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Need Help! - Need You!

Ryo x Shu
von

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Was geschah?

Need Help – Need You!!
 

Kapitel 1- Was geschah?
 

Shuichi Shindou saß mit hängendem Kopf und schnell schlagendem Herzen in einem gemütlichem Ledersessel. Es war gegen halb fünf Uhr am Abend und trotzdem schien die Sonne noch hell genug und man hätte es bequem im Sweatshirt ausgehalten. Shuichi allerdings zog es vor in seiner Jacke auf dem Sessel zu kauern und die Arme um seine angezogenen Beine zu schlingen. Dabei beobachtete er die schlanke Frauengestalt wenige Meter entfernt, wie sie Tee zubereitete.

Manchmal kam es ihm vor, wie in einem Traum, als wäre das ganze nicht real.
 

„Wie ist es eigentlich so weit gekommen?...“, fragte er sich selber und legte seinen Kopf auf die Knie. Er erinnerte sich an Yuki, der kaum noch sprach und nur noch schrieb. Er hatte an einen neuen Roman geschrieben, nicht einmal ein Storybord hatte er vorher entworfen, geschweige denn seiner Verlegerin oder ihm etwas gesagt. Vom einen auf den anderen Tag hatte sich sein Geliebter dazu entschlossen mehrere Nächte durchgehend zu tippen.

Das schlimme an dieser Sache aber war, es kümmerte Shuichi kaum. Es war ihm beinahe egal, dass der Autor noch weniger Zeit als sonst für ihn aufbrachte. Sie wechselten tagelang kein Wort und Shuichi duldete es, genoss es sogar die erste Zeit.

Dann aber war Eiri mit seinem Werk unzufrieden und der junge Sänger bekam es zu spüren. Nicht am eigenen Leib, nein, sein Geliebter hatte ihn noch nie körperliches Leid zugefügt.

Statt dessen oder wüsten Beschimpfungen begann der Blonde sich zu betrinken, leerte ein ums andere Glas hochprozentiger Flüssigkeiten.

Anfangs bekam Shuichi davon nicht viel mit, er arbeitete lange, studierte Choreographieen ein und übte täglich eine Stunde Gesang- natürlich bei Hiro, seinem besten Freund, er wollte Yuki ja nicht stören- was ihn meist so erschöpfte, dass er schnell im Bett verschwand.

Hatte er Abends doch mal früher Schluss, oder weniger zu tun, viel es ihm nicht weiter auf, wenn sein blonder Schriftsteller ein Glas Whisky in der Hand hielt. Das kannte er ja.

Shuichi konnte ja nicht ahnen, wie viele vorangegangene Gläser schon geleert waren.
 

Bitterlich seufzte er auf, als er daran zurück dachte.

Der aufsteigende Star hatte damals geahnt was unweigerlich passieren musste, doch als es dann schlussendlich eintrat war er dennoch so sehr geschockt, dass er bis heute schlecht träumte.

Er hatte nichts dagegen tun können, nicht einmal versucht hatte er es.

Es war ihm einfach nicht aufgefallen, was mit seinem Yuki passierte und dabei hatte der doch immer beteuert wie sehr er ihn liebte.

Tränen sammelten sich in seinen Augen während er sich noch mal alles genaustens ins Gedächtnis rief.
 

Es hatte an der Tür geklingelt, Shuichi hatte geöffnet, da Yuki sich sowieso nie freiwillig bewegte, wenn sein Freund doch da war.

Mika hatte draußen gestanden und neben ihr überraschender Weise nicht Tohma, sondern ein anderer Mann. Als sie eingetreten waren übergab sie ihm ein Heftchen, es war Yukis Kurzgeschichte die er neulich raus gebracht hatte.

