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last wish

von

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Geheimnis

Als Kakashi am nächsten Morgen das Haus des Uchihas betrat, traute er seinen Augen kaum. Sasuke lag da auf dem Sofa. So friedlich hatte er ihn schon lange gesehen. Naja eigentlich hatte der kleine noch nie so ruhig geschlafen. Dann hatte Itachi also die Wahrheit gesagt. Leise setzte er sich auf das andere Sofa. Er wollte ihn nicht wecken.

Noch immer wusste er nicht, was er über Itachi denken sollte. Erst vor ein paar Stunden war er bei ihm gewesen. Er hatte unbedingt mit ihm reden wollen und so angespannt gewirkt, wie Kakashi ihn noch nie gesehen hatte. Itachi hatte ihm von seinem Vorhaben erzählt. Das, dass absolut überstürzt und unbedacht war hatte den Uchiha nicht interessiert. Er war entschlossen gewesen. Entschlossen alles zu tun um sein Ziel zu erreichen. Die beiden ähnelten sich wirklich sehr.

Der Hatake verstand den Uchiha einfach nicht. Er hatte Sasukes Leben zerstört. Nicht nur einmal. Jetzt war er wieder hier. Setzte sich für seinen kleinen Bruder ein. Und obwohl er wieder dabei war, das Leben seines Bruders zu zerstören, kümmerte Itachi sich um ihn. Er machte ihm Tee, gab ihm Beruhigungsmittel, damit er etwas Ruhe finden konnte und deckte ihn sogar zu. Das alles war einfach so falsch. Jeder, der die Geschichte der beiden nicht kannte, würde sie für zwei glückliche Geschwister halten.

Er musste wieder an das Gespräch von vorhin denken. Manchmal fragte sich Kakashi wirklich, was in dem Kopf des Uchihas vorging. Dieser Plan war absolut absurd. Nicht nur das. Itachi wusste, dass es seinem Bruder schlecht ging. Trotzdem wollte er unbedingt, dass Kakashi mit dem Training weiter machte. Sasuke war noch nicht soweit. Er schlief kaum, aß fast nichts, da war an Training nicht zu denken. Trotzdem hatte der Hatake das komische Gefühl, dass Itachi den Jüngeren nicht quälen wollte. Hätte er es nicht besser gewusst, würde er sagen, er sollte Sasuke auf einen Kampf vorbereiten, bei dem es um sein Leben ging. Das war doch lächerlich. Kakashi schüttelte den Kopf. Er machte sich zu viele Gedanken. Itachi war wieder hier, warum auch immer. Das einzige was im Moment zählte war Sasuke. Er war völlig fertig, mit der ganzen Situation überfordert. Er brauchte jetzt Hilfe, Nähe und das Gefühl nicht alleine zu sein. Kakashi würde sein Versprechen halten, er würde ihn beschützen.
 


 

Noch immer im Halbschlaf, kuschelte sich der Uchiha weiter unter diese warme Decke. Irgendetwas war anders. Da war diese Wärme, die ihm so vertraut war und unheimlich gut tat. Er fühlte sich befreit. Richtig erklären konnte er das nicht, aber er fühlte sich gut. Er hatte das Gefühl, beschützt zu werden, in Sicherheit zu sein. Niemand konnte ihm jetzt etwas tun. Er liebte die Wärme und er liebte diesen Geruch. Der Geruch seines Bruders. Er gab ihm Sicherheit. So war es schon immer gewesen, schon seit er ganz klein gewesen war. Und wahrscheinlich würde es nie anders sein. Ein Grinsen schlich sich auf Sasukes Gesicht. Er hatte recht gehabt. Sein Hoffen war nicht vergebens gewesen. Es war gut. Alles war okay. Diese Wärme und dieser Geruch konnten nur eins Bedeuten: Das alles war ein Traum gewesen. Ein Albtraum, nichts weiter. Auch wenn er einige komische Wendungen genommen hatte. Itachi war nach all den Jahren zurückgekommen - lächerlich. Aber das war ihm jetzt egal. Es war ein Traum gewesen und er hatte ihn überlebt. Jetzt durfte er wieder glücklich sein. Und das war er auch. Er war glücklich. Fühlte sich unbeschwert und ja er war einfach nur glücklich.

