Zum Inhalt der Seite

A Song of hopeless Love

Fortsetzung von "Ein Trip ins Chaos"
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

愛の告白 ~Ai no Kokuhaku~

Kapitel 9: 愛の告白 ~Ai no Kokuhaku~

Serie: Gackt // Hyde

Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten.

Autoren: Tenshis
 

Kommentar:

Hi^^ Es ist wieder soweit, ein neues Kapitel. Wie ihr vielleicht schon seht, ist das Kapitel irgendwie ziemlich lang geworden,...das hatten wir am Anfang eigentlich nicht beabsichtig, aber wir glauben, für einige von euch stellt das kein Problem da. Hoffen wir zumindest. ^___^

Das Kapitel sollte eigentlich schon letzte Woche on kommen, aber da wir nicht zu hause waren und unser „geliebter Schwager“ (bei dem wir zu Besuch waren) etwas dagegen hatte, das wir mal 5 Minuten an den PC gehen, war uns das nicht möglich. GOMEN!!!!*verbeug*

Naja dafür kommt vllt das nächste Kapitel früher. ^^

Also dann, viel Spaß beim Lesen.^^
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

XXXX年07月26日
 

Ich hatte es geahnt. Deshalb wollte ich auf keine Fall auf diese dumme Party.

Es war irgendein Geburtstag eines sehr entfernten Freundes, von dem ich noch nicht einmal mehr weiß, woher ich ihn überhaupt kenne.

Ich wollte die Einladung wegwerfen, aber Megumi hatte sie wohl im Müll entdeckt.

Ich wusste, ich würde Gackt dort treffen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte ihn nicht sehen, nicht mit ihm reden.

Aber letztendlich kam es doch soweit. Wir waren kaum da, da trafen sich schon unsere Blicke, als hätten wir einander gesucht. Ich hatte es geahnt, trotzdem waren mir diese blauen Augen zu unerwartet gewesen. Ich habe einfach weggesehen, als hätte es mich nicht interessiert, ihn dort zu sehen. Als würde ich ihn nur flüchtig kennen.

Ich merkte wie sehr es ihn verletzte, vor allem als ich Megumi küsste, wohlwissend, dass Gackt uns beobachtete. Ich hatte es mit Absicht getan.

Ich wusste einfach nicht, was ich sonst tun sollte.

Dann war er weg.

Seitdem habe ich ihn nicht wieder gesehen.

Ich habe auch nicht mehr sehr oft in dieses Buch geschrieben, obwohl meine Probleme um Megumi und meine immer stärker werdenden Gefühle zu Gackt nicht abklingen wollen.

Ich versuche ihn zu vergessen, indem ich unseren Kontakt immer weniger werden lasse.

Das kommt Megumi seltsam vor. Immer wieder fragt sie mich nach unserem Urlaubsvideo, welches Gackt gemacht hatte. Woher sie überhaupt weiß, dass er so etwas hat, frage ich mich. Vielleicht daher, weil er immer eins hatte. Dummerweise muss ich Gackt wohl um dieses Video bitten und ihn hierher einladen. Dann muss ich ihn wieder sehen. Nichts wünsche ich mir mehr, aber nichts wäre schrecklicher für meine innere Zerrissenheit.

Ihn wieder zu sehen, seine Stimme zu hören, ihn bei der Begrüßung zu spüren,... all das bereitet mir Angst.
 

Angst davor noch mehr zu empfinden und dann nicht mehr davon loszukommen.
 

Hyde
 

XXXX年07月28日
 

Es ist alles wie immer. Nichts hat sich geändert. Je mehr lange Tage vergehen, desto stärker wird in mir der Drang allem nachzugeben. Megumi ist unglaublich lieb zu mir und sagt mir jeden Tag wie sehr sie mich liebt, ich aber zweifle von Tag zu Tag mehr daran, dass ich ihr diese Liebe zurückgeben kann. Jetzt schon ist es schwierig für mich.

Ich versuche mich dazu zu zwingen, sie wieder bedingungslos zu lieben, aber dann ist es doch wieder dieses Gefühl für Gackt, das mir ein schlechtes Gewissen einjagt.

Die letzten Worte am Flughafen, sie klingen in meinen Ohren als wäre es gestern gewesen. Seitdem habe ich seine Stimme nicht mehr gehört.

Ich vermisse ihn schrecklich. Aber ich selbst bin es ja, der den Kontakt unterbrochen hatte.

Ich nehme seine Gespräche nicht an, ich gehe ihm aus dem Weg.

Das soll nicht immer so sein,... nein.

Nur für jetzt, damit ich einen klaren Gedanken fassen und mich auf den richtigen Weg lenken kann. Gackt verwirrt mich zu sehr, er lenkt mich ab und lässt mich immer nur an ihn denken.

Ich möchte diesen Song mit ihm aufnehmen, schon bald, aber bevor das passieren kann, muss ich mich von diesem Gefühl gelöst haben.
 

Hyde
 

XXXX年07月29日
 

Ich weiß gar nicht, was es für einen Sinn machen soll, seine Gefühle niederzuschreiben. Eigentlich wollte ich schon vor Wochen damit aufhören, aber manchmal habe ich so dermaßen Langeweile, dass ich es einfach aus Spaß tue.

Geholfen hat es mir bisher noch nicht. Ja, ich rede über meine Probleme, aber niemand hört mir zu, niemand weiß wie ich mich fühle.

Wenn ich solche Worte schreibe, fühle ich mich nur noch einsamer.....

Ich sollte damit aufhören. Obwohl mir eine innere Stimme sagt, ich sollte es nicht tun. Was auch immer es am Ende bewirken soll, ich tue es weiter. Auch wenn ich es hasse, mich in Selbstmitleid zu ersticken.
 

Hyde
 

XXXX年07月30日
 

War der Zeitpunkt gekommen die Wahrheit zu sagen? War er da und ich habe ihn nicht genutzt? Hätte ich alles sagen sollen, als Gackt mich danach fragte? Hätte ich ihm sagen sollen, dass ich Megumi nicht mehr liebe, sie aber trotzdem heiraten werde? Dass ich sie heiraten ’muss’?

Ich war genauso feige wie vor drei Wochen.

Der Wendepunkt, der Augenblick am Flughafen, der in jedem gottverdammten Manga das Happy End gewesen wäre. Warum muss ich immer noch daran denken? Weil ich es bereue?

Und heute war es auch wieder so. Es gab diesen Augenblick, der alles hätte lösen können, der aber auch alles zerstört hätte.

’Ich liebe dich’, das wollte ich sagen. Ich wollte es ganz einfach sagen, weil ich es satt hatte mich zu verstecken.

Warum habe ich es nicht gesagt? Gott, weil ich einfach zu dumm bin.

Die ganze Situation heute Nachmittag hatte mich wieder regelrecht aus der Bahn geworfen. Ich war so nah dran meine und Megumis Zukunft zu ruinieren. Das erschreckt mich.

Ich möchte rational und einfach denken, aber das kann ich seit einiger Zeit kaum mehr.

Seit ich mich in ihn verleibt habe, beherrscht mein Herz meine Gedanken.

Und dann habe ich ihm auch noch die Erlaubnis gegeben um mich zu kämpfen.

Kann es sein, dass ich es mir selbst schwer mache? Warum habe ich das getan?

Warum habe ich zugelassen, dass Gackt mich erneut um den Finger wickelt?

Er versteht es mir den Verstand zu rauben. Es war ja noch nicht einmal ein richtiger Kuss, trotzdem war ich nie aufgeregter als in diesen wenigen Sekunden. Ich dachte ich würde sterben, würden sich unsere Lippen wieder trennen.

Obwohl es nur wenige Sekunden waren, fühlte ich mich, als würde mein ganzes Leben vor meinen Augen ablaufen. All jene Momente, die mir etwas bedeuteten, und all jene, die ich mit ihm verbrachte.

Seine zärtlichen Berührungen machen mich wahnsinnig. Es fällt mir immer schwerer mich zurückzuhalten und all dies nicht zu erwidern. Er packt mich an meinem Herzen und zieht mich immer weiter zu sich. Ohne dass ich es im ersten Moment wahrnehme.

Ich habe Megumi gegenüber ein so dermaßen schlechtes Gewissen, als wäre ich ihr schon 100 Mal fremdgegangen. Das habe ich wahrscheinlich auch, mit meinen Gefühlen, die schon lange nicht mehr bei ihr ruhen, sondern weit weg in der Hand eines anderen liegen.
 

Hyde
 

XXXX年08月29日
 

Megumi ist so seltsam. Sie spricht kaum mit mir. Wenn, dann nur die nötigsten Worte. Dafür sieht sie mich stundenlang an, als würde sie so ein Geheimnis lüften können.

Ich kann mir aus ihrem Verhalten in letzter Zeit keinen Reim machen. Das Einzige was ich weiß ist, dass es mir Sorgen bereitet.

Sie ist wieder so besitzergreifend,... möchte immer überall dabei sein, als traue sie mir nicht über den Weg.

Sie redet nicht mit mir, tut seltener liebvolle Dinge.

