Fortsetzung ab Ende Band VI, gleich nach dem "Duell" zwischen Harry und Snape.
Benommen drehte Harry den Kopf nach Snape und den restlichen Todessern um; der Hippogreif, der
Snape verscheucht hatte, schwebte um das Eisentor und verschwand dann kreischend in der
Dunkelheit. Snape war also entkommen. Malfoy der durch den Hippogreif von Snape getrennt wurde,
hastete gerade zum Tor. Wie von selbst hob sich Harrys Arm.
„Impedimenta!“ Unter dem dumpfen Schmerz von Dumbledores Verlust spürte er einen leichten Hauch
von Überraschung, als er sah, dass er tatsächlich getroffen hatte.
Draco war halb ohnmächtig vor dem Tor zusammen gebrochen. Eine glühende Welle der Wut und des
Zorns durchbrach die Harrys Beneblung. Was sollte die verdammte Scheisse eigentlich? War das Leben
nicht so schon kompliziert genug; mussten ihn auch noch alle ihm wichtigen Menschen verlassen?
Bittere Tränen liefen ihm übers Gesicht. Vor Anstrengung zitternd, erhob er sich und taumelte auf
Malfoys reglosen Körper zu.
Seine Wut, aufgestaut in den letzten Jahren, so schien es, richtete er nun auf Draco. Seine ächzenden
Glieder ignorierend packte er Malfoy am Hemd und zerrte ihn hoch.
„Steh auf, du Feigling, damit ich dich so richtig verprügeln kann!“ zischte er mit zusammengebissenen
Zähnen. Malfoys Beine schienen ihn mehr recht zu tragen, er stöhnte und hielt sich mit einer Hand am
Eisengitter fest. Er war zu mitgenommen um Harrys mit letzter Kraft aufgebrachte Schläge abzuwehren,
schwach versuchte er, wenigstens sein Gesicht zu schützen. Seine Knie gaben langsam nach und er
rutschte stetig an den Eisenstäben herunter. Halb weggetreten vor Überanstrengung rappelte er sich
hoch und schwankte, von Harry weg, durch das halb geöffnete Tor auf den Waldrand zu. Harry stürzte
sich von hinten auf ihn und riss ihn zu Boden.
„Du elender Hundesohn...“ Harrys Schläge waren nicht mehr ernst zunehmen, schlussendlich hatte die
körperliche Erschöpfung über seine Wut gesiegt.
„Lass meine Mutter in Ruhe!“ Malfoys Stimme war nur noch ein Flüstern. Er sass inzwischen auf dem
Boden während Harry ihm irgendwie seines misslungenen Angriffs wegen über den Schultern hing. Sie
waren beide zu fertig um sich noch gross rühren zu können. Harry fühlte, die Ohnmacht ihn zu
übermannen drohte; ein irres Lachen drang von seinen Lippen.
„Sie sind alle tot... hahaha...“, seine heisere Stimme drohte zu versagen,“...alle tot.“
Der Körper unter ihm zuckte, und ein Schluchzer entfuhr Malfoy. Erschrocken presste er die Hand auf
den Mund, doch das Weinen liess sich nicht aufhalten und Tränen rollten über seine Wangen und
Finger. Überrascht versuchte Harry einen Blick auf dessen Gesicht zu erhaschen, aber das blonde Haar
verdeckte es. Zum zweiten Mal sah Harry Draco weinen, und irgendwie, obwohl – oder vielleicht gerade
weil – dieser immer eine verhasste Person gewesen war, berührte es ihn auf seltsame Weise.
„Ich wollte es nicht“, Malfoy hatte nun aufgehört zu schluchzen, die Tränen rannen ihm lautlos übers
Gesicht, „Ich hab Angst, Potter... wenn ich IHM nicht gehorche, dann...“ Ruckartig wendete er seinen
Kopf nach links und starrte mit vor Emotionen verzerrtem Gesicht in Harrys Augen. Dann packte er
Harry am Kragen und zog ihn über seine Schulter näher. „...dann bringt er die meinen um... Ich kann
ihm doch nicht meine eigenen Eltern ausliefern.“ Er hatte ganz gelassen gesprochen, doch die Tränen
stiegen wieder in seine Augen und seine Hand zitterte. Er flüsterte: “Ich kann nicht mehr... Harry, ich
will nicht mehr...“ Er sank nach hinten und seine Finger krallten sich in Harrys Pullover.