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Schuljungenreport

Dr. D-chan klärt auf
von

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Klarheit

Heute war also der Tag der Wahrheit, wenn man ihn so nennen wollte. Heute würde er höchstwahrscheinlich sehen, wer der dunkle Dämonenjäger war. Hoffentlich. Er musste nur schauen, welcher der Jungen einen großen, kirschroten Knutschfleck am Hals hatte. Das war ja fast zu leicht, schmunzelte er. Mit guter Laune und einem Lächeln auf den Lippen öffnete er die Tür zum Klassenzimmer und trat mit beschwingtem Schritt ein. Siegesgewiss schritt er nach vorn zum Pult, schmiss seine Aktentasche darauf und sich selbst auf den Stuhl. Sein Blick schweifte durch die Reihen der Schüler und er betrachtete so unauffällig ihre Hälse. Seine Gesichtszüge entgleisten ihm, als er bei mindestens der Hälfte der Jungs Knutschflecke am Hals entdeckte!
 

Was... was ging denn hier ab?! War das die Spätpubertät? Was sollte das?! Hier schienen nicht zu wenige seiner Schüler eine spaßige Nacht gehabt zu haben... man konnte sich jetzt zwar noch ausmalen, wer mit wem - Mitschüler, Leute aus dem Dorf, Handstaubsauger... - aber Hijiri ließ das jetzt mal aus. Sein ganzer Plan war immerhin auf einen Schlag nutzlos geworden, zumindest konnte er keinen Jungen genau als Sindbad identifizieren. Er konnte nur einige schon ausschließen... Doch wenn er es sich genauer überlegte, konnte /jeder/ Schüler hier in diesem Internat als zweites Ich den Dämonenjäger Sindbad haben. Und er konzentrierte sich hier nur auf seine Klasse... Aber er musste seine Such eben langsam angehen. Vielleicht hatte er ja Glück.
 

Er beschloss, erst einmal ein paar Arbeitsblätter zu verteilen, damit sich die Schüler ein wenig beschäftigen konnten, während er beim Austeilen noch einmal jeden Hals genauer begutachten konnte. Ein wenig Auslese würde nicht schaden - und was war eigentlich mit seinem süßen Chiaki? Wenn er einen Knutschfleck hatte, was hieß das dann? Hatte er noch den, den er ihm in der Blockhütte gemacht hatte... oder hatte er sich mit jemand anderem vergnügt? Hijiri bekam ein flaues Gefühl im Magen, denn das wollte er sich nicht gern vorstellen. Sein Süßer sollte von jemand anderem befriedigt werden?! Diese Gedanken waren deprimierend... Vielleicht war er aber auch wirklich Sindbad? Es war schwer, dies jetzt herauszufinden... Er musste wohl wieder ein neues, eindeutigeres Erkennungszeichen machen: Eventuell einen Knutschfleck am Oberschenkel?
 

Hijiri schmunzelte und beschloss, sich jetzt Chiaki erstmal näher zu beschauen. Denn wenn er entgegen seiner Erwartung keinen Knutschfleck hatte, musste er wohl oder übel erkennen, dass Sindbad und Chiaki nicht beide ihm gehören konnten. Eine Entscheidung würde nötig sein. Seine Schritte wurden unsicher, je näher er dem Blonden kam, denn in dem, was er gleich sehen würde, lag der Ursprung seiner folgenden Handlungen. Er legte das Arbeitsblatt auf Chiakis Bank, der heute allein saß, weil Sanji lieber neben Mizuki verweilte. Hijiris Aufmerksamkeit galt nur Chiakis Hals, den er nun endlich inspizieren wollte, doch der Junge hatte sich heute seltsamer Weise dazu entschlossen, ein Halstuch zu tragen. Er konnte nichts erkennen, weil der Stoff wirklich alles von seinem schlanken Hals verdeckte. Aber er hatte schon einen Plan, wie er dann später genauer nachschauen konnte... Doch erst einmal würde er die Unterrichtsstunde halten. Auch wenn seine Konzentration für Geschichte inzwischen fast schon auf null gesunken war.
 

'...verdreh mir nicht noch mehr den Kopf...'
 


 

~*~
 


 

"Chiaki, kommst du bitte mal zu mir?"
 

Der Blonde hob eine Augenbraue, sagte aber nichts, packte seine Sachen noch schnell zusammen und schritt dann zu Hijiris Pult:
 

"Ja, Herr Lehrer?"
 

Er gestaltete seine Stimme ein wenig übertrieben freundlich und ironisch, grinste leicht.
 

'Dein Grinsen wird dir gleich vergehen, mein Lieber...'
 

"Du kommst jetzt mit mir."
 

Hijiris Stimme wurde leiser:
 

"Die 20 Minuten-Pause gehört ganz allein uns."
 

Er grinste jetzt auch, wandelte es aber kurz darauf in ein Lächeln um. Dies war ihr erstes Gespräch nach der Sache mit der Exkursion. Und er war nicht gewillt, den dünnen Faden locker zu lassen, mit dessen Schlinge er Chiaki nun eingefangen hatte. Auch wenn es wirklich nur ein hauchdünner Bindfaden war, wollte er ihn nicht loslassen und den Süßen immer mehr zu sich hinziehen. Und er hatte jetzt etwas sehr schönes mit ihm vor...
 

