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Das Leben geht weiter

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Kartons über Kartons

„Jules?“, rief ich durch die Wohnung, als ein lautes Klirren aus der Küche kam. „Alles in Ordnung bei dir?“

„Ja ja... Alles in Ordnung“, rief Jules schnell zurück.

*Glaub ich nicht*, sagte ich in Gedanken und legte das Buch, welches ich gerade in den Händen gehalten hatte, zu den anderen in den Karton. Langsam stand ich auf und streckte mich erst einmal, denn mir waren vom vielen Sitzen so halb die Beine eingeschlafen. Ein höchst unangenehmes Gefühl. Ich schüttelte mein Bein bis das Kribbeln endlich nachließ und ging in die Küche aus der das Klirren gekommen war. Jules kniete auf dem Boden und sammelte die Glasscherben auf die dort lagen.

„Tut mir leid es ist mir aus der Hand gefallen“, sprach sie und warf die Scherben in den Mülleimer. „Ich hoffe es war kein wichtiges Glas oder so.“

„Das? Nein“, meinte ich und schüttelte den Kopf. „Das war ein altes Saftglas gewesen, das wäre wohl so oder so im Müll gelandet. Solange du meine Sektgläser leben lässt ist alles in Ordnung, weil die werden noch gebraucht.“

Jules erhob sich und strich sich eine Strähne hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.

„Ich kann es echt noch nicht glauben dass du nach Berlin ziehst“, meinte sie und setzte sich auf einen Küchenstuhl. „Und noch weniger, dass ich deine Wohnung hier übernehmen kann.“

„Du wolltest doch schon lange von daheim raus“, sagte ich lachend und setzte mich auf den anderen Küchenstuhl. „Also was lag näher als dir die Wohnung zu geben, als irgendjemand fremden? So bleibt sie wenigstens in der Familie.“

„Ja aber fällt dir das denn überhaupt nicht schwer?“

„Was meinst du damit?“

„Naja.... Ich meine du hast doch hier gewohnt und ist das nicht komisch jetzt einfach woanders hin zu ziehen?“, fragte Jules und schob ein paar alte Zeitungen von einem Eck des Tisches in die andere.

„Sicherlich hab ich hier gewohnt und sicherlich ist es seltsam jetzt woanders hin zu ziehen“, sagte ich ruhig und angelte mit der Hand nach der Colaflasche die neben dem Kühlschrank auf der Arbeitsfläche stand. „Aber man ist immer dort daheim wo man Freunde hat. Außerdem weiß ich dass die Wohnung in guten Händen ist und du weißt jetzt auch, wo du bleibst wenn du nach Berlin kommst.“

„Das hätte ich auch so gewusst“, murmelte Jules und bekam doch tatsächlich rote Wangen.

„So genau wollte ich es dann doch auch wieder nicht wissen“, lachte ich auf und schenkte mir ein Glas Cola ein. Ja Jules und ich hatten einen Tag nachdem ich wieder zu hause gewesen war, ein sehr ausführliches Gespräch gehabt. Ich hatte es mir natürlich nicht nehmen lassen sie über alles was an dem Abend noch passiert war auszufragen und sie hatte mir auch brav alles erzählt. Ehrlich gesagt hatte ich nicht einmal großartig nachfragen müssen, denn Jules war so aufgeregt gewesen, dass ich sie sogar bei ihren Erzählungen hatte bremsen müssen. Auch wenn ich es damals nicht hatte glauben wollen als mir Max erzählt hatte sie sei bei Per, so hatte Jules mir diesen Zahn doch schnell gezogen. Sie hatte tatsächlich die Nacht bei Per verbracht und sie hatten sich beide sehr gut verstanden gehabt. Ob jetzt aber zwischen ihnen etwas gelaufen war oder nicht, darüber hatte sie mir keine Auskunft erteilt.

Das Gespräch lag jetzt 3 Wochen zurück und einer Woche würde ich mein Praktikum beginnen. Ich hatte es damals nicht fassen können und ich würde es wohl heute noch nicht glauben, würden in der Wohnung nicht überall Umzugkartons herumstehen. Es war als wäre es gestern gewesen, wo mir Carl den Umschlag von Benedikt gegeben hatte. Der Umschlag der in dem Moment so vieles verändert hatte. Es war nicht nur ein Brief darin gewesen mit so einigen Erklärungen, sondern es hatte sich auch ein Vertrag darin befunden. Ein Arbeitsvertrag. Ich hatte keine Ahnung wie Benedikt das geschafft hatte diesen Vertrag möglich zu machen, aber irgendwie hatte er es geschafft. Damals als er gemeint hatte er würde mir ein paar Sachen zeigen war ich ihm schon dankbar gewesen, aber dass er mir jetzt auch noch einen Praktikumsplatz besorgt hatte, war mehr gewesen, als ich mir jemals erhofft hätte.

