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Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Eine Empty Trash FanFiction
von

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Duell am Abend

„Noch 10 Minuten Jungs“, hörte man Benedikts Stimme von draußen und es war klar was das bedeutete. Die Vorband war dabei ihren letzten Song zu spielen, dann wurden nochmals kurz die Instrumente überprüft und dann ging es auch schon los. Es war absolut verrückt was mir bis jetzt so alles widerfahren war und es würde mir niemand, aber auch wirklich niemand abnehmen.

„Na dann wollen wir mal nicht wahr?“, kam es von Max, der sich vom Sofa erhoben hatte und den Rest der Band ansah. Hatten sie vorher noch den Eindruck von einem unkoordinierten Haufen gemacht, so erinnerte jetzt gar nichts mehr daran. Jeder wusste genau was er zu tun hatte und beinahe jeder Handgriff saß perfekt. Es hatte fast schon etwas beängstigendes an sich, wenn man sie vorher nur als Chaostruppe kennengelernt hatte.
 

Zusammen mit den Jungs verließ ich den Backstageraum und während sie die Bühne eroberten, verzog ich mich weiter nach hinten und leistete Ingo am Merchandisestand Gesellschaft. Von dort aus hatte man perfekte Sicht und war aus der Gefahrenzone heraus. Kaum hatten die Jungs die Bühne betreten, eroberte der Lärmpegel noch nie gekannte Höhen. Es war erstaunlich zu welchen Tönen die menschlichen Stimmbänder doch fähig waren. Nach einer kurzen Begrüßung rockten die Jungs auch schon mit „Point of no return“ los und bereits nach den ersten paar Sekunden hatten sie die Menge auf ihre Seite gezogen. Es war interessant dem ganzen zu zuschauen und ich war froh, dass ich nicht mit dort vorne stand. Weder hatte ich Lust auf Ellenbogen die sich mir in die Rippen bohrten, weil man ja ganz vorne stehen wollte, noch hatte ich Lust auf künstliche Fingernägel die sich mir als Rache in den Arm bohrten. Ne, ne der Platz jetzt war schon gut so.
 

Ich wollte es mir gerade auf einer Bank gemütlich machen, als ich auch schon von Ingo zum Arbeiten eingespannt wurde. Da ich seiner Meinung nach perfekt saß, konnte ich ihm ja die Shirts reichen, die er gerade brauchte, denn so musste er nicht von einem Eck zum anderen laufen. Aber da ich ja mal nicht so sein wollte, half ich ihm natürlich gerne und es machte ja auch Spaß. Ich hatte beinahe sogar ein wenig das Gefühl dazu zu gehören. Ich fragte mich, wie es denn wohl so ist, tagelang unterwegs zu sein und von einem Konzert zum nächsten zu fahren. Sicherlich war es Stress, aber man erlebte auch sicherlich so einiges. Erlebte Dinge, die man so garantiert kein zweites Mal erlebte. Die erste Tour war immer ein besonderes Ereignis und würde einem immer im Gedächtnis bleiben. Aber während die Jungs wohl morgen schon wieder auf dem Weg zum nächsten Konzert waren, jede Menge Spaß haben würde, musste ich mich um mein kaputtes Auto kümmern. Aber so war nun mal das Leben. Hart und ungerecht. Aber zumindest durfte ich ja heute ein wenig Bandleben schnuppern. Besser als gar nichts.
 

Aber das Konzert machte nicht nur Spaß, sondern überraschte mich auch. Ich hatte ja bisher nur die wenigen Lieder gehört gehabt, die teilweise schon ein wenig älter waren, aber das was mir jetzt um die Ohren flog, war absolut nicht mehr vergleichbar. Der Sound war härter und dreckiger geworden, aber gerade das war es auch, was mich so positiv überraschte. Es war einfach nicht mehr das Schülerbandniveau, sondern zeigte, dass sie an sich und an den Songs gefeilt hatten. Es klang erwachsener, reifer und auf jeden Fall machte es Lust auf mehr.
 

