Einsamkeit
Vorwort:
Dieses Kapitel ist als "Willkommen" Ivea (deinetwegen muss ich ja jetzt noch auf meine Rechtschreibung achten! :P) und touga-chan gewidmet.
Viel Spaß euch allen. ^^
Eure Miss Hellfire
Kapitel 1
Einsamkeit
Wenn du eines Tages stirbst, dann geh ich zu Gott und sag zu ihm:„Du hast doch schon so viele Engel, warum musst du mir da meinen nehmen?“
~Yuugis’ POV~
Der Regen klatscht gegen die Scheiben, seit Stunden schon.
Trübselig starre ich aus dem Fenster, auf das grau in grau, was dort draußen herrscht.
Als würde der Himmel weinen, so sieht es aus.
Ich finde das nur passend.
Immerhin ist mir ja auch nach weinen zumute, immer noch.
Soll man es denn glauben? Das ich nach drei Monaten ohne Atemu immer noch mit feuchten, glasigen Augen in der Gegend herumlaufe?
Eigentlich bin ich ganz froh, dass Atemu mich nicht so sehen kann, was würde er denn von mir denken?
Aber dennoch....
Kann man vom mir erwarten, die Eine Liebe meines Lebens einfach so ad acta zu legen?
Sicherlich, Jounouchi, Anzu und Honda kann man den Verlust schon längst nicht mehr anmerken. Aber für sie war es ja auch nur ein Freund gewesen.
Und für mich war es die Person, die meine Unschuld besaß, wie ich auch die seine.
Kleiner Unterschied....
Ich seufze schwer.
Eigentlich sollte ich ja Hausaufgaben machen.
Ich habe es sogar schon geschafft, mein Mathebuch auf der richtigen Seite aufzuschlagen. Meiner Meinung nach habe ich mir jetzt erst einmal eine Pause verdient. Wozu denn auch Hausaufgaben machen? In den drei Monaten, in denen ich Atemu nicht mehr gesehen habe, habe ich alles schleifen lassen. Keine Hausaufgaben, keine Freunde, kein Großvater. Nichts. Nur Trübsinn.
Die Tangensfunktion sah vor das.....
Was zum Teufel war eine Tangensfunktion? Hatte der Mathelehrer das erklärt? Hm, dann war ich entweder geistig oder körperlich nicht anwesend gewesen. Wie eigentlich immer. Kein Wunder, dass meine Noten in den Keller sanken.
Egal...
Alles egal....
Immer, wenn ich auf der Straße war, wenn ich überhaupt irgendwo andere Menschen sah, immer fuhr ich wie elektrisiert auf, sah ich irgendwo blonde Haare. Denke ich doch immer gleich, es sei Atemu, dass er endlich gekommen sei.
Und immer stürze ich in noch tiefere Depressionen, wenn ich dann sehe, dass es nicht Atemu gewesen ist. Natürlich war er es nicht gewesen, wie konnte er es denn auch gewesen sein? Aber dennoch habe ich das absurde Gefühl, Atemu müsse doch irgendwo in meiner Nähe sein.
Er war tot, er konnte nicht da sein.
Aber vielleicht....
Ich schalle sich selbst für diesen Unsinn, den ich mir da mal wieder zusammen spinne. Aber ändern kann ich es nicht.
Um genau zu sein, will ich es auch gar nicht.
Der Schmerz, der die Erinnerung an Atemu mir beschert, ist das einzige, was uns noch verbindet.
Niemand darf mir diesen Schmerz nehmen.
Niemand darf mir Atemu nehmen.
Niemand....
Und ich weine schon wieder.
Von wegen die Zeit heilt alle Wunden.
Einen Scheiß tut die Zeit.
Und ich kann nicht aufhören zu weinen.
~ ~ ~
Es nieselt mittlerweile nur noch leicht.
Gut so, denn im Haus hat mich nichts mehr gehalten.
Also hab ich mir meine Jacke übergeworfen und bin nach draußen geflüchtet. Jetzt sitze ich hier im Park, gegen einen dieser schweren Bäume gelehnt und halte mein Gesicht dem Regen entgegen. Tut irgendwie gut.