Chiakis Gesichtszüge entgleisten etwas, dann fing er sich wieder und meinte trocken:
 

"Die gehört eigentlich allen, oder?"
 

"Du bist wohl heute gar nicht auf die erotische Schiene zu führen, was?"
 

Hijiri seufzte und fuhr sich durch seine roten Haare. Während dieser Geste fixierte er den Jüngeren mit Raubtieraugen und griff dann einfach sein Handgelenk:
 

"Wir gehen."
 

"W-was?! Wohin denn?!"
 

"In mein Zimmer."
 

Chiakis Mimik war mehr als skeptisch, doch er konnte nichts gegen den starken und fordernden Griff einwenden, der sich um sein Handgelenk gelegt hatte. Mit Worten konnte er Hijiri eh nicht dazu bewegen, von seinem Vorhaben abzulassen - was immer dies auch sein würde. In zwanzig Minuten hatte der andere nicht wirklich viel Zeit, etwas mit ihm zu machen. Es sei denn... er wollte einen Quickie und würde ihn einfach so nehmen, ohne ihn vorzubereiten. Der Blonde musste schlucken und fühlte einen kalten Schauer auf seinem Rücken entlangkriechen, der keinesfalls angenehm war. Er machte ihm Angst.
 

Auf dem Gang musste er sich einem spöttisch grinsenden Mizuki aussetzen, der wahrscheinlich schon im nächsten Klassenraum seine Sachen abgelegt hatte und sich nun auf dem Weg zum Getränkeautomaten befand. Chiaki hatte wirklich Lust, ihm an die Gurgel zu springen. Was fiel diesem Arschloch eigentlich ein, so hämisch zu grinsen?! Fühlte er sich jetzt etwa in seiner Annahme bestätigt, dass Chiaki und Shikaidou mehr verband als ihre Lehrer-Schüler-Beziehung? Dem Jungen wurde schlecht, wenn er daran dachte, dass Mizuki vielleicht ganz schnell allen Leuten aus seiner Klasse davon berichten könnte, was er vermutete. Ja, /vermutete/... aber ob ihm seine Mitschüler mehr glaubten als dem anderen Blondschopf, der inzwischen schon weitergegangen war, konnte er nicht beschwören.
 

Als sie vor Hijiris Zimmer standen, ließ dieser locker und Chiaki konnte sein Handgelenk endlich befreien. Sein Blick war angestrengt und konzentriert auf eine Stelle des Fußbodens gerichtet, während es in seinem Kopf arbeitete, wieso er sich überhaupt so mit Mizuki zerstritten hatte. Das war doch nur ihrer beider Sturköpfigkeit, wenn man genau nachdachte.
 

"Chiaki, geht's dir nicht gut?"
 

"Ich denk nur nach", seufzte der Blonde und wünschte sich jetzt in Hijiris Arme. Moment mal! Wohin wünschte er sich?! Das konnte doch nicht wahr sein... Wahnvorstellungen am helllichten Tag! Doch dann fiel ihm ein, dass er sich nun schon in dem Stadium befand, dass es nichts schlimmes war, mit Hijiri zusammen zu sein und seine Wärme zu spüren. Er konnte es sich auch einfach mal gefallen lassen. Schließlich... fühlte er sich bei ihm sicher.
 

"Scheint ja was ganz spannendes zu sein", flüsterte Hijiri plötzlich ganz nah an seinem Ohr und war im Begriff, Chiakis Halstuch auf der Seite nach unten zu schieben, wo er gestern als Noyn die Knutschflecke hinterlassen hatte - natürlich nur, wenn er jetzt der zweiten Identität Sindbads gegenüberstand. Sonst war das natürlich nicht sein Werk, falls es etwas zu bestaunen gab... Doch bevor er einen Blick auf Chiakis Hals bekommen konnte, schlug dieser seine Hand reflexartig weg und sah ihn erstaunt an:
 

"Wir stehen /vor/ deinem Zimmer, hier kann uns jeder sehen!"
 

"Also wäre es dir im Zimmer lieber?"
 

"Klar! Ich meine... ach lass mich in Ruhe!"
 

Ziemlich verärgert drehte sich Chiaki auf dem Absatz um und lief wieder davon. Hijiri seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Warum war Chiaki denn gerade heute und /jetzt/ so verstimmt, sodass er nicht einmal seinen Hals begutachten konnte?! Das war doch irgendwie alles wie verhext!
 

"Warum das denn jetzt?!"
 

Mehr brachte er vor Erstaunen gar nicht heraus. Und er war sich nicht sicher, ob diese Worte genügten, um Chiaki zum stehen bleiben zu bringen. Aber eine Eigenschaft des Blonden war es ja, sich kein Wortgefecht mit ihm entgehen zu lassen. Das hatte er schon mit Freuden bemerkt: Wenn er nicht das letzte Wort hatte, wurde er ziemlich schnell kratzbürstig und ließ sich zu einem weiteren Wortwechsel herausfordern. Das gefiel dem Rothaarigen wirklich sehr gut. Denn so konnte er Chiaki noch einmal dazu bringen, sich umzudrehen und ihn wütend anzufunkeln:
 

"Ich hab schlechte Laune."
 

"Präziser, bitte."
 

