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Dark Age of Camelot

Llienne's Life
von

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Kindfrau

"Keena, nun warte doch mal..."

"Lass mich bloß in Ruhe!"

"Wollen wir nicht wenigsten versuchen, drüber zu reden?"

"Hau bloß ab."

Ich ballte die Fäuste und lief hinter meiner Freundin her. Hätte ich gewusst, was meine wenigen Worte für eine Wirkung auf alle Beteiligten haben würden- ich hätte den König um eine persönliche und geheime Audienz gebeten. Mikata sah aus, als hätte ich ihr einen kalten Eimer Wasser über den Kopf geschüttet, der König freute sich wie ein Kind und war gleichermaßen völlig überrascht, Brakalu zeigte nicht direkt Anzeichen von Unmut, aber so etwas wie Enttäuschung, was mich insgeheim doch traf. Aber Keena... ihre Haltung war erschlafft, der gerade noch über meinen Triumph vorherrschende Stolz verpufft- als hätte ich mich plötzlich umgedreht und ihr eine Klinge in den Leib gerammt. Diese stumme Anklage war zuviel für mich und ich konnte ihrem durchdringenden Blick nicht länger standhalten. Wir brauchten nicht einmal eine Wache, die uns zurückbrachte. Keena hatte sich wortlos umgedreht und war in Richtung Gefängnishütte zurückgestürmt. Sehr viel gefasster, aber hoch aufgerichtet und noch unnahmbarer als sonst, war ihr der Nekromant gefolgt. Ich war allein mit Mikata und ihrem Vater. Doch auch die Prinzessin verließ uns nach wenigen Augenblicken. Was sie dachte, konnte ich nicht erraten, sie schien zwar sehr erstaunt, aber merkwürdigerweise nicht mehr zornig zu sein. Warm lächelnd hatte mir der König die Hände auf die Schutern gelegt. "Das war eine gute Entscheidung, mein Kind. Du wirst es nicht bereuen und du glaubst gar nicht, wie unendlich erleichtert ich bin. Aber geh erst einmal deinen Freunden nach, besonders die junge Valkyn scheint ein wenig...aufgebracht zu sein. Vielleicht kannst du sie umstimmen, glaub mir, es wird euch nicht schaden. Und...geh zu Rhee, lass dein Bein behandeln." Ich hätte am liebsten gelacht...Keena umzustimmen, war schon schwierig genug, wenn sie nicht gerade eine Höllenwut auf mich hatte. Doch ich hatte nicht wiedersprochen, sondern nur sachte genickt und mich mit einem kleinen Knicks zurückgezogen. Das strahlende Lächeln des Königs hatte ich noch vor Augen, als ich eine halbe Stunde später die Hütte betrat. Nun stand ich -mein Bein war mit einem straffen Verband versehen worden und der Schmerz war schon fast erträglich- mit dem Rücken zur Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Keena zu, die wie ein gefangenes Tier in dem kleinen Raum auf- und abging. "Was ist denn so schlimm daran? ich habe keine Lust mehr, hier gefangen zu sein und mich zu fühlen, als hätte ich wer-weiß-was verbrochen!" Brakalu sah mich mit leicht schräg gehaltenem Kopf an und schwieg, nur ein ganz kleines, höhnisches Lächeln kräuselte seine Lippen. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und wandte mich dann wieder an Keena. "Hörst du mir überhaupt zu?"

"Oh, sicher..."

"Würdest du dann auch deinen Sarkasmus ausstellen und vernünftig mit mir reden?" sie warf ihre blonde Mähne in den Nacken und funkelte mich zornig an. "Vernünftig? das sagst ausgerechnet du?" fragte sie mit leiser, bebender Stimme. "Gut, reden wir, wenn du meine Meinung dazu unbedingt hören willst!" mit zwei schnellen Schritten war sie bei mir, baute sich vor mir auf und brachte ihr Gesicht ganz nahe an meines. "Dann hör mir jetzt mal zu, Llienne Asmundsdottier. Zuerst einmal bist du ein verdammtes Weichei. Wenn mal nicht alles glattläuft, bist du am heulen." Ich zuckte zusammen, sagte aber nichts, sondern erwiderte ihren Blick trotzig. "Dann bist du auch noch so heuchlerisch, dass mir schlecht wird. Von wegen 'ich sterbe eher, als mich Hibernia zu verkaufen'. Das war wieder mal nichts als saudummes Geschwätz. Du hast dich gerade verkauft, meine Liebe, und das auf verdammt billige Weise...hast deine Meinung geändert, dass ich nicht lache. Und nun bist du beleidigt und fühlst dich getreten, noch etwas, das ich an dir nicht leiden kann- du beharrst immer auf die Meinung der anderen, aber wenn du sie hörst, wirst du zum Kleinkind." Ich startete einen schwachen Versuch, mich zu verteidigen: "Das musst du gerade sagen..." harsch fiel sie mir ins Wort: "Und dann kommt sowas, du versuchst, es auf andere abzuwälzen. Aber ich habe keine Lust, mich für diese Idioten zu biegen und zu brechen. Bitte, du kannst es gern machen, aber lass mich damit einfach in Ruhe. Das wars von meiner Seite, ganz so, wie du wolltest. Zufrieden?" ich spürte einen dicken Klumpen im Hals und meine Augen brannten. Langsam drehte ich mich zu dem Inconnu um. "Und, hast du auch noch was dazu zu sagen?" fragte ich. Er zuckte mit den Achseln: "Ich glaube, dass sie Rrecht hat."

Da drehte ich mich um und floh.

Ich stürmte aus der Hütte und rannte beinahe die beiden Kelten über den Haufen, die gerade in diesem Moment zurückkehrten, um ihre Wache wieder einzunehmen. "Heya," entfuhr es dem Älteren überrascht. "Wo willst du hin?" der Jüngere griff reflexartig nach meinem Arm, doch ich schlug seine Hand beiseite und humpelte weiter, so schnell ich das mit meinem malträtierten Bein konnte. Dass ich dabei zielsicher auf das Wäldchen mit dem Grab Des Beschwörers zusteuerte, merkte ich nicht einmal. Ich stolperte weiter, und heiße, salzige Tränen brannten hinter meinen Lidern. Ich fühlte mich schäbig und miserabel und hätte sich Der Beschwörer jetzt auf mich gestürzt, um statt Zaphykel mich zu erdrosseln- ich hätte mich wahrscheinlich nicht gewehrt. Doch der Untote hatte kein Interesse an mir. Er warf mir nur einen kurzen Blick aus seinen seelenlosen, kalten Augen zu und schlurfte dann, von seinen Skeletten begleitet, auf das Seeufer zu. Meine Lippen zitterten und ich sah ihm einen Moment nach- auf bizarre Weise erinnerte mich sein Verhalten an Keena und den Inconnu: Auch sie schienen jegliches Interesse an mir verloren zu haben und kehrten mir den Rücken. Ich schluchzte auf und rutschte an dem Grabstein herab. Was sollte ich denn tun? ich war eben nicht so willensstark und zäh wie Keena, ich besaß nicht die kühle, eiserne Gelassenheit von Brakalu- hatte ich überhaupt irgendwelche herausragenden Eigenschaften?

"Ja, du hast ein gutes Herz," sagte eine leise Stimme und vor Schreck setzte mein Herzschlag einen Moment aus. Ich blinzelte und blickte in Zaphykels Gesicht und benötigte einen Augenblick, um zu begreifen, dass ich die letzte Frage laut ausgesprochen hatte. Schnell wischte ich mir über die Augen und stemmte mich mühsam hoch, wobei ich mein verletztes Bein nach Möglichkeit zu schonen suchte und Zaphykels hilfreich ausgestreckte Hand ignorierte. "Was willst du?" fragte ich ruppig.

"Ich habe gesehen, dass du hierher gelaufen bist und habe den Wächtern gesagt, sie sollen dich in Ruhe lassen."

"Danke."

Wir schwiegen einen Moment und Zaphykel warf mir -so dachte er wohl- unauffällige Seitenblicke zu. Ich war verlegen, trauig und wütend und versuchte, mich in einen patzigen Ton zu retten. "Was ist denn?" raunzte ich. "Ja, ich hab geheult, man sieht's." Zaphykel murmelte irgend etwas und wurde leicht rot um die Nasenspitze, doch ich dachte nicht daran, einzulenken. "Willst du mir jetzt auch noch sagen, was für ein verweichlichtes Kindchen ich bin? spar dir das bitte, ich weiß es selbst." Doch der Elf schüttelte sachte den Kopf. "Ich bin gekommen, um dich zu warnen." Ich stockte, und sah ihn misstrauisch an. "Warnen? wovor?" sein Blick wurde eindringlich, als er mir fest in die Augen sah. "Der König hat seine Gründe, keine Leute mehr nach Murdaigean zu schicken, weißt du?"

"Nein, weiß ich nicht."

Zaphykel ließ sich durch meinen unverschämten Tonfall nicht reizen. Stattdessen huschte ein kurzer Schatten über sein Gesicht. "Geh nicht, Llienne," sagte er leise. "Es ist so...seit Monaten ist keiner, der dort Erkundungen durchführen wollte, zurück gekehrt. Es tauchen keine Leichen auf, aber die Betroffenen werden nie gefunden. Geh nicht!" ich ließ mir einen Moment Zeit, um seine Worte in mich einwirken zu lassen. Dass mir dabei eine kurze Gänsehaut den Rücken hinunterkroch, konnte ich nicht bestreiten. "Aber...wurde denn keine größere Truppe losgeschickt? sicherlich kann eine gut ausgerüstete Gruppe mehr ausrichten als ein oder zwei Personen...?" fragte ich, wobei sich meine Stimme unwillentlich ein wenig senkte. Der Elf schüttelte betrübt den Kopf. "Auch das haben wir versucht. Der König hat acht seiner besten Männer losgeschickt, erfahrene Kämpfer und perfekt aufeinander eingespielt. Ob sie jemals in Murdaigean angekommen sind, weiß niemand- auch sie gelten als verschollen." Ich verstand nicht, worauf er wirklich hinauswollte. "Und warum glaubt er, dass ausgerechnet ich ihm dann helfen kann?" da lachte Zaphykel, und es klang bitter. "Oh Llienne, sei doch nicht so naiv. Das meinte ich, als ich sagte, du hättest ein gutes Herz. Du hast einen Inconnu gerettet, du hast mich gerettet und nun glaubst du sogar das, was dieser durchtriebene alte Mann dir da auftischt." Ich starrte ihn sprachlos an, und er fuhr grimmig fort: "Selbstverständlich bist du keineswegs besser geeignet als irgend einer unserer voll ausgebildeten Krieger, die überdies in Hibernia zu Hause sind, wobei du und die anderen zwei hier als Fremde nicht einmal die Geheimnisse des Innenlandes kennen. Der König hat lediglich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch das gesamte Geheimnis von diesem Posten entdecken zu können. Nur will er dafür nicht noch mehr wertvolle Kämpfer opfern. Deswegen wollte er dich und deine Freunde benutzen." Ich schnappte nach Luft. "Das..."

"...das ist die Wahrheit, glaub mir. Ihr seid nicht die ersten Gefangenen, die er dafür vorschickt. Es waren schon mehrmals Midgarder und Albioner hier. Ich habe mich am Anfang immer um sie gekümmert, daher kann ich auch eure Sprache so gut. Ich versichere dir, dieser Mann liebt sein Land, aber er geht dafür über Leichen. Und denk doch mal nach...was kann man besser verschmerzen...eine junge, nocht nicht einmal fertig ausgebildete Fremde aus einem feindlichen Reich oder Helden aus den eigenen Reihen?"

Ich hörte ihm aufmerksam zu. Natürlich hatte ich keinen Grund, seine Worte in Frage zu stellen. Im Gegenteil, ich glaubte ihm, und ich hatte sogar das Gefühl, dass es der junge Beschwörer ehrlich mit mir meinte. "Zaphykel, eins noch..."

