Bakuras Zimmer frei.

Bakura stand mit dem Rücken zur Tür und verstaute offensichtlich den Inhalt seines Schranks in einem großen braunen Pappkarton. Bis auf eben diesen Schrank, sein Bett und mehrere weitere Kisten war sein Zimmer leer. Eine Gänsehaut überlief Ryous Haut.

„Ich bin wieder da.“, sagte er zögerlich.

Bakura drehte sich nicht um. „Ich weiß.“

„Was machst du da?“

„Ich packe.“

„Warum?“ Ryous Stimme begann zu zittern.

„Ich gehe.“

Ryou schwieg einen Moment. „Wann kommst du wieder?“

Erst jetzt warf Bakura ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu, bevor er sich wieder seiner Kiste zuwandte und ihm antwortete. „Überhaupt nicht.“

Ryou brauchte einen Moment, bis sein Verstand den Sinn dieser Worte erfasst hatte. „Wo-wohin gehst du?“, stammelte er und bemerkte, wie sich Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten. Er legte die Bücher auf Bakuras ungemachtem Bett ab, um mit zitternden Händen die Tränen wegzuwischen.

„Ich ziehe zu meiner Freundin.“

Ryou schluckte. „Freundin?“

Bakura nickte und legte seine DVDs in den Karton.

Es kostete Ryou Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten und nicht laut zu schluchzen. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass du eine Freundin hast…“, wisperte er und schlug den zuoberst liegenden Weltalmanach auf, den er sich geliehen hatte. Er wollte nicht mit ansehen, dass Bakura ihm den Rücken zugewandt ließ, und er wollte nicht zeigen, wie schwach er sich in diesem Moment fühlte. Er wusste, dass Bakura wütend würde, wenn er sah, dass er weinte.

„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, oder?“ Bakuras Stimme klang eiskalt. „Und überhaupt hättest du dich nur eingemischt. Es geht dich einfach nichts an.“

Die Tabellen verschwammen vor Ryous Augen. Er zögerte einen Moment, bevor er zu sprechen wagte. „Hab ich irgendwas falsch gemacht?“, fragte er tonlos und Tränen strömten über seine bleichen Wangen. Plötzlich war ihm ganz fürchterlich kalt.

Bakura erstarrte einen Moment in seiner Tätigkeit und Ryou konnte seine Zähne knirschen hören. „Halt einfach den Mund, Ryou.“, blaffte er. „Du gehst mir auf die Nerven.“

„Aber ich hab doch immer versucht, es dir so angenehm wie möglich zu machen!“, begehrte Ryou auf, klappte das Buch zu und wandte sich dem weißen Haarschopf zu. „Ich hab mir doch solche Mühe gegeben! Und jetzt lässt du mich für ein Mädchen allein und-“

„Ich hab gesagt, du sollst dein Maul halten!“, schrie Bakura und Ryou verstummte erschrocken.

Einen Moment stand der Kleinere wie versteinert da und starrte auf Bakuras breiten Rücken, unter dem dunkelgraumelierten T-Shirt zeichnete sich ganz sanft die Wirbelsäule ab. Das weiße Haar des Größeren sah schrecklich unordentlich und struppig aus, aber Ryou wusste, wie weich es sich in Wirklichkeit anfühlte. Und jetzt sollte er das schöne weiße Haar nie wieder berühren dürfen? War es jetzt, ebenso wie Bakuras zarte, blasse Haut, irgendeinem dahergelaufenen Flittchen vorbehalten? Das konnte einfach nicht sein! Wie konnte sich Bakura für ein Mädchen entscheiden, wo ihn doch niemand jemals mehr lieben konnte, als er, Ryou, es tat?! Bakura durfte nicht gehen. Er sollte bei ihm bleiben.

Der Umschlag des Almanachs fühlte sich glatt und kühl an unter Ryous Fingerspitzen und in diesem Moment schaltete sich Ryous Verstand einfach aus und überließ seinen Körper seinem Zorn und seiner Verzweiflung.

Es fühlte sich an, als sei er ein Außenstehender, der die Szene, die sich innerhalb so weniger Sekunden abspielte, von einer Ecke des Zimmers aus betrachtete.

Ryou packte das mehrere tausend Seiten mächtige Buch und überwand die Distanz zwischen sich und Bakura mit wenigen schnellen Schritten. Dieser konnte, noch immer am Boden kniend und mit seinem Schrank beschäftigt, gar nicht so schnell reagieren, wie ihn der Weltalmanach am Hinterkopf getroffen hatte.

