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Dark Age of Camelot

Licht und Schatten
von

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Fremde Augen

Der junge Elf sah auch dann nicht auf, als er Stellans schwere Schritte näher kommen und direkt vor dem Bett enden hörte. "Nimm," sagte der Midgarder und schüttelte ein kleines Fläschchen mit der wundersamen Heilessenz, doch Alazais hielt die Augen mit den Unterarmen bedeckt. Stellan fluchte unterdrückt, packte ihn plötzlich bei den Haaren und riss den Kopf des Jungen in die Höhe. "Trink das," befahl er ungeduldig, "es wird dir helfen." Alazais betrachtete die Phiole aus tränenden Augen, ehe er Stellan kurz ins Gesicht sah und den Blick dann wieder abwandte. Ein zitterndes, gänzlich freudloses Lachen kam ihm über die Lippen. "Wozu?" hickste er auf midländisch, und fügte in seiner Muttersprache hinzu: "Spätestens morgen brauche ich doch sowieso eine neue." Sein Lachen schwoll an, auch wenn dem Elfen noch immer Tränen aus den Augen stürzten. Stellan starrte ihn mit beinahe komischer Verblüffung an, aber nur für einen Moment. Dann zeigte sich die berüchtigte Zornesader auf seiner geröteten Stirn und ehe er sich noch zurückhalten konnte, schlug er dem Magier mit der flachen Hand ins Gesicht, heftig genug, um ihn rücklings auf die Matratze zu schleudern. "Hör sofort auf, mich auszulachen!" schrie er wütend. "Trink dieses verdammte Zeug! ich befehle es!"

Alazais kicherte noch immer, auch wenn ihm nun neben den salzigen Tränen auch ein wenig Blut über das Kinn lief. Sein Unterleib schmerzte wie eine offene Wunde und selbst die kleinste Bewegung rief ein brennendes Reißen auf den Plan, aber dennoch wälzte sich der Elf nun ungelenk auf die Seite und kehrte Stellan den Rücken zu. Der Nordmann schien zum allerersten Mal fassungslos. "Schön, ganz wie du willst," zischte er heiser. "Dann bleib stur und hab Schmerzen. Mir ist es gleich." Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, dem Hibernianer den Flaschenhals einfach zwischen die Hinterbacken zu rammen, schon um ihm zu zeigen, wer hier nach wie vor das Sagen hatte, aber nach einem weiteren Augenblick wandte sich Stellan zähneknirschend und immer noch verdattert ob dieser offenen Weigerung ab und stampfte zur Bar. Wenn es etwas gab, das beruhigend wirkte, dann ein kräftiger Schluck Met.

Alazais sah aus dem Augenwinkel, wie sich sein Peiniger abwandte, und stemmte sich mit einem lautlosen Stöhnen in die Höhe. Steifbeinig krabbelte er zur Bettkante und schwang die nackten Beine aus dem Bett. Stellan beachtete ihn nicht. Mit zusammen gebissenen Zähnen ging der junge Elf neben Leifs Leichnam in die Hocke, packte die kleine Axt mit beiden Händen und riss sie dem Toten aus dem Schädel. Blut spritzte auf, er konnte es auf der Zunge schmecken, aber Alazais fühlte keine Abscheu, eher eine dumpfe Erleichterung, als er das doppelseitig geschärfte Axtblatt nun auf einen unbestimmten Punkt irgendwo zwischen seiner Brust und der Kehle richtete.