Genauso war sie damals, bevor sie versucht hatte sich umzubringen. Sie glaubte ich würde sie nicht mehr lieben, hielt mich mit Drohungen an sich. Auch damals war sie in manchen Situationen extrem zurückhaltend und dann wieder unglaublich aufbrausend und wütend.

Ihre Eifersucht war völlig unbegründet. Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, wie sie damals auf diese Idee kam, ich würde ihr fremdgehen.

Glaubt sie das jetzt auch wieder?

Sie kann unmöglich von meinen Gefühlen zu Gackt wissen. Ich habe immer versucht es vor ihr zu verstecken, gerade weil ich weiß wie sie auch nur bei der leisesten Andeutung reagiert.

Hat sie vielleicht doch etwas mitbekommen. Hatte Gackt etwas gesagt?

Ich habe Angst...
 

Hyde
 

XXXX年09月17日
 

Was ist nur los? Was passiert hier gerade? Was geht in ihr vor?

Ich weiß einfach nicht wie ich an sie herankommen soll. Direkt fragen kann ich sie nicht.

Aber was soll ich sonst tun?

Ich dachte, wenn ich mich allein von Gackt distanziere, ihn nicht sehe,... dann würde alles einfacher werden, aber dass es nun unerwartete Probleme mit Megumi geben würde, wer hätte das wissen können?!

Wenn sie lächelt, ist es nur gespielt. Das sehe ich.

Vielleicht glaubt sie, sie könne mir etwas vormachen. Aber warum tut sie das?
 

Hyde
 

XXXX年10月03日
 

Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht versuche ihn anzurufen. Ich wähle seine Nummer, lege das Telefon an mein Ohr, aber wenn es anfängt zu tuten, dann leg ich wieder auf.

Ob er heute auf Tetsus Geburtstagsfeier sein wird?

Wenn ich daran denke ihn zu sehen, dann bekomme ich vor Aufregung Magenschmerzen.

Ich weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Eigentlich ist es höchste Zeit über den Song zu sprechen. Wenn er heute da ist, dann werde ich das tun.

Es hilft ja nichts. Meine Gefühle für ihn werde ich nicht los. Egal wie viele Monate vergehen. Egal wie lange ich den Kontakt meide.

Ich sollte erwachsen handeln und meine Gefühle unterdrücken. Das muss ich wohl, weil ich einfach keine andere Wahl habe.

Ich habe keine Lust auf diese Party, aber vielleicht bringt sie mich doch einen richtigen Schritt in die richtige Richtung.

Ich muss unbedingt mit Gackt reden.
 

Hyde
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

26.November XXXX
 

Einsame Tage vergingen. Sie flogen an ihm vorbei und trotzdem wollten sie nie enden.

Arbeit bestimmte den Hauptteil dieser Zeit, und trotzdem fand er kaum eine Ablenkung.

Er fühlte sich leerer, je mehr Stunden vergingen, in denen er wieder und wieder an seine Tat im Studio dachte.

Ein wichtiger Teil seines Lebens wurde ihm in nur wenigen Sekunden genommen, wie Sand rieselte es ihm durch die Finger und machte alles danach Folgende unbedeutsam.

Zwar ging er seiner Arbeit als Sänger weiter nach, hielt Termine für Fotoshootings und Besprechungen ein, jedoch tat er dies alles nur noch mit halb so wenig Enthusiasmus.

Noch immer hörte er schmerzende Worte schallend in seinem Kopf, Worte die ihm immer wieder aufs Neue das Herz zerrissen.

~Ich hasse dich!~

Wie konnte er es nur aus seinem Kopf, aus seinen Gedanken verbannen?

Was hatte er nur getan, wie konnte so etwas passieren?

Er war zu weit gegangen, er hatte ihn zu sehr gedrängt, zerstörte mit seinem unüberlegtem Handeln alles, was noch zwischen ihnen existierte, wenn es auch nur vage das war, was er sich erwünschte.

Wie sollte es weitergehen. Sein Inneres war leer, verlassen. Auch wenn er all seine Freunde um sich hatte, war er immer noch einsam.

Er glaubte nicht mehr der zu sein, der er einmal war.

Mit seiner eigenen Dummheit hatte er alles auf einmal aufs Spiel gesetzt. Niemals hätte es so weit kommen dürfen, niemals.
 

Wie es Hyde wohl ging, war er glücklich? Nur noch ein Monat, dann würde er heiraten. Er war sicherlich mitten in der Planung, hatte viel zutun. An ihn dachte er bestimmt nicht mehr...

War es wirklich so?

Neun Tage waren inzwischen vergangen, ohne dass er von dem Älteren gehört hatte.

Immer wieder versank der Solo-Sänger in diese Art von Gedanken, suchte noch immer nach Antworten.

Doch das musste aufhören, er musste wieder er selbst sein, seiner Arbeit die Aufmerksamkeit geben, die sie verlangte.

Den gemeinsamen Song würde es nie geben, niemals vollendet würde er in einer leeren Schublade liegen, vergessen und unbeachtet. Aber für ihn würde er weiter existieren, in seinem Herzen, in seinen Erinnerungen.

Gackt war sich sicher, er würde diese traurige und trotzdem hoffungsvolle Melodie niemals vergessen. Er würde niemals vergessen, wie sie von Hyde auf den Klavier gespielt wurde und auch nicht das Bild, wie er neben ihm saß und die Melodie zu einem Ganzen formte. Niemals würde er die letzten Worte des Textes vergessen, die ihm für kurze Momente einen Hoffnungsschimmer geschenkt hatten.

Auch wenn der Song nie veröffentlich werden sollte, existierte er trotzdem und zwar in ihm.

Zwei Teile müssen zusammengefügt werden, erst dann war es ein vollkommener und vollendeter Song. Fehlte auch nur ein Teil, dann...

Er würde es niemals alleine singen können, niemals.
 

Auch wenn er es selbst nicht wahr haben wollte, die Worte, die ihm Hyde herzlos ins Gesicht gesagte hatte, sie hatten ihn verletzt und noch immer saß der Schmerz zu tief um darüber hinwegzusehen.

Er tat sich immer noch schwer zu glauben, dass Hyde tatsächlich das meinte, was er gesagt hatte, dass er es überhaupt gesagt hatte, von seiner Stimme gesprochen.

Er wollte nicht wahr haben, dass Hyde es war, der diese Worte sprach und damit schrecklich tiefe Wunden in sein Innerstes riss.

Hyde hasste ihn, und er hasste sich selbst für all das, was er falsch gemacht hatte.
 

Einsam flossen Tränen seine Wangen hinunter, die Sonne war verschwunden, nun versteckte sich der Mond hinter Wolken, die nur wenige Strahlen dieses Lichtes durchließen.

Er war Zuhause, hockte auf dem Sofa, das Zimmer verdunkelt, nur das manchmal durchscheinende Mondlicht erhellte für kurze Zeit den Raum.

Ein weiterer Tag ging zu Ende, ein Tag unzähliger Fotoshootings, die ihn müde gemacht hatten, ein weiterer Tag, an dem er ihn nicht gesehen hatte.

Der blaue Dunst der Zigarette schwebte durch den Raum, vollkommen unbeachtet und fast schon hilflos.

Sogar das Klingeln an der Tür ließ er unbeachtet, schenkte ihm keinerlei Bedeutung, bis dieses quälende Geräusch in seinen Ohren, heftiger und stürmischer wurde.

Seufzend verließ er das Sofa, drückte am Vorbeigehen die Zigarette im Aschenbecher aus. Er schleppte sich lustlos aus dem Wohnzimmer zur Eingangstür, welche er nach kurzem Zögern letztendlich öffnete.

„Was um Himmelswillen ist so verdammt wichtig, dass man spätabends noch.....“

Er stoppte, als er die Gestalt vor sich sah.

„Te… Tetsu...?“

Mit sorgenvollem Blick sah Hydes bester Freund den Größeren an.

Es kam nicht sonderlich oft vor, dass dieser ihn besuchte, geschweige denn um so eine späte Uhrzeit.

Er wusste nicht, was es war, doch als er Tetsu vor sich stehen sah, kam in ihm ein seltsames Gefühl hoch.

„Warum.....“

„Ich mach mir Sorgen, Gakuto“, unterbrach ihn der Braunhaarige. „Ich mach mir Sorgen um Hyde.“

Gackts Atem stockte, als er die Worte seines Gegenübers vernahm. Er wusste zwar noch nicht, aus welchem Grund er sich Sorgen machte, aber es musste etwas durchaus Ernstes sein, sonst wäre der Bassist nicht extra hergekommen.

Mit einer kurzen hereinkommenden Gestik bat er Tetsu in sein Haus, dieser ließ sich nicht lange bitten und trat in das Innere des Flures. Gackt schloss die Tür.

Tetsu machte sofort Anstalten weiterzureden. „Seid Tagen geht er weder ans Handy, und wenn ich vor seiner Tür stehe und mit ihm reden will, dann lässt er mich einfach stehen und knallt mir die Tür vor der Nase zu. Er will mit niemandem reden. Ich denke nicht, dass er sich bei dir gemeldet hat, oder?“

Ein verzweifelt ironisches Lächeln kam über die Lippen des Größeren.