Kaum waren die letzten Akkorde von „Last man in the bar“ verklungen legte sich eine beunruhigende Stille über die Bühne. Tim sah zu Max und hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. *Der wird doch nicht etwa?*, schoss es mir durch den Kopf und ich hoffte, dass mich mein Bauchgefühl täuschte, aber dummerweise tat es das auch diesesmal nicht.

„So Max und ich brauchen eure Hilfe und zwar müsst ihr uns helfen zu entscheiden wer von uns beiden das bessere Gitarrensolo hinlegt“, sprach er in sein Mikro und grinste Max wieder von der Seite her an.

„Richtig wir haben nämlich eine Wette laufen und der Gewinn ist nicht ganz ohne und da wir uns nicht entscheiden können, müsst ihr das eben für uns übernehmen. Seid ihr mit dabei?“, rief Max ins Publikum welches ihm ein lautes „Ja“ zurück rief.

Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen und war froh, dass sie nicht auch noch gesagt hatten um was es wirklich geht. Dann wäre ich heute wohl nicht mehr lebend aus diesem Raum gekommen. Ich sah zur Bühne und musste mir jetzt allerdings ein Lachen verkneifen. Per hatte es sich hinter seinem Schlagzeug gemütlich gemacht und feixte vor sich hin, während Stefan und Julius sich auf den Boden gesetzt hatten. *Wenn das mal keinen Ärger gibt*, dachte ich mir und versuchte an den Gesichter der Crew irgendeine Gefühlsregung ablesen zu können. Aber den Einzigsten den ich entdecken konnte war Benedikt und der hatte es sich auf einer Box gemütlich gemacht und war genauso am grinsen wie alle anderen auch. *Hat sich heute denn jeder gegen mich verschworen?*

„Das hättest du heute morgen als du aufgestanden bist auch nicht erwartet oder?“, meinte Ingo neben mir und lachte auf.

„Garantiert nicht“, gab ich zurück und schüttelte dabei den Kopf. Ich rechnete mit vielem, aber sowas kam dann selbst in meinen kühnsten Träumen nicht vor.
 

„Da du mich ja herausgefordert hast, lasse ich dir auch gerne den Vortritt“, meinte Max zu Tim, der ihm nur einen wissenden Blick zuwarf.

„Dann würde ich mal sagen... Schau zu wie man gewinnt“, lachte Tim und legte auch schon los. Es war der Hammer was er sich da mal kurz aus den Fingern sog und das Publikum gröhlte begeistert auf. Von ihnen hätte wohl auch keiner gedacht dass sie heute Abend so etwas geboten bekommen würden. Als Tim zu Ende gespielt hatte, brach ein tosender Applaus los. Es wurde geklatscht, gepfiffen und geschrien. Zufrieden warf er Max einen Blick zu.

„Ich würde eher sagen, schau zu wie man es besser macht“, entgegnete ihm Max und nun war er es der loslegte. Auch wenn Tim hervorragend vorgelegt hatte, so schaffte Max es doch noch, dem Ganzen eines oben drauf zu setzen. Ich fragte mich zwar wie das gehen sollte, aber scheinbar war es doch möglich. Wieder war die Menge am toben und am klatschen.

Tim nickte leicht mit dem Kopf und legte auch schon mit dem nächsten Solo los. Ich fragte mich, wie lange sie das Spielchen eigentlich noch treiben wollten. Kurz nachdem Tim angefangen hatte, stieg auch Max in das Solo ein und beide lieferten sich einen heißen Wettstreit. Ich war froh, dass ich nicht entscheiden musste wer da gewinnen sollte, denn ich hätte es ehrlich gesagt nicht können. Es spielten beide so genial und waren beide mit vollem Eifer dabei, dass man wirklich das Gefühl bekommen konnte, es war ihnen ernst zu gewinnen. Exakt zur gleichen Zeit hörten beide mit dem Spielen auf und nun war das Publikum gar nicht mehr zu stoppen. Es artete in einem Schrei- und Pfeifkonzert aus, untermalt mit heftigstem Geklatsche. Zufrieden sahen sich Max und Tim an und wandten sich dann dem Publikum zu, gespannt wer jetzt wohl von ihnen Beiden gewonnen hatten. Anfangs war es ein gleichmäßiges rufen der beider Namen, doch nach und nach wurden die Tim-Rufe immer lauter und lauter.