Hijiri hatte seine Arme ineinander verschränkt und stand - für Chiaki in einer sicheren Entfernung - ihm gegenüber auf dem langen Korridor im Ostflügel des Internats. Auch wenn jetzt gerade Pause war, waren hier kaum Leute anzutreffen. Die Lehrer waren in den in den Vorbereitungsräumen und die Schüler hatten alle besseres zutun, als sich hier in diesem Flügel aufzuhalten. Chiaki würde dasselbe ja auch gern von sich behaupten, aber irgendwie wollte er seinen angestauten Ärger endlich mal herauslassen. Die Wut war noch frisch und von vorhin noch einmal kräftig angestachelt worden, das war Zündstoff pur.
 

"Mizuki hat mich nach der Nacht in den Blockhütten gefragt, ob du vielleicht einen Ausflug auf meinem Körper gemacht hättest. Und gerade eben hat er mich so siegessicher grinsend angesehen, als er sah, wie du mich in Richtung der privaten Lehrerräume gezogen hast. - Das ist alles deine Schuld!", wetterte Chiaki und sah Hijiri böse an.
 

"Hm, das ist in der Tat nicht so witzig. Herr Takaturo ist mir sowieso schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Erst schmeißt er sich an Shigami ran und dann belästigt er dich mit irgendwelchen Anschuldigungen. Ich sollte..."
 

"Nenn ihn nicht 'Herr Takaturo'! Er ist immernoch mein Freund."
 

"Obwohl er dich mit Vermutungen offen angreift?!"
 

"Ich hab ihm ja auch Dinge an den Kopf geworfen, die nicht sehr freundlich waren."
 

"Und euer Problem ist jetzt also, dass ihr euch verkracht habt, du ihm verzeihen würdest, aber nicht weißt, ob er dies auch tun würde, wenn du einen Schritt auf ihn zu machst."
 

Chiaki schwieg, teils nachdenkend, teils verblüfft. Hijiri hatte das Problem, welches er vor lauter Wut und Ärger gar nicht gesehen hatte, erstaunlich schnell analysiert und vor allem auf den Punkt gebracht. Und gerade das machte ihn irgendwie wütend. Er hatte den Rothaarigen doch gar nicht nach seiner Hilfe gefragt und der mischte sich einfach in seine Freundschaftskrise ein! Dachte er, er würde das nicht allein schaffen?!
 

"Ich... ich brauch dein Pädagogengelaber nicht! Hab ich dir das nicht schon einmal gesagt?! Lass mich doch einfach in Ruhe!"
 

"Entschuldige mal, du hast mich als Grund für dieses Problem aufgezählt, ich hab mich verpflichtet gefühlt, dir irgendwie zu helfen. Aber da das wohl falsch war, werde ich mich ab jetzt hüten, dir noch einmal außerschulisch zu helfen."
 

"Was nennst du denn hier bitte außerschulisch?! Hier spielt sich doch alles in diesem Internat ab: Schule, Freunde, Schlaf, Leben! Überall und jeden Tag die gleichen Gesichter - nicht einmal am Wochenende hat man Ruhe vor den Lehrern. Dieses kleine Kaff bietet ja nicht einmal Abwechslung! Was ist denn für deine Begriffe 'außerschulisch'?"
 

Ja, Chiaki hatte wirklich Lust, seinen ganzen Ärger irgendjemandem ins Gesicht zu schreien - und konnte dieser jemand auch gar nichts dafür, es war ziemlich nötig, sonst würde er alles immer weiter in sich hineinfressen und er wusste, dass das nicht gut endete.
 

"Ich bezeichne all das als außerhalb der Schule, was nicht mit Unterricht zutun hat. Schüler auf normalen Tagesschulen haben genauso viele Dinge mit der Schule zutun, wie du auch. Sie sehen eben nur ihre Mitschüler und Lehrer seltener."
 

Hijiri fasste sich ein Herz, entfernte den Abstand zwischen sich und dem Blonden und küsste ihn liebevoll auf den Mund:
 

"Siehst du? Das ist für mich außerschulisch. Aber ich verdanke es dem Internat, dass ich das jetzt machen konnte. Deswegen mag ich diesen Ort hier auch - wegen dir. Und wenn du vielleicht auch so ähnlich denkst, findest du dieses Internat vielleicht gar nicht mehr so schlimm."
 

Chiaki blieb stumm, sah wieder nach unten auf den Boden, weil ihn der kleine Kuss überrascht und auch wiederum zum Nachdenken gebracht hatte. Hijiri schien es ja wahnsinnig glücklich zu machen, ihn kennengelernt zu haben. Ging es ihm auch so? Irgendwie... wollte er, dass es so war, denn wenn es ihn kalt ließe, würde er sich schlecht gegenüber dem anderen fühlen, weil er nicht so für ihn empfand. Er wollte ihn irgendwie nicht enttäuschen... und ihn vielleicht auch lieben.
 

"Ach, bevor ich es vergesse", sagte Hijiri in die Stille hinein, "Ich hab noch was für dich in meinem Zimmer."
 

Skeptisch hob Chiaki eine Augenbraue und hoffte, dass ihn der Ältere nicht nur in sein Zimmer locken wollte, um ihn den Rest der Pause zu befummeln. Aber sein inneres Zeitgefühl sagte ihm, dass es nur noch wenige Minuten sein mussten, bis er in seinen Klassenraum zurückkehren sollte. Er ließ sich widerstandslos von dem Größeren in dessen Zimmer schieben und wartete auf das, was Hijiri aus seinem Schrank holte.
 

