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Beichte

Confession
von

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wir schließen uns ein

Ich will ja nicht, dass jemand vor Neugierde tot umfällt, deswegen geht es auch sofort weiter ^^

Viel Spaß damit!
 

Kapitel 11

~wir schließen uns ein~
 

Alexandra hatte sich zu Georg gesellt und lugte an seinem breiten Kreuz vorbei ins Innere des knallroten Kühlschrankes.

Ungläubig starrte sie abwechselnd auf ein einziges Ei, ein Stück, bestimmt schon tranig gewordene, Butter und einen halb aufgegessenen Joghurt.

Innerlich schüttelte sie den Kopf. Das sah ja schlimmer aus, als bei ihr zu Hause.

Durch ein plötzliches Bauchknurren wurde sie sich bewusst, dass sie den ganzen Tag nichts weiter gegessen hatte. Zwar kamen ihr trockene Cornflakes in den Sinn, aber wirklich sättigend war diese Mahlzeit auch nicht gewesen. Okay, da war noch ihre Begegnung mit dem Kirschbonbon, aber... naja... das war ebenfalls nicht der Rede wert.

Plötzlich war Toms Chipstüte heiß umkämpft. Und wo zum Teufel hatte er den Morenkopf von vorhin hergehabt?

Während die beiden Jungs, deren Namen mit G begannen, zusammen mit Tom eine kleine Rangelei um die Chips anfingen, watschelte Bill zum Küchentresen und nahm sich einen der drei Schlüssel weg die da wie auf dem Präsentierteller lagen.

Vermutlich Ersatzschlüssel, schoss es Alexandra durch den Kopf, damit jeder einen hatte.

Außer sie natürlich.

In einem mittelmäßigen Knall flog plötzlich die Chipstüte auseinander und ihr gesamter Inhalt entleerte sich über Filzlöckchen und die Couch. Georg und Gustav hielten in ihren Bewegungen inne und sahen unschuldig auf die Tütenreste in ihren Händen. Ganz nach dem Motto: WIR haben gar nichts damit zu tun.

Bill und Alexandra lachten über den Anblick der Szenerie, Georg begann zu pfeifen und Tom begann, ungewohnt gelassen, die Chips von sich zu kehren.

“Was haltet ihr von einem Besuch bei Jimmy’s?” hörte man plötzlich von Gustav. Aber wahrscheinlich wollte er einfach nur vom Thema ablenken.

Zustimmendes Gemurmel machte sich breit und ehe Alexandra sich versah, brach ein Tumult los wie sie ihn zuletzt beim Winterschlussverkauf erlebt hatte.

Georg war bereits in den Weiten des Flures verschwunden und mit einem “Ich sag Saki Bescheid.” auf den Weg in die zweite Etage, noch bevor Alexandra überhaupt die Zeit gehabt hatte zu blinzeln, geschweige denn zu fragen was “Jimmy’s” eigentlich war.

Im Vorbeigehen hatte er sich noch einen der zwei verbliebenen Schlüssel gekrallt und war mit einer Geste der Verabschiedung verschwunden.

“Ich bin im Bad.” meinte Bill nur und war einen Liedschlag später ebenfalls verschwunden.

“Ich...” gestikulierte Tom hilflos und deutete dabei immer wieder auf die Wendeltreppe “ich bin...nochmal kurz oben.”

Mit diesen Worten verschwand auch er und Alexandra sah zu Gustav, der es sich wartend auf einem Barhocker in der angrenzenden Küche bequem gemacht hatte.

Alexandras fragender Blick schien ihn dazu zu bewegen etwas zu sagen.

“Ich bin fertig.” meinte er nur und Alexandra schmunzelte über diese Bemerkung.

“Was ist Jimmy’s eigentlich?” fragte sie den Schlagzeuger.

“Ein Steakhaus.” meinte er knapp “Ein echter Geheimtipp.”

Fast augenblicklich sammelte sich ein ganzer Sturzbach in Alexandras Mund, bei dem bloßen Gedanken an etwas zu Essen. Und dann auch noch ein Steak. Das klang zu verlockend.