Wahrscheinlich hatte Itachi ihn zu sich geholt. So wie er immer da war, wenn Sasuke einen Albtraum hatte. Er war einfach sein großer Bruder und er liebte ihn. Er würde ihm gleich alles erzählen. Von seinen Ängsten, dem Schmerz und Itachi würde ihn in den Arm nehmen, über den Rücken streicheln und ihm zuflüstern, dass alles okay war. Versprechen ihm niemals so etwas anzutun. Ihn nicht alleine zu lassen.

Vorsichtig öffnete er die Augen und versuchte dabei die böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf zu ignorieren. Es gab keinen Grund zur Sorge. Es war ein Traum gewesen, nicht real.

Langsam schob er die Decke beiseite. Er blinzelte kurz, das Licht blendete ihn. Er hielt sich die Decke vor die Augen und hätte am liebsten geschrien. Er erstarrte, sofort verkrampfte sich sein ganzer Körper. Das konnte, durfte nicht sein.

Wie kamen die roten Wolken auf die Decke? Wie war die Decke zu einem Mantel geworden? Das durfte nicht sein. Nicht noch einmal. Wieso immer er? Er wollte das nicht mehr, konnte nicht mehr. Er war am Ende. Hielt das nicht mehr aus. Dann nahm er den Mantel, warf ihn von sich, als würde er sonst seine Haut verätzen. Und dann tat er es einfach. Er schrie.
 

Gegen Mittag stand Kakashi mit ein paar Einkäufen vor der Tür des Uchihas. Er hatte ein mulmiges Gefühl im Magen.

Er schloss die Tür auf, ging hinein.

Im Wohnzimmer blieb er stehen. “Sasuke?”, rief er.

“Moment”, hörte er Sasukes Stimme von oben. Im nächsten Moment lief er auch schon die Treppe hinunter. Er wirkte völlig aufgelöst.

“Itachi ist weg”, sagte er beinahe panisch noch ehe Kakashi fragen konnte was los ist. Er sah kurz aus dem Fenster und erstarrte. “Das da”, der Uchiha deutete auf den Baum, der draußen vor dem Fenster stand. Dort auf dem Ast saß eine recht große schwarze Krähe mit leuchtend roten Augen, “verfolgt mich.”

Der Hatake wusste nicht recht was er sagen sollte. Darf ich vorstellen, Sasuke, der Vogel da draußen sieht zwar nicht so aus, aber er ist dein Bruder . Wohl kaum. Seufzend fuhr sich der Jo-nin durch die Haare. “Setzt dich.”, sagte er dann und versuchte dem Jüngeren keine Sorgen zu machen. Was jedoch mächtig nach hinten losging.

“Was ist hier los, Kakashi?”

Kakashi sah dem Schwarzhaarigen in die Augen. In dessen Blick lag so viel. Sorge, Angst, Verzweiflung. Er sah wirklich schrecklich aus und war in den wenigen Tagen furchtbar dünn geworden.

Seine ganze Körperhaltung hatte sich verändert. Er war die ganze Zeit total angespannt, ging so, als hätte er Angst, jeden Moment angegriffen zu werden. In den wenigen Tagen hatte Itachi alles zerstört. Es war genauso wie damals. Dabei hatte es so viel Mühe, Geduld und Mut gekostet, den Uchiha wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ihn davon zu überzeugen, dass nicht alles schlecht war. Dass es gute Dinge gab. Dass es sich zu leben lohnte. Jetzt machte Itachi das alles kaputt und er selbst konnte nichts weiter tun, als zusehen. “Du solltest dich wirklich hinsetzten.”

