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Street Children´s Farewell

von

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Kapitel 5

Als Kira erwachte, sah er den vertrauten Raum des Doktors und kurze Zeit später auch sein Gesicht über sich. Sowohl seine Schulter als auch sein Rücken sagten ihm mehr als deutlich, dass er sich in der nächsten Zeit ausruhen sollte, um nicht irgendwann den Löffel abzugeben.

Vorsichtig wollte er sich aufrichten, resignierte aber, als er seinen Körper nicht mal einen Millimeter von der Liege hochbekam. Seufzend entspannte er sich wieder und sah den Doktor an. "Sorry, dass ich so blöd war. Ich hab Ihnen sicher viel Arbeit bereitet..."
 

Der Doc grinste ihn an, zwinkerte und hob demonstrativ eines der noch nicht gesäuberten Skalpelle hoch. Nein, er hatte seinen Spaß gehabt. Dann stellte er ihm ein Glas hin, kurz darauf legte er eine Tablette daneben, wandte sich ab.

Und schon flog die Tür auf und Chibi-chi stürmte herein. „Doc!“ Sie blieb abrupt stehen. Auch sie fand den Arzt der Gruppe gruselig, auch wenn er ihr eigentlich keine Angst machte. Nur, mit dem Skalpell in der Hand… Sie schüttelte sich demonstrativ. „Wir haben Arbeit für dich!“, fing sie sich wieder, blickte dann zu Kira, der auf der Liege lag, lief zu ihm. „Komm, ich helf dir, du musst da runter!“
 

Überrascht sah er das Mädchen an, ließ sich dann aber unter Ächzen und Stöhnen dabei helfen, aufzustehen. Chibi-chi half ihm hoch und ging dann mit ihm bis zur Wand. Dort ließ er sich erst mal sinken. Er hatte keine Kraft, und alles tat ihm weh.

Kurze Zeit später flog die Tür erneut auf und...

Kiras Augen weiteten sich und er schnappte hörbar nach Luft. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass das Ren auf der Trage war, aber den Sachen nach zu urteilen, war er es. Er sah schlimm aus, um nicht zu sagen grauenvoll. Sein Kopf war eine einzige Wunde und der Rest seines Körpers sah auch nicht gerade intakt aus.

Kira krallte sich mit der einen Hand an den Arm von Chibi-chi und versuchte sich an ihr hochzuziehen. Mit Mühe und viel Kraft schaffte er es, und schwankte dann mehr, als dass er ging, nach draußen. Er wollte raus. Auch wenn er sich fühlte, als würde sein Körper bei jedem Schritt verglühen. Er musste aus diesem Raum raus!
 

Chibi-chi half ihm dabei, wurde schon nach kurzer Zeit von Chibi-chan dabei unterstützt, die die Nachhut für Ren bildete. Ein fragender Blick traf ihre Schwester, doch diese zuckte nur mit den Schultern. Sie hatte keine Ahnung, warum er es so eilig hatte, wo ihn doch auch einer der Jungen hätte tragen können.

„Wo willst du, dass wir dich hinbringen?“, fragte Chibi-chan und legte sich seinen Arm um die Schultern.

„Willst du in den Gemeinschaftsraum?“, fügte Chibi-chi noch hinzu und zog ihn endlich ein wenig höher, damit er zumindest einigermaßen aufrecht stand. Sie waren beide in etwa so groß wir er, so dass es ihm nicht so schwer fallen würde zu gehen, wenn er sich auf sie stützte.

„Du weißt, dass es dir nicht gut tut, wenn du soviel herumläufst.“

„Du siehst schrecklich aus!“

Sie blickten einander an. „Vielleicht sollten wir ihn zu uns bringen?“, fragten sie unisono und nickten, denn die Frage der anderen war für sie genug. Sie wandten sich nach rechts.
 

Es war Kira egal wohin er ging, Hauptsache weg von Ren! Er stützte sich leicht auf die beiden Mädchen und sah nach einigen Sekunden Chibi-chan an.

"Könntet ihr mich vielleicht in irgendein Bett bringen? Ich möchte schlafen... und ich will Ruhe." Leicht schloss er die Augen, fiel es ihm doch schon die ganze Zeit über schwer, sie offen zu halten.

Die beiden gingen in Richtung ihrer Unterkunft, kamen dabei an dem von Ren vorbei. Kira spannte sich merkbar an und wandte den Kopf ab.