"Hier, dein Hemd von der Exkursion. Ich hab es gewaschen, weil du doch den Sahnelikör drauf verschüttet hattest."
 

"Oh...", daran hatte Chiaki gar nicht mehr gedacht. Er selbst hatte ja auch noch das schwarze Shirt des Älteren. Das sollte er ihm auch mal zurückgeben.
 

"Danke", sagte er leise.
 

"Bitte. Und wenn du willst, kannst du mein T-Shirt gern behalten."
 

"Ähm..."
 

Wie kam es, dass sich Chiaki immer so überrumpelt fühlte, wenn Hijiri so fürsorglich, nett und liebevoll mit ihm sprach? Vielleicht, weil er ihm angesichts dieser Situation nichts böses an den Kopf werfen konnte und er im Grunde gar nicht wusste, wie er sonst mit ihm umspringen sollte? Eigentlich war Hijiri total lieb zu ihm. Und das einzige was ihm einfiel, waren eine Menge Schimpfwörter, die er dem anderen entgegenschmeißen konnte. Aber eine normale Konversation? Er kam sich komisch dabei vor... Schließlich war Hijiri... Hijiri.
 

Das Stundenklingeln rettete ihn aus seiner sprach- und hilflosen Situation. Er hielt das Hemd fester als nötig und verließ fluchtartig das Zimmer des Älteren. Mit flinken Schritten lenkte er sich erstmal in Richtung seines Zimmers, um das weiße Kleidungsstück zu verstauen, bevor er zum Unterricht ging. Als er vor seinem Schrank stand, kamen ihm Hijiris Worte wieder in den Sinn:
 

>Das ist für mich außerschulisch. Aber ich verdanke es dem Internat, dass ich das jetzt machen konnte. Deswegen mag ich diesen Ort hier auch - wegen dir.<
 

Seine Hände krallten sich fester in den Stoff. Er hatte nichts auf diese Worte geantwortet. Hätte er das vielleicht tun sollen? Vielleicht würde es ihm jetzt besser gehen, wenn er wenigstens gelächelt hätte... Doch seine einzige Reaktion war Schweigen gewesen. Weil er schon wieder in seinen eigenen Gedanken versunken war. Er zeigte dem Älteren überhaupt nicht, wie sein Herz fühlte. Dass es immer heftig schlug, wenn sich Hijiri zu ihm herunterbeugte, um etwas liebevolles in sein Ohr zu flüstern.
 

'Du Idiot...', sagte Chiaki in Gedanken zu sich selbst, nicht - wie üblich - zu dem Rothaarigen und beegab sich etwas verspätet in den Unterricht.
 


 


 

"Chiaki, wir müssen reden."
 

Der Blonde folgte dem Zweiergespann Mizuki-Sanji nach den restlichen Schulstunden auf den Korridor und dann auf ihr gemeinsames Zimmer, welches er in der letzten Zeit - außer zum Schlafen - wieder einmal permanent gemieden hatte. Er hatte eigentlich - in Anbetracht seiner seelischen Verfassung auch nicht verwunderlich - gar keine Lust, jetzt mit den beiden Streithähnen zu reden. Er hatte sich selbst zu bemitleiden, das war wichtiger.
 

Im Zimmer angekommen setzten sich Sanji und Mizuki auf das Bett des Schwarzhaarigen und sahen sich an, bevor Mizuki das Wort ergriff:
 

"Es tut uns leid."
 

"Aha", antwortete Chiaki einsilbig. Er war gar nicht richtig geistig anwesend, war ganz bei Hijiri, aber er realisierte trotzdem, dass ihm von den beiden ein großer Akt der Entschuldigung entgegengebracht und somit auch abgenommen wurde, denn wenn sie sich einsichtig zeigten, musste er nicht den ersten Schritt tun. Allerdings fragte er sich trotzdem, warum ihn Mizuki heute so hämisch grinsend angesehen hatte, als er als Hijiris "Anhang" sozusagen durch das halbe Internat geschleift wurde.
 

"Wir haben dir mit unseren Worten Unrecht getan... und es hat sehr lange gedauert, bis wir es eingesehen haben."
 

"Und warum hast du mich dann heute so angegrinst?!"
 

Jetzt wollte Chiaki endlich die Antwort auf seine Frage haben. Mizuki gab sie ihm:
 

"Naja, ich - und auch Sanji - entschuldige mich zwar dafür, dass ich dir diese Dinge mit Shikaidou unterstellt habe, aber ich glaube trotzdem, dass du ihn nicht mehr so wenig magst, wie am Anfang des Schuljahres. Hab ich recht?"
 

Auch unter den beobachtenden und wartenden Augen seiner beiden Zimmergenossen und - nun wieder - Freunden schaffte Chiaki es nicht, cool zu bleiben und eine Menge Blut schoss ihm in den Kopf. Sanji und Mizuki grinsten bestätigend.
 

"Weißt du, wir sind dir ne Menge schuldig. Immerhin hast du uns zusammen gebracht", beide warfen sich einen kleinen, liebevollen Blick zu, "und außerdem haben wir dir auch schon ziemlich viel Stress gerade deswegen und auch wegen anderer Dinge bereitet. Wenn du willst, würden wir dir gern als einen kleinen Akt der Freundschaft bei der Sache mit Herrn Shikaidou helfen..."
 

