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Der lange Weg zu dir

von

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Eigendlich wollte ich dieses Kapitel schon lange on stellen, doch es fehlte mir irgendwie noch ein Zwischenstück ^^
 


 

9. Kapitel
 

Zur selben Zeit in Frankreich schlenderte ein Mann durch die Gassen von Paris. Eilig lief er eine Strasse entlang und tauchte dann ohne sich umzublicken in eine Seitengasse ein, in der er schlussendlich eine Kneipe betrat. Kurz blieb er an der Tür stehen und sah sich um, als ob er jemanden suchen würde. Dann schritt er zielstrebig an den Gästen vorbei auf einen Mann zu der allein an einem der hinteren Tische saß.

"Guten Tag Alain, ist hier noch ein Platz frei". Erstaunt blickte Alain dem Mann ins Gesicht, doch dann antwortete er: "Natürlich, für dich habe ich immer einen Platz frei, koste doch mit mir diesen vorzüglichen Wein. Ich habe gar nicht damit gerechnet das du hier auftauchst." "Dann hast du dich eben getäuscht" antwortete André "ich habe beschlossen mich für zwei Wochen vom stressigen Farmerleben zu lösen und mich etwas zu erholen und neue Kräfte zu sammeln und da ich gerade nichts besseres zu tun hatte, habe ich beschlossen dich aufzusuchen, man hat mir gesagt das ich dich hier finden würde." "Nun wenn das so ist dann trink mit mir doch ein paar Runden Wein." Während die beiden Männer genüsslich Wein tranken, empfachte sich in der Kneipe eine Schlägerei. Ein etwas älterer Herr wollte an der Theke noch mehr Whisky, da dieser schon zu sehr angetrunken war, weigerte sich der Mann hinter der Theke ihm ein weiteres Glas zu servieren. Wütend begann der Betrunkene herumzuschreien, einige Leute die Matrosenanzüge trugen, versuchten ihn mit Fäusten zum Schweigen zubringen. Wild prügelten zwei- drei Leute auf den alten Herr ein, bis er keinen Mucks mehr von sich gab. Bald schon prügelten sich die einfachen Bauern mit den Matrosen, es flogen Stühle durch die Luft, die hart auf dem Fußboden aufschlugen und zertrümmert wurden. Der Wirt verkroch sich ängstlich unter seiner Theke und musste all das über sich ergehen lassen, alleine hätte er gegen all diese Schläger keine Chance gehabt.
 

Plötzlich prügelten sich die Männer noch heftiger und wälzten sich auf dem Boden. Alain ging dazwischen und schmiss einige der Matrosen hinaus auf die Strasse. Einer kam zurück und rannte auf ihn los. „Pass auf, Alain, der hat ein Messer!“ schrie André laut auf. Alain wich zurück, das rettete ihm das Leben. „Ich werde es dir zeigen!“ rief der Messerstecher, doch da spürte er schon schmerzhaft Alains Faust im Gesicht. Blut tropfte über die frisch gewaschene Theke, auf dem Fußboden waren immer mehr Blutlacken zusehen, es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. In der einen Ecke stritten sich zwei Männer um eine Bierflasche, in der anderen beschimpften einige Matrosen die einfachen Bürger von Paris, diese konnten sich nicht beherrschen und lieferten den Matrosen eine heftige Prügeleien. Einige mussten blaue Flecken einstecken, andere hatten Knochenbrüche und krochen schwerfällig in irgendeine Ecke der Kneipe. Erschöpft vielen sie zu Boden und regten sich nicht mehr. Alain und André konnten sich gerade noch rechtzeitig aus dem Staub machen, ehe sie in die Schlägerei noch tiefer mit hineingezogen wurden. Sie verließen die Kneipe und traten hinaus auf die Strasse. Es dunkelte bereits als sie sich auf den Nachhauseweg machten, Regen prasselte auf sie nieder. In kalten Strömen lief den beiden Männern der Regen den Rücken hinunter. „Es regnet schon wieder.“ Stellte André kläglich fest. „Auch der Himmel weint irgendwann.“ Gab Alain grinsend zur antwort. André hob seinen Kopf und sah dem Regen entgegen, die Regentropfen bedeckten langsam sein Gesicht. André fragte sich innerlich ob Girodel schon irgendeine Spur von Oscar hatte. Er erinnerte sich zurück an ein paar Wochen zuvor, an diesen einen Abend, als seine Großmutter bei ihm war um mit ihm zureden.
 