„Lies...“, hatte sie ihn angewiesen und so hatte er gelesen. Mit jeder Zeile hatten sich seine Augen ein Stückchen mehr geweitet, mit jedem Absatz waren neue Tränen in ihm aufgestiegen, als er geendet hatte war ihm der Text schließlich aus den Händen gefallen und eine unbeschreibliche Übelkeit hatte sich in ihm ausgebreitet.

So also dachte Eiri, so etwas schrieb er?

Nur am Rande hatte er mitbekommen wie der Fremde ihn auf das Sofa gehoben und wie Mika mit ihm bei dem Novellisten im Arbeitszimmer verschwunden war.

Zu dem Zeitpunkt konnte er keinen klaren Gedanken fassen, keinen außer dem einen.
 

„Sie nehmen ihn weg... er wird weggehen und nicht wieder kommen.“
 

Nicht mal eine Minute später hatten Mika, der andere Mann und Yuki vor ihm gestanden. Sein Liebster hatte nur merkwürdig gegrinst und ansonsten keinerlei Regung gezeigt, der Mann, der mit Mika gekommen war hatte sich wohl äußerst unwohl neben ihm gefühlt.

Tohmas Frau hingegen hatte versucht Shuichi anzusprechen, es gelang ihr erst beim dritten Anlauf.

Was sie damals genau sagte wusste er heute nicht mehr, nur so viel.

Sie und der Kerl waren ein Paar und würden gehen, und Yuki würde mit ihnen kommen.

Nicht mal entschuldigt hatte sie sich, dafür, was sie dem kleinen Sänger antat, dass sie ihn nicht vor gewarnt hatte, dass sie ihm so einfach ein Stück, ein großes Stück Leben entriss.

Einige Koffer hinter sich her ziehend hatten sie schließlich die Wohnung verlassen und Yuki in ungreifbare Ferne gerückt.
 

Die erste Nacht, so dachte er heute darüber, hatte er zwar am heftigsten geweint, getobt und geschrien hatte er, doch die endgültige Erkenntnis sollte erst viel später kommen und bei weitem viel schmerzhafter werden.

Nur verschwommen kam ihm heute die gar nicht all zu lange vergangene Woche in den Sinn.

Er war zur Arbeit gegangen, hatte vollkommen apathisch jede Aufgab erfüllt und war wieder zurück gekehrt.

Eines Abends, es musste Donnerstag gewesen sein, registrierte er, ohne besonderen Anstoß, Yuki würde nicht mehr wieder kehren.

Just in dem Moment zerbrach seine Seele in tausend kleine Scherben.

Von da an hatte er bei Hiro gewohnt, war ihm um den Hals gefallen, als dieser die Tür öffnete und hatte geweint und getrauert.

Aber er hatte nie erzählt, was geschehen war. Konnte es ja selbst zu wenig begreifen um anderen davon zu erzählen. Shuichi schlief in diesen Tagen nicht. Zu groß war die Flut an Gedanken, die in ertränkten und er war zu schwach um sich über Wasser zu halten.

Erst als jemand bei NG, er meinte es wäre Suguru gewesen, ihm professionelle Hilfe geraten hatte, war er wieder klar bei Verstand gewesen.

Der Sänger hatte sich sofort auf der Suche nach einem Internetcafé gemacht, ungeachtet seiner Freunde, die ihm sorgenvoll zu Folgen versuchten.
 

Shuichi lächelte leicht, so war es gewesen. Genau auf diese Weise war er zu ihr gekommen, zu Sayuri. Er betrachtete die Frau ihm gegenüber. Sie war gerade dabei etwas zu notieren, als sie aufsah.

Ihr Gesicht wurde auch von einem Lächeln geziert und ihre sanften Augen ruhten mitfühlend auf seiner Gestalt.

„Wie geht es dir?“, fragte sie leise ihren Patienten.

„Es geht so.“, antwortete der Pinkhaarige, ihm war kalt, weswegen er seine Jacke nicht ausgezogen hatte, außerdem machte ihm das Erlebte noch immer ziemlich fertig.

