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Schuljungenreport

Dr. D-chan klärt auf
von

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Überzeugungsarbeit

Der nächste Tag in der Schule war schon am Anfang schwer gewesen: Chiaki kam nicht aus den Federn und auch sein Lehrer konnte sich nicht entschließen, das Bett zu verlassen, in dem sie eng aneinander gekuschelt dalagen, wohlgemerkt immernoch nur mit einem Oberteil bekleidet. Auch als sie endlich aufgestanden waren, hatte sich die Situation immernoch nicht gebessert, denn Hijiri hatte keinerlei Lust, den Blonden loszulassen und somit hatte dieser eine Art rothaariges Anhängsel, was wie an seinem Rücken festgewachsen war. Es wunderte ihn ein bisschen, dass es irgendwie so schnell ging, die ganze Sache mit einer Beziehung und so. Er konnte es sich nur so erklären, dass sich in der Zeit, wo er den anderen nicht herangelassen hatte, eine Menge bei beiden von ihnen aufgestaut hatte - sowohl Lust als auch Liebe - und das musste jetzt alles heraus. Es war fast schon zu schön, um wahr zu sein und er fragte sich wirklich aus der Tiefe seines Herzens, warum er sich nicht schon viel früher auf den Größeren eingelassen hatte. Jetzt, wo sie in dieser Beziehung zueinander standen, war es ihm auf einmal ziemlich egal, ob sie Lehrer und Schüler, zwei Männer oder Menschen mit zwei Identitäten waren... okey, der letzte Punkt war nicht ganz so egal. Denn was mit Sindbad und Noyn war, musste noch geklärt werden. Aber im Moment hatte er gar keine Lust, darüber nachzudenken. Das würde sich alles ergeben, wenn er wieder eine Mission hatte. Bis dahin...
 

"Chiaki!!"
 

Ein empörter Ausruf von Seiten des Älteren war noch hinter der Tür zu hören, doch der Blonde hatte es endlich geschafft, die Anhänglichkeit Hijiris zu Überwinden und stand nun, zwar etwas zerzaust aber angezogen im Korridor des Lehrerflügels des Internats. Jetzt hieß es nur noch unbemerkt von hier in sein Zimmer und von dort dann frohen Mutes in die Sanitärzellen zu verschwinden. Körperhygiene musste ja sein...
 


 

"Wo kommst du denn her?!"
 

Scheinbar war ihnen der Blonde soviel wert, dass Sanji und Mizuki sich sogar in ihrem Liebesspiel unterbrechen ließen, was sie gerade beginnen wollten. Oder es war einfach nur ihre Neugier.
 

"Aus dem Korridor."
 

"Du willst uns doch nicht weiß machen, dass du dort übernachtet hast...!"
 

Chiaki seufzte tief und wusste nicht wirklich, was er nun antworten sollte. Jede Art von Weiterführung des Gesprächs würde über die kommende Zeit bestimmen. Er wusste nicht, ob die beiden wirklich so tolerant waren, wie sie sich gaben und ob sie verstünden, dass er mit ihrem Klassenlehrer zusammen war. Es war eben doch ein kleiner Unterschied zu einer normalen Beziehung, der vielleicht auch von anderen, die das gleiche Geschlecht liebten, nicht sofort verstanden wurde.
 

"Ich hab bei Herrn Shikaidou geschlafen."
 

"Also hast du es auch ohne unsere Hilfe geschafft."
 

"Hä?"
 

"Naja", die beiden grinsten, "wir hatten dir ja unsere Hilfe angeboten, bei der Sache mit unserem lieben Lehrer. Du schienst das aber lieber allein machen zu wollen... und hattest wohl Erfolg."
 

"Sieht man... mir das an?"
 

Chiaki kam sich ertappt vor, konnte es jetzt nicht mehr verbergen. Er war viel zu glücklich, als es seinen Freunden vorzuenthalten, dass es ihm jetzt besser ging als die ganze Zeit hier im Internat zuvor. Auf seine Frage hin nickten die beiden anderen.
 

"Du siehst aus als hättest du keine Nacht bei ihm verbracht, sondern sieben Wochen Urlaub gehabt."
 

Der Blonde lächelte breit, doch als er das Wort 'Urlaub' hörte, wurde er sanft daran erinnert, dass die Herbstferien vor der Tür standen und er nach Hause fahren würde. Jetzt, wo er sich gerade an den Größeren gewöhnt hatte und sein Liebesbedürfnis ins Unermessliche angestiegen war, wollte er gar nicht mehr nach Hause. Da war doch eh nur sein Vater, der die ganze Zeit im Krankenhaus arbeitete... zu seinen alten Schulkameraden hatte er in der letzten Zeit keinen Kontakt gehabt. Nicht einmal zu Yamato oder Mijaco, mit denen er sich eigentlich immer gut verstanden hatte. Sein einziges Gespräch war mit Marron gewesen... Lohnte es sich da überhaupt, sein neues Liebesnest zu verlassen? Er hatte wenig Animation dazu, musste er ehrlich zugeben.
 

