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Wie das Leben spielt

Wenn Liebe zur gewohnheit wird
von

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Natascha

„Schatz? Hast du den Müll rausgebracht? Ich hab hier noch ein paar Flaschen die auch weg müssten. Ausserdem steht hier noch das Geschirr, bis Morgen. Ich bin dann weg.“

Mir rutschte aus unerklärbaren Gründen das Herz in die Hose. Vielleicht auch eher Unterhose, den mehr trug ich unter meinem zu grossen schlaf T-Shirt ohnehin nicht.

Eine sanfte Wut überfiel mich, während ich noch damit beschäftigt war das Bett zu machen, aus dem ich so eben geklettert war. Geschirr, Müll, Flaschen, es war doch immer das selbe. Hausarbeit wohin man auch blickte. Natürlich war es nicht Tanjas Schuld das es diese täglich anstehenden Arbeiten gab, doch war es denn so schwer den Müll selber einmal mit vor die tür zu nehmen, wo sie doch ohnehin nach draussen ging? Vermutlich bedachte sie diese Möglichkeit nicht einmal mehr. Es war schliesslich schon seit Jahren so. Tanja ging Arbeiten, und ich kümmerte mich um die Wohnung. So hatten wir beide zu tun. Rein Prinzipiell und mit einer ordentlichen Portion Theorie war es völlig gerecht. Während ich die Decken zum auslüften über den Stuhl am Fenster legte schüttelte ich langsam den Kopf. Nein, es war nicht gerecht. Irgendwie… Denn Tanja hatte den Job den sie schon immer haben wollte, während ich als Nichts verdienende Hausfrau geendet war. Andererseits war es auch wieder unfair von mir. Es war nicht Tanjas Schuld dass sie einen Job gefunden hatte, während ich eine Absage nach der anderen einsteckte. Eigentlich konnte sie froh sein das Tanja sich bereiterklärt hatte, sich um die Finanzen zu kümmern, wenn ich Haushalt führte. Wo wär ich denn sonst heute? Obwohl ich auch nicht sagen konnte, was ich falsch gemacht hatte. Meine Bewerbungen waren in Ordnung, mein Lebenslauf vorzeigbar und an meinen Zeugnissen war auch nicht viel zu meckern. Natürlich, ich hatte einige Vorlesungen in meiner Studienzeit geschwänzt, mit Tanja zusammen. Dennoch hatten wir nie viel verpasst, was wichtig war.

Bei der Erinnerung an mein Studium musste ich lächeln. Es war 2 Jahre vor meinem Abschluss, als ich Tanja kennen gelernt hatte. Ich erinnerte mich noch an den Tag, wie an keinen anderen meiner Liebesgeschichten. Ich hatte sie in der Mensa kennengelernt. Tollpatschig wie ich war, hatte ich ihr mein Essen auf die Schuhe gekippt hatte. Die junge Frau mit den Kirschrot gefärbten Haaren hatte das nicht im geringsten witzig gefunden. Sie war schon ein Jahr länger an der Uni gewesen, studierte Architektur. Den Blick aus ihren grünen Augen würde ich niemals vergessen. Wie sie mich ansah, als ich zu ihren Füssen, in einen Haufen von Scherben und Kartoffelbrei mit Ketchup lag. Der Krieg der in eben dieser Sekunde zwischen uns losbrach dauerte fast vier Monate. Sie hatte mich gemobbt, und ich mobbte zurück. Wir führten uns auf wie pubertierende Zicken, Die sich um einen Kerl stritten. Nur das es bei uns keinen Mann gab. Und letztlich mussten wir nach einen halben Jahr dann doch einsehen, dass wir schlicht und einfach füreinander geschaffen waren. Wir hauten uns zusammen die Nächte um die Ohren, gingen Tanzen, schliefen bei jeder Gelegenheit miteinander, wo auch immer wir gerade waren. An der Uni waren wir schon berüchtigt für unsere wilde und freie Art zu leben.

