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Kapitel 2

/Ich hätte aufräumen sollen./

Take schaltete mit leichtem Widerwillen (welcher daher rührte, dass er wusste was für ein Chaos er sehen würde...) das Licht an. Es war dunkel geworden, als sie durch die Innenstadt fuhren. Jetzt waren nur noch die obersten Spitzen der Häuser in goldenes Licht getaucht.

Take holte tief Luft und begann in Windeseile die Klamotten (hauptsächlich von Kanae übrig gebliebene), Handtaschen, Einkaufstüten, und Papierstapel voller alter Sprachen überhäuft mit Artefakten jeder Art aus dem Wohnzimmer zu sammeln. Mit Armen voller Kram flitzte er durch die Wohnung, die er etwa drei Wochen aufzuräumen zu faul gewesen war.

Noch länger hatte er die riesige Glasfront im Wohnzimmer, die einem sofort ins Auge fiel, wenn man die Wohnung betrat, da sie der Eingangstür direkt gegenüber lag, nicht geputzt. Take warf einen Blick in das Arbeitszimmer, in welchem er seinen Gast einquartieren wollte und entschied, dass hier eine Säuberung am wichtigsten war; also warf er einfach den Stapel Klamotten, den er gerade in den Händen hatte durch die geöffnete Tür in sein und Kanaes Schlafzimmer, das sich direkt neben dem Arbeitszimmer befand.

Er warf ein entschuldigendes Lächeln über die Schulter zu Mamoru.

„Sorry, hier ist´s etwas unordentlich. Ich hab´s nicht so mit Ordnung... Setz dich einfach irgendwohin.“

Dabei deutete er vage in Richtung des halbabgeräumten Sofas.

„Willst du was essen oder trinken?“ In dem Moment fiel ihm ein, dass er auch schon lange nicht mehr einkaufen war – und Kanae tat das schon aus Prinzip nicht.
 

„Ach, ist nicht weiter schlimm. Ich hab´s auch noch nie mit Ordnung gehabt...“ Mamoru grinste Take an und setzte sich dann auf das Sofa. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen.

Das Wohnzimmer war wirklich gemütlich. Relativ groß sogar, wenn man es mit den anderen Zimmern verglich. Was die Dekoration anging, hatte Take wirklich einen guten Geschmack. Die Wände waren weder übermäßig mit Bildern beklebt noch zugestellt mit irgendwelchen Schränken. Das Chaos begrenzte sich wirklich nur auf den Fußboden.

Mamoru fühlte sich in der gesamten Wohnung pudelwohl. In seinem Inneren jedoch tobte es, was er nach außen nicht zeigte, oder es zumindest versuchte.

Er wollte hier nicht wieder weg. Das war ihm sofort klar gewesen, als er die Wohnung betreten hatte. Aber was wäre, wenn er wieder weg müsste? Es war eigentlich unmöglich, dass Mamoru hier bleiben könnte. Schließlich kannten sie sich kaum. Er könnte ja nicht bei einem völlig Fremden wohnen. Gedanklich schollt er sich für diese Überlegungen.

Mamorus Persönlichkeit war nicht gerade einfach zu beschreiben. Er war der Typ von Mensch, der nicht bzw. höchst selten auf andere Leute zuging. Deshalb hatte er bisher auch kaum Freunde gehabt. Vielleicht ein, zwei – aber denen hatte er auch nie richtig getraut. Bei Taketo allerdings war alles anders.

Von dessen Frage aus den Gedanken gerissen, bemerkte er, dass sein Magen mehr als nur leer war. Nach der Motorrad-Fahrt brauchte dieser nur die Zeit, sich wieder zu beruhigen, weshalb es Mamoru auch erst jetzt auffiel.

„Ja, ich hab seit heut morgen nichts mehr gegessen.“ Verlegen grinste er. „Soll ich vielleicht etwas kochen? Was das betrifft, bin ich nicht ganz so ungeschickt.“

Das stimmte. Da sein Vater, um es mal vorsichtig auszudrücken, mehr als nur unbegabt war, was den Haushalt anging, hatte Mamoru früh angefangen zu lernen und es stellte sich heraus, dass dieser bei weitem nicht so unbegabt wie sein Vater war. Er hatte regelrecht Spaß an der Arbeit gefunden.
 