“Ich hol meine Tasche.” sagte sie schnell und rannte, zwei Treppen auf einmal nehmend, Tom hinterher.

Auf dem Weg in ihr Zimmer wäre sie fast mit Tom zusammengestoßen, der seines gerade verließ.

“Hoppla”, war sein verwunderter Ausruf “Ich hatte ja keine Ahnung, dass du es so eilig hast zu mir auf mein Zimmer zu kommen.” grinste er ihr anzüglich hinterher.

“Träum weiter.” sagte Alexandra nur, als sie, ohne sich umzudrehen, an ihm vorbei hechtete und die nächste Tür aufstieß.

Ohne weiter darüber nachzudenken entledigte sie sich ihres alten T-Shirts und wühlte in ihrem Koffer nach einem frischen. Sie krallte sich das erste was sie zu fassen bekam und zog es schnell über. Im hinausgehen griff sie noch nach ihrer neuen schwarz-weiß karierten Umhängetasche und war schon wieder auf dem Weg nach unten.

Sie war keine Minute weg gewesen.

Gustav saß noch immer auf dem Barhocker und Tom leistete ihm nun Gesellschaft. Als Alexandra zu ihnen stieß, öffnete sich die Badtür und Bill trat in den Flur. Alexandra fragte sich, was er wohl gemacht hatte. Lidstrich nachgezogen? Wimpern getuscht? Haarspray aufgetragen? Oder einfach nur ein menschliches Bedürfnis verrichtet?

Verrückt, über was man sich so alles Gedanken machen konnte, was?

Gerade als ihr bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte, zog Tom mit einem Kommentar ihre Aufmerksamkeit auf sich.

“Aber was nicht ist, kann ja noch werden.” meinte er nur und Alexandra starrte jetzt ihn, an Stelle von Bill an.

Irgendwie wollte dieser Satz gerade keinen Sinn ergeben. Was wollte er ihr damit sagen?

Bill rollte genervt mit den Augen und Gustav begab sich zur Wohnungstür.

Toms Blick wanderte eine Etage tiefer. Alexandra sah an sich hinunter und brauchte ein paar Sekunden ehe sie endlich begriff. In großen Lettern prangte auf ihrem T-Shirt der Satz “ICH BIN KEIN GROUPIE”.

“Dir wäre natürlich der Satz ‘ICH BIN EIN GROUPIE, NIMM MICH!’ lieber, oder?”

“Lass mich kurz überlegen”, meinte Tom nur und fügte, allerdings ohne eine Pause des Überlegen, hinzu “Ja!”

“Kommt ihr?” wurden sie von Gustav unterbrochen der an der geöffneten Tür stand und auf die drei wartete.

“Ja.” teilte Bill, der Tom und Alexandra ausdruckslos beobachtet hatte, ihm mit und ging zur Tür.

Alexandra schüttelte innerlich den Kopf und wurde sich bewusst, dass sie dies in letzter Zeit häufiger tat.

Tom deutete ihr, dass er ihr den Vortritt ließ. Skeptisch setzte sie sich in Bewegung, verfolgt von einem dauergrinsenden Tom.

Eine Etage tiefer trafen sie im Treppenhaus auf Georg und Saki. Entweder hatte der Rest der Personenschützer keinen Bock auf ein Essen oder sie hatten andere Aufgaben zu erledigen.

Wie auch immer, Alexandra war es nur Recht nicht so viele von diesen Leuten um sich zu haben.

Georg war der Erste der vor die Tür trat und auf einen der Wagen zuging.

Es hatte aufgehört zu schütten wie aus Eimern, aber dennoch zeugten große Pfützen auf dem Hinterhof von dem Gewitterguss.

Mit Entsetzen stellte Alexandra fest, dass Georg sich wie selbstverständlich hinter das Lenkrad des ersten Wagens setzte.

Oh nein, und sie hatte keine Reisetabletten mehr dabei...