Morgen werde ich das zwar wahrscheinlich anders sehen, weil ich mir sicherlich grade irgendetwas einfange, aber für den Augenblick tut es gut.
Bereue nichts, was du getan hast, wenn du in dem Augenblick, da du es tatest, glücklich warst.
Ich bereue nur, dich damals nicht aufgehalten zu haben.
Aber ich wollte doch, dass du glücklich wirst!
Darum habe ich mir eingeredet, es würde schon nicht so schlimm sein, wenn du weg wärst, vor allem, da ich dich ja glücklich wüsste.
Falsch gedacht.
Dumm gelaufen.
Und jetzt hab ich den Salat.
Jetzt sitz ich mit verheulten Augen hier und vergehe vor Sehnsucht.
Wie lange ist es her, dass ich dir in die Augen sah?
Wie lange, dass ich dich berührte?
Ein zärtliches Wort von dir hörte?
Viel zu lange...
Als wir uns trafen hatte ich zuerst Angst vor dir.
Dann Respekt.
Später wurde daraus Freundschaft, und ich war glücklich.
Aber dann.....
Dann verliebte ich mich in dich.
Ich kann nicht so genau sagen, seit wann ich dich auf diese eine, bestimmte Art sah.
Irgendwann nach dem Battle City Turnier, glaube ich.
Da merkte ich, dass ich, ein kleiner dummer Junge, mich in den mächtigen Pharao verliebt hatte.
Das erschreckte mich, und es machte mir Angst.
Ich schwor mir, es dir niemals zu sagen, zu groß war die Angst, du könntest mich verachten.
Doch das Schicksal ließ nicht zu, dass ich mich dieser süßen Pflicht entzog.
Als Oricalcos deine Seele verschlingen wollte, da konnte ich das doch nicht zulassen.
Also habe ich mich dazwischen geworfen, damit du lebst.
Später wolltest du natürlich wissen, warum ich bereit war, so weit zu gehen.
Da gab es keinen Ausweg mehr, und ich fürchtete, es sei das letzte mal, dass wir gemütlich auf meinem Bett saßen und miteinander plauderten, glaubte ich doch, in Zukunft würdest du mich meiden.
Aber ich habe es gesagt.
Diese drei Worte.
Und ich hatte Recht – es sollte alles verändern.
Geflüstert habe ich sie nur, diese Worte, die mir so Angst machten, auch – oder grade weil – sie wahr waren.
Ich flüsterte sie und traute mich dann nicht, den Blick zu heben.
Du hast geschwiegen, nur dein Atem ging schneller.
Und du hast immer noch nichts gesagt.
Da habe ich aufgesehen.
Und du hast geweint.
Ich verstand nicht, warum, aber ich glaubte, es sei schlecht.
Darum habe ich mich abgewandt und wollte flüchten.
Aber dein gehauchtes „Aibou!“ hielt mich davon ab.
Ich sah zurück zu dir.
Du standest mittlerweile.
Die eine Hand hattest du ausgestreckt, als wolltest du mich zurückhalten, aber du warst ja ein Geist.
Ich starrte dich mit großen Augen an, ich hatte solche Angst.
Und du hobst die Hand und strichst über meine Wange.
Ich weiß, du bist ein Geist, und da war nichts zu fühlen.
Habe ich aber trotzdem.
Es wurde ganz warm, da, wo deine durchsichtigen Finger entlang strichen.
Ich verstand die Welt nicht mehr, starrte dich unverhohlen an.
Und dann hast du dich zu mir heruntergebeugt.
Deine Lippen auf meinen.
Ich dachte, ich träume.
Aber es war real.
Und es tat weh.
Weil deine Lippen nun mal nicht wirklich da waren, sondern nur durchsichtig.
Aber es war trotzdem wundervoll.
Weil du mich nicht hasst.
Sondern mich liebst.
Das hast du gesagt.
Und ich habe dir geglaubt.
Aber warum, wenn du mich liebst, warum hast du mich dann verlassen?
Oh, ja, ich weiß.
Das hatte ich in den letzten Monaten schon öfters.
Ich weiß es ja.
Die Götter....
Wir waren machtlos.
Aber trotzdem.
Da bleibt dieser irreale Wunsch, du hättest Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mich zu sehen.
Und das hast du nicht.