"Ja?"

Ich musterte ihn prüfend. "Warum erzählst du mir das? ist das nicht schon fast Verrat?" er zuckte unbehaglich mit den Schultern. "Vielleicht. Aber ich war dir eh noch was schuldig. Du hast mir ein wertvolles Familienerbstück zurückgebracht und mich sogar gerettet. Irgendwann werden wir quitt sein." Ich lächelte leicht und spürte wie ein Teil der schweren Last, die auf meinem Herzen lag, verschwand. "Ich danke dir. Aber...ich werde trotzdem gehen. Je früher, desto besser." Zaphykel sah mich fassungslos an. "Aber...warum? und wenn auch du nie wieder zurückkehrst? wenn du stirbst?!"

"Das lass mal meine Sorge sein."

Wir schwiegen eine Weile und jeder hing seinen Gedanken nach. Ich fuhr mir seufzend durch die Haare und suchte einen Moment verwirrt nach meinen fast taillenlangen Zöpfen, ehe mir wieder einfiel, dass sie dank Mikata nun wohl immer noch im von unserem Kampf und den aufgebrachten Zuschauern zertretenen Gras herumlagen. Als meine Gedanken auf diesem Umweg zu der Lurikeen huschten, kam auch das Misstrauen wieder zurück. Ich erinnerte mich gut an ihren Ausbruch und die offensichtliche Eifersucht. Warum also hatte sie eben, als ich bezüglich Murdaigean endlich meine Entscheidung gefällt hatte, so gar keine Regung gezeigt? das war mehr als seltsam. Zaphykel streckte sich, und stieß sich von dem Grabstein ab. Die Sonne ging unter und tauchte die Umgebung in warmes, goldrotes Licht. Ich trat an dem Elfen vorbei und ging zum Seeufer. Die leichten Wellen plätscherten friedlich und in einiger Entfernung konnte ich Land entdecken, wobei ich mir nicht sicher war, ob es sich dabei um eine Insel oder noch Teile vom Festland handelte. "Eigentlich," murmelte ich und steckte die Nase in den kaum vorhandenen Wind, "eigentlich ist es wirklich schön hier. Da vergisst man glatt, dass wir eigentlich Feinde sein sollten." Ich drehte mich um und betrachtete Zaphykel versonnen. Dieser verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich hasse Krieg," sagte er zögernd, "und es gibt genug hier, die genauso denken wie ich. Du darfst nicht alle Hibernianer nach Leuten wie Mikata, den Wächtern oder diesen Schaulustigen von vorhin beurteilen!" ich musste leicht lächeln. "Das tue ich auch nicht," meinte ich. "Aber was die Prinzessin angeht...am ersten Tag sah es so aus, als hätte sie viel für dich übrig." Der Elf grinste schief und trat an meine Seite. "Das hat sie für jeden, der sie ausreichend für ihren Mut und ihre Stärke bewundert. Damit will ich nicht sagen, dass sie von Grund auf schlecht ist. Nein...es ist vielmehr, dass ihr als Prinzessin alles zufliegt und es niemand wagen würde, ihr beispielsweise wirklich eine Niederlage beizubringen, so wie du heute."

"Dann macht sie sich ja selbst was vor!"

Der Elf schüttelte den Kopf. "Sie weiß selbst, dass die meisten nur vor ihr das Knie beugen, um nicht bei ihrem Vater in Ungnade zu fallen. Der König liebt seine Tochter wirklich, aber er sieht selbst nicht ein, dass er ihr keinen Gefallen damit tut, wenn er ständig seine Hand über sie hält. Eigentlich kann sie einem doch fast leid tun, oder?" vielleicht mochte Zaphykel recht haben, und wenn ich auch wusste, dass Mikata vielleicht wirklich nicht die gesamte Schuld an dem trug, was aus ihr geworden war- ich konnte für sie kein Mitgefühl aufbringen. "Das sah heute nicht so aus, als würde ich ihr auch leid tun," meine ich spitz und strich über mein verletztes Bein. Zaphykel seufzte. "Nein. Aber lassen wir das fürs Erste ruhen. Vielmehr interessiert mich, warum du nun trotzdem noch nach Murdaigean willst. Hör zu," seine Augen blitzten vor Aufregung, "ich könnte es sicher irgendwie arrangieren, dass ihr drei doch noch nach Hause kommt. Irgendwie bringe ich euch nach Druim Cain, denn unsere Portalfestung Druim Ligen ist tatsächlich unüberwindbar. Lady Glasny würde sich eher von den Zinnen stürzen, als Fremden ihre Kräfte zur Verfügung zu stellen. Irgendwie muss es..." ich schnitt seinem Redefluss mit einer leichten Handbewegung das Wort ab. "Zaphykel, bitte. Ich weiß deine Hilfsbereitschaft zu schätzen, wirklich. Aber ich will es sogar. Ich will nach Murdaigean und sehen, was dort los ist. Nicht für deinen König. Für mich. Du verstehst das vielleicht nicht..." er fuhr mir erregt ins Wort: "Nein, tue ich nicht! du setzt da womöglich dein Leben aufs Spiel," "...aber es ist so. Ich freue mich, dass ich dich hier kennen gelernt habe." Ich zögerte kurz und fuhr dann sachte lächelnd fort: "Und ich bin froh, dass du zu deinem Erbstück gekommen bist, auch wenn ich das Letzte war, was dein Vater gesehen hat, und nicht du. Ich werde jetzt wohl besser gehen. Hoffentlich sieht man sich wieder, Zaphykel. Bitte kümmere dich in der Zwischenzeit um Keena und Brakalu. Wenn ich versage, werden die beiden nicht nach Murdaigean reisen." Ich drehte mich um und er hielt mich mit scharfer Stimme zurück: "Llienne!"

"Ja?" ich wandte noch einmal den Kopf. Der Elf sah mich ernst an. "Pass auf dich auf." Ich nickte. "Das werde ich." Und damit wandte ich mich endgültig um.

Mein Ziel war Tir na nOgh, und ich erreichte es, ohne aufgehalten zu werden. Um die Hütte, in der sich Keena und Brakalu wohl noch immer aufhielten, machte ich einen etwas übertriebenen Bogen. Zwar konnte ich ein schlechtes Gewissen nicht leugnen -sollte ich mich wirklich ohne jede Form des Abschieds davonmachen?- aber wahrscheinlich wollten sie mich gar nicht sehen. So senkte ich nur den Kopf und beschleunigte meine Schritte, bis ich den kleinen Hügel erklommen hatte und Mag Mell damit aus meinem Blickfeld entschwand. Zu meiner Überraschung standen am Tor nicht die schwer bewaffneten Wächter- sondern der König und ein mir unbekannter Elf. Ich runzelte verwundert die Stirn und trat langsam näher. Als ich vor dem alten Lurikeen stand, bekam ich einen schmerzhaften Stich und spürte einen kurzen Schwall von Wut, der jedoch rasch abflaute. Zaphykels besorgte Worte klangen mir noch in den Ohren nach, doch ich ließ mir nichts anmerken, sondern machte einen höflichen Knicks vor dem alten Mann, ehe ich auch seinem Begleiter einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zuwarf. Ich war seltsamerweise nicht erstaunt, als ich sah, dass der Elf noch recht jung war- ich schätze ihn auf anfang zwanzig. Aber wollte denn der König keine seiner Männer mehr nach Murdaigean schicken? ein leises Räuspern lenkte meine Aufmerksamkeit wieder zu dem Lurikeen, der mich jetzt leicht anlächelte. "Ich habe mir überlegt, dass es unverantwortlich wäre, dich allein loszuschicken, wo dir doch deine Begleiter offenbar nicht beistehen wollen. Darf ich bekannt machen? Athriliath, diese junge Dame ist Llienne, von der du zweifellos schon gehört hast. Llienne, das ist Athriliath. Er wird mit dir reisen und dir nach Möglichkeit beistehen." Der Elf lächelte mich sachte an und tat eine kleine Verbeugung, worauf ich meine Verlegenheit niederstreckte und nun auch vor ihm einen Knicks machte. Der König lachte leise. "Wie ich sehe, versteht ihr euch. Na, das ist erfreulich und für euch beide nur von Vorteil. Wenn ihr dort irgendwelchen Gefahren begegnet, müsst ihr unbedingt zusammenhalten. Wann gedenkt ihr aufzubrechen?" er sah zwischen uns beiden hin und her, und als ich ratlos schwieg, sagte Athriliath: "Warum nicht schon morgen, Eure Majestät? je früher wir diesem Geheimnis auf die Spur kommen, desto besser. Oder was meinst du, Llienne?" er lächelte mich leicht an und ich beeilte mich, ihm zuzustimmen. "Ja, das denke ich auch." Der König klatschte in die Hände. "Sehr gut, sehr gut. Nun, dann schlage ich vor, ihr macht euch reisefertig. Ich habe viel zu tun, morgen früh reist ein Botschafter Albions an. Wir wollen über einen eventuellen Friedenspakt diskutieren und dafür brauche ich jetzt erst einmal meine Ruhe..." seine Worte verloren sich im Gemurmel, als er durch das Tor ins Innere der Festung zurückschritt und uns dabei offenbar völlig vergessen hatte. Athriliath sah ihm mit leicht schief gelegtem Kopf nach. "Frieden zwischen Albion und Hibernia? oje, jeder weiß doch, wie solche Konferenzen wieder ausgehen," meinte er schmunzelnd. Ich runzelte die Stirn, war aber zu befangen, um offen nachzufragen. Der Elf sah mich einen Moment an, ehe er leise lachte. "Prinzessin Mikata wird zum Wirbelsturm und der König...hmmm. Es müssen jedes mal neue Trinkgefäße und Bilder herangeschafft werden, seine Majestät lässt an diesen Dingen nur zu gern seine Wut aus." Er blinzelte, und ich musste lachen. "Dann will ich nicht hier sein, wenn das passiert," sagte ich, meine Scheu Stück für Stück verlierend. Athriliath knuffte mich freundlich in die Seite. "Ich auch nicht, dann doch lieber Murdaigean. Wie sieht es aus, möchtest du mir helfen, ein paar Sachen zusammenzupacken?" er grinste gequält und deutete auf seinen linken Arm. "Ich habe bei schweren Lasten manchmal ein paar Probleme." Ich sah ihn erstaunt an, doch es erschien mir unhöflich, nachzufragen oder seine Bitte abzuschlagen. So stimmte ich zu und folgte ihm ins Burginnere. Während wir uns durch die mir mittlerweile recht vertraut gewordenen Gassen schlängelten, nahm ich mir die Freiheit, meinen künftigen Kampfgefährten ein wenig genauer zu betrachten. Was mir in meiner Nervosität eben entgangen war, fiel mir nun auf: Der Elf war hübsch, zwar nicht gerade dem Schönheitsideal einer vollblütigen Nordfrau entsprechend, aber doch mehr als ansehnlich mit seiner schlanken, geschmeidigen Gestalt, den typisch langen, schneeweißen Haaren und den hellblauen Augen. Doch bei letzteren blieb mein Blick haften. Das linke Auge des Elfen wirkte irgendwie trüb und leer, und ich brauchte einen Moment, ehe ich begriff, dass Athriliath auf diesem Auge blind war. Einen Moment lang hielt ich den Zipfel eines vollen Gedankens in der Hand, schien zu begreifen, wieso der König mir ausgerechnet diesen Mann als Begleiter mitgegeben hatte. Doch ehe ich mir wirklich sicher sein konnte, entglitt mir der Gedanke wieder. Und erst jetzt bemerkte ich, dass ich Athriliath anstarrte. Verlegen senkte ich den Blick, doch der junge Elf schien mir nicht böse zu sein. "Ist etwas?" fragte er freundlich. "Nein, ich fragte mich gerade nur, wie du...Ihr..."

