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Kleines Fantastereienkabinett

von

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Vogelfrei

Es war ein wunderbarer Sommer, der das grüne Herz des Landes Koron schon seit einigen Wochen besuchte. Netlar, die Hauptstadt, hatte ihr schönstes Prachtkleid angezogen und wartete nun der Tage, die noch kommen mochten.

Auf einer Wiese vor dem Palast lagen 2 Jungen, der eine vielleicht 12-13, der andere 16 Jahre alt. Beide sahen hinauf zum Himmel, der kein Wölkchen diesen schönsten Platz bedecken lies. Ein einsamer Falke flog vorüber,

"Du, Kuno?" begann der Ältere.

"Was Herr?" antwortete es.

"Ich wär auch gern so frei wie ein Vogel..." Traurigkeit trat in seinen Blick, der von einer tiefen Melancholie zeugte.

Kuno verstand nicht, " Aber ihr seid doch frei, Herr, ihr dürft tun, was immer euch beliebt!"

Kaspar, der 16-jährige, setzte sich ausatmend auf, "Das meine ich nicht..."

Kuno tat es ihm gleich und fragte: "Was dann, Herr?".

Von fern trat eine Stimme an ihr Ohr, "Prinz, euer Unterricht!".

Kaspar wurde ernster, er deutete Kuno ihm zu folgen und lief zu einem Stall, an dem mehrere Knechte die Pferde für die Jagd sattelten. Während sie aufstiegen und davon ritten hörte man nur noch von weitem die Stimme des Lehrers, " Aber, Herr!"

Die beiden Jungen kamen in einen Wald, eine ganze Weile ritten sie still nebeneinander her und Kuno rang nach Worten. " Herr? Darf ich`s wagen euch zu fragen, was ihr meintet?"

Fragend schaute er zu Kaspar, "Nun, weißt du..."

"Wenn ich ein Vogel wäre, dann wäre ich einer, der in einem goldenen Käfig lebte, immer nur herausgelassen, um das Haus mit meinem Gesang zu erfüllen. Doch nie ins Freie. Und immer, wenn keiner schaute, säße ich am Fenster. Und beneidete die wilden Brüder..."

Sein Blick wanderte wieder zum Himmel.

Erneut fliegt der Falke vorbei

"Ich möchte kein solcher Vogel mehr sein! Sondern ein wilder Falke, ohne Grenzen, Regeln, nur sein eigener Herr sein!"

"Wie -"

"Frag nicht! Was du nicht weißt, kann man dir nicht vorwerfen!" lächelte Kaspar. "Lass uns verstecken spielen, noch einmal, bevor ich gehe..." sagte er, seinen Blick senkend.

"Gehen Herr?"

Während er Kunos letzte Frage ignoriert, steigt er ab und dreht sich zu einem Baum.

"Versteck dich, ich zähle!"

"Gut"

Kuno suchte eine Weile zwischen den Sträuchern, bis er das perfekte Versteck entdeckte.

"48... 49... 50! Ich Komme!" rief Kaspar zwischen den Büschen suchend, während ein knacken zu vernehmen war. "Ha, das war ein Fehler!" Langsam ging er auf die Stelle zu, als plötzlich aus einem Busch hinter ihm eine Hand schnellte.

"Psst! Sei bloß leise!" Zischte der Fremde, Kaspar ein Messer an die Kehle haltend. "Du kommst wohl besser mit mir!"

Kein Wort brachte der Junge heraus, während der Fremde ihn mit sich in die Büsche zog.

Auf der kleinen Lichtung zwischen den Bäumen erreichte ein wenig Licht den Boden, das von einem Feuer in der Mitte übertrumpft wurde. Mehrere Menschen, ältere Männer deren Gesichter die Strapazen der Jahre deutlich zeigten, saßen darum versammelt.

Da betraten Kaspar und der Fremde die Stelle, während letzterer den Jungen zu Boden warf.

Der Älteste Mann hob langsam die Lider und fragte: " Wen bringst du uns da? Wer ist er?"

"Der Kerl ist hier herum geschlichen, Eduard! Ob er wohl von der Miliz ist? Scheint mir sehr jung, doch man weiß nie!" sprach der Entführer.