"Sagt mal, bleibt ihr die Ferien über hier oder fahrt ihr nach Hause?", gab er seine innere Frage gleich mal an seine Mitbewohner weiter. Diese sahen sich an, zuckten mit den Schultern und blickten dann wieder zu Chiaki, um ihn unentschlossen anzusehen:
 

"Keine Ahnung, es ist ja noch ein wenig Zeit bis dahin. Einerseits wollte ich schon mal wieder nach Hause, aber andererseits kann ich ihn ja keine Minute allein lassen", grinste Mizuki leicht und wuschelte Sanji wie einem kleinen Kind durch die Haare, was der auch mit einem entsprechend kleinkindmäßigen Geräusch quittierte und seinerseits Mizuki mit seinem Ellenbogen in die Seite knuffte.
 

"Du bleibst wohl hier?", fragte er Chiaki, der nach einigen Sekunden langsam nickte und meinte:
 

"Es läuft eigentlich alles darauf hinaus. Ich habe keinen wirklichen Grund, meinen Vater zu besuchen. Und scheinbar will auch niemand anderes etwas von mir wissen."
 

Mizuki sah ihn erstaunt an:
 

"Warum das denn?! Wenn du schon vorher so eine Ausstrahlung besessen hast wie hier, musst du doch scharenweise Menschen um dich gehabt haben."
 

Chiaki dachte über Mizukis Worte nach. Eigentlich stimmte es: Aber seine ganzen Beziehungen waren wohl viel zu oberflächlich gewesen, als dass sie eine lange Zeit bestehen könnten. Sollte er darüber traurig sein? Bis jetzt hatte es ihn eigentlich noch nicht gestört. Und auch jetzt hatte er kein Problem damit... schließlich hatte er jetzt Sanji und Mizuki, mit denen er sich mehr als gut verstand... und Hijiri war ja auch noch da.
 

"Ich glaube, ich hab noch nie richtige Freundschaften gehabt. Alles nur Leute aus der Schule und lockere Bekanntschaften. Aber mich hat es bis heute nicht gestört. Und somit habe ich einen Grund mehr, in den Ferien hierzubleiben."
 

Mit einer gewissen Euphorie begann der Blonde, in dem Schubfach seines Nachttisches zu kramen:
 

"Ich sollte meinem Vater Bescheid sagen... dann muss er nicht hierher fahren."
 

Sanji und Mizuki grinsten, sahen sich dann an und gaben sich einen kleinen Kuss:
 

"Na dann... haben wir unsere Entscheidung jetzt auch getroffen."
 

"Ich freu mich schon auf gemeinsame Ferien mit dir...", flüsterte Sanji leise in Mizukis Ohr und knabberte dann leicht daran.
 

"Hör auf damit, warte wenigstens bis er aus dem Zimmer ist", wisperte Mizuki nur hörbar für den Schwarzhaarigen und biss leicht in dessen Hals. Als das Chiaki sah, lächelte er wissend und erklärte, dass er den ganzen Tag über und auch die nächste Nacht nicht in ihrem Zimmer sein würde...
 


 

~*~
 


 

Warum das so war? Seine blaue Haare wehten in dem leichten Wind und seine Laune war auf ihren tiefsten Punkt gesunken, wenn er daran dachte, dass hier irgendwo so ein scheiß Dämon rumhockte und nur darauf wartete, ihn zu vermöbeln. Sein Kampfgeist war vollkommen verschwunden und allein der Gedanke daran, der zweite Identität von Hijiri zu begegnen, hatte ihn hierher gelockt. Wohin? In den Wald neben der Schule, wo er Noyn zum ersten Mal geküsst hatte, aus eigener Initiative. Jaja, das waren noch Zeiten... Wenn er daran dachte, was sie gestern getan hatten, schoss ihm das Blut schneller in den Kopf, als er diese Gedanken wieder unterbinden konnte.
 

"Wo bist du, Dämon?! Zeig dich...", flötete Sindbad in die Stille der Nacht und bekam als Antwort nur das Geschrei einer Eule, die wahrscheinlich gerade eine Maus gefangen hatte und nun verspeiste. Würde Noyn ihn heute auch verspeisen?
 