Warum... Warum hat er das nur getan? Ich hatte... ich hatte ihm doch vertraut.

Es war nicht wichtig. Nicht jetzt. Erstmal sollte er wieder gesund werden, dann könnte er über diese Sache nachdenken und einen Schlussstrich ziehen. Das musste er auch tun, sonst würde es ihn nie wieder loslassen…
 

Die Zwillinge nickten schweigend, als sie zu ihrem Raum kamen, einigten sich still, dass er ihr Bett haben konnte, solange es keinen anderen Ort für ihn gab. Ihr Bett war groß, weil sie immer zu zweit darin schliefen. Selbst vier von ihnen hätten hineingepasst. Allerdings lag dieses Bett im obersten Stockwerk des ehemaligen Bürogebäudes, also weit oben, und es war mit gewissen Anstrengungen verbunden, ihn da hinauf zu bekommen. Aber sie schafften es.

Chibi-chi keuchte, stieß die Türe auf und zog Kira dann weiter, ihre Schwester folgte. Sie erreichten das Bett, da war Kira schon fast wieder am Schlafen. War wohl wirklich müde, der Junge. Armer Kerl. Was war nur mit ihm passiert? Wieso war er ständig verletzt.

„Du bist ein Pechvogel, weißt du das?“, fragte Chibi-chan leise, als sie ihm half, sich zu setzen.
 

Sobald Kira etwas Weiches, Festes unter sich spürte, versank er vollends in Schlaf und holte sich somit die nötige Kraft und Ruhe, die er brauchte. Selbst die Frage Chibi-chans überhörte er. In seinen mehr oder weniger ruhigen Träumen begegnete er immer wieder Ren. Und dann war da noch diese Person, die ihn gerettet haben musste. Wer das wohl gewesen war? Es war eine eindeutig männliche Stimme… aber genau konnte Kira sie trotzdem nicht zuordnen.

Dann verschwammen die Bilder und er sah jenen grauenvollen Tag erneut vor sich.

Er. Klitschnass. Im Regen.

Vor ihm, sein kleiner Bruder. Tot.

Um ihn herum standen die Mitglieder der Storms und er kauerte vor der Leiche seines Bruders. Wut und heiße Tränen stiegen in ihm auf und sein Wille nach Rache wurde erneut geweckt. Sein Blick ruhte starr auf dem kleinen, leblosen Körper, nicht fähig zu denken.

Dann begannen Blitze um ihn herum zu zucken, unter ihm öffnete sich ein großes, endloses, schwarzes Loch. Und Kira fiel. Er konnte nicht sagen, wie lange, es schien ihm endlos. Er blickte nach oben, zur einen Seite, zur anderen Seite und sah nichts als endlose schwarze Leere. Als er jedoch nach unten blickte, sah er einen Lichtpunkt, der mit der Zeit immer größer wurde.

Er strebte ihm entgegen, hoffte etwas zu finden was er suchte.

Als er schon Angst hatte, auf dem Boden aufzuschlagen, verlangsamte sich seine Geschwindigkeit, bis er schließlich sanft wie eine Feder auf dem Boden aufkam. Er blickte sich um. Überall um ihn herum war erneut Dunkelheit. Das Licht war verschwunden, sobald er den Boden berührt hatte.

Er lief blindlings in eine Richtung, Panik begann ihn zu ergreifen. Was machte er hier? Warum war es so dunkel?

Kira konnte sich keine Antwort darauf bilden, lief einfach immer weiter. Ein Lichtblitz vor ihm erhellte für einige Augenblicke die Umgebung und er blieb stehen. Es sah aus, als wenn er in einem riesigen übergroßen Zimmer wäre. Er hatte das Zimmer noch nie gesehen. Das einzige, was er zuordnen konnte, war die Treppe, die auf der einen Seite nach unten führte.

Kira schluckte kurz und entschloss sich dann, den Weg nach unten zu nehmen. Er wusste zwar nicht, wo er ankommen würde, aber das wusste er hier nirgendwo. Er hielt sich an dem Geländer fest und lief langsam nach unten. Sein Herzschlag ging schneller. Die Treppe schien endlos und er setzte einfach einen Fuß vor den nächsten, hoffte, dass die Treppe nicht einfach endete. Es kam ihm wie Stunden vor, die er lief, eine Gänsehaut legte sich über seinen Körper und er hoffte, dass er bald aus diesem Labyrinth herausfand.