"Das ist schwieriger als ihr denkt. Aber trotzdem danke."
 

Chiaki lächelte leicht, verfiel dann aber wieder in sein betrübtes Gesicht, was sich für den Rest des Tages partout nicht mehr ändern ließ. Schließlich fiel er am Abend auch mit dieser Miene todmüde in sein Bett und war froh, keinen Brief in einem kleinen, weißen Umschlag auf seinem Nachttisch gefunden zu haben. Wieder eine Nacht voller Ruhe und Schlaf. Zumindest waren die äußeren Umstände gegeben. Was ihm sein Unterbewusstsein in seine Träume injizierte war wieder eine andere Geschichte.
 


 

~*~
 


 

Er hatte eine andere Definition von "Wochenende": Ganz sicher nicht zielloses Umherstreifen, auf der Suche nach einem Dämon, der ihn nur ein wenig ärgern wollte. Und eigentlich galt sein Hauptgedanke gar nicht der bösen Bestie, sondern Noyn, der hier eigentlich auch irgendwo sein musste. Sindbads Suche dauerte schon fast über eine Stunde an... er wollte nur noch ins Bett... Konnte er seinen Job nicht irgendwo kündigen?!
 

Seit der Versöhnung mit Sanji und Mizuki waren schon wieder einige Tage vergangen, die alte Routine in ihren Gesprächen, Scherzen und anderen Interaktionen war wieder eingekehrt. Es war irgendwie gut zu wissen, sich auf bestimmte Leute verlassen zu können. Auch wenn er ihnen nicht erzählt hatte, was genau das für Probleme waren, warum er seine Schwierigkeiten mit Hijiri hatte, tat es gut, dass sie ihm den Rücken stärkten, auch ohne die Hintergründe zu kennen.
 

"Guten Abend, Sindbad!"
 

"Lass dir doch endlich mal was neues einfallen, Noyn!!", schnauzte der Blauhaarige fuchsteufelswild, als sich der Dämonenzüchter endlich bemerkbar machte - nach so langer Zeit. Und natürlich hatte er nur seinen Standartspruch auf Lager gehabt. Nicht /einmal/ etwas Abwechslung. Wenn der genauso im Bett war...
 

STOP! Nicht weiter denken.
 

Also, wenn Noyn immer so war, dann nahm seine tolle Dämonenform den Inhalt einer Schlaftablette an. Reizend, um es präzise zu sagen.
 

"So aggressiv? Hast dir wohl lange keinen runtergeholt, Zuckerstückchen?"
 

Wenn dieser Kosename nicht dabei gewesen wäre, hätte der Schwarzhaarige schon längst Sindbads Ellenbogen im Gesicht gehabt. Den Dämonenjäger wunderte es sowieso, dass er so ruhig blieb, angesichts dieser offenen Provokation bezogen auf sein (nicht vorhandenes) Sexualleben. Und Noyn unterließ es, sich vor Lachen auf die Unterlippe zu beißen und hielt sich krümmend den Bauch. Er hatte die spitze Bemerkung einfach nicht lassen können - und verbunden mit dem süßen Abschlusswwort war es einfach die perfekte Mischung gewesen. Ein Brüller. Schenkelklopfer. Burner.
 

"Du warst auch schon mal witziger, du unausgelasteter Dämonensack", war Sindbads ruhiger und unberührter Kommentar. Schon seltsam: Manchmal fiel es ihm total leicht, dem anderen zu kontern. Und dann war es wieder so unglaublich schwer, dass es fast unmöglich schien und die lockeren Worte einfach nicht seinen Mund verließen, geschweige denn sich erst einmal in seinem Kopf bildeten!
 

Und das war meist der Fall, wenn Noyn ganz plötzlich hinter ihm auftauchte und etwas in sein Ohr flüsterte, so wie jetzt:
 

"Vielleicht kannst du meine Auslastung sein, wer weiß?"
 

Noyn merkte sofort, dass Sindbad sich anspannte und grinste leicht. Zu süß. Seine Mimik blieb anzüglich, denn heute hatte er eine sehr schöne Aufgabe zu erledigen. Oder vielmehr - es würde ihm eine Freude sein, seine Gedanken und Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Zwar nur ein Teil von der ganzen, zensierten Version ab 18, aber es reichte schon, um ihm gründlich heiß werden zu lassen. Und er hoffte inständig, dass es nicht nur ihm selbst so gehen würde.
 

"Ich hab zutun, Noyn."
 

"Soso. Ich soll mir was neues ausdenken, aber du spielst auch jedes Mal die gleiche Leier. Schon vergessen? Bei unserem letzten Treffen bist du in meiner Hand gekommen, also spiel hier nicht die Super-Jungfrau!"
 

Sindbad drehte sich zu Noyn um und starrte ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der gar nicht so leicht zu beschreiben war: Ein wenig perplex, ungläubig, eingeschüchtert und wütend (wahrscheinlich wegen der Obszönität von Noyns Worten)... dazu kamen noch leicht gerötete Wangen, die seinen Anblick irgendwie noch mehr ins Lächerliche zogen. Die Situation war für den kühlen Dämonenjäger gerade gar nicht günstig, denn ein Teil seines Stolzes und seiner Coolness gingen gerade unwiderruflich den Bach runter. Noyn grinste nur. Sindbad nicht.
 