Noch ein halbes Jahr später war Tanja fertig mit studieren, und bekam eine Arbeit. Da ich an raren Geldproblemen litt, kündigte ich kurzerhand mein Studentenzimmer und zog zu ihr. Es war nur eine kleine Wohnung, zwei Zimmer mit Küche und Bad. Aber sie war unheimlich gemütlich gewesen. Wenn auch dreckig und unordentlich, hatte ich es genossen. Es passte zu uns. Leben und sich um nichts kümmern, so wie wir es stets getan hatten. Mit der Zeit jedoch, begann Tanja aufzuräumen. Ordnung konnte man es nicht nennen, denn Zeit dafür hatte sie schlieslich auch nicht gehabt, doch begann ich damals die Veränderung zu spüren. Trotzdem störrte es mich nicht weiter. Es war wirklich ungesund, in einem riesigen müllhaufen zu wohnen, und ich half ihr hin und wieder.

Nach einem Jahr war ich mit meinem Literaturstudium ebenfalls fertig, und fand und fand einfach keine Stelle. Ich suchte bis zum Umfallen, doch nirgends konnte man mich brauchen. Tanja hatte sich das ein halbes Jahr lang angesehen, dann nahm sie mich zur Seite und machte mir das Angebot, das ich mich um die Wohnung kümmerte. Ich wusste mir einfach nicht zu helfen, und so willigte ich ein.

Gedankenversunken schüttelte ich die Kissen aus, zog mich an und ging in die Küche. Vor drei Jahren hatten wir uns eine grössere Wohnung, mit einem Zimmer mehr geleistet.

Die Flaschen die Tanja erwähnt hatte standen neben dem Tischbeinen am Boden. Es war ein schöner Tisch. Stabil, lackiert aus hellem Holz. Er stand mitten in der Küche, die wir gleichzeig zum Essen verwendeten. Als meine Freundin in herbei geschleppt hatte, dachte ich zuerst daran, was für wundervolle Dinge man mit diesem Prachtstück eines Billigtisches alle anstellen konnte. Weit gefehlt. Nicht ein einziges Mal hatten wir zusammen Sex auf diesem Tisch. Wenn ich es recht bedachte, hatten wir seit vier Jahren nur noch Sex im Bett. Und selbst der wurde mit der Zeit immer spärlicher. Seufzend verfrachtete ich die leeren Flachen in einen Korb, nahm die Mülltüte und machte mich auf den Weg nach unten. Glücklicherweise hatten wie eine Sammelstelle für Glas direkt auf der anderen Strassenseite. Nachdem ich den Müll in unsere Tonne geworfen hatte, ging ich hinüber, um festzustellen, dass schon wieder sämtliche Container überfüllt waren. Ein Karton stand auf dem Behälter für Weissglass. Meine Neugier siegte einmal mehr über meine Vernunft, und ich konnte es nicht lassen einen blick hinein zu werfen. Ich glaubte nicht richtig zu sehn, als ich die grau weiss gefleckte Ratte erblickte, die mich aus kleinen schwarzen Knopfaugen heraus ansah.

Erschrocken blickte ich mich um, ob irgendwo noch den Besitzer entdecken konnte, doch die Sammelstelle war völlig verlassen. Wieder blickte ich in den Karton. Etwas einstreu lag am Boden, eine Wasserflasche war notdürftig angebracht und eine Schüssel mit Futter stand in der Ecke. Die Ratte selber war noch recht jung. Offenbar war sie Ausgesetzt worden, wenn auch unter seltsamen Umständen. Wer hängte einer ausgesetzten Ratte schon eine Wasserflasche in den Karton?

Langsam streckte ich die Hand zu dem Tier aus. Vorsichtig schnupperte es an meinen Fingern und lies sich herausheben. Obwohl sie mich nicht kannte war sie ausergewöhnlich zutraulich. Sie schlüpfte aus meinen Fingern, kletterte den Ärmel meines Pullovers hinauf und sass letztlich auf meiner Schulter und schnupperte an meinem Ohr.

„Wenigstens einer“, dachte ich, hin und her gerissen zwischen Griesgram und Dankbarkeit, für die Zuneigung des Nagetieres. Ich hatte schon lange ein Haustier haben wollen, doch irgendwie war nie etwas daraus geworden. Ob Tanja sauer währe, wenn ich das Kleine Tier behielt?