Die Erlösung kam schneller als erhofft und traf ihn wie ein Schlag, als Kira plötzlich eine Person vor sich ausmachte. Ohne nachzudenken stürmte er auf den unbekannten zu, in der Hoffnung, dass er ihm helfen würde.

„Warte! Bitte!“

Sein Rufen wurde von der Dunkelheit verschluckt und Angst trieb ihn dazu, seine letzten Kräfte zu mobilisieren und den Fremden einzuholen. Kira legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn in seine Richtung.

Er sah ihm ins Gesicht, seine Augen weiteten sich und im nächsten Augenblick spürte er Kühle auf seiner Stirn…

Langsam öffnete er seine Augen. Um ihn herum war es dunkel. Es schien Nacht zu sein. Er bewegte seinen Arm und bemerkte, etwas Nasskaltes neben sich. Mit der anderen Hand griff er danach und spürte, dass es ein kaltes Tuch war. Jemand schien es ihm auf die Stirn gelegt zu haben. Bei seinem Albtraum war es dann weggerutscht…

Albtraum…

Kira setze sich auf, stützte die Ellenbogen auf die angewinkelten Füße und versuchte sich an alles zu erinnern. Da war sein Bruder gewesen und ein Junge. Wer war der Junge nur gewesen? Kira kannte ihn. Da war er sich sicher. Aber er konnte die letzten Sekunden einfach nicht rekonstruieren. Er versuchte angestrengt nachzudenken, besann sich aber eines besseren, als sein Kopf unheilvoll zu Pochen begann. Wenn es etwas Wichtiges gewesen war, würde es ihm schon wieder einfallen. Da war er sich ganz sicher.

Er legte sich wieder zurück und verfiel fast augenblicklich erneut in tiefen, diesmal traumlosen Schlaf.
 

Chibi-chi und Chibi-chan nur ein paar Zentimeter weiter auf dem großen Bett hatten das schweigend beobachtet. Die Albträume des Jungen, dem sie Unterschlupf gewährten, hatten sie geängstigt. Sie hatten nicht gewusst, was zu tun war, hatten ihn nicht wecken können. Das feuchte Tuch war ein Versuch gewesen, hatte aber im Grunde nichts gebracht. Wasser half nicht gegen Träume. Es half nur gegen Müdigkeit im Allgemeinen.

Als er sich wieder hinlegte, kuschelte sich Chibi-chi gegen ihre Schwester. „Er hatte es wohl nicht leicht.“, murmelte sie leise gegen ihre Brust.

Das andere Mädchen legte die Arme um sie. „Er hat viel erlebt… So wie wir.“, erwiderte sie noch leiser, dann schlossen beide die Augen. Da Kira diesmal ruhig blieb, schliefen sie auch recht schnell ein.
 

„Kiraaaaaaaaaa-kuuuuuuun!“, quietschte Chibi-chan am nächsten Morgen gut gelaunt, hopste neben ihm auf dem Bett auf und ab. Sie und ihre Schwester waren schon fertig angezogen, die Sonne war gerade aufgegangen! „Aufwachen! Frühstück!“

Sie hopste vom Bett und Chibi-chi brachte ein paar frische Kleider für den Neuzugang. „Tsubasa will dich sehen.“ Ihn hatten sie getroffen, als sie das Essen für die Gruppe zubereitet hatten.
 

Kira erwachte durch Geschrei und ein wackelndes Bett. Chibi-chan saß neben ihm und teilte ihm mit, dass er sich beeilen sollte, um noch etwas von dem Frühstück abzubekommen. Er lächelte sie an und versuchte seine Müdigkeit zu vertreiben. Dann nahm er dankend die Kleider von Chibi-chi entgegen und ging ins Gemeinschaftsbad, um sich anzuziehen und zu waschen. Im Spiegel begutachtete er sich. Er hatte zwar Ringe unter den Augen, sah aber lange nicht so krank aus, wie er sich gestern gefühlt hatte. Er drehte sich kurz, um seine Schulter und den Rücken zu begutachten und bemerkte mit Freuden, dass der Verband noch saß und beides auf dem Weg der Besserung zu sein schien.

Als er fertig war, ging er wieder zu Chibi-chi und Chibi-chan und machte sich kurze Zeit später mit den beiden auf den Weg zum Frühstück.
 