Max zuckte mit den Schultern und reichte Tim die Hand.

„Gratulation und du weißt ja, tue nichts was ich nicht auch tun würde“, lachte er auf und klopfte Tim anschließend auf die Schulter.

„Keine Sorge Max ich werde deinem Ruf schon gerecht werden“, erwiderte Tim und hatte dabei ein mehr als nur breites Grinsen auf dem Gesicht.

Der Rest der Band hatte sich mittlerweile wieder in Position gebracht und so als wäre nichts gewesen, rockten sie auch schon mit „Garden of growing hearts“ los.
 

*Na das kann ja heiter werden*, dachte ich mir nur, konnte mir aber ein Lachen nicht verkneifen. Wäre Jules jetzt hier gewesen, dann hätte sie mich wohl auf der Stelle einen Kopf kürzer gemacht. Vielleicht war es gar nicht mal so schlecht dass sie nicht mehr hier war, aber andererseits fragte ich mich, wo sie jetzt steckte? Berlin war groß und Berlin war auch nicht gerade ein besonders friedliches Pflaster. Ich hoffte nur, dass wenn sie wirklich nach Hause gefahren war, sie gut angekommen war. Sollte ihr irgendetwas passiert sein, so würde ich mir wohl mehr als nur Vorwürfe machen.
 

Nach 2 Zugaben war das Konzert auch leider schon wieder vorbei. Viel zu schnell für meinen Geschmack, aber so war es mit allem was toll war. Wenigstens war der Abend noch nicht vorbei und somit gab es noch sehr viel Gelegenheit um lustige Momente zu erleben. Während sich die Band in den Backstagebereich zurück zog um sich erstmal zu erholen, unterstützte ich Ingo noch am Merchandisestand. Es war so viel los, dass er es alleine wohl nur schwer geschafft hätte und da ich so oder so nichts vor hatte, tat ich wenigstens noch etwas sinnvolles. Ich fand es bewundernswert wie ruhig er bleiben konnte, obwohl man ihn von allen Ecken gleichzeitig her rief, weil alle etwas haben wollten. Es war hektisch und trotzdem schaffte er es noch mit jeder ein paar nette Worte zu wechseln. Aber das zeigte doch wieder, dass nicht die Band ihren Spaß an der Tour hatte, sondern auch alle die daran beteiligt waren. Vermutlich würde es aber auch niemand machen, wenn es ihnen keinen bereiten würde. Wer tat schon Dinge, die er eigentlich gar nicht tun wollte?
 

Das SO36 leerte sich doch sichtlich, aber es gab noch genug Mädels die noch warteten dass die Jungs aus dem Backstagebereich herauskamen und natürlich taten sie es dann auch. Hier und da wurden Autogramme gegeben, brav für Fotos bereit gestanden und immer ein Lächeln auf den Lippen. So wie es sich eben gehörte, aber man merkte auch, dass es ihnen Spaß machte. Für mich hatte dieses Phase wenigstens den Vorteil, dass ich mich schon seelisch auf das was danach passieren würde, vorbereiten konnte. Immerhin musste ich ja noch meinen Pflichten als „Hauptgewinn“ nachkommen, auch wenn ich absolut keine Ahnung hatte, was das für mich bedeuten sollte. Ich wusste nur, dass ich es ihnen garantiert nicht einfach machen würde.



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