Wenig später saßen sie nebeneinander auf dem Sofa. Irgendwie hatte Kakashi es doch geschafft den Uchiha davon zu überzeugen sich hinzusetzten.

Kurz musterte er den kleineren.

“Das da draußen”, der Hatake deutete auf den Vogel, “das ist dein Bruder.”

Sasuke sah ihn einfach nur verständnislos an. Ganz offensichtlich hielt er das für einen Scherz, den er noch viel offensichtlicher nicht lustig fand. Unter anderen Umständen hätte er sich vielleicht zu einem Lachen durchgerungen. Aber im Moment hatte er wirklich keine Geduld dafür, verarscht zu werden.

“Naja, also nicht direkt. Es ist ein Jutsu deines Bruders. Er will sichergehen, dass hier-” “Nichts passiert, von dem er nichts mitbekommt. Das ist doch krank.”, murmelte Sasuke. Er zog die Beine eng an seinen Körper und schlang die Arme darum. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Außerdem wollte er nicht, dass Kakashi mitbekam, wie sehr seine Hände zitterten. “Dann hat er also mit dir geredet?” Kakashi nickte.

“Und wo ist er?”, fragte der kleinere vorsichtig. “Er ist nur für zwei bis drei Tage weg.”, Kakashi hielt kurz inne. Er hatte das Gefühl, als wusste Sasuke nicht, was er davon halten soll, “Ich kann dir allerdings nicht sagen, wo er ist. Tut mir leid.”

Sasuke nickte. Das hatte er sich schon gedacht. Allerdings wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Er konnte es nicht richtig erklären. Es war völlig absurd, dass wusste er, aber irgendwie war er erleichtert. Erleichtert darüber, dass er wieder kommen würde. Dabei sollte er doch froh sein, dass er weg war. Das war er auch. Irgendwie jedenfalls. Er wusste einfach nicht mehr was er denken oder fühlen sollte. Das alles kam ihm so falsch vor, so unwirklich. Er wollte einfach nur noch aufwachen. Die Tatsache, dass Itachi mit Kakashi gesprochen hatte machte es auch nicht besser. Sie hatten ein Geheimnis. Damit bauten sie etwas zwischen sich auf, etwas vertrautes. Und irgendwie gefiel Sasuke das gar nicht.

“Mach dir nicht so viele Gedanken”, sagte der ältere ruhig und strich dem Uchiha kurz über den Kopf. Wieder nickte Sasuke nur. Was sollte er auch groß sagen? Kakashi hatte recht. Er sollte wirklich aufhören sich Gedanken darüber zu machen. Er würde sowieso zu keinem Ergebnis kommen. Aber er kannte sich inzwischen ganz gut. Und so war er sich absolut sicher, dass er gar nicht anders konnte, als darüber nachzudenken.

“Komm, ich mach uns was zu essen”, meinte Kakashi und riss ihn so aus seinen Gedanken. Er stand auf und zog den Uchiha mit sich in die Küche.

Dort setzte sich Sasuke auf einen Stuhl und sah hinaus. Da war er schon wieder. Dieser Vogel.
 

Als der Hatake das Essen auf den Tisch stellte, zuckte Sasuke kurz zusammen. Er war wieder völlig in Gedanken versunken gewesen. Hatte gar nicht mitbekommen, was um ihn herum passierte. Er sah Kakashi kurz an, dann blickte er vor sich auf den Tisch … und war wirklich überrascht. Eine einfache Tomatensuppe.

Er sah wieder zu dem Jo-nin. “Das hast du damals immer für mich gemacht, als ich.. ich wiedergekommen bin…von…von”, er schüttelte den Kopf, wollte diesen Namen nicht aussprechen. Kakashi nickte. “Das war das einzige was du damals runterbekommen hast.”

