Crying in the rain! ( Shisui x Irina )
Es regnete!
Dicke Tropfen fielen zu Boden und weichten die Wege auf.
Trommelten monoton gegen Fenster und Türen.
Einem undurchdringlichen Schleier gleich hing der Regen über Konoha.
Fast jeder war im Haus, wollte nicht nass werden.
Jedoch nur FAST jeder . . .
Langsam wanderte Shisui die schlammigen Wege, die durch das Viertel seines mächtigen Clans führten, entlang. Ein Regenschirm ihn vor dem erbarmungslos herabfallenden Nass.
Warum war er unterwegs . . . bei diesem Wetter?
Er wusste es nicht.
Hatte nur einfach irgendwann von zuhause weggewollt.
Die Stimmen seiner streitenden Eltern waren ihm irgendwann zu laut geworden, zu wütend und obwohl sie weit entfernt waren, hörte Shisui sie immer noch.
Hallten wieder in seinem Kopf, seinen Gedanken.
Wollten nicht verstummen.
Wo ging er eigentlich hin?
Er wusste es nicht.
In seinem Unterbewusstsein war das warme Lachen eines Mädchens verankert.
Er konnte das Gefühl einfach nicht vergessen, welches sich in ihm breit machte, wenn sie ihn so fröhlich anlächelte.
Wollte es nicht vergessen.
Bis zum Haus des Familienoberhauptes war es nicht mehr weit.
Änderte das etwas?
Er wusste es nicht.
Das monotone Rauschen des Regens nahm er nur noch entfernt war.
Es war kalt.
Doch er spürte keine Kälte, merkte nicht, dass er zitterte.
Ging einfach stur weiter.
Plötzlich jedoch hob er den Kopf . . . . . . . .ein Schluchzen.
Ganz klar war es durch den Regen an sein Ohr gedrungen.
Da! Wieder!
Nun blieb er stehen.
Ca. 3 Meter vor ihm entfernt saß jemand zusammen gesunken auf dem Boden, angelehnt an die Rückwand eines der traditionellen Häuser dort.
Die Beine angezogen.
Die Arme um die Beine geschlungen.
Den Kopf auf den Knien platziert.
Lange schwarz-blaue Haare verwehrten den Blick auf das zu Boden gerichtete Gesicht.
Die Kleidung war völlig durchnässt.
Die Haare schwer vom Regen.
Shisui betrachtete sie traurig.
Was war passiert?
„Irina.“
Seine Stimme war leise, doch sie wurde gehört.
Irina zuckte beim plötzlichen Erklingen ihres Namens zusammen und hob den Kopf leicht an.
Das Gesicht jedoch blieb hinter den Haaren verborgen.
„Was ist, Shisui?“
Ihre Stimme klang erstickt und Er hörte deutlich, dass sie das Schluchzen unterdrückte.
„Irina, sieh mich an.“
Shisuis Stimme war drängend, nicht drohend.
Doch seine Cousine verhaarte weiterhin in ihrer Stellung.
Schüttelte nur stur den Kopf.
Er seufzte.
Wieso wollte sie nur immer alles alleine überstehen?
Er sah doch, dass etwas nicht in Ordnung war.
Irina flüchtete immer zum Weinen in den Regen, damit niemand ihre Tränen sehen konnte.
Damit keiner ihre Schwäche sah.
Ihre Schwäche, für die sie sich so sehr hasste.
Langsam schritt Shisui auf sie zu.
Seine Schritte wurden vom Regen verschluckt.
Irina rührte sich nicht.
Schaute nicht auf zu ihm.
Suchte nicht mehr Distanz.
Saß einfach still und bewegungslos da.
Wirkte erstarrt.
„Sieh mich an, Irina.“
Noch einmal forderte er sie auf.
Seine Stimme war drängend, nicht wütend. Nicht gereizt. Nicht sauer.
Er bat sie nur ihn anzusehen.
Doch wieder schüttelte sie den Kopf.
Shisui kniete sich vor sie. Den Regenschirm über sie beide haltend.
Dann umfasste er ohne irgendwelche Gewalt ihr Kinn und sie nun sanft, den Kopf zu heben.
Irina konnte nicht anders.
Musste ihm in die Augen sehen. Ihr blasses Gesicht zeigen.
Doch als er dieses sah, erschrak er.
Die tiefschwarzen Augen waren rot unterlaufen und noch immer flossen heiße Tränen über die kalte Haut, wurden verzweifelt versucht, zurück zu halten.
Auf der rechten Gesichtshälfte waren deutlich Aufschürfungen zu erkennen, die notdürftig behandelt worden waren.
Am rechten Augen war ein Bluterguss nahe des Haaransatzes.
Er hatte sie so lange nicht mehr getroffen.
Zu lange.
Warum war ihr das zugefügt worden?
Hatte man sie geschlagen?
Bis zur Ohnmacht trainieren lassen?
Was war passiert?
Während Irina ihn ansah und das deutliche Mitleid in seinen Augen erkannte, konnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten.
Weinte einfach haltlos, weinte verzweifelt.
Wieso war sie so schwach?
Warum war sie nur immer so schwach?
So schwach, dass sie ihre Tränen, ihren Schmerz nicht verbergen konnte.
Wieso?
Doch plötzlich zog Shisui sie zu sich. Legte seine Arme um ihren kalten Körper.
Drückte sie an sich.
Irina krallte sich in sein Oberteil und weinte.
Weinte all ihren Schmerz und ihre Trauer heraus.
All die aufgestaute Angst, noch einmal abgewiesen zu werden, wenn sie Hilfe brauchte und Wärme.
Zuneigung und Verständnis.
Beruhigend strich ihr Cousin ihr über den Rücken.
Ein ersticktes Schluchzen entrann Irinas Kehle.
Endlich . . . endlich war da jemand.
Jemand, bei dem sie weinen durfte.
Der sie dafür nicht schlug und anschrie.
Der sie einfach weinen ließ.
Dann drang Shisuis leise Stimme an ihr Ohr:
„Niemand wird dir jemand wieder wehtun, denn ich werde dich beschützen.“
Jawohl.
Nie wieder wollte er eine solche hoffnungslose Verzweiflung in ihren schwarzen Augen sehen.
Nie wieder sollte sie still und heimlich weinen müssen. Allein im kalten Regen.
Sie sollte wieder lachen können.
Mit der Gewissheit, dass es jemanden gab, der sie festhielt, wenn sie traurig war.
Sie sollte wieder so unbeschwert fröhlich sein können wie früher.
Der Regenschirm lag neben den beiden auf dem Boden.
So unbeachtet wie der trommelnde Regen.