Die Zwillinge waren ausgelassen wie immer. Sie hakten sich jeweils bei ihm ein, kicherten und unterhielten sich in ihrer ganz eigenen Sprache miteinander, nicht verbal sondern irgendwie auf eine Art, die über menschliches Verständnis hinausging.

Kaum betraten sie den Raum, wurden sie mit Gejohle und Applaus empfangen. Immer wenn sie das Frühstück machten oder anderweitig kochten, war das so, sie galten in der Gruppe als die besten. Winkend und grinsend gingen sie direkt durch den Pulk, zogen den Jungen mit sich, der ebenfalls Applaus bekam, weil er es geschafft hatte, die Zwillinge eine ganze Nacht lang zu ertragen - das war schließlich nicht gerade selbstverständlich – und blieben erst vor dem Tisch stehen, an dem Tsubasa und Zero saßen. Letzterer warf ihnen einen vernichtenden Blick zu, gegen den sie glücklicherweise immun waren.

„Hier ist er.“

„Bestellt und abgeliefert!“

Sie quietschten, drückten jeder noch einmal sachte ihren neuen Freund, dann drehten sie hüpfend und glücklich ab, um sich endlich ein Frühstück zu genehmigen.

„Wie geht es dir?“, fragte Tsubasa freundlich und deutete auf den Stuhl vor sich. „Hast du gut geschlafen?“
 

Lächelnd setzte er sich. "Na ja, es geht so."

Sein Blick schlich kurz zu Zero, beobachtete ihn. Er hatte so ein komisches Gefühl, was ihn betraf. Aber warum nur?

Nachdem sich alle wieder hingesetzt hatten, begannen sie mit dem Frühstück. Es war wirklich lecker. Es gab Ei, Reis, einige westliche Speisen und alles war sehr gut zubereitet worden.

Kira schaufelte das Essen nur in sich hinein, konnte er sich doch nicht einmal daran erinnern, wann er das letzte Mal etwas Nahrhaftes zwischen den Zähnen hatte.
 

„Das freut mich.“ Tsubasa begann nach einem Augenzwinkern ebenfalls zu essen, denn es bedeutete, dass er immerhin etwas geschlafen hatte.

Zero schob sich etwas Reis in den Mund, als er das erste Mal Kira ansah, seit dieser sich gesetzt hatte. Er war blass. Aber er zitterte augenscheinlich nicht mehr. Gut. Und er bewegte sich heute auf jeden Fall sicherer als gestern noch.

Zufrieden nahm er etwas Ei von seinem Teller, als Tsubasa wieder zu sprechen begann.

„Was war gestern, dass du wieder zum Doc musstest?“ Er wusste es ja, aber er wollte es gerne von Kira hören. Es war ihm wichtig, denn es würde darüber befinden, wie er mit Ren verfahren musste.
 

Kira wollte gerade nach dem Reis greifen, als er mitten in der Bewegung innehielt. Er sah Tsubasa an und blickte dann durch den Raum. Es waren fast alle Mitglieder da. Kira wollte es nicht noch mal erzählen, aber noch weniger wollte er, dass alle darüber Bescheid wussten.

Nach einigen Sekunden haftete sein Blick wieder an dem Anführer und er sah ihn mit einem leidenden Blick ins Gesicht. "Warum willst du es wissen? Weißt du es nicht schon längst?"
 

Zero rollte mit den Augen. „Klar weiß er es!“, murrte er, bekam im nächsten Moment eine Kopfnuss von Tsubasa, der ihn böse anfunkelte.

„Sei still, Zero-chan!“, sagte er, wandte sich dann wieder Kira zu. „Ich brauche die Information aus deinem Mund, sonst kann ich nichts tun. Wenn dir die anderen Sorgen machen… Kein Problem. Sie hören nicht zu. Wenn du hier an diesem Tisch leise sprichst, dann kann es keiner hören, darauf hat Zero wirklich peinlich genau geachtet, als er ihn für uns bestimmt hat.“

Der Chinese schnaubte verächtlich.
 