"Nein!" der heisere Ausruf ließ den Elfen kurz zusammen zucken. Stellan ließ sein Methorn einfach fallen und stürzte sich mit ausgebreiteten Armen nach vorne, wobei er über Leifs linken Arm stolperte und nach vorne taumelte. Dennoch zuckte seine Hand vor und entriss Alazais die Axt. Der Elf schrie nun seinerseits auf, ein frustrierter Laut des Elends. "Das tust du nicht!" brüllte Stellan dagegen und schleuderte die blutige Waffe in die hintere Zimmerecke. "Nein, o nein!" wie zwei mächtige Schraubzwingen schlossen sich seine keulengleichen Arme um den schmalen Körper vor sich. Alazais schluchzte halb wütend, halb verzweifelt und versuchte sich gegen die Umarmung zu stemmen. "Ich... will nicht," rief er mit bebender, halb gebrochener Stimme, "warum...w-warum lasst Ihr mir nicht einmal...diesen Weg." Hemmungslos schluchzend presste der Elf die brennenden Augenlider zusammen und versuchte mit dem kümmerlichen Rest an Selbstbeherrschung, sich innerlich gegen eine wilde Schimpftirade, Schläge oder andere Dinge, die ihm neuerliche Schmerzen bereiten würden, zu wappnen. Stattdessen spürte er plötzlich Stellans rauhe Hände, die selbst sachte zu zittern schienen, und ihm fahrig über den Rücken, die Schultern und das Haar strichen.

"Das erlaube ich nicht," sagte der Nordmann rauh. "Nicht auf diese Art und nicht jetzt." Plötzlich begann er seinerseits zu lachen, und das Geräusch ließ Alazais kalt erschaudern, auch wenn er geglaubt hatte, mit den Nerven bereits am Ende und heute nicht mehr fähig für die Aufnahme neuer Schrecken zu sein. "Warum eigentlich nicht," gluckste Stellan humorlos, "machen wir all dem hier ein Ende, beenden wir es. Wir haben es uns beide nicht ausgesucht, in diese widerwärtige Welt geboren zu werden, nicht, Engel? spucken wir ihr ins Gesicht und verschwinden von hier." Trocken lachend löste er sich von dem Elfen, stand auf und schlenderte zum Ende des Raumes, um die besudelte Axt aufzuheben. Alazais deutete die Geste falsch, wurde, sofern das möglich war, noch eine Nuance bleicher und zog wortlos die nackten Beine an den Körper, ehe er die erhitzte Stirn auf die angewinkelten Knie bettete, wobei ihm die langen Haare wie ein schützender Fächer vor das Gesicht fielen. Erst das knarrende Geräusch reißendes Stoffes ließ ihn wieder aufblicken.

Stellan hatte seine zerschlissene, mit Nieten besetzte Lederweste abgelegt und sich ungeduldig das Hemd aufgerissen. Seine nackte, mit diversen Kriegsnarben versehene Brust hob und senkte sich schwer, als er Alazais die geschärfte Axt entgegen hielt. "Schlag zu, kleiner Elf. Erst mich, dann dich selbst. Denk an die Nacht von neulich, du standest doch kurz davor." Ein beinahe abwesendes, geisterhaftes Grinsen spielte um die Lippen des Berserkers. Alazais blinzelte mehrfach und musterte den Midgarder eine Weile stumm, ehe er ihm die Axt abnahm und sie, noch immer wortlos, zwischen den Händen wog. "Na, was ist?" fragte der blonde Nordmann mit leicht gepresster Stimme. "Soll ich dir ein bisschen helfen? soll ich dir erzählen, dass du nie mehr als ein gutes Fickobjekt sein wirst? dass ich über deinen Schmerz nur lachen kann?" mit großer Geste deutete er auf die Regalwand, wo das Lederbeutelchen mit dem Schweineschmalz lagerte.

Alazais verengte die tränenden Augen und schlug zu, doch der Hieb spaltete dem anderen nicht etwa die Brust, stattdessen stieß Stellan einen rauhen Schrei aus und presste den Arm, mit dem er eben noch auf die Wand gedeutet hatte, an den Bauch. Blut schoss aus dem Stumpf, wo seine Hand gewesen war, selbige lag gekrümmt auf den Holzdielen. Einen Moment starrte Alazais die kräftigen Finger noch an, wobei seine Augen sich merklich weiteten, dann zeigte sich pures Entsetzen in seinem Gesicht und mit einem beinahe angewiderten Laut warf der Elf die Axt neben sich. Stellan stöhnte rauh und fluchte wild, während er krampfhaft seinen Arm umklammerte. "Das...ist ein blödes Spiel, Kleiner," keuchte er mit wild verzerrtem Gesicht. "Mach's richtig, verdammt...ah, verdammt."