„Ich wäre zur Zeit die letzte Person, bei der er sich melden würde...“

„Hör auf damit, wir haben keine Zeit für so etwas, ich mach mir wirklich ernste Sorgen um ihn!“ Tetsu trat einen Schritt auf Gackt zu und verdeutlichte ihm mit ernsten Blickes die Lage.

„Ich hab vielleicht nicht das Recht dazu, es dir zu sagen, aber...“

Er brach ab, bevor er noch einmal durchatmete.

Wäre Hyde jetzt hier, würde dieser vermutlich alles daran setzen Tetsu zum Schweigen zu bringen, ihn daran hindern mit Gackt zu sprechen.

Wahrscheinlich würde er nie wieder mit ihm reden, wenn er davon erfahren würde, aber er hatte keine andere Wahl, er musste ihn endlich zur Vernunft bringen.

Tetsu erhoffte sich eine positive Änderung. Würde Gackt mehr wissen, könnte dieser am richtigen Punkt eingreifen und Hyde die Augen öffnen.

Auch wenn er nicht vorhatte alles zu offenbaren, musste er doch endlich etwas mehr Licht in die Sache bringen. Den Rest überließ er dann den Kleineren.

„...ich denke es ist das Beste, wenn du endlich ein paar Dinge erfährst...“, fuhr Tetsu fort.

Gackt verzog fragend sein Gesicht, während Tetsu eine kurze Pause machte.

„Tetsu, ich weiß dass du es nur gut meinst, aber ich denke nicht, dass ich Haido noch helfen darf, was auch immer ich tun könnte.“

Langsam schritt Gackt an dem Bassisten vorbei und betrat das verdunkelte Wohnzimmer, blieb dort im Türeingang stehen und seufzte kaum hörbar.

„So oft habe ich ihn gebeten mir zu sagen, was ihn quält,... ich hab ihn darum gebeten, weil ich dachte, wir wären zumindest Freunde,... aber jetzt... wir sind weder Freunde noch scheint es mir, dass wir uns jemals wirklich gekannt haben.“

Tetsu entfuhr ein genervtes Stöhnen. Er schritt auf den Größeren, stellte sich vor ihn und blickte in sein Gesicht.

„Verdammt noch mal, er wollte es dir die ganze Zeit nicht sagen, weil du Teil seines Problem warst und er keine unnötigen Fragen beantworten wollte.“

„Problem? Ich war also immer ein Problem? Deswegen hasst er mich also!“

Wütend drückte sich Gackt an Tetsu vorbei. Dessen zorniger Blick nervte ihn heute einfach ungemein.

Was wollte Tetsu hier? Ihm Vorwürfe machen, ihm noch einmal genauestens erklären, was er alles falsch gemacht hatte?

War er nicht schon genug gestraft? Warum nur machten sich alle über ihn und seine Gefühle lustig? War er wirklich zu einer Witzfigur geworden?

„Egal was du jetzt denkst Gackt, es ist definitiv anders.“

„Wie ist es denn? Wenn du es so gut weißt, dann sag es mir!“

Gackts wütender Unterton schreckte Tetsu nicht ab. Er konnte den Größeren nur zu gut verstehen. Er wusste weshalb soviel Zorn und Verzweiflung in ihm brodelten. Er sah es und genau deshalb war er hier.

„Hyde hat jeden um sich angelogen, um die Menschen, die ihm wichtig waren, nicht verletzten zu müssen, aber jetzt nachdem er endlich mal mit der Wahrheit herausgerückt war, wurde ihm alles genommen, was er liebte“, kam es ruhig von Tetsu.

„Ich versteh es nicht Tetsu, was meinst du damit? Was für eine Wahrheit?“

„Hyde und Megumi haben sich vor 2 Wochen getrennt, Gackt!“

Eine plötzlich Stille herrschte zwischen den Beiden.

Gackt fühlte sich, als würde man ihm die Luft abschnüren. Fassungslos blickte er in die braunen Augen seines Gegenübers.

„Hyde hat sich von ihr getrennt,... es... wird keine Hochzeit geben.....“

Obwohl Tetsu leise sprach schallten seine Worte in Gackts Ohren wider. Er hörte sie wie ein Echo durch den dunklen Raum schwingen.

Gackt war sichtlich schockiert, wenn auch eine gewisse Spur von Erleichterung mitschwang.

„...er hat eine neue Wohnung. Nachdem ich ihn das letzte Mal gesehen und mit ihm gesprochen hatte, schließt er sich dort ein und reagiert kaum. Er meldet sich nicht mehr...“
 

Gackt konnte noch immer nichts sagen, seine Lippen waren stumm, obwohl er so viele Fragen hatte, die er Tetsu stellen wollte.

Das Einzige, was er momentan tun konnte, war daran zu denken, wie schrecklich Hyde sich nun fühlen musste. Was war nur geschehen?

„Egal was es war, was er dir gesagt hat, egal was dich verletzt haben könnte,... das hat er nur getan um sich selbst zu bestrafen...“

Gackt verstand den Zusammenhang seiner Worte nicht. Sie ergaben weder Sinn noch entwirrten sie seine Fragen.

„...ich kann dir leider nicht mehr sagen, dass...“
 

„Wo ist er?“
 

*
 

Fest umklammerte Gackt das Lenkrad, während er ungeduldig auf das Gaspedal trat.

Das grelle Licht entgegenkommender Autos blendete seine Augen. Warum auch hatte er seine Sonnenbrille vergessen? Stürmisch war er aus dem Haus gerannt, nachdem er stundelang stumm vor sich hingegrübelt hatte.

Sogar einen Brief hatte er begonnen, bis er genervt aufgesprungen war und ins Auto stieg.

Tetsus Besuch hatte ihn verwirrt. Das dieser von ihrem ‚Verhältnis’ zueinander wusste, bezweifelte Gackt nicht, sonst wäre der Ältere nicht zu ihm gekommen. Schließlich war doch er, Tetsu, Hydes bester Freund und nicht Gackt.

Aus irgendeinem Grund also nahm Tetsu wohl an, dass er der Einzige war, der Hyde helfen konnte. Wie auch immer er das anstellen sollte.

Auf einmal war seine Situation eine völlig andere. Hyde hatte sich von Megumi getrennt. Er lebte nun allein in einer kleinen Wohnung außerhalb Tokios.

Er war allein, schon die ganze Zeit.

Gackt schüttelte fassungslos den Kopf.

Und er hatte tatsächlich angenommen, Hyde würde ein nahezu perfektes Leben mit Megumi führen.

Warum hatte er denn nie einen Ton gesagt? Was hatte er für Probleme mit Megumi, und was spielte er darin für eine Rolle?

Obwohl er kein Recht hatte Hyde aufzusuchen, vor allem nicht nach dem, was vor wenigen Tagen geschehen war, fuhr er nun dort hin. Vielleicht um sich zu entschuldigen?

Er schämte sich ungemein für sein Verhalten, würde alles am liebsten rückgängig machen. Damals schon, als er so dermaßen die Kontrolle über sich verloren hatte, wollte er sich entschuldigen, aber Hyde war so stürmisch aus dem Zimmer gerannt, dass er nicht wagte ihn aufzuhalten.

Er wusste noch nicht einmal, was er sagen sollte. Eine einfache Entschuldigung wäre wohl nicht genug.

Aber was würde das auch schon bringen? Er hasste ihn. Wieso sollte Hyde ihm zuhören wollen, wieso sollte es ihm kümmern, was er zu sagen hatte?

War das alles umsonst?

Gackt schüttelte nochmals den Kopf. Er presst die Lippen aufeinander, während er das Auto auf einem Parkplatz zum stehen brachte.
 

Ein kleines Haus, vielleicht zwei oder drei Wohnungen. Nirgends brannte Licht. Es war dunkel, nur die Straßenlampe schenkte dem Ort schwaches Licht, wie ein Hoffnungsschimmer bei Nacht.

Gackt fuhr sich seufzend durch die Haare.

Er war noch unentschlossen. Was sollte er sagen? Sollte er Fragen stellen oder einfach nur um Verzeihung bitten? Wäre ein Brief doch angebrachter gewesen? Hätte er doch lieber nicht herkommen sollen?

Wieso haderte er so mit sich selbst?

Er war hier um sich zu entschuldigen, und genau dazu hatte er ein gutes Recht.

Er liebte ihn, das wusste Hyde. Monatelang lebte er nun schon mit diesem Wissen. Hyde musste doch irgendwie ahnen, dass er es so nicht enden lassen konnte.

Gackt stieg aus dem Auto, trat langsam und noch immer unsicher vor die Tür, an dessen Schild ‚Takarai Hideto’ stand. Sein Herz klopfte, als er diesen Namen las.

Hyde wohnte also tatsächlich hier. Alles, was Tetsu ihm erzählt hatte, war also wahr.

Hyde lebte wirklich völlig allein, abgeschottet in dieser Wohnung.
 

„Wieso?“ flüsterte Gackt, während er sich an die Brust fasste. Ein stechender Schmerz zog sich durch diese, als er daran dachte wie schrecklich einsam sich Hyde die letzten Tage gefühlt haben musste.