Diese Gedanken waren sooo hinderlich bei der Arbeit! Der Blauhaarige seufzte tief, weil er sich jetzt schon verrückt machte. Aber jedes ihrer Treffen war auf irgendeine Weise erotisch. Na gut, am Anfang waren es nur dumme Anmachsprüche des Älteren gewesen, aber mittlerweile hatten sie ja schon mehr getan, als sich verbale Wortgefechte zu liefern. Obwohl das natürlich ein wichtiger Bestandteil ihrer Konversationen war - sie bestanden ja daraus! Wenn Sindbad ehrlich war, wollte er am liebsten den Dämon Dämon sein lassen und sich mit dem Schwarzhaarigen hemmungslos vergnügen, was immer man darunter verstand. Aber mit einem Kuss würde er sich nicht zufrieden geben, soviel stand fest.
 

Jetzt hieß es nur noch, seinen Gespielen ausfindig zu machen. Sonst war es ja sinnlos, sich die ganzen Sachen auszumalen, wenn man sie gar nicht machen konnte. Und momentan war er vollauf damit beschäftigt, seine ängstlichen Gedanken wegen Analverkehr zu verdrängen. Irgendetwas musste für beide toll daran sein, sonst würden es nicht so viele tun. Punkt.
 

"NOYYYN!"
 

War doch jetzt auch scheißegal, was der Dämon machte. Sindbad hatte den Zustand erreicht, wo sein Körper sich nach Berührungen sehnte. Er hatte es /eingesehen/ und auch akzeptiert. Dann war es halt ein Mann. Na und? Der Schwarzhaarige sah verdammt gut aus - auch in rothaariger Version!
 

Wenn sich dieses hübsche Saftgesicht nur endlich mal blicken lassen würde, dann wäre Sindbad eindeutig in besserer Laune. Er hatte es satt, einerseits von dem Älteren bei der Arbeit überrascht zu werden und dann, wenn es dem Herren grad so passte, ihn einfach warten ließ. Wenn er ihn rumkriegen wollte (als Noyn hatte er das schließlich noch nicht wirklich getan, musste ja alles seine Ordnung haben), sollte er sich ein paar andere Techniken einfallen lassen. Er wusste zwar nicht, wie Noyn als Liebhaber war, jedenfalls nicht wirklich, aber als Mann, der ihm Avancen machte, hatte er ziemlich versagt. Obwohl seine Tour mit den Sprüchen aufgegangen war. Oder aber es lag einfach nur an Sindbads Natur, immer das letzte Wort haben zu wollen.
 

"Du hast gerufen, edler Dämonenjäger Sindbad?"
 

Wie hingebeamt kniete plötzlich der Schwarzhaarige vor ihm und verbeugte sich noch zusätzlich, das Gesicht zum Boden zeigend. Was war denn jetzt kaputt?! Konnte Noyn zufällig Gedanken lesen und hatte bemerkt, dass sein vorheriges Verhalten nicht angekommen war und er etwas ändern musste? Na holla die Waldfee...
 

"Hör auf mit dem Mist und komm wieder hoch!"
 

Sindbad musste zwar zugeben, dass es ihm gefiel, dass der andere zu Boden schaute und vor ihm kniete, aber er kam sich gewaltig verarscht vor, je länger diese Szene andauerte. Er war ein wenig erstaunt, als ihm der andere fast aufs Wort gehorchte und sich erhob. Noch mehr erstaunte es ihn, dass Noyn noch immer seinem Blick auswich, auch wenn er jetzt nicht mehr den Erdboden fixierte. Das war doch sonst nicht seine Art. Was in aller Welt war denn hier los? Er konnte sich nur denken, dass es etwas damit zutun hatte, dass er ihm in Form von Chiaki gesagt hatte, dass er in ihn verliebt war. Vielleicht...
 

"Hast du den Dämon schon gefunden?"
 

"Äh... nein."
 

"Gehen wir ihn suchen."
 

Noyn hatte dies nicht als Frage gestellt und griff einfach nach der Hand des Blauhaarigen, um ihn hinter sich her durch den Wald zu ziehen, der - je tiefer sie in ihn hinein liefen - immer dunkler, dichter und unheimlicher wurde.
 

"Bist du dir sicher, dass der Dämon hier irgendwo ist?"
 

"Ich hab ihn schon aufgespürt, keine Sorge."
 

Der Größere war äußerst wortkarg und außerdem war heute noch kein wirklicher Anmachspruch gekommen. Sindbad fragte sich nicht, ob er sich wundern sollte. Er tat es einfach. Ihm war ein wenig unbehaglich zumute, wenn er daran dachte, dass er schon längst nicht mehr wusste, wie er wieder zum Internat zurückfinden sollte. Doch Noyn würde ihn hier auch wieder herausführen... oder? Es war doch wünschenswert, wo er ihn doch auch hineinlotste!
 