„Hey, Sie, Entschuldigung, würden sie bitte meine Ratte in Frieden lassen?“

Erschrocken sah ich mich um. Eine junge Frau kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Sie rannte offenbar schon eine Weile, denn als sie neben mir stehen blieb, musste sie erst einmal eine weile verschnaufen. Doch sobald sie wieder ausreichend Luft bekam, funkelte sie mich von unten herauf aus blauen Augen an. Ihre Haare waren grellpink gefärbt, bis auf ein paar rubinrote Strähnen, die kreuz und quer durch ihre unzähmbaren Locken wuselten. Sie war einen halben Kopf kleiner als ich, doch strahlte sie ein Selbstbewusstsein aus, das diese Tatsache diskret in den Hintergrund stellte.

„En- Entschuldigung“, stotterte ich. „Der Karton stand hier so herum, und ich dachte man hätte sie ausgesetzt…“

Schnell nahm ich die Ratte von meiner Schulter und reichte sie der Fremden. Diese hielt ihre Hand hin und fluchs war das Nagetier in ihrem Ärmel verschwunden. Noch immer begutachtete sie mich misstrauisch, doch dann lächelte sie.

„Naja, bin ich ja selber Schuld. Ich wollte mit Juliet nur schnell zum Tierarzt. Ich hab sie hier total vergessen“

Vorsichtig lächelte ich zurück. Offenbar Hatte ich nicht ihre Missbilligung auf mich gezogen. Und darüber war ich ausserordentlich froh.

„Ich wollte nur kurz die Flaschen runterbringen, vermutlich hätte ich deine Juliet ohnehin nur in die Tierhandlung bringen können. Meine Lebenspartnerin mag Tiere nicht sonderlich“

Kurz zeichnete sich Unverständnis auf dem Gesicht der jungen Frau ab.

„Lebenspatnerin? Also, dann bist du- also ich meine du-„

Zum zweiten Mal an diesem Morgen rutschte mir das Herz in die Hose. Keine Vorzeitigen comming outs mehr schwor ich mir innerlich. Ich hätte mich über Abwechslung und neue Bekannte so gefreut, aber nun würde sie sich sicherlich gleich verdrücken.

„Ja, ich bin Lesbisch“

Meine Stimme klang wohl etwas matter und niedergeschlagener als ich beabsichtigt hatte, doch sogleich hellte sich die Mine der jungen Frau zu meinem erstaunen wieder auf.

„Oh, nein, ich hab nichts dagegen, wenn du das meinst“, lachte sie mit ihrer sympathischen Stimme. „Ich bin selber auch lesbisch, ich hab mich nur gewundert darüber. Weil ich bisher nie eine solche offene Begegnung auf der Strasse so hatte…“ Ihre Stimme war immer leiser geworden. Nun lächelte sie nur noch schüchtern und entschuldigend.

Nervös fiel ich in ihr lachen ein. Die Situation war mir irgendwie unangenehm. Da wechselte der Gesichtsausdruck der Fremden erneut.

„Warum versuchst du nicht mit deiner Freundin einen Kompromiss zu schliessen? Ich meine, wenn du gerne ein Tier hättest, solltest du auch eins haben“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Ja, mal sehn…“

Entschieden schüttelte sie den Kopf.

„Nichts da, mal sehn. Das kenn ich zur genüge, hat meine Ex auch immer geboten. Am Ende machst du es doch nicht“

Sie plättete mich. Warum auch immer, es missfiel mir ausserordentlich mit ihrer Ex verglichen worden zu sein. Sie kannte mich doch nicht einmal. Doch bevor ich widersprechen konnte, holte sie schon zum nächsten Schlag aus.

„Keine Sorge, das gewöhn ich dir schon ab. Willst du heute Abend mitkommen, ins Atlantis?“

Atlantis? Ohje, in meinem Kopf regte sich etwas. Der Lesben- und Schwulenclub war mir gut ins Gedächtnis eingebrannt. Früher war ich Mit Tanja oft dort gewesen und wir hatten uns die Kante gegeben. Und bei weitem nicht nur das.