Zögerlich hob er seine Hand und wollte klopfen. Wieso nur hatte er so Angst davor? Wieso hatte er Angst wieder abgelehnt zu werden? Er wollte doch nur Antworten.

Vorsichtig klopfte er kurz an das Holz der sperrigen Tür.

Es war leise gewesen, trotzdem konnte er nur wenige Sekunden später näherkommende Schritte hören. Sein Herz schlug immer heftiger. Konnte er Hydes Nähe spüren, oder war es einfach nur diese Ungewissheit, die ihn so wahnsinnig machte?

Langsam öffnete sich die Tür. Hyde blieb regungslos stehen, sein Blick sagte nichts. Nur kurz funkelten seine Augen fragend.

Gackt wollte versuchen ihn in die Augen zu sehen, aber dieser lehnte nur stumm am Türrahmen und sah zu Boden.

Nichts. Kein Wort.

Nur Stille, die beide unsicher machte.
 

Ohne hereingebeten zu werden, trat Gackt in die dunkle Wohnung. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich unsicher um.

Die Wohnung war in eine Dunkelheit getaucht, die allein durch das schwache Mondlicht Leben zeigte, genauso musste auch Hyde sich fühlen, einsam und in der Dunkelheit alleingelassen.

Gackt wollte sprechen, aber dazu war er einfach nicht im Stande. Es war unsagbare Scham die ihm überkam, wenn er in Hydes Nähe war und dessen Abweisung spürte.

Er fühlte sich schuldig und trotzdem konnte er nicht verstehen, wieso Hyde ihn hasste.

Er wollte ihn fragen ‚Wieso?’, ’Wieso nur hasst du mich’, ’Ich liebe dich, bitte hasse mich nicht’.

Er bat verzweifelt darum und doch kamen keine Worte über seine Lippen.
 

„Bitte,... geh jetzt!“, kam es flüsternd von Hyde, der einige Schritte zurücktrat und sich an die Wand neben der Tür lehnte. Dabei sah er den Jüngeren nicht in die Augen, sondern auf den Boden, der so schwarz war, wie die Leere, die Gackt in diesem Moment empfand.
 

„Haido...“, das war alles was Gackt darauf erwidern konnte.

„Bitte, geh jetzt,... lass mich... einfach zu Frieden, Gackt!“

Er stotterte unsicher, trotzdem fühlte der Jüngere wie ihm Hydes Worte regelrecht den Boden unter den Füßen entrissen. Er konnte es nicht glauben.

Immer noch brachte er keinen Ton über die Lippen. Er bemerkte verzweifelt, dass er Hyde nicht erreichen konnte.

„Warum?“ kam es erstickend von Gackt.

Hyde erschrak bei dieser Frage. Warum?

Warum lehnte er ihn ab? Warum tat er ihm so weh? Er wusste es selbst nicht. Er fühlte sich einfach unheimlich schuldig. All jene Dinge, die er Megumi und Gackt angetan hatte. Er hatte ihre Gefühle verletzt, immer und immer wieder. Allein der Gedanke dies zu vergessen, war ihm zuwider. Er ekelte sich vor sich selbst und das war es, was er Gackt auf keinen Fall antun wollte.

Er wollte ihn vergessen, ihn und ihre gemeinsame Zeit.
 

„Geh!“ flüsterte Hyde mit gesenktem Blick. In ihm stieg unendliche Traurigkeit auf. Es wurde kalt in seinem Herzen, als er merkte wie ihm langsam Tränen in die Augen stiegen. Er wollte sie zurückhalten, sie Gackt nicht zeigen. Er unterdrückte sie, bis der Jüngere tatsächlich zurückschritt.

In dem Moment, als Gackt sich zur Tür drehte, bedeckte Hyde sein Gesicht mit den bloßen Handflächen.

Ein Schluchzen, das urplötzlich über seine Lippen kam, konnte er kaum mehr unterdrücken. Er hoffte nur inständig, dass Gackt es nicht gehört hatte.

Das Herunterdrücken der Türklinke war ihm Erleichterung, wie auch unheimlich zugleich.

Er wusste genau, wenn Gackt schlussendlich durch diese Tür schritt, war alles vorbei. Sie würden sich kaum mehr sehen, sich nicht mehr verabreden.

Gackt würde weiterhin glauben, dass er ihn wegen seines Übergriffes vor wenigen Tagen hasste.

Er würde es glauben, weil er selbst es ihm gesagt hatte.

Dann wäre es zu Ende. So wie er es wollte.
 

Der Mond schien durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Gackt zog die Tür auf und verharrte für eine kurze Weile.

Hyde schloss seine feuchten Augen und wartete auf die kommende Einsamkeit...

Dann ein Knarren, die Tür wurde geschlossen.

Er war weg.

Tatsächlich war alles so geschehen, wie er es wollte. Gackt hatte ihn verlassen.

Er hatte endlich seine Ruhe, keine lästigen Fragen mehr.

Er müsste erleichtert sein, warum war er es dann nicht?

Warum fühlte er sich so leer? Warum wurde der Schmerz in seinem Inneren immer stärker?

Schluchzend zog er seine Hände aus dem Gesicht. Er war allein, niemand konnte seine Tränen sehen, die nun ungehalten über sein Gesicht kullerten.

Er ließ sich an der Wand herunter gleiten, bis er mit angewinkelten Beinen auf dem Boden saß.

Er weinte, denn endlich konnte er seine wahren Gefühle preisgeben.

Gackts Anwesenheit, wenn sie auch nur wenige Minuten angedauert hatte, hatte ihn auf die eine oder andere Weise doch glücklich gemacht. Und nun war es wieder Traurigkeit, die ihn erfüllte und immer stärker wurde.

Wieso konnte er nicht einfach loslassen?

Warum fiel es ihm so schwer, seine Gefühle zu unterdrücken.

Er schüttelte flüchtig mit dem Kopf, bevor er erschrocken feststellte, dass er aus irgendeinem unerfindlichen Grund noch Gackts Anwesenheit spürte.

Ob es vielleicht nur sein unterdrückter Wunsch war, der sich nun als Gefühl durch seinen Körper zog?

War er vielleicht verrückt geworden?
 

Plötzlich legten sich warme Hände auf seine Schultern. Hyde erschrak nur etwas, denn irgendwie hatte er diese Berührung bereits erwartet.

„Haido...“

Obwohl er Gackts Stimme, die seinen Namen sprach, gehört hatte, konnte er nicht antworten. Diese plötzliche Berührung, die auf eine bestimmte Art unerwartete Wallungen in ihm auslöste, war ihm wie eine Halluzination.

Wie konnte er nur glauben, dass Gackt tatsächlich noch hier war, dass er vor ihm hockte und seine Tränen sah.

„Haido,... ich versteh... es einfach nicht. Es kann... nicht wahr sein, was du sagst...“

Er stotterte, jedes weitere Wort wurde unsicherer und leiser.

Hyde starrte zu Boden, er wollte nicht, dass Gackt ihm direkt in die Augen sah, auch wenn es so oder so zu dunkel war, um diese genau zu sehen.

Allein das schamvolle Gefühl in ihm, wenn er daran dachte, dass er ihn ansah, war es was ihn zur Flucht seiner Augen veranlasste.

„All die Momente, die wir zusammen verbracht haben,... all unsere gemeinsame Zeit kann doch nicht auf einmal,... eine Lüge sein...“

Gackt umschloss Hyde mit seinen Armen, versuchte ihn an seine Brust zu drücken.

„Bitte sag mir, dass deine Worte gerade,... dass du mich hasst, nicht stimmen... bitte, Haido! Ich kann es... einfach nicht glauben!“ stammelte Gackt unter Schluchzen und Tränen, die ihm plötzlich in die Augen schossen.

Das Gefühl von Hyde abgelehnt zu werden, war ihm kaum erträglich. Er wusste, es war allein seine Schuld, sein Vergehen, trotzdem hielt er sich an der Hoffnung, dass Hyde seine Worte nur aus einem Schockzustand heraus gesprochen hatte.

Er wollte es einfach nicht glauben.

Hyde wehrte sich gegen Gackts Umarmung. Er stemmte seine Hände gegen Gackts Brust, während er verzweifelt versuchte seinen Blick nicht auf die blauen Augen zu lenken.

Dass Gackt vor seinen Augen weinte, ihm seine Tränen zeigte, tat ihm in seiner Brust weh. Er ertrug es nicht die offensichtliche Traurigkeit in seinem Gesicht erblicken zu müssen.

Er wollte ihn nicht ansehen, weil er sich zu sehr für seine eigenen Tränen schämte.
 

„Warum sagst du nichts mehr? Warum weinst du, wenn du mich so sehr hasst, Haido? Warum weinst du? Und warum... kannst du mir nicht ins Gesicht schauen, wenn du mir sagst, dass du mich hasst? Warum...?“
 

Hyde biss sich auf die Lippen.

Auf all diese Fragen wusste er keine Antworten. Warum weinte er? Warum sah er ihn nicht ins Gesicht?

Er konnte ihn nicht mehr sehen. Seine Augen waren von Tränen überflutet. Alles, was er sah, war verschwommen vor seinen Augen. Er konnte nur fühlen, und das, was er fühlte, war nichts als Schmerz.