Tom rief “Shotgun” und kletterte auf den Beifahrersitz. Shotgun?

Resignierend ließ sich Gustav auf der Rückbank nieder.

Sich ihrem Schicksal stellend, wollte Alexandra sich gerade neben ihn setzen, als sie Bills Stimme vernahm.

“Ihr wollt mich wirklich mit Saki allein lassen?”

Verwirrt blinzelnd sah sie sich um, als es ihr wie Schuppen von den Augenbrauen fiel.

Sie waren zu sechst und die Wagen waren Fünfsitzer.

“Öh”, sagte sie, als keiner der anderen Anwesenden Anstalten machte sich dazu zu äußern “Ich könnte mitfahren, wenn du willst.”

Bill warf seinen Bandkollegen einen Ich-mag-Alexandra-viel-lieber-als-euch-Blick zu und öffnete die Hintertür des Wagens, in dem Saki schon als Fahrer saß, um Alexandra einsteigen zu lassen.

Als sie sich auf der Rückbank niederließ, hatte sie das komische Gefühl beobachtet zu werden.

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie auch, dass es gewittern würde. Sie hätte schwören können, ein Blitzen gesehen zu haben. Da außer ihr dies niemand zu glauben schien, tat sie es damit ab, dass es wahrscheinlich eine Reflexion in der Scheibe gewesen sein musste.

Sakis Fahrstil war ihr bei Weitem lieber. Dies dachte sie sofort, als sie sah wie Georg vom Hof brauste.

Als Saki den Motor startete, wurden sie von den harten Klängen des neuen Linkin Park Songs berieselt.

In Seelenruhe kullerte der Jeep Richtung Ausfahrt und Bill meinte nur, dass David Saki die Hölle heiß machen würde, wenn er erfährt, dass er den Rest der Band aus dem Auge verloren hatte.

“Keine Panik. Bei der nächsten Ampel hab ich sie wieder eingeholt.” brachte Saki zum Ausdruck und summte zum Refrain des Rocksongs mit.

Alexandra fühlte sich an ihre erste Autofahrt mit Saki erinnert. Die Platzaufteilung war damals die Gleiche gewesen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Seitdem war so vieles passiert.

Sie sah nach rechts. Bill musterte sie mit einem geheimnisvollen Grinsen.

“Was ist?” wollte sie von ihm wissen, erntete allerdings nur ein Kopfschütteln.

“Nichts.”

“HA!” rief Saki plötzlich lautstark.

Alexandra erschrak aufgrund dieses plötzlichen Ausrufes, lehnte sich mehr zur Mitte und sah nach vorn. Bill tat es ihr gleich und sie erkannte vor ihnen den schwarzen Jeep in denen Tom und G-Quadrat sitzen mussten. Saki war sichtlich stolz auf sich.

“Ich sagte ja, bei der nächsten Ampel haben wir sie wieder.”

Der Wagen kam zum stehen.

“Ich wette sie schneiden uns gerade Grimassen.” vermutete Bill und versuchte vergeblich etwas durch das schwarz getönte Heckfenster hindurch zu sehen.

“Meinst du?”

Bill nickte.

“Na wenn das so ist, dann können die uns doch mal.” meinte Alexandra nur aus einer Laune heraus, schnallte sich ab und kletterte kurz, halb über den Fahrersitz gelehnt, nach vorn um dem Wagen vor ihnen das internationale Zeichen für Gleichgültigkeit zu zeigen: ihren ausgestreckten Mittelfinger!

Saki lachte auf seine typische Art, während Alexandra sich wieder setzte, genau in dem Moment als die Ampel auf grün sprang.

Für ein paar Sekunden passierte gar nichts. Georg schien vergessen zu haben, wie man ein Auto in Bewegung setzte. Hinter ihnen begannen die Ersten zu hupen.

“Das war toll.” hörte sie Bills begeisterte Stimme, als sie sah wie der Wagen vor ihnen leicht ruckend in Bewegung geriet.