Damals. Das war, als Sasuke auf einmal wieder da war. Als er Orochimaru hinter sich gelassen hatte. Er war verletzt gewesen, unterernährt, viel zu dünn, aber er hatte einfach nichts essen wollen. Nichts. Bis Kakashi es mit Tomatensuppe probiert hatte. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Sasuke das Zeug anrühren würde, aber es hatte funktioniert. Wochenlang hatte sich Sasuke nur von Tomatensuppe ernährt, bis er langsam angefangen hatte wieder normal zu essen. Die Suppe hatte ihm damals geholfen, vielleicht würde sie auch jetzt dafür Sorgen, dass es ihm besser ging.

Allerdings rührte der Uchiha nur lustlos darin herum. “Ich weiß du hast keinen Hunger, aber versuchs wenigstens.”

Seufzend nickte der Uchiha und hob den Löffel an den Mund. Doch noch bevor er essen konnte, erstarrte er. Panisch sah er zu Kakashi.

“Itachi ist weg?”

Der Jo-nin nickte ein wenig verwirrt. Worauf wollte Sasuke hinaus?

Sasuke sprang auf, auch wenn er keine Ahnung hatte wieso. “Sie werden ihn umbringen.”, flüsterte er und war selbst geschockt darüber, wie sehr ihn diese Erkenntnis traf.

Kakashi war immer noch sichtlich verwirrt. Er ging zu dem Uchiha, und drückte ihn vorsichtig zurück auf den Stuhl. „Wer wird ihn umbringen?“

Sasuke sah ihn verständnislos an. Verstand er denn nicht? „Die Anbu! Wer denn sonst?“, erklärte er hastig, „ Tsunade hat doch gesagt, dass sie uns die ganze Zeit bewachen und ihn umbringen werden sobald er…“ Dann verstummte er plötzlich. Er schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht sein. Durfte nicht sein. Kakashi würde ihn nicht belügen. Er irrte sich, musste es einfach. Ganz sicher gab es für das hier eine ganz einfache Erklärung.

„Sag mir jetzt bitte, dass das nicht wahr ist.“, flüsterte er. Konnte er denn niemandem mehr vertrauen? Der Hatake war der einzige Mensch, dem er noch vertraute. Er war ihm unendlich dankbar für alles. Er hatte es ihm zu verdanken, dass er noch lebte und jetzt? Jetzt log er ihn einfach so an? Nein, so war er nicht, ganz bestimmt nicht.

Kakashi schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid“, murmelte er und brachte damit, dass Weltbild des Jüngeren ins Wanken. In seinem Kopf herrschte in riesiges Chaos. Aber eine Frage erschien plötzlich ganz klar. Eine einzige Frage.

„Wie… wieso hast du nichts gesagt?“, wieder stand Sasuke auf. Wie sollte er jetzt auch ruhig bleiben? Er hatte Kakashi vertraut und jetzt so was.

„Sasuke, hör mir jetzt bitte zu.“, er wartete kurz um auf Sasukes Reaktion zu warten, doch dieser wandte seinen Blick ab, „normalerweise, würden die Anbu euch bewachen. Genau so, wie Tsunade es erklärt hat. Aber im Moment ist es relativ unruhig im Land, das weißt du. Deshalb werden die Anbu an anderer Stelle gebraucht. Und-“ „Es ist mir völlig egal, was mit den Anbu ist! Scheiß egal. Aber wieso hast du nichts gesagt?“, er wollte ihn nicht anschreien, aber er fühlte sich verraten. Er hatte Kakashi vertraut. Hatte so viel mit ihm durchgemacht. Er hatte doch endlich Jemanden gefunden, dem er nicht egal war. Jemanden, dem er wichtig war. Jemanden der ihn akzeptierte, so wie er war. Mit all seinen Fehlern. Er hatte ihm vertraut, verdammt. „Du sagst ich soll dir vertrauen, du versprichst mir, für mich da zu sein und dann lügst du mich an?!“ Er wollte aus der Küche rennen, wurde jedoch von Kakashi am Arm festgehalten. Er durfte den Uchiha jetzt nicht gehen lassen. Nicht so. „Ich wollte, dass du dich sicherer fühlst.“

„Du hast mir die Möglichkeit genommen ihn umzubringen!“. Sasuke sah ihn mit so viel Hass an, dass Kakashi beinahe schlecht wurde.