Gackt versuchte es erneut. Er zog Hyde in seine Arme, ganz sanft und vorsichtig. Diesmal war Hyde nicht mehr in der Lage sich dagegen zu wehren.

Er lag an seiner Brust, seine Augen weit aufgerissen. Die Wärme, die ihn augenblicklich umschloss, erschreckte ihn. Er musste zittern bei dem Gedanken, dass allein diese Wärme ihn vollkommen ausfüllte, ihn beruhigte.

„Haido, ich...“
 

„Hör auf!!“ kam es wie von selbst über Hydes Lippen. Es überraschte ihn selbst, dass er Gackt unterbrochen hatte. Er wusste was er sagen wollte und trotzdem fühlte er sich bei dem Gedanken wohler, ihn vorerst unterbrochen zu haben.

Hyde krallte seine Finger in Gackts Hemd. Er drückte sich weiter in dessen Arme, als würde er fallen, wenn er nicht von ihm gehalten wurde.

Sein Atem wurde schwer, sein Herz klopfte wie wild. All dies bemerkte Gackt. Es verwirrte ihn.

Und dann kehrte eine zarte Stille ein.

Hyde wusste nicht, warum sich seine Lippen teilten und wie von selbst diese Worte sprachen.

Es waren seine Gefühle, die urplötzlich die Oberhand gewonnen hatten und ihn daran hinderten, sich gegen Gackt zu wehren.
 

„Ich liebe dich, Ga-chan...“
 

Wie ein leises Echo hallten diese wenigen Worte zwischen ihnen.

Es waren Hydes geflüsterte Worte, die urplötzlich den Weg in Gackts Herz suchten und dieses genau in seiner Mitte trafen.

Sie waren Bekenntnis und Entschuldigung zugleich.

Hyde musste tief einatmen. Unsicher blickte er umher.

Weil er immer noch in Gackts Armen lag, konnte er nicht in dessen Augen sehen und auch nicht seinen Gesichtsausdruck, der ihm verraten konnte, was der Jüngere nun dachte. Hatte er ihn gehört? Würde er diese Wahrheit unter all den Lügen erkennen?

War es unklug ihm seine Gefühle zu gestehen, jetzt, wo doch so oder so alles zu spät war?

Hyde legte seine Arme um die Schultern des Größeren, er drückte seine Hände auf dessen Rücken, wollte ihm damit zeigen, dass es die Wahrheit war.
 

Gackt konnte nicht glauben, was er gehört hatte.

Sein Herz schlug wie wild, ihm versagte der Atem. Es war einfach zu unglaublich um wahr zu sein.

Und doch wurde es ihm sofort warm, als würde Hyde ihn mit all seiner Liebe, die er nie erhofft hatte, umarmen.

War es vielleicht doch nur ein wundervoller Traum?

Seine Umarmung wurde schwächer, nicht weil er sie unterbrechen wollte, sondern weil sich sein ganzer Körper auf dieses Bekenntnis zu konzentrieren schien.

Hyde lag an seiner Brust, sein Gesicht gesenkt. Er hatte sich an ihn geklammert wie ein Ertrinkender.

Hydes warmer Atem an seiner Haut verursachte ihm eine Gänsehaut, die durch seinen gesamten Körper ging.

Es kribbelte ihn überall, nicht nur am Körper, sondern auch in seinem Geist.

Sein Verstand schien zu versagen.

„Das ist... die Wahrheit!“ fügte Hyde mit zitternder Stimme hinzu.

Hatte er Gackts Unsicherheit bemerkt? Dachte er, er würde ihm nicht glauben?

Nein, es war einfach nur so plötzlich gekommen.

Er liebte ihn. Hyde liebte ihn. Was könnte es für schönere Worte geben?

Er war glücklich und verwirrt zugleich.

„Haido...“, versuchte Gackt zu sprechen, aber er wurde sofort von Hyde unterbrochen.

„Es tut mir Leid, es... tut mir so Leid, Ga-chan! Ich wollte nur...“

Er hielt inne, als er Gackts Finger in seinem Haar spürte.

Hyde merkte wie ihm erneut Unsicherheit überkam. Er hatte Angst vor Gackts Reaktion, wenn dieser die ganze Wahrheit erfahren würde.

Er würde alles verlieren, Gackt und dessen Freundschaft.

Was er ihm und Megumi die ganze Zeit über angetan hatte, war kaum zu verzeihen. Er war jahrelang unentschlossen gewesen, hatte sich seinen Gefühlen gegenüber versperrt und Gackt zu oft nur deswegen von sich gestoßen, ihn mit Füßen getreten und schreckliche Dinge gesagt. Er hatte Probleme aber diese hätte man auch mit Gesprächen lösen können.

Viel früher hätte er Gackt einweihen sollen. Beim ersten Mal, als dieser nach seinen Sorgen gefragt hatte. Dann wäre es niemals zu all dem Schmerz gekommen.

Niemals hätte er Worte wie ‚Hass’ verwendet.

Er schämte sich und deshalb konnte er Gackt nicht in die Augen sehen.

Die Finger des Jüngeren glitten über eine Haarsträhne in den Nacken des Kleineren. Trotz seiner Scham durchfuhr diesem ein wohliges Gefühl, wenn er Gackts Finger an seiner Haut spürte.

Die streichelnde Hand fuhr zu seinem Kinn hinunter, umspielte es kurz, bevor er es vorsichtig nach oben drückte.

Hyde war gezwungen ihn anzusehen. Er brauchte eine Menge Überwindung um seine Augen an den funkelnden seines Gegenübers haften zu lassen.

Er wusste nicht, was er darin suchte, aber es überkam ihn sofort das Bedürfnis, sich irgendwie zu rechtfertigen.

Gackts tränenverhangene Augen stießen ihm ein Pfahl in sein Herz, der sich dort verkeilte und tiefe Wunden riss. Wie sollte er das alles nur wieder gut machen? Mit einem lächerlichen Liebesgeständnis, welches total unglaubwürdig war?

„...ich wollte dir aus dem Weg gehen, dich nie wieder sehen, anders... würde es mir das Herz zerreißen...“
 

Gackt hörte ihm zu. Er verstand zwar immer noch nicht den Zusammenhang und wieso er ihm aus dem Weg gehen wollte, aber irgendetwas sagte ihm, dass Hyde wohl gute Gründe dafür haben musste.

Würde er ihm jetzt die Wahrheit sagen? Würde er mit ihm reden, über seine Probleme sprechen? Über die Probleme, die er scheinbar mit Megumi hatte?

„Ich... weiß gar nicht,... warum ich dir das alles erzähle, das... was ich für dich empfinde, es... ist doch eh so aussichtslos. Es tut mir leid... es war dumm von mir! Vergiss einfach... was ich gesagt habe...“

Hyde versuchte sich aus Gackts Armen zu winden. Er wollte schon wieder der Situation entfliehen, doch Gackt hielt ihn zurück, umklammerte seine schmalen Schultern fester.

Nun da er ihm endlich seine wahren Gefühle offenbart hatte, wie konnte Hyde da annehmen, dass er ihn jetzt noch irgendwie gehen lassen würde?
 

Niemals.

Gackt schüttelte den Kopf, während er Hyde fest an seine Brust drückte. Würde er ihn jetzt gehen lassen, würde alles wieder von Neuem beginnen. Hyde würde angeben, dass er nicht die Wahrheit gesagt hätte. Er würde wieder behaupten, dass er ihn hasste,... sie würden sich wochenlang aus den Weg gehen, bis sie sich zufällig irgendwo auf der Straße trafen. Und dann wieder ausweichende Blicke, die sein Herz zerreißen würden.

Nein,... er durfte ihn nicht loslassen.

„Bitte... geh jetzt, Ga-chan!“ kam es flüsternd über Hydes Lippen, die an Gackts Brust gebetet waren.

„Nein Haido,... ich... kann jetzt nicht gehen...“, antwortete Gackt ebenso flüsternd.
 

Er zog Hyde aus seinen Armen, blickte ihm in die Augen. Seine Hände ließ er über die feuchten Wangen des Älteren gleiten.

„Ich kann dich jetzt nicht alleine lassen. Nie wieder werde ich dich verlassen, egal... was passiert.“
 

Und schon wieder erblickte Hyde Gackts Tränen, die in ihm ein schmerzendes Gefühl berieten. Sie schwiegen, während sie mit ihren Augen sprachen.

Plötzlich schien Hyde all seine Furcht und Ängste abgelegt zu haben. Er konnte sich gegen die Überflut seiner Gefühle nicht mehr wehren.

Es war, als wurden ihm die Füße zu gehen genommen. Als wäre ihm die Fähigkeit zum Denken genommen.

Gackts Worte nahmen ihm die Zweifel und gaben dafür Vertrauen.

Seine Gefühle, sie flossen wild durch seinen Körper, als hätte er sie die ganze Zeit über in einem kleinen Teil seines Herzen aufgestaut.

Seine Augen glitzerten, sein Herz klopfte, während er sich seinen Gefühlen hingab und den zarten Berührungen in seinem Gesicht.