“Da hast du jemanden ganz schön aus dem Konzept gebracht.” meinte auch Saki und blieb dicht an der Stoßstange des Jeeps kleben.

“Tja,” meinte Alexandra nur und lehnte sie zurück “so bin ich.”

Es wurde langsam dunkel, als sie in eine kleine unscheinbare Gasse am Stadtrand von Hamburg einbogen. Hier war es schon fast ländlich und laut Bill war das Tonstudio, in welchem sie ab morgen jede freie Minute verbringen würden, hier ganz in der Nähe.

Man hätte meinen können, zu dieser Tageszeit wäre ein Steakhaus gut besucht gewesen, doch allem Anschein nach, handelte es sich tatsächlich um einen Geheimtipp. So geheim, dass nur sie sechs davon wussten. In der Ecke saß zwar ein junger Italiener, aber der gehörte wahrscheinlich zum Personal und verschwand sofort hinter der Theke als er sie sah. Italienische Musik dudelte aus einem Lautsprecher irgendwo unter der Decke leise vor sich hin.

Ein italienisches Steakhaus also, sehr interessant.

Die Jungs schienen bereits ihren Stammplatz zu haben, denn sie liefen geradewegs auf eine Eckbank zu.

Die Zwillinge ließen sich nebeneinander an die lange Tischseite fallen, Alexandra setzte sich kurzerhand allein an die kürzere und für Georg, Gustav und Saki blieben nur noch die Stühle übrig, da die weich gepolsterte Eckbank somit besetzt war.

Alexandra hatte nur kurz Zeit sich umzusehen, als auch schon ein älterer, ebenfalls italienisch aussehender, Mann mit Speisekarten zu ihnen eilte und sie begrüßte.

“Bueno sera.”

Die Jungs und Saki begrüßten den Mann ebenfalls wie einen guten Freund, als sein Blick auf Alexandra fiel.

“Oh, heute in Damenbegleitung?” fragte er in lustigem Akzent und lächelte ihr freundlich zu.

“Ja,” meinte Tom bevor irgend jemand anderes es tat “aber du weißt ja Francesco, wir waren nie hier.”

“Natürlich.” zwinkerte Francesco “Getränke?”

Alexandra sah in die Runde. Saki war tief in die Karte versunken, alle Anderen sahen sich ratlos an.

“Eine große Cola.” sagte die Karte plötzlich mit Sakis Stimme.

“Für mich auch.” fügte Bill hinzu.

“Und für mich auch.” meinte Tom.

“Die nehm ich auch.” sagte Georg.

“Ich auch.” bestätigte Gustav mit einem Grinsen.

Monoton wandten sich alle zu Alexandra und sahen sie erwartungsvoll an.

“Ein Wasser bitte.” sagte sie zur Enttäuschung aller.

Francesco grinste nur.

“Sehr gern.” meinte er und verschwand dann ebenfalls hinter der Theke.

Alexandra sah sich jetzt etwas genauer um. Auf jedem der Tische stand eine brennende Kerze, was dem Restaurant einen romantischen Hauch verlieh, da diese Kerzen die einzigen Lichtquellen zu sein schienen. Alles in Allem, war es hier sehr gemütlich.

Die folgenden Minuten verbrachten sie damit die Karte zu studieren. Ab und an wandte sich Tom, der neben ihr saß, zu seinem Bruder und schien sich zu beratschlagen, aber keiner schien sich für ein Gericht entscheiden zu können.

Saki brach die Stille.

“Was haltet ihr von dem Schlemmerteller für vier Personen?”

Alexandra suchte schnell die Karte danach ab, während Bill bereits antwortete.

“Klar, wir nehmen einfach zwei. Seid ihr einverstanden?”

Alle bejahten und als der junge Kellner die Getränke brachte, gaben sie ihren Wunsch in Bestellung.

Tom war der Erste der sein Glas in die Höhe hielt und wartete bis die Anderen es ihm gleich taten.

“Auf Lexa.”

“Was?”