"Bleib beim 'du'," unterbrach er mich gut gelaunt.

"Gut, also...nun, ich fragte mich...wie das mit deinem Auge passiert ist," sagte ich schüchtern. Er seufzte halblaut. "Ah, ja...das ist noch ein Überbleibsel eines Kampfes in Thidranki." Ich sah ihn groß an, und er lächelte leicht. "Ich habe vor einigen Jahren eine Ausbildung als Champion begonnen. Nun, ich dachte damals, ich sei schon stark und erfahren genug, um mich in Thidranki zu beweisen. Da habe ich mich wohl überschätzt. Wir kämpften gegen eine Gruppe

von Albionern und leichtfertig und überheblich, wie ich damals war, setzte ich mich einfach ab und erkundete das Ufer der albionischen Festung, während meine Gefährten an einer Brücke ihre Kräfte sammelten."

"Und dann?" fragte ich atemlos. Ich liebte Kampfgeschichten. Athriliath massierte sich den linken Arm. "Die Festung war schon in Sichtweite und mein Herz hämmerte vor Kampfeslust. Doch ich hatte kaum das andere Ufer überquert, da stürzte sich ein Sarazene aus dem Schatten und griff mich an." Er schloss kurz die Augen, als ihn die Erinnerung übermannte. "Er war sehr viel stärker als ich und seine Waffen waren vergiftet. Bei seinem ersten Hieb spritzen einige Tropfen dieses Giftes auf mein Gesicht und zerstörten mein linkes Augenlicht. Ich dachte, ich werde wahnsinnig vor Schmerz, doch es war nichts gegen das Gefühl, als sich zweimal kalter, giftiger Stahl in meinen Arm bohrten und tatsächlich einen Teil des Knochens splittern ließen." Er schwieg einen Moment nachdenklich. "Das Ende war dann sehr unrühmlich. Ich ergriff wankend die Flucht und schrie um Hilfe, während der Sarazene sich davonmachte. Er wusste wohl, dass meine Gefährten in der Nähe waren und wollte keinen offenen Kampf riskieren. Hätte ich mich noch weiter von der Gruppe entfernt, wäre ich zweifellos tot." Ich senkte beschämt den Blick. "Das tut mir leid," murmelte ich. Er winkte ab. "Nein, nein, ich habe damals prompt die Strafe für meine Vermessenheit bezahlt. Ich war der Jüngste meiner Gruppe und hatte doch das größte Mundwerk. Dass sowas nicht gesund ist, wollte ich zu dem Zeitpunkt nicht glauben. Tja, ich wurde rasch eines besseren belehrt." Mittlerweile waren wir in einer steinernen Halle angelangt, von der aus viele Türen in verschiedene Gänge und neue Zimmer führten. Ein paar junge Elfenchampions unterhielten sich hier und warfen uns nur flüchtige Blicke zu. Lediglich einer klappte das Buch, was er gerade gelesen hatte, zu und grinste spöttisch. "Sieh mal einer an. Athriliath hat endlich wieder einen Auftrag bekommen. Und was für einen- er darf für eine fremde Barbarin Kindermädchen spielen. Eine große Aufgabe für einen Krüppel!" Athriliath fuhr sichtlich zusammen, doch ehe ich den Mund aufmachen konnte, ergriff er mich am Arm und zog mich auf einen der Gänge zu. "Lass ihn," sagte er leise. "Er hat für jeden eine dumme Bemerkung übrig. Am ehesten hört er auf, wenn man ihn gar nicht beachtet." Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter zurück. Der Elf warf seinen braunen Zopf in den Nacken, schnaubte noch einmal verächtlich und widmete sich wieder seinem Buch. "So ein Idiot," knurrte ich. Athriliath lächelte leicht. "Ja, das ist er. Komm, wir sind da." Er öffnete eine schmucklose Eichentür und bedeutete mir, einzutreten. Das tat ich, und sah mich interessiert um. Der Raum war recht groß, und hell und freundlich eingerichtet. Auf dem Boden lagen weiß-grau gesprenkelte Felle, aufwendig gestickte Wandteppiche fielen mir ins Auge, und es gab mehrere Vasen mit angenehm duftenden Blumen. "Hübsch hast du es hier," sagte ich. Er lächelte sachte. "Wenn du möchtest, kannst du heute Nacht hier schlafen. Ich habe gehört, du hast dich mit deinen Freunden gestritten?" ich seufzte leise und trat an das einzige Fenster, das es gab. Es war doppelt so groß wie die Fenster, die ich gewohnt war, und das Glas war orange und gelb eingefärbt, was ein sanftes Licht und den Eindruck eines immerwährenden Sonnenuntergangs schuf. Die Sonne selbst war inzwischen gänzlich verschwunden und hinterließ nur einen roten Horizont, den ich vom Fenster aus erkennen konnte: Es war das entfernte Seeufer am Beschwörerwald. "Na ja, der Inconnu ist nicht wirklich mein Freund," antwortete ich mit einiger Verspätung. "Ich weiß selbst nicht, wieso ich darauf bestanden habe, ihn mitzunehmen. Und Keena..." ich seufzte erneut. "Ich bewundere sie sehr und habe das Gefühl, dass sie mir in allem überlegen ist. Aber zugleich werde ich nicht schlau aus ihr, und ständig hat sie nur Spott für mich über." Hinter mir öffnete Athriliath einen großen, weißen Holzschrank und hantierte darin herum. "Dein großer Tag wird kommen," sagte er. "Warum deine Freundin so handelt, weiß ich nicht. Aber sicher wirst du der Welt eines Tages zeigen, wer und was du bist." Ich drehte mich zu ihm herum und lächelte leicht. "Vielleicht. Wobei kann ich dir helfen?" leise ächzend förderte Athriliath einen großen, schweren Holzschild aus den Tiefen des Schrankes zutage. "Ich bin kein Musterbeispiel an Sorgfalt. Dieses gute Stück muss dringend gereinigt und geprüft werden, ich weiß beim besten Willen nicht, ob es einem gut geführten Schwertstoß überhaupt nocht standhält. Es ist ja auch schon Jahre her, dass ich kämpfen musste." Die Last war für den Elfen nicht leicht zu tragen, das sah ich auf den ersten Blick. Und wenn die Aussicht, einen fremden Schild von altem Schmutz zu befreien, mich sonst auch nicht gerade begeistert hätte- bei Athriliath machte es mir seltsamerweise nichts aus. Bereitwillig trat ich auf ihn zu und nahm im den Schild ab, der sich wirklich als recht schwer erwies. Athriliath seufzte auf. "Es ist schon ein Kreuz mit mir...ich bin eigentlich kaum noch zu etwas nütze. Und ausgerechnet ich, ein Krüppel, soll dir in Murdaigean beistehen." Missmutig ließ er sich in die Hocke sinken und griff nach einem schmucklosen Langschwert. Versonnen betrachtete ich seinen Rücken und strich über den Schild. "Red doch nicht so. Wir werden das Ding schon schaukeln. Und...ich bin froh, dass du mitkommst," fügte ich nach einem kurzen Moment schüchtern hinzu. Der Elf hob kurz den Kopf und lächelte ein wenig überrascht. "Im Ernst?" ich nickte. Athriliath wollte etwas erwidern, doch in dem Moment erklang hinter mir ein scharfes Klirren und irgendwas schlug auf dem Fußboden auf. Geistesgegenwärtig hatte der junge Champion mich nach vorn gerissen, die Arme um mich gelegt und sich in der gleichen Bewegung gedreht, wodurch die Splitter meinen ungeschützten Rücken verfehlten. Erschrocken schnappte ich nach Luft und wand mich aus seinem Griff. "Was war das? bist du verletzt?"

Athriliath, der in eine leichte Kettenrüstung gehüllt war, schüttelte beruhigend den Kopf und wandte sich um. Auf dem Boden lag ein kleiner Stein, um den ein Stück Pergament gebunden war. "Scheint, als hätte hier jemand keine Lust gehabt, seine Nachricht persönlich bei uns vorbei zu bringen," meinte er trocken und hob das Geschoss mit spitzen Fingern auf. Ich war einen traurigen Blick zum Fenster. "Das schöne Glas..."

"...ist, im Gegensatz zu deinem Körper, leicht ersetzbar. Mach dir nichts draus." Er lächelte zögernd und ich errötete sachte. "Was steht denn da?" fragte ich, um den mir peinlichen Moment zu überbrücken. Athriliath faltete das Blatt auseinander, öffnete den Mund und stockte. Verwundert runzelte er die Stirn. "Was, zum Teufel...ich kann es nicht lesen!" ich streckte die Hand aus. "Darf ich mal bitte?" wortlos reichte er mir die Nachricht. Meine Augen wurden groß, denn im Gegensatz zu Athriliath konnte ich die Zeilen sehr wohl lesen- sie waren in meiner Muttersprache geschrieben. Die Handschrift war sauber und hübsch anzusehen, höchstwahrscheinlich stammte der Text von einer Frau. Athriliath sah mich mit wachsender Verwirrung an, und ich las laut vor:
 

Hör zu, Kindfrau!

Wir werden es nur jetzt und einmal tun, also sieh dich vor! Komm nicht nach Murdaigean, bleib in Hibernia oder geh in dein Reich zurück, aber wage es nicht, einen Fuß nach Murdaigean zu setzen. Du bist gewarnt worden, Kindfrau. Tust du diese Warnung leichtfertig ab und kommst doch, so wirst du sterben. Und dein Freund, der Krüppel, ebenso. Vergiss das nicht!
 

Ich sah Athriliath an, meine Hand schloss sich fest um den Brief. "Das ist alles." Der Elf war eine Spur blasser geworden und biss sich auf die Unterlippe. "Das klang...nicht nett," sagte er gepresst. "Hast du eine Ahnung, wer das geschrieben haben könnte?" ich schüttelte den Kopf. Nein, die hatte ich beim besten Willen nicht. Wer hätte schon einen Grund, mir einen solchen Brief zu schicken? und wer verstand sich auf die midländische Schrift? ich war ratlos. Plötzlich sagte der Elf: "Da, auf der Rückseite, steht noch ein Wort...ist das ein Name?" ich drehte das Blatt- und hatte das Gefühl, als schlüge mir jemand eine unsichtbare Faust in den Magen. Das Wort, das dort stand, war tatsächlich ein Name: Keena.

"Ist etwas?" fragte Athriliath besorgt. "Du bist kreidebleich!" ich war fast im Begriff, die Nachricht zusammen zu knüllen, doch ich riss mich im letzten Moment zusammen und holte tief Luft. "Athriliath, bitte warte hier oder pack schonmal deine Sachen zusammen. Ich...ich habe noch etwas zu erledigen." Er sah mich neugierig an. "Soll ich mitkommen?" irgendwie schaffte ich es, ein etwas verkniffenes Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. "Nein, bitte...pack einfach deine Sachen. Ich werd mich beeilen." Ich nickte ihm nur kurz zu, wartete seine Antwort nicht ab und verließ schnellen Schrittes das Zimmer. Während ich durch den Gang und die Halle ins Freie trat, zwang ich mich zur Ruhe und überdachte das eben Erlebte mit nüchterner Vernunft. Keena würde mir kaum einen so drohenden Brief schicken, dazu hatte sie nun gar keinen Grund. Und wenn es sich dabei auch um einen Scherz handelte- diese Art Humor passte nicht zu der Valkyn. Ich konnte Tir na nOgh ungehindert verlassen und steuerte, den Brief fest in der Hand, auf Mag Mell zu. Die beiden Wächter, auf deren Kommentare ich mich innerlich schon vorbereitet hatte, sah ich nirgendwo. Na, umso besser. Leise trat ich ein und brauchte einen Moment, um meine Augen an das schummrige Licht zu gewöhnen. Keena und Brakalu lagen auf ihrem Lager aus Kissen und Decken und schienen zu schlafen. Ich sah abschätzend auf die beiden hinunter, ehe ich mich behutsam neben Keena kniete und sie leicht, aber nachdrücklich an der Schulter rüttelte. "Keena, wach auf. Ich muss mit dir sprechen." Meine Bemühungen wurden von einem unwilligen Brummen begleitet, doch darauf nahm ich keine Rücksicht, sondern schüttelte sie fester. "Wach auf, es ist wichtig!" sagte ich ärgerlich. Endlich öffnete sie die Augen, blinzelte und sah mich an. "Llienne?"

