Ginny erschrak heftig, als sich ihr die drei Jungen in den Weg stellten.
DAS LIEBESSCHLOSS
Ginny erschrak heftig, als sich ihr die drei Jungen in den Weg stellten.
"Na", grinste Draco sie an, "wohin denn so eilig?"
"Das geht dich gar nichts an", antwortete Ginny und schob ihn
beiseite. Draco griff blitzschnell nach der durchsichtigen Plastiktüte, die das
Mädchen in der Hand hielt, und riss sie ihr weg.
"Hey", schrie Ginny, "gib mir meine Toffees wieder. Die hat
mein Bruder mir geschenkt."
"Na sowas", höhnte Draco, "und jetzt schenkst du sie
mir."
"Gib sie her", rief Ginny wütend und versuchte die Tüte zu
erreichen, die Draco am ausgestreckten Arm in die Luft hielt. Der Slytherin
griff nach seinem Zauberstab und hielt ihn Ginny an den Hals.
"Wenn du nicht sofort verschwindest, verpasse ich dir einen Fluch, den
du dein Lebtag nicht vergisst."
Ginny blieb wie erstarrt stehen und ließ die Arme hängen. Lachend
entfernten sich Draco und seine beiden Leibwächter Crabbe und Goyle.
Mit Tränen in den Augen ging Rons Schwester zum Klassenzimmer. Heute hatten
die gesamten Gryffindors gemeinsam eine Stunde in "Verteidigung gegen die
Schwarzen Künste", da geübt werden sollte, wie sich jüngere Schüler
gegen Angriffe höher gestellter Magie effektvoll zur Wehr setzen konnten. Der
Klassenraum war magisch vergrößert worden, da sonst unmöglich alle Schüler
Platz gefunden hätten. Professor Lupin stand bereits an der Tafel und wartete
auf die Nachzügler, zu denen auch Ginny gehörte, die sich zu ihren Brüdern
Fred und George setzte.
Lupin begann mit dem Unterricht. Alle Gryffindors hörten gespannt zu, als
ihr Lehrer ihnen von gewaltigen Flüchen erzählte. Als Ginny und Harry zu einer
Demonstration aufgerufen wurden, lenkte Ginny den Tritaxus-Fluch nicht - wie
vereinbart - aus dem Fenster, sondern bewirkte, dass er Nevilles Kröte Trevor
traf, die sich sofort in Stein verwandelte. Neville fiel vor Schreck fast in
Ohnmacht, doch als Lupin Trevor wieder erlöst hatte und Harry und Ginny wieder
auf ihrem Platz saßen, beruhigte sich Neville wieder.
"Was war denn mit dir los?", fragte Harry. "Du warst total
unkonzentriert."
"Malfoy hat mir meine Toffees geklaut", sagte Ginny mit wütendem
Gesichtsausdruck.
"Keine Angst, ich werde ihn mir nachher mal vorknöpfen. Könntet ihr
vielleicht mal damit aufhören?", fragte Harry und beugte sich zu den
Weasley-Zwillingen herüber, die die ganze Zeit am Kichern waren.
Plötzlich wurde die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen. Es wurde totenstill,
denn Snape betrat den Raum. Ohne Zögern ging er zu Lupin.
"Was kann ich für Sie tun, Severus?", fragte der Werwolf.
"Du könntest mich lieben", flüsterte der Meister der
Zaubertränke und küsste Lupin fest auf den Mund. Remus war viel zu
überrascht, um zu reagieren. Er riss die Augen auf und schaute in Snapes Augen,
die ihn liebevoll ansahen. Auch die Schüler in der Klasse hatten die Blicke auf
Snape geheftet. Keiner sagte einen Ton.
Als Lupin den Schreck überwunden hatte, drückte er Snape von sich, starrte
ihn wütend an und sagte: "Was fällt Ihnen ein? Was ist bloß in Sie
gefahren?"
"Ich habe mich so nach dir gesehnt", hauchte Snape, legte seine
Hände auf das Gesäß seines Kollegen, zog ihn an sich und küsste dessen Hals.
"Raus, der Unterricht ist beendet", keuchte Lupin, während er
recht erfolglos versuchte, Snapes Liebesbekundungen abzuwehren. Die Schüler
verließen den Klassenraum. Draußen im Flur kam es zu lebhaften Diskussionen.