Ungläubig sah sie in die Runde und fühlte sich nicht gut dabei, dass man auf sie anstieß, doch Toms Vorgabe echote bereits im Raum wider.

“Auf Lexa.”

“Auf,” war zu guter Letzt noch Alexandra selber an der Reihe etwas zu sagen “die Band.” vervollständigte sie und jeder stieß mit jedem an.

“Du hast mir nicht in die Augen gesehen, Georg.” echauffierte sich Tom plötzlich “Das bedeutet 7 Jahre schlechten Sex.”

Alexandra nahm einen Schluck und versuchte ihr Hungergefühl sowie die aufkommende Diskussion über Blickkontakt zu ignorieren.

Vielleicht wäre es auch einfach das Beste, ihre Wahrnehmung mal ganz auf Eis zu legen und nur noch zu existieren. Unter Umständen würde die Zeit ja dann schneller vergehen. Es war eine Fehleinschätzung.

“So,” beendete sie die Diskussion mit einem lauten Wort und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischkante ab “jetzt erzählt doch mal was über euch.”

Es hatte funktioniert.

Sie verstummten.

“Was willst du denn wissen?” fragte Bill und nippte an seiner Cola.

Alexandra versuchte krampfhaft sich eine gescheite Frage auszudenken, was ihr irgendwie das Gefühl gab sie wäre hier bei einem Meet & Greet, als bei einem Abendessen mit ihren neuen “Kollegen”.

“Keine Ahnung. Vielleicht... wie kommt ihr auf Ideen für neue Liedtexte?”

Okay, das war nicht die einfallsreichste Frage. Sie war sich sicher, dass die Jungs diese schon tausend Mal beantwortet hatten, aber vielleicht würde sich dadurch eine Unterhaltung entwickeln.

“Ganz einfach,” war Tom es der ihr antwortete, obwohl Bill sich geräuspert und Anstalten gemacht hatte zu antworten “wir schließen Bill ein und lassen ihn nicht mehr raus bis er was brauchbares zu Papier gebracht hat.”

Der Rest der Truppe lächelte leidend.

“Tatsächlich?” wollte Alexandra nur wissen und Tom fügte grinsend hinzu:

“Oh ja, allerdings passiert es immer öfter, dass wir uns alle vier einschließen und dann wilde Orgien feiern.“

Alexandra hatte soeben das Glas an ihre Lippen gehoben und prustete nun einen kräftigen Schluck Wasser quer über den Tisch. Tom hatte dies mit solch einem Ernst gesagt, dass die Anderen ebenfalls laut los lachten. Dies wurde durch Alexandras, nicht ganz freiwillige, Spuckaktion nur noch unterstützt.

Saki hingegen beherrschte es sehr gut, seine Wahrnehmung abzuschalten und einfach nur zu existieren. Vielleicht sollte sie ihn bei Gelegenheit fragen, ob er ihr zeigen konnte wie das geht, denn er schien es konsequent durchzuziehen.

“Ihr glaubt ja gar nicht wie weit die Fantasien einiger Fans gehen.” meinte Alexandra schließlich leicht hustend, als sie sich wieder gefangen hatte und gerade die Tischdecke mit einer Serviette trocken tupfte.

“Oh doch,” sagte Bill und rieb sich leidend die Stirn “das wissen wir sogar ganz genau.”

Georg und Gustav sahen sich vielsagend an, während Tom sich zurück lehnte, die Arme hinter dem Kopf verschränkte und fragte:

“Schon mal was von Twinzest gehört?”

Alexandras Augen weiteten sich.

“Das Gleiche wollte ich euch auch gerade fragen.”

“Oder Slash.” fügte Gustav hinzu und schüttelte sich bei dem Gedanken.

Alexandra machte eine ausholende Geste und bemerke dabei den Kellner nicht, bis sie gegen ihn stieß.

“Es gibt Unmengen von Fanfictions, in denen- Oh, scusi.“

Der Junge Mann brachte die erste der beiden Schlemmerplatten und platzierte sie mittig der einen Tischhälfte.