"Wenn du ein Problem hast, geh zu deinem Therapeuten! Und wenn du denkst, dass deine dumme Anmache grad was bewirkt hat, dann kannst du gleich noch ne extra Sprechstunde beantragen!"
 

"Oooch, hab ich dem coolen Dämonenkiller etwa eins vor den Bug gegeben? Wie komme ich denn zu der Ehre?!"
 

Sindbad hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich durch solche Sprüche anstacheln zu lassen, doch er /konnte/ einfach nicht anders! Noyns dummes Grinsen, seine Worte... und sein überhebliches Gehabe - das alles machte ihn halb wahnsinnig! Er konnte ihn nicht so einfach dieses Wortgefecht gewinnen lassen!
 

"Ich weiß ja nicht, ob du was an den Ohren hast, aber ich hab dir schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen gesagt, dass ich deine Anwesenheit nicht schätze!"
 

Er bemerkte erst viel zu spät, dass Noyn sich schon wieder hinter ihn teleportiert hatte und genüßlich über die gesamte Länge seines Halses leckte, um ihm einen gewaltigen Schauer über den Rücken zu jagen:
 

"Überleg mal: Diese roten Flecken hab ich dir gemacht, weil du damit /einverstanden/ warst. Und jetzt leugnest du alles. Das finde ich ehrlich gesagt sehr schade, weißt du?"
 

'Hijiri...'
 

Der Blauhaarige merkte, wie er wehrlos unter Noyns Berührungen wurde. Außerdem hatte der Dämon wahre Worte gesprochen. Es war nun mal so gewesen. Er konnte sich diesem facettenreichen Mann einfach nicht mehr entziehen.
 

"Und du denkst jetzt ernsthaft, dass du mich wieder mit Zärtlichkeiten rumkriegen kannst? Dann hast du noch mehr psychische Probleme, als ich zuerst annahm."
 

"Naja, wenn du keine Zärtlichkeiten willst, kann ich auch etwas fester zupacken. Wie fändest du das?"
 

Sindbad konnte nicht glauben, über welches Thema er sich hier gerade mit dem Dämon unterhielt! Ihre kleine Streitkonversation lief gehörig aus den Rudern... Wie weit würde es diesmal gehen? Ohne davon zu wissen, hatte ihm der andere schon zweimal einen runtergeholt, wenn auch in verschiedenen Gestalten. Und er selbst wurde auch noch wegen so etwas schwach. Er konnte es sich doch zur Not selbst besorgen! Aber vielleicht wollte er das auch gar nicht mehr, nachdem er wusste, wie sich die Hände der Männer oder des Mannes anfühlten, der in ihn verliebt zu sein schien.
 

Blau-violette Schatten, die sich vor ihm aufbauten und aus seinen Gedanken rissen, forderten seine gesamte Aufmerksamkeit, weil sie ihn frontal angriffen. Sindbad keuchte erschrocken und als er einen Schritt nach hinten trat, prallte er gegen einen Widerstand, der gleichermaßen hart durch Muskeln, aber auch angenehm weich war. Eine seltsame Mischung, wie er gerade bemerkte. Zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Doch der erneute Angriff des Dämons wurde von Noyn abgeblockt, der irgendetwas gemurmelt und somit die Kraft des Dämons von ihnen beiden abgelenkt hatte. Der Blauhaarige grummelte, weil er wegen solcher unnützer Gedanken sich nicht selbst hatte verteidigen können, aber er nahm sich vor, ab jetzt die Bestie allein fertig zu machen. Er konnte sich aus Noyns Umarmung leichter "befreien", als er zuerst dachte und begrüßte dies als angenehmen Umstand. Seine Augen waren nur noch auf seinen dämonenhaften, nebelförmigen Gegner gerichtet, der ziemlich Energie zu besitzen schien und ihn nun permanent attackierte. Sindbad musste ungewollt viel von dem dunkelvioletten Rauch und Nebel einatmen, hustete stark und versuchte, das brennen in seinen Augen zu ignorieren. Von so etwas ließ er sich doch nicht unterkriegen! Viel wichtiger war es jetzt, dass er den Gegenstand fand, in dem sich der Dämon eingenistet hatte. Der Dämonenherd sozusagen. Und den hieß es zu eliminieren, damit dieses dämliche Vieh keinen Schaden mehr anrichten konnte.
 

"Sindbad, pass auf!"
 

Der Blauhaarige wurde mit voller Wucht von hinten gestoßen [1] und verlor das Gleichgewicht. Als er sich umsah, was der Grund seines Fallens gewesen war, riss er entsetzt die Augen auf, als er sah, dass sich der Dämon zweigeteilt hatte und ihn nun von zwei Seiten angriff. Wütend darauf, dass er dieses Monstrum immernoch nicht Schachmatt gesetzt hatte, holte er mit seinem Bumerang zu einem Rundumschlag aus und schaffte es auch, die Kraft des Dämons gering einzudämmen. Er sah aus den Augenwinkeln Noyn, welcher etwas abseits zusah, natürlich Logenplatz: Er konnte den ganzen Kampf perfekt überblicken. Aber nicht, dass er ihm irgendwie half...!
 

