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Dark Age of Camelot

Licht und Schatten
von

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Ein Feuertraum

Dark Age of Camelot:

Von Licht & Schatten
 

Den Berg hinauf, der Weg ist schwer

Trostloser Marsch

Mein Geist ist leer

Schritt für Schritt und immer weiter

Unten am Fuße verharren meine Begleiter

Der Gipfel rückt näher, ich sehe das Licht

Doch den Schatten verdrängen, das vermag ich nicht
 

-Namenloser Reisender Hibernias-
 


 


 

Prolog
 

Neben leichten Hufgetrappel war das leise Knarren der Holzkarren nahezu das einzige Geräusch, was die mitternächtliche Stille durchdrang. Das war ganz normal- niemand würde ein angeregtes Schwätzchen halten, wenn er sich gerade auf einer nicht ganz ungefährlichen Reise durch Emain Macha befand. Schon gar nicht, wenn er sich ziemlich sicher sein konnte, dass er bereits gejagt wurde. Solche Gedanken gingen dem hochgewachsenen Elfen durch den Kopf, als er sich nun bemühte, den Blick starr und ausdruckslos nach vorne zu halten. Er musste ruhig bleiben. Wenn schon nicht für sich, dann für die Männer, die seiner Befehlsgewalt unterlagen. Und natürlich für die junge Frau, als deren Gemahl er sich seit zwei Wochen bezeichnen durfte. Trotz dem immer stärker werdenden Gefühl einer sich anbahnenden Katastrophe kam er nicht umhin, still zu lächeln. Er hatte sich an sie gebunden, schon vor Jahren. Wenn sie starb, würde auch er über kurz oder lang sterben. Wenn sie traurig war, teilte er ihren Kummer. Obwohl sie dieses Band erst vor zwei Wochen durch die Harfner hatten festigen lassen, waren sie bereits Eltern eines hübschen, intelligenten Sohnes. Der Name war gewiss ungewöhnlich für einen Hibernianer und noch dazu für einen Elfen: Cryptica. Obwohl das junge Paar allerorts Kopfschütteln, Unverständnis und gutgemeinte Ratschläge erhalten hatte, waren sie bei der Namensauswahl geblieben- ein Gefallen, den sie einem persönlichen Freund taten, von dem ihre hibernianischen Bekannten nichts zu wissen brauchten...