"So ist es."

Noch immer verschlafen, stütze sie sich auf die Ellenbögen auf und musterte mich nicht sehr freundlich. "Ich dachte, du bist gar nicht mehr hier." Ich ignorierte ihre Worte, sondern hielt ihr den Zettel vor die Nase. "Kennst du das?" sie verstummte, kniff die Augen zusammen und las stumm die im Halbdunkel kaum erkennbaren Zeilen. "Was...?" murmelte sie verwirrt. Ich schwieg und sah sie nur abwartend an. Keena schüttelte den Kopf und stand auf. "Ich hab keine Ahnung, von wem dieser Brief stammt. Ich habe ihn nicht geschrieben."

"Nein?"

"Nein, verdammt. Traust du mir sowas wirklich zu? dass ich dich töten will?" sie lachte halb spöttisch, halb ungläubig. "Ich bitte dich!" ich zuckte die Achseln und stieß einen Stoßseufzer aus. "Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll," sagte ich beinahe kläglich. "Aber wer wars dann? ich kenne hier niemanden, der unserer Sprache mächtig ist." Keena zwirbelte eine goldfarbene Sträne um den linken Zeigefinger. Durch die Wimpern hindurch warf sie mir einen scheelen Blick zu. "Wie wär es mit diesem Elfen? Zaphykel?" ich schüttelte beinahe automatisch den Kopf. "Ausgeschlossen, das würde er nicht tun.Guck mich nicht so an, ich bin mir sicher. Wir haben...recht viel miteinander gesprochen. Er hat sogar das Gefühl, als wäre er mir was schuldig. Außerdem sieht das nach einer Frauenhandschrift aus." Keena fuhr fort, ihre Haarsträhne zu zwirbeln und grinste leicht. "Na ja, bei ihm würd ich nicht drauf wetten, dass er wirklich 'n Kerl ist..." ich sah sie ärgerlich an. "Das ist überhaupt nicht komisch. Da hat mir jemand mit Mord gedroht, falls du es schon vergessen hast." Ihre Miene wurde schlagartig ernst. "Entschuldige." Plötzlich runzelte sie die Stirn und sah mich prüfend an. "Sag mal...wer ist eigentlich 'Dein Freund, der Krüppel'?" ich merkte, wie mir die Röte in die Wangen stieg. Gleich würden wieder böse Worte fallen, ich ahnte es schon. "Das...ist der Begleiter, den mir der König mitgegeben hat...nach Murdaigean, du weißt schon," antwortete ich unbehaglich. Und gleich darauf übermannte mich wieder das Gefühl, als müsse ich mich vor meiner Freundin rechtfertigen: "Du wolltest ja nicht." Sie zuckte bloß die Achseln. "Darüber haben wir ja schon gesprochen und du kennst meine Meinung. Und nur, weil ich dich jetzt nicht niedermache, habe ich nach wie vor eine Riesenwut auf dich oder besser deine Feigheit." Ich starrte sie an, während sich nebst Betroffenheit auch Zorn in mir breit machte. "Und was willst du stattdessen machen? dein restliches Leben in dieser Hütte eingesperrt sein? das ist für mich kein Trotz," ich verzog das Gesicht, "sondern die Feigheit, die du mir so gerne anhängst. Damit tust du nämlich rein gar nichts, um endlich hier rauszukommen. Na ja, deine Sache. Ich gehe jetzt. Grüß Brakalu, wenn er aufwacht."

"Ich bin schon wach." Der Inconnu hatte sich still aufgesetzt und unserem kurzen Streitgespräch aufmerksam gelauscht. "Ich gebe sowas ungerrn zu...aberr ich glaube, ich habe heute Nachmittag nicht nachgedacht." Keena verdrehte die Augen, doch ich drehte mich stirnrunzelnd zu dem kleinen Nekromanten um. "Was meinst du?" er zuckte sachte die Achseln. "Du hast eben gut gesprrochen. Entschuldige meine Verrachtung." Diese knappen, beinahe kühlen Worte beglückten mich auf eigentümliche Weise und ich musterte ihn nachdenklich, während sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen stahl. "Ist schon in Ordnung. Bitte, das richtet sich jetzt an euch beide...wollt ihr nicht doch mitkommen?" meine Stimme klang weder bockig, noch flehend. "Wir sind zu dritt hier reingeraten, wollen wir nicht auch zu dritt einen Weg hinaus finden?" Keena öffnete den Mund und schloss ihn wieder, Brakalu betrachtete mich nur aus seinen unergründlichen, pupillenlosen Augen. "Ich will nicht allein gehen," gestand ich schließlich. "Nicht nur aus Feigheit..." ich warf Keena einen kurzen Blick zu, "...sondern weil es mir unerträglich wäre wenn ich sterbe und nicht weiß, was mit euch passiert, oder einen Weg nach Hause finde und das in dem Wissen, dass ihr immer noch hier seid." Keena gab sich einen sichtlichen Ruck. Doch gerade, als sie den Mund öffnen wollte, unterbrach sie eine barsche Stimme: "Komm jetzt endlich, Barbarin. Du wirst allein mit diesem Jämmerling gehen, die beiden da hatten ihre Chance." Mikata, natürlich. Langsam drehte ich mich um und musterte die Lurikeen voller Abneigung. "Am ersten Tag hat Euer Vater noch uns allen das Angebot gemacht, nach Murdaigean zu reisen," sagte ich steif. "Und jetzt wären die beiden eventuell bereit, darauf einzugehen. Warum also soll ich alleine gehen?" es kostete mich alle Mühe, meinen Tonfall ruhig klingen zu lassen und sämtliche Aggressivität aus meiner Stimme zu verbannen. Doch ich hätte in der Zwischenzeit eigentlich lernen müssen, dass ich es der Prinzessin niemals recht machen konnte. So erwiderte sie schneidend: "Ich bin mir durchaus bewusst, was mein Vater am ersten Tag gesagt hat, Teuerste. Doch das war, wie du schon treffend bemerkt hast, am ersten Tag. In der Zwischenzeit hat sich seine Meinung geändert. Pech für die beiden, sie hätten eher zusagen können. Also komm!" sie packte meinen Arm. Ich rührte mich nicht und starrte die Kleinere an. "Ich will mit dem König sprechen!" ihr Griff verstärkte sich und wurde schmerzhaft. "Du wirst mit mir kommen, du unverschämtes Weib!" fauchte sie. "Mein Vater ist in einer Besprechung mit einem albionischen Botschafter." Ein boshaftes Funkeln trat in ihre Augen, als sie Brakalu, der sich stocksteif aufgerichtet hatte, einen verächtlichen Blick zuwarf. "Mach dir keine Hoffnungen, Fischkopf. Dieser Idiot weiß nichtmal, dass du hier bist. Ich glaube, sie haben nur kurz über deinen tragischen Tod auf dem Schlachtfeld gesprochen. Und mehr muss der gute Mann ja auch nicht erfahren." Während der Inconnu sichtbar erschlaffte, spürte ich, wie der nur papierdünne Mantel meiner Selbstbeherrschung zu zerreißen drohte. Ich hatte meine Begleiter beinahe so weit gehabt. Wir hätten uns versöhnt, ausgesprochen, wären zusammen nach Murdaigean gereist und danach zusammen in unsere Heimat gegangen. Und nun kam dieses unerträgliche kleine Scheusal und machte binnen weniger Sekunden alles zunichte. Der Frust von Monaten, Wut und Enttäuschung ließen sich nicht länger zähmen. "Du...!" knurrte ich. Sie hob den Kopf- um nur noch meine geballte Faust zu sehen, die ihr zielsicher entgegen eilte. Vor Schmerz aufheulend, hielt sich die Prinzessin mit beiden Händen die Nase und taumelte ein Stück zurück. Ich setzte ihr nach und gab ihr einen kräftigen Tritt gegen das Knie, der sie zu Fall brachte. " Halt bloß die Klappe!" raunte ich drohend. Sie zuckte vor unterdrücktem Schmerz, aus ihrer Nase rann ein feiner Blutstrom. "Keena, hast du irgendwas, um sie zu knebeln?" fragte ich über die Schulter. Eilig zog das Katzenmädchen einen feinen Seidenbezug von einem der Kissen und reichte ihn mir. Ich packte das Stoffstück und riss mit den Zähnen einen unregelmäßigen Streifen heraus. Ehe sich die Lurikeen versah, war sie schon geknebelt und mit den Händen auf dem Rücken gefesselt. Das würde zwar nicht lange halten -ich hatte Mikatas Kräfte schon mehr als einmal unterschätzt- aber vielleicht gerade so lange, um uns einen nötigen Vorsprung zu verschaffen. "Haff hirft fu 'eheuen," brachte die Lurikeen durch den hinderlichen Knebel mühsam hervor. Ihre Augen tränten vor Schmerz und Zorn. Ich sah mitleidlos auf sie hinab. "Du bist nicht gerade in der Position, um mir zu drohen, weißt du?" Keena und Brakalu gingen an ihr vorbei, und Letzterer schenkte der Liegenden ein nie gesehenes, höhnisches Lächeln. Mikata wand sich wie ein Aal auf dem Trockenen. "Hamit 'ommt ihr nisch 'urch," röchelte sie, während sich ihr Gesicht vor Anstrengung rot verfärbte. Keena grinste. "Ich versteh dich so schlecht, was hast du gesagt?" durch das Stoffstück drang ein gotteslästerlicher, halb erstickter Fluch. Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich den Genuss dieses Anblicks durchaus noch eine ganze Weile lang ertragen hätte. "Machen wir, dass wir wegkommen. Wenn sie uns erwischen, sind wir fällig." Und ich war ziemlich sicher, dass sie uns erwischen würden, wenn wir noch lange hier herumtrödelten. Die Folgen meines Tuns malte ich mir lieber nicht aus. Hätte ich Mikata in einem fairen Zweikampf niedergestreckt, hätte der König vielleicht noch Verständnis aufbringen können. Doch dies war eine ganz und gar ehrenlose Tat gewesen, noch unritterlicher als der vermeintliche Trainingskampf vor Tir na nOgh. "Tja," sagte Keena plötzlich. "Nun bleibt uns gar nichts anderes übrig, als mitzukommen. Wenn die Herren Wächter das hier sehen, werden sie uns den Schädel einschlagen." Ich musste gegen meinen Willen erleichtert lächeln. "Wir gehen zu dritt?" Keena nickte. "Ich denke, wir gehen zu dritt." Sie warf Brakalu, der sich noch immer am Anblick der Lurikeen waidete, einen fragenden Blick zu. Ohne den Blick abzuwenden, stimmte er zu: "Wirr gehen zu drritt."
 

Unser Abenteuer hätte ein rasches, unrühmliches Ende genommen, wäre es jemand anderes als Zaphykel gewesen, der uns nach wenigen Schritten einholte. Er wirkte beinahe niedergeschlagen und räusperte sich leise. Wir fuhren herum und Keena machte schon Anstalten, sich auf den Elfen zu stürzen, doch ich hielt sie rasch zurück. "Zaphykel," sagte ich stirnrunzelnd. "Was willst du?" er trat langsam näher und musterte uns mit, so schien es mir, einem Hauch von Furcht. "Ich habe eben meine Prinzessin gefunden," sagte er leise. Keenas Gesicht blieb ausdruckslos und Brakalu zog die Brauen zusammen. Ich erwiderte seinen Blick ruhig. "Und nun? willst du uns aufhalten? tu uns beiden den Gefallen und versuch es nicht, Zaphykel. Für deine Hilfe bin ich dir dankbar und will nicht gegen dich kämpfen."