Als sie nach einer halben Stunde Fußmarsch immernoch keinem Dämon begegnet waren, wurde Sindbad langsam skeptisch und blieb auf einmal stehen. Er sah unwirsch zu dem Größeren und schnaubte:
 

"Ich weiß ja nicht, was du hier willst, aber ein Dämon ist hier meiner Meinung nach nicht!"
 

"Den hab ich ja auch vorhin schon gebannt..."
 

Sindbad zog eine Augenbraue hoch und seine Stimme wurde noch wütender, sein Gesichtsausdruck auch:
 

"Hättest du dann vielleicht die Güte, mich wieder aus dem Wald rauszuführen?! Meine Füße tun langsam weh von dem ganzen Rumgerenne durch das Geäst!! Und zu welchem Zweck bitteschön, wenn der Dämon schon weg ist?"
 

"Ich hab dir was zu sagen..."
 

"Dann... tu es bitte!"
 

Der Blauhaarige war verwirrt, warum ihn Noyn erst in das tiefste Dickicht führen musste, um seine Klappe aufzusperren, vorher war er ja auch nicht so verklemmt und sagte mitten im Kampf, dass er eine tolle Aussicht hatte oder ihn liebend gern mal... blah blah. Ging es vielleicht diesmal um etwas Wichtigeres als Nonsens? Seine Gedanken schwenkten wieder in die Richtung, die sie vor gut einer halben Stunde schon einmal eingeschlagen hatten. Vielleicht...
 

"Wir werden uns nicht mehr sehen."
 

Bingo! Äh... bitte was?!
 

"Wie bitte?!"
 

Er hatte mit seinen Gedanken recht gehabt. Wahrscheinlich war Noyn nun zu dem Entschluss gekommen, die Sache zwischen ihnen zu beenden, damit er mit Chiaki zusammen sein konnte. Also war er immernoch in der Annahme, zwei verschiedenen Menschen hinterherzujagen. Und für eine hatte er sich wohl gerade entschieden.
 

Nach dem ersten Schock konnte es sich der Blauhaarige einfach nicht zu verkneifen, leise loszulachen. Sie war einfach /zu/ komisch, diese ganze Situation. Aber ihm würde es wahrscheinlich genauso gehen, wenn er nicht wüsste, dass Noyn und Hijiri ein und dieselbe Person waren. Er kicherte weiter und hielt sich bald schon den Bauch vor Lachen. Sein Heiterkeitsausbruch wurde aber jäh gestoppt, als er in Noyns Gesicht sah, der sich zu ihm fassungslos umgedreht hatte und auf dessen Wangen Tränen glitzerten.
 

"Warum... lachst du?"
 

"Ich... ich..."
 

Sindbad war so verwirrt und erschrocken wegen Noyns Gefühlsausbruch, dass er stocksteif dastand und sich nicht mehr bewegen konnte. Noyn... weinte? Er musste sein Lachen total falsch gedeutet haben - wie sollte er es auch richtig interpretieren, wo er doch keine Ahnung hatte - vielleicht einen blassen Schimmer, aber er würde doch nie im Leben wirklich total sicher sein, dass Chiaki auch Sindbad war! War doch klar, dass sein Lachen ein großes Missverständnis hervorrufen würde.
 

"Schon klar. Dann sag ich dir jetzt Lebewohl."
 

Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen oder sich zu dem Blauhaarigen umzudrehen, verschwand Noyn wie vom Erdboden verschluckt und kam auch nicht wieder. Sindbad sah nur gebannt auf den Fleck Erde, auf dem der andere gerade noch gestanden hatte und sah dann in die Dunkelheit, die ihn umgab, die nur durch ein bisschen Mondlicht erhellt wurde:
 

"Komm zurück, du Telepathensau!! Ich weiß doch den Weg nicht, wie ich wieder zurückkomme! Willst du daran Schuld sein, dass ich hier mutterseelenallein krepiere?! Zeig dich!!"
 

Es war eigentlich gar nicht sein Wille gewesen, Noyn zu beschimpfen, doch in seiner Verzweiflung wusste er nichts anderes zu sagen. Aus Angst wurde Wut und daraus wieder Verzweiflung, als er nichts hörte. Hier in der Tiefe des Waldes um Mitternacht war es totenstill und er wusste nicht, in welche Richtung er sich bewegen sollte. Er konnte doch nur die Hand vor Augen sehen... Noyn konnte ihn doch jetzt hier nicht allein lassen!!
 

Tat er auch nicht. Sindbad wusste kaum wie ihm geschah, als er einen sanften Griff an seiner Hüfte spürte, der ihn sofort mit einer angenehmen Gänsehaut am ganzen Körper bedeckte und Sekunden später befand er sich am Rande des Waldes. So schnell er sich auch umdrehte, er bekam Noyns schwarzen, weiten Mantel nicht mehr zu fassen und schon wieder war der andere vor seinen Augen verschwunden.
 