„Kochen? Du kannst kochen?! Oh Mann, klasse, du kannst bleiben so lange du willst!“ Take war mit zwei schnellen Schritten beim Sofa und warf sich schwungvoll Mamorus Tasche über die Schulter, die bis dahin zu Mamorus Füßen gelegen hatte. Seine Laune war gerade um 200% gestiegen, denn richtig gekochtes Essen war bei ihnen schon lange nicht mehr auf den Tisch gekommen – Kanae und er hatten außer ihrem wenig ausgeprägten Hang zur Ordnungsliebe auch noch eine gewisse Abneigung gegen´s Kochen gemeinsam.

Die im überschwänglichen Enthusiasmus geäußerten Worte in Aussicht auf eine warme Mahlzeit klangen in seinen Ohren nach wie ein lästiger Tinitus, als er, die Tasche in der Hand, das stickige Arbeitszimmer (Kabäuschen, wie er es gern nannte) betrat und beschloss, dass er zum ersten Mal seit mindestens neun Monaten den Spaltbreit Fenster öffnen würde, den der Computer und die merkwürdigen archäologischen Geräte zur Bestimmung geologischen Alters gerade noch frei ließen.

Er hatte doch tatsächlich einen Fremden nicht nur in seine Wohnung, sondern auch noch zum Bleiben nach belieben eingeladen – und das hatte er ernst gemeint! Es wurde ihm bewusst, als er Staub starrende Artefakte von der Couch in irgendwelche freien Plätze in Kanaes Regale stopfte: eigentlich wäre es ihm ganz recht, wenn Mamoru die ganzen zwei Wochen bleiben würde, die Kanae weg war. Nicht nur deshalb, weil er sich daran gewöhnt hatte, in einer Wohnung voller Trubel zu leben, auch – und bei diesem Gedanken musste er unwillkürlich lächeln – weil er diesen Jungen mochte. Seine Art war angenehm und unaufdringlich; auch wenn er viel Ärger machte, war er ihm sympathisch.

Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, wobei er einen Staubstreifen hinterließ und entschied, dass das Zimmer fürs Erste aufgeräumt genug war. Als er das Wohnzimmer betrat, knurrten sein Magen und das Telefon gleichzeitig und in Aufbietung all seiner Gedankenkraft, kramte er aus seinem Gedächtnis die Liste an Essensvorräten, die sich seiner Meinung nach in der Wohnung befinden mussten.

„Spaghetti oder Reis?!“ rief er über die Schulter zu Mamoru, während er zum Telefon eilte.
 

„Ist mir eigentlich egal... Was hättest du denn lieber?“ Mamoru hörte wie Take den Hörer abnahm und anfing zu reden. Nach fünf Minuten machte dieser immer noch keine Anstalten, das Telefonat zu beenden, also entschloss sich Mamoru dazu, das Abendbrot selbst in die Hand zu nehmen. Wenn er jetzt warten würde, bis Take fertig war, würden sie morgen noch kein Essen haben. Also fing er an in den Schränken nach reis, einem Reiskocher und Beilagen zu suchen. Er fand alle Dinge recht bald und machte sich sogleich an die Arbeit.

Mamoru räumte den kleinen Esstisch in der Küche ab, stellte das Essen und Geschirr hin und wartete dann auf Take, der immer noch telefonierte. Da er das Essen nicht kalt werden lassen wollte, schob er sich in Takes Sichtfeld und deutete ihm, dass das Essen fertig sei.
 

„Okay, Süße, solange dir nichts passiert ist...“ Er hatte Kanae schon nach dem ersten Wort an der Stimme erkannt und gleichzeitig gewusst, dass dieses Gespräch länger dauern würde – für den Zug, den sie nach Fukuoka genommen hatte, lag eine Bobendrohung vor, weshalb auf halber Strecke alle Insassen evakuiert werden mussten und sie ihren Flug nach Xián verpasst hatte, weswegen sie jetzt am Flughafen festsaß und irgendjemandem ihr Leid klagen musste.

Mamoru stand jetzt schon geschlagene fünf Minuten in der Küchentür und verdrehte die Augen. Take zuckte entschuldigend mit den Achseln und versuchte krampfhaft zu übertönen, wie laut sein Magen inzwischen knurrte.

