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Schön, dass du da bist

Ryou x Bakura !vorläufig abgebrochen!
von

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Kapitel 4

Nur Ryous leises Summen erfüllte die Küche und das kaum zu hörende Blubbern des kochenden Wassers. Gut gelaunt hob der Weißhaarige den Löffel an die bleichen Lippen, um die heiße Soße abzuschmecken. Selbige für gelungen befindend, legte er den Löffel bei Seite und griff nach dem kleinen Glasbehälter, den er neben der Mikrowelle bereitgestellt hatte. Vorsichtig schraubte er den Deckel auf und gab etwas von dem weißen Pulver in die Soße, die er, nachdem er das Glas sorgfältig wieder verschlossen und auf seinen Platz gestellt hatte, gut verrührte. Noch immer sein Lieblingslied auf den Lippen goss Ryou die Nudeln ab und machte dann einen Teller zurecht. Bakura würde sich sicher freuen, dass Ryou für ihn gekocht hatte. Zumindest eine Zeit lang.

Leise singend und mit einem zufriedenen Lächeln verließ Ryou die Küche, um Bakura sein Abendessen zu bringen.
 

***
 

Bakura machte sich gar nicht die Mühe, aufzusehen, als sich die schwere Tür mit einem durchdringenden Quietschen öffnete. Er wollte Ryou nicht sehen. Lieber starrte er bewegungslos auf dem harten Boden sitzend an die gegenüberliegende Wand. Das Gewicht der Kette an seinem Hals, die vollkommene Stille und das dumpfe Zwielicht machten ihn noch wahnsinnig. Er konnte jetzt wahrlich keinen geisteskranken Teenie gebrauchen, der ihm wortlos beim Essen zusah und dann wieder verschwand, so wie es die letzten vier Tage gewesen war.

Und eigentlich wollte er auch gar nicht aufsehen, als Ryou ihn mit leiser und ungewohnt bekümmerter Stimme beim Namen rief.

Der Hikari stand irgendwie verloren in der Tür, mit einem großen Tablett in den Händen. Ein paar Strähnen seines wie Opal schimmernden Haares hingen ihm wirr ins Gesicht und der unsichere Blick aus seinen kandisbraunen Augen lag auf Bakura. Der Größere starrte ihn feindselig an, aber er konnte nicht verhindern, dass ein leichtes Gefühl von Mitleid in ihm aufstieg. Es konnte aber genauso gut Erregung sein.

„Was?“, blaffte er ihn an und Ryou zuckte ein wenig zurück.

„Ich-Ich bringe dir dein Essen.“, stammelte er, „Ich dachte, du schläfst.“

Bakura schnaufte verächtlich, aber ließ zu, dass Ryou zu ihm trat, das Tablett vor ihm abstellte und ihm dann die Stäbchen reichte. Wortlos begann er zu essen und eben so wortlos saß Ryou ihm gegenüber, mit um die angezogenen Knie geschlungenen Armen, und beobachtete jede seiner Bewegungen.

Irgendwann hielt Bakura inne. „Warum siehst du mich so an?“, wollte er unwirsch wissen und Ryou wandte den Blick ab.

„Ich…“, begann er mit bebender Stimme, doch er schien sich noch nicht sicher zu sein, was genau er eigentlich sagen wollte. Er schwieg und starrte unsicher auf den Boden neben sich.

Bakura konnte den Blick nicht von ihm wenden. Es war wieder so wie früher. Ryous hilflos wirkendes Verhalten, die leise Stimme, die Art und Weise, wie er seinem Blick auswich und zusammenfuhr, wenn Bakura etwas sagte; es erinnerte den Weißhaarigen daran, wie es früher einmal gewesen war. Bakura ließ die Stäbchen sinken. So lange konnte das doch noch nicht her sein. Erst nach einem Moment fiel ihm ein, wann es aufgehört hatte: Als er Gabrielle kennengelernt hatte, hatte er sich immer weniger um Ryou gekümmert. Im Nachhinein verstand er nicht einmal mehr, warum er das Mädchen seinem Hikari vorgezogen hatte. Er hatte doch immer so viel Spaß mit dem Kleinen gehabt…

„Ich will bloß warten, bis du fertig bist.“, murmelte Ryou ausweichend und riss Bakura damit aus seinen Gedanken.

Bakuras Blick richtete sich wieder auf den Teller vor sich und er nahm die Stäbchen wieder auf.

Als er fertig war, nahm Ryou das Tablett und ging zur Tür hinüber. Einen Moment lang zauderte er noch, doch als er sah, dass Bakura ihm schon keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, verließ er den Raum und die Tür fiel ins Schloss.

Die grauen Wolken wurden lautlos vom Wind über den Himmel gewälzt, den Bakura durch das kleine vergitterte Fenster in der Wand rechts neben sich sehen konnte.

Seufzend ließ er seinen Rücken gegen die Wand hinter sich sinken und blickte aus dem Fenster. Irgendwie beruhigte es ihn. Irgendwie fühlte er sich gut…
 

***
 

Schweißgebadet wachte er auf. Er wollte sich mit einem Ruck aufsetzen, doch die leise klirrende Kette riss ihn hart zurück. Einen Moment lang schnürte ihm das Metall die Luft ab und er rang keuchend nach Atem. Er lehnte sich an die Wand in seinem Rücken. Sein Nacken schmerzte von der ungesunden Position, in der er geschlafen hatte. Seine kalten Finger legten sich auf die schmerzenden Wirbel und er schloss einen Augenblick die Augen.