Erinnerungen tanzten vor meinen Augen. Die dunkle Bar, Zigarette im Mund, und ich mit Tanja im Arm, Provokativ mitten auf dem schwarzen Steinboden, tanzend und gegenseitig unter das Shirt greifend.

Da ich nicht sprach, wurde die Frau zunehmend nervöser, unter meinen nachdenklichen Blicken. Sie hüpfte von einem Bein auf das Andere.

„Also nur wenn du willst, also kann ja sein das du mich gar nicht leiden kannst oder so…“

Wieder wurde ihre Stimme am ende ihres Satzes leiser und unsicherer. Schnell schüttelte ich den Kopf.

„Nein, nein, ich war nur gerade in Gedanken versunken. Ich komme gerne mit, nur war ich lange nicht mehr aus. Ausserdem wüsste ich noch gerne mit wem ich mich denn Verabrede“

Unter den pinken Locken die ihr über die weichen, weissen Wangen fielen errötete die junge Frau. Wie als sie wohl sein mochte? Vermutlich ein wenig jünger als ich. 27 vielleicht 28? Viel konnte nicht dazwischen liegen.

„Toni“, sagte sie schnell. „Antonia Wittner, einfach Toni genannt“

Ich lächelte ihr sanft zu.

„Natascha Sommer, ohne Spitznamen“

Ja, Spitznamen lagen weit zurück. ‚Nata‘ hatte Tanja mich anfangs genannt. Es hatte immer so liebenswürdig und wundervoll aus ihrem Mund geklungen. Kein Anderer hatte je eine Kurzform meines Namens verwenden dürfen. Doch über Tanjas Lippen durfte alles kommen, was sie hatte sagen wollen.

„Gut. Findest du den Schuppen noch? Dann würde ich sagen um 10 Uhr vor dem Eingang“

Ich nickte und nachdem sie sich verabschiedet hatte, widmete ich mich wieder der Arbeit, wegen der ich ursprünglich hergekommen war. Nachdem ich in die gemeinsame Wohnung zurückkehrt war, setzte ich mich erst einmal auf die Kante des jungfräulichen Tisches. Nachdenklich musterte ich die hingegen gar nicht so jungfräuliche Küchentheke. Ich lächelte bei der Erinnerung. Es war nicht lange nach dem Einzug gewesen, als ich es geschafft hatte Tanja auf der Theke zu verführen. Es war abscheulich ungemütlich gewesen. Aber dennoch hatte ich es genossen. Doch das war inzwischen auch schon 3 ½ Jahre her.

Ich vermisste Tanjas ehemalige Spontanität., die sie hatte als wir vor 7 Jahren zusammenkahmen. Ich vermisste die sechs Stoffstreifen, die ehemals vom Rückspiegels ihrer roten Schrottkarre hing. Ich vermisste Das in den Tag hineinleben, das flirten und auch den Sex an Ort und Stelle.

Zögerlich hüpfte ich von der Tischplatteherunter, und begann das Geschirr abzuspülen.
 

Vor meinem Kleiderschrak musste ich feststellen, das ich tatsächlich sehr lange nicht mehr ausgegangen war. Meine Anziehsachen gaben nicht mehr all zu viel her. Weite T-shirts und einfach geschnittene Jeans. Lesbe hin oder her, ich würde nicht dem Vorurteilen entgegenkommen und im versifften Männer Shirt in einen Club gehen. Letztlich fand ich aber dennoch das richtige. Ein einfaches, jedoch enges, schwarzes Shirt, das einen dünnen Streifen Haut zeigte, wenn ich die Arme hob. Hose hatte ich dennoch keine annehmbare, und so blieb mir nichts übrig als doch eine einfache Jeans zu nehmen. Zweifelnd stand ich eine Weile vor dem Spiegel. Ich drehte mich hin und her, wobei ich nicht einmal behaupten konnte, dass ich mir nicht gefiel. Es war nur so ungewohnt. Auf Schminke verzichtete ich. Ich hatte noch nie ein Händchen dafür gehabt.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich gehen sollte, doch in diesem Augenblick klingelte das Telefon.

Wie immer zuckte ich bei dem grellen Ton zusammen, an den ich mich niemals gewöhnen würde. Schnell lief ich zu dem Apparat und nahm ab.