„Verrätst du mir, woran du gedacht hast?“

„An Yuki und was passiert ist.“

„Und...? Ist es jetzt anders?“

Er schüttelte den Kopf. Es veränderte sich gar nichts mehr in seiner Erinnerung. Als er zum ersten mal über die Trennung sprach hatte er kaum einen anständigen Satz bilden können. Oft genug war er heillos in Tränen ausgebrochen und hatte das schreckliche Gefühl gehabt, keinen Schritt voran zu kommen. Aber Sayuri hatte Geduld gehabt, Unmengen an Geduld.

Einmal hatte er sie gefragt wo sie ihre ganze Ruhe her nahm.

Lachend hatte sie geantwortet: „Ich habe immer eine Tafel Schokolade parat...“

Dann jedoch hatte sie ihm ernst in die Augen gesehen und gesagt: „Shuichi, ich bin keines Falls ruhig. Was du sagst macht mich manchmal so wütend, dass ich mich Stunden nach deinen Worten immer noch nicht wieder abreagiert habe. Aber ich möchte dir nun einmal gerne helfen und damit das klappt muss ich ruhig bleiben.“
 

Von diesem Zeitpunkt an vertraute er ihr voll und ganz. Er war zwar schon immer ein Mensch gewesen, der schnell Vertrauen fasste, aber er fühlte, dass sie wie Hiro, wie Suguru, Sakano und „K“ etwas besonderes in seinem Leben war.

Das sah bei ihrem ersten Treffen ganz anders aus. Nachdem Shuichi einen Psychologen mit guter Kritik im Internet ausfindig gemacht hatte und die Proben endlich hinter ihm lagen war er erst mal einkaufen gegangen.

Daheim hatte er in der Praxis von Honda-san angerufen und um einen Termin gebeten, unter falschem Namen natürlich.

Bis zu dem Tag, an dem er der Frau, die ihm helfen sollte gegenüber trat verschloss er die Erinnerung an seine schmerzliche Trennung von dem Schriftsteller in seinem Herzen und wirkte auf seine Kameraden beinahe wieder fröhlich.

Allerdings war jedem von ihnen klar gewesen, dass noch nichts wieder gut war, nur schoben sie es aus Unstimmigkeiten zwischen Shu und Eiri, niemals aber auf eine Trennung.

Der Termin rückte näher und der junge Sänger wieder stiller und nachdenklicher. Als es dann so weit war überraschte es ihn doch, wie akribisch er alles geplant hatte. Seine Haare hatten einen dunklen Braun-Ton angenommen und der Pony hing in langen Fransen über seinen Augen, herunter gedrückt von der Strickmütze, die er aufgesetzt hatte, auch seine Kleidung war anders, er hatte seine alte Schuluniform angezogen.

In dieser Verkleidung war er zum ersten Mal Sayuri gegenüber getreten.
 

Shuichi konnte diesen Tag vor seinem geistigen Auge ablaufen sehen wie einen Film.

„Guten Tag.“, hörte er sich sagen und verfolgte gespannt die Begrüßung zwischen ihm und Honda-san. Sah ihnen dabei zu wie sie seine Personalien aufnahmen und er ihre Fragen beantwortete.

So hörte er sich auch stottern, als sie nach dem Grund seines Besuches fragte und ihn aufforderte alles zu erzählen, was er bereit wäre preis zu geben.

Shu sah sich zu, wie er sich abmühte irgendetwas zu sagen, doch er brachte nichts gescheites zu Stande.

Am Ende ihrer ersten Sitzung war er unglaublich enttäuscht gewesen. Sobald er in Yukis ehemaligem Appartement angekommen war erdrückten ihn die Erinnerungen wieder. Nachdem er die erste Nacht von Alpträumen und Erinnerungen geplagt nicht hatte schlafen können, riss er in heller Verzweiflung alle Alkoholvorräte an sich, die Eiri in dieser Wohnung deponiert hatte.

