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Despair

von

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Despair

13/09/06

Disclaimer: Weder Noir, noch die vorkommenden Charaktere entstammen meiner Fantasie. Ich habe sie mir lediglich ausgeliehen ^___^
 

Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem One-shot!
 

Mireille schrak auf, als sie das schrille Klirren hörte. Sie sprang von ihrem Platz am Billardtisch auf und lief die wenigen Stufen zum Schlafbereich hinauf und klopfte aufgeregt gegen die Badezimmertür.

„Kirika!“

Sie hämmerte mit ihrer Faust dagegen.

„Kirika! Was ist passiert? Antworte mir! Kirika!!“

Als Mireille das Klopfen unterbrach, um an der Türklinke zu rütteln, vernahm sie zwischen ihren Rufen ein leises Wimmern.

„Mein Gott, Kirika! Mach die Tür auf! Ich bitte dich! Öffne die Tür, Kirika! Kirika!“

Sie wusste, dass ihre Partnerin die Tür nicht aufmachen würde. Irgendetwas war passiert. Es hinderte Kirika daran, zu handeln. Aber sie musste da rein. Um jeden Preis.

Mireille ging zum Schrank und zog ihre Tasche hervor, in der sich noch von der gestrigen Nacht ihre Walther befand. Sie schraubte eilig den Schalldämpfer auf die Waffe, ging zurück zur Tür und rief:

„Kirika! Ich werde auf das Schloss schießen, wenn du nicht aufmachst!“

Sie zielte auf das Schlüsselloch.

„Kirika! Mach auf oder ich schieße!“

Sie fasste den Griff fester und krümmte den Finger um den Abzug.

„Kirika, ich werde jetzt schießen! Bleib’ von der Tür weg!“

Sie drückte ab.

Ein kreischendes Geräusch war zu hören, als die Kugel auf den metallenen Beschlag traf und ihn aus seiner Halterung riss.

Die Tür blieb zwar geschlossen, aber sie war nicht mehr versperrt. Mireille stieß sie auf, blieb aber im Rahmen sofort stehen.

Sie blickte auf den Spiegel. Oder das, was von ihm übrig war. Er war zerschlagen. Sie konnte Abdruck einer Faust erkennen, an den Splittern Blut. Darum herum war das Glas spinnennetzartig gesprungen und unzählige kleine Scherben lagen auf dem Boden, der ebenfalls voller Blut war.

Sie hatte das alles innerhalb einer Sekunde wahrgenommen und folgte dann mit ihrem Augen der blutigen Spur von Spiegel weg an einen Platz hinter der Tür.

Das Wimmern, das sie auch zuvor gehört hatte, schien von dort zu kommen. Zögernd betrat sie den Raum und schloss die Tür hinter sich. Was sie dann sah, ließ ihr den Atem stocken.

Kirika saß, seitlich an die Badewanne gelehnt, auf dem Fliesenboden. Ihre Hände und Unterarme waren mit Schnittwunden übersät und blutüberströmt. Auch ihre Kleidung war blutgetränkt, es bildete sich bereits eine kleine Blutlache. In ihren Händen hielt sie eine große Scherbe des zerbrochenen Spiegels, mit der sie sich scheinbar auch selber Verletzungen zugefügt hatte.

Sie zitterte am ganzen Leib und ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie stammelte vor sich hin, völlig zusammenhangslose Dinge, die Mireille nicht verstehen oder zuordnen konnte.

Doch Mireille hatte sich schnell wieder gefasst. Sie wusste, sie musste jetzt stark sein.

Also ging sie ganz langsam und vorsichtig auf die zusammengekauerte Kirika zu und sank vor ihr auf die Knie, die Hände zur Besänftigung gehoben.

„Schhh.. ganz ruhig! Es wird alles wieder gut, Kirika!“

Sie kam dem Mädchen noch ein Stück näher.

„Kirika! Sieh’ mich an, Kirika! Ich bitte dich!“

Mireilles Stimme war ruhig, doch innerlich bebte sie vor Wut und Verzweiflung.

Was sollte sie tun? Wie sollte sie sich in so einer Situation verhalten?

Ihre Hände waren nur noch Zentimeter von Kirikas Schulter entfernt.

„Hab’ keine Angst, ich bin doch hier! Ich beschütze dich, egal, was passiert! Du musst mir jetzt vertrauen, Kirika! Bitte, vertrau’ mir!“

Mireille berührte mit ihren Fingern Kirikas Arm, doch das Mädchen schlug die Hand der Blonden sofort weg und duckte sich noch tiefer in Abwehrstellung. Sie schlug die Arme über den Kopf und wiegte sich hin und her. Das leise Wimmern und Stammeln wurde nun deutlicher, so dass Mireille es verstehen konnte.

„..nein, ich nicht....nein, bin ich nicht...nein, nein, NEIN!!“

Mireille schrak zurück, als Kirika plötzlich aufschrie. Das Zittern verstärkte sich und sie schüttelte heftig den Kopf, als würde sie gegen etwas anzukämpfen versuchen.