Ein Rascheln, was aus nächster Nähe an seine nervösen Ohren drang, ließ ihn leicht zusammenfahren. Schnell wandte er den Blick und sah, wie sich unter der schweren Decke, die den von ihm bewachten Karren bedeckte, etwas bewegte. Seine Muskeln spannten sich an, er verengte die Augen und führte sein Pferd nahe an das Gefährt. Kurz schwebte seine Hand über der Decke. Was, wenn es nur ein Luftzug gewesen war? eine Maus, die sich von den Vorräten hatte locken lassen? er wollte nicht allzu deutlich machen, wie nervös er war. Nicht vor seinen Männern und schon gar nicht vor seiner Frau. Zum Teufel, lieber zweimal zu vorsichtig als einmal zu wenig. Er riss die Decke zur Seite und glaubte, ihm müsse das Herz stehen bleiben. „Papa", sagte die kleine Gestalt, die sich zwischen Weinfässern und Pferdedecken zusammen gerollt hatte. Er war einen Moment sprachlos, ehe ihm bewusst wurde, was geschehen war. „Anhalten!" brüllte er, jede Vorsicht vergessend. „Bleibt stehen- sofort!" der kleine Tross wurde langsamer und hielt an. Verwirrte Blicke wurden ausgetauscht und unruhige Stimmen laut. Er hörte sie nicht. Völlig entgeistert starrte er seinen Sohn an. „Cryptica, bei allen Göttern, was hast du hier zu suchen? wie bist du auf den Karren gekommen?" der Kleine begann merklich zu zittern. „Papa, bist du böse?" fragte er kläglich. Mit einem Satz sprang er vom Pferd und nahm seinen Sohn in die Arme, der ihm die seinen bereitwillig entgegen streckte. „Wieso bist du nicht bei deiner Amme?" fragte er, noch immer fassungslos. Cryptica sah ihn an, seine Lippen zitterten und Tränen füllten seine großen, türkisleuchtenden Augen. „Will nicht!" brach es aus ihm heraus. „Mama! Papa! will bei Mama und Papa sein!" er schluckte trocken und sah sich nach seiner Frau um. Sie war ebenfalls vom Pferd gestiegen und kam auf ihn zu, ihr Gesicht war blass. „Cryp, mein Kleiner", sagte sie nur. „Wir müssen unverzüglich umkehren!" sagte er, mühsam um Haltung ringend. Einer der Wächter, der ihnen am nächsten stand, wandte tapfer ein: „Herr, wir haben unseren Zeitplan. Wir können es nicht riskieren, dass..." er unterbrach ihn herrisch, Cryptica an die Brust drückend. „Das ist mir klar. Aber der Teufel soll mich holen wenn ich meinen Sohn auch nur eine Meile weiter mitnehme!" der unglückselige Wächter rang verzweifelt die Hände. „Herr, ich verstehe Euch ja, aber Ihr dürft nicht..." dieses Mal war es nicht sein Hauptmann, der ihn zum Schweigen brachte, sondern ein schlanker Pfeil, der aus den Tiefen der Nacht auftauchte und sich zielsicher in seine ungeschützte Kehle bohrte. Schreie wurden laut und er warf sich mit einem geistesgegenwärtigen Satz zu Boden. „Unter den Wagen, Cryp, los!" brüllte er. „Kriech unter den Karren und rühr dich nicht von der Stelle!" der Kleine begann jämmerlich zu weinen. „Papa, Papa!" rief er und griff nach seinem Vater, doch der stieß seine Hand beiseite und sprang auf die Beine. „Bleib unter dem Karren, Cryp, egal was passiert, bleib unter dem Karren!" er schloss sich den Kämpfern an, unter denen auch seine Frau war. Einem Druiden, der sich über den gefallenen Wächter beugte, rief er zu: „Bleibt hier und stärkt uns den Rücken. Und bei Eurer Treue zu mir, ich flehe Euch an, passt so gut es geht auf meinen Sohn auf!" der Druide hob den Kopf und legte die geballte Faust aufs Herz. „Hauptmann", sagte er nur. Dieser nickte wortlos und stürmte mit den anderen vorwärts. Ich bin ein Narr, ging es ihm durch den Kopf. Ich hätte still sein müssen. Aber bei Dana, wer kann das von einem Mann verlangen, der sein Kind... seine Gedanken rissen ab und stattdessen füllte ein gewaltiger Schmerz sein Denken- ein schwarzer, mit gebogenen Widerharken besetzter Jagdpfeil durchschlug die Schuppenrüstung, als bestünde sie aus Nebel, und bohrte sich tief in seinen Bauch.

...der sein Kind...oh Dana, was ist das? ich bekomme kaum Luft...