Ein heftiges Klopfen nahm André an diesem Abend den Schlaf.

André wachte auf, wollte das aber gar nicht, er versuchte vielmehr in den letzten Traum zurückzukehren, es war gerade so real gewesen, irgendetwas Angenehmes war es gewesen.

So sehr er sich auch mühte, die Bilder des Traumes kamen nicht zurück.

Und auch das angenehme Gefühl entschwand. Halbwegs erinnerte er sich, da war eine Frau gewesen die er kannte und gerade sollte irgendetwas Wunderschönes passieren, aber was war es gewesen? Je mehr er sein Gedächtnis anstrengte, desto weiter schien plötzlich alles weg zu sein und wurde überlagert durch andere Bilder. André sah müde aus und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Auch er war gekennzeichnet von den ganzen Strapazen der letzten Wochen. Durch die harte Arbeit die er zusammen mit seinem Freund Alain geleistet hatte, wirkte er erschöpft und mitgenommen. Es klopfte erneut an die Eingangstür. Im Halbschlaf warf er die Decke zur Seite und mühte sich auf, sein Körper fühlte sich furchtbar schwer an. Schnell zog er sich etwas über und lief noch halb schlafend die Treppe hinunter, um nachzusehen, wer da wohl gekommen war. Zu seinem Erstaunen stand seine Großmutter vor der Tür. Sophie musste rasch feststellen, dass ihr Enkel einfach furchtbar aussah, auf seinem Gesicht kennzeichneten sich bereits Haare eines Bartes, er hatte sich bestimmt seit Tagen nicht rasiert. Sein braunes langes Haar hing ihm in langen Strähnen ins Gesicht, er hatte es nicht wie gewohnt zu einem Rossschwanz zusammengebunden. „André mein Junge, du siehst schrecklich aus!“ André verdrehte genervt die Augen. „Großmutter, seid ihr herkommen um mich zu belehren?“ „Ach, nun sei doch nicht gleich eingeschnappt.“ Die alte Dame trat fröstelnd ins Warme, ihre Schultern und das Haar waren mit unzähligen Schneeflocken bedeckt. André seufzte laut, nahm seiner Großmutter den Mantel ab und legte ihn auf eine Kommode. Während die beiden in die Küche liefen, erkundigte sich André bei Sophie nach ihrem Befinden. „Wie geht es dir Großmutter?“ „Es ist alles bestens mein Junge, nur…“ Sophie seufzte laut auf und fuhr dann mit ihrem Satz weiter „..General de Jarjayes ist seit Wochen nicht sonderlich gut gelaunt. Ich hoffe er wird Lady Oscar nicht zu streng behandeln wenn sie wieder von ihrer Reise zurück ist.“ „Denkt ihr das Oscar eines Tages zurückkehrt?“ Sophies Inneres ließ sie über Andrés Worte erschaudern. Doch ihr Enkel schien dies ernst zumeinen, er senkte traurig den Blick und sprach beinahe flehend weiter. „Sagt doch etwas Großmutter…. oder glaubt ihr sie ist vielleicht nicht mehr am Leben?“ „Was redest du denn da? Lady Oscar wird sich schon zu verteidigen wissen, sie ist schließlich eine kluge und starke Frau, sie weiß sich…“ Die letzten Worte stotterte Sophie nur noch langsam vor sich her, sie blickte auf André der nun seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Zum ersten Mal erkannte Sophie wie wichtig Oscar für André war, an diesem Abend konnte er seine Gefühle nicht länger vor allen verstecken, André ließ seinem Schmerz freien Lauf. Vor General de Jarjayes hätte er nie seine Gefühle gegenüber Oscar zu erkennen geben können, doch nun stand nicht der General vor ihm, sondern seine Großmutter, die seit dem Tod seiner Eltern wie eine Mutter für ihn war. Bei ihr konnte er sich ausweinen, sie würde seinen Schmerz verstehen. Erst jetzt sah sie die Tränen, die seine Wangen hinabrollten. André weinte doch nicht! Sie hatte ihn noch nie weinen sehen, außer als er noch ein kleiner Junge war und die eine oder andere Schramme davontrug. Sie hatte André immer für einen starken und tapferen Jungen gehalten. Als sie jetzt in sein Gesicht blickte, erkannte sie, wie sehr sie sich geirrt hatte. „Du liebst sie wirklich sehr, nicht wahr mein Junge?“ André nickte stumm, wischte sich die Tränen vom Gesicht und setzte sich dann auf einen Stuhl. „Ja Großmutter, sie bedeutet mir alles, nur leider beruht diese Liebe nicht auf Gegenseitigkeit.“ Sophie war über seine Aussage überrascht. „Und ich dachte immer Lady Oscar hat sich in dich verguckt, wie lächerlich von mir, so etwas zu glauben.“ Die alte Dame begann zu lachen. „Ach verzeih André, aber es ist nun mal unvorstellbar.“ „Ich verstehe was ihr meint, aber wie kommt ihr darauf das sich Oscar in mich verguckt haben sollte?“ Nun ging das Kindermädchen nachdenklich im Raum auf und ab und begann dann zu erzählen. „Deine Großmutter ist ganz gewiss nicht blind, kurz bevor Oscar diese Reise angetreten hat war sie oft tief in Gedanken versunken, ich musste ihr mehrmals irgendwelche Dinge mitteilen bis sie es endlich im Kopf behielt. Auch hat sie von dem Essen das ich ihr täglich zubereitet habe nicht mehr all zu viel gegessen, dauernd hat sie dich beobachtet, wenn du gerade nicht hingeschaut hast, ach, es gibt noch weitere Dinge die ich dir erzählen könnte, aber das ist nicht von Nöten.
 