"Steh da nicht so rum, Dämonengesicht - mach dich nützlich!!"
 

Der Schwarzhaarige zeigte mit dem Finger auf sich selbst:
 

"Ich? Soll /dir/ helfen? Dem großen Dämonenkiller Sindbad?! Mach dich nicht lächerlich..."
 

Er grinste.
 

"Ich hab dir schon einen riesengroßen Gefallen getan, indem ich dich vorhin beschützt und gerade eben gewarnt hab. Ach übrigens... Hinter dir!"
 

Sindbad schrie auf, als ihn ein weiterer Hieb des Dämons am Hinterkopf traf und ihn eine Rolle vorwärts machen ließ. Außerdem war die Erkenntnis, dass die zweite Identität seines eigentlich so liebevollen Lehrers verdammt sadistisch war, auch nicht gerade die schönste Sache, die er sich vorstellen konnte. Lieber würde er freiwillig in einen Sack Flöhe kriechen und darin mehrere Nächte verbringen...
 

Er erinnerte sich wieder daran, dass sich der Dämon in einem Bild eingenistet hatte, welches im Geräteschuppen des Internatgartens zu finden sein musste. Er musste sofort dahin, damit die - wohlgemerkt beiden - Dämonen ihn nicht zu Hackfleisch verarbeiteten. Er rappelte sich auf und hastete suchend durch den weitläufigen Garten, die großen Wiesen und überhaupt die ganze grüne Umgebung des alten Gebäudes, welche in der Dunkelheit sehr viel gespenstiger aussahen als sonst. Und die Tatsache, dass er hier Wesen bekämpfen musste, von denen der Großteil der Menschheit nicht einmal wusste, dass es sie gab, machte die Situation auch nicht viel toller.
 

Erleichtert stand er nun endlich vor dem kleinen Holzhäuschen, in dem sich eine Menge Krempel befand, der irgendwann mal im Internatsgebäude gewesen und nun aussortiert worden war. Na toll: Sollte er jetzt wirklich jedes Teil da /anfassen/ und nachschauen, ob es sein gesuchtes Bild war?! Igitt! Nicht, dass der blauhaarige Dämonenjäger irgendwie zimperlich war, aber dort war Dreck... und Spinnweben - und bestimmt nach ganz viele andere eklige Dinge! Das Zeug würde er garantiert nicht anfassen! Soviel stand fest. Nur - und das sollte er in Anbetracht der Tatsache, dass ihn der zweigeteilte Dämon gleich killen würde vielleicht auch mal betrachten - musste er das Bild irgendwie finden. Wie er das anstellte, war ja egal.
 

Hm... Sindbad legte den Zeigefinger auf sein Kinn und überlegte scharf. Noyn, der ja der Teleportation und Telekinese mächtig war, könnte ihm jetzt eine große Hilfe sein. Aber er wollte ihm ja nicht helfen. Und Sindbad wollte mit ihm auch keinen Deal nach dem Motto "Du machst die Drecksarbeit und darfst mich danach anfassen wo du willst" machen, denn dann wühlte er doch lieber im Staub. Seinen Körper - und nebenbei auch seine Seele - würde er so einfach und billig nicht bekommen. Keine seiner beiden Identitäten!
 

Ein lautes Wummen brachte ihn ein wenig aus dem Konzept und aus den Gedanken, erinnerte ihn daran, dass der Dämon noch immer nicht gebannt war. Schöne Scheiße. Dem Jungen reichte es langsam und er ließ einfach eine riesige Menge Pins entstehen - schließlich konnte er das perfekt, die er dann in der kleinen Holzhütte in alle Ecken und Winkel fliegen ließ, um alle Gegenstände zu pinnen, die sich darin befanden. Bevor die starken, dunklen Nebelschwaden das Häuschen erreichen konnten, waren sie im Nichts verpufft und in eine schwarze Schachfigur eingeschlossen worden.
 

Klasse. Jetzt durfte er die Schachfigur suchen. Also doch im Dreck rumkriechen. Der Blauhaarige seufzte ergeben, krempelte sich die Ärmel seines Mantels hoch und begann, den Boden des - wohlgemerkt stockfinsteren - Häuschens nach einer kleinen, schwarzen Figur abzusuchen. Konnte sich ja nur noch um Stunden handeln... er gähnte herzhaft. Das würde morgen wieder ein beschissener Tag werden. Wo doch Kaffee bei ihm nicht so gut half... Er seufzte wieder, ganz in seinem Selbstmitleid versunken.
 

"Wenn du so auf allen Vieren hockst, bekomme ich große Lust, mir bestimmte Dinge vorzustellen..."
 

Ach, Noyn war auch noch da? Na schön, sollte er seine Konversation bekommen:
 

"Ja, ich mir auch. Es wäre zum Beispiel richtig toll, wenn du dich mit hinkniest und mir beim Suchen nach dieser verdammten Schachfigur hilfst!"
 

Da hatte er seinen Kommentar. Sindbad übersah geflissentlich die eigentliche Intention von Noyns Worten, weil er gerade überhaupt nicht in der Stimmung dazu war. Jedenfalls /noch/ nicht...
 

"Deine Ideen sind nicht gerade sehr berauschend", der Schwarzhaarige hatte sich an den Türrahmen gelehnt und ließ somit ein bisschen Mondlicht in die kleine Hütte.
 