Am gleichen Tag noch hatte ich ihn angerufen und gefragt ob das ein schlechter Scherz sei oder ob er es wirklich ernst gemeint hatte. Er hatte gelacht und mich gefragt ob ich ihm so einen Scherz ernsthaft zutrauen würde. Natürlich hatte ich es nicht getan, aber an diesem Tag war es einfach zu unglaubwürdig gewesen um wahr sein zu können. Aber es war die Wahrheit gewesen. Wie er es geschafft hatte, hatte er mir allerdings nicht beantworten wollen, nicht einmal nach dem dritten Nachfragen und dann hatte ich die Sache auch auf sich beruhen lassen.

Ich hatte lange überlegt ob ich wirklich nach Berlin ziehen sollte, aber bei der bloßen Vorstellung an mehrere Stunden Autofahrt am Tag, war der Entschluss umzuziehen doch recht schnell gefallen. Es war eben doch ein Unterschied ob man 10 Minuten in einer Straßenbahn verbrachte oder ob man wenn es gut lief etwas mehr als eine Stunde in einem Auto verbrachte. In den vergangenen Wochen war ich öfters in Berlin gewesen um mich nach einer passenden Wohnung um zu schauen und wurde dabei natürlich tatkräftig von Max, Jules und Per unterstützt. Sogar Tim und Stefan waren hin und wieder dabei gewesen. Es war jedes mal eine sehr spaßige Angelegenheit gewesen, denn während ich auf Dinge wie Einbauküche und ähnliches achtete, so schauten die Jungs eher danach, wie gut sie geeignet war um Party zu feiern. Es hatte eine Weile gedauert aber letztendlich hatte ich doch noch eine Wohnung gefunden die mir zugesagt hatte. Sie ging über 2 Stockwerke und war genau das was ich gesucht hatte. Sie hatte ein großes Wohnzimmer im unteren Stock und einen großen Balkon. Im zweiten Stockwerk, was eigentlich nicht wirklich ein richtiges Stockwerk war, lagen das Schlafzimmer und das Badezimmer. Also genug Platz um sich auszubreiten und auch genug Platz um mal ein paar Leute einen Schlafplatz nach einer Party zu bieten. Die Wohnung kostete mehr als ich für meine alte gezahlt hatte, aber überraschenderweise hatten mir meine Eltern angeboten die Differenz zu übernehmen die zwischen der alten Miete und der neuen lag. Sie hatten wohl gemerkt wie wichtig mir das alles war und wollten mir keine Steine in den Weg legen oder hatten besser gesagt die aus dem Weg geräumt. Ohne ihre Hilfe wäre das wohl alles gar nicht möglich gewesen.
 

„Sag mal wann soll es denn morgen losgehen?“, fragte mich Jules und langte nach der Colaflasche.

„Nun der Umzugswagen kommt um 9 Uhr und dann wird alles verladen was es eben zu verladen gibt“, meinte ich und zündete mir eine Kippe an. „Viel ist es ja nicht. Dann fahren wir alle nach Berlin hoch und räumen die ganzen Sachen einfach nur in die Wohnung. Einräumen lohnt sich nicht, besonders nicht wenn ich noch streichen muss und alles. Konnte ich bisher ja nicht machen, da ich ja erst gestern den Schlüssel zur Wohnung bekommen habe.“

Ich sah mich um wo denn der Aschenbecher hingekommen war, aber er ließ sich einfach nirgendwo finden, also nahm ich eine uralte Kaffeetasse die so oder so im Müll landen würde und funktionierte die einfach in einen Aschenbecher um.

„Soll ich dir dann wenn alles ausgeladen ist noch bei etwas helfen?“, fragte Jules und versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck zu machen, aber ich hatte sie durchschaut.

„Ach Jules, mich schaffst du nicht hinters Licht zu führen, dafür kennen wir uns schon viel zu lange“, lachte ich auf und drückte die Zigarette aus. „Du fragst doch nur um zu wissen ob du gleich zu Per abhauen kannst oder erst später. So ist es doch oder?“

Ein wenig verlegen nickte Jules mit dem Kopf. Hatte ich also doch ins Schwarze getroffen.

„Willst du mir eigentlich nicht endlich mal sagen was da zwischen euch beiden läuft?“

„Was soll denn da schon laufen?“

„Jules? Du weißt genau was ich meine“, sagte ich zu ihr und zog leicht die Augenbrauen nach oben. „Meinst du ich hab das nicht mitbekommen wie ihr immer zusammen gesessen seid? Wie ihr ständig am tuscheln und lachen gewesen seid? Da läuft doch was, also gib es einfach zu.“

„Ja wir verstehen uns gut, aber das heißt doch nicht gleich dass da was laufen muss“, widersprach mir Jules, achtete aber darauf, mir meinem Blick auszuweichen.

„Jules?“

„Ja?“

„Jetzt rücke endlich raus mit der Sprache, sonst....“

Lachend hielt ich die offene Flasche in der Hand und deutete an, was passieren würde, würde sie nicht endlich mit der Sprache herausrücken. Jules rückte mit dem Stuhl ein Stückchen nach hinten und sah mich warnend an.

„Das wagst du nicht...“

„Oh doch das tue ich und das weißt du genau!“

Jules sah mich kurz fragend an, hob dann ihre Hände und seufzte theatralisch auf.