„Meinst du wirklich du hättest ihn einfach so töten können? Du siehst ihn nach all den Jahren plötzlich wieder und dann bringst du ihn einfach so um?“

Sasuke versuchte sich aus dem Griff des Jo-nin zu befreien.

„Du hättest ihn nicht töten können, Sasuke. Und glücklich wärst du damit auch nicht geworden.“

„Vielleicht nicht, aber ich hätte die Wahl gehabt! Du hattest nicht das Recht mich anzulügen. Was war noch gelogen? Kommt er gar nicht wieder? Ist er tot? Ist das alles nur ein großer Witz? Mit mir kann mans ja machen, oder wie?!“

Es tat weh, was er sagte. Aber noch viel mehr tat es weh, ihn so verzweifelt zu sehen. Sein Blick war voller Verzweiflung und Enttäuschung. Kakashi konnte sich gut vorstellen, wie Sasuke sich jetzt fühlen musste. Er hatte ihm versprochen, für ihn da zu sein. Ihn niemals zu belügen. Er hatte ihm gezeigt, dass er ihm vertrauen konnte. Jetzt machte er das alles kaputt. Wahrscheinlich war er auch nicht viel besser als Itachi. Es war falsch gewesen. Aber was hätte er sonst tun sollen? Hätten sie alle von Anfang an die Wahrheit gesagt, dann hätte ihm das auch nicht geholfen.

Vorsichtig versuchte der Hatake den Uchiha an sich zu ziehen, doch diesem gelang es endlich, sich aus dem Griff zu befreien. Sasuke lief aus der Küche und rannte nach oben, ohne sich noch einmal umzusehen.
 

Seufzend sah Kakashi ihm hinterher. Dann wandte er seinen Blick nach draußen. Dort saß er und beobachtete ihn. Der Vogel. „Es tut mir leid“, flüsterte er ihm zu. Dieser sah ihn einen langen Moment an. Dann war er plötzlich verschwunden
 

Mitten in der Nacht, gab Sasuke auf. Er bekam einfach kein Auge zu. Er musste immer wieder darüber nachdenken, was er Kakashi an den Kopf geworfen hatte. Sicher, er hatte es ernst gemeint, fühlte sich verraten, aber … hätte er ihn wirklich so anschreien müssen? Vielleicht hätte er das gleiche getan.

Er hätte den Jo-nin jetzt gerne hier gehabt, seine Stimme gehört, seine Nähe gespürt. Alleine zu sein, war einfach unerträglich. Er blickte nach draußen, vielleicht würde ihn das auf andere Gedanken bringen.

Langsam aber sicher, drehte Sasuke durch, da war er schon wieder: dieser Vogel. Er hatte heute morgen schon alles versucht um ihn loszuwerden. Aber es hatte einfach nicht geholfen. Er war immer da. Egal aus welchem Fenster er sah. Er war da und wenn er nicht hinaussah, spürte er trotzdem seinen Blick.

Seufzend ging er zum Fenster. Es war inzwischen dunkel geworden. Hätte er nicht diese leuchtend roten Augen gehabt, hätte man den Vogel leicht übersehen.

Der Uchiha machte das Fenster auf und versuchte ihn anzulocken. Er rief ihn, klopfte an die Scheibe, pfiff. Aber es tat sich nicht. Er saß einfach nur da und beobachtete ihn.

Die Vorstellung, dass er ein Teil von Itachi war, er von ihm durch diesen Vogel beobachtet wurde, war irgendwie befremdlich für ihn.

Er musterte ihn eine ganze Weile. Erst jetzt viel ihm auf, dass es ein wunderschönes Tier war - ob nun real oder nicht. Er hatte glänzende Federn und diese roten Augen, die den Sharingan so ähnlich waren, wirkten beruhigend auf ihn. Sie machten ihm keine Angst, nicht so wie Itachis Augen. Wieso hatte er sich wohl ausgerechnet eine Krähe ausgesucht?