Eduard musterte Kaspar ruhig, ohne Argwohn antwortete er" scheint mir nicht so!" Und wand sich dann fragend an den Jungen:" Wie heißt du?"

"Kaspar von Harringen! Ich-"

Wildes Gemurmel setzte ein, und der Alte dachte "Von Harringen? Etwa der Sohn dieses Tyrannen?"

Kaspar musterte die Menschen, "Und wer seid ihr? Räuber? Mörder?"

Ernst kam Eduards Antwort: "Vogelfreie!"

"Ist`s selbe!"

Wut kochte in Kaspars Entführer auf: "Nein! Ist`s nicht!"

Doch Kaspar ließ sich nicht erregen: "Warum seid ihr dann vogelfrei?" Hohn mischte sich in Blick und Stimme.

Ein weiterer warf ein: "Leon beruhige dich! Und du, wenn du`s wissen willst, frag deinen Vater, diesen Unhold!"

Langsam wurde Kaspar doch unruhig: "Meinen Vater?"

"Menschen werden nicht nur wegen verbrechen bestrafst, wie du sie kennst! Raub, Mord, das ist nicht alles..." antwortete Eduard dem Jungen ruhig. Dessen Interesse nun geweckt war: "Nicht?"

"Nein, vor allem nicht in Koron..."

Die Gesichter der Männer zeigten eine unmenschliche Traurigkeit, die aus tiefstem Herzen kam und alles Verschlang, was ihr entgegentrat.

Kaspar wurde unsicherer: "Mein Vater würde nie... Unschuldige bestrafen..." Fast schon versagte seine Stimme, diese Gesichter waren nicht die von Verbrechern.

Leon stand nun den Tränen nahe, Wut erstickt schrie er, " Es reicht! Du willst wissen warum? Wir öffneten den Mund!"

"Was?"

Eduard erbarmte sich nach einer Zeit des Schweigens des Jungen. "Wir alle, sowie die, die wir auf unserer Reise in den Städten verloren, waren einst Bauern auf dem Land unserer Väter. Bis die Miliz kam, uns zu sagen, dass dies Land nun den Großbauern gehört. Doch wir wollten nicht schweigen, erhoben die Stimmen und nun sind wir vogelfrei..." Auch der Alte Mann begann nun zu weinen.

Kaspar verstand die Traurigkeit nicht: "Das heißt, ihr könnt tun, was ihr wollt, ohne Verpflichtungen? Ohne Gesetz?"

"Ja, das schon, aber um welchen Preis? Eine teure Freiheit..." Eine weitere Träne lief seine Wange hinunter.

Kaspar überlegte, seine Lippen formten Worte, doch keines schaffte den Weg hinaus, bis er endlich eine Frage hervorbrachte: "Was meinst du?"

Eduard schloss die Augen, es viel ihm sichtlich schwer zu antworten.

"Weißt du, was es bedeutet vogelfrei zu sein? Wir mussten fliehen, Frauen und Kinder in Ungewissheit und ein Leben in Gefangenschaft zurücklassen, sie hätten es nicht geschafft." Während er diese Worte sprach legte er den Kopf in den Nacken und erinnerte sich daran, was geschehen war. Vor seinem inneren Auge lief noch einmal ab, wie die Miliz kam, wie sie seine Familie wegbrachten. Die Schreie, die ihn noch oft heimsuchten, wenn er nachts zu schlafen suchte, erklangen wieder in seinen Ohren. "Sie sind jetzt sicher Diener im Palast", dachte er, "Es geht ihnen jetzt besser als mit mir..." Immer mehr Tränen liefen seine Wangen hinab. Er hatte eine ganze Weile geschwiegen, dann sprach

Eduard: "Und wir liefen in ein Leben, dass uns an jeder Ecke den Tod brachte." Zu den Erinnerungen mischten sich jetzt auch die Gedanken an die Kameraden, die an den Galgen der Städte, die sie besucht hatten, schon längst aufgehört hatten zu baumeln. "Wir sind nicht frei, sondern viel mehr die anderen, die uns Jagen. Der König ließ uns für vogel-“frei“ erklären, doch viel eher schickte er uns wie Tiere in einen großen Käfig umgeben von Jägern, die mit ihren Armbrüsten auf den perfekten Schuss warten."