Das ist alles nur lächerlich von mir, so etwas zu glauben.“ Diese Worte gaben André wieder neue Hoffnung, er hoffte insgemein, das es tatsächlich so war.

„Schließlich ist Lady Oscar eine Adlige, sie würde niemals den Sohn eines Zimmermanns heiraten.“ Diese Worte holten André allerdings wieder auf den Boden der Tatsache zurück, seine Großmutter hatte recht, Oscar würde ihn bestimmt nie heiraten, ihr Vater wäre dagegen und er war ein normal bürgerlicher ohne Titel und Rang. „Graf Girodel hat den Auftrag erhalten Lady Oscar zusuchen, General de Jarjayes hat wegen der langen Abwesenheit von Oscar auf dem Hofe Schwierigkeiten bekommen.“ Fügte die alte Dame noch rasch hinzu und zog es dann vor ins Bett zugehen.
 

André spürte wieder die Regentropfen auf seinem Gesicht.

„Es ist schon verrückt, wir teilen denselben Himmel, sind aber meilenweit entfernt voneinander.“ Alain sah seinen Freund bemitleidend an. Er wollte irgendetwas sagen um André aufzuheitern, doch er wusste beim besten Willen nicht was. Hatte er doch erst noch gedacht das es André inzwischen besser ging, zumindest fand er, das es die letzten paar Wochen so gewesen war, er hatte ihren Namen nicht ein einziges Mal ausgesprochen, der junge Freund dachte bereits das er sie endlich vergessen hat. Alain klopfte ihm auf die Schultern. André merkte es kaum. Er war im Moment unfähig zu begreifen. Vor allem war er unfähig, es zu fühlen. Da waren einzig die Gedanken an Oscar und mit ihnen das dunkle, abgrundtiefe Loch, das ihr Verschwinden in ihm hinterlassen hatte. André schüttelte wortlos den Kopf und merkte, dass er Alain nur verschwommen sah, er hatte eindeutig zu viel getrunken. „Lass uns nach Hause gehen.“ Forderte sein Freund ihn nach einigen Sekunden auf, dieser nickte nur knapp und die beiden Männer gingen ihren Weg.
 