Gebannt blickte Gackt auf Hydes Gestalt, die sich nun endlich nicht mehr gegen ihn wehrte. Es war so wundersam, wie sich Hyde seinen streichelnden Fingern entgegenstreckte und dann seine Augen schloss. Zugleich schien sie eine unbeschreibliche Wärme zu umarmen.

Es war ein Augenblick voller Magie, in dessen Strudel sie gemeinsam geraten waren.

Gackt empfand es als den schönsten Anblick, nach all dem Schmerz.
 

Sie kamen sich näher, bis sie den Atem des Anderen auf ihren Gesichtern spüren konnten.

Beide wussten, dass sie nun nicht mehr zurück konnten. Sie waren gefangen in dieser zärtlichen Umarmung, aus dessen Mächtigkeit sie sich mit eigener Kraft nicht würden entziehen können.

Sie ließen es geschehen, denn beide wollten es.

Ihre Lippen trafen sich.

Gackt seufzte auf, als er den weichen Mund mit seinem bedeckte.

Zuckte Hyde deshalb zurück, oder war er doch noch etwas unentschlossen?

Gackt war kurz unsicher, aber er ließ sich nicht davon abbringen, Hydes Lippen noch einmal mit seinen zu berühren.

Er war unendlich vorsichtig, wollte keinen Fehler machen.

Er berührte die empfindliche Haut, küsste sie ohne seinen Mund bedrängend zu öffnen. Es sollte alles wie von selbst geschehen. Wenn sich Hyde offenbarte, dann nicht, weil Gackt ihn dazu drängte, sondern weil er allein es wollte.

Langsam begann Gackt mit seiner Zunge über die geschlossenen Lippen zu fahren. Er liebte den Geschmack seines Mundes, der so süß war, dass es ihn wahnsinnig machte.

Er musste schon wieder seufzen, obwohl er eisern versucht hatte, es zu unterdrücken.

Hyde klammerte sich plötzlich an Gackts Schultern, als hätte dieser Laut ihm darum gebeten, bevor er seinen Mund leicht öffnete und Gackts Lippen zwischen seine ließ.

Als Gackt zärtlich seine Zähne in die Lippen des Älteren vergrub, krallte Hyde seine Finger in die Schultern des Jüngeren. Ein wohliges Gefühl durchfuhr ihn bei jeder noch so zaghaften Berührung ihrer Lippen.

Hyde erwiderte den Kuss, genoss ihn mit jeder Faser seines Körpers und dies ließ er Gackt spüren, indem er sich haltsuchend stärker an ihn klammerte.
 

Wie lange hatte er auf diesen Kuss gewartet, dieser eine Kuss, der ihre gemeinsame Liebe beschwor, der keine Zweifel mehr zurückließ?

Seit er erkannt hatte, dass er Gackt liebte, hatte er sich diese Art Berührung gewünscht, ohne das schlechte Gewissen etwas Unrechtes zutun.

Er konnte sich endlich gehen lassen und jede Sekunde genießen.

Seine Schuldgefühle, die ihm die ganze Zeit über den Blick für das Wesentliche genommen hatten, waren in diesem Augenblick wie weggeblasen, sie existierten einfach nicht. Das Einzige, was da war, war der Mensch, den er über alles liebte.

Was gab es Wichtigeres, als diese Liebe zu erwidern?

„Ich liebe dich“, flüsterte Hyde noch einmal gegen die Lippen des Jüngeren, die er sogleich wieder mit unzähligen gehauchten Küssen bedeckte.

Am liebsten hätte er es ihm 100 Mal gesagt.

So oft wie er ihn die letzten Monate abgelehnt hatte, so oft sollte er es hören. Seine Ohren sollten nichts anderes mehr wahrnehmen, seine Lippen keinen anderen Mund mehr küssen. Auch wenn gerade er nicht das Recht dazu hatte, wollte er, dass Gackt ihm ganz allein gehörte. Alles an ihm sollte ihm gehören.

Er wollte seine Liebe, genauso wie auch diesen Körper. Er wollte ihn spüren - überall. Er wollte ihm zeigen, wie groß seine Liebe zu ihm war.

Doch etwas in ihm ließ diesen Gedanken in weite Ferne rücken. Er konnte es nicht, nicht hier, nicht mit dem Gedanken, dass Gackt die Wahrheit nicht kannte.

Zuerst musste er es erfahren, all seine Ängste, der Grund für ihre verschwendete Zeit.

Gackt die Liebe zu schwören, ihn wirklich zu lieben, ohne dass dieser ihn richtig kannte, war für Hyde ausgeschlossen.

Es sollte nichts mehr zwischen ihnen exstieren, keine Geheimnisse, keine Lügen.

Seufzend vertiefte Hyde den zarten Kuss. Er suchte mit seiner Zunge nach der Gackts und stöhnte, als sie sich trafen und ineinander verschlangen.

Warme Blitze durchfuhren seinen Körper. Er empfand die Intensität ihres Kusses als wundersam tiefgründig und unglaublich rein, wie er es noch nie zuvor gespürt hatte.

War es das, was man wahre Liebe nannte?

War dieses starke Gefühl in ihm, das wie Lava sein Blut zum brennen brachte, jenes unzerstörbare Band, was sie zusammenhielt?

Gackts Lippen brachten seine zum zittern, sein Herz schien sich diesem anzuschließen. Es schlug, als würde auch dieses geküsst werden, so tief, dass es nach mehr hungerte.

Aber er musste Stärke beweisen und sich diesem Gefühl entziehen.
 

Hyde unterbrach den Kuss, auch wenn er es nur ungern tat.

Er löste seine Lippen von denen Gackts und fuhr sich mit den Fingern über seinen Mund, als wolle er auch mit den Händen fühlen, was seine Lippen gespürt hatten.

Gackt sah ihn fragend ins Gesicht und wollte sich ihm wieder nähern. Hyde jedoch drückte ihn von sich. „Hör auf“, murmelte Hyde, während er den Blickkontakt aufnahm. Seine Augen waren wohl etwas zu hart gewesen, denn Gackt schien erschrocken.

Hyde schüttelte trotzdem den Kopf.

„Wenn wir jetzt nicht aufhören, dann habe ich keine Gelegenheit dir die Wahrheit zu sagen.“

Die Wahrheit? Was für eine Wahrheit? Verwirrt blickte Gackt in die braunen Augen, die ihm durch die Dunkelheit, die sie umfing, schwarz entgegenleuchteten.

Gackt wagte es nicht danach zu fragen.

Er hatte Angst, Hyde würde ihn wieder von sich stoßen und ihm erneut negative Gefühle entgegenbringen.

Hatte er etwas Falsches getan? Warum wollte Hyde nicht mehr von ihm berührt werden? War ihr Kuss eine Einbildung, ein Traum?

Hatte es diese Art Szene nicht schon zu oft gegeben? Schon wieder? Warum schon wieder? Hatte Hyde nicht gesagt, er würde ihn lieben? Warum dann diese plötzliche Abfuhr?

Ein ungutes Gefühl machte sich in seinen Inneren breit, als Hyde sich aus seinen Armen zog und aufstand.

Ohne dem Jüngeren in die Augen zu sehen, trat Hyde die wenigen Schritte zur Tür und sprach mit gebrochener Stimme.

„A-am besten...“ Er musste tief durchatmen, um wieder zu Sinnen zu kommen. Die Hitze die ihn durchströmt hatte, war noch nicht abgekühlt und trotzdem wollte er sofort wieder rational und vernünftig denken.

„Geh lieber“, murmelte Hyde, während er ungeschickt nach der Türklinge griff und die Tür hastig aufzog.

Für Gackt musste es fast so aussehen, als wolle Hyde den Jüngeren schnellstmöglich loswerden, als bereue er was gerade geschehen war.

Aber so war es nicht. Im Gegenteil. Er hatte jede Sekunde genossen und wünschte sich sehnlichst dort weiterzumachen, wo er unterbrochen hatte.

Er hätte Gackt sagen sollen, wieso er es tat, wieso es klüger war.

Aber er war einfach zu aufgeregt, um eine vernünftige Erklärung zu liefern.

Auf einmal hatte er ihm seine Liebe gestanden. Eigentlich wollte er es nie soweit kommen lassen und nun war es einfach so geschehen. Er konnte es nicht mehr leugnen, Gackt würde ihm seine Lügen niemals mehr glauben.

Es war ja nicht so, das er in all dem Gefühlstaumel seine Schuld gegenüber Megumi vollkommen vergessen hatte. Er dachte auch jetzt noch daran, selbst jetzt wo doch sein Bedürfnis, Gackt nahe zu sein, ihn zu spüren, im Moment alles überschattete.

Er musste in Ruhe nachdenken, einen kühlen und klaren Kopf bewahren, bevor etwas passierte, was nicht so schnell rückgängig gemacht werden konnte.

„Aber...“, stotterte Gackt, bevor auch er sich erhob und neben Hyde trat.

Er fasste nach seiner Schulter, blickte ihn an und versuchte zu verstehen, was in Hyde vor sich ging.

„Ich muss allein sein..., bitte.“

Hyde blickte in Gackts blaue Augen, die verbunden mit dem Mondlicht eine unglaublich geheimnisvolle Aura in sich trugen.