Kaspars Blick wurde nachdenklich. Gedanken, Ängste, Fragen, sie alle stürzten auf ihn ein, als wollten sie ihn erschlagen. Doch die eine Frage ließ ihn nicht los, "Gibt es dann auf dieser Welt überhaupt die `wahre` Freiheit?" fragend schaute er in die Runde.

Alle senkten ihre Gesichter. Gab es diese "wahre" Freiheit denn? Konnte man sie überhaupt erreichen? "Vielleicht gibt es keine absolute Freiheit, doch..." erhob Eduard erneut die Stimme, während Kaspar aufhorchte.“Du kannst dein Schicksal selbst in die Hand nehmen und kannst deine Zukunft bestimmen!" Er lächelte. "Mein Vater sagte immer: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied..." Eduard bedachte den Jungen mit einem traurigen Blick, "Vielleicht wird einmal ein Traum wahr..."

Kaspar sah ihn an: "Welcher Traum?"

Der Alte seufzte, "Der, den das Land seit langem träumt, von einem gerechten Herrn und einer glücklichen Zukunft." Langsam stand er auf, "Nun, wir müssen gehen, sonst wird ein Treffen mit der Miliz unvermeidlich, sie werden euch suchen, mein Prinz!"

Eduard lächelte, während das Feuer gelöscht wurde und alle sich zum Aufbruch bereit machten.

Kaspar stand da und sah ihnen zu, dann, sie waren fast zwischen den Sträuchern weg, rief er: "Wartet!" wobei er sich verbeugte, "Eines Tages bin ICH König, dann soll das Land keine Träne mehr weinen, keine einzige mehr! Dann seid ihr frei, wie die Falken, ohne Jäger!" Heiße Tränen begannen ihm zu fließen und halb erstickt fügte der junge Prinz noch hinzu, "Überlebt bis dahin!"

Leichter Schreck fuhr durch seinen Körper, als er die Hand des Alten auf seinem Kopf spürte, doch es war ein wohliger Schauer. "Vergiss nie deine Werte! Zeig dem Land, dass keine Träne mehr fließen muss! Dann wirst du ein guter König sein!" Er bedachte den Jungen noch mit einem warmen Lächeln und während die Vogelfreien langsam zwischen den Bäumen verschwanden, kehrte auch Kaspar zu den Pferden zurück.

Da durchzog es ihn, "Kuno!" Ihn hatte er vollkommen vergessen. Schnell suchte er überall, bis er den kleinen in einer Baumhöhle fand.

"Seht ihr Herr, ihr habt mich nicht gleich gefunden!" lächelte Kuno über beide Ohren.

Auch Kaspar musste wohlwollend lächeln, "Ja, doch nun lass uns gehen!"

Beide stiegen auf, dabei fragte Kuno: "Wohin, Herr?"

"Nach Hause!"

"Aber..."

"Manchmal lernt der Gefangene die Gefahren der Welt kennen, und merkt, dass man manchmal nur in Gefangenschaft Freiheit erreicht." Kaspar ritt ein Stück voraus, "Los, fang mich!" und lachte.

"Ja, Herr!" Kuno ritt ihm nach, "Ich verstehe!" Und dachte dabei: "Was er wohl meint...?"
 

Einige Jahre später waren Kuno und Kaspar auf den Höfen vor der Stadt unterwegs. Kaspar hatte sich sein Vorhaben zu Herzen genommen. Er war nun König.

Sein Besuch galt Eduard. Lächelnd saß dieser auf der Bank vor seinem Haus. Wohlwollend beobachtete er, wie seine Enkel spielten, rauften und lachten. Wie schön war es diese kleinen Wesen zu beobachten. Dann bemerkte er Kaspar, beide nickten sich lächelnd zu.

Und Eduards Gedanken waren, "Ja, nun weint das Land nicht mehr!"
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-07-17T12:52:56+00:00 17.07.2007 14:52
Uff, ich bin geplättet!
Das mit dem Roman klappt ganz sicher noch^^!

HDL
Von: abgemeldet
2007-07-09T19:26:16+00:00 09.07.2007 21:26
Eine deiner besten Geschichten *_*
wobei natürlich alle klasse sind ;-)
HDL!
*knuddel*


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