Nun war es ihr egal. Sie rüttelte Kirika unsanft am Arm, während sie rief:

„Kirika! Hör’ auf! Sieh’ mir in die Augen! Kirika!! Bitte!“

..schuld... du bist schuld.. du allein.... .nein, ich habe keine Schuld.... du bist schuld, du hast sie alle getötet. Du bist ein Dämon...du bist es...du bist es...nein...wir sind es...NEIN!!!!“

Mireille nahm augenblicklich die Hand weg, als sie das hörte. Sie war sich sicher, dass Kirika gerade die ganze Zeit über gesprochen hat, aber sie schien mit jemand anderen zu sprechen...mit etwas.

’Mit sich selbst?!’ , dachte Mireille.

Du bist hilflos ohne mich. Ich bin deine Stärke und dein Mut. Ohne mich ...Nein! Nein! Ich will nicht... nicht.. mehr.. ich kann nicht... weil du schwach bist.. .armes Kind... geh’ weg.. lass’ mich in Ruhe.. .ich werde da sein... GEH’ AUS MEINEM KOPF!!!“

Kirika schlug wild schreiend um sich, die blutige Scherbe in ihrer Hand kam dabei Mireilles Hals gefährlich nahe. Diese wich zurück und drückte sich an die gegenüberliegende Wand. Sie wusste, was es war. Es. Sie. Sie war wieder da. Die andere Kirika und diesmal war es schlimmer, als je zuvor. Sie hatte von Kirika schon einmal besitzt ergriffen, als sie in den Händen Altenas gewesen war, aber diesmal schien Kirika gegen sie ankämpfen zu wollen. Sie focht einen inneren Kampf aus.

Mireille fing ihrerseits an zu zittern, wusste sie doch um die Grausamkeit und Gnadenlosigkeit dieser Kreatur, die tief in Kirikas Seele lauerte. Sie kannte diese Persönlichkeit und wusste, dass sie von keinem mehr gefürchtet wurde, als von Kirika selbst.

Aber so extrem war es damals nicht...sie war entweder die kaltblütige Killerin gewesen, der Tod persönlich, oder aber ihre Kirika, die mehr und mehr unter ihren Taten und Sünden zu leiden begonnen hatte.

Doch jetzt war beides zugleich zu sehen. Ihre Stimme, ihre Haltung, das Zittern und Wimmern änderte sich von einer Sekunde auf die andere.
 

Kirika kauerte sich auf dem Boden zusammen, die Scherbe fest umschlossen. Blut floss durch die Finger der geschlossenen Hand und tropfte auf den Boden. Im nächsten Moment straffte sich ihr Rücken und das Zittern hörte auf, als eine tiefe, emotionslose Stimme etwas in einem Flüsterton sprach.

Feigling! Tu’ es endlich!“
 

Mireille bemerkte erst jetzt, dass sie noch ihre Pistole in der Hand hatte. Sie hielt sie sich vor den Körper und versuchte, so leise wie möglich vom Boden aufzustehen.

Ihre Knie zitterten heftig, aber sie schaffte es, auf die Beine zu kommen. Sie war immer noch gegen die Wand gelehnt, unschlüssig, was sie nun tun sollte, als Kirika sie ansah. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. Ihre Augen trafen Mireilles und sie schluchzte leise.

„Bitte... hilf’ mir, Mireille! Ich kann.. nicht... “ Sie senkte den Kopf und ihr Körper bebte. Kurz darauf war das Zittern verschwunden und Mireille hörte ein leises Lachen.

‚...ein Lachen?’, dachte sie entsetzt.

‚Kirika lacht nicht.. nie... ’
 

Sie ging auf Kirika zu.

„Kirika... ich— “

Sie konnte ihren Satz nicht beenden, da Kirika plötzlich aufsprang und sich auf Mireille stürzte. Sie warf sie mit sich zu Boden und saß rittlings auf ihr, hielt sie mit ihrem Gewicht unten, die Handgelenke umklammert, so dass Mireille weder Arme noch Beine frei bewegen konnte.

Ihre Waffe hielt sie noch in ihrer Hand, doch konnte sie diese nicht einsetzen.

Aber hätte sie es denn überhaupt versucht?

Als Mireille der jungen Japanerin ins Gesicht sah, gefror ihr das Blut in den Adern. Es waren wieder diese kalten Augen, doch diesmal entdeckte sie etwas neues in ihnen. Etwas, das ihnen mehr Lebendigkeit verlieh.

Ein breites Grinsen hatte sich auf Kirikas Gesicht gelegt, ihre Augen weiteten sich und sie kicherte kaum hörbar.

Ja, das war es, was ihre Augen zum Lodern brachte. Das Feuer des Wahnsinns.

Das Kichern wurde lauter, bevor sie mit tiefer, aber leiser Stimme sagte:

Du kannst mir nicht helfen. Und ich will es auch nicht, hörst du? Ich will es nicht!“

Mireille schloss die Augen. Sie konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen.

