Zu viele Fragen, die mich plagen
Ich bin einsam…
Warum?
Fast meine ganze Familie ist tot, meine einzige lebende Verwandte, Noko, muss ich wahrscheinlich bald im Auftrag meines Meisters töten, mein Ojí ist weit weg, ich nicht wo…
Ich vermisse ihn…
Mein Meister, Itachi, neben meinem Ojí die einzige Person, für die ich weder Hass noch Verachtung empfinde, versteht mich sowieso nicht.
All die Jahre… ich habe ihn immer mehr als mein eigenes Leben geliebt.
Diese unerwiederte Liebe machte mich wohl zu dem, was ich jetzt bin und wahrscheinlich nicht mehr lang sein werde. Ich wäre für ihn gestorben, doch das Einzige, was er mir entgegen bringt, ist Verachtung. Wieso? Bin ich nicht gut genug? Bin ich zu schwach? Ich habe immer mein Bestes gegeben. Warum respektiert er mich nicht?
Itachi, hasst du mich so sehr? Hasst du mich überhaupt, oder empfindest du nicht mal das Gefühl für mich?
So viele Fragen, auf die ich keine Antwort weiß.
Mein Leben macht keinen Sinn mehr.
Nun stehe ich hier, tief im Wald. Fernab von jedem, der mich daran hindern könnte.
Meine Tränen tropfen langsam zu Boden. Niemand kann sie sehen, der Regen, der unablässig an meinen Wangen hinunterläuft verdeckt sie.
Ich mag regen… weil man so meine Tränen nicht sieht… oder vielleicht doch?
Naja, sei’s drum. Das ist jetzt auch egal… ich werde nun sterben müssen. Ich will es zumindest. In nichts sehe ich mehr einen Sinn, alles ist beschissen, ich habe niemanden, bin einsam… was für einen Sinn würde so ein Leben noch machen? Gar keinen!
Das Kunai in meiner Hand glitzert nass von Wassertropfen.
Soll ich es wirklich tun?
Ja! Jetzt kann ich nicht mehr zurück.
Geräusche von Schritten, die auf mich zukommen. Warum ausgerechnet jetzt? Eine weitere unbeantwortete Frage…
Was soll ich tun? Schon wieder eine…
Soll ich verschwinden, oder bleiben?
Ich habe keine Zeit mehr zu überlegen… Noko steht schon vor mir. Hätte sie nicht ein paar Minuten später kommen können? Dann hätte sie besten Falls noch meinen letzten Atemzug miterleben können…
„Was machst du hier draußen, so weit weg von zuhause? Du hasst Regen doch…“, frage ich mit zittriger Stimme, doch Noko starrt nur ausdruckslos auf das Kunai in meiner Hand.
„Hast du was Bestimmtes vor?“, fragt sie vorsichtig und kommt vorsichtig ein paar Schritte auf mich zu. Ich will nicht, dass sie mich davon abhält. Ich kann nicht mehr zurück, oder doch? Wahrscheinlich will ich einfach nicht mehr zurück.
„Noko, geh bitte!“, meine Stimme klingt schon fast bettelnd. Habe ich es nötig sie anzubetteln? Nein.
„Was ist los?“, fragt Noko, doch ich will ihr nicht antworten und mache stattdessen ein paar Fingerzeichen //Jutsu der Lähmung//
„Warum?“, Noko kann sich mehr bewegen, sucht nach einem Grund. Ich werde ihr in meinen letzten Minuten einen Grund geben.
„Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, was wirklich mit mir passiert ist, nachdem Itachi unsere Familie ausgerottet hat?“, frage ich und schaue sie nur noch mit hasserfülltem Blick an, was sie wohl ziemlich beunruhigt. „Ich wurde von Orochimaru aufgenommen. Er hat mich hart trainiert, doch gab mich einige Jahre später an Itachi weiter. Er trainierte mich weiter, aber viel hatte ich nicht mehr zu lernen, also beschloss er, dass ich eine Spionin werden solle. Alle wichtigen Informationen, die ich über dich und die anderen auftreiben konnte habe ich an ihn weitergegeben. Alles nur um dich tot zu sehen.“, ich schaue auf den Boden, will Noko nicht in die Augen sehen.
„Hasst… du mich… so sehr?“, presst sie zwischen den Zähnen hervor, sie kann sich durch mein Lähmungsjutsu nicht bewegen. Gut so…
„Ich hasse dich nicht. Ich verachte dich.“, verachte ich Noko überhaupt? Natürlich. Ich verachte alles und jeden, außer mein Ojí-danna und Itachi. Tue ich doch… tue ich? Ja!
„Kora… warum? Warum… hast du das alles getan? Und… jetzt?“, sie will wohl wieder auf das Kunai in meiner Hand anspielen. Ich werde es tun… da kann mir niemand mehr reinreden.
„Mein Leben… es hat keinen Sinn… mehr… hatte es jemals einen? Zu viele unbeantwortete Fragen…“, sie wird es ohnehin nicht verstehen. Warum erzähle ich das alles? Sie hat es doch nicht verdient!
„Dein Leben… hatte einen Sinn. Wenn du nicht mit… Orochimaru mitgegangen wärst, hätte… es jetzt immer noch einen Sinn“, was redet sie da?
„Willst du mir Vorwürfe machen? Ich bereue nichts!“, bereue ich wirklich nichts?
„Man sieht, dass du nichts bereust…“, das ist leider ein gutes Argument.
„Ach, lass mich doch in Ruhe! Mein Schicksal ist schon besiegelt. Ich kann nicht mehr zurück!“, langsam ziehe ich den Ärmel meines Kleides hoch.
„Kora, NEIN! Du kannst noch zurück!“, warum will Noko mich davon abhalten? Ich habe sie belogen, betrogen und wollte nur ihren Tod. Warum tut sie das?
„Wenn ich es tue, habe ich noch knapp eine Minute zu leben…“, ich nehme das Kunai und halte es an die Unterseite meines Arms.
„Tu es nicht…“, ihre Stimme ist zittrig. Ich wollte immer ihren Tod, warum will sie, jetzt wo sie alles weiß, nicht den Meinen?
„Ich muss es tun… es geht nicht mehr anders, ich kann nicht mehr zurück… ich will es nicht anders!“, langsam beginne ich mir mehrmals in den Arm zu ritzen. Dieser Schmerz… ein wundervolles Gefühl. Es erleichtert mich… es tröstet mich…
„Hör auf! So lange es noch geht! KORA!!“, Noko, sei doch bitte endlich leise. Oder? Ich will deine Stimme doch hören! Sie wird mich in den Tod begleiten…
Immer niedriger gehen die Striche, auf meinem Arm. Immer tiefer werden sie… viel Zeit habe ich nicht mehr… nun setze ich an der Pulsader an… mache den Strich tiefer als jeden anderen…
Ich habe keine Kraft mehr. Auf dem anderen Arm ziehe ich einfach nur noch einen senkrechten Strich. Ich habe keine Kraft mehr das Jutsu aufrecht zu erhalten, sinke in die Knie. Spüre warmen Atem auf meinem Gesicht. Noko…
„Ich… liebe… dich…“ (familiär gemeint… immerhin liebt sie Itachi…) murmele ich noch, bevor die Dunkelheit mich in den Abgrund zieht. Alles wird schwarz… Kälte umhüllt mich… bin ich nun tot? Ich weiß es nicht… aber es soll wohl so enden.
