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Dryaden

Wichtelgeschichte für LumCheng
von

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Vier: Drachenkind

Das Eisen der Maschinen hatte sich innerhalb kürzester Zeit verhärtet und war nun wieder fest und unnachgiebig. Unter Amaranths Aufsicht versuchten einige Kinder die Rinde des Baumes zu flicken, indem sie vorsichtig Harz auf die beschädigten Stellen aufpinselten.

Magellan hoffte auf ein Wunder. Sein Zuhause lag im Sterben, das spürte er. Missmutig lief er auf dem Boden herum und untersuchte die Verletzungen. Beinahe hatte er das Gefühl, dass der Baum bei jeder sanften Berührung erzitterte, auch wenn er wusste, dass er sich das einbildete: Der Baum lebte nicht wirklich.

„Mach dir keine Gedanken. Er wird es schaffen, er ist stark“, versuchte Kara seinen Freund aufzumuntern. „Wir werden ihn wieder gesund machen. Und dann zeigen wir es den Idioten von der Organisation, die werden sich noch wünschen, uns niemals angegriffen zu haben!“

Der unerschütterliche Optimismus Karas ließ Magellan lächeln, diese Eigenschaft mochte er sehr. „Das hoffe ich doch. Irgendwann müssen wir ihnen einen ordentlichen Denkzettel verpassen. So kann das wirklich nicht weitergehen.“

Aus den Augenwinkeln sah Magellan etwas Rostrotes vorbeihuschen. Als er sich umdrehte, war es verschwunden, nur hüfthohes Gras wiegte sich dort im Wind, wo er das Etwas gesehen hatte. Irritiert sah er Kara an, doch der schien nichts bemerkt zu haben. Munter plapperte er weiter, doch Magellan hörte kaum hin. Was war hier gestern Nacht nur geschehen? Ganz offensichtlich war jemand – oder etwas – über die Angreifer gekommen und hatte sie vernichtet. Nur, wer war es gewesen? Es war nur gut, dass es geregnet hatte, als die anderen sich angeschlichen hatten. Vielleicht hätte der Feuersturm, der sie hinweggefegt haben musste, sonst auch den Baum vernichtet.

„Hat niemand etwas gesehen?“, unterbrach er plötzlich Karas Selbstgespräch.

Der andere blickte ihn verwirrt an. „Was meinst du?“

„Na, was hat uns gerettet? Ich meine, irgendjemand muss etwas gesehen haben, oder?“

„Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich werde die Kinder befragen, wenn es dir recht ist.“
 

__
 

„Es war ein Drache.“

Kitty hockte wie immer, wenn es ihr möglich war, auf Karas Schoß und ließ sich streicheln.

Glücklich, dass ihr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, beantwortete sie geduldig immer wieder dieselbe Frage.

„Bist du dir ganz sicher? Was hast du gesehen?“ Magellan wurde langsam ungeduldig. Er mochte die Kleine, aber das konnte doch nicht sein. Sie musste sich das einbilden. Kinder hatten nun einmal eine blühende Fantasie.

„Aber wenn ich es euch doch sage. Es war ein wunderschöner goldener Drache. Er hat sie einfach weggepustet!“ Fröhlich warf sie die Arme in die Luft und verpasste damit dem armen Kara fast einen Schlag auf die Nase.
 

Im Gemeinschaftssaal war es unheimlich laut und trotz der geöffneten Lüftungsschleusen auch stickig. Die meisten der Baumbewohner hatten sich hierher zurückgezogen. Der Schock, dass sie so verwundbar waren, saß ihnen allen noch tief in den Knochen. Da half es auch nicht, dass Magellan nach Vaters Anweisungen die Wachen verdoppelt hatte, das Vertrauen in den Schutz des Baumes war gebrochen. Es würde einige Zeit dauern, bis die Dryaden ihre gewohnte Stärke wiedererlangen würden, Zeit, die sie nicht hatten. Er war sich fast sicher, dass der nächste Angriff nur eine Frage der Zeit war. Es war wichtig herauszufinden, wer ihr Helfer war: Vielleicht konnte man den ‚Drachen’ zu einem Verbündeten machen.
 