"Ich habe auch nicht vor, gegen dich zu kämpfen, Llienne."

"Sondern?"

Er ließ kraftlos die Arme hängen. "Ich...denke, wir sind nun quitt." Fragend runzelte ich die Stirn. Neben mir scharrte Keena ungeduldig mit dem Fuß, und der Elf sagte beinahe wütend: "Ich habe nochmals gegen meinen König gearbeitet und ihm erzählt, ihr wärt Richtung Tir na mBeo geflohen. Da suchen sie euch nun. Haltet euch an diese Straße, dann kommt ihr in eine Ortschaft namens Ardee. Dahinter fließt ein Fluss, dem folgt ihr, bis ihr eine große Brücke seht. Haltet euch dort verborgen und wartet, bis Athriliath zu euch stößt. Ich denke, er wird Waffen für euch haben." Blass und mit einem Flackern in den Augen, drehte er sich um. Das Ausmaß seines Handels sickerte erst jetzt nach und nach in mein Bewusstsein. Das war reiner, gewollter Verrat gewesen. Für uns, besser für mich, eine Fremde, von der er glaubte, er sei ihr noch etwas schuldig. Impulsiv trat ich von hinten an ihn heran und legte kurz die Arme um ihn, ohne mich um sein Zusammenzucken zu kümmern. "Danke," flüsterte ich ihm ins spitze Ohr. "Ich werde nicht vergessen, was du für uns getan hast. Und ich werde zu Bragi beten, dass er seine Hand über dich hält, bis die Sache vergessen ist." Zaphykel ließ meine Umarmung einen Moment lang geschehen und lächelte ungläubig. "Eine Midgarderin bittet ihren Gott, über mich zu wachen. Du bist ein seltsames Mä...eine seltsame Frau," verbesserte er sich und streifte meine Arme sanft, aber bestimmt ab. "Viel Glück. Ich hoffe, ihr findet, was ihr sucht." Der Elf wandte noch einmal den Kopf, sah uns kurz an und entschwand dann einfach in die Dunkelheit. Ich blieb einige Sekunden stehen, straffte mich und drehte mich dann um. "Ich schätze...wir sollten diese Brücke suchen, oder?" Keena nickte leicht. "Ja. Llienne...?"

"Hm?"

"Kann es sein, dass du heulst?"

Ich schenkte ihr ein trockenes Lächeln und stapfte los, den Blick trotzig nach vorn gerichtet.
 

Gemäß Zaphykels Anweisungen folgten wir der Straße und stießen bald auf die von ihm genannte Stadt. Ardee war klein und beschaulich, es gab nur wenige Häuser und hinter jedem Fenster flackerte ein Licht. Draußen war niemand zu sehen. "Schnell jetzt," zischte Keena. "Wir müssen unser Glück ja nicht heausfordern." Ich nickte stumm und wir schlugen einen großzügigen Bogen um die Siedlung, ehe wir im Laufschritt wieder die Straße ansteuerten. "Was glaubst du, warum hat er das gemacht?" fragte Keena, nachdem wir eine ganze Zeit lang geschwiegen hatten. Ich hob den Kopf und sah sie stirnrunzelnd an. "Was?" sie warf einen kurzen Blick über die Schulter um sich davon zu überzeugen, dass wir immer noch nicht verfolgt wurden. "Warum riskiert er seinen Hals, um uns diese Flucht zu ermöglichen? wenn sie ihn kriegen, wird er in ernste Schwierigkeiten geraten." Ich nickte leicht. "Das wird er wohl. Und frag mich nicht, warum er das Riskio freiwillig in Kauf genommen hat. Vermutlich glaubte er, mir wegen dieser Geschichte mit seinem Erbstück immer noch etwas zu schulden." Keena rümpfte die Nase. "Elfen." Darauf erwiderte ich nichts. Wir setzten unseren Weg -oder besser unsere Flucht- schweigend fort. Bald hörten wir die Geräusche eines Flusses und ich glaubte, in der Ferne bereits die Brücke zu sehen. Plötztlich blieb Keena stehen, so ruckartig, dass Brakalu ihr fast in den Rücken gerannt wäre. Er knurrte unwillig, doch die Valkyn hob rasch die Hand. "Still!" wir gehorchten impulsiv, und das Katzenmädchen ließ sich auf die Knie sinken und legte das rechte Ohr an den Erdboden. So lauschte sie kurz und sprang dann in einer einzigen Bewegung auf die Füße. "Sie kommen," verkündete sie düster. "Und sie haben schnelle Pferde." Ich starrte sie an, packte den kurzbeinigen Inconnu am Arm und rannte unverzüglich los. Hatte man es bis eben noch nicht so bezeichnen können, so war es nun offensichtlich, dass wir wie die Hasen flüchteten. Wir rannten, so schnell wie wir konnten, wobei Keena immer wieder gehetzte Blicke über die Schulter warf und uns zu größerer Eile antrieb. "Tempo, sie sind bald da!" Brakalu grummelte irgend etwas, das ich nicht verstand, doch ich spürte, dass seine Kräfte bereits schwanden und zerrte ihn energisch hinter mir her, auf dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. Es wurde ein wahres Wettrennen gegen die Zeit, und wir gewannen es buchstäblich um Haaresbreite: "Da ist die Brücke," rief Keena gedämpft. Ohne groß zu überlegen, sprang sie mit einem kraftvollen Hechtsprung ins Wasser, und ich folgte ihr, wobei ich den stolpernden Inconnu einfach hinter mir herzog. Wir drückten uns in der Dunkelheit gegen den mit feuchtem Moos bewachsenen breiten Pfeiler und hielten den Atem an. Lange brauchten wir nicht zu warten, denn kaum drei Sekunden später näherte sich der Trommelwirbel wilden Hufschlages und unsere Verfolger waren genau über unseren Köpfen. Sie zügelten die schnaubenden Pferde und eine Männerstimme sagte: "Das ist unmöglich, ich war mir sicher, sie eben gesehen zu haben." Ein weiterer Spreche gesellte sich dazu. "Aber sie können sich schlecht in Luft aufgelöst haben!" eine wütende Frauenstimme, die ich nur allzu gut kannte, fuhr den beiden ins Wort: "Dann sucht sie, verdammt noch mal. Und bringt sie mir lebend, vor allem diese nordländische Schlampe! los, eilt euch!" ein vierter Hibernianer mischte sich ein, und ich konnte beinahe hören, wie er Mikata beschwichtigend die Hand auf den Arm legte. "Regt Euch nicht auf, Herrin, wir finden sie schon. Soll ich hier bleiben und Wache halten, falls sie doch noch hier vorbei kommen?" Mikata fauchte eine Zusage und gab dann den Befehl zum Weiterreiten. Die Reiter preschten über die Brücke und der Hufschlag wurde leise, bis er schließlich ganz verebbte. Noch immer wagten wir es nicht, uns zu rühren. Keena drehte mir den Kopf zu und flüsterte beinahe lautlos: "Mit einem sollten wir fertig werden. Bist du bereit?" ich nickte wortlos und sah fragend den Inconnu an. Zu meinem Schrecken hatte er in vollem Konzentrationsaufwand die Augen geschlossen, murmelte stumme Worte und hatte die Arme leicht erhoben. Zwischen seinen Fingern glühte ein unirdisches, blaues Licht- das man in der beinahe völligen Finsternis sicher auch oben auf der Brücke sehen musste. Keena handelte so, wie es ihrer Art entsprach: Sie schlug Brakalu nicht gerade sanft auf die Finger und der Nekromant zuckte zusammen, verlor den geistigen Faden und das Leuchten hörte auf. "Bist du noch ganz dicht?" zischte Keena verärgert. Er sah sie trotzig an und in dem Moment sprang der Hibernianer über uns aus dem Sattel. Offenbar misstrauisch geworden, zog er vernehmlich ein Schwert aus der Scheide. "Prima," flüsterte Keena, wobei sie sich alle Mühe gab, sich möglichst leise zu ärgern. "Hast du gut hingekriegt!" Brakalu sah sie trotzig an und Keena wandte sich verächtlich ab, ehe sie mit einem Satz ans Ufer sprang. Ich folgte ihr, nickte ihr kurz zu und wir schwangen uns mit seinem Satz über die steinere Brüstung. Der Reiter -ich konnte ihn wegen der Ganzkörperrüstung und dem dunklen Kapuzenumhang nicht erkennen- war, obwohl er bereits Verdacht geschöpft haben musste, vollkommen überrascht. Keena hatte weder eine Waffe, noch legte sie Hand an den Mann, doch dieser stieß plötzlich einen halb verwirrten, halb schmerzerfüllten Laut aus und sein Pferd tänzelte nervös. "Leg dein Schwert ab," forderte ich und trat drohend auf ihn zu. Der Reiter fing sich wieder und schlug die Kapuze zurück. Wie zum Schutze hob er die Hände und ich erkannte verblüfft, dass es sich um niemand anderes als Athriliath handelte. "Es ist gut," sagte ich haste und ergriff Keenas Arm. "Er gehört zu uns." Die Valkyn sah den Elfen misstrauisch an. "So?" fragte sie und kniff die Augen zusammen. "Und wer ist das?" ich atmete erleichtert auf und fuhr mir durch die nassen Haare. "Das ist der, auf den wir warten. Wenn ich kurz vorstellen darf," ich nickte in die Richtung des Elfen, "das ist Athriliath. Athriliath, dies sind meine Kameraden, Keena und Brakalu." Der Elf lächelte leicht und neigte den Kopf. Brakalu erwiderte den Gruß stumm, nur Keena rührte sich nicht. Ich stieß sie leicht, aber nachdrücklich in die Seite und räusperte mich, worauf das Katzenmädchen gereizt die Arme hob. "Scheint so, als hast du uns gerade den Hals gerettet," sagte sie unwillig. "Danke." Ich verdrehte die Augen und warf Athriliath einen um Entschuldigung bittenden Blick zu, doch der junge Krieger schien das Benehmen der Valkyn nicht übel zu nehmen. "Zaphykel hat euch gesagt, dass wir uns hier treffen?" erkundigte er sich, während er sich an den gut gefüllten Packtaschen zu schaffen machte. Ich nickte, und nun kam auch die Verwunderung zurück. "Aber wann habt ihr beiden das überhaupt abgemacht? oder war es nur Zufall?" fragte ich, während ich geistesabwesend die silbern schimmernde Axt entgegen nahm, die mir Athriliath reichte. Dieser setzte eine besorgte Miene auf. "Nein, nein, das war durchaus geplant. Teilweise zumindest." Keena griff nach dem mit Runen verzierten Stab, den der Elf vom Sattel löste, und runzelte die Stirn. "Teilweise? was heißt das?" fragte sie ungeduldig, als der andere eine kurze Pause einlegte und tief seufzte. Zum ersten Mal blitzte nun doch so etwas wie Ärger im Gesicht des Elfen auf. "Ihr habt nicht besonders klug gehandelt," sagte er unwirsch. "Wir, also Zaphykel und ich, dachten eigentlich, dass wir Mikata und die Wächter irgendwie ablenken und euch dreien damit eine Möglichkeit geben, in aller Stille zu verschwinden. Danach wären wir euch gefolgt." Er seufzte nochmals und warf mir einen schrägen Blick zu. "Dass ihr die künftige Königin allerdings gleich niederschlagen würdet, konnte keiner von uns vorausahnen." Ich trat verlegen von einen Fuß auf den anderen, doch Keena knurrte nur."Die hat es nicht anders verdient." Athriliath schwieg, doch sein Unmut blieb, während er auch Brakalu einen kunstvoll verzierten Stab reichte. "Und...was ist nun mit Zaphykel?" fragte ich, als der andere keine Anstalten machte, fortzufahren. Athriliath warf mir einen schwer deutbaren Blick zu. "Er ist zurück gegangen und tut vermutlich sehr zerknirscht, weil die Wächter euch trotz seiner standhaften Behauptungen in Tir na mBeo nicht finden werden." Ich sah ihn weiterhin an. "Und was werden sie mit ihm machen, wenn sie rausfinden, dass er...dies alles in die Wege geleitet hat?"