Alazais wimmerte leise und hätte sich am Liebsten selbst die Hand abgehackt, als er nun gegen alle inneren Stimmen der Vernunft näher rückte und einen Streifen aus seiner eigenen Tunika riss. "Still," befahl er hicksend und legte die Fingerspitzen an die Stelle, wo eben noch Stellans Handgelenk gewesen war. Seine heilenden Mentalistenzauber hatte er während der Ausbildung stets vernachlässigt und war auf dem Pfad gewandelt, den die Ausbilder den 'Weg der Sonne' nannten, ganz einfach, weil seine Eltern ihn dazu gedrängt hatten.

'"Wozu willst du heilen können, Alazais,"' hatte sein Vater amüsiert gespottet, '"das ist eine Aufgabe für Druiden und Hüter. Du musst dich verteidigen können, mächtige Zauber für den Kampf weben. Alles andere wäre die reinste Verschwendung."' Mit einem kurzen Anflug von Bitterkeit dachte der Elf, dass er damit wohl auf ganzer Linie versagt hatte, andernfalls wäre er jetzt nicht hier und in dieser Situation. Energisch schüttelte er den Gedanken ab und konzentrierte sich auf die somatische, heilende Energie zu konzentrieren, die den heftig blutenden Armstumpf nun mit dünnen, bläulichweißen Fäden magischer Essenz umspann.

Alazais wollte sich lieber nicht ausmalen, was man mit ihm tun würde, sollte herauskommen, dass er einen Midgarder auf diese Weise verstümmelt hatte. Sollte es nötig sein, würde er sein Leben immer noch freiwillig beenden, statt sich von seinen Feinden vollständig vernichten zu lassen. Nur...wieviel war von seinem Leben eigentlich noch übrig?

"Was, in Modis Namen, machst du da?" drang Stellans mühsam beherrschte Stimme an sein Bewusstsein. Alazais beachtete ihn nicht. Der Stimmungswechsel des Berserkers war schon beinahe unheimlich und der Junge rechnete jeden Moment damit, dass Stellans seltsam passives Verhalten wieder der altbekannten, vom Wahnsinn berührten Raserei weichen würde. "Verdammt, das fühlt sich widerlich an," knirschte der Nordmann und hielt den Arm offenkundig nur noch mit größter Mühe ruhig. Alazais wickelte ihm den Stoffstreifen um den Arm und machte einen festen Knoten. "Ich hole Hilfe," sagte er auf midländisch, griff nach seinen Hosen und mühte sich mit einiger Anstrengung auf die Beine. Frische, schneidende Schmerzwellen pulsierten durch seinen gemarterten Unterleib. Stellan drehte wie ein Huhn den Kopf. "Das tust du nicht," grollte er, aber Alazais war schon an der Tür, streckte die Hand nach dem Knauf aus und zuckte erschrocken zurück, als die Tür sich unvermittelt öffnete. Beim Anblick der beiden Gestalten wich ihm auch noch der allerletzte Rest Farbe aus den Wangen und sprachlos wich der junge Magier zurück.
 

Die zwei unvermuteten Besucher waren Elfen und zumindest einer von ihnen war Alazais einigermaßen bekannt. Cryptica musterte ihn mit einem schwer deutbaren Ausdruck, wobei sich seine Stirn skeptisch runzelte, vielleicht wegen den tränennassen Wangen seines Artgenossen oder aber Leifs Blut, das Gesicht und Hals des Jungen bespritzt hatte. Sein Begleiter war ein wenig kleiner und sah Alazais auf eigentümliche, fast schon unheimliche Weise ähnlich. Sein Gesicht zeigte die selben hohen Wangenknochen, ein Paar leicht geschwungener Lippen und ein schmales Kinn. Die langen, zu einem lockeren Zopf geflochtenen Haare waren vom gleichen Blond und nur seine Augen wiesen ein so intensives, helles Blau auf, dass sie schon beinahe ein wenig künstlich wirkten. Der Fremde trug wie Stellan eine Nietenlederrüstung, nur waren seine Kleider in sehr viel besserem Zustand und einheitlich schwarz gefärbt.