Er versuchte mit einem zaghaften Lächeln Gackt seine Unruhe zu nehmen, die er deutlich durch seine zitternden Finger spüren konnte.

Gackt war verwirrt und trotzdem wollte er krampfhaft versuchen ihm zu vertrauen.

Sein Lächeln und auch seine Augen, in denen noch immer Liebe lag, wollte er in Erinnerung bewahren, so lange, bis sie sich das nächste Mal sahen und einiges endlich klarer werden sollte.

Gackt nickte, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte, nachdem er seine Hand durch das braune Haar des Kleineren hatte fahren lassen.

Die Weichheit dieser Strähnen entfachte eine unglaubliche Sehnsucht, die er jetzt schon kaum ertrug.

Wehmutig trat er über die Schwelle der Wohnung, während er seine Augen nicht vom Älteren ließ.

Dann sah Hyde zu Boden und schloss die Tür.
 

Kühle umfing den Solokünstler, obwohl er wusste, dass Hyde ihm sein glühendes Herz geschenkt hatte.

Es klopfte in seinem, stark und lebendig.

Er wusste, Hydes Liebesgeständnis war echt, weil er es spürte.

Noch nie hatte er sich bei einer Sache so sicher gewähnt, wie in dieser.

Er war glücklich und doch fehlte ihm etwas.

Alles war so plötzlich gekommen und viel zu schnell vorbei gewesen.

Sein Herz spürte Verwirrung, Liebe und gleichzeitig auch eine gewisse Art Leere, die er sich nicht erklären konnte.

Hyde hatte ihm zwar seine Gefühle gebeichtet, aber trotzdem glaubte er nicht ihn verstehen zu können. Er kannte noch immer nicht seine Ängste, er wusste nicht was genau in seinem Kopf vor sich ging, wieso er sich immer und immer wieder so abwehrend verhielt und dann doch wieder seine Nähe suchte.

Sollte er nicht neben seinen Gefühlen, auch über Dinge wie diese bescheid wissen?

Musste er einfach nur Vertrauen und Geduld zeigen, um auch den Rest gewinnen zu können?

Er hoffte es, denn wenn es das war, dann war er gewillt es zu versuchen.

Gackt lächelte verhalten, als er daran dachte wie Hyde sich mit den Fingern über die Lippen strich.

Diese unschuldige Berührung seiner eigenen Lippen hatte in ihm ein Feuersturm ausgelöst.

Sein unschuldiger Engel, der so sündig war, dass man der Versuchung einfach nicht wiederstehen kann, nein nicht einmal darf.

Was war das nur für ein wundersamer Moment, als sie sich berührten, als sie sich schmeckten und erkannten, dass der jeweils andere sein einziges Gegenstück war?

Gab es so etwas Absurdes wie ein Schicksal?

Gackt nickte, während er langsam zum Auto trat. Wenn es so etwas gab, dann war er wohl der glücklichste Mensch.

Er war glücklich, weil er die Liebe des schönsten Engels innehatte.
 

*
 

Es verging ein langer Tag, dann noch einer, ewige Stunden, die Gackts Nerven zu zerreißen schienen. Hyde hatte sich nicht mehr gemeldet, weder auf seine E-Mails noch auf seine SMS geantwortet.

Sollte alles wieder von vorne beginnen? Schon wieder sorgenvolle Tage, die ihm den letzten Nerv raubten?

Hatte er sich doch tatsächlich geirrt und Hyde allein gelassen, obwohl er es vielleicht gar nicht wollte? Hätte er hartnäckig bleiben müssen und einfach nach Megumi und den Grund für ihre Trennung fragen sollen?

Aber dann wäre er es wieder gewesen, der den Älteren bedrängt hätte, und genau das wollte er auf keinen Fall mehr.

Aber was hatte er schon mit seinen letzten Besuch ausgerichtet?

Nur noch mehr Verwirrung, die ihm kaum schlafen ließ.

Seine Augen brannten. Er hatte wirklich kaum geschlafen. Zwei Nächte hatte er über Hydes Verhalten gegrübelt.

Einerseits durchfuhr ihn ein unbeschreibliches Glücksgefühl, wenn er daran dachte wie Hyde ihm mit Worten die Liebe erwidert hatte, und dann wieder diese Ungewissheit.

Und doch konnte er sich nicht recht dazu durchringen, den Älteren erneut aufzusuchen.

Er hatte sich vorgenommen ihm Zeit zu geben, soviel wie er wollte und benötigte.

Er wollte Hyde vertrauen, aber da ahnte er noch nicht wie schwer ihm genau das fallen würde.

Müde erhob sich Gackt aus dem Bett, in dem er stundenlang nur grübelnd gelegen hatte, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein.

Es wäre soviel einfacher, würde er endlich wissen, was Hyde beschäftigte und auch Angst machte. Dann würde er ihn verstehen können.

War es das, was Tetsu mit ‚Wahrheit’ gemeint hatte?

Stirnrunzelnd strich Gackt sich eine Strähne aus dem Gesicht, während er sich skeptisch im Spiegel betrachtete.

Wollte Hyde ihm wirklich über seine Probleme aufklären?

Konnte das sein?

Hatte er auch endlich Hydes Vertrauen gewonnen?

Gackt seufzte verhalten.

Wie auch immer, Hyde hatte sich zwei Tage lang nicht gemeldet. Wenn er ihm wirklich vertrauen würde, dann wäre er doch schon längst hier aufgetaucht.

Gackt schüttelte enttäuscht den Kopf, während er ins Badezimmer trat und sich an das Waschbecken stellte.
 

Er wollte nach seiner Zahnbürste greifen, als es plötzlich an der Tür klingelte.

Der Solosänger schleppte sich zur Haustür, öffnete sie und blickte in das grinsende Gesicht des Postmannes.

Die Post? So früh? Nein, es war eigentlich schon recht spät, nur er war heute etwas länger im Bett geblieben als sonst und das, obwohl er gar nicht schlafen konnte.

Der Mann, mit den etwas zu langen Haaren, streckte Gackt einen braunen Umschlag entgegen. Gackt nahm diesen in seine Hände und betrachtete ihn skeptisch.

„Schönen Tag noch“, verabschiedete sich der kleine Mann, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und verschwand. Gackt jedoch schenkte ihm schon gar keine Beachtung mehr.

Seine müden Augen weiteten sich, als er den Namen des Senders las.

„... von Hyde“, murmelte Gackt überrascht und riss sofort den Umschlag auf, zog ein kleines Buch und einen Zettel heraus.

Sein Herz klopfte, als er die wenigen Worte auf dem Stück Papier las.

‚Entschuldige,...ich wollte dir alles persönlich sagen, aber ich konnte es nicht.

Hyde.’

Verwirrt zog Gackt den Zettel beiseite und betrachtete das schwarze Buch, welches beim bloßen Anblick Erinnerungen in ihm weckte.

Es war Hydes Tagebuch. Er erkannte es, kein Zweifel.

Es war jenes Buch, in das Hyde Abend für Abend all seine Gedanken und Gefühle hineingeschrieben hatte.

Seine Ängste und Befürchtungen, alles stand auf diesen Seiten. Er musste es nur aufschlagen und lesen.

Gackt fuhr sich stirnrunzelnd über die Stirn.

Hyde hatte ihm sein Tagebuch gegeben. Einen größeren Vertrauensbeweis konnte er nicht erwarten. Im Grunde war es mehr, als er sich gewünscht hatte. Trotzdem hatte er nie verlangt, dass Hyde sich derart intim öffnete.

Aber der Ältere schien sich damit wohler zu fühlen. Konnte er dieses Angebot annehmen?

Langsam, schlug Gackt das Buch auf.

Er las das Datum des ersten Eintrages. ‚XXXX.06.30’

Mit seinem Fingern strich er andächtig über die geschrieben Worte, die ihm so heilig schienen.

Mit schwarzer Tinte waren Worte geschrieben, die sein Innerstes offenbarten.

Er konnte nicht leugnen, dass ihm der Gedanke, mehr über Hyde zu erfahren, nervös machte.

Ihm zitterten die Knie, während er sich in einen Sessel im Wohnzimmer sinken ließ.
 

Er begann zu lesen...
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Vielleicht haben es einige schon geahnt oder es gemerkt, der Prolog unserer FF kam nun endlich zum Einsatz. ^__^

Wir hoffen es hat euch wieder gefallen und schreibt auch dieses Mal fleißig Kommis. ^_^ Wir bedanken uns jetzt schon mal. *knuffsi*

Also dann!

Wir haben euch lieb und bis zum nächsten Mal^^
 

Eure Tenshis



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (14)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ai_Mikaze
2009-09-11T17:26:23+00:00 11.09.2009 19:26
Er hat es ihm gesagt! T///T Awww ... Oh Gott. Ich hab so darauf gewartet, vorallem nach dem Prolog.
Und dann der Kuss. ;_; *fiep* Und die Nähe der beiden~ >///< Es ist so verdammt gut geschrieben. Man kann es sich voll toll vorstellen.