“Non problema.” meinte er mit einem typischen Italienerlächeln und machte sich daran die zweite zu holen.

“Ja, das wissen wir.” sagte Tom, die kleine Unterbrechung nicht beachtend, noch bevor Alexandra ihren Satz beendet hatte “Ich hab da mal ein oder zwei gelesen...vielleicht auch drei...oder vier. Komisch, dass ich immer als notgeiler Frauenheld dargestellt werde.”

Er grinste sein bestes Checkergrinsen.

“Ich kann mir gar nicht vorstellen wieso.” meinte Alexandra und ihre Stimme troff von Sarkasmus.

Sie lachten.

Bill war der Erste der wieder verstummte, als der junge Kellner die zweite Platte brachte und sich nur wenige Zentimeter neben Alexandra über den Tisch beugte um sie abstellen zu können.

“Grazie.” fühlte sie sich genötigt zu sagen.

“Prego.”

Als der Kellner verschwunden war, schalltete auch Saki seine Wahrnehmung wieder ein und griff mit einem “Oh, Essen.” nach dem Besteck.

Die Anderen taten es ihm gleich und schaufelten sich ganze Haufen auf die vorgewärmten Teller.

Alexandra fiel es schwer sich bei der riesen Auswahl für ein Steak zu entscheiden.

Rumpsteak? Hüftsteak? Filetsteak? Lammrückensteak? Putenbruststeak? Oder doch lieber ein T-Bone-Steak?

Auch die Beilagen sahen alle zu lecker aus um sie unprobiert zu lassen.

Kurzerhand nahm sie sich von Allem etwas. Die Teller waren ja groß genug und ausgehungert genug war sie auch. Ein Wunder, dass sie es überhaupt so lange ohne etwas zu futtern ausgehalten hatte.

“Sieht jemand ein Schweinefilet?” fragte Gustav plötzlich und sah sich suchend auf den Tellern um.

Alexandra fiel auf, dass er bis auf die Beilagen noch nichts auf seinem Teller hatte.

Suchend hob Georg mit seiner Gabel das ein oder andere Fleischstück an und schüttelte bedauernd den Kopf.

“Sieht so aus als wäre bloß eins dabei gewesen. Und ich glaube, das hat Bill.”

Bill reichte Gustav plötzlich seinen Teller quer über den Tisch.

“Sorry, ich habs irgendwie grad voll verdrängt, dass du allergisch bist.”

“Na dann,” meinte Tom nach einer Weile und sah in die Runde. Jeder hatte jetzt etwas auf seinem Teller. “Buon appetito.”

“Haut rein.” hörte man noch von Saki bevor er für den Rest des Abendessens wieder komplett verstummte.

“Guten Appetit.” meinte Alexandra nur und schob sich selig ein großes Stück Steak zwischen die Kauleisten.

Zustimmendes Gemurmel brandete ihr entgegen und sie begannen ihre Teller zu leeren. Die Minuten vergingen, in denen sie sich schweigend über das Essen her machten.

Es war ein wunderbares Gefühl endlich wieder etwas essen zu können, wenn man so ausgehungert war.

Alexandra hatte es mehr als eilig ihren Teller zu leeren, was nicht lange unbemerkt blieb.

Sie versuchte die Blicke die Tom ihr zuwarf zu ignorieren. Anfangs klappte das ganz gut, bis er plötzlich aus heiterem Himmel und ohne mit der Wimper zu zucken fragte:

“Bist du etwa schwanger?”

Alexandra ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie schaufelte sich weiter gabelweise Fleisch und Bratkartoffeln in den Mund und fragte in der gleichen Tonlage wie er es getan hatte:

“Bist du denn Jamaikaner?”

Aus Georgs Richtung war ein unterdrücktes Glucksen zu hören, Gustav grinste vor sich hin, Bill gluckste ebenfalls, Tom sah sie ausdruckslos an und Saki... Saki ignorierte das alles irgendwie.