„Na gut, na gut... Ich gebe auf“, meinte sie und zuckte leicht mit den Schultern. „Es läuft wirklich nichts aber... Naja wie soll ich sagen... Er ist ein ganz lieber und wir verstehen uns echt gut und...“

Jules fuhr sich durch die Haare und bekam einen leicht verträumten Blick.

„Und du hast dich in ihn verliebt richtig?“, fragte ich nach, auch wenn ich mir die Antwort schon längst denken konnte.

„Ich glaube schon“, murmelte Jules und eine zarte Röte hatte ihr Gesicht überzogen.

„Dann würde ich sagen schnappe ihn dir“, lachte ich und stellte die Flasche wieder auf den Tisch zurück.

„Toll und wie soll ich das anstellen?“, fragte Jules seufzend und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

„Jetzt komm schon Jules, was soll daran so schwer sein?“, meinte ich zu ihr und sah sie an. „Ich meine du kannst es ihm sagen oder noch besser, du zeigst es ihm einfach. Genügend Möglichkeiten gibt es ja. Du musst nur den Mut dafür haben.“

„Ja und was ist wenn er es nicht will? Also wenn ich ihm nicht das bedeute was er mir bedeutet?“, fragte Jules wieder nach und man merkte dass sie sich Gedanken deswegen gemacht hatte und scheinbar noch immer machte.

„Meinst du er würde so viel Zeit mit dir verbringen wenn du ihm egal wärst? Meinst du wirklich er würde jedes mal fragen ob du auch mit kommst wenn ich gesagt habe dass ich nach Berlin komme? Meinst du wirklich er hätte dir angeboten bei ihm zu übernachten wenn er absolut kein Interesse an dir hätte?“

„Ja irgendwie hast du ja Recht, aber trotzdem. Vielleicht sieht er mich ja auch nur als gute Freundin oder tut das nur, weil ich deine Freundin bin und du mit seinem Freund zusammen bist“, warf Jules ein und ließ ein wenig den Kopf hängen.

„Du glaubst doch nicht etwa selbst an das was du gerade versuchst mir hier weiß zu machen oder?“, fragte ich nach, aber scheinbar schien es wirklich so zu sein. „Per ist nicht der Mensch der aus Höflichkeit jemanden einen Platz zum schlafen anbietet und noch weniger würde er das tun nur weil du meine Freundin bist und ich mit Max zusammen bin. Er könnte sich auch gar nicht dafür verantwortlich fühlen wo du bleibst wenn du mitkommst, aber genau das tut er ja nicht. Also gebe dir einfach einen Ruck und setze alles auf eine Karte. Ich bin mir sicher du gewinnst.“

„Meinst du wirklich?“

„Ich würde es dir sonst garantiert nicht sagen oder seit wann lasse ich eine Freundin voll ins offene Messer laufen?“

Jules seufzte leise auf und schüttelte den Kopf.

„Nein“, murmelte sie und sah mich an. „Bist du denn da wenn es in einem Fiasko endet?“

Ich lächelte und nickte mit dem Kopf.

„Klar bin ich dann für dich da“, meinte ich ruhig und sah Jules mit offenem Blick an. „Ich lasse dich gewiss nicht noch einmal hängen. Das damals war mir Lehre genug gewesen.“

Nein das würde ich gewiss nicht tun. Was wäre ich denn für eine Freundin die ihre Freundin in so einem Falle im Stich ließ? In einem Moment wo man glaubte die Welt würde in sich zusammenbrechen und es würde kein Morgen mehr geben. Ich würde für sie da sein, egal in welcher Situation sie mich dann auch stören würde.

Erleichtert sah Jules mich an und das Lächeln war wieder auf ihre Lippen zurückgekehrt.

„Freut mich zu hören“, meinte sie und sah sich dann in der Küche um. „Aber weniger freut es dich wohl zu hören, dass wenn wir nicht mal langsam einen Gang zulegen, wir noch die ganze Nacht mit packen beschäftigt sein werden.“

„Musst du mich denn gerade jetzt daran erinnern?“, lachte ich auf und sah mich seufzend in der Küche um. Ja es gab noch sehr viel zu tun, aber nicht nur hier. In eigentlich jedem Zimmer lagen noch Sachen herum die darauf warteten in einem Karton verstaut zu werden. Es gab nichts schlimmeres als ein Umzugstag an dem nicht alles fix und fertig verpackt war. Reines Chaos war da dann wohl noch ein harmloser Ausdruck für.

„Ok, dann lass uns mal weitermachen“, seufzte ich und trank mein Glas leer. „Aber vorher rufe ich den Pizzaservice an, sonst verhungere ich noch und dann ist der Umzug so oder so gelaufen.“

„Und Max würde es mir niemals verzeihen dass ich dich nicht vor dem Hungertod bewahrt habe und mich mein Leben lang verfolgen und mir Vorwürfen überschütten“, lachte Jules, deren Magen auch das Knurren angefangen hatte. Aber so war es nun einfach mal, arbeiten machte eben doch hungrig.



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