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Liebe in der Nacht

von

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Das Leben des Mephisto

Kapitel 11 – Das Leben des Mephisto
 

Wir befinden uns im 13. Jahrhundert. Heute war mein großer Tag. Ich trat in einem Ritterturnier gegen den stärksten und gefürchtesten Ritter in ganz England an. Ich hatte mich bereits auf meinen schwarzen Hengst geschwungen und nahm meinen Gegner ins Visier. Niemand kannte seinen Namen, aber er wurde noch nie besiegt. Heute, in diesem Ritterturnier, wollte ich das Unmögliche wagen und ihn besiegen. Dem Sieger winkten jeweils die Ländereien des anderen.

Da saß er, mein Feind. Er hatte ein weißes Pferd und war in ganz dunklem Violett gekleidet. Seine Rüstung glänzte, sodass ich fast von der Sonne, die darauf schien geblendet wurde. Ich trug die Farben meiner Familie: weinrot, mit einer weißen Flamme auf der Brust. Ich würde diesen Ritter jedoch besiegen! Ich und mein Pferd waren in Höchstform! Jeder musste den anderen durch seine Lanze vom Pferd stoßen und ihn dann töten. Dieser Ritter focht ausschließlich Turniere, bei denen es ums Leben ging.

Das war mir aber egal, ich war mir sicher, dass ich nicht derjenige sein würde, der heute stirbt. Unsere Knappen brachten uns die Lanzen, die ziemlich schwer waren. Ich musste versuchen, den namenlosen Ritter an der Seite zu treffen.

Dort waren die Rüstungen ziemlich schwach. Jeder musste mit seinem Pferd auf den anderen zureiten. Zwischen den beiden Rittern befand sich aber eine Stange, sodass die Pferde nicht ineinander laufen konnten. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde ich als Sieger von diesem Platzt gehen. Das Turnier bestand aus drei Runden, die wiederum aus drei Anläufen bestanden. Die Ritter trafen also pro Runde dreimal aufeinander. Die vielen Zuschauer, die sich eingefunden hatten störten mich nicht, ich war nur noch auf die Seite meines Gegners fixiert. Ich stand rechts von der Stange, der namenlose Ritter links von der Stange. Gleich würde ein Außenstehender ein weißes Tuch zu Boden fallen lassen. Das wäre das Startsignal. Ich konnte nicht wirklich viel sehen durch meinen Helm, aber ich sah, dass das Tuch soeben losgelassen wurde. In dem Moment, indem es den Boden berührt, mussten wir los reiten.

…Jetzt!...

Ich trieb mein Pferd mit den Beinen an. Der namenlose Ritter preschte ebenfalls in vollem Tempo los. Seine Lanze traf mich an der linken Schulter. Das war nur halb so schlimm. Schlimm war, das ich ihm nicht schaden hatte können. Ich ritt so schnell ich konnte um die Stange herum und startete einen neuen Angriff. Diesmal traf er mich wieder an genau derselben Stelle wie zuvor. Er schien eine Taktik zu verfolgen. Aber ich hatte ihm auch etwas schaden können, ich traf ihn an seiner rechten Schulter. Das man von der Lanze getroffen wird, ist nicht so arg. Fatal ist, mit welcher Wucht sie auf einen trifft.

Ich ritt wieder um die Stange. Mein Gegner war schneller gewesen, er hatte also mehr Laufstrecke und sein Pferd wurde dadurch schneller. Ich versuchte seine Schulter zu fixieren. Ich hatte ihn zwar an der Schulter getroffen, aber ich war zu langsam gewesen, sodass die Stärke, die Wucht meines Lanzenstoßes ziemlich gering war. Zum Glück hatte ich es bei der dritten Begegnung geschafft, meine linke Schulter von seiner Lanze wegzudrehen. Die zweite Runde begann. Ich hatte nur kurz Zeit, eine neue Lanze in die Hand zu nehmen. Mein Knappe erzählte mir etwas, aber da konnte ich jetzt beim Besten Willen nicht zuhören. Meine Schulter schmerzte höllisch. Aber ich musste siegen, sonst war das hier mein Ende.
 