„Itachi“, flüsterte er und fragte sich, ob Itachi ihn wohl hören konnte.

Wieso beobachtete Itachi ihn überhaupt? Machte er sich etwa Sorgen um ihn? Das konnte er sich nicht so richtig vorstellen. Und was sollte schon passieren? Nichts. Oder hatte er Angst, Sasuke würde etwas anstellen? Aber was? Ihn verfluchen? Sich umbringen? Planen, ihn umzubringen? Umbringen. Er konnte ihn wieder umbringen. Hatte die Möglichkeit dazu. Wenn er ihn überraschte, hatte er sogar eine Chance.

Wieso eine Krähe?

„Dich könnte ich nicht umbringen“, flüsterte er.

Er beobachtete ihn noch eine ganze Weile, dann schloss er das Fenster wieder und ging nach unten.

Als er die Küche betrat und dort aus dem Fenster sah, war der Vogel natürlich wieder da. Irgendwie, war es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, nicht alleine zu sein. Egal wann, egal wo. Immer war jemand da. Er hasste die Einsamkeit. Einsamkeit und Dunkelheit. Das waren die einzigen Dinge vor denen er wirklich Angst hatte. Sie waren seine persönliche Hölle. Wäre Kakashi damals nicht gewesen, dann wäre er daran zerbrochen. Einfach so. Ohne sich zu wehren. Trotzdem hatte auch er es nicht geschafft, die Einsamkeit und die Dunkelheit ganz aus Sasukes Herzen zu vertreiben. Nicht mehr alleine sein, dass war beinahe sein einziger Wunsch gewesen, bevor Itachi wieder aufgetaucht war. Jetzt wurde er von einem Vogel verfolgt.

Als Sasuke den Topf mit der Suppe sah, versetzte es ihm einen Stich. Ein Zettel lag daneben. Guten Appetit… Wenn du etwas brauchst, sag einfach bescheid.

Er sah den Zettel mit einem gequälten Ausdruck an. Was war er nur für ein Idiot?
 

Nur ein paar Minuten später, fand er sich vor Kakashis Tür wieder. Er brauchte sich nicht umzudrehen, er wusste auch so, dass Itachi da war - jedenfalls sein gefiederter Vertreter.

Ein wenig zögerlich klopfte er an die Tür. Er hatte Angst, fühlte sich unwohl.

Dann wurde die Tür geöffnet und ihm stand ein verwunderter Kakashi gegenüber. Er sah so ziemlich genauso aus, wie Sasuke sich in den letzten Tagen fühlte. Er wirkte erschöpft und müde. Er war dünn geworden, unter seinen Augen hatten sich leichte Schatten gebildet und irgendwie sah er durcheinander aus. Das schlechte Gewissen des Uchihas wurde immer größer. Wie hatte er nur glauben können, er wäre der einzige, der mit der Situation nicht klar kam? Er war so ein Ignorant.

„Hey, alles okay?“, fragte der Hatake besorgt und riss den Uchiha so aus seinen Gedanken. Sasuke schüttelte heftig den Kopf. Er fühlte wie Tränen über sein Gesicht liefen.

Sofort war Kakashi hellwach. „Was ist passiert? Ist was mit Ita-“ „Es tut mir so leid“, brach der Schwarzhaarige hervor. „Ich..ich wollte nicht-“ Der Jo-nin drückte den Uchiha an sich. „Schon okay“, flüsterte er ihm ins Ohr und zog ihn mit in die Wohnung. Sie setzten sich auf das Sofa. Kakashi hielt ihn einfach nur fest. Er wollte dem Uchiha das Gefühl geben nicht alleine zu sein. Reden wäre in dieser Situation wohl sinnlos gewesen. Sasuke war einfach kein Mensch, der offen über seine Gefühle sprechen konnte. Er fühlte sich unwohl dabei. Also ließ er ihn schweigen und war einfach an seiner Seite. Sasuke war dankbar dafür. Diese Nähe und Wärme tat einfach unheimlich gut. Er drückte seinen Kopf gegen Kakashis Brust. Er wollte ihm so nah wie möglich sein, so viel von seiner Wärme spüren, dass er sich nicht mehr so schrecklich hilflos fühlte. Er hatte das Gefühl alleine zu sein. Völlig allein. Er versuchte den Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen. Er war nicht alleine, Kakashi war da. Jedenfalls wollte er daran glauben. Mit diesem Gedanken, weinte er sich schließlich in den Schlaf.
 