"W-wer...seid Ihr?" fragte Alazais scheu und wich noch weiter zurück, während die beiden anderen Elfen in die Hütte traten. "Er wird sich später vorstellen," sagte Cryptica und musterte den verletzten Stellan interessiert. "Hoppla," bemerkte er ohne jegliches Mitgefühl, "was ist denn hier geschehen?" sein Blick wanderte weiter und huschte über Leifs starre Gesichtszüge. Nun ehrlich verblüfft, sah er wieder Alazais an. "Hast du das getan?" der junge Mentalist schüttelte impulsiv den Kopf, ehe er die Lippen zusammen presste und mit den Augen auf Stellan deutete.

Cryptica pfiff durch die Zähne, aber der fremde Elf schüttelte missmutig den Kopf. "Hol Zacharel her," sagte er mit ruhiger, befehlsgewohnter Stimme. Im Gegensatz zu seinem Begleiter kam ihm die gälische Sprache sehr viel flüssiger über die Lippen, doch auch er sprach sie mit einem deutlichen nordischen Akzent. Zu Alazais' gelinder Überraschung gehorchte Cryptica widerspruchslos und verneigte sich sogar kurz, ehe er mit einem letzten, eindeutig schadenfrohen Blick auf den verletzten Stellan hinaus ging.

Auch der Berserker nahm den Neuankömmling nun erstmals wirklich zur Kenntnis. "Was...tut Ihr denn hier?" fragte er widerwillig. Der blauäugige Elf verzog die Lippen zu einem knappen, unfreundlichen Lächeln. "Wenn ich mich hier so umschaue, frage ich mich das auch," erwiderte er ruhig und durchgehend leise. "Mein künftiger Schwiegervater," ein spöttischer Schatten huschte über das Gesicht des Elfen, "dein König, schickt mich. Er wünscht, mit ihm," dabei schnellte sein Blick in Alazais' Richtung, "zu sprechen. Allerdings glaube ich, dass Zacharel zuerst mit ihm reden sollte." Die Stimme des Fremden kühlte um mehrere Grade ab. "Was ist passiert?" fragte er brüsk. Stellan wandte mürrisch den Kopf ab und schwieg. Alazais sah stumm, aber nicht wenig erstaunt zu. Wann hatten dem jähzornige Nordmann je die Worte gefehlt? hätten Zacharel, Leif oder Cryptica in so kühler, knapper Weise mit ihm gesprochen, wäre der Berserker sprichwörtlich an die Decke gegangen. Wer war dieser fremde Elf?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lanefenu
2007-10-19T17:54:02+00:00 19.10.2007 19:54
*grien*
Von einem Heiltrank wächst aber die Hand nicht wieder an *Spoilerkeule umfass*
Ansonsten hast du schon Recht. ^^
Von:  jogole
2007-10-19T17:13:54+00:00 19.10.2007 19:13
hihi XDXD

braaaaaav!!

ne ernsthaft jetzt bin ich mal richtig gespannt was du dir da wieder aus dem ärmel schüttelst. kanns kaum erwarten wies weiter geht.

wobei ich jetzt mal kurz anmerken muss, bezieht sich jetzt allerdings nicht auf deine geschichte alleine sondern generell auf alle geschichten bücher und filme generell: die hauptpersonen sind ja immer sooooooo doof! ham nen heildrank (sry, is eben bei dir grad gewesen nicht böse nähmen) vor der nase und gehen hilfe holen. ... *kopfschüttel*

freu mich auf nächstes mal liebe grüße

das jogole =^^=


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