Jeder fragte sich, was mit Snape los war.
Nur Fred und George bemerkten anfangs, wie Katie Bell von hinten an Angelina
Johnson herantrat, ihre Arme um sie legte und ihr die Uniformjacke aufknöpfte.
Lustvoll schob Angelina ihren Oberkörper nach vorne, während Katie ihren
Nacken küsste. Die zwei Mädchen genossen es sichtlich, und Freds und Georges
Gesichter wurden so weiß wie frisch gefallener Schnee.
Fred wankte zu seiner Schwester hinüber und bat sie: "Ginny, gib mir
bitte sofort die Toffees wieder."
"Ich habe sie nicht mehr. Malfoy hat sie mir vor der Stunde abgenommen.
Was ist denn?", fragte das Mädchen, als sie in das Gesicht ihres Bruders
blickte, der offenbar vollkommen verstört war.
"Wir haben eine neue Erfindung von uns in die Toffees getan. Zwei
Tropfen von einem Liebestrank. Einen Toffee haben wir absichtlich nach Snapes
Unterricht auf dem Tisch liegen lassen. Er muss ihn gegessen haben. Aber so
sollte das eigentlich nicht laufen. Es war nicht geplant, dass sich Jungs in
Jungs und Mädchen in Mädchen verlieben. Wer hat von den Toffees
gegessen?"
"Na, wir alle hier", antwortete Ginny und machte eine Handbewegung,
die alle Gryffindors einschloss. "Es waren doch genug davon in der
Tüte."
Fred schlug entsetzt die Hände vors Gesicht.
"Entschuldige mich bitte", sagte seine Schwester und wandte sich
nach links, wo Hermine stand. Die beiden Mädchen blickten sich tief in die
Augen. "Wie sexy du bist", wisperte Ginny und fuhr Hermine mit den
Fingern durch das Haar. Hermine stöhnte und vergrub ihr Gesicht in Ginnys
Bluse.
Draco kam zusammen mit Crabbe, Goyle und Pansy Parkinson den Flur entlang.
Augenblicklich stürmte Harry auf ihn zu.
"Du gibst Ginny sofort ihre Toffees wieder, Malfoy, sonst ..."
Draco ging in Abwehrstellung. "Sonst was, Potter?", fragte er
kampflustig.
Harry stutzte und sah Draco an. Warum war ihm bisher nie aufgefallen, wie
hübsch Draco war? Wie ein entzündetes Feuer unter einem Kessel schoß die
Leidenschaft durch ihn hindurch. Er zog den Slytherin am Arm zu sich, flüsterte
"Oh, Draco" und küsste ihn wild. Harrys tastende Finger fanden den
Raum zwischen den Knöpfen von Dracos Hemd. Mit einem kräftigen Ruck riss Harry
Draco das Hemd auf, so dass drei Knöpfe auf den Boden sprangen.
Der Slytherin erwiderte Harrys Küsse, zerrte Harrys Hemd aus der Hose und
ließ seine Finger über Harrys Rücken gleiten. Hart pressten sich ihre
Unterleibe gegeneinander.
Jedem Schüler aus Ravenclaw oder Hufflepuff, der den Gang entlang lief, bot
sich ein merkwürdiges Bild. Mädchen lagen auf dem Boden und streichelten und
küssten sich gegenseitig. Jungen, die teilweise nur halb bekleidet waren,
lehnten an Wänden und liebkosten sich.
Crabbe und Goyle erkundeten mit ihren Händen jede Stelle ihres Körpers; Ron
und Lee Jordan küßten gegenseitig ihre Oberkörper; Hermine massierte der laut
stöhnenden Ginny die Brüste; Harry und Draco zogen sich gegenseitig ihre
Kleidungsstücke aus.
"Was geht denn hier vor?", dröhnte die empörte Stimme von
Professor McGonagall über den Flur, doch niemand ließ sich durch ihr
Erscheinen stören. Fassungslos blickte die Hauslehrerin von Gryffindor auf das
Gewimmel von sich liebenden Menschen. Dann hatten ihre Augen Fred und George
Weasley erblickt, die unter Schock stehend auf das Geschehen starrten.