 

Der Hatake wurde aus seinem unruhigen Schlaf gerissen. Im ersten Moment war er ein wenig verwirrt gewesen. Er saß auf seinem Sofa. Wahrscheinlich, war er eingeschlafen, was in den letzten Tagen eher selten vorkam. Als Sasuke bei ihm geschlafen hatte, war er die ganze Nacht wach geblieben. Er wollte da sein, und ihn wecken können, falls er einen Albtraum hatte. Was er natürlich nicht hoffte und der Uchiha hatte auch relativ ruhig geschlafen.

In den nächsten beiden Tagen, hatte er wieder angefangen mit dem Schwarzhaarigen zu trainieren. Nicht richtig, Sasuke war einfach körperlich noch nicht fitt genug dafür. Aber ein paar leichte Jutsu und Übungen mit dem Sharingan waren sie durchgegangen. Der Schwarzhaarige war davon jedes mal so erschöpft gewesen, dass er kurz nach dem Training eingeschlafen war. Kakashi hatte ihm angeboten über Nacht zu bleiben. Sasuke hatte abgelehnt, er wollte nicht, dass Kakashi seine Gewohnheiten für ihn umstellte. Er sollte nachhause gehen und selbst etwas schlafen.

Als es an der Tür klopfte, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Sofort war er auf den Beinen. Vielleicht war etwas mit Sasuke…

Als er die Tür öffnete, war er wirklich überrascht. Vor ihm stand Itachi. Irgendetwas war falsch an diesem Bild. Der Uchiha zeigte niemals Schwäche. Er wirkte immer völlig beherrscht. Hätte niemals um Hilfe gebeten, oder ähnliches. Jetzt stand er hier, vor dem Jo-nin. Stütze sich an der Wand ab und schwankte trotzdem gefährlich hin und her. Er war mehr als nur wackelig auf den Beinen.

„Komm rein“, sagte er. Itachi nickte, stieß sich von der Wand ab und hob einen Fuß. Doch noch bevor er ihn vor den anderen setzten konnte, schloss er plötzlich die Augen und fiel Kakashi in die Arme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Turiana
2010-08-03T15:31:51+00:00 03.08.2010 17:31
dass sasuke durchgedreht ist war verständlich. scheinbar haben ihm alle etwas verschwiegen, wie sollte er dann anders reagieren? kakashi steht ihm immerhin am nächsten. und dass sasuke bei kakashi geschlafen hat, hat ihm bestimmt gut getan, kakashi auch. die einsamkeit schadet sasuke wirklich, und vllt ist es ganz gut, dass itachi sich um ihn kümmert- auch wenn sein bruder angst vor ihm hat. aber dass er einfach für ein paar tage verschwunden ist und dann scheinbar verletzt auftaucht... bin mal gespannt, wo er gewesen ist.
super kapi ;) man merkt richtig, wie durcheinander und verletzt sasu war, als kakashi ihm die wahrheit gesagt hat. aber süß, dass er sich unter itachis mantel so geborgen gefühlt hat. wie früher, als noch alles in ordnung war. schade nur, dass er dann feststellen musste, dass es nicht mehr so ist >.< aber wo war itachi? wollte er vllt iwas tun, um sasuke zu schützen? zutrauen würde ich es ihm, und immerhin soll kakashi ja daran arbeiten, dass sasuke wieder stärker wird... schreib bitte bald weiter!
lg


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