"Noyn..."
 

Der Blauhaarige ging zurück zum Internat und nahm sich dabei das Stirnband ab. Er sah durch seine blonden Strähnen hindurch, als diese ihm vor die Augen fielen und realisierte kaum, wie sich seine Gestalt änderte. Erst als er vor seinem Zimmer stand, wurde ihm etwas klar: Er musste zu Noyn und ihm zeigen, dass er Chiaki war. Und das so schnell wie möglich. Sein Gewissen plagte ihn unaufhörlich und unnachgiebig, dass er sowieso nicht schlafen könnte. Und außerdem saß der Schreck von dem Bild des weinenden Noyn noch tief in seinen Knochen... Heute waren Dinge geschehen, die er sich nie hätte träumen lassen. Und er musste natürlich unüberlegt handeln. Hätte er nicht ganz einfach gleich zeigen können, dass Noyn auf keinen der beiden Jungs verzichten musste? Nein, so einfach machte er es sich natürlich nicht!
 

Er schlug den Weg in den Ostflügel des großen Gebäudes ein und war sich - warum auch immer - ziemlich sicher, Noyn oder Hijiri in seinem Zimmer vorzufinden.
 

Der große Showdown konnte beginnen.
 


 

Als er vor der Tür stand, überlegte er kurz, ob er klopfen sollte, doch er unterließ es und probierte einfach, ob die Tür offen war. Das war für gewöhnlich nachts nie so, auch jetzt stieß er auf Widerstand in Form eines geschlossenen Riegels, doch er wäre ja nicht Sindbad der Meisterdieb und auch kein gelenkiger, sportlicher Schüler, wenn ihn das jetzt stören würde. Während er sich auf den Weg zum Fenster des langen Ganges machte, zählte er die Zimmertüren ab, um dann nicht in das falsche Zimmer einzusteigen. Er band sich sein Kopftuch wieder um, unterließ es, sein weißes Tuch vor den Mund zu binden und kletterte aus dem Fenster. Sein Körper wurde von einem starken Wind erfasst und er fluchte leise. Er tastete sich die Mauer entlang, balancierte auf einem schmalen Sims und war in diesem Moment froh, dass es sich nicht um so einen hässlichen Neubau handelte, bei dem es erheblich schwerer gewesen wäre, sich von einem Fenster zum anderen zu hangeln. Da wäre kein Sims gewesen. Sein eigener entsetzter Schrei holte ihn aus seinen Gedanken zurück, als er sich wieder aufrichtete. Da war doch tatsächlich ein Stück von dem Sims abgebrochen! Na toll, soviel zum Thema Altbau und Sicherheit für Wandakrobaten...
 

Als er an so vielen Fenster vorbeigegangen war wie er vorher Türen abgezählt hatte, linste er in das Zimmer hinein, vor dem er sich gerade befand. Also wenn nicht alle Lehrerzimmer gleich eingerichtet waren, hatte er Hijiris Zimmer gefunden, denn er erkannte den großen, massiven Schreibtisch wieder, genauso die seltsame Tatsache, dass sich zwei Betten im Zimmer befanden. Er hatte ja schon mal in einem schlafen können... Aber das war jetzt eine andere Geschichte hier, schließlich hing er immernoch an der Außenwand dieses alten Kastens und konnte jeden Moment herunterfallen, wenn er sich nicht in Acht nahm.
 

Junge Menschen brauchten Glück im Leben... ein seliges Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus, als er das angekippte Fenster bemerkte, was gleich neben ihm war. Da konnte er ganz einfach in das Zimmer hineingelangen, wenn er wusste, wie. Seine schwere Arbeit, an der Außenwand des Gebäudes hierher zu kommen, wurde trotzdem ein wenig belohnt.
 

"Noyn, hoffentlich bist du wach..."
 