„Hi Natascha Schatz, wie geht es dir? Ich hab gerade ein paar Minuten frei und wollte dich noch an die Blumen erinnern“

Tanja.

An die Blumen erinnern? Für wie dämlich hielt sie mich den nun wieder? Ich goss die Blumen immerhin seit 6 Jahren.

„Danke Süsse, hab ich schon gemacht“

Ich ging zum Kühlschrank und holte mir Schnell eine Milchschnitte heraus. Wenn Tanja anrief, hatte ich die fünf Minuten diese Zwischenmahlzeit.

„Oh, ok. Alles klar bei dir? Ach ja, und hast du an die Wäsche gedacht?“

Erneut sah ich auf meine Uhr. Hoffentlich machte Tanja es nicht zu lange, denn ich sollte wirklich los.

„Ja, ist gewaschen, gebügelt und eingeräumt“

Ein herzhafter Bissen der Milchschnitte verschwand in meinem Mund. Ich machte das Licht in der Küche aus und zog mir im Gang die Schuhe an.

„Na dann ist ja gut. Dann will ich dich nicht weiter stören Schatz…“, Sie klang etwas ratlos. Offenbar wusste sie einfach nichts zu reden mit mir. „Ist das Bad gewaschen? Heute Morgen sah es so unordentlich aus…“

Ich verdrehte genervt die Augen. „Ja, ist gemacht“, log ich. Ich würde es morgen früh erledigen.

„Ciao Bella, hab noch ne schöne Nacht in Frankfurt“

Tanja lachte. Es klang hohl. „Na das sind ja mal ganz neue Töne von dir. Tschüs Schatz“

Danach hörte ich nur noch ein Tuten am Ende der Leitung. Ich legte das Telefon auf den Schuhschrank und machte mich auf den Weg.
 

Die Pinkhaarige war schon von weiten leicht zu erkennen. Man konnte nicht sagen das viel los war, doch Ich war mir sicher, dass ich sie auch auf dem Rummel jederzeit wiedererkannt hatte. Sie sah sich suchend um, vermutlich wartete sie auf mich. Ich hatte mich ein wenig verspätet, was wohl der Grund für ihre nervöse Haltung und ihr unruhiges auf die Uhr sehen war. Ich blieb einige Meter vor ihr stehen, doch Toni entdeckte mich nicht. Sie sah umwerfend aus. Ihre Schulterlangen Locken hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden, und ausser Jeans trug sie ein kariertes Männerhemd. Ich kam mir fast dämlich vor, dass ich mich hatte in das Shirt werfen müssen. Zu spät. Zögerlich ging ich die letzten Schritte zu ihr.

„Hi Toni“, begrüsste ich sie. Als sie mich erkannte begann sie nahezu zu strahlen. Als hätte jemand zwei 1000 Watt Scheinwerfer hinter ihren Augen angeknipst.

„Hi, ich dachte schon du kommst nicht mehr, weil du dich verspätet hast und so…“

grinsend reichte ich ihr die Hand. Sie ignorierte sie und zog mich in eine kurze Umarmung. Sie roch gut. Ich kannte ihr Parfum nicht, doch ich musste feststellen, dass allein der Geruch mich an machte.

„Tut mir leid, ich wurde noch kurz angerufen“

Das es Tanja gewesen war die mich aufgehalten hatte verschwieg ich, auch wenn ich in diesem Moment nicht sagen konnte, wieso ich dies tat.

„Wollen wir reingehen?“ Sie löste sich wieder von mir und sah mich fragend an. Ihre Art als würde sie mich schon seit Ewigkeiten kennen, obwohl ich sie doch erst heute Morgen kennen gelernt hatte, irritierte mich, doch sie gefiel mir.

Ich nickte, und wir gingen in den Club. Er hatte sich seit meinem letzten Besuch ein wenig verändert, doch das Gesamtbild war gleich geblieben. Wir suchten uns einen Tisch. Da wir recht früh dran waren, brauchten wir nicht lange suchen. Auch die Bedienung lies nicht lange auf sich warten. Nur staunte ich nicht schlecht, als diese plötzlich in Form von Markus vor mir stand. Also hatte er diesen Job immer noch nicht aufgegeben. Ebenso wie ich ihn, erkannte auch er mich.