Natürlich nicht.
Wie denn auch?
Du bist kein Gott.
Du bist tot.
Oh nein, jetzt nicht schon wieder anfangen zu weinen !!
Zu spät.
Das Regenwasser vermischt sich mit meinen Tränen.
Warum kannst du nicht kommen, um sie zu trocknen??
~ ~ ~
Ich stehe unter der Dusche, fragt mich nicht, wie lange schon.
Ziemlich lange, glaube ich.
Ich halte die Augen geschlossen, um mit jenen Moment, damals in Ägypten vor Augen zu führen.
Als ich dich zum ersten mal sah, als Pharao sah.
So groß, so stark.
Es raubte mir den Atem. Na ja, ich weiß – du raubst mit immer den Atem.
Ich war so froh, dir in deinem Kampf gegen Bakura beistehen zu können.
Deine Hand in meiner.
Es war das erste mal, dass wir uns richtig berühren konnten.
Es war wundervoll.
So wundervoll....
Weniger wundervoll war dann, dich fallen zu sehen.
Aber ich gab dich nicht auf, ebenso, wie ich dich jetzt nicht aufgeben will.
Damals jedenfalls war es leichter.
Ich suchte dich.
Ich fand dich.
An jenem Ufer des Nils.
Und unsere Freunde waren so rücksichtsvoll, uns eine Weile alleine zu lassen.
Ich war ihnen so dankbar.
Du auch, oder?
Schon gut, ich weiß, dass du ihnen dankbar bist.
Als wir uns an ein einsames Plätzchen zurückzogen.
Einsam und sehr romantisch.
Und ich dir meine Unschuld schenkte.
Und dir die Deine nahm.
Es war...... zauberhaft.
Einmal Himmel und zurück.
Ein Traum, aus dem ich nicht erwachen wollte.
Dein Verlassen hat mich wach gerüttelt, grausam und gewaltsam.
Aber damals gehörte die Welt nur uns beiden.
Du warst so lieb und zärtlich zu mir.
Ich habe dich so geliebt.
Und ich liebe dich immer noch.
Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut.
Spürst du es nicht?
Ich zerbreche.
Ich kann nicht mehr.
Ich will nicht mehr.
Nicht ohne dich.
Denn du bist alles, was zählt.
Mein Herz.
Meine Seele.
Meine Liebe.
Mein zweites Ich.
Ich quietsche erschrocken auf, als kein heißes Wasser mehr da ist und ich mit einem mal eine kalte Dusche bekomme.
Ich springe aus der Dusche und suche mir ein Handtuch.
Doch meine Gedanken sind immer nur bei dir.
~ ~ ~
Die Tür fällt hinter mir ins Schloss.
Mal wieder schleppe ich mich in die Schule.
Warum eigentlich? Wozu?
Warum mach ich diesen ganzen Scheiß noch mit?
Ohne dich macht alles keinen Sinn.....
In Gedanken versunken schleiche ich die Straßen entlang.
Meine Füße tragen mich, auch ohne das mein Hirn sie anleitet.
Ich bin den Weg schon so oft gegangen – so oft auch mit dir.
Du.....
Überall bist du...
Jede noch so kleine Kleinigkeit lässt mich an dich denken.
Der Lärm der nahen Baustelle übertönt alle Geräusche.
Könnten sie doch auch meine Gefühle so einfach übertönen.
Sie übermalen, wie sie es mit diesem Haus tun.
Neu streichen.
Ich schlurfe mit hängendem Kopf unter dem Gerüst hindurch.
Unmittelbar hinter dem Gerüst bleibe ich stehen.
Dort hinten ist schon die Schule.
So oft hast du mich dorthin begleitet.
Tränen vernebeln meine Sicht.
Ich sehe nichts mehr.
Höre nur deine Stimme.
„Aibou!“
Grundgüter, jetzt bilde ich mir schon eine, deine Stimme zu hören.
„Aibou!“
Ja, ja, ich weiß, ich bin wohl schizophren.
„Vorsicht Junge!“
Huh?
Ich sehe immer noch nicht richtig.
Nur etwas großes, das von oben auf mich hinabfällt.
„Weg da!“
„Aibou!!!“
Weg?
Zu spät.....
To be continued......