Das ganze Wochenende betrank er sich, hütete sich davor, so viel zu trinken, dass er gleich alles verbrauchte, hatte aber immer genügend intus um sich angenehm zu fühlen.

Montags war er einfach nicht zur Arbeit erschienen und hatte nur murrend den Termin am Nachmittag wahr genommen.

Dieses zweite Treffen mit Honda-san war gänzlich anders verlaufen, als er gedacht hatte.

Sie hatte seine Alkoholfahne gerochen und es hatte einen heftigen Streit gegeben bei dem Shuichi immer wieder gebrüllt hatte: „Ich dachte sie würden mir helfen, mir meine Sorgen nehmen. Sie sind so nutzlos!!!“

Danach war er zusammen gebrochen und hatte sich in wilde Weinkrämpfen geschüttelt. Sayuri hatte ihm ein Beruhigungsmittel spritzen müssen.

Nachdem er aufgewacht war hatte er sich in einem Besprechungszimmer auf einer limonengrünen Couch wieder gefunden, sie arbeitend am Schreibtisch.

Bis in die Nacht hatten sie sich an jenem Tag unterhalten, was genau Shuichi dazu gebracht hatte, der nach vor kurzem so verhassten Frau so viel zu erzählen wusste er nicht. Vielleicht hatte es an den Medikamenten gelegen, oder ihrer Schweigepflicht, deren sich der Sänger bewusst war.

Auf jeden Fall ging es ab da bergauf für ihn.
 

In den ersten zwei Wochen trafen sie sich drei bis vier Mal, um in Shuichis Gedanken Ordnung zu schaffen und Fakten über das Geschehene zu sammeln.

Bei Gott, das war für beide eine schwere Zeit.

Für den Jungen, weil er alles mehr als einmal noch durchleben musste und ihm immer wieder Dinge einfielen, die ihm beim vorangegangenem Mal noch nicht bewusst waren und für die Psychologin, weil sie solch einen Fall das erste Mal bearbeitete und ihr neuer Schützling alle Nase lang in Tränen ausbrach.

So kostete es sehr viel Mühe, Schweiß und Geduld um sie auf den heutigen Stand zu bringen.

Fünf Wochen lang nahm er jetzt schon Sayuris Hilfe in Anspruch und die beiden schienen sich immer besser anzufreunden. Vor vier Sitzungen war auch Shuichis wahre Identität enttarnt worden, da er vergessen hatte, sich die Haare zu tönen und es der Psychologin ohnehin merkwürdig vor kam, dass ihr Schützling so viel mit dem Sänger der Erfolgsband „Bad Luck“ gemeinsam hatte.

Sie war furchtbar sauer gewesen und hatte gemeckert wie eine Gewitterziege, ganz gegen das normale Verhalten einer Frau ihren Standes.
 

„Ab da war das Eis wohl endgültig gebrochen.“, dachte Shu verträumt und besah sich wieder seine neue Freundin. Knapp neben ihrem Kopf befand sich an der Wand die Uhr. Erschrocken musste der Pinkhaarige feststellen, dass er eine ganze Viertelstunde in Gedanken versunken da gesessen hatte.

„Gomen ne, Honda-san. Ich hab die Zeit ganz vergessen.“, hastig rappelte er sich auf und stieß beinahe seinen Tee um.

„Macht nichts, das sind die 15 Minuten die ich heute Abend spare.“, sie kicherte, „Und du bist dazu gekommen ein wenig über das zu sinnieren, was du heute vielleicht erzählen möchtest.“

Einen Augenblick lang schauten sie sich schweigend in die Augen, dann aber grinste Shuichi und legte los. Er erzählte sofort von Ryuichi, seinem Idol und Freund, den er gestern seid langem mal wieder getroffen hatte.
 