„Holla, Natascha, dich hier einmal wieder zu sehen… Lange her, was?“

Seine tuntige Schwulenstimme war sogar noch schlimmer geworden, wenn ich es doch nicht für möglich gehalten hatte.

Ich grinste. „Ja, ich bin wohl leider Erwachsen geworden“

Er schüttelte nur den Kopf. „Oh nein, nicht noch eine verlorene Seele… Tascha, Süsse, das kannst du mir doch nicht antun. Du und Tanja wart doch der Kracher schlecht hin im Atlantis. Die Waschbecken Geschichte hat euch doch niemand übel genommen. Das war doch nur Pflicht, das Hausverbot“

Ein melancholisches Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab.

„Das wissen wir Markus, deswegen war es doch gar nicht. Wir sind schliesslich auch danach wieder gekommen. Aber ich nehm nicht an das du so viel Zeit hast. Ich nehm einen Cerrydream bitte“

Ich bemerkte Tonis verständnislose aber dennoch bewundernde Blicke, die sie mir zu warf, bevor sie ein ebenfalls alkoholisches Getränk bestellte. Sie wartete noch einen Augenblick, bis Markus verschwunden war, und platzte dann heraus.

„Waschbeckengeschichte? Das musst du mir nun aber erklären“

Ich grinste, beugte mich zu ihr rüber und zeigte auf die Tür zu den Frauentoiletten, die am anderen Ende des Saals lag.

„Siehst du diese Tür dort? Dort hatte ich vor 6 Jahren einen Dreier auf dem Waschbecken. Also, das es auf dem Waschbecken war eigentlich nicht geplant gewesen. Eigentlich war das Ganze nicht geplant gewesen, aber naja…“

Ich wusste nichts mehr weiter zu tun als entschuldigend zu lächeln.

Tonis Augen hatten einen dominanten und dennoch ehrfürchtigen Ausdruck angenommen. Wie auch immer sie das machte.

„Respekt. Hätte ich dir gar nicht zugetraut…“

Schulterzuckend setzte ich mich wieder auf. „Nun ja, ist eine Zeit lang her. Aber darum geht es ja nicht heute Abend, oder? Erzähl mal ein wenig von dir. Wie alt bist du, was arbeitest du?“

Sie sah mich noch eine weile an, bevor sie Antwortete. „Ich bin 28 und arbeite in einem Sexshop“ aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie sie mich bei diesen Worten musterte, ganz als wolle sie meine Reaktion genau studieren. Ich machte ihr die Freude nicht, sondern zog lediglich die brauen hoch.

„Nicht schlecht“

In diesem Augenblick kam Markus mit den Getränken wieder.

Einen Schluck von dem roten Getränk und ich wusste wieder was ich die Jahre hindurch vermisst hatte. Ich konnte später nicht mehr sagen wie es passierte, nur das es das Beste war was passieren konnte. Ich erinnerte mich an 2 weitere Gläser des stark alkoholischen Getränks, an das Lachen, dieses wundervolle Lachen von Toni, ihre pinken Haare, ihre Strähnen, ihr Parfum… Dann fragte sie nach der Geschichte auf der Toilette, und dieses mal musste ich mehr erzählt haben. Ich erinnerte mich auch noch an das kurze Schweigen das danach das zwischen uns stand, und wie sie den letzten Schluck aus ihrem Glas nahm, mich an der Hand packte und auf die Toilette zog. Ich erinnerte mich auch daran, dass ich in dieser Nacht neu begann zu leben, ich erinnerte mich an diesen atemberaubenden Sex mit Toni. Doch was ich dachte, ob ich dachte. Ob ich an Tanja dachte, daran konnte ich mich nicht erinnern.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  K-Cee
2007-09-23T15:55:05+00:00 23.09.2007 17:55
uh~ °-°
verspricht spannend zu werden
Von:  Goto
2007-08-28T20:28:08+00:00 28.08.2007 22:28
ick will nen neues kapitel
Von:  HarukalovesMichi
2007-06-26T20:20:17+00:00 26.06.2007 22:20
Muha geil^^ ich will mehr^^


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