Kira sah von Zero zu Tsubasa und noch mal zurück, bevor er seinen Kopf senkte, und alles erzählte. Vor seinen Augen spielte sich alles erneut ab, wie schon so oft seit gestern… "Ren... wollte mit mir zum Mittag gehen und hat mich in diese Seitenstraße geführt." Seine Muskeln begannen sich zu spannen und die Worte kamen immer schwerer über seine Lippen. „Er hat mich an die Hand genommen und dann plötzlich hat er… mich geküsst. Ich war überrascht, wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte ihn wegstoßen, hab es aber nicht geschafft. Als er dann weiter gehen wollte, bekam ich Angst. Ich wollte schreien, konnte aber nicht. Ich hab keinen Ton mehr über die Lippen bekommen. Dann… habe ich schon fast die Hoffnung aufgegeben, bis mich doch noch irgendwer gerettet hat. Ich weiß allerdings nicht wer. Als nächstes bin ich dann im Zimmer des Docs aufgewacht und das war´s. Mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen.“

Zwischenzeitlich hatte Kira Tsubasa immer mal wieder angeschaut, hatte dies aber nicht lange durchgehalten.
 

Tsubasa sah seinen Ziehbruder bedeutungsvoll an, als Kira erzählte, er könne sich an seinen Retter nicht mehr erinnern, doch der zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. War doch gut so, dann war sein Ruf doch noch nicht ruiniert! Dann wandte er sich an Kira.

„Du bist aber auch eine Pflaume!“, stellte er fest. „Mara hast du geschlagen, dass er in die Knie gegangen ist und diese Niete kannst du nicht mal angreifen, obwohl er drauf und dran ist, dich über die hohe Kante zu brechen!“

Mit diesen Worten schob er sich erneut etwas Reis in den Mund, aber seine grünen Augen blieben unerbittlich an Kira hängen.

Tsubasa blickte ihn wieder an, seufzte resigniert. Das war leider schon zuviel… Da würde er sich für Ren wohl etwas überlegen müssen. Vielleicht sollte er ihn einfach fortschicken, auch damit ihn Zero nicht doch noch killte…
 

"Das war doch was völlig anderes!", fuhr er auf, leicht gereizt von Zeros Aussage, bevor er sich eines besseren besann und sich wieder beruhigte. "Sorry, aber… das war etwas anderes. Mara kannte ich nicht... Ren aber habe ich vertraut." Es fiel ihm schwer, das so herauszusagen, aber es entsprach nun einmal der Wahrheit.

Kurz sah er dem Vize noch in die Augen, bevor er sich dann weiter seinem Essen zuwandte. Komischerweise hatte er immer noch Hunger, und das, obwohl er schon einige Mengen verschlungen hatte.
 

Zero nickte. Hatte er sich doch gedacht. Zu leichtgläubig der kleine Kerl. Aber das würde ihm vielleicht eine Lehre sein, nicht gleich jedem zu vertrauen, der freundlich zu ihm war.

„Ren zu vertrauen grenzt ebenfalls an geistige Umnachtung.“, zuckte er die Schultern, dass Tsubasa zu lachen begann und ihm schon die zweite Kopfnuss an diesem Tag gab.

„Sei nicht so fies zu Kira!“, sagte er, nahm einen Schluck von seinem Orangensaft und hob dann die Augen wieder auf Kira. „Nimm den nicht so ernst.“, erklärte er. „Der hatte auch schon seine Differenzen mit Ren. Da kann er natürlich viel sagen.“ Er lachte. „Ansonsten scheint es dir wieder besser zu gehen. Wir zwei…“ Er deutete auf Zero und sich. „…wir werden gleich in die Stadt gehen. Möchtest du vielleicht mitkommen? Du brauchst neue Klamotten, Zeros sind dir zu groß!“ Mit dem Kinn deutete er auf die Kleider, dir er anhatte.

Zero fuhr zu ihm herum, dann zu Kira, blickte an diesem hinunter und sein Blick wurde eisig, als er sich wieder zu Tsubasa herumdrehte, langsam, aufreizend langsam. „Kannst du mir mal erklären, wie du es wagen kannst, ihm Klamotten von mir zu geben, ohne mich zu fragen?“

Tsubasa grinste ihn an. „Ich war der Meinung, du hättest nichts dagegen!“, erwiderte er unschuldig.