Tom öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, jedoch kam kein Laut über seine Lippen.

“Ich glaube, das bedeutete nein.” ließ Georg Tom wissen und beobachtete wie dieser sprachlos die Nahrungsaufnahme fortsetzte.

“Man mag kaum glauben, was in so ein zierliches Mädchen alles rein geht.” war Georg es der die Stille brach.

Die Jungs waren schon geschlagene 10 Minuten fertig mit dem Verzehr der Speisen und ihre Teller waren bereits weggeräumt, was sie dazu übergehen ließ Alexandra zu beobachten wie sie beharrlich das letzte Steak auf ihren Teller zog.

“Das war doch jetzt das achte Steak, oder?” fragte Tom ungläubig.

Alexandra zuckte kauend mit ihren Schultern.

“Das neunte.” korrigierte Bill seinen Bruder und schielte, leicht finster drein blickend, zur Theke.

“Ich hatte halt Hunger.” murmelte Alexandra, schluckte den letzten Bissen runter und legte ihr Besteck auf den Teller “Aber jetzt bin ich satt.”

“Wo frisst du das alles hin?” fragte Tom voller Unglauben und fügte hinzu “Vermutlich isst du doch für zwei.”

Alexandra war gerade dabei gewesen ihr Wasserglas zu leeren, als Toms Bemerkung an ihr Ohr drang. Sie zog die Augenbrauen nach unten, nahm das Glas mit dem Wasserrest von ihren Lippen und schüttete es Tom mit einem teuflischen grinsen kurzerhand ins Gesicht.

Er zuckte, in dem vergeblichen Versuch der Attacke ausweichen zu können, kurz zusammen. Sein anschließender Protest ging allerdings im Gegröle der restlichen Anwesenden unter. Georg wäre beim Anblick von Toms betröppeltem Gesicht fast vom Stuhl gefallen. Geistesgegenwärtig nahm Bill die Getränke in seiner Reichweite an sich, nachdem er sah wie Tom diese anvisierte.

In stummer Drohung zeigte er mit dem Finger auf Alexandra und meinte nur:

“Dein Zimmer...abschließen.”

Sich den Bauch vor Lachen haltend, schaffte sie es gerade noch ihm ihre Zunge entgegen zu strecken. Dies war Anlass genug für Tom um blitzschnell aufzustehen, seinen linken Arm um ihren Hals zu legen, sie an sich zu drücken und mit der rechten Faust über ihren Kopf zu wuseln.

Das kleine Restaurant hatte vermutlich noch nie so einen aufregenden Abend erlebt, denn aufgrund von Alexandras Aufschrei und dem danach folgendem Gekicher aller Beteiligten kam Francesco alarmiert aus der Küche gerannt und schien bereits mit dem Schlimmsten gerechnet zu haben. Er gab seinem Kellner lächelnd einen Wink und dieser räumte das restliche Geschirr beiseite während die Rauferei weiter ging.

Erst als Alexandra es schaffte mit ihrer rechten Hand Toms Kinn zu packen und von sich weg zu schieben, ließ er endgültig von ihr ab.

“Okay, okay.” beruhigte er sie mit erhobenen Händen und wischte sich jetzt erst mal mit einer Serviette das Gesicht trocken.

“Bist du nicht Personenschützer, Saki?” fragte Alexandra ihr Gegenüber “Solltest du in solchen Situationen nicht etwas unternehmen?”

“Ich halt mich da komplett raus.” meinte der Bodyguard nur, nahm sich die Speisekarte und tat so, als würde er sich eine Nachspeise aussuchen.

“Haltet mich für verrückt,” unterbrach Bill sie plötzlich mit ernstem Tonfall “aber dieser schleimige Kerl starrt Lexa die ganze Zeit an.”

Sie verstummten urplötzlich und sahen ausdruckslos in Bills Richtung der seinerseits Richtung Küche blickte, in der der Italiener mit den leeren Schlemmerplatten verschwunden war.

