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Ungreifbar

von

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Ungreifbar

Damals, vor Hunderten von Jahren, im Krieg, wurde eine Legende geboren. Noch ihren Enkelkindern erzählte Kurai: “Es war einmal ein Engel in unserm Land.”
 

Nicht alle begrüßten das, meinten, das Volk der Oger sei nicht abhängig von Himmelswesen. Kurai lächelte nur und wusste, hätten sie Alexiel gesehen, sprächen sie anders.
 

Sie war alt und ihre Augen müde, als sie draußen auf den Hügel trat und Alexiel-sama noch einmal vor ihr erschien.
 

Kurai konnte ihre Tränen nicht aufhalten. Sie fielen, bevor sie es merkte.
 

Warum jetzt? Nach all den Jahren?
 

Und schön wie am ersten Tag! Natürlich, Engel waren für die Ewigkeit. Es machte ihr schmerzhaft bewusst, dass sie selbst bald zu Staub zerfallen würde.
 

Aber du bist gesund und kräftig, Kurai. Du wist sicher noch viele Jahre leben.
 

Aber... ja, aber!
 

Warum habt ihr uns verlassen?
 

Obwohl Kurai eigentlich genau wusste, warum. Es hatte nie eine Wahl gegeben.
 

Wie ist das so? Ich hatte viele Geschwister, aber einen Zwilling hatte ich nie.
 

Alexiel-samas Lächeln, das gab ihr am Ende doch noch Hoffnung.
 

Ja, wir sind wahrlich verschieden. Du hättest für jedes einzelne deiner Geschwister dasselbe getan.
 

Nichts als Tränen. Ein Meer von Tränen. Eine Sintflut für die Sünderin, die alles nur immer hatte verstauben lassen, ohne einen Versuch, es zu ändern.
 

Aber, Alexiel-sama, es ist so lange her. Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß es nicht mehr.
 

Da legte sich ihr sanft eine Hand aufs Haar, und der Engel war ganz nah und wurde damit jetzt erst so etwas wie Wirklichkeit.
 

Das glaube ich nicht. Erinnere ich mich doch noch an das Kind, das schrie und zappelte;
 

‘Wäre ich doch nur nicht zu spät gekommen! Hätte ich doch nur...!’
 

Und wie an jenem Tag klammerten sich zwei kleine, braune Hände an einen starken, weißen Arm.
 

Der Zeit stand still auf dem Hügel weit abseits von Banmaden, bis die Hand auf nun mehr grauem als silbernem Haar sich den kleinen, braunen Händen entzog.
 

Alexiel-sama! Bleibt ihr nicht?
 

Der Engel kehrte Kurai den Rücken. Sie konnte sie nicht festhalten.
 

Ich bleibe nie an einem Ort, kann keinen mein zu Hause nennen.
 

Es hatte keinen Sinn, sie festhalten zu wollen; wie eine Fata Morgana erschien sie immer wieder und verschwand genauso schnell. Sie mochte ewig sein, ihr Licht in Kurais Leben war es nie gewesen.
 

Ich bitte dich, verzeih.
 

Leise strich der Wind um den Kopf der Königin und sang sein immerwährendes Lied.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Abendstern
2007-10-02T22:12:10+00:00 03.10.2007 00:12
Oh my lord ...
thats great ^^
So gefühlvoll , flüssig geschrieben
Wirklich sehr gut ^^
Von: abgemeldet
2007-01-25T20:48:16+00:00 25.01.2007 21:48
Liest sich ganz schön, dass auf jeden Fall und ich hoffe das war noch nicht alles.
Du hast eine schöne Art zu schreiben.Mit sehr viel Gefühl.


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