Er war sich ja nicht einmal sicher, in welcher Gestalt ihm der Ältere jetzt entgegentreten würde. Aber es war auch egal, schließlich waren Noyn und Hijiri eine Person, der er etwas wichtiges sagen beziehungsweise zeigen musste. Trotzdem mischte sich zu seiner Entschlossenheit eine gewisse Unsicherheit. Er hatte sich noch gar keine Worte überlegt, die er sagen könnte. Und jetzt prallte die Gewissheit, gleich ein Liebesgeständnis zu machen, mit voller Wucht in seine Gedanken. Er hatte so etwas noch nie gemacht: Als er mit Marron zusammen gekommen war, hatte sie ihm gesagt, was sie fühlte. Am liebsten würde er sie anrufen und fragen, was er machen sollte. Doch er hatte ausnahmsweise mal kein Handy dabei, schließlich hangelte er sich gerade als Sindbad in eigener Mission ein altes Haus entlang... da konnte man prächtig telefonieren. Echt wahr! Der Blauhaarige schnaubte verächtlich und versuchte seinen schlanken Arm durch den Fensterspalt zu zwängen, um irgendwie von innen das Fenster zu öffnen, doch das missglückte ihm. Er seufzte frustriert auf und lehnte sich erstmal gegen das gekippte Fenster. Als er das kalte Glas an seiner Stirn spürte, merkte er erstmal, wie sehr sein Gesicht glühte und wie heiß ihm war. Regte es ihn so sehr auf, jetzt mit Noyn beziehungsweise Hijiri zu reden? Ihn zu sehen... vielleicht auch zu fühlen? Nein, das konnte nicht sein. Er war einfach nur aufgedreht und sein Körper mit Adrenalin vollgepumpt - schließlich befand er sich in einem gewissen ungesunden Abstand zum Erdboden - ohne Sicherung. Das Entlangklettern an der Wand hatte ihn außerdem ein bisschen entkräftet. Er war zwar sportlich, aber er machte das schließlich nicht jeden Tag oder jede Nacht! Mit einem weiteren Seufzen drückte er sich von dem Glas weg und erschrak furchtbar, als er auf der anderen Seite der Scheibe plötzlich Noyns Gesicht sah. Und das war keine Täuschung! Er sah wirklich den schwarzhaarigen Dämon auf der anderen Seite des Fensters und deswegen konnte er sich von einem Augenblick auf den anderen nicht mehr bewegen, erstarrte förmlich. Sein Körper fühlte sich auf einmal so schrecklich gelähmt an... und als er spürte, dass sein Fuß taub wurde, trat er einen Schritt nach hinten, bemerkte zu spät, dass er dort keinen Boden hatte, konnte aber nicht einmal mehr einen Angstschrei aus seiner Kehle entweichen lassen. Doch das war auch gar nicht nötig: Noyn hatte schnell reagiert und den Blauhaarigen flugs zu sich ins Zimmer teleportiert, sodass er nun nicht unten auf dem Rasen vor dem Internat zu Fall kam, sondern auf seinem Teppich.
 

"Du hättest auch anklopfen können", meinte Noyn tonlos.
 

"Autsch..."
 

Sindbad rieb sich den schmerzenden Steiß und grummelte leise.
 

'Er hätte mich ruhig auffangen könne, wie er es sonst getan hätte... Aber er ist wohl ziemlich sauer auf mich, wenn er so reagiert und mich jetzt hier liegen lässt.'
 

"Geht's wieder?"
 

Doch jetzt war Sindbad erleichtert, als er diese Worte hörte. Vielleicht war es doch nicht so schlimm, wie er erst gedacht hatte. Er lächelte befreit und meinte leise:
 

"Ja, ist wieder gut."
 

"Dann kannst du ja mein Zimmer jetzt verlassen."
 

Der Blauhaarige stockte in seiner Bewegung, sich vom Boden zu erheben und starrte Noyn an, der ihn mit undurchdringlichem Blick beachtete. Was ging denn auf einmal in dem anderen vor?!
 

"Warum... bist du so kalt zu mir?", traute er sich nach einer kleinen Ewigkeit leise zu fragen. Er wollte eigentlich nicht diese Frage aussprechen und sich einfach nur beleidigt abwenden, aber seine Vernunft und irgendeine andere kleine Stimme in seinem Kopf sagten ihm, dass Noyn ihm diesmal nicht hinterher laufen würde und er als Sindbad den ersten Schritt machen musste. Anders würde er nicht weiterkommen und alles nur noch schlimmer machen.
 

Noyn sagte gar nicht und wendete sich von ihm ab, so wie es eigentlich der Blauhaarige machen wollte. Doch dann sagte er etwas. Leise, kaum verständlich, aber Sindbad hörte es:
 

"Ich liebe jemand anderes."
 

Sindbad blieb erstmal auf seinem Hosenboden sitzen, so perplex war er. War /das/ der Grund, warum Noyn sich so abweisend gegenüber ihm verhielt? Damit er sich keine falschen Hoffnungen machte?! Aber... dann... war das doch der richtige Zeitpunkt, um alles zu klären! Denn er konnte sich klarer als alles andere auf der Welt vorstellen, wer der andere war, den Noyn liebte. Er lächelte leicht und meinte:
 

"Ich auch."
 