Monoton drehten sich alle Köpfe in diese Richtung, sogar Saki blickte auf.

Tom sah zu Alexandra, dann zur Küche und schließlich zu Bill. Zur Küche, zu Alexandra, zu Bill. Dann grinste er.

“Ach Quatsch,” tat Alexandra dies ab und erhob sich um die Toilette aufzusuchen “Entschuldigt mich mal kurz.”

“Aber nur kurz.” rief Gustav ihr hinterher und schnappte Saki die Speisekarte weg.

Alexandra hatte das Gefühl, dass sie noch nie im Leben so satt gewesen war wie in diesem Moment. Und noch nie so glücklich. Dauergrinsend und ganz in Gedanken kam sie von der Toilette wieder, bog in den Hauptraum des Restaurants ein und stieß plötzlich mit dem “schleimigen Kerl” von Kellner zusammen, der sie sofort an den Oberarmen packte, damit sie ihr Gleichgewicht wieder fand.

“Scusi.” war es nun an ihm sich zu entschuldigen.

“Schon okay.” meinte sie schlicht und bemerkte nicht wie er sie etwas länger fest hielt, als es eigentlich nötig gewesen wäre.

Schnellen Schrittes schlenderte sie zurück zu ihren Tisch und bemerkte, dass weitere Gäste eingetroffen waren; ein Pärchen welches sich an einem Zweiertisch in der Ecke niedergelassen hatte.

Die Jungs, außer Bill, kicherten wie die Bekloppten vor sich in, als Alexandra wieder zu ihnen stieß. Gerade als sie fragen wollte, ob sie noch alle Nadeln auf der Tanne hatten, meinte Tom nur:

“Okay, DAS war offensichtlich.”

“Was denn?” fragte Alexandra vollkommen naiv.

“Mir wird schlecht.” entgegnete Bill nur und leerte seine Cola.

“Lags am Essen?” wollte Alexandra weiter wissen, was Tom zu einem erneuten Lachanfall brachte.

“Den Laden boykottieren wir ab jetzt.” unterbrach Georg und leerte ebenfalls sein Glas.

Bill nickte bestätigend und Alexandra hoffte, dass sich sein finsterer Gesichtsausdruck bald wieder legen würde.

“Auf alle Fälle.” sagte er entschieden und blickte grimmig in die Richtung in der der rauchende Kellner in seiner Ecke saß und seinerseits stumm in ihre Richtung blickte.

Alexandra glaubte, dass es langsam an der Zeit war die Rechnung zu verlangen.
 

~Ende des 11. Kapitels~



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Amenirdis
2007-09-22T10:41:25+00:00 22.09.2007 12:41
Perfekt!
Echt super, da kann ich den anderen Zwei hier, nur zustimmen.
Schreib weiter und lass es nicht vergehen. ^^

lg Alex
Von: abgemeldet
2007-09-19T20:40:49+00:00 19.09.2007 22:40
Hallöle
Also ich muss sagen, deine Story gefällt mir sehr gut, auch wenn ich nicht grade ein Fan von TH bin. Du hast einen sehr schönen Schreibstil und stellst alles recht realistisch dar (auch wenn ich denke, dass die Verkaufszahlen in 10 Jahren noch nicht zurückgehen *lach*). Also, großes Lob meinerseits, du hast mich dazu gebracht, die Fiction bis zum (vorläufigen) Ende zu lesen, obwohl ich, wie schon gesagt, kein Fan von TH bin.

*Daumen hoch und weitermachen ;)*
LG
Von: abgemeldet
2007-09-18T15:32:01+00:00 18.09.2007 17:32
hey,

(so da ich jetzt ein zombie bin kann ich deine ff auch noch in tausenden von jahren lesen XD)

oke, zur storY:
Und schon wieder ein echt total gelungenes kapitel!
Wie machst du das nur immer?
*neidisch bin*
Deine Pitel sind immer total fesselnd geschrieben!

Mach bitte wieder GAAAAAAAAAAAANZ schnell weita!

lg
's Diensche


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