Als er wieder aufsah, erblickte er Ryou, dessen bleiche Haut im spärlichen Mondlicht, das durch das Fenster fiel, schwach zu leuchten schien. Der Kleinere lag zusammengerollt auf dem Boden vor seinen Füßen und schlief ruhig. Sein weiches Haar floss sanft schimmernd über den Boden, hing ihm in dünnen Strähnen ins Gesicht. Bakura konnte den Blick nicht von ihm wenden. Er sah aus, wie ein Engel...

Minutenlang blickte Bakura auf die filigrane Gestalt hinab, wünschte sich, sie zu berühren. Dann wandte er seinen Blick dem Fenster zu. Einige schemenhafte Wolken zogen am fast vollen Mond vorbei, der genau vor dem Fenster stand, doch sie vermochten das silberne Licht nicht zu trüben. Eine leichte Gänsehaut überlief ihn. 'Er ist wie Ryou.', flüsterten ihm seine Gedanken durch die vollkommene Stille zu, die nur durch ihrer beider Atemzüge durchbrochen wurde. 'Er ist direkt vor meinen Augen und doch kann ich ihn nicht erreichen.' Und das lag nicht allein daran, dass ihn die Kette jeglicher Bewegungsfreiheit beraubte. Ryou war ihm fremd geworden. Er selbst war sich fremd geworden. Es machte ihn krank. Mit einem Seufzen vergrub er das Gesicht in den Händen, seine Stimme war nur noch ein Flüstern, als er sagte: "Ich will das so nicht."

Dennoch weckte das Geräusch den Schlafenden. Alarmiert richtete sich Ryou in eine kniende Position auf und blickte verschlafen zu ihm. "Ist alles in Ordnung, Bakura?", fragte er leise und dieser sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an.

Sekundenlang betrachtete er Ryous wirres Haar, dann nickte er langsam. Er wusste, wie Ryou die Frage gemeint hatte, deshalb ging er nicht darauf ein, dass absolut nichts so war, wie es sein sollte.

Der Kleinere schien mit der Antwort nicht sehr zufrieden. "Warum bist du wach?", wollte er daher wissen.

"Schlecht geträumt.", antwortete Bakura knapp. Das war die Wahrheit, auch wenn er sich nicht mehr an den Traum erinnern konnte. Abgesehen von der Tatsache, dass er furchtbar gewesen war... Im Nachhinein betrachtet musste es eben dieser Traum gewesen sein, der ihn hatte aus dem Schlaf schrecken lassen.

Ryou blickte ihn sekundenlang an, dann überwand er auf allen Vieren die geringe Entfernung zwischen sich und Bakura und setzte sich neben ihn.

Dieser blickte geradeaus, reagierte nicht auf Ryous sonderbar vertrauensvolles Verhalten. Erst, als der Kleinere sich zögerlich an ihn lehnte und den Kopf auf Bakuras Schulter bettete, sodass der Duft des hellen Haares in dessen Nase stieg, sah er zu seinem Hikari hin. „Was soll das, Ryou?“, fragte er und der Angesprochene schaute durch seinen buschigen Pony zu ihm auf.

„Soll ich weggehen?“, lautete die Gegenfrage und im ersten Moment wusste Bakura nicht, was er antworten sollte. Einen Augenblick lang betrachtete er Ryous Augen, in denen sich das sanfte Mondlicht spiegelte und spürte die Wärme, die von dem schmächtigen Körper ausging, und es war ein Augenblick, in dem er sich ganz sicher war, dass Ryou nicht wieder gehen sollte. Trotzdem nickte er erst langsam und dann mit mehr Überzeugung. Er durfte einfach keine Schwäche zeigen. Er war ohnehin schon wieder viel zu nett zu Ryou. Normalerweise hätte er niemals zugelassen, dass der Kleinere sich so an ihn lehnte.

Eben jener setzte sich mit etwas enttäuschtem Blick auf. Als er aber keine Anstalten machte, seinen Platz so nahe neben Bakura zu verlassen, hatte dieser gerade den Entschluss gefasst, Ryou zu zeigen, wer von ihnen der Stärkere war. „Was ist noch?“, fragte er kalt, „Hab ich nicht gesagt, du sollst verschwinden?“

Erstaunlicherweise zeigte sich in Ryous Blick bei diesen Worten weder Angst, noch Enttäuschung, noch Wut. Nur ein kleines bisschen Resignation spiegelte sich auf seinen Zügen, als er aufstand und sein Haar hinter die Schultern strich.

„Wir sehen uns also morgen.“, kündigte er an und ging zur Tür.

Bakura zuckte zusammen, als er das verhasste Geräusch des geschlossen werdenden Türschlosses hörte. Er blickte hinauf zum Fenster. Aber wie lange er den Mond und die vorbeiziehenden Wolkenfetzen auch betrachtete, er fand einfach keine Ruhe.
 

***

Ich sag’s gleich, ich hab ewig an dem Kapitel gesessen und bin deshalb nicht sicher, ob ich es gut finden soll, oder nicht… Für Kritik wäre ich daher sehr dankbar. ^^



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