„...bis auf Kuma-chan, der hat mit Sugurus Notenblättern gespielt. Fujisaki fand das gar nicht so toll, aber als dann „The Rage Beat“ als Düsenjäger über unsere Köpfe gesegelt ist mussten wir alle lachen.“

„Du hast sie alle sehr gern, nicht?“, fragte Sayuri leise und sah ihr gegenüber dabei prüfend an.

„Ja, wieso denn nicht? Hiro und ich sind Freunde seid wir klein waren, Suguru tut zwar manchmal so arrogant, ist aber ein prima Kerl und Ryu ist mein großes Idol und ein echt guter Freund...“, seine Worte verloren sich und blieben in der Luft hängen.

„Ich bin mir sicher, sie denken auch so von dir.“, ein Blick leichten Unverständnisses traf die Ältere und sie führte fort, „Ist dir noch nie aufgefallen, wie schlecht du dich manchmal dastehen lässt? Das ist nicht so und deine Freunde sind der Beweis dafür. Du bedeutest ihnen das was sie dir bedeuten, sei dir dessen stets bewusst!“

Shuichi lächelte, sie hatte ihm gesagt, wenn auch nur indirekt, dass er was wert war.

„Yuki hat mir selten so etwas gesagt.“, flüsterte er leise
 

Er erinnerte sich an die vielen Beschimpfungen, die Flüche und die unzähligen Rauswürfe.

Sayuri wusste schon davon und sie hatte merklich die Luft eingesogen, als ihr das zu Ohren gekommen war. Der Kleine hatte ihr zwar so gut es ging verdeutlicht, wie tief die Liebe zu dem Schriftsteller gewesen war und dass ein Teil seines Herzens noch immer an dem Mann hing, begreifen aber wollte sie das nicht.

Lag wahrscheinlich daran, dass sie mit ihren neunundzwanzig Jahren immer noch Single war und die große Liebe weiter auf sich warten ließ.

Darauf hatte der Bad-Luck-Sänger ganz erstaunt gefragt wie das mit ihrer ersten Liebe gewesen sei und belustigt fest gestellt, wie rot seine Psychologin doch anlaufen konnte.

„Damals“, so hatte sie gesagt, „war ich der glücklichste Mensch unter der Sonne. Ich habe alles für ihn getan und es waren wunderschöne eineinhalb Jahre.“

„Warum seid ihr auseinander gegangen?“, hatte der Pinkhaarige lieb lächelnd wissen wollen.

Da hatte die Brünette ihren Kopf schief gelegt und belustigt geantwortet: „Eines Tages kam er zu mir und hat mir gesagt, dass es ja auch andere Mädchen außer mich gäbe und er jetzt eine Neue haben wollte.“

„Oh...“

Ihre Stirn lag in Falten.

„Ich hab ihm so eine heftige Ohrfeige verpasst, die sah man noch Wochen später.“
 

„Ich hätte ihm auch eine knallen sollen.“, verbittert starrte Shuichi in seinen Tee.

Yuki hatte ihn verlassen, hatte ihn sich schlecht fühlen lassen und selbst lange nachdem er gegangen war schmerzte es noch.

„Wieso...“, weinte Shuichi, „wieso kann ich ihn nicht einfach vergessen? Er hat mir weh getan, aber ich war bei ihm, er ist weg gelaufen und ich habe ihn in den Arm genommen, er schmiss mich vor die Tür und alles was ich sage war „Ich liebe dich!“.

Dann war alles OK, er hat mir Hoffnungen gemacht, ich war glücklich und jetzt... jetzt ist er weg!“

Frustriert und sich gedemütigt fühlend suchte der Sänger Hilfe in den Augen der Ärztin.

Diese seufzte auf: „Ach Shu, du kannst ihn nicht vergessen, weil du das nicht willst.“

Ein irritierter Blick folgte.