„Hör mal, ich weiß, wie blöd das alles gelaufen ist – ich hatte heute auch ein paar unerwartete Komplikationen,...“ Sein Blick flog zu Mamoru , der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. „Aber ich muss jetzt wirklich Schluss machen, sonst verhungere ich gleich.“

„Wenn dein Magen dir so viel wichtiger ist als ich, dann machen wir am besten ganz und gar Schluss!“ fauchte sie ihm wütend ins Ohr und er konnte gerade noch vermeiden, dass sein Trommelfell platze, als sie mit vollem Karacho den Hörer auf die Gabel warf, indem er ihn so weit und schnell es ging von seinem Ohr entfernte.

Super, sie war stinksauer. Er überlegte, ob er sie gleich zurückrufen würde, entschied sich aber dagegen, da sie jetzt sowieso nur zickig sein würde und sein Magen nun unüberhörbar auf seinem Recht nach Essen bestand.

„Was gibt’s denn?“ fragte er nur und überhörte das Klingeln in seinem Ohr, das Kanaes Gebrüll dort hinterlassen hatte.
 

„Reis mit ein paar Beilagen. Da du nicht kamst, hab ich mich einfach ein bisschen in der Küche umgeschaut und uns etwas gesucht.“

Mamoru setzte sich an den Tisch und wünschte seinem Gegenüber guten Appetit. Dann fing er an zu Essen. Seine Gedanken schweiften dabei immer wieder zu dem Telefonat, was Take kurz vorher geführt hatte. Mamoru war bewusst, dass Take mit seiner Freundin gesprochen haben musste. Wann sonst könnte ein Mann so lange telefonieren. Es rauschte nur so in seinem Kopf.

/War ja klar. So ein gut aussehender Kerl wie er musste natürlich eine Freundin haben. Da hat so jemand wie ich natürlich keine Chance.../ Langsam aß er weiter und wurde sich dann seiner Gedanken bewusst. /Was denk ich da eigentlich... Ich bin doch gar nicht in ihn verliebt... oder doch? Habe ich mich wirklich in ihn verliebt? Noch dazu in einen Jungen?/ Total geplättet durch seine Überlegungen starrte er seine Stäbchen an, bevor er sie zur Seite legte. Nach einer kurzen Schweigeminute richtete Mamoru das Wort an Take.

„Ich würde morgen gern losgehen und versuchen eine Wohnung zu finden. Ich kann und möchte dir nicht länger als nötig auf die Nerven gehen.“ Ein schüchtern, verlegenes Lächeln verließ seine Lippen.

„Da ich mich hier in Tokyo noch nicht so gut auskenne, wollte ich dich fragen, ob du vielleicht Zeit und Lust hättest, mich zu begleiten?“

Mehr als nein konnte Take nicht sagen, also konnte Mamoru auch nichts verlieren.
 

Morgen? Das passte ihm ja mal so gar nicht in den Kram. Take hatte vorgehabt, sich mit seinen Freunden zu treffen, um später am Abend dann seinen Frust über das einstweilige Single-Dasein mit ihnen und einem Bier (oder zweien) zu teilen. Aber,...

Er seufzte innerlich tief. – was man einmal angefangen hatte, sollte man auch beenden: Er hatte Mamoru eingeladen bei sich zu wohnen, nun sollte er ihm doch wenigstens helfen, wenn er ihn darum bat... aber eigentlich wollte er ihn doch nicht soooo schnell wieder loswerden. Warum eigentlich?...

Er kratzte sich am Kopf: „Morgen? Passt mir gut. Ich kenn da einen Makler in der Innenstadt. Da finden wir bestimmt was für dich.“ In Gedanken fügte er mit einem Grinsen hinzu. „... Aber nicht wenn es nach mir geht.“
 

„Danke!“

Dann stand Mamoru auf und räumte das Geschirr ab. Er stellte es in den Geschirrspüler und stellte diesen auch gleich an, da er schon mehr als überfüllt war.

Mamoru nahm sich eine Kanne mit Tee und zwei Tassen und ging mit Take ins Wohnzimmer. Dort ließ er sich aufs Sofa fallen und schloss kurz die Augen. Es war wirklich eine Menge passiert, an seinem ersten Tag in Tokyo. Erst die Ankunft auf dem Bahnhof, dann das Theater mit dem Hotel. Noch während er an das alles dachte, merkte er, wie seine Gedanken abdrifteten und sich eine große Wolke in seinem Kopf ausbreitete.