Darauf antwortete Athriliath nicht.
 

Aus dem Tagebuch von Llienne Asmundsdottier, spätere Llienne Havocbringer:
 

"...Es gibt wirklich viel, womit ich recht gut umgehen kann. Angst, Wut oder Enttäuschungen, auch wenn ich in diesem Falle schwer enttäuscht wurde und ich mir durch meine Blindheit wohl einen guten Teil selbst zuzuschreiben habe.Aber es ist beinahe nichts schlimmer als die Gewissheit, durch und durch schuldig zu sein. Ich werde die hohen Damen und Herren, die andere für ihre Ziele wie Schachfiguren einsetzen, niemals verstehen. Wie kann man nur auf den unwissenden Schultern anderer bauen und Pläne schmieden, ohne an diese Schultern und den dazugehörigen Menschen zu denken? ist es überhaupt möglich, einen würdigen Empfang in Walhalla zu bekommen, wenn man bis zu seinem Tod Schuldgefühle gehegt hat?..."
 

Brakalu warf einen nervösen Blick über die Schulter und versuchte die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen. "Wirr sollten forrt von hierr," sagte er leise. Athriliath nickte, warf mir noch einen kurzen, mitfühlenden Blick zu und schwang sich wieder in den Sattel. "Also hört zu. Ich werde jetzt so tun, als hätte ich euch nicht bemerkt. Überquert die Brücke und haltet euch nach links. Allerdings liegt gleich da vorn der Basar, und wenn jetzt auch eigentlich nicht mehr die Zeit dafür ist, seid trotzdem vorsichtig. Am besten schlagt ihr wieder einen großen Bogen. Wenn ihr richtig gegangen seid, werdet ihr die Portalfestung bald sehen können. Und wartet dann, in Danas Namen! versucht nicht, allein dort hineinzukommen. Verstanden?" eindringlich sah er von einem zum anderen. Wir nickten gehorsam. Als ich jedoch Athriliaths starren, beinahe furchtsamen Blick bemerkte, überlegte ich es mir schlagartig wieder anders. "Aber warum eigentlich? sollten wir gefunden werden, könntest du immer noch so tun, als hättest du uns eingefangen. Keiner würde es merken und wir hätten immer noch eine Chance. Wenn wir Mikata aber allein in die Arme laufen, wird sie uns den Schädel einschlagen." Athriliath lächelte säuerlich. "Ob ich dabei bin oder nicht, macht keinen Unterschied. Du willst nicht wirklich wissen, was sie mit euch vorhat, wenn sie euch in die Finger kriegt, glaub mir." Wenn ich an dieses schreckliche, keifende kleine Biest dachte, wollte ich das vermutlich wirklich nicht. Doch mein Entschluss stand fest und ich griff energisch nach den Zügeln. Athriliath folgte der Bewegung mit den Augen, doch er seufzte nur. "Vermutlich warten sie schon in Druim Ligen, sie sind ja in die Richtung geritten. Eigentlich ist es vollkommen zwecklos." Neben mir schniefte Keena übertrieben laut und betrachtete den Elfen spöttisch, doch ich gebot ihr zu schweigen. "Dann warten wir halt," meinte ich gleichmütig. "Mal sehen, wer mehr Zeit hat. Also, was ist nun?" Athriliath stieg mit einem weiteren Seufzer wieder aus dem Sattel. "Wer mehr Zeit hat, kann ich dir sagen, immerhin befinden wir uns immer noch in Hibernia. Aber du gibst anscheinend niemals auf, wie?" ich grinste. "Doch, ab und an schon. Nur heute nicht." Keena scharrte ungeduldig mit dem Fuß und auch Brakalu warf einen weiteren, argwöhnischen Blick nach hinten. Ich nickte stumm, strich kurz über die Waffe an meiner Seite und ging dann entschlossen vor. "Das Pferd wird nur auffallen," warf Athriliath hinter mir ein. Das mochte wohl stimmen, doch was würde Mikata erst sagen, wenn ihr das Tier ohne einen Reiter über den Weg lief. "Das geht schon," antwortete ich deshalb beiläufig und sah mich misstrauisch um. Der Barsar lag tatsächlich wie ausgestorben da, und wenn es hier überhaupt Wächter gab, so waren sie offenbar ebenfalls an der wilden Jagd auf die 'nordländische Schlampe und ihre Kameraden' beteiligt. Hinter einem marmornen Wachturm, zu dem eine geschwungene, mit Efeu bewachsene Treppe hinaufführte, sah ich einen sanft ansteigenden Hügel sowie einen kleinen Wald. "Wenn wir uns hinter dem Hügel bewegen, können wir einfach an ihnen vorbeischleichen," schlug ich vor und setzte mich sogleich in Bewegung, ohne die Antwort meiner Freunde abzuwarten. Athriliath tätschelte sein unruhig schnaubendes Ross. "Ich weiß nicht so recht," sagte er zweifelnd. "Dort treiben sich gelegentlich finstere Gestalten herum. Alpluachras, Pookhas und sogar den Murgar will man gesehen haben." Ich blieb zwar nicht stehen, verlangsamte meine Schritte aber. "Und was sind das für Viecher?" der Elf sah mich an, als hätte ich etwas unbeschreiblich Dummes gesagt. Doch dann besann er sich wieder. "Ich vergesse ständig, dass ihr immer noch Midgarder seid- und Albioner," fügte er hinzu, als er Brakalus missmutiges Gesicht bemerkte. "Nun, über die eben Genannten gibt es nicht viel zu erzählen. Alpluachras werden von Reisenden manchmal für die guten Geister der Lurikeen gehalten. Sie sind aber alles andere als Heilige." Er rümpfte die Nase. "Verschlagene, kleine Diebe, das sind sie. Außerdem zerstören sie mutwillig die Felder der Bauern oder stiften im Basar Unruhe. Egal, wieviele man erschlägt, sie sind eine wahre Plage und kommen immer wieder." Er fuhr sich durch die Haare und seine Spur nahm einen deutlich nervöseren Ton an. "Und die Pookhas...über die weiß eigentlich keiner wirklich Bescheid. Wir nennen sie nur Pferdedämonen. Sie entführen mit Vorliebe Kinder, die nie wieder gesehen wurden. Und der Murgar ist angeblich ihr König. Tja..." unbehaglich hob Athriliath die Schultern. Lurikeenähnliche Bösewichte und unheimliche Pferdedämonen? das war etwas für mich, zweifellos. Ich klopfte auf den Stiel meiner Axt und pustete mir eine der etwas längeren Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Dann sollten wir mal vorbeischauen und ihnen eine Lektion erteilen!" sagte ich mit einem nicht ganz echt wirkenden Grinsen. "Du spinnst," brummte Keena. "Wenn es soweit ist, ziehst du doch eh wieder den Schwanz ein." Ich fuhr herum und wollte ihr über den Mund fahren, als Athriliath erschrocken die Hand hob. "Seid ruhig! ich glaube, Mikata kommt zurück. Das nimmt uns die Entscheidung ab, los, zum Hügel!"

Und wieder waren wir auf der Flucht. Brakalu seufzte sehr tief, folgte aber widerspruchslos, als wir in Richtung Bäume hetzten. Der Hügel ging doch steiler nach oben als ich gedacht hatte, und ich begann schon kurze Zeit später, keuchend nach Luft zu schnappend. Trotzdem eilte ich an Athriliaths Seite und half ihm, das sich sträubende Pferd ebenfalls vorwärts zu zwingen. Endlich blieb der Elf stehen, dirigierte das noch immer widerspenstige Pferd hinter zwei großgewachsene Tannen und hockte sich hin. Wir folgten seinem Beispiel, hielten den Atem an und lauschten. Wieder dauerte es nur wenige Herzschläge, ehe ein gutes Stück unter uns die Prinzessin samt ihrer Männer vorbei preschte. An der Brücke zügelten sie die Tiere und drehten sich unschlüssig im Kreis. Was sie miteinander besprachen, konnte ich von hier aus nicht verstehen, doch es war leicht zu erraten: Sie fragten sich, wo ihr zurückgebliebener Kamerad war. "Wie dumm sind die eigentlich," flüsterte Keena gedämpft und verfolgte mit ihren gelb leuchtenden Augen das Geschehen. "Ich hätte meine Leute schon längst in Zweiergruppen aufgeteilt und das Gebiet in alle Richtungen absuchen lassen. So verschwenden sie bloß Zeit." Ich sagte nichts, schon allein, weil ich ihr zustimmen musste. Athriliath jedoch grinste düster. "Mal den Teufel lieber nicht an die Wand," riet er gedämpft. Die Reiter konnten wenigstens keine Gedanken lesen und setzten Keenas Vorschlag nicht in die Tat um. Sie blieben noch etwa fünf Minuten an der Brücke, ehe sie diese überquerten und kurz darauf in der Finsternis verschwanden. Für den Fall, dass Mikata es sich anders überlegte und vielleicht doch noch jemanden zurückschickte, warteten wir jedoch noch eine Weile, ehe sich Athriliath langsam erhob. "Ich denke, wir können jetzt weiter," flüsterte er.

Etwas zupfte mich von hinten an der Schulter.

"Gut," gab ich ebenso leise zurück, ehe ich unwillig mit dem Arm wedelte. "Hör auf, Keena."

"Was mach ich denn?"

"Ach...schon gut."

Athriliath schmunzelte und stand gänzlich auf. Beruhigend legte er seinem Pferd, das ganz offensichtlich immer unruhiger wurde, die Hand auf die Nüstern und streichelte es sanft. "Ssst, ssst, was ist denn, mein Guter. Ihr beide seid wohl nur froh, wenn ihr euch streiten könnt, hm? zeugt aber von einer guten Freundschaft." Keena verzog das Gesicht, ich grinste- und etwas kniff mir unsanft zwischen die Schulterblätter. "Hörst du jetzt wohl auf?" fauchte ich, fuhr herum und sah nur noch zwei kleine Hände, die mir einen derben Stoß vor die Brust gaben. Einen Moment lang kämpfte ich in einer beinahe komisch anmutenden Pose mit beiden Händen um mein Gleichgewicht, ehe ich einen spitzen Schrei ausstieß und rücklings den Hügel hinunter stürzte. Irrte ich mich, oder verschwand da tatsächlich eine kleine Gestalt unter gedämpften Gekicher und albernen Sprüngen hinter der Hügelspitze?

"Llienne!" schrie Keena erschrocken und setzte mir nach. "Hast du dir was getan?" auch Brakalu und Athriliath stolperten mit verwirrten Gesichtern hinter ihr her. Ich selbst lag laut stöhnend im hohen Gras und versuchte die roten Schleier zu vertreiben, die sich über mein Gesicht legen wollten. Alles drehte sich und ich spürte einen unangenehm kupfernen Geschmack im Mund, offenbar hatte ich mir beim Sturz auch noch auf die Zunge gebissen. Dann kniete die Valkyn neben mir und legte besorgt eine Hand unter meinen Hinterkopf. "Was zur Hölle war das? bist du in Ordnung?" ich wollte nicken, überlegte es mir dann aber anders und versuchte, mich aufzusetzen. Dabei wallte schlagartig Übelkeit in mir auf und würgend drehte ich den Kopf zur Seite. Keena seufzte. "Auch das noch. Ja, sie ist noch ganz," sagte sie über die Schulter, als die beiden anderen hinter sie traten. "Aber offenbar," fügte sie hinzu und strich mir über die Stirn, "hat sie sich eine Gehirnerschütterung eingefangen."