„Schau mal, Eiri war deine erste große Liebe, er wird immer einen kleinen Platz in deinem Herzen haben. Du hast ihm zum ersten Mal dein Herz geschenkt, hast durch ihn erfahren, was es heißt Liebe, Verlangen und Sehnsucht zu fühlen, er war der erste, mit dem du das Bett und einige Zeit deines Lebens geteilt hast. So etwas wirft man nicht weg.“

Er schnaubte, klar, der Sex war wirklich schön, doch allein wegen so etwas lohnte sich doch die Erinnerung an Yuki nicht. Der ihn so hatte leiden lassen, der ihm ein Messer immer wieder kalt lächelnd in die Brust getrieben hatte.

Er schaute zur Seite, auf die Uhr.

„Oh, es ist schon beinahe sechs.“, bemerkte er erstaunt.

„Na dann packen wir zusammen und sehen uns in drei Tagen, OK?“

Er nickte, trank seinen kalten Tee schnell aus und verabschiedete sich wortkarg von der Brünetten.
 

Diese seufzte wieder.

Der Kleine hatte es schon schwer mit dieser Erfahrung. Normalerweise macht man sie früher, da schmerzt es weniger und man hat sonst nicht viel um die Ohren. Nun war es bei Shuichi etwas anders, er hatte als Sänger und Person der Öffentlichkeit eine Menge Stress, auch wenn ihm sein Beruf Spaß machte. Außerdem war diese Beziehung zu Yuki so merkwürdig gewesen, dass er wahrscheinlich bis heute nicht wusste, was der Schriftsteller an ihm gefunden hatte.

Leicht seufzte sie wieder, als sie sich an ihren ersten Freund erinnerte.

Sie hatte damals auch eine unheimliche Wut auf ihn gehabt, war traurig und glücklich zu gleich gewesen und konnte sich nicht entscheiden ob sie ihm lieber das Kiefer brechen oder ihn unter Tränen zurück bitten wollte.

Shuichi würde auch noch lernen müssen, das was war zu akzeptieren und dass das wesentlich leichter ging, wenn man sich die schönen Seiten eingestand.

Behielt man eine Person mit positiven Erlebnissen im Herzen, konnte man viel leichter mit ihr abschließen und sich in stillen Momenten an die schöne Zeit erinnern ohne Einschränkungen in der Gegenwart zu haben.

Bei Shu allerdings würde das noch dauern, wo hatte sie nur die Schokolade?
 

„Bin wieder da!“

„Ah Shu-chan, wo warst du? Hiro hat sich Sorgen gemacht.“, Ayaka kam auf ihn zugestapft und traktierte ihn mit vorwurfsvollen Blicken.

Es tat ihm ja Leid, dass sich sein bester Freund als um ihn Gedanken machte, aber es würde sicherlich nicht unbedingt besser werden, wenn er ihm erzählte wo er immer hin ging.

Nein, den Trubel wollte er sich sparen. So hing der Musiker seinen Gedanken nach und wurde von der Freundin Hiros schmerzlich in die Gegenwart zurück versetzt, als die ihm mit voller Wucht auf den Fuß trat.

Just in diesem Moment betrat ein langhaariger Junger Mann das Geschehen.

„Was ist denn hier los?“, wollte er wissen und sah von seiner Geliebten hinüber zu seinem besten Freund, der sich noch immer schmerzend den Fuß rieb, zur Uhr und wieder zu den beiden.

Der Gitarrist stöhnte auf: „Shu du bist hoffnungslos, wenn das so weiter geht wirst du selbst zu deiner eigenen Beerdigung zu spät erscheinen.“

Die beiden grinsten.

„Na das will ich doch hoffen.“

Seinen Ärger wegen Sayuri und ganz besonders wegen einer gewissen blonden Person verdrängte er auf einen späteren Zeitpunkt. Jetzt wollte er seine Freunde genießen.

Er packte seine Tasche und nahm sich eins von Ayakas selbst gemachten Reisbällchen, bevor sie alle zu NG-Records aufbrachen.