Ryou fand sich mit dem Buch in den verkrampften Händen vor Bakuras in Bewusstlosigkeit zusammengesunkenen Körper wieder. Einen Moment blickte er regungslos und geschockt auf den Ohnmächtigen, doch dann breitete sich ein Gefühl äußerster Befriedigung in ihm aus und seine Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln. Es fühlte sich seltsam an, weil seine Tränen noch nicht einmal getrocknet waren, aber irgendwie fühlte er sich berauscht. Vorsichtig legte er den Almanach auf den Boden und kniete sich neben Bakura. Sanft lächelnd strich er dem Größeren die Haare aus dem Gesicht und blickte ihn an. Bakura sah so friedlich aus, dabei war er doch gerade noch so wütend gewesen…

„Du gehst nirgendwo hin.“, flüsterte Ryou glücklich und hauchte Bakura einen Kuss auf die Schläfe.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ryou-chan
2007-06-04T07:14:21+00:00 04.06.2007 09:14
Wow, das ist wirklich ne gute FF, ich hoffe es geht bald weiter.*hehe*<3 Wenn dem so ist, mit bitte per ens bescheid sagen..^____^
Weiter so *.*
Von:  Ukoku
2006-08-05T12:07:03+00:00 05.08.2006 14:07
Wirklich schön *-* Für Bakura eventuell nicht, aber...für mich XD
Diese detaillierten Beschreibungen, wie hier am Anfang finde ich immer toll...
Und obwohl wohl mir der Fakt, dass Bakura eine Freundin hat etwas Angst gemacht hat- Ryou findet wie immer eine gute Lösung ^___^
Da wächst er auch schon mal über sich selbt hinaus...
"Du gehst nirgendwohin" passt toll >D
Schließlich gehört er ganz allein Ryou und da hat er auch zu bleiben uu
Übrigens finde ich das Chara-Beschribungsbild von Bakura unheimlich schön **
Von: abgemeldet
2006-07-27T20:49:15+00:00 27.07.2006 22:49
Guter Plan, wenn du vor hast nach sonst wohin studieren zu gehen, hau ich dir einfach ein Buch auf den Kopf und sperr dich irgendwo ein... nihihihi ^^
hübsches Kapitel und zeigt einmal mehr die tiefen Abgründe deiner Psyche *g*
Von: abgemeldet
2006-07-27T20:48:27+00:00 27.07.2006 22:48
Sehr schön!
Dein Schreibstil ist flüssig und liest sich gut.
Zuerst wunderte mich doch ein wenig, welche Rolle wohl dieser ominöse Weltallmanach spielen soll. Es hätte irgendein x-beliebiges Buch sein können, aber nein, gerade so etwas Einprägsames wie ein Weltallmanach musste her. Sehr witzig.
Da hatte Ryou aber Glück, dass er so unglaublich strebsam und wissbegierig ist, sonst wäre eine derartig gute Gelegenheit nie zustande gekommen.
Nicht unbedingt die freundlichste Methode, um jemanden den man liebt bei sich zu behalten, doch in seiner Situation wohl nachvollziehbar.
Da bemüht man sich die ganmze Zeit um den Mann seines Herzens und dieser dankt es einem, indem er sich irgendein Weib anlacht und sich so mir nichts dir nichts aus dem Staub machen will.
Jeder bekommt halt das, was er verdient hat!
Ein wirklich schönes Bild, wie Bakura, eben noch in seiner typischen Überheblichkeit überzeugt ist, wie immer ungeschoren davon zu kommen, ehe er sich versehen kann eins über die Rübe gezogen bekommt und wie ein nasser Sack zu Boden fällt.
Auch immer wieder gerne mag ich den Satz:"Du gehst nirgendwo hin!"
Wer zuletzt lacht, lacht am besten!
Von: abgemeldet
2006-07-27T15:02:17+00:00 27.07.2006 17:02
ERSTE! XD

Ich muss schon sagen, dass das erste Kapitel mir sehr gut gefällt.
Ich kann Ryous Verzweiflung sehr gut nachvollziehen.
Sein Handeln mag ungewohnt sein, aber ich finde es passt.
Denn immerhin kommt Ryou glaubhaft rüber, dadurch, dass er Bakura über alles liebt und ihn unter keinen Umständen verlieren möchte. ^^
Dein Schreibstil gefällt mir.
Ich bin schon sehr auf das nächste Kapitel gespannt.


Zurück