Aber~ ... >.> Einmal wird geschrieben, man könne Hydes Gesicht eh nicht sehen, weil es so dunkel war und dann steht da, dass er Gackt nicht ins Gesicht sehen kann ... also es ist dann so geschrieben, als könnte man nun doch was sehen? *verwirrt*

Naja! >.< Jedenfalls dachte ich nicht, dass Hyde gleich sein ganzes Tagebuch schickt. Er vertraut ihm so arg. ._. Jetzt hat es doch weitgehend eine Bedeutung, dass er die ganze Zeit darein schrieb. >3<
Wuh ... ich bin gespannt, wie Gackt auf das Geschriebene reagiert ...
So viel steht ja nun nicht mehr zwischen den beiden. Hoffe ich jedenfalls ... <3
Von:  Chilet
2009-02-13T20:07:23+00:00 13.02.2009 21:07
oh gott, ich bin scho wieda so unfähig, n konstruktives kommentar zu schreiben ;_;
ihr schreibt einfach so toll, da fehlen mir die worte T_T

*tief durchatmet* okay.. erm... jaaa, jetz mit dem ganzen hintergrund wissen gefällt mir prolog auch bessa - wo ich ja zu beginn ned so arg begeistert war xD
aber~ es passt so schön.. un ich find tetsu so toll.. also besten freund, der sich so arge sorgen um hyde macht .__.~
und das gaku dann zu ihm gefahren is und dennoch nich aufgegeben hat und... hm~
*schwärm* TT

ich bin gefühlsmäßig so arg hin un her gerissen... hyde hat ihm sein tagebuch gegeben... das~ oh gott ... ;____;
*nich verkraft* TT
Von:  Earu
2008-04-11T08:53:48+00:00 11.04.2008 10:53
Freude schöner Götterfunken ... ^__________^

Jetzt habt ihr mich glücklich gemacht. Ich hab mich schon die ganze Zeit auf die Umsetzung des Prologs gefreut und endlich ist es passiert.
Allerdings hätt ich am liebsten den Kopf gegen die nächstbeste Wand geschlagen, als Haido nach dem Geständnis und dem Kuss schon wieder mit seinem "Geh jetzt" anfing. Ich dachte schon, dass jetzt alles wieder den Bach runter geht, dass er alles aus irgendeinem bescheuerten Grund wieder einreißt. Aber er war endlich mal aufrichtig ... Zwar nicht grad fein, den armen Ga-chan zwei Tage warten zu lassen, aber die Post is ja auch nciht immer die Schnellste XD

*weiterlesen will aber nicht weiterlesen kann* Bäh~ zu viel zu tun -.-
Von:  himachan
2007-10-22T20:18:11+00:00 22.10.2007 22:18
Es war so toll zu lesen, wie der Prolog zum Einsatz kam und alles perfekt aufeinander abgestimmt war! Denn genau das finde ich bei eurer FF so wahnsinnig genial, sie ist super gut durchdacht und so toll geplant und dazu dann noch immer so gefühlvoll geschrieben und dieses Mal war es ja wirklich sehr romantisch *schmacht* *träum*
Als ich gemerkt hab, dass jetzt nur der Prolog kommen kann (endlich!) da saß ich dann auch wie auf glühenden Kohlen da und hab zitternd darauf gewartet, was nach dem Kuss passieren wird. Und zum Glück, endlich! hat Hyde diese Worte gesagt!!! Und wie genial ihr die Szene geschrieben habt, das haben die beiden aber auch echt verdient gehabt, dass es nun mal so richtig romantisch wird, nach all dem, was in den letzen Monaten passiert ist.
Schön fand ich dann natürlich auch die Sache mit dem Tagebuch, da kann ich Hyde auch irgendwie schon verstehen. Also, dass es ihm einfach leichter fällt, Gackt das Tagebuch zu geben, als alles selber noch mal in Worte zu fassen. Und so erfährt Gackt dann ja auch wirklich alles und wir wissen es auch schon *grins*
Jetzt warte ich natürlich auch nur noch viel sehnsüchtiger auf das nächste Kapitel als sowieso schon! Denn nun kann es doch nur noch gut werden *das hoff ich doch zumindest mal stark*
Also lasst euch nicht zu viel Zeit XD sonst sterb ich noch an Anspannung!
PS: Ob ihr danach schon eine neue FF plant, würd mich auch brennend interessieren ^^
Von:  Charline
2007-10-22T19:02:24+00:00 22.10.2007 21:02
erstmal, arigatou für die ens, hab mich mal wieder riesig gefreut, dass es wieder ein neues kapitel gibt^^
tetsu, der rettende held in der not... endlich... endlich hat er es ihm gesagt! ich hab mich richtig mitgefreut... und der schluss gibt hier nun jedem leser (zumindest mir XD) mehr hoffnung, dass sich endlich alles zum positiven wendet...der schreibstil war mal wieder wunderschön, und die gefühle der beiden kamen auch sehr gut rüber.
ich könnt heulen.
glaubt ihr jetzt ernsthaft, dass ich hier seelenruhig auf die fortsetzung warten werde? (meine ungeduld lässt grüßen)
eins muss ich auch sagen: danke, dass ihr diese ff schreibt und dass ihr so viel arbeit reingesteckt habt.
ihr seid großartig!!
Von: abgemeldet
2007-10-22T17:09:48+00:00 22.10.2007 19:09
>///<
Ja~, er hat es ihm endlich, endlich gesagt **
*rumhüpf*
Aber Hyde spll sich mal entscheiden ;O; jetzt hat er den armen Gackt wieder weggeschickt, obwohl er ihm doch seine Gefühle gestanden hat >.<
Aber an so einer Stelle aufzuhören ist ja unerhört XD
*auf glühenden Kohlen sitzt*
Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht! >///<

Und ihr könnte einfach wunderbar schreiben Q///Q *nicku*

Bis zum nächsten Kommi~ <3
Von:  Brooke-Davis
2007-10-21T21:21:46+00:00 21.10.2007 23:21
Ahhh ja~ ich hab schon die ganze Zeit gewartet, dass der Prolog mal wieder vorkommt x3
Also... was soll ich sagen? x3 Ich kann nur immer wieder wiederholen, dass ich diese FF sowie euren Schreibstil einfach liebe ^^
Ich fand es schön, dass Tetsu mal ein bisschen ins Geschehen eingegriffen hat und was mir auch total gut gefällt ist die Tatsache, dass Hyde Gackt sein Tagebuch gegeben hat, da dieses ja im Verlauf der FF(s) immer wieder aufgetaucht ist...

Was soll ich noch sagen? Ich freu mich jetzt schon wie ein Flitzebogen aufs neue Kapitel, denn jetzt kommen sich die beiden ja endlich näher x3
Ich hab allerdings ein lachendes und ein weinendes Auge, da es ja scheinbar aufs Ende der FF zugeht ;__________;

Liebe Grüßle
Ga-chan x3
Von:  Kimiko02
2007-10-21T19:19:25+00:00 21.10.2007 21:19
Hatte mich schon gewundert, wo es so lange bleibt ^^
Aber ich dachte mir schon, dass ihr wohl nicht ans Inet gekommen seid.
Freu mich jedenfalls riesig dass es endlich da ist und hab es gleich verschlungen! *_*
Warte ja schon die ganze Woche sehnsüchtig drauf ^^;;

Aber nun zum Kommi:
Hach, der Schluss des Kapitels war ja so süß!!! *___*
Hätte ich gar nicht mit gerechnet, dass Hyde ihm sein Tagebuch gibt, ich dachte eher er würde es ihm persönlich sagen, aber wie soll ich sagen, irgendwie ist das mit dem Buch schöner, weil er so einfach alles erfährt *__*
Ich hab mich auch sehr gefreut als der Prolog kam, hatte es ja schon vermutet, allerdings war das teilweise echt eine Qual, ich war nahe dran einfach zu dem Punkt zu springen, an dem der Prolog zu Ende ist, ich glaube ich habe den einfach schon zu oft gelesen und wurde deswegen unheimlich ungeduldig zu erfahren, wie es denn danach weitergeht ^^;;
Es hat mich jedenfalls sehr erleichtert, dass es dann auch weiterging, ich hab schon befüchtet es hört wieder an der gleichen Stelle auf, aber zum Glück ja nicht ^^
Ich muss sagen, das Ende diesmal ist wirklich angenehm, einfach weil man weiß, dass jetzt nur noch was positives kommen kann und das macht das warten doch um einiges erträglicher und die Vorfreude umso größer ^_^
Ich freu mich schon ganz dolle auf das nächste Kapitel!!!
*euch anfeuer*
Habt ihr wieder toll gemacht!! Großes Lob!!
Und ich schließe mich der Frage nach einer neuen FF auch an ^^
Von: abgemeldet
2007-10-21T18:36:14+00:00 21.10.2007 20:36
Waaah~~~ *hüpf *hüpf* schnell weiterschreiben, gaaanz schnell weiterschreiben!! >~<
Von:  Pya
2007-10-21T18:05:33+00:00 21.10.2007 20:05
omg! nicht hier aufhören T_T
Das Kapitel war *seufz* soo~ schön X_X
wundervoll beschrieben &..
du hast so einen wundervollen Schreibstil, ganz ehrlich ;_;

bitte schreib schnell weiter <3


Zurück