Erster Kontakt
Übelkeit stieg in ihr auf und es schüttelte sie. Stöhnend schwankte Maron zur Toilette und übergab sich. Als sie glaubte, dass sie sich allem entledigt hatte was sie hevorbringen konnte lehnte sie sich erschöpft an die Toilettentür. Draußen vor der Tür rumorte es und der Bass der lauten Musik ließ die Tür erzittern und fuhr Maron durch Mark und Bein.
"Maron? Maron, bitte sag doch was. Ist alles okay?"
Mühsam erhob Maron sich. °Wie soll denn alles okay sein? Nachdem er mir das angetan hat?° Marron schwankte zum Waschbecken und sah in den Spiegel. Sie sah vollkommen aufgelöst aus. Ihre Gesichtsfarbe war zu blass und ihre Haare, welche hochgesteckt gewesen waren, fielen ihr strähnig ins Gesicht. Wie sollte denn alles okay sein. Man musste ihr nur ins Gesicht gucken und wusste, was für ein erbärmliches Geschöpf sie war. Sie hatte sich monatelang von ihrem Freund hintergehen lassen, während man hinter hervorgehaltener Hand über sie gelacht hatte. Alleine der Gedanke trieb Maron wieder die Galle hoch und sie beeilte sich kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen zu lassen und ihr Gesicht ebenfalls zu benetzen. Das Wasser sollte sie wieder etwas beleben und gesellschaftsfähig machen. Sie wollte nicht da raus, wo Saishu mit dieser Society-Barbie stand und sich wahrscheinlich königlich über Maron amüsierte die so naiv gewesen war und geglaubt hatte, dass er sich für sie interessiere. Miyako schlug noch immer gegen die Tür während sie Marrons Namen rief. Marron musste jetzt da raus und ihren letzten Rest Stolz retten. Sie versuchte ihr Äußeres in Ordnung zu bringen, soweit es überhaupt noch möglich war.
Nach einem letzten prüfenden Blick und einem aufgesetzten Lächeln öffnete Marron hocherhobenen Hauptes die Tür. Sie hatte befürchtet das die Partygäste vor ihrer Tür standen um alles mitzubekommen, aber nur Miyako und ein paar andere Frauen, welche anscheinend die Toilette besuchen wollten, befanden sich vor der Tür. Sie atmete erleichtert auf. Anscheinend hatte niemand ihren Abgang bemerkt, als sie Saishu mit der anderen gesehen hatte. Miyako überrannte sie direkt mit tausend Fragen, doch Marron winkte schwach ab und bedeutete ihr, dass es Zeit war zu gehen. Sie gehörte einfach nicht hierher. Dies war eine Party der Reichen und Schönen und sie war weder reich und berühmt, noch sah sie aus wie eine dieser Puppen wo jedes Körperteil mehrere tausend Dollar wert war. Sie hatte sich nie wohl gefühlt unter ihnen, aber Saishu hatte sie hier eingeführt und für ihn hätte sie alles getan und sie hatte ihm auch abgekauft das er anders war als die anderen jungen reichen Männer, die er alle kannte. Nun sie hatte sich geirrt. Doch das würde sie nicht zerstören, sie war immer ein starker Mensch gewesen, welcher mit jeder Situation zurechtkam. Nur so hatte sie es geschafft sich in einer Männerdomäne zu behaupten. Sie war Springreiterin geworden und führte mittlerweile ein Gestüt. Das Schicksal wollte es leider so, dass sie für diese ihr so verhasste High-Society arbeitete und so hatte sie auch Saishu kennengelernt, welcher Interesse an einem von ihr vorgestellten Hengst gehabt hatte.
°Wie konnte ich nur auf ihn hereinfallen? Wie ein dummes junges Küken. Ich habe zu hart gearbeitet um mich davon fertigmachen zu lassen.°
Sie schnaubte verächtlich, was ihr einen verwirrten Seitenblick von Miyako einhandelte. Miyako hatte sich sofort von dieser Schicht begeistern lassen und ohne sie wäre Marron wahrscheinlich wahnsinnig geworden auf diesen schier endlosen Parties.
Als die Beiden den Aufzug erreichten der zur Hotellobby führte holte Saishu sie ein.
"Maron, Liebes, wo möchtest du denn hin. Jetzt beginnt hier doch erst der Spaß." Marron hätte ihm am liebsten sofort ins Gesicht geschlagen aber sie hielt sich zurück und setzte ein überlegenes Lächeln auf. Er würde nicht erkennen wie künstlich und mühsam aufgesetzt es war. Jetzt erst erkannte sie wie oberflächlich und so wenig wert er es war, dass sie litt.