„Gut, Kitty. Wohin ist der Drache denn geflogen?“ Er bemühte sich freundlich zu sein.

Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an. „Er ist nicht weggeflogen. Er ist wieder ein Mensch geworden!“ Ungläubig sahen sich Kara und Magellan an. Gut, sich einen Drachen vorzustellen war schon schwer genug, aber dann auch noch ein Drache, der auch ein Mensch war…

„Es stimmt, ich habe es auch gesehen.“ Nun meldete sich ein kleiner Junge zu Wort, der das kleine Verhör mitbekommen hatte. Er war einer der Kinder, die damals zusammen mit Kitty und Glaurung gekommen waren.
 

Glaurung… Wo steckte der überhaupt?
 

„Es war ein Drache. Das müsst ihr mir glauben! Er hatte die Farbe von kaputtem Eisen und seine Augen waren golden und er hat Feuer gespuckt.“

„Seine Augen waren golden“, murmelte Magellan verwirrt. Die Kinder plapperten munter weiter. Der Versammlungssaal begann sich zu drehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zimbl
2007-06-13T12:24:41+00:00 13.06.2007 14:24
Liebster Spross, armes Hascherl, depressiver Trauerkloß,

nachdem ich mir durch den Schlag mit der Zaunlatte eine gehörige Beule eingefangen habe, schreibe ich dir natürlich nur zu freiwillig einen wunderhübschen Kommentar zu deinem neuesten Werk.

Wie ich bereits angedeutet habe, liegen mir die Genres Fantasy und Science-Fiction überhaupt nicht, während man mich mit Shounen-Ai immer locken kann. Daher habe ich versucht, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Ging ja auch nicht anders, ich musste ja schließlich allein schon wegen der (minimalen) Korrektur durch. xP

Und siehe da, du hast mich spontan begeistert. Deinen Glaurung habe ich bereits bei der ersten Erwähnung in mein Herz geschlossen. Nun, ich bin ein Mensch, der sich gern auch mal in andere Genres wagt, wenn ihn nur die Figuren faszinieren.

Unabhängig davon, dass es sich eher um eine Kurzgeschichte handelt, hätte ich mir persönlich gewünscht, dass du noch ein wenig mehr auf die (anfangs wie auch immer definierte) Beziehung zwischen Magellan und Glaurung eingehst, die ja wirklich enorm spannend ist aufgrund ihrer ganz eigenen Dynamik - sehr außergewöhnliche Charaktere, nebenbei angemerkt. Da sind von Anfang an die Funken geflogen, als hätte man es mit einem kleinen Feuerwerk zu tun. xD Zumindest habe ich das so empfunden.

Und das Ende, ja, das Ende ist natürlich wundervoll. *seufz* Wie immer schaffst du es, mit deinen Worten fantastische Bilder vor den geistigen Augen deiner Leser hervorzurufen.

Zwei Dinge, die mich wundern: Wo sind die Kapitel 5-7 und warum steht bei Fortschritt nur 20%? Ich dachte, die Geschichte wäre zu Ende - rein mathematisch betrachtet geht die Sache dann nämlich nicht auf. Da der Schlag auf den Hinterkopf nicht kräftig genug war, um mich zu jedem Kapitel einen separaten Kommentar schreiben zu lassen, bewerte ich an dieser Stelle natürlich dennoch die gesamte Geschichte.

Ach ja, Glaurung, wir wollen immer noch ein Bild von dir! Zwing mich nicht, es selbst zu tun. xP

Dein Beta-chan Zimbl <3

Anlagen: 1 (Tüte Lob)

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*schallend-loslach* Du hast es nicht anders verdient. Kommibettelei. Tse~

(Die Vorschau zeigt keine Zeilenumbrüche an. Na, hoffentlich kommen trotzdem welche.)


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