Ruckartig hatte er die gesamte Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen auf sich gezogen, der ihn entgeistert und geschockt ansah. Seine langen Haare hingen ihm teilweise ins Gesicht, seine Augen drückten komplette Ratlosigkeit und pures Entsetzen aus.
 

"Ja... ich liebe /dich/, Hijiri."
 

Mit diesen Worten streifte sich der Junge das Stirnband ab und pustete sich daraufhin seine blonden Strähnen aus dem Gesicht. Er musste ein wenig grinsen, als Noyn im nächsten Moment noch blöder aussah als vorher und sein Blick immernoch nicht von dem eines Autos zu unterscheiden war.
 

"Wieso... Chiaki... du?!", brachte er endlich heraus, blieb aber trotzdem auf dem Fleck stehen, auf dem er angewachsen schien. Perplex zu sein war für seine momentane Verfassung wirklich untertrieben.
 

"Du bist Sindbad?!"
 

Der Blonde nickte und verließ endlich seinen ungemütlichen Platz auf dem Fußboden, stand nun direkt vor Noyn:
 

"Jetzt sag nicht, dass du dir das nicht wenigstens ein bisschen denken konntest..."
 

Mit einem gewinnenden Lächeln schaffte er es, den Schwarzhaarigen dazu zu bringen, ein wenig zu schmunzeln und leise zu sagen:
 

"Natürlich hab ich es gehofft... dass diejenigen, die ich liebe, die gleiche Person sind. Ich bin wohl einer der wenigen, denen dieses Glück zuteil wird."
 

Chiaki grinste und trat noch einen Schritt auf den anderen zu, hob seine Arme und umschlang Noyns Nacken. Er schaffte es keine Sekunde mehr, seine Augen von ihm zu lassen und konnte es endlich zulassen, ohne schwere Hintergedanken in seinen Augen zu versinken. Auch Noyn schien glücklich und von einer großen Last befreit worden zu sein. Auf einmal hatten sich alle seine Probleme gelöst: Er hatte bis vor kurzem noch damit gerechnet, seines Lebens nicht mehr glücklich zu werden, weil er sich zwar für Chiaki entschieden hätte, aber ab sofort seine Finger von Sindbad lassen müsste. Und das wäre ein seehr großer Verlust gewesen, wirklich.
 

"Nun küss mich endlich", grinste der Blonde nach einer kleinen Weile, in der sie nur dagestanden hatten und ihren Gedanken freien Lauf ließen. Manche Momente waren einfach so überwältigend, dass man weder etwas sagen noch etwas tun konnte. Es war toll. Doch der Kuss schien die entscheidende Wende in ihrer Tatenlosigkeit zu sein, denn auf einmal kam ziemlich viel Leben in die beiden: Noyn vergriff sich an Chiakis Lippen, küsste ihn mit so einer Intensität, dass der Jüngere überrascht aufkeuchte und den Druck seiner Arme verstärkte. Ihre Körper pressten sich gierig aneinander und es schien so, als wollte alle angestaute Lust auf einmal auf sich aufmerksam machen und somit auch ausbrechen. Chiaki hatte seinen Körper noch nie so intensiv gespürt und allein Noyns Zunge machte ihn ganz kirre, obwohl er sie doch schon des öfteren gespürt hatte. Ein angenehmes Flattern in seinem Magen machte ihn darauf aufmerksam, dass er aufgeregter war als er sich eingestehen wollte. Am besten er dachte erst gar nicht daran, dass alles weitere an diesem Abend, was zwischen ihnen auf körperlicher Basis geschehen konnte, eventuell schmerzhaft werden könnte. Ein wenig Spontanität konnte ihm nicht schaden, dachte er ein wenig bitter bei sich.
 

"Lass dich fallen, hinter dir steht das Bett", flüsterte Noyn in sein Ohr und jagte ihm eine heißkalte Gänsehaut über die Schulter. Der Blonde hatte gar nicht bemerkt, dass ihn Noyn durch das Zimmer direkt bis zu seinem Bett dirigiert hatte.
 

'Jetzt geht's los!', dachte sein jugendlicher Körper.
 

'Jetzt hab ich Angst...', dachte Chiaki. Doch dieser Gedanke wurde endlich erfolgreich von seinen Gefühlen verdrängt, besonders das Gefühl der Erregung machte sich in ihm breit und ließ sich nicht mehr stoppen. Entschlossen griff er nach dem Hemd des Älteren und begann es von seinem Körper zu lösen, indem er für beide Beteiligten quälend langsam Knopf für Knopf öffnete und es dann von den Schultern des anderen streifte. Noyns schwarze Haare fielen nun auch auf seinen Körper, da ihn der Größere unter sich begraben hatte und immernoch seinen Mund plünderte.
 