Und eh er sich versah, war er mitten auf dem Sofa eingeschlafen.
 

Take hatte sich gerade zwei Löffel Zucker in den Tee gehäuft und grinste wieder in Gedanken über die Diskussion, die dieses „Zuckerwasser“ stets zwischen ihm und Kanae auslöste. Als er sich wieder seinem Gegenüber widmen wollte, bemerkte er etwas verdutzt, dass Mamoru die Augen geschlossen hatte und allem Anschein nach schlief.

„Ähm? Mamo?“ Er stand auf und ging um den Tisch herum. Er beugte sich hinunter, um Mamoru ins Gesicht zu sehen und musste unwillkürlich lächeln, denn dieser schlief tief mit halbgeöffnetem Mund.

Es war ein süßer Anblick und ganz plötzlich fühlte er sich von diesem schlafenden Gesicht irgendwie angerührt. Es war ein warmes friedliches Gefühl ihn so schlafen zu sehen. Er strich dem Schlafenden sacht durchs Haar – bis ihm auffiel, wie seltsam er sich benahm. Er spürte, wie er rot wurde, denn sein Gesicht glühte plötzlich als hätte er Fieber.

/Was hab ich mir den bloß dabei gedacht? Er ist doch kein kleines Kind und ich bin auch nicht sein...!/

Er schüttelte den Gedanken ab, wie ein Hund Wasser aus dem Fell: So was abartiges auch nur zu denken!

/Mann, Take, kaum ist Kanae fünf Stunden weg, denkst du schon ans Fremdgehen und das auch noch mit einem Mann!“/ schollt ihn sein Gewissens-Engelchen.

/Aber mit einem Süßen!/ erwiderte trotzig das Take-Teufelchen und Take musste plötzlich über sich selbst lachen. So was war sowieso nur ein Hirngespinst. Er zerzauste dem schlafenden Jungen nun eher spielerisch noch einmal die Haare und ging dann in seinem Zimmer den Fußboden nach ein paar Unterlagen absuchen, die er in den zwei Kanae-freien Wochen bearbeiten wollte.

Als er ins Wohnzimmer zurückkam schlief Mamoru immer noch. Take setzte sich ihm gegenüber und trank sein inzwischen nur noch lauwarmes Zuckerwasser, nur ab und zu blickte er auf und lächelte über seinen „Geliebten“, wie er ihn in Gedanken scherzhaft nannte.
 

Mamoru befand sich irgendwo zwischen wach sein und Tiefschlaf, als er auf einmal eine Wärme über seine Harre fahren spürte. Es war ein angenehmes Gefühl und er schmiegte sich sacht an die Wärmequelle an. Mamoru hoffte, das dieses schöne Gefühl nie wieder verschwand und für immer da bleiben würde. Dem war aber leider nicht so. Nachdem die Wärme wieder verschwunden war, sank wieder die große schwarze Wolke über seinen Geist und er schlief weiter.

Als er die Augen aufschlug, fand er sich in einem Zimmer wieder, was er so noch gar nicht gesehen hatte. Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stand er auf und ging zur Tür, um das Licht anzuschalten. Aufgeräumt wirkte das Zimmer gleich ganz anders. Denn dies war ganz sicher das kleine Bürozimmer, in welches Mamoru vorhin einen Blick geworfen hatte. Es wirkte größer und Mamoru fühlte sich sofort heimisch. Die Couch, auf der er bis eben geschlafen hatte, stand am anderen Ende des Zimmers, gegenüber der Tür. An der einen Zimmerwand hingen Poster von irgendwelchen Orten und Sehenswürdigkeiten, die Mamoru noch nie zuvor gesehen hatte. An der anderen Seite stand ein Schreibtisch mit einem Computer drauf. Davor lagen einige Papierstapel, die wahrscheinlich vorher auf dem Boden gelegen hatten. Mamoru musste Lächeln. Es war schon echt lieb, wie Take sich um ihn kümmerte. Wer sonst hatte hier aufgeräumt und ihn ins Bett getragen?
 