McGonagall ging zu ihnen hinüber und zischte: "Ich verlange eine
Erklärung für dieses Verhalten."
Die beiden Brüder wurden knallrot.
"Wir ... wir haben im Honigtopf ... Toffees gekauft. Die ... die waren
wohl nicht ganz ... in Ordnung", stammelte Fred.
"Wo sind die Toffees?"
Fred zeigte auf Draco. "Mr Malfoy hat sie, Professor."
Minerva ging zu Draco und Harry hinüber. "Mr Malfoy, wo sind die
Toffees?"
"Toffees ... Tasche ... Umhang ...", stammelte Draco stöhnend, da
Harry gerade seinen Bauchnabel mit der Zunge bearbeitete.
Die Lehrerin nahm Dracos Umhang, zog aus ihm die Tüte Toffees hervor und
steckte sie ein. Dann wandte sie sich wieder an die Zwillinge.
"Haben Sie nicht Unterricht bei Professor Lupin? Wo ist er?"
Zitternd deutete George auf die Klassenzimmertür. Professor McGonagall ging
entschlossen auf sie zu und riss sie auf. Mit einem Schrei des Entsetzens
taumelte sie rückwärts, schmetterte die Tür zu, hielt sich an der Wand fest
und lehnte schwer atmend ihre Stirn gegen die kühle Mauer.
Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, stapfte sie abermals zu Fred und
George.
"Verraten Sie mir bitte, wie ich dieses Chaos auflösen soll",
tobte sie. "Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?"
"Nimm mich! Nimm mich!", schrie Draco, der von Harry gerade zum
Höhepunkt gebracht wurde.
George konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Das ist nicht lustig, Mr Weasley", fauchte McGonagall den Jungen
an. "Los, helfen Sie mir dabei, die ganze Meute in den Krankenflügel zu
schaffen."
McGonagall ging auf Hermine und Ginny zu und zog sie auseinander.
"Schluss jetzt. In den Krankenflügel mit Ihnen."
"Aber mir geht es so gut wie noch nie", behauptete Hermine, der
Ginny gerade zärtlich den Bauch küsste.
Mit einigen Anstrengungen schafften es Fred, George und die Lehrerin
schließlich, dass sich alle Schüler vom Fußboden erhoben.
"Jetzt ab zu Madam Pomfrey. Und zwar ohne Widerrede, sonst bekommen Sie
eine Strafarbeit, die es in sich hat", drohte McGonagall. "Und Sie,
Miss Parkinson, hören auf der Stelle damit auf, meinen Busen zu
tätscheln!"
In der Krankenstation wurden alle betroffenen Schüler ins Bett verfrachtet,
was abermals für Unruhe sorgte, da die meisten Jugendlichen ihre Schlafstätte
wieder verließen, um zu ihrem oder ihrer Liebsten zu gelangen. Erst ein starker
Schlafzauber beendete das Durcheinander.
Dann begab sich Madam Pomfrey zu Professor Snape und Lupin in das
Klassenzimmer. Die beiden Lehrer wurden ebenfalls mit einem Schlaf außer
Gefecht gesetzt und auf die Krankenstation transportiert. Dort analysierte Madam
Pomfrey die Toffees, die ihr Professor McGonagall gab, entwickelte einen
Gegentrunk und flößte diesen den Schülern und den beiden Lehrkräften ein.
Erst später erfuhr die Krankenschwester, dass Professor Lupin nicht von den
Toffees genascht hatte.
Am nächsten Morgen war alles vorbei und das Haus Gryffindor der
Gesprächsstoff für die gesamte Woche. Natürlich erinnerten sich die
betroffenen Teenager an alles, was vorgefallen war, und liefen mit hochrotem
Kopf in der Schule umher.
"So, das war der letzte Patient", atmete Madam Pomfrey auf, als das
letzte Mädchen die Krankenstation verlassen hatte.
"Jetzt kehrt hier wohl etwas Ruhe ein", vermutete McGonagall.
"Wollen wir es hoffen. Ich bin total erledigt", seufzte die
Krankenschwester und ging zu ihrem Schreibtisch zurück.
McGonagall schloss die Tür und verriegelte sie magisch. "Ich sorge
schon für deine Entspannung, Poppy", hauchte sie.
ENDE