"Ich will euch...", flüsterte ihm Noyn zwischen zwei langen Zungenküssen zu und streichelte unaufhörlich seinen Oberkörper. Chiaki hatte ihn ganz fest an seinen eigenen Körper gezogen und schien ihn nicht mehr loslassen zu wollen. Er grinste, als er antwortete:
 

"Für heute musste du dich mit mir zufrieden geben, Sindbad muss sich von seiner Klettertour erstmal erholen."
 


 

~*~
 


 

Er schlug die Augen auf und wusste sofort: Das war definitiv /nicht/ sein Zimmer. Das war Hijiris, das wusste er ebenso schnell. Und der Arm, der auf seinem Bauch lag, gehörte dem Besitzer dieses Zimmers. Bloß dass dieser immernoch mit offenen, schwarzen Haaren in der Gestalt seines eigentlichen Rivalens neben ihm lag und noch schlief. Es war zwar abgrundtief kitschig jetzt zu sagen, dass selbst Noyn schlafend niedlich war, aber manche Tatsachen waren einfach zu süß, als dass man sie verschweigen konnte... Da nahm Chiaki lieber die Rüge in Kauf, dass er oftmals einen Hang zum Kitsch hatte. Marron hatte ihm das ziemlich oft vorgeworfen... Mal sehen, ob es Noyn auch bald bemerkte, dass - wenn Chiaki sich pudelwohl fühlte - er eine dauerhafte lovey-dovey Stimmung hatte. Aber so schlimm war das ja nun auch nicht, fand zumindest Chiaki. Wenn man den Zustand seiner geistigen Verwirrtheit noch selber analysieren konnte, war noch nicht alles verloren.
 

Sanft schüttelte er den großen Schwarzhaarigen, der sich aber nicht in seinem Schönheitsschlaf stören ließ, kurz ein Schnarchgeräusch von sich gab und sich anschließend auf die andere Seite drehte. Chiaki gab aber nicht auf und piekste den anderen immer wieder in die Seite und zwickte ihn in den Hintern, aber außer einem leisen Murren, einem weiteren undefinierbarem Geräusch und einem widerwilligen Grummeln, was sich fast nach menschlicher Sprache anhörte, bekam er keine weiteren Reaktionen. Wie bekam er jetzt diesen Typen wach?! Denn eins stand fest: Er wollte nicht ganz "allein" in diesem Zimmer sein... lieber ein bisschen mit Noyn kuscheln. Als er nach weiteren Weckversuchen den gewünschten Erfolg nicht hatte, ließ er sich seufzend wieder neben den Größeren in die Kissen sinken und umarmte ihn einfach. Er lauschte dem regelmäßigen Atem des anderen und bemerkte gar nicht, wie er dadurch auch wieder ins Traumland driftete.
 


 

Er freute sich schon auf ihre gemeinsame Zeit, stellte sich vor, was sie alles unternehmen konnten und wie es wohl werden würde, wenn sie sich nachts bei ihrer Dämonenjagd nicht mehr behindern, sondern sich gegenseitig helfen würden... das wäre zu genial, um wahr zu sein. Und um ganz von dem zu schweigen, was sie im Bett alles miteinander tun konnten... Jaja, diese Beziehung hatte so ihre Vorteile. Und Chiaki wollte sie alle auskosten. In den Herbstferien hatte er nun wirklich keinen Grund mehr nach Hause zu fahren.
 

Marron würde er ein Foto von sich und Hijiri schicken. Sie sollte auch mal wieder etwas zum schmachten haben...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Izumi-chan
2008-06-23T17:35:36+00:00 23.06.2008 19:35
So, nachdem ich diese FF jetzt schon vier mal gelesen habe, habe ich mich entschlossen auch mal 'was dazu zu schreiben.
Die Idee an sich ist schon sehr schön, du hast /sehr/ wenige Rechtschreibfehler gemacht.
Was ich persöhnlich sehr schön fand, ist auch die Tatsache, dass man sich gut in Hijiri/Noyn versetzten kann.
Das habe ich bis jetzt wirklich nicht oft gelesen :-)
*seufz* Ich bin so eine schlechte Kritikerin.
Ich hoffe du freust dich trotzdem drüber (Kann ja sein^^)
Ich melde mich mal in einer deiner anderen FFs
Grüße Izumi-chan x3
Von:  silvermoonstini
2008-02-09T03:44:29+00:00 09.02.2008 04:44
Hach wie süß!!! Mehr kann ich dazu kaum sagen.Noyns Gesicht kann ich mir sehr lebhaft vorstellen, als er sah wer Sindbad wirklich ist! Auch die Szene im Wald ist dir sehr gut gelungen!
Nur schade dass die FF jetzt fast zuende ist!*heul*


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