Nachdem er etwa eine halbe Stunde versucht hatte, sich auf seine Unterlagen zu konzentrieren, dabei aber immer wieder vom Anblick des auf seinem Sofa schlafenden Jungen abgelenkt worden war und minutenlang gedankenverloren dessen Gesicht betrachtet hatte, hatte er aufgegeben und sich dazu entschlossen, die Ablenkung umzuquartieren. Er hatte den Jungen vorsichtig unter die Schultern und unter den Knien gefasst und hochgehoben, wobei ihm Mamorus Kopf an die Schulter gesunken war.

Als er versuchte den Lichtschalter im Arbeitszimmer mit dem Ellbogen anzuknipsen, ohne Mamoru zu wecken, fiel sein Blick auf Kanaes Computer und den daran gehefteten Post-it mit dem Postermotiv von „Gone with the wind“. Er grinste breit, während er seine Position der Rhett Butlers anpasste und ernsthaft zu dem Schlafenden sagte: „Eines Tages wirst du mich lieben Scarlett! Hörst du?“ Und unter verschmitztem Grinsen legte er Mamoru auf der Couch ab und deckte ihn zu. Als er fertig mit umbetten war, stand er noch eine Weile da und hing seinen Gedanken nach, während Mamoru ruhig atmete.

Erst Stunden später ging Take selbst schlafen und er träumte davon, wie er im Südstaatenkrieg „seinen“ Scarlett, und Mamoru stand das Kleid auf bizarre Weise, aus dem Feuer rettete. Währe jemand in der nähe gewesen, so hätte er ihn murmeln hören können: „Ashley, wer ist schon Ashley?“
 

Nachdem Mamoru sich noch eine Weile in dem Zimmer umgeschaut hatte, entschloss er sich, wieder schlafen zu gehen.

Am Morgen wurde er durch die Sonnenstrahlen geweckt, die durch das kleine Fenster hinter dem Computer ins Zimmer strahlten. Er gähnte, streckte sich und tappste dann noch halb verschlafen ins Bad. Er wusch sich und zog sich fertig an. Dann öffnete er das kleine Fenster um zu lüften und räumte das Sofa auf. In der Küche machte er den Geschirrspüler auf und begann ihn auszuräumen. Was wollten sie denn eigentlich zum Frühstück essen?

Mamoru fragte sich, ob Take nur japanisches Essen mochte. Da dieser aber noch schlief, konnte er ihn schlecht persönlich fragen. Also würde er einfach mal einkaufen gehen. Als sie gestern angekommen waren, hatte Mamoru nicht weit von der Wohnung einen Supermarkt gesehen. Und er wusste, wo Take den Hausschlüssel hingepackt hatte. Er zweifelte kurz, ob er sich den Schlüssel einfach nehmen sollte, hoffte aber, dass Take es ihm nicht übel nehmen würde.

Dann ging er zum Supermarkt und kaufte ein paar Sachen zum essen ein. Reis, Brötchen, Brot, Belag. Als er wieder bei Take zu Hause war, bemerkte er, dass Take immer noch nicht wach war. Daraufhin ging er in die Küche, bereitete das Frühstück vor.
 

Da war etwas vage bekanntes und dennoch fremdes – was eigentlich? Ein Geräusch, Geruch? Take blinzelte und stellte fest, dass er gestern Nacht bzw. heute Morgen vergessen hatte den Wecker zu stellen und soeben den Beginn seiner ersten Vorlesung verpasst hatte. Er gähnte, streckte sich und versuchte die Bildfetzen seines Traumes zu einem Ganzen zusammenzufügen, was ihm nicht gelang. Was hatte ihn geweckt? Er schnupperte und erkannte den Geruch von getoastetem Toast. Es versetzte ihn in seltsam sentimentale Stimmung. Wie ein Schlafwandler ging er direkt zur Küche – fast erwartete er seinen Vater vor einer Tasse Kaffee und die Morgenzeitung lesend am Küchentisch vorzufinden, während seine Mutter einen Teller mit Toastbrot für ihn hinstellte. Das hatte sie immer getan, als er noch klein war und seine Eltern nicht immer unterwegs waren.

Aber als er die Küche jetzt betrat war da nur ein fremder Mann und für einen Augenblick war er irritiert. Bis ihm plötzlich alles wieder einfiel – er hatte gestern diesen Mamoru eingeladen, bei sich zu wohnen und der hatte jetzt offensichtlich Frühstück gemacht.