Als Oscar die Augen öffnete, erkannte sie nur leicht verschwommen einen Kronleuchter an der Decke, welcher den ganzen Raum mit Licht überflutete. Sie empfand das schimmernde Licht als unangenehm. Sie richtete sich auf und hörte Stimmen. Wo war sie? Langsam dämmerte ihr, wo sie war und was los war. Sie suchte auf dem Boden herum, aber ihre Schuhe blieben unauffindbar. Bei ihr drehte sich alles. Sie sah ihr Gesicht in einem Spiegel, der neben dem Schrank stand, sie sah schrecklich aus. Sie ließ sich wieder fallen und starrte in die Decke. So konnte es nicht weiter gehen, das wusste sie. Solange sie diesem Mann dem sie längst ihr Herz geschenkt hatte nicht ihre Liebe gestehen würde, solange konnte sie ihn auch nicht vergessen. „Ach André…“ murmelte sie vor sich her und vergrub sich noch tiefer im Kissen. Allmählich fing sie an zu zittern und sie wünschte sich André wäre hier. Eine Träne fand schließlich den Weg über ihre rechte Wange. In dem Moment stürmte auch schon Graf von Fersen in ihr Zimmer. „Lady Oscar, ihr seit wieder bei Bewusstsein, Gott sei dank!“ Schnell wischte sich Oscar mit dem Ärmel ihres Hemdes die Träne auf ihrer Wange weg. „Ich muss mich bei euch für mein Benehmen entschuldigen.“ Sprach er ruhig weiter und setzte sich auf einen Stuhl neben ihrem Bett. Doch Oscar schien ihn wie Luft zu behandeln, sie ignorierte ihn vollkommen. „Ich bitte euch Lady Oscar, ich wollte euch doch nur helfen. Ihr seht so zerbrechlich aus, eure Gesichtsfarbe ist noch immer…..“ Ihre Augen wanderten langsam von seinem Gesicht weg. „Ich möchte nichts mehr davon hören!“ Ihre Augen funkelten vor Wut bei diesen Worten.

„Ich werde mich heute auf den Weg nach Hause begeben, ich bin schon viel zu lange von zu Hause fort.“ Der Graf regte sich furchtbar über ihre Worte auf. „Ihr wollt in diesem Zustand noch heute Schweden verlassen?“ Graf von Fersen war außer sich, er erhob sich rasch vom Stuhl und versuchte Oscar von dieser Sache abzubringen. „Ihr seid die ganze Nacht bewusstlos gewesen der Arzt hat euch strickte Bettruhe verordnet, es tut mir leid, aber ich kann euch unmöglich in diesem Zustand gehen lassen!“ Vielleicht hatte er recht, aber sie hatte seid ihres Zusammenbruches das ungemeine Bedürfnis endlich André wieder zu sehen. Sie vermisste ihn noch mehr als je zuvor. Sie wäre sowieso viel zu schwach gewesen um sich jetzt zu währen, es blieb ihr also nichts anderes übrig als vorerst im Bett zubleiben.
 

Es vergingen Minuten, sogar Stunden, noch immer hatte Graf von Fersen ihr Zimmer nicht verlassen. Endlich ging nach weiteren zehn Minuten die Tür, und ein Dienstmädchen kam aufgebracht herein gestürmt. „Entschuldigt, dass ich euch störe, es ist soeben hoher Besuch für euch eingetroffen Graf von Fersen!“

Oscar war sogleich wieder hellhörig und hoffte, dass von Fersen nun endlich das Zimmer verlassen würde, und tatsächlich tat er das. Der Gedanke Oscar alleine zurück zulassen ließ Graf von Fersen keine Ruhe und er wusste auch genau warum. Als er später zurück kam war das Bett in dem sie gelegen hatte leer, ihre Kleidung war nicht mehr im Schrank vorzufinden. „Verdammt!“ fluchte Hans Axel von Fersen vor sich her, während er wütend gegen einen Stuhl trat. Wie konnte er nur so dumm sein, er kannte in solchen Situationen Lady Oscar nur zu gut, aber trotzdem war er so dumm gewesen und ließ sie unbeobachtet im Zimmer zurück. Gewiss wollte sie nach Hause zurück, doch sie hatte schon einen Vorsprung von fast zwei Stunden, es war ihm unmöglich diesen aufzuholen. Er hoffte Instinkt, dass ihr auf dem Weg nach Frankreich nichts zustößt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jesaku
2007-02-06T19:02:47+00:00 06.02.2007 20:02
ich bin ganz fasziniert von deiner geschichte und bin gespannt wie es weiter geht. ich hoffe es gibt für Andre und Oscar als Paar ein Happy end.


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