"Kein Interesse Saishu. Lass Jessy nicht warten. Sie wird deine Erwartungen sicherlich erfüllen." Marron wollte sich umdrehen, da sie sich nicht in der Lage sah weiterhin in seine überheblichen Augen zu blicken. Sie vernahm den Glockenton des Aufzugs, welcher diesen ankündigte. Saishu dagegen war es nicht gewohnt so abgefertigt zu werden und schon recht nicht von einer Frau. Hart packte er Marron am Arm und zog sie zurück als sich die Aufzugstüren öffneten. Miyako protestierte und wollte zwischen Saishu und Marron gehen, doch Marron wies sie zurück. Mit diesem Kerl würde sie auch noch fertig werden. Eiskalt sah sie ihm ins Gesicht und ihre Worte waren wie Gift.
"Lass mich sofort los oder ich schwöre dir bei Gott, dass du es bereuen wirst."
Saishu bekam nur ein trockenes Lachen zustande, doch für Marron war es wie Schmirgelpapier, welches an ihren Nerven rieb. Sie vergaß sich zum ersten Mal in ihrem Leben und holte aus. Miyako sog zischend die Luft ein. Doch bevor Marrons Hand ihr Ziel erreichen konnte packte plötzlich jemand diese und zog sie zurück. Kräftige Arme umfingen sie und zogen sie von Saishu fort. Dieser ließ sie ebenfalls los.
Empört wandte Marron sich um und sah in braune Augen. Sie gab sich nur einen Augenblick um die Person zu mustern, welche sich hier einfach so einmischte. Er hatte blaue Haare, war groß und schmal gebaut und er sah einfach umwerfend aus. Dies alles nahm Marron aber mit der Nüchternheit wahr mit der sie auch Pferde begutachtet hätte.
"Wie können Sie es wagen!", entfuhr es ihr zornig. Doch er wand sich sofort ab ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.
Saishu dagegen begrüßte er freundlich mit einem ironischen Lächeln.
"Na Saishu, brichst du mal wieder Herzen?"
Saishu lachte herzlich und schlug dem jungen Mann kumpelhaft auf den Rücken.
"Ach Chiaki, du weißt ja wie das ist. Da ist man mal nett zu diesen süßen naiven Mäusen und dann sind sie bei dem kleinsten Bisschen direkt eingeschnappt."
Jetzt sah Marron rot, doch bevor sie etwas weiter zu diesen hochnäsigen Lackaffen sagen konnte, zog Miyako sie schon in den Aufzug. Sie hatte bemerkt, dass dieser Streit eine unangenehme Wendung für ihre Freundin nahm und wollte sie vor der größten Demütigung bewahren.
Auf dem Rückweg mit dem Taxi in die weniger noble Gegend von Tokio, in der Miyako wohnte, sagten die Freundinnen nichts. Miyako bemitleidete ihre Freundin und Marron kochte nicht nur vor Wut, sondern war auch zutiefst verletzt. An einem Abend hatte ihr ein Mann nicht nur ihr Vertrauen genommen sondern auch noch ihr letztes bisschen Stolz. Miyako wusste was es Marron gekostet hatte jemand anderem zu trauen außer den Tieren mit denen sie arbeitete, deshalb wusste sie auch, dass diese Schmach noch lange an Marron nagen würde. Nichts was sie sagen konnte, würde helfen.
Als das Taxi vor Miyakos Apartement hielt sagte diese nichts zu ihrer Freundin, sondern gab ihr nur einen Kuss auf die Wange und stieg aus. Und ließ MArron mit ihren finsteren Gedanken alleine. Das Taxi brachte sie außerhalb von Tokio auf das Gestüt auf dem sie arbeitete. Sie hatte hier eine kleine Wohnung, damit sie rund um die Uhr für die Pferde da sein konnte.
Kaum hatte sie ihre Wohnungstür geöffnet sprang ihr ihr großer Terrier entgegen. Mit einem traurigen Lächeln gab sie ihm einen Kuss auf den Kopf und begab sich geradewegs zu ihrem Bett. Sie entledigte sich mit wenigen Handgriffen von ihrem blauen Cocktailkleid und ließ sich auf ihr Bett nieder. Sie ersehnte sich in diesem Moment nichts sehnlicher als den erholsamen heilenden Schlaf, der sie reinwaschen würde von diesem Ereignis. Doch sie wusste, dass sie damit nicht so einfach rechen konnte und das sie einige Zeit daran zu knabbern hatte.°Dieser Mistkerl! Er und sein Freund haben sich sicherlich noch königlich amüsiert.°
Dieser Gedanke ließ den unterdrückten Schmerz wieder aufleben und eine Träne floß über ihre Wange. Marron pfiff nach ihrem Hund, welcher nur zu gerne bereit war in ihr Bett zu kommen, und kuschelte sich eng an ihn. Ihre Tiere waren das Einzige worauf sie immer bauen konnte. Wie hatte sie daran nur einmal zweifeln und es vergessen können. Das würde ihr nicht nocheinmal passieren!
Mit diesen Vorsätzen schlief sie dann auch ein.
So Fanfic Nummer 2^^
Etwas ganz anders ich hoffe sie liest sich gut !