Mein Gegner begann bereits wieder auf mich zuzureiten. Ich tat es ihm gleich. Zum wiederholten male traf er mich an der Schulter. Die Stärke seines Stoßes war so heftig, dass ich beinahe von meinem Pferd gefallen wäre. Ich hätte zwar die Chance zu Fuß weiter zu kämpfen, jedoch waren die Aussichten auf einen Sieg sehr gering. Ich konnte mich gerade noch so halten. Die zweite Runde verlief ähnlich der ersten. Ich traf ihn vielleicht einmal, aber meine Stöße schienen ihn überhaupt nicht zu betreffen.
 

Er war so voller Energie! Ich war fast soweit, dass ich dachte, mein Arm würde abfallen! Er schmerzte sehr. Aber was jammerte ich eigentlich? Hatte ich nicht vorgehabt zu gewinnen? Ich versuchte den Schmerz meiner linken Schulter irgendwie zu ignorieren und meine Kräfte für die dritte Runde zu sammeln. Mein Gegner schien unermüdlich zu sein!? Ich preschte nun schon zum dritten Mal mit einer neuen Lanze in der Hand los. Ich weiß nicht, wie es geschehen war, aber ich traf meinen Gegner mit enormer Wucht ebenfalls an der linken Schulter, sodass er kurz bevor er erneut losritt, seine Hand auf die Stelle legte. Das wollte schon etwas bedeuten. Ich hatte dem unbesiegbaren Schmerzen bereitet. Innerlich triumphierte ich. Dieser Triumph währte jedoch nicht lange.

In dem zweiten Anlauf traf mich seine Lanze direkt an der Seite und rutschte zudem ab. Dieser Stoß war stärker als alle zuvor gewesen. Das Holz der Lanze splitterte. Ich fiel Augenblicklich auf den Boden und bekam keine Luft mehr. Einer der Splitter hatte sich tief in meine Seite gebohrt. Ich wand mich vor schmerzen auf dem Boden. Ich wusste, es würde keine Gnade mehr für mich geben. Entweder starb ich durch das Schwert meines Gegners, oder durch die Verletzung.

Der Schmerz ging von meiner Wunde aus und durchflutete meinen Körper. Ich öffnete meine Augen, während ich immer noch am Boden lag und mich vor Schmerzen wand. Ich sah irgendeinen Mann, der mir die Augen wieder verschloss. Gleich musste wohl der Todesschlag kommen. Die Erlösung war nicht mehr fern. Das Gesicht des Mannes, der mir soeben die Augen verschlossen hatte, leuchtete vor meinem inneren Auge auf. Ein schönes, mit strahlend grauen Augen und mit blonden kurzen Haaren versehenes Gesicht. Kurz vor meinem Tod kam er mir wie ein Engel vor. Plötzlich war an meiner Wunde ein noch stärkerer Schmerz als zuvor. Er schien mir fast den Verstand zu rauben. Das musste wohl das Schwert sein, welches mir von meinem Gegner, dem namenlosen Ritter direkt oder neben die Wunde gestochen wurde. Tod ich komme…
 

Jeder Atemzug fiel mir sehr schwer, obwohl ja eigentlich nur meine Seite betroffen war. Ich war immer noch nicht gestorben, doch es würde sicherlich nicht mehr lange dauern. Bestimmt würde mein Gegner nicht mehr lange warten, um mir das Schwert erneut in den Körper zu treiben. Der Schmerz machte mich rasend. Es fühlte sich so an, als ob meine Wunde in Flammen stünde. Wie lange lag ich hier schon? Warum kam denn der erlösende Schlag nicht, der mich von diesen Schmerzen befreien würde? Kaum zu glauben, aber ich wollte sterben! Aber es geschah nichts… War ich vielleicht schon tot? Sollte der Tod so sein? Musste man etwa seinen Tod in scheinbar endlosen Schmerzen immer wieder durchleben? Es war mir egal, ob ich noch lebte, oder ob ich schon gestorben war… Ich wollte nur, dass diese Schmerzen aufhörten! Mein Körper bestand nur noch aus Schmerzen. Trotzdem spürte ich, wie mein Mund geöffnet wurde. Was geschah nur mit mir?