Blut spritzte aus der Wunde und er senkte verwirrt den Blick, während seine Hand sich wie in Trance um den Pfeil legte. Die Schreie wurden lauter. Eine dumme Idee war das, sagte sein unklar werdender Verstand. Mit acht Leuten kommt man gewiss schneller voran, aber wenn man dann einem Heer gegenübersteht...eine sehr dumme Idee. Er hob müde den Kopf und sah vor sich die Angreifer, die ihn nun für seine Dummheit bezahlen ließen. Midgarder, vermutlich waren das Midgarder. Viele Midgarder. Neben ihm stürzte jemand, und gleich darauf spürte er erneut einen furchtbaren Schlag, als ein zweiter Pfeil seinen Körper traf. Er erkannte die Feinde nur schemenhaft, und das lag nicht unbedingt an der vollkommenen Schwärze der Nacht. Cryp, dachte er flüchtig, wehe, du bist nicht unter dem Karren geblieben, dann wirst du heute Abend ohne Essen...und ein dritter Pfeil traf ihn, knapp unter dem ersten. Der Aufprall schleuderte ihn zu Boden. Er fiel auf den Rücken und starrte mit leicht geweiteten Augen in den Himmel. Die Sterne leuchtenen klar und teilnahmslos vom Himmel- für sie war so eine Szene nichts Ungewöhnliches mehr. Ein heller Schrei, in dem Wut, gepaart mit Entsetzen schwang, wehte zu ihm herüber. Unter großen Mühen wandte er den Kopf und sah ein paar Meter neben sich seine Frau, die wie wild um sich trat. Und wer oder was hockte da laut lachend über ihr? ein Nordmann? Nimm deine elenden Hände von meiner Schönen, hätte er schreien mögen. Doch als er die Lippen öffnete, rann nur ein zäher Blutstrom an seinem Mundwinkel herab. Plötzlich wurde es hell. Die midländischen Jäger hatten irgendetwas mit ihren Pfeilen gemacht und einige flogen nun brennend und als zielsichere Sternschnuppen durch die Nacht. Einer traf den Karren, unter dem sich Cryp verborgen hielt. Fasst nicht meinen Sohn an, dachte er. Ich warne Euch. Ich flehe Euch an. Nicht meinen Sohn, bitte. Die Schreie seiner Frau wurden lauter, ehe sie sich in ein klagendes, schwaches Stöhnen wandelten. Er wollte sich auf den Rücken wälzen und erneut flammte der Schmerz auf. Dieses Mal kam er von seiner Hand, auf welche ein schwerer Lederstiefel mit pelzbesetztem Saum niederkrachte. Seine Finger brachen mit einem nachdrücklichen Laut und er schrie leise auf. Eine Stimme sagte etwas, doch er verstand die Worte nicht. Jemand packte ihn bei den Haaren und schüttelte seinen Kopf wie den eines ungezogenen Welpen. Die Stimme sagte wieder etwas, doch nach wie vor blieben ihm die Worte ein Rätsel. Der Stiefelträger wartete kurz, grunzte etwas und zog ein schweres Jagdmesser, was er ihm an die Kehle setzte und diese mit einem einzigen sauberen Schnitt durchtrennte. Cryp, dachte er noch, tu einmal nicht, was Papa dir sagt, bleib doch nicht unter dem Ka... seine Gedanken zerflossen wie ein übler Traum, aus dem man morgens schweißgebadet erwacht. Zurück blieben für einen Moment der Schmerz, Ekel und die Furcht seiner Frau, die er durch ihr gemeinsames Band spürte, ehe es endgültig zerriss und nur Schwärze zurückließ.

Cryptica hatte jedoch folgsam getan, was sein Papa ihm befohlen hatte. Zusammengekauert lag er unter dem Karren und starrte durch eines der Wagenräder auf die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Ihm war schrecklich heiß, was wohl an dem Feuer liegen mochte, das sich über ihm ausbreitete. Egal was kommen würde, er blieb unter dem Karren, das hatte er Papa versprochen. Aber es war so entsetzlich heiß! und ganz egal ob man Albioner, Midgarder oder Hibernianer ist- die Angst vor dem Feuertod ist in jedem fühlenden Wesen vorhanden. Er begann leise zu weinen, weil er Papa nicht gehorchte und nun doch unter dem Karren hervorkroch. Der freundliche Druide, der ihn damals immer mit seinem Wolf hatte spielen lassen, lag mit dem Gesicht auf der Erde und bewegte sich nicht, auch nicht, als Cryptica ihn vorsichtig an der Schulter stupste. Da musste er noch ein bisschen lauter weinen, denn es gefiel ihm nicht, wie der Druide da lag und so tat, als würde er schlafen. Cryptica mochte es nie, wenn jemand dieses Spiel spielte, es war ihm unheimlich. Auf allen Vieren kroch er durch das aufgewühlte Gras. Keine Sekunde zu früh, denn die gierig züngelnden Flammen hatten die Weinfässer gefunden und einen Moment später explodierte der Karren mit einem schrecklichen Brüllen. Irgendetwas Schweres traf ihn am Kopf und er stürzte ins Gras. Bei dem Aufprall biss er sich auf die Zunge und ein ekliger Kupfergeschmack füllte seinen Mund. Er wollte seinen Papa rufen, doch es kam nur ein schwaches Wimmern über seine Lippen. Nahe am Rande einer Ohnmacht und mit halbgeschlossenen Augen sah er, wie sich eine große, sehr große Gestalt auf ihn zubewegte. Er konnte das Gesicht des Fremden nicht sehen, aber eine starke, schwielige Hand packte ihn im Nacken und hob ihn wie ein Kätzchen in die Luft. Das tat weh und er wimmerte lauter. Der Fremde sagte etwas, seine Stimme klang unentschlossen. Cryptica verstand die Worte nicht, aber der raue, harte Ton erfüllte ihn mit Furcht. Eine zweite Gestalt näherte sich, in der Hand trug sie eine gewaltige, zweischneidige Axt, von der etwas Rotes ins Gras tropfte. Der Axtträger sprach den Ersten an, dieser antwortete, noch immer mit zögernder Stimme. Ein ungeduldiges Brummen kam dem Axtträger über die Lippen und er gestikulierte in Crypticas Richtung, woraufhin der Erste abermals etwas erwiderte. Er sprach lange und seine Stimme wurde schärfer. Der Axtträger hörte sich das an, zuckte letztlich mit den Achseln und wandte sich mit einem Ruck um. Cryptica blinzelte erschöpft, ihm war furchtbar schwindelig, sein Kopf und sein Mund taten weh, er war müde, er hatte Angst. Er merkte noch, wie der Mann, der ihn so unsanft gepackt hatte, nun sehr viel vorsichtiger auf den Arm nahm. Dann nichts mehr.
 