„So, du warst der Meinung? Ist ja toll! Er stand auf, kam dem Gesicht seines Ziehbruders ganz nahe. „Dann solltest du nie wieder versuchen, meine Meinung zu erahnen, denn du bist dazu einfach zu unfähig!“

„Ach was!“ Tsubasa lachte, nahm seine Hand und zog ihn zu sich herunter, um an seine Haare zu kommen, die er durchstrubbelte, als wäre er ein kleines Kind. „Tu nicht so böse!“

„Ich bin böse!“, rief Zero und schlug die Hand zur Seite. Er wollte gehen, doch Tsubasas Griff schloss sich um einen Zipfel seines Mantels und mit einem Ruck riss er ihn zurück, sodass Zero auf seinem Schoß landete. Weiche Arme wanden sich um seine Mitte und hielten ihn eisern fest.

„Zwangskuscheln!“, grinste Tsubasa, als Zero sich zu wehren begann und dann knuddelte er ihn so heftig durch, dass der Jüngere einfach keine Chance hatte. Immerhin gelang es ihm irgendwie, sich halb in diesen Armen zu drehen, damit er sich revanchieren konnte, doch das brachte ihm auch nicht so viel. Tsubasa war nun einmal stärker! Und er hatte ihn im Schwitzkasten.

Dann wurde er stocksteif. Er bemerkte Tsubasas herausfordernden Blick, den er Kira schickte, der ja noch immer an diesem Tisch saß. Noch bevor es kam, wusste er es bereits, dann spürte er auch schon die Lippen seines Bruders auf seinen. Weich und wie immer verlangend. Und seine Arme klemmten zwischen Tsubasas an seinen Seiten.
 

Er hatte also Zeros Sachen an. War ja mal interessant. Aber eigentlich auch logisch, wo sonst sollten Chibi-chi und Chibi-chan die Sachen her haben.

Kiras Gesicht zierte ein Lächeln, als er den beiden Jungen bei ihrem Spielchen zusah. Zeros Anblick, wie er sich wehrte, war schon lustig. Als Tsubasa Zero jedoch küsste, verkrampfte Kira sich und wandte seinen Blick schnellstens ab. Was sollte das… warum gerade jetzt?

Kira wurde warm, erdrückend warm, aber er schaffte es nicht, sich zu rühren. Er saß einfach da und blickte starr in eine andere Richtung, versuchte an gar nichts zu denken.
 

Zero begann zu knurren und im nächsten Moment zuckte der schwarzhaarige Japaner zurück und ließ ihn los – Zero hatte ihm auf die Zunge gebissen.

„Wage es ja nicht, das noch einmal zu tun!“, grollte der Vize. Er hatte in seiner Hand seinen Dolch und jeder hier im Raum wusste, dass der einzige Grund, dass er ihn noch nicht benutzt hatte, die Tatsache war, dass sie wie Brüder zusammen aufgewachsen waren. Die grünen Augen waren dunkel vor Wut.

Sein Blick huschte zu Kira. Was dachte der jetzt? Es interessierte ihn in diesem Moment wenig, dass es ihn unter normalen Umständen nicht kümmerte, was andere über ihn und seinen Bruder dachten. Und es fiel ihm auch nicht auf, dass Kiras Meinung irgendwie etwas zählte…
 

Die Stimmung im Raum wurde augenblicklich zum Zerreißen gespannt und alle Augen waren auf die beiden Chefs gerichtet. Auch Kira ließ sich dazu hinreißen, die beiden zu beobachten. Man sah ganz genau, dass Zero alles wollte, bloß das nicht. Er richtete sogar eine Waffe gegen seinen Freund!

Kira staunte nicht schlecht. Er glaubte nicht, dass er den Mumm dazu hätte, einem bekannten ein Messer an den Hals zu halten, wenn es nicht einen wirklich schweren Grund dafür gäbe.
 

Leises Gekicher wurde in dem großen Raum laut und es wurde von einigen Applaudiert. Es war schon bekannt, dass es ab und zu derlei Vorführungen der beiden gab. Und genau aus diesem Grund war es auch nur selten, dass Zero Besuch von denen bekam, die etwas von ihm wollten.

Zero erkannte Kiras Erstaunen, ohne auf die anderen zu achten. Erstaunen. Nicht Abscheu. Interessant.

Er wandte sich seinem Bruder zu. „Ich bin oben, wenn du losgehst!“, sagte er immer noch murrend, aber längst nicht mehr so drohend wie gerade eben noch, dann wandte er sich ab und stieg die Treppe neben dem Tisch hinauf.