Eine heiße Flüssigkeit tropfte in meinen Mund. Sie schmeckte süßlich. Ich versuchte zu schlucken, aber es gelang mir nicht. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Der Schmerz schien aber dennoch langsam nach zu lassen. Abermals versuchte ich zu schlucken. Wieder konnte ich es nicht. Die Flüssigkeit stieg immer weiter an. Ich nahm all meine Kräfte zusammen und versuchte sie auf das Schlucken dieser Flüssigkeit zu konzentrieren. Es gelang mir!

Ich konnte spüren, wie sich die wohltuende Flüssigkeit in mir ausbreitete. Mir schien es sogar, als würde ich durch sie neue Kräfte erlangen. Die Flüssigkeit tropfte nicht mehr, sondern floss in meinen Mund. Ich trank soviel ich konnte. Mit jedem Schluck, schien meine Kraft zurückzukehren. Der Schmerz war inzwischen verschwunden. Langsam ging es mir besser. Ich konnte sogar soviel Kraft aufbringen, dass ich meine Augen öffnete.
 

Über mir sah ich eine graue Steindecke. Wahrscheinlich lag ich in einem Kerker. Ich bemerkte ebenfalls, dass ich meine schwere Rüstung nicht mehr trug. Man musste mir leichtere Kleidung angezogen haben. Hatte mich der namenlose Ritter nicht getötet, sonder mich mitgenommen, um mich vielleicht zu foltern? Er galt zwar als grausam, aber das konnte ich mir nicht vorstellen. Also was machte ich dann hier? Ich schloss wieder die Augen. Es war eine große Anstrengung gewesen, meine Augen zu öffnen. Ich verfiel in einen unruhigen Schlaf. Als ich meine Augen wieder öffnete, war ich ganz nass. Ich hatte anscheinend schlecht geträumt, sodass ich jetzt völlig verschwitzt war.

Dieses Mal war der Raum ganz dunkel, bis auf einen kleinen Lichtschein, der von einer der Ecken kam, zu denen ich mit meinen Füßen lag. Jetzt beugte sich eine Gestalt über mich. Die Gestalt war dieselbe Person, die mir nach meinem Sturz die Augen verschlossen hatte. Wie konnte das sein? War die Person doch ein Engel? Sie machte ein betrübtes Gesicht und verschwand wieder aus meinem Blickfeld. „Komm. Steh auf.“, befahl mir diese Person mit einer tiefen Stimme. Die Person nahm meine beiden Arme und hob mich auf meine Füße. Da stand ich nun, in einem kleinen Kerker und war in alte und zerschlissene Lumpen gehüllt. Ich fasste vorsichtig die Stelle an, an der ich verwundet worden war. Da war nichts! Ich war mir sicher, dass ich vorher eine Wunde an dieser Stelle gehabt hatte! Wie konnte sie einfach so weg sein? War ich doch schon gestorben?
 

Vor mir stand dieser Mann. Er war weitaus größer als ich, gut gebaut und in höfische Kleidung gehüllt. Er machte immer noch ein betrübtes Gesicht. „Lebe ich noch? Bist du ein Engel – oder ein Helfer des Teufels? Was mache ich hier?“, platzte ich heraus. Mein Gegenüber schüttelte kaum merklich den Kopf. „Ja, du lebst noch. Hab keine Angst, ich bin weder Engel noch Teufel, ich bin ein anderes Wesen… Mein Name ist Atos.“, sagte er ruhig. Dann sprach er leise weiter: „Ich werde dich nun töten!“

Ich war geschockt! Hatte ich nicht eben einen todbringenden Schlag von einem Ritter überlebt? Und jetzt sollte ich doch getötet werden? Das konnte doch nicht wahr sein?! Ich sah, wie der Mann hinter seinem Rücken ein Schwert hervor holte. Es war ein kleineres wunderschön verziertes Schwert. „Hast du mich vor dem Tod durch das Schwert des namenlosen Ritters befreit? Wenn ja, erklär mir bitte, wie du das angestellt hast? Außerdem hatte ich nicht eine Wunde, die eigentlich tödlich sein sollte? Versteh mich nicht falsch, ich will mich nicht beschweren, dass ich noch lebe, sondern eher erfahren, warum ich noch lebe.“ „Ja. Das habe ich.“, antwortete Atos.