"Nein," sagte ich matt.

Keena blinzelte irritiert.

"Nein, ich bin nicht in Ordnung. Scheiße, ist mir schlecht..."

Da musste die Valkyn leise lachen und griff mir unter die Achseln. Da ich keine Rüstung trug, konnte sie mich problemlos stützen, obwohl in mir schon wieder der Brechreiz aufstieg. Athriliath schüttelte verwirrt den Kopf. "Was war das? bist du gestolpert?" fragte er, wobei er meinen linken Arm nahm und ihn sich um die Schulter legte. Ich ächzte leise. "Nein, irgendwas hat mich geschubst." Der Elf war Keena einen kurzen Blick zu. "Hast du was gesehen?" sie schüttelte den Kopf und ging langsam wieder den Hügel hinauf. "Nein, aber wir sollten vorsichtig sein. Man lässt sich ja schlecht zum Spaß nach hinten kippen und riskiert ein Loch im Schädel. Wie auch immer, so kann Llienne nicht weiter."

"Aberr wirr müssen weiterr," warf Brakalu ein. Die Valkyn schenkte ihm einen feindseligen Blick. "Das weiß ich auch," fauchte sie. "Aber sie muss eine Weile ruhen, wenn sie den Mist schon nicht ausliegen kann. Hinter dem Hügel sollten wir wohl sicher sein, und ich pfeif jetzt auf irgendwelche Mikatas oder Alpudingsdas. Kommt!"

Dass wir uns einige Stunden des Nichtstuns eigentlich überhaupt nicht leisten konnten, waren sowohl Brakalu als auch Athriliath klar. Mir eigentlich ebenfalls, doch ich fühlte mich, als wäre eine Horde Trolle über meinen armen Körper getrampelt. Das Kreuz tat mir weh, mir war nach wie vor speiübel und morgen würde ich eine beachtliche Anzahl blauer Flecken vorzeigen können. Dass ich mir nichts gebrochen hatte, kam einem Wunder gleich. Und als ich an die vielen Steine und harten Baumwurzeln dachte, wurde mir klar, dass das Abenteuer sogar noch ein weitaus schlimmeres Ende hätte nehmen können. Trotzdem war ich dankbar, als ich mit Keenas und Athriliaths Hilfe den Hügel überwunden hatte und mich ins Gras legen durfte. Ich war müde, alles drehte sich und ich war schon in einen sachten Halbdämmer geglitten, als sich der Elf und die Valkyn mit gedämpfter Stimme zu streiten begannen. "Wir können uns kein Feuer erlauben," flüsterte Athriliath ungnädig und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das weiß ich auch. Aber es ist kalt und sie wird sich was einfangen, wenn sie die ganze Nacht bewegungslos auf der Erde liegt!" Keena stand auf. "Warte du hier," bestimmte sie. "Ich suche Holz und du passt mit dem Inconnu auf Llienne auf. Bis gleich." Und ohne seine Antwort abzuwarten, verschwand sie auf der anderen Seite des Hügels. Ich sah ihr aus halbgeschlossenen Augen nach, ehe ich den Kopf wandte und Athriliaths Blick suchte. Schließlich merkte dieser, dass ich ihn ansah, und wandte sich mir ebenfalls zu. "Ich dachte, du schläfst schon."

"Hab ich auch fast." Er wirkte zerknirscht. "Verzeih, wenn wir dich geweckt haben." Ich winkte leicht ab, versuchte mich aufzusetzen und sank ermattet zurück. "Wer oder was auch immer das war, ich dreh ihm den Hals um," murmelte ich. Vorsichtig betastete ich meinen Hinterkopf. Die leise Berührung tat schon weh und ich ertastete den Ansatz einer prächtigen Beule. "Hmmm...Athriliath?"

"Ja?"

Ich zog fröstelnd die Beine an den Körper. "Wegen dieser ganzen Geschichte...nun...du musst nicht mit uns kommen, wirklich nicht. Es wird dir nur Ärger einbringen. Du könntest mir auf eine andere Art einen viel größeren Dienst erweisen." Er sah mich aufmerksam an. "So?" ich seufzte leise und schloss kurz die Augen. "Verlass uns und schau nach Zaphykel. Ich kann den Gedanken, dass er wegen uns in Schwierigkeiten gerät, nicht ertragen. Geh und sieh, was du für ihn tun kannst. Würdest du das machen?" er sah bedächtig auf mich herab und spielte mit den Fingern. "Ich habe immer noch einen Befehl, nämlich dich nach Murdaigean zu begleiten." Ich lächelte spöttisch. "Und eben hattest du den Befehl, uns einzufangen. Das ist also kein Argument." Der Elf hob die Schultern. "Stimmt. Aber ich will gar nicht zurück, weißt du? ich tue es nicht nur für meinen König. Und auch nicht allein für dich." Sein gesundes Auge funkelte und er kniff die Lippen zusammen. "Zum guten Teil tue ich es für mich selbst. Frag jetzt nicht weiter, bitte. Lass mich einfach mitkommen, ich werde versuchen, dir kein Hindernis zu sein." Ich riss halb empört, halb erschrocken die Augen auf. "Hab ich doch auch nie behauptet!" der Elf wandte ruckartig den Kopf ab. "Das nicht. Aber der Herr hat dir nicht grundlos einen Mann mitgegeben, auf den er noch gerade verzichten kann."

"Athriliath, du..."

"Lass mich, bitte."

Ich hab ihn verärgert, dachte ich betroffen. Auf jeden Fall einen Punkt berührt, der ihn schmerzt. Dass ich dazu kein Recht hatte und es nur fair war, seinen Wunsch zu respektieren, sah ich ein. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass mich der Elf nicht verstand. Ich hatte ihn nicht eine Sekunde lang als hinderlichen Krüppel empfunden, ich wollte nur nicht, dass jemand meinetwegen ins Unglück stürzte. Und Athriliath forderte dies geradezu heraus. Genau wie Zaphykel. Der Gedanke an ihn ließ mich schlucken. Wie es ihm jetzt wohl gerade erging... mitten in meinen Überlegungen kehrte Keena zurück. Sie trug genug Holz für ein wärmendes Lagerfeuer in den Armen und runzelte die Stirn, als sie mich wach und mit kummervoller Miene vorfand. "Warst du schon wach? oder wurdest du geweckt?" fragte sie und warf Brakalu und dem Elfen einen nicht sehr freundlichen Blick zu.

Ich beeilte mich, den Kopf zu schütteln- und wurde abermals mit einer Welle von Übelkeit belohnt. "Bin von selbst aufgewacht," sagte ich gepresst und sog die kühle Nachtluft in tiefen Zügen ein, woraufhin der Drang zu würgen wieder nachließ. "Trotzdem wird man uns meilenweit sehen können," sagte Athriliath bedächtig und musterte den Haufen trockener Äste in Keenas Armen. Diese beachtete ihn nicht weiter, lud ihre Last ab und versuchte, das Holz durch heftiges Reiben von zwei Stöckern zum brennen zu bringen. Athriliath seufzte tief, setzte sich in eine bequeme Position und beobachtete ihre erfolglosen Mühen mit leisem Interesse. Keena fluchte gedämpft, als der erste Stock durchbrach und ihren Daumen ritzte. "Verdammt, das Zeug ist staubtrocken, wieso fängt es kein Feuer?!" in dem Moment stand Brakalu urplötzlich auf und starrte mit leerem Gesicht und schlaff herabhängenden Armen scheinbar gebannt Richtung Norden. "Ist was?" fragte Keena alarmiert und verlor schlagartig das Interesse an dem geplanten Lagerfeuer. Der Nekromant antwortete nicht sondern setzte sich mit langsamen, traumähnlichen Schritten in Bewegung, wobei er weiterhin nach Norden starrte, als könne sich dort gleich die Pforte ins Paradies öffnen. "Hallo, hörst du mir zu?" fragte Keena scharf und packte ihn am Arm. Athriliath war ebenfalls aufgestanden und musterte den Inconnu erstaunt. "Was hat er denn?"

"Ich hab keine Ahnung. Hey, schläfst du?" es gab ein vernehmliches Klatschen, als sie ihn prompt ohrfeigte. Doch auch das schien Brakalu nicht weiter zu beeindrucken, beiläufig schüttelte er Keenas Hand ab und verschwand mit den gleichen, unsicheren Schritten in der Dunkelheit. Keena starrte ihm irritiert nach und schüttelte den Kopf. "Das ist doch..."

"Hol ihn zurück," bat ich, während ich die vollkommene Finsternis mit Blicken zu durchdringen suchte. "Und wenn möglich, ohne ihn grün und blau zu schlagen." Keena grummelte leise. "Was das ´Blau schlagen` angeht, muss ich nicht mehr viel tun," sagte sie lakonisch und folgte dem Inconnu mit energischen Schritten. "Er ist ein bisschen sonderbar, aber das hab ich auch noch nicht erlebt," sagte ich zu dem noch immer verwirrt dreinblickenden Elfen. Er runzelte die Stirn und ließ sich zögerlich wieder auf seinem Platz nieder. "Wie kommt es überhaupt, dass zwei Midgarder mit einem Albioner herumreisen?" ich erzählte ihm unsere Geschichte in knappen Worten und seine Augen wurden groß. "Sehr edelmütig von dir!"

"Vermutlich eher ziemlich dumm. Sowas bringe nur ich. Ich weiß nicht, ob ich darauf stolz sein sollte. Und darüber hab ich mit Zaphykel schon ausführlich diskutiert," fügte ich eine Spur lauter hinzu, als Athriliath den Mund öffnete. Er nickte verständnisvoll und im selben Moment wehte ein halb überraschter, halb erschrockener Schrei zu uns hinüber, der schlagartig wieder abbrach. Ich wurde bleich. "Das war Keena," flüsterte ich und setze mich unendlich vorsichtig auf. Athriliath schüttelte energisch den Kopf. "Warte hier und sei leise. Ich schaue nach."

"Aber ich will nicht..."

"Du kannst jetzt gar nichts machen. Sei vernünftig, Llienne, ich bin gleich zurück." Keine Widerworte mehr hinnehmend, sprang er auf, packte Schild und Schwert und verschwand mit einem einzigen großen Satz in der Finsternis. Ich war allein. Neben mir knackte etwas und ich drehte nervös den Kopf, konnte jedoch nichts erkennen. Beruhig dich, rief ich mich innerlich selbst zur Ordnung, sei kein solcher Hasenfuß. Lautlos und blitzschnell huschte hinter mir irgend ein Schatten vorbei, der nicht zu einem Strauch oder Baum gehörte. "Keena?" flüsterte ich gedämpft in die Dunkelheit. Hinter mir näherten sich leise, scharrende Schritte. Ich schluckte trocken, mein Herz pochte heftig. "Wenn das ein Scherz von euch sein soll, find ich ihn absolut nicht witzig!" verkündete ich finster -zumindest hoffte ich, dass meine Stimme nicht zitterte- und lauschte abermals.

"Iiiyyahaha!"