Tsubasa wandte sich Kira zu. „Hast du gesehen, wie man sich verhalten muss, wenn man etwas nicht will, was einem aufgezwungen wird?“, fragte er freundlich, tastete im nächsten Moment auf seiner noch immer schmerzenden Zunge herum. „Mistkerl.“, fluchte er leise. „Hat der tatsächlich zugebissen!“ Und dann lauter: „Das kriegst du zurück, Zero!“

Von oben kam nur ein abfälliges Schnauben. „Da bin ich ja gespannt.“
 

Kira nickte knapp und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Deswegen also... Sie hatten es nur wegen ihm gemacht. Nur um ihm zu helfen, falls er noch mal in solch eine Situation geraten sollte.

Schnell stand er auf und verbeugte sich kurz vor Tsubasa. Dann ging er in die Wohnung, welche er mit Ren bewohnt hatte. Er rannte den Weg entlang und hielt dann vor besagter Tür. Langsam näherten sich seine Finger der Tür. Sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen. Er öffnete sie leise und vorsichtig und horchte einen Augenblick, ob von drinnen etwas zu hören war.

Nichts. Stille.

Schnell lief er nach oben, packte schnell die paar Sachen zusammen, die er dagelassen hatte, und war dann auch wieder weg. Draußen lehnte er sich an die Wand.

Das wäre geschafft! Damit hatte Kira einen ersten Schritt getan, um die Sache zu verarbeiten.

Mit den Sachen in den Händen ging er zu Chibi-chis, Chibi-chans und nun auch seinem Zimmer und legte sie dort ab. Dann ging er wieder zum Gemeinschaftsraum zurück. Tsubasa und Zero wollten schließlich in die Stadt. Und Kira verspürte auch den Wunsch, dorthin zu gehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Bi_Kawaii_x3
2008-01-20T19:40:14+00:00 20.01.2008 20:40
Was soll ich da noch sagen, das Kapi ist mal wieder sensationel geworden! ♥o♥
Und Tsubasa ist echt der Beste, durch ihn kommen die beiden sicher zusammen!X3333333
lg
Von:  Rees
2007-04-04T10:08:52+00:00 04.04.2007 12:08
war wieder ein total tolles kap. ren tut mir ein bisschen leid, aber eigentlich hat er es ja auch verdient. kann man halt nichts tun. das mit den zwillingen fand ich auch niedlich. und der kuss. echt toll. aber dass das die beiden sind, hätt ich erst gar nicht gedacht. aber trotzdem niedlich. *freu*
freu mich schon total auf das nächste kap. bis denne!
hdsmugdl Rees
Von:  Kerstin-S
2007-03-30T21:52:28+00:00 30.03.2007 23:52
hey *knuff*

*sfz* ich liebe die ff einfach *gg*
ich kann gar nichts dagegen machen..
*lol* die szene mit dem kuss fand ich lustig =)
ich bin schon gespannt wies in der stadt wird...
hoffentlich gehts bald weiter ja ^^

*knuddel*
Kerry
Von:  Kei_Hiwatarie
2007-03-29T17:53:43+00:00 29.03.2007 19:53
Gut das die beiden so was wie Brüder sind, ansonsten hätte sich Tsubasa von seinem Leben verabschieben können, aba das Zero zugebissen hat fand ich gut *g*(is Tsubasa n kleiner masochist?)
Das Kap hat mir wieder einmal gefallen ^^
By ^^
Von:  Angle-Moon
2007-03-29T14:17:27+00:00 29.03.2007 16:17
da kann ich den beiden nur zustimmen.
aber kannst du mir noch mal sagen wer von den beiden das messer nach dem kuss gezogen hatte?!
und wie schon erwähnt: echt tolles chapter.
ich bin schon wannsinig auf die erste kussszene von kira und zero gespannt.*freu*jubel*
Von:  LindenRathan
2007-03-28T08:54:55+00:00 28.03.2007 10:54
Ein klasse Kapitel.
Freue mich auf die Fortsetzung.
Mal sehen, was aus Ren wird.
Ob Zero und Kira zusammen kommen?
Tsubasa gefällt mir.
Von:  NeveralonE
2007-03-27T12:23:41+00:00 27.03.2007 14:23
das kapp ist wirklich schön geworden .. ich hätt so lachen können .. bei dem kuss XDD .. ich kann mir die situation so schön bildlich vorstellen ..
mach bloß schnell weiter
lg ZaNne-chan


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