„Ich habe dich durch Geld frei gekauft. Du lebst noch, weil mein Blut deine Wunde geheilt und dir neue Kräfte gegeben hat.“ „Du hast mich also gerettet und willst mich jetzt töten?“ Ich verstand den Sinn des Ganzen einfach nicht. „Ich dachte zuerst, ich könnte dich retten. So einen tapferen Ritter konnte ich nicht sterben lassen! Aber ich habe eingesehen, dass ich dich doch töten muss!“ „Aber sag mir doch warum! Ich will nicht sterben!“, flehte ich, obwohl ich das nicht beabsichtigt hatte. Atos stand immer noch mit dem Schwert mir gegenüber. „Mein Blut hat dich, obwohl du es noch nicht bemerkst hast erheblich stärker als andere Menschen gemacht. Würde ich dich jetzt gehen lassen, so wärst du eine Gefahr für andere und für mich! Die beiden Möglichkeiten sind also, dich zu einem Wesen wie mich zu machen, oder dich zu töten! Dazu muss ich sagen, dass ich letzteres bevorzuge!“
 

Ich verstand es immer noch nicht. Welches Wesen hatte die Gabe durch sein Blut Wunden heilen zu lassen und Kräfte zu verleihen? „Erklär mir doch, was du für ein Wesen bist. Dann könnte ich selber entscheiden, ob du mich zu einem Wesen wie dir machst.“ Atos blickte mich lange an, bevor er antwortete: „Du überrascht mich! Deine Neugier ist wirklich bemerkenswert. Aber ich kann dir nicht erzählen, was ich bin. Nein! Sicherlich würdest du dich aber nicht für deinen Tod entscheiden. Dein Lebenswille ist sehr groß…“ „Dann verwandle mich, bitte! Es ist zwar unwürdig, um sein Leben zu flehen, aber ich bitte dich dennoch es zu verschonen!“ Ich kniete mich vor ihm hin. So etwas würde ich unter normalen Umständen nie machen. Das hier waren aber keine normalen Umstände, es ging um mein Leben!

„Du bringst mich in einen Zwiespalt! Ich muss dich töten, doch andererseits bist du anders… Die meisten Menschen würden wahnsinnig werden, nachdem sie mein Blut gekostet hätten. Mhmm…“

Wir standen uns lange gegenüber und sagten keinen Ton. Es war noch keine Entscheidung über mein Leben getroffen worden und so wartete ich, bis Atos wieder sprach. „Ach, was solls! Versuch es als ein Wesen! Sterben kannst du dann immer noch. Wenn du dann sterben willst, dann suche das Feuer! Verrate jedoch niemanden, wer dich erschaffen hat!“ Dies sollten die einzigen und letzten Anweisungen sein, die Atos mir je geben würde. Er zog mich zu sich heran und machte mich zu einem Wesen. Die Verwandlung war von Schmerzen begleitet. Erst lange Zeit nach der Verwandlung kam ich wieder zu mir. Ich war immer noch in diesem Kerker. Durch meine erst kürzlich erlangten Fähigkeiten, konnte ich feststellen, dass sich kein Mensch oder sonst irgendetwas in meiner näheren Umgebung befand. Von da an habe ich Atos nie wieder gesehen. Ich musste mich also alleine vom 13. Jahrhundert bis in die heutige Zeit durchschlagen und alles alleine erlernen. Die Einsamkeit war seit je her mein stetiger Begleiter gewesen. Mehrmals hatte ich versucht mit anderen Wesen oder Menschen zusammen zu leben, aber es war immer erfolglos.
 

Ich saß immer noch bei Landor. Ich atmete tief durch. Diese ganzen alten Erinnerungen hatten mich traurig gestimmt. Werde ich jemals die Möglichkeit haben einen Partner zu finden? Ich könnte Atos suchen, doch danach war mir nicht zumute. Wieso sollte ich meinen Schöpfer, der mich ganz alleine gelassen hatte, suchen? Es ist wohl mein Los, auf ewig alleine zu Leben…



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