Ein schrilles, meckerndes Lachen ließ mich vor Schreck ebenfalls aufschreien und eine Sekunde später traff mich etwas Hartes mit voller Wucht am ohnehin schon schmerzenden Hinterkopf. Mein Schrei ging über in ein gequältes Ächzen und dieses Mal konnte ich den Brechreiz nur mit allerletzter Kraft niederringen. "Hiyyahaha!" irgendjemand -oder irgendetwas- wuselte wieselflink auf mich zu und ich riss die Augen auf, während ich vor Schreck wie gelähmt war und mich nicht einmal auf die andere Seite drehen konnte. Ein wütendes, durchdringendes Wiehren übertönte das hysterische Gelächter, ich hörte das Geräusch stampfender Hufe und ein klägliches, eindeutig schmerzhaftes Kreischen. "Hilfe!" brüllte ich, wobei mich die Dunkelheit, die absolut nichts vom Geschehen preisgab, beinahe um den Verstand brachte. Mit einem Mal kehrte wieder Ruhe ein, eine so vollkommene Ruhe, dass ich nichts als mein heftig rasendes Herz und das Rauschen meines Blutes in den Ohren hören konnte. Ich atmete heftig, zog die Beine an den Körper und wagte endlich, den Kopf zu drehen. Ich sah direkt in ein Paar schwarzglänzender, seelenloser Augen und einen winzigen idiotischen Moment lang dachte ich, Brakalu wäre zurückgekommen und hätte den ganzen Aufruhr verursacht. Stattdessen nahm der zu den Augen gehörende Körper rasch eine Form an und ich stellte verwirrt fest, dass es sich um nichts anderes als ein großes, muskulöses Pferd handelte. Ich sah mich irritiert um und hielt nach Athriliaths Reittier Ausschau, doch dies war ebenso verschwunden wie meine drei Gefährten. Das Pferd folgte meiner Bewegung mit dem Kopf, ehe es mich wieder durchdringend anstarrte. Sicher, es war albern, sich von einem gewöhnlichen Pferd aus der Fassung bringen zu lassen, doch irgendetwas an dem Tier versetzte mich in Unruhe. Über was hatte Athriliath noch gleich gesprochen? Pferdedämonen? unter einem Dämon stellte ich mir eigentlich etwas anderes vor. Das Pferd hatte einen herrlichen, rassigen Kopf, glänzend schwarzes Fell, das das spärliche Sternenlicht wiederzuspiegeln schien, und eine volle, leicht gelockte Mähne. Das Einzige, was vielleicht ein wenig dämonisch anmuten mochte, waren die beunruhigenden Augen. Sie hatten nichts mit den irgendwie immer sanft und treu wirkenden Augen der Pferde, die ich kannte, zu tun. Statt dessen schien es mir, als blickte ich in zwei uralte, verstaubte Spiegel. Ich schüttelte nervös den Kopf, versuchte, aufzustehen und verharrte für einen Moment mitten in der Bewegung, als schon wieder ein Feuerwerk glimmernder Punkte vor meinen Augen explodierte. "Geht es dir nicht gut?" fragte das Pferd und verursachte mir damit einen weiteren Beinahe-Herzanfall an diesem Tag. Eine Weile starrte ich das massige Geschöpf nur an, während meine Augen groß wie Murmeln wurden. "W-was...d-du hast...mit mir gesprochen...?" krächzte ich. Das Pferd schnaubte und nickte mit dem Kopf. "Sicher." Ich hatte es endlich geschafft und stand fest auf beiden Beinen. "Aber...das ist..." das Pferd senkte lauernd den Kopf. "Findest du mich komisch?" es scharrte mit den Hufen. "Sag ruhig, wenn du mich komisch findest. Das sagen mir viele Zweibeiner. Das heißt," es unterbrach sich und peitschte kurz mit dem Schweif, "wenn sie mir überhaupt mal was sagen." Dem letzten Satz schwang so etwas wie Bedauern mit, und ich fragte dümmlich -mir fiel einfach nicht ein, wie man am besten mit einem Pferd sprach-: "Du redest nicht oft mit Zweibeinern?" da lachte das Pferd, eine Mischung aus Wiehren und seltsamen Gluckslauten. Es verursachte mir eine Gänsehaut. "He he he, mit Zweibeinern wie euch Menschenwesen nicht, nein. Eher mal mit den kleinen Alpluachras, und meistens geb ich ihnen dann auch gleich einen Tritt in den Hintern."

"Alpluachras? haben die..." das Pferd nickte bestätigend. "Aye, sie haben dich den Hügel hinunter gestoßen und halten in diesem Moment auch diese drei Zweibeiner gefangen." Ich fuhr zusammen. "Welche Zweibeiner?" fragte ich ahnungsvoll.

"Och...eine sehr launische Zweibeinerin vom Volk der Valkyn, ein Elf mit einem schlechten Auge und ein höchst wortkarger kleiner Inconnu. Kennst du sie vielleicht?" ich ballte die Fäuste. "Allerdings, das sind meine Gefährten...und meine Freunde. Weißt du, wo sie sind?"

"Aye."

"Könntest du mich zu ihnen führen?"

"Ah, freilich, ja."

Mit einem Mal machte es mir überhaupt nichts mehr aus, mit einem sprechenden Pferd zu reden. Auch mein Misstrauen war wie weggeblasen. Entschlossen nahm ich die Axt, die ich ins Gras gelegt hatte, wieder an mich. Das Pferd wich ein wenig zurück. "Nimm das weg," zischte es. Ich blickte es erstaunt an. "Was meinst du?"

"Dieses biestige kleine Eisen. Halt mir das ja vom Leib, es macht mich nervös. Kann sehr weh tun, aye." Ich befestigte die Axt mit verwirrtem Gesicht an meinem Gürtel. "Natürlich. Zeigst du mir jetzt, wo die drei sind?" das pechschwarze Geschöpf grinste. Ich hatte nie zuvor ein Pferd grinsen sehen, und wich nun meinerseits ein wenig zurück, als sich die dicken Lippen zurückschoben und ein für ein Pferd völlig untypisches Gebiss entblößten: scharfe, spitze Reißzähne, die viel eher zu einem Raubtier und Fleischfresser zu gehören schienen. "Ich werde dir die Zweibeiner zeigen. Unter einer klitzekleinen Bedingung." Ich tastete unwillkürlich nach meiner Waffe. "So?" fragte ich argwöhnisch. "Welche wäre das?" das Pferd kam näher, noch immer mit gebleckten Zähnen. "Du musst mich einmal richtig fein kraulen," sagte es gedämpft, als würde es sich schämen, diese Bedingung auszusprechen.

"Kraulen?!"

"Aye. Ich hab das so gern und komm mit den Hufen nicht an meinen Rücken, und das ewige Schubbern und Schabbern und Schrubben strengt auf die Dauer sehr an und ich bin doch nicht mehr der Jüngste..." ich konnte nicht anders, ich musste ungläubig grinsen, während ich dem eifrigen Redefluss lauschte. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber damit nun doch nicht. "Okay, okay," sagte ich. "Ich werde dich kraulen und du führst mich zu meinen Freunden?"

"Klar."

"Gut. Wie wäre es, zeigst du mir erst wo sie sind und ich kraule dich dann? wer weiß, was die Alpuadingsdas mit ihnen anstellen." Das Pferd schüttelte wild den Kopf. "Den Trick kenne ich!" rief es. "Und nachher wirst du es ganz urplötzlich vergessen. Ich bin doch nicht blöd." Ich trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. "Ich verspreche...nein ich schwöre dir, dass ich´s nicht vergesse, ja? bitte, nachher tun sie ihnen was an, während wir hier reden." Das Pferd bedachte mich mit einem höchst unzufriedenen Blick und schnaubte. "Also meinetwegen. Aber vergiss es nicht, oder ich beiß dir die Hände ab!" bei den Worten wandte es den Kopf ab und ich konnte seine Augen nicht sehen, doch ich war eh zu aufgeregt, um den beiläufigen Worten eine größere Beachtung zu schenken. "Abgemacht." Das Pferd ließ sich beinahe anmutig auf der Erde nieder und knickte die vorderen Beine ein. "Steig auf meinen Rücken, Menschenmädchen. Das geht schneller." Ich trat zaghaft näher und griff unsicher in die wallende Mähne, das Pferd bockte ungeduldig- und ehe ich mich versah, saß ich auf dem breiten Rücken." "Übrigens," meinte das Tier, während es elegant aufstand. "Du könntest noch ´Danke´ sagen!"

"Wofür?"

"Zum Beispiel dafür, dass ich diesen frechen Alpluachra vertrieben hab, der dir ans Leder wollte."

"Das warst du?"

"Aye, aye."

Ich lächelte schüchtern. "Na, dann herzlichen dank nochmals." Das Pferd schnaufte. "Keine Ursache. Bist du startklar?"

"Bin ich."

Der mächtige Körper setzte sich in Bewegung und ich versuchte, mich seiner Gangart anzupassen, soweit das ohne Sattel und Zaumzeug möglich war. Erst jetzt merkte ich, wie gigantisch das Pferd war- ich hatte das Gefühl, von einem kleinen Berg auf die Erde zu blicken. Athriliaths Ross musste neben diesem Tier wie ein Fohlen wirken. Und wenn mir jetzt Mikata über den Weg laufen würde... ich grinste gehässig in die Dunkelheit, als das Pferd unter mir wieder sein glucksendes Lachen ausstieß. "Sie würde schreiend davonlaufen, das glaube ich auch." Ich schrak zusammen. "Liest du meine Gedanken?" es schnaubte laut und blieb eine Antwort schuldig. Schon gar nicht mehr so vergnügt, hielt ich mich an der dicken Mähne fest und wünschte mir nichts sehnlicher, als mit Keena schnell wieder nach Midgard zurückkehren zu können. Wohin mich das Riesenpferd trug, konnte ich nicht erkennen, die schattenhaften Ungetüme links und rechts waren zweifellos Bäume und ich spürte vage, dass es bergauf ging. "Ist es noch weit?" fragte ich leise.

"Nein, nicht mehr weit. Wir sind gleich da. Genaugenommen jetzt. Wenn ich bitten dürfte..." ich ließ mich nicht zweimal bitten, sondern rutschte eilig vom aalglatten Rücken des Tieres hinunter. Der Ritt war alles andere als unbequem gewesen, im Gegenteil, ich hatte selten ein Pferd mit einem so ruhigen, sanften Gang erlebt. Daran lag es auch nicht, viel eher flößte mir das mysteriöse Wesen echtes Unbehagen an, dessen Ursprung ich mir nicht erklären konnte. Unsere Endstation wurde aus einer großen, ovalen Höhle gebildet, die offenbar in den Berghang hineinführte. Links und rechts thronten die Skelette umgestürzer, verdorrter Bäume. "Dort drinnen?" flüsterte ich unsicher. Aus der Tiefe der Höhle flackerte ein schwacher Lichtschein nach oben. "Aye," sagte das Pferd hinter mir. "Geh schon." Mir war immer noch übel, doch dieses Mal lag es nicht allein an meinem schmerzlich dröhnenden Schädel. Ich setzte unsicher einen Fuß vor den anderen. Mein Unbehagen wuchs. "Nun geh schon!" forderte das Pferd und ich hatte das Gefühl, das Grinsen in seiner Stimme förmlich hören zu können. "Du wolltest doch deine Freunde retten, oder? also sei nicht so feige, Menschlein."

"Ich bin nicht feige," knurrte ich und drehte mich um. Erschrocken zuckte ich zusammen- das Pferd stand kaum eine handbreit hinter mir. "Du traust mir nur nicht?" fragte es spöttisch und zeigte mir wieder sein schreckliches Grinsen. "Das ist auch gut von dir. Du bist ein unhöfliches Menschlein, hast gar nicht nach meinem Namen gefragt. Möchtest du ihn wissen, bevor ich dich esse?" ich erstarrte. "Bevor du mich...was?" das Pferd schnaubte ein paar Mal. "Du hast gelogen, du wolltest mich gar nicht kraulen. Ich habs in deinem Inneren gelesen. Und sowas mag ich nicht. Geh jetzt da runter, oder möchtest du noch einen Schubs?" hinter dem Pferd tauchte eine etwa lurikeengroße Gestalt mir karottenrotem Haar, einem albernen grünen Anzug und einem umso boshafteren Grinsen auf. "Iyahaha," kicherte das Männchen, sprang von einem Fuß auf den anderen und förderte einen Tannenzapfen aus seinen Taschen, den er mir gegen die Brust warf. "Geh runter...sofort!" donnerte das Pferd und schnappte nach meinen Händen. Ängstlich wich ich zurück und stolperte ins Innere der Höhle.



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