Mit einem erschrockenen Satz schnellte der junge Elf namens Alazais aus dem Schlaf hoch und rieb sich über die Augen. Nur beiläufig bemerkte er, dass sein Herz wie wild in der Brust trommelte. „Was, in Danas Namen..." gerädert ließ sich der Adept in die Kissen zurücksinken und atmete tief ein und aus. Schon wieder. Schon wieder hatte er von Feuer und Tod geträumt und die Intensivität der gesehenen Bilder hatte eine Gänsehaut auf seinen Rücken gezaubert. Irrte er sich, oder stach ihm der Geruch von Feuer und Rauch in die Nase?

Alazais wühlte sich eine Weile von einer Seite auf die andere, bis ihn irgendwann erneut der Schlaf übermannte. Vorerst blieb dieser nun traumlos.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Arjia
2007-06-25T12:01:40+00:00 25.06.2007 14:01
Wie nur 7 Kommis zu so ner guten Geschichte?

Obwohl ich ja (leider) nur die ersten paar kapitel lesen konnte nehm ich mir mal heraus, die sache schon beurteilen zu wollen, und zwar extrem positiv :)

Ich finde du hast einen tollen Schreibstil der deutlich aus vielen anderen heraussticht, weil er nicht so umgangssprachlich ist (und grammatikalisch korrekt, das ist hier schon fast ein wunder...) und sehr lebendig erzählt (ich für meinen teil habe keine ahnung von Daoc und kann mir die Welt trotzdem sofort super vorstellen.
Und die Charaktere sind finde ich auch gut beschrieben und schön unterschiedlich, die wenigsten autoren ziehen charaktereigenschaften so gut durch wie du :) Außerdem sind sie mir sofort ans herz gewachsen ;)

In dem Sinne..... man sieht sich in nem Jahr nochmal, wenn der rest auch endlich zugänglich ist *schnief*

Gruß

Arjia
Von:  jogole
2007-04-23T15:47:43+00:00 23.04.2007 17:47
Kleiner Sadist, also wirklich!! ^^

Normalerweise hab ich ja nicht so schnell mitleid mit irgendwelchen charas, nur bei deinem kleinen bete ich geradezu (und das mach ich sonst nieeeeehihi :)) dass irgendwer kommt und ihn vor den böööööösen midgardern rettet *denktdabeianirgendwasmittürkisenaugen* (waren doch türkis, nicht?).

nö, scherz beiseite, ich find deine fic toll (hab ja schließlich selbst ne leicht sadistische Ader) und hoffe, dass du sie auch zu ende bringst (sonst sag ichs odin und der haut dich dann!).

also lg

morituri te salutant!


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