„Hey! Gut geschlafen? Ich hab dich gestern mal umquartiert, weil ich eigentlich vor dir aufstehen wollte und dich dann nicht wecken wollte, wenn ich Morgenmuffel durch´s Wohnzimmer muffle. Echt nett von dir Frühstück zu machen und...“ Sein Blick wanderte durch die Küche und blieb am halbausgeräumten Einkaufsbeutel und der geöffneten Spülmaschine hängen. Ihm wurde bewusst, dass er gar kein Toastbrot mehr gegessen, geschweige denn gekauft hatte, seit er nicht mehr mit seinen Eltern zusammenwohnte – also musste das ja irgendwoher kommen. Ihm wurde die Tatsache bewusst, dass er seinem Besuch da seine Hausarbeit aufgebürgt hatte (allerdings ohne Absicht).

„... einzukaufen und aufzuräumen..“ Er lächelte gequält. Man, war das peinlich.
 

Mamoru wirtschaftete durch die Küche, als hinter ihm eine Stimme ertönte. Er zuckte zusammen und drehte sich um. Take stand in der Tür und sah ziemlich fertig aus. Mamoru schickte ihm ein Lächeln: „Frühstück ist fertig.“

Mit diesen Worten stellte er den Korb mit dem fertigen toast auf den Tisch. Dann holte er noch den Kaffee und setzte sich and en Tisch. Take stand immer noch wie angewurzelt in der Tür.

„Was ist mit dir? Magst du dich nicht hinsetzen? Sonst wird alles kalt...“

Wieder huschte ein lächeln über Mamorus Gesicht.
 

Es war schon eine Weile her, seit Take mit jemandem zusammen am Esstisch gefrühstückt hatte (und nicht im Bett). Er genoss es regelrecht diesen morgen ohne die sonst alltägliche hast zu verbringen und strich in Gedanken auch die zwei Nachmittagsvorlesungen von seinem Tagesplan.

„Was hältst du von einer kleinen Stadtführung, bevor wir dem Makler einen kleinen Besuch abstatten?“
 

„Ja, gerne! Wenn ich hier wohnen werde, wäre es vielleicht ganz gut, die Stadt zu kennen. Vielen Dank.“

Dann trank Mamoru seinen Kaffee aus und fing an, den Tisch abzuräumen. Sie sollten sich vielleicht ein bisschen beeilen, schließlich wüssten sie nicht, wie lange sie bei den Maklern sein würden.
 

„Mm, was meinst du – Motorrad oder öffentliche Verkehrsmittel?“ Take grinste und streifte seine Jacke über. Er hatte schon automatisch nach dem Motorradschlüssel gegriffen und grinste. Rhetorische Fragen liebte er. Er würde ganz klar kein Geld in den Staatsrachen schmeißen, nur um ein paar popelige Stationen in der Bahn eingequetscht zu werden. Er würde sich überlegen müssen, was er dem Tokyo-Neuling zeigen sollte und was (von den eher nicht so guten Seiten der Großstadt) er ihm vorsichtig beibringen wollte. Aber zuerst wäre sicher ein Überblick über die Stadt der beste Einstieg.

„Ich hoffe du bist schwindelfrei, Mamoru.“

Dabei lachte er vergnügt über die Schulter und freute sich wie ein Kind über den geplanten Ausflug.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-02-02T13:13:22+00:00 02.02.2007 14:13
*totlach*
Genial der Kapi! Besonders diesen Spruch von "Von Winde verweht"! *den bauch vor lachen halt*
Oder das mit den Teufelchen! xDDD
Von:  Kerstin-S
2006-12-26T21:33:39+00:00 26.12.2006 22:33
hey süße ^^
das kap ist super... ^^
die zwei sind ur süß
ich freu mich schon aufs nächste kapi
hoffe es kommt bald

*knuddel*
hab dich lieb
Von:  Animo
2006-12-26T14:54:47+00:00 26.12.2006 15:54
wooooooooowwwww
das kap is sowas von klasse^^
und die beiden sowas von süß >///<
schreib b iiiiitte schenll weiter

Animo
Von:  Angle-Moon
2006-12-25T21:11:38+00:00 25.12.2006 22:11
dein schreibstil ist einfach toll.
eigendlich fehlen mir die worte, denn du hast, wie in der ersten story, bewiesen, dass du eine geile autoren bist.
und ich freu mich, wie jedes weitere mal, auf das nächste kappi. maaaaaaaach weiteeeeer!!!!!! ^^


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