Kirika war.. wahnsinnig.

„Mireille!“

Dieses leise Wispern ließ Mireille ihre Augen vorsichtig wieder öffnen. Tränen fielen von Kirikas Nasenspitze auf Mireilles Wange. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie die Verzweiflung in Kirikas Augen sah. Das war nicht mehr das Monster, das war ihre Kirika. Das Mädchen, das sie über Jahre begleitet hatte. Das Mädchen, das sie....

„Bitte, hilf’ mir! Nur du kannst mich retten. Ich flehe dich an, Mireille!“

Ein erneutes Zucken durchfuhr Kirikas Körper. Sie blickte wieder auf die Frau unter ihr.

„Mireille, bitte!“

Mireille wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie konnte sie Kirika helfen? Sie konnte den Dämon in ihr nicht bekämpfen, geschweige denn besiegen.

Doch sie wollte es. Sie wollte ihrer Partnerin, ihrer Freundin helfen.

„Kirika. Ich will dir helfen, mehr als alles andere auf der Welt, wenn... ich..“

„Bitte!!“, wurde sie von Kirika unterbrochen.

„Ich habe keine Zeit mehr. Keine Kontrolle. Keine Kraft. Sie wird mich besiegen und auch dich. Das darf.. “ Ein weiteres Zucken.

„..darf nicht passieren, Mireille. Bitte! Du musst sie vernichten! Vernichte sie... mich!!“

Mireille hielt den Atem an. Sie wusste, was Kirika von ihr verlangte und sie wusste auch, dass diese es vollkommen ernst meinte.

Sie fühlte die Waffe wieder in ihrer Hand. Ihre Waffe. Mit dieser Waffe hatte sie schon so vielen Menschen das Leben genommen. Mit dieser Waffe hatte sie auch Kirika das Leben nehmen wollen, damals auf dem Friedhof, doch sie war dazu nicht in der Lage gewesen. Sie hatte es damals nicht gekonnt und auch nicht jetzt.

„Kirika... “

„Nein.. du darfst nicht zögern.. bitte!

Kirika umfasste mit einer Hand verzweifelt Mireilles Hemdkragen und fing an, daran zu zerren, erst nur ganz leicht, doch dann immer heftiger.

Sie schrie sie an, endlich etwas zu tun, doch Mireille lag wie erstarrt da. Sie konnte nichts tun.

Die braunen Augen der jungen Killerin verdunkelten sich, nahmen den kühlen Ausdruck wieder an und wurden wieder heller, wärmer und verzweifelter, nur um sofort wieder leer und kalt zu werden.

Sie biss die Zähne zusammen und ihr Gesicht war nun vom Zorn gezeichnet. Sie packte Mireilles rechtes Handgelenk, in der Hand hielt sie die Waffe, um riss es so nach oben, dass die Waffe auf ihren eigenen Körper zeigte. Die Veränderungen in ihrer Iris kamen nun so schnell, dass man nicht mehr sagen konnte, wann Kirika sie selbst war und wann nicht.

In ihrer anderen Hand hielt Kirika noch immer die Spiegelscherbe. Sie hob die Hand und richtete die tödlich scharfe Spitze auf Mireille. Deren Augen weiteten sich, als die blitzende Scherbe auf sie zugestoßen wurde.

BANG
 

Mireille spürte einen stechenden Schmerz in der linken Schulter. Sie konnte das Blut fühlen, wie es ihren Körper entlang auf den Boden lief.

Als sie ihre Augen öffnete, sah sie die Scherbe tief in ihrer Schulter stecken, fest umschlossen von Kirikas Hand.

‚Kirika!!’

Erst jetzt bemerkte Mireille das Gewicht auf ihr. Etwas Warmes, Nasses breitete sich auf ihrem Bauch aus, durchtränkte ihre Kleidung.

‚Kirika... ’

Der kleine Körper des jungen Mädchens lag leblos auf Mireille. Diese hatte im Effekt einen Schuss aus ihrer Waffe abgegeben. Kirika, die direkt über ihr gewesen war, hatte dieser Kugel nicht ausweichen können. Und sie es auch nicht gewollt.

Sie wollte sterben. Sie wollte durch Mireilles Hand sterben, so, wie es abgemacht gewesen war.

An der Stelle, wo Mireille lag, bildete sich eine Blutlache. Dabei mischte sich ihr Blut mit dem von Kirika. Ihr Blick wurde trüber, als sie die Hand sinken ließ. Sie schloss ihre Augen. Sie war so müde.

‚Kirika. Es tut mir leid. Ich konnte dir nicht helfen, deine Ängste zu überwinden. Sie zu besiegen. Ich habe versagt. Vergib’ mir!’

Es waren die letzten Gedanken der Korsin, bevor ihr Körper erschlaffte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-21T08:49:39+00:00 21.11.2007 09:49
wie traurig wie die junge japanerin mit ihren inneren Dämonen kämpft
und am ende sterben muss
aber ein gutes FF von dir

SSJVegeta


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