Sie nahmen heute den Fußweg durch den Park, was geschlagene vierzig Minuten Fußmarsch bedeutete. Normalerweise würden Shu und Hiro lachend und spaßend den Weg entlang schlendern, der Langhaarige würde ab und zu hinter seinem hibbeligen Freund zurück bleiben, wenn dieser durch die Gegend sprang, oder einfach ein Stück voraus rannte.

Seid einiger Zeit, Hiro kam es schon viel zu lange vor, lief Shuichi allerdings neben ihm her, starrte Löcher in die Luft und sah verdammt nachdenklich aus.

Ruckartig zog er Ayaka an der Hand in eine feste Umarmung.

Er war so froh bei ihr Halt und Geborgenheit zu finden und seine Sorgen über seinen besten Freund ein wenig vergessen zu können.

Zufrieden seufzend stellte er fest, dass seine Geliebte die innige Umarmung erwiderte und erfreute sich eine Weile am Duft ihrer Haare.

Als sie ihren Weg fortsetzten hatte sich Shuichis Gesichtsausdruck unmerklich verdunkelt, so sehr er auch versuchte, er konnte Neid und Wut auf seinen besten Freund nicht aus seinen Gedanken bannen.

„Der schmust hier mit Ayaka rum, während er mir doch andauernd beteuert welche Sorgen er sich um mich macht. Hah, aber dann meine Gefühle mit Füßen treten.“, dachte er erbost.

Die kleine Stimme im Hinterkopf, auch Gewissen genannt, die ihn dafür tadelte, wurde erfolgreich ignoriert.
 

Kaum waren die drei durch die Glastüren getreten wurden sie von Sakano, ihrem Produzenten und „K“, ihrem Manager empfangen.

„Da seid ihr ja endlich, wo wart ihr denn und wer ist das?“, Sakano redete ohne Luft zu holen und war, wie so häufig, ohne ersichtlichen Grund nervös.

„Reg dich ab, man, jetzt sind sie doch da und sogar pünktlich.“, „K“ lächelte in die Runde und grinste anschließend schelmisch zu Hiro hinüber, „Gehe ich recht in der Annahme das die kleine Miss hier your girlfriend is?“

Der amerikanische Akzent und das breite freundliche Lächeln machten „K“ in Ayakas Augen sofort sympathisch, hatte sie nur die Magnum noch nicht gesehen.

„Um ja...“, antwortete Hiro derweil kleinlaut.

„Na dann, dass du mir den Bengel aber nicht vom arbeiten abhältst. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“, er zwinkerte der Brünetten zu und verschwand mit Sakano im Schlepptau.

Hiro errötete bis unter die Haarspitzen und Ayaka lachte glockenhell, bevor sie ihn sanft küsste und beide sich Richtung Arbeitszimmer aufmachten, Shuichi war schon vorausgegangen, immer noch wütend.
 

Nach neunzig minütigem „Welche Antwort gebe ich auf welche Frage“-Spiel war auch dieser Tag zu ende und die allgemeine Stimmung stieg merklich je näher sie der Freiheit kamen. Auch der Bandleader hatte wieder bessere Laune, da das Auswendig lernen seine ganze Konzentration forderte und sie ja ein recht heiteres Grüppchen waren. Ab und an hatte sogar Suguru gelacht, was ja nun selten genug vorkommt.

„Was jetzt?“, fragte Shu, nachdem er auf die dunkle Straße getreten war. Es war September und deshalb verschwand die Sonne schon recht früh hinter dem Horizont.

„Karaoke!“, rief die Brünette, schnappte sich „ihre beiden Männer“, wie sie die zwei manchmal nannte und zog sie Richtung Innenstadt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TAsmodina
2007-03-23T20:50:33+00:00 23.03.2007 21:50
Bis jetzt ist es zimlich interessant, ich werde mal das zweite Kapi lesen.
^.^
Miau
Asmodina


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