"Falls du wirklich an nichts anderes denken solltest, sind unsere Gedankengänge wohl grundverschieden."
 

"Damit musst du dich abfinden", bemerkte Sindbad beiläufig, war nun wieder voll auf die Suche konzentriert. Es wunderte ihn ein bisschen, dass ihn die Anwesenheit des anderen nicht nervös oder ängstlich machte. Es kam ihm vor, als wäre es eine ganz normale Situation. Er fühlte sich so, als würde er gerade mit einem "Arbeitskollegen" reden. Schon seltsam...
 

"Schon klar. Aber ich mag keine Kompromisse."
 

Sindbad fühlte auf einmal die Präsenz des anderen hinter sich, der ihm einfach unter die Arme griff und ihn hochzog. Erschrocken keuchte er auf, als Noyns Atem sein Ohr streifte und er seine Worte vernahm:
 

"Eigentlich ist das hier doch der perfekte Ort, um Dinge zu tun, die für keine anderen Augen bestimmt sind. Was denkst du darüber?"
 

Sindbad kniff seine Augen zusammen und versuchte, seine Gefühle auszuschalten. Er konnte sich jetzt doch nicht so leicht von dem Dämonenzüchter einwickeln lassen! Aber er war kurz davor...
 

"Ich hab meinen Auftrag noch nicht beendet."
 

Er sprach schnell, damit Noyn seine Aufregung nicht hörte, aber er glaubte nicht, dass das geklappt hatte. Er konnte sich doch nicht jetzt zu so etwas hinreißen lassen, was der andere mit ihm tun wollte! Nicht hier - und schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt, wo er gar nicht darauf vorbereitet war!
 

Doch der Schwarzhaarige hatte selber gerade zu kämpfen: Mit Herzklopfen und seinem elendigen Gewissen. Er hatte es sich viel einfacher vorgestellt, den süßen Dämonenkiller zu verführen, doch nun, wo Sindbads Widerstand kaum nicht mehr spürbar war, schaffte er es nicht. Also nicht dass seine Potenz gestört war - da unten war alles bestens! - aber sein Gewissen belastete ihn schwer: Wenn er jetzt mit Sindbad mehr tat, als ihm "nur" einen runterzuholen, würde er in gewisser Weise Chiaki betrügen. Er wusste ja noch nicht, ob sich dieser vielleicht in der Zwischenzeit in ihn verliebt hatte. Konnte ja sein... und wenn er jetzt aber mit Sindbad schlief, konnte er aus moralischen Gründen, die er sich selber auferlegt hatte, als er noch grün hinter den Ohren war, bemerkte er gerade auf sich selbst schimpfend, nichts mehr mit Chiaki machen. Er konnte sich einfach nicht entscheiden!! Der Reiz, den der Blauhaarige momentan auf ihn ausübte, war gewaltig... aber es reichte nur ein Gedanke an seinen Lieblingsschüler und seine Hände und der Rest seines Körpers wollten nicht mehr so, wie er es vorgehabt hatte.
 

Mit einem Seufzen legte er sein Kinn auf Sindbads Schulter ab und zögerte kurz, bevor er sagte:
 

"Es tut mir leid, aber ich kann das nicht. Jedenfalls nicht unter diesen Umständen."
 

Der Blauhaarige konnte ein erleichtertes Ausatmen nicht verhindern und starrte die dunkle Holzwand der kleinen Hütte an. Was ging nur in Noyns Kopf vor, dass er erst so fest entschlossen war und pure Erotik ausstrahlte (das musste er zugeben) und im nächsten Moment war nichts mehr davon zu spüren?! Was spielte er mit ihm für ein Spiel?
 

"Du verwirrst mich."
 

Er sprach das aus, was ihn tief im Herzen bewegte.
 

"Das wird vorbei sein, wenn ich mich entschieden habe."
 

"Entschieden? Inwief-..."
 

Sindbad stockte, als er bemerkte, dass der Schwarzhaarige verschwunden war. Er hatte sich im wahrsten Sinne einfach in Luft aufgelöst!! Langsam kam sein Ärger wieder zum Vorschein. Was sollte denn der Mist?! Er wollte mit ihm mal ernsthaft reden und dann verschwand der Schwachkopf einfach! Das war doch keine Art! Der Blauhaarige trat wütend gegen den ganzen Krempel in der Hütte und erschrak trotzdem ein wenig, als es laut schepperte und krachte. Doch wie es der Zufall wollte, hörte er Sekunden später in der Stille, wie ein kleiner Gegenstand gegen seinen Schuh rollte und dort stoppte. Er bückte sich, um die kleine Schachfigur aufzuheben und ließ sie in seine Manteltasche gleiten. Na super. Wenigstens war seine Mission jetzt beendet. Er sollte sich jemanden anschaffen, der ihm die Pins hinterherräumte. Aber solche Trottel waren sicher rar...
 


 

[1] Ähem... nein. (*ROFL*)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  silvermoonstini
2008-02-09T03:08:07+00:00 09.02.2008 04:08
Deine Anmerkung ergibt für mich nicht wirklich viel Sinn, aber was solls....
Da ist ja ein gefühlschaos im gange! Ich bin ja sehr gespannt wie das weitergeht! Uh aber nur noch drei kapitel